Die Zeitung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der K+S Gruppe 2 2015 ZKZ 24832 WWW.K-PLUS-S.COM DEUTSCHE AUSGABE Blaupause am Eriesee In der Mine von Fairport arbeiten US‑Amerikaner und Deutsche gemeinsam am Modell der Zukunft für die Bergwerke von Morton Salt. Und sie lernen dabei voneinander. BEKENNTNIS BRÜCKENSCHLAG Raúl Jara liebt seinen Job – und das Meer Baustart für Bahn und Terminal bei Legacy BOHRUNG Frisia Zout produziert Siedesalz aus der Tiefe WELTWEIT WORLDWIDE / MONDE / MUNDO / MUNDO wie Sie wohl alle mitbekommen haben, hat uns der kanadische Düngemittelhersteller PotashCorp darüber informiert, dass er den K+S-Aktionären den Erwerb aller Aktien über eine öffentliche Übernahme anbieten will. Vorstand und Aufsichtsrat sind verpflichtet, diesen Vorschlag sorgfältig zu prüfen – im Interesse der Aktionäre, des Unternehmens, unserer 14.300 Beschäftigten und der Kunden weltweit. Seien Sie gewiss, dass wir dieser Pflicht gründlichst nachkommen werden. Welche Empfehlung am Ende des Prozesses steht, ist offen. Vor diesem Hin- SCOOP 2/2015 tergrund bitte ich Sie auch im Namen des gesamten Vorstands und des Aufsichtsrates, Ihre Arbeit genau so engagiert und konzentriert weiter zu machen wie bisher. Wichtig ist, dass wir alle die Stärke zeigen, die wir gemeinsam haben. Selbstverständlich werden wir schnellstmöglich informieren, wenn es Neues gibt. Ein Beleg für den ehrlichen und vertrauensvollen Umgang miteinander ist auch, dass wir nun zum zweiten Mal nach 2012 eine globale Mitarbeiterumfrage durchführen: wir wollen wissen, wo der Schuh drückt und wo wir noch besser werden können oder sogar müssen. Sie sind herzlich eingeladen, in garantierter Anonymität an der Bestandsaufnahme der Stimmung im Unternehmen teilzunehmen – in Bernburg wie in Bad Salzdetfurth, in Kassel wie in Cape Canaveral, in Rio Grande wie in Reims, in Santiago wie in Saskatoon. Bitte nutzen Sie die Chance! Ihr Vorsitzender des Vorstands NACHRICHTEN UMFRAGE SÜDAMERIKA K+S KALI analysiert Kundenzufriedenheit Steigende Absatzzahlen von K+S Chile in Peru KASSEL / Übergreifender Ansatz in den neuen Strukturen: Die K+S KALI GmbH wird im Herbst 2015 erstmals weltweit über eine Umfrage die Zufriedenheit ihrer Kunden in den drei Commercial Units Fertilizer, Industry und Health Care & Nutrition analysieren. Dies ist die erste übergreifende Umfrage dieser Art. Geplant ist, mehr als 2.000 aktuelle und frühere Kunden über ihre Zufriedenheit und Wünsche für eine mögliche künftige Kooperation zu befragen. Eine erste Kundenzufriedenheitsanalyse im Geschäftsbereich Kali wurde 2012 vorgenommen – damals allerdings nur für Klienten im Bereich Health Care & Nutrition, für jene in den USA und die des Bereiches Industry, die zertifizierte Produkte von K+S bezogen. Interessantes Ergebnis vor drei Jahren: In jeder Kundenkategorie wurde die reine Produktqualität als wichtiger bewertet als das Preis-Leistungs-Verhältnis. Ein entscheidender Punkt für die Befragten war, dass die Summe aus Kommunikation, Logistik und Vertriebsservice bei der Kaufentscheidung eine zentrale Rolle spielte. Die Zufriedenheits- analyse 2015 wird von einem Team der drei Commercial Units der K+S KALI GmbH gemeinsam mit der Uni Kassel organisiert. FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG AFZ Unterbreizbach geht im September dieses Jahres in Betrieb UNTERBREIZBACH / Im September 2015 wird das neue Analytikund Forschungszentrum (AFZ), in das K+S rund 30 Mio. Euro investiert, in Betrieb gehen. Schon jetzt läuft in dem Neubau das Labor im Probebetrieb. „Im Technikum werden momentan die noch fehlenden Anlagen ins- talliert. Wir liegen optimal im Zeitplan“, sagt Dr. Armin Dietrich, Leiter des AFZ. Das Gebäude bietet auf rund 9.000 Quadratmetern Platz für über 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die umfangreiche Forschungsarbeiten und Analytik dienstleistungen durchführen. LIMA / In den vier Jahren seit Gründung des peruanischen Vertriebsstandortes von K+S sind die Verkaufszahlen konstant gestiegen. Im Bereich der Textilsalze soll zukünftig neben den Produkten der K+S Chile auch Siedesalz der esco vertrieben werden. Die Speisesalzmarken Sal Lobos und Biosal verzeichnen konstante Wachstumsraten. „Wir planen, eine eigene Fabrik in Peru in Betrieb zu nehmen, um unsere Wettbewerbsposition bei den Speisesalzen weiter zu verbessern“, sagt K+S Peru‑Geschäftsführer Guillermo Carvallo. HAUPTVERSAMMLUNG Gute Stimmung bei den Aktionären KASSEL / Rund 1.100 Aktionäre kamen zur Hauptversammlung 2015 der K+S AG in das Kongress Palais Kassel. Sie freuten sich über ein deutlich besseres Ergebnis für 2014 als erwartet und einen guten Start in das neue Jahr. Der Umsatz im ersten Quartal stieg um 16 Prozent auf 1,4 Mrd. Euro, für 2015 wird insgesamt ein deutlicher Anstieg des EBIT I gegenüber 2014 (641 Mio. Euro) erwartet. Die Dividende für die Anteilseigner stieg von 25 Cent im Jahr 2014 auf nunmehr 90 Cent je Aktie. UMZUG Neues Büro für K+S North America CHICAGO / Am 1. Mai hat die K+S North America ihren Standort in New York City verlassen und ist nach Chicago gezogen. Jetzt nutzen die Mitarbeiter rund um den neuen Geschäftsführer Dr. Martin Brown (Foto) die bestehenden K+S-Strukturen in Chicago. Ein gemeinsames Büro mit der K+S Salt und eine enge Zusammenar- beit mit Morton Salt in verschiedenen Business Services sollen die Unternehmensprozesse weiter standardisieren und professionalisieren. „Durch die Zusammenlegung unserer Aktivitäten bereiten wir uns auf das große Wachstum durch den Verkauf der Mengen aus dem kanadischen Legacy Projekt vor“, sagt Brown. Titelfoto: Ricky Rhodes | Fotos S. 2-3: Regina Recht, K+S AG (2), Harry Soremski, Malte Jäger | Grafik: C3 Visual Lab 2 3 SCOOP 2/2015 Zielitz DEUTSCHLAND MASCHINENBAU Dicke Scheibe für Zielitz INHALT ARBEITEN 4 Fairport Amerikaner und Deutsche entwickeln gemeinsam die Zukunft der Salzgewinnung 8 Legacy Baubeginn für den Eisenbahn-Zubringer in Saskatchewan und das neue Kali-Terminal von Port Moody 9 IT Global Die globale ITInfrastruktur von K+S wird extern bereitgestellt Das Kaliwerk Zielitz hat eine neue Treibscheibe bekommen. Diese ist Teil der 8-Seil-Turmförderanlage, mit der das Kali über Tage befördert wird. Die Montage der 30 Tonnen schweren Stahlkonstruktion erfolgte in mehreren Schritten und dauerte vier Tage. Nach dem Abbau der alten Treibscheibe brachte ein Tieflader die neue Scheibe mit einem Durchmesser von dreieinhalb Metern in das Gebäude Schacht 1. Dort wurde sie per Kran durch einen separaten Transportschacht auf die Maschinenbühne in Höhe von 55 Metern gehoben und montiert. 10 Frisia Die esco-Tochter baut für die Siedesalz-Produktion eine neue Kaverne LERNEN 12 Nachwuchs Über das weltweite Traineeprogramm der K+S Gruppe 13 Gadget Wozu ein Berauber gebraucht wird 14 K+S Polska Der Poznańer Vertriebsstandort versorgt die nationalen Apfelproduzenten 16 Medizin Salz in die Wunden bei Verletzungen 18 Wissen Sie ... wie viel Salz eine Träne hat und wie viel Kali im Jahr produziert wird? 19 Jubiläum Die portugiesische Salzmarke Vatel wird 100 TEILEN 20 Meine Heimat Raúl Jara über seine Arbeit bei K+S Chile 22 Modellbau Aus Neu mach Alt mit der Salztechnik 24 Bunte Seite IMPRESSUM Herausgeber: K+S Aktiengesellschaft Redaktionsleitung: Thomas Brandl Telefon: +49 561 93 01 - 14 24 Telefax: +49 561 93 01 - 16 66 E-Mail: [email protected] Internet: www.k-plus-s.com Anschrift: K+S Aktiengesellschaft, Communication Services, Berthavon-Suttner-Straße 7, 34131 Kassel Bildredaktion, Layout und Realisation: C3 Creative Code and Content GmbH, Berlin Druck: Werbedruck GmbH Horst Schreckhase, Spangenberg Auflage: 22.000 Erscheinung: Juli 2015 ARBEITEN 4 WORKING / TRAVAILLER / TRABAJAR / TRABALHAR SCOOP 2/2015 Aufbruch in die Zukunft E s ist schon ein eigenartiges Gefühl, drei Kilometer vom Ufer entfernt in einer Grube unter dem Eriesee mit seinen riesigen Wassermassen zu stehen, in 600 Meter Tiefe, inmitten einer 500 Millionen Jahre alten Salzschicht, die bis hinüber zur anderen Seite nach Kanada reicht. Im Baufeld 52 lässt sich eindrucksvoll studieren, wie Morton Salt immer besser mit der K+S Gruppe zusammenwächst – und wie die „Salt 2020“-Strategie des Geschäftsbereiches Salz Konturen gewinnt. Über drei Jahre hinweg haben deutsche und amerikanische Kollegen miteinander ein Konzept entwickelt, nach dem nun Schritt für Schritt die Rohstoff-Gewinnung unter Tage in Fairport auf das in der K+S Gruppe übliche Bohr- und Sprengverfahren mit Geräten der Salzgitter Maschinenbau AG (SMAG) umgestellt und damit wesentlich effizienter wird. Fairport beschäftigt 170 Mitarbeiter, davon 110 unter Tage. Die Jahresproduktion liegt bei etwa 1,3 Millionen Tonnen Auftausalz, das aus Marketingründen für den US-Markt blau eingefärbt wird. Bislang wurde der Rohstoff unterm Eriesee sowohl konventionell (Undercutting) als auch mit schneidender Gewinnung (Continuous Mining) abgebaut. Das konventionelle Mining sollte eigentlich bereits im Jahr 2003 durch die schneidende Gewinnung ersetzt werden, da es am Ende der technischen Lebensdauer angelangt war. Das Continuous Mining-Verfahren erwies sich allerdings als derart störanfällig, dass der konventionelle Abbau auch aufgrund der damals sehr niedrigen Investitionsbudgets deutlich länger als geplant zum Einsatz kam. Nach der Akquisition von Morton Salt durch K+S 2009 war es an der Zeit, wirtschaftlich nachhaltige Entscheidungen zu treffen: 2012 wurde der Ersatz des konventionellen Minings (Undercutting) durch das SMAG-Verfahren beschlossen. Ende 2015 wird in Fairport auch mit dem Continuous Mining Schluss sein. Künftig bauen die US-Bergleute ihren Rohstoff ausschließlich per Bohrlochsprengung mit Sieben-Meter-Abschlägen und neuer Beraubetechnik ab, mit Das Bergwerk Fairport in Ohio wird zur Blaupause für die Zusammenarbeit zwischen US-Amerikanern und Deutschen innerhalb von K+S. Gemeinsam entwickeln beide Seiten dort die Salzgewinnung der Zukunft – und lernen voneinander. VON THOMAS BRANDL Maschinen, die aus Europa kommen und für die in Nordamerika derzeit noch Händler- und Servicenetze aufgebaut werden. Ein gewaltiger Schritt. „Am Anfang mussten wir unsere Leute schon ein bisschen überzeugen, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, sagt Werksleiter Mark Mitchell, „aber dank der tollen Zusammenarbeit mit unseren deutschen Kollegen haben sich die Vorbehalte inzwischen fast komplett erledigt.“ Der Schlüssel zum besseren Verständnis der unterschiedlichen Arbeitsweise und Kultur war ein intensives Puzzlearbeit unter Tage: Dan Thomas baut einen Bohrwagen wieder zusammen. Das Auftausalz in Fairport wird aus Marketinggründen blau eingefärbt – und unter freiem Himmel gelagert. 5 SCOOP 2/2015 Positive Deutschland-Erfahrungen: Heather Orr (r.) und Vincent Ilaqua zurück in Fairport. KANADA Fotos: Ricky Rhodes | Grafik: C3 Visual Lab Morton Salt: an 24 Standorten präsent Die K+S-Tochter ist der größte Salzproduzent Nordamerikas – mit 24 Standorten für Stein- und Meersalz, Salinen und Verladung. USA Solar Salt Rocket Salt Evaporation Salt Terminal Austauschprogramm über den Großen Teich hinweg, das die beiden Projektkoordinatoren Andrew Patton (MO – Weeks Island) und Matthias Elvers (H-MT in Kassel) von Anfang an als Bestandteil der neuen „Fairport Mining Strategy“ geplant hatten. Seit Sommer 2014 bekamen US-Kollegen über mehrere Wochen hinweg an der Werra, in Neuhof, in Zielitz und in Bernburg einen profunden Einblick in den Berufsalltag und die verwendete Technologie – aber auch in die Mentalität der „Germans“. So etwas verbindet. Bruce Dickerson, Bergmann mit 44 Jahren Erfahrung und Betriebsführer unter Tage in Fairport, zeigt sich noch immer „tief beindruckt vom technisch-organisatorischen Niveau und von der Ingenieurskunst in Deutschland“. Sein Kollege Vincent Ilaqua, Sicherheitstrainer der Morton-Mine, war bei seinem ersten Europa-Trip überrascht, „wie unglaublich freundlich die Leute überall zu uns waren und was sie uns alles bereitwillig gezeigt haben“. Selbst kulinarisch war die Reise wohl ein großer Erfolg: „Also Ente mit Rotkohl und Klößen … Wow! Aber die Pizza schmeckt trotzdem bei uns besser!“ Auch die deutschen Kollegen, die mit Inbetriebnahme der ersten neuen Maschinen in Fairport im Herbst 2014 Unterstützung leisteten, verbuchten das gegenseitige Kennenlernen und die gemeinsame Arbeit vor Ort als Gewinn. Die beiden Großgeräte‑Instrukteure Markus Mrugalla (Grube Hattorf-Wintershall) und Mario Simmroth aus Unterbreizbach, die an der Werra und am Eriesee ihr Know‑how im Umgang mit Bohrwagen und Berauber an die US-Kollegen weitergaben, empfanden es als „Auszeichnung und Wertschätzung“, am Austauschprogramm teilnehmen zu dürfen. Erstaunt waren sie darüber, wie wenig Probleme die Verständigung auf Englisch bereitete. Mrugalla: „Das war kein Thema. Ich finde es einfach spannend, ein Teil der Internationalisierung von K+S zu sein.“ Mario Simmroth meldete sich nach dem US-Trip umgehend zu einem Englisch-Kurs an, um seine Sprachkenntnisse weiter zu verbessern. » Ich finde es einfach spannend, ein Teil der Internationalisierung von K+S zu sein. « Schritt für Schritt hält seit Herbst vergangenen Jahres moderne Technologie aus Europa Einzug in die seit 1959 produzierende Mine unter dem Eriesee. Gut zehn Millionen Euro kostet die Investition in neue Sandvik-Lader, Bohrwagen von SMAG, Berauber aus dem Hause GHH, mobile Bandantriebe oder Wetterund Elektrotechnik, bei der Dr. Heinrich Sönksen (T-TU) beratend zur Seite stand. Wie nicht anders zu erwarten, bleiben Startschwierigkeiten bei einem solchen Pilotprojekt nicht aus. Wenn die nagelneue HAZEMAG-Brecheranlage zunächst mal nicht so funktionierte, wie sie sollte, war es gut, wenn erfahrene Fachleute wie Matthias Elvers und WEITER AUF SEITE 6 » 6 ARBEITEN WORKING / TRAVAILLER / TRABAJAR / TRABALHAR SCOOP 2/2015 1,3 MIO. T. PRODUKTION Mit der neuen Abbaumethode soll die SalzAusbeute in Fairport um fast 40 Prozent steigen – bei gleichem Personalbestand. „Kraft und Präzision“: Thomas Jones im neuen Berauber. » der eigentlich zum Dienst in die Morton-Mine Weeks Island in Louisiana entsandte Bergbau-Ingenieur Wolfgang Kroll schnell bei der Hand waren. „Den beiden verdanken wir sehr viel“, sagt Bruce Dickerson, „ohne ihre Hilfe würde der Betrieb bei uns noch nicht so rund laufen.“ Derzeit fördert Fairport knapp 1,3 Millionen Tonnen Auftausalz mit einem NaCl-Gehalt zwischen 96 und 97 Prozent zu Tage. Bis zu 1,8 Millionen Tonnen könnten es bei gleichem Personalbestand mit der neuen Technik einmal werden, schätzt Werksleiter Mitchell: „Wir sind ein kleines Bergwerk mit großer Zukunft.“ Die Salzreserven unter dem Eriesee reichen noch viele Jahrzehnte, die Winter sind meist kalt und schneereich im Osten der USA und schon heute erfolgt der Abtransport kostengünstig zu 44 Prozent auf dem Wasserweg. Während die Bergleute an der Werra, in Borth, Sigmundshall oder Bernburg meist mit Klein‑Lkw und Geländewagen auf die oft weit entfernte Abbaustrecke gehen, sind die Amerikaner mit wendigen Ranger-Fahrzeugen oder Carts unterwegs, wie man sie auch auf dem Golfplatz sieht. Und wie kommen die Kollegen unter Tage mit den vielen neuen Großmaschinen von der anderen Seite des Atlantiks klar? – „Da ist schon sehr viel mehr Elektronik drin“, sagt Joe Burke, seit 39 Jahren in Fairport und letzten Herbst gleichfalls in Deutschland geschult, „daran muss man sich erst gewöhnen. Aber mit Werksleiter Mitchell: „Überzeugungsarbeit war schon nötig.“ dem neuen Sprenglochbohrwagen arbeiten wir wesentlich präziser und effektiver.“ Kollege Thomas Jones steuert den neuen GHH-Berauber seit fünf Monaten und findet ihn schlichtweg großartig: „Wir nennen ihn nur das Biest – was für eine Kraft und Präzision!“ Auch der über 60 Tonnen schwere Fahrlader von Sandvik fand unter Tage am Eriesee schnell seine Freunde; anfängliche Probleme mit dem Joystick hat Fahrer Daryel Leikalla inzwischen im Griff: „Das neue Gerät ist leiser und entwickelt weniger Hitze und Abgas als unser alter R2900 Elphinstone – obwohl mir dieser in 15 Jahren schon sehr vertraut geworden war …“ Die Bergleute aus Ohio haben bei ihren GermanyTrips letztes Jahr genau hingeschaut, um aus dem dort Gesehenen ihr eigenes Konzept zu entwickeln, pass- 7 SCOOP 2/2015 genau zum Standort. „Wir haben nicht alles 1:1 übernommen“, erklärt Bruce Dickerson, „weil manches bei uns in Amerika eben anders ist.“ Die Kanadierin Heather Orr, die das „Fairport Mining Project“ als Koordinatorin vor Ort begleitet, verweist „auf den viel höheren Spezialisierungsgrad der Kollegen in Deutschland auch unter Tage – wir arbeiten mehr mit Generalisten“. Was auffällt beim Besuch in Fairport, ist der gegenseitige Respekt, mit dem die Kollegen von beiden Seiten des Atlantiks miteinander umgehen. Bergmann zu sein verbindet eben. Zur Inbetriebnahme der neuen Brecheranlage stehen Matthias Elvers und Wolfgang Kroll Gewehr bei Fuß. Und in der Tat läuft nicht alles gleich so rund wie erhofft. Immer wieder kommt es zu Störungen . Doch dank des Internationale Expertentruppe: Wolfgang Kroll, Vincent Ilaqua, Bruce Dickerson und Matthias Elvers (v. l.). Fotos: Ricky Rhodes Austausch als Basis für den Erfolg Die „Fairport Mining Strategy“ wurde von Amerikanern und Deutschen gemeinsam erarbeitet. Ein intensives Austausch- und Trainingsprogramm führte die US-Kollegen Jim Vincent, Grant Sutherland, Mark Mitchell, Vincent Ilaqua, Bruce Dickerson, Heather Orr, Doug Matthai, Joe Burke und Jean Baptiste Dromer 2014 an mehrere deutsche K+S-Standorte, wo sie den Einsatz der Großmaschinen erlebten. Bei deren Start in Fairport standen Markus Mrugalla, Mario Simmroth, Matthias Elvers, Wolfgang Kroll und Rüdiger Triebel hilfreich zur Seite. Alle Beteiligten betrachten den Austausch als Bereicherung. Moderne Maschinen sorgen für weniger Energieverbrauch, Abgase und Hitzeentwicklung. » Fairport ist die Blaupause für uns. Auch Ojibway bietet sich aller Voraussicht nach für eine Umstellung an. « Know-hows und der Erfahrung der beiden Ingenieure klappt’s am Ende dann doch bestens. En passant modifizieren Wolfgang Kroll und Vincent Ilaqua gemeinsam vor Ort noch am Laptop das Sprengprogramm für die nächste Schicht. Ilaqua: „Das hat einfach nicht gleich so funktioniert, wie wir das haben wollten.“ Kein Zweifel: Das Beispiel Fairport zeigt, so K+S-Vorstand Mark Roberts, „wie die Integration von Morton Salt in die K+S Gruppe voranschreitet und wie Deutsche und Amerikaner sich auch aufgrund des intensiven Austausch- und Trainingsprogrammes ein großes Stück nähergekommen sind.“ Mit den Erfahrungen vom Eriesee im Rücken prüft Morton Salt, in den nächsten Jahren auch andere Bergwerke in den USA und Kanada Schritt für Schritt mit neuester Technik und standardisierten Produktionsverfahren auszurüsten – so wie in der „Salt 2020“-Strategie vorgesehen. Christian Herrmann, Geschäftsführer von Morton Salt: „Fairport ist die Blaupause für uns. Auch unser mit 2,7 Millionen Tonnen Jahresförderung größtes Bergwerk Ojibway bei Detroit bietet sich aller Voraussicht nach für eine Umstellung an – dort haben wir ähnliche Bedingungen. In den nächsten anderthalb Jahren läuft die detaillierte Ingenieursplanung, bisher sieht alles gut aus.“ ARBEITEN WORKING / TRAVAILLER / TRABAJAR / TRABALHAR SCOOP 2/2015 Brückenschlag über die Rockies Beim Legacy Projekt in Kanada haben jetzt die Arbeiten für den Eisenbahn-Zubringer in Saskatchewan und das neue Kali-Terminal im Pazifik-Hafen von Port Moody begonnen. Endstation Port Moody: Laut Dr. Martin Ponzlet (r.) und Steffen Brill wird das neue Kali-Terminal das modernste in der ganzen Welt. V or der eindrucksvollen Silhouette der Legacy-Baustelle in Saskatchewan arbeiten sich Bagger, Raupen und schwere Bulldozer durch das lehmige Gelände mit seinen vielen Tümpeln und profilieren deutlich sichtbar den Weg gen Süden nach Belle Plaine, zur Hauptlinie von Canadian Pacific. 30 Kilometer neue Schienen baut die Eisenbahngesellschaft, Überquerung des Qu’Appelle-Tales mit einer Brücke inbegriffen. Weitere 14 Kilometer Strecke und sechs Kilometer Rangier- und Abstellgleise kommen auf der Legacy-Seite hinzu. Ein gewaltiges Projekt. In dieser Größenordnung hat es das in Kanada seit dem Zweiten Weltkrieg nicht gegeben. 2.500 Tonnen Stahl, 63.000 Schwellen, 70.000 Tonnen Schotter, 332.000 Kubikmeter Erdbewegung, 407.000 Kubikmeter Damm-Aufschüttung allein auf Seiten von KSPC: „Die Herausforderung ist, dass praktisch das ganze Material auf Rädern zur Baustelle gebracht werden muss“, kommentiert Logistik-Manager Olaf Goitzsch. Allein auf dem Gelände von Legacy liegt die Investitionssumme für Material und den Bau der neuen Strecke bei über 40 Millionen kanadischen Dollar. 120 Arbeiter sind dort damit beschäftigt, den Schienenkörper termingerecht fertigzustellen, wenn Legacy ab Sommer 2016 Schritt für Schritt den Betrieb aufnimmt. Die Vertragsfirma von Canadian Pacific wühlt sich von Süden her derzeit durch das Flusstal des Qu‘Appelle River, wo riesige Erdmassen bewegt werden müssen. Im Frühjahr 2016 soll der Schienenschluss auf dem Legacy-Gelände erfolgen. Zur selben Zeit etwa 1.800 Kilometer weiter westlich: Mit dem ersten Spatenstich haben Anfang Juni in Port Moody die Arbeiten an der neuen Umschlags- und Baggerbiss vor Legacy-Kulisse: 44 Kilometer neue Gleise werden gebaut. Zug-Entladestation PCT Administration Schwefel Kali Lagergebäude Lageranlage für Kaliprodukte begonnen. Am ersten Stückchen Pazifik nach Überquerung der Rocky Mountains, 26 Kilometer östlich von Vancouver im innersten Winkel des Burrard Inlet gelegen, entsteht bis Dezember 2016 die modernste KaliVerladeanlage der Welt. Projektmanager Dr. Martin Ponzlet: „Um die mehr als 2,5 Kilometer langen Züge in einer Arbeitsschicht zu rangieren und zu entleeren, wird unsere Anlage innerhalb von viereinhalb Stunden 18.000 Tonnen Ware vollautomatisch entladen – das gibt es nirgendwo sonst auf dem Globus.“ Bislang verlädt Partner PCT, mit dem KSPC einen langfristigen Exklusivvertrag zum Bau und Betrieb der Anlage abgeschlossen hat, bereits große Mengen von Schwefel, Glykol und Rapsöl auf seinem Gelände. Ende nächsten Jahres kommt nun das Kali aus Saskatchewan hinzu. Dafür wird ein Teil der vorhandenen Infrastruktur für den Kali-Umschlag umgebaut, zum Bahnwaggonwege Transportbänder neue Transportbänder Beispiel der Schiffsbelader samt dazugehörigen Transportbändern, die dann in einer Stunde 5.000 Tonnen Kali aufs Schiff bringen können. Komplett neu gebaut werden die Zug-Entladestation, 250 Meter unterirdische- und ein Kilometer überirdische Bänder und Verteilstationen sowie ein 160.000 Tonnen umfassendes, 256 Meter langes Lagergebäude für Standard-Kali und Industrieprodukte. Von Kanadas Küste hinaus in die Welt Erster Spatenstich in Port Moody: Lorne Friberg (PCT), Dr. Andreas Radmacher (K+S), Dr. Ulrich Lamp (KSPC) und Wade Leslie (PCT) am Standort der künftigen Bahn‑Entla‑ destation. Die Züge von der Lega‑ cy‑Seite werden 177 Waggons um‑ fassen und drei Tage unterwegs sein. Am Kai können Schiffe bis zu 70.000 Tonnen Kapazität beladen werden. » 18.000 Tonnen in viereinhalb Stunden entladen – das gibt es nirgendwo sonst. « Eigens für den Transport nach Port Moody baut National Steel Car in Hamilton/ Ontario im ersten Schritt 550 Bahnwaggons. Anfang 2018 soll die Flotte um 220 Waggons wachsen, für geplante Kali-Lieferungen in die USA sind weitere Waggons vorgesehen. Logistik-Manager Steffen Brill: „Der Löwenanteil unserer Legacy-Produkte wird aber wohl nach Brasilien, Indien, Südostasien und China gehen.“ Fotos: Andrew Querner, Greg Huszar, K+S AG | Grafik: C3 Visual Lab 8 SCOOP 2/2015 9 Dr. Andreas Radmacher (K+S AG) iTOP – IT Global Die K+S Gruppe lässt künftig ihre globale IT-Infrastruktur extern durch Atos bereitstellen. Im Interview mit scoop erläutern die Vorstandsmitglieder Dr. Thomas Nöcker und Dr. Andreas Radmacher sowie die iTOP-Projektleiter Dr. Kay Wilhelm (K+S Aktiengesellschaft), Penny St. Peter (Morton Salt) und Javier Ramos (K+S Chile), wie sich durch dieses Projekt die Rolle der IT verändert und wo Kosten eingespart werden. Penny St. Peter (Morton Salt) Dr. Kay Wilhelm (K+S AG) W Fotos: Regina Recht (2), K+S AG (2), Heiko Meyer, Shutterstock Javier Ramos (K+S Chile) arum hat sich K+S im iTOPProjekt dafür entschieden, die IT-Infrastrukturdienst leistungen extern zu vergeben? Dr. Thomas Nöcker: Wir haben im Vorfeld sorgfältig geprüft, welchen Herausforderungen sich die IT in den nächsten Jahren stellen muss. Mit der Entscheidung für die externe Vergabe der IT-Infrastrukturdienstleistungen an Atos haben wir einen wesentlichen Schritt auf dem Weg zu einer weltweit einheitlichen IT-Landschaft gemacht. Gruppenweit standardisierte und zertifizierte Prozesse erhöhen nicht nur die Betriebssicherheit, sondern auch die Effizienz. Somit können wir einerseits die künftig von der K+S Gruppe benötigten IT-Services sicher zur Verfügung stellen und andererseits nachhaltige gruppenweite Kostensenkungen erreichen. Dr. Andreas Radmacher: Für die Geschäftsbereiche ist es wichtig, dass deren wachsende Anforderungen an die IT auch in der Zukunft erfüllt werden. Wir hoffen, dass mit dem iTOP‑Projekt die Anforderungen aus den Projekten KALI 2.0 und OptiS zur nachhaltigen Verbesserung der Prozesse und Erhöhung der Effizienz erfüllt werden, damit wir schneller auf Veränderungen in unseren Märkten reagieren können. Dr. Kay Wilhelm: Mit Atos setzen wir bei K+S erstmals globale Standards durch, beispielsweise im Endgerätebereich. In Zukunft werden unsere Mitarbeiter über- all auf der Welt einheitliche IT-Geräte vorfinden, egal ob sie in Kassel, Paris, Santiago oder Chicago arbeiten. Hierdurch sinken beispielsweise die Anschaffungskosten für Hardware, da Atos für eine größere Anzahl an Kunden einkauft und daher günstigere Preise erzielt. Wer ist unser neuer Partner Atos? Javier Ramos: Mit Atos haben wir einen starken Partner mit Branchenerfahrung und hoher internationaler Präsenz an unserer Seite, bei dem wir im Bedarfsfall auch schnell zusätzliche Kapazitäten abrufen können. Wir hatten uns bewusst dafür entschieden, alle in Frage kommenden Dienstleistungen an ein und dasselbe Unternehmen zu vergeben. Wie müssen wir uns die Rollenverteilung zwischen K+S und Atos vorstellen? Dr. Kay Wilhelm: Wir haben ein virtuelles Provider Management Team eingesetzt, das für die Steuerung von Atos zuständig ist. Dieses Team besteht aus IT-Mitarbeitern von Morton Salt, K+S Chile sowie K+S Aktiengesellschaft und hat globale Verantwortung für die Infrastrukturdienstleistungen. Penny St. Peter: Zunächst einmal freue ich mich darüber, dass unsere IT-Einheiten in Nordamerika, Südamerika und Europa durch iTOP noch enger zusammenwachsen! Zuvor haben wir einen Großteil der Infrastrukturdienstleistungen inhouse erbracht. Durch das Outsourcing hat sich unsere Rolle stark verändert: vom ausführenden zum steuernden Organ. Damit verbunden ist erst einmal ein gefühlter Kontrollverlust. Es braucht Zeit, gegenseitiges Vertrauen aufzubauen und sich auf den Dienstleister zu verlassen. Dr. Kay Wilhelm: Ja, das ist in der Tat für uns alle noch sehr ungewohnt. Aber der Veränderungsprozess läuft. Mithilfe einer Change Management‑Initiative unterstützen wir die IT-Kollegen dabei, ihre neuen Rollen anzunehmen und zu leben. Dr. Thomas Nöcker (K+S AG) Dabei ist uns wichtig, dass die Entscheidungskompetenz und das dafür notwendige Know-how weiterhin bei K+S vorgehalten wird. Das Projekt befindet sich zurzeit in der Transformationsphase. Herr Dr. Wilhelm, könnten Sie uns das näher erklären? Dr. Kay Wilhelm: Während der Transformation überführen wir die IT-Infrastrukturdienstleistungen zu Atos. Hierzu zählen der Betrieb der Rechenzentren und der lokalen Netze, die Hardware, der Service am Arbeitsplatz und das IT Service Center. Am Ende des Jahres wollen wir diese Phase erfolgreich abgeschlossen haben. Die Service-Qualität wird dann den Vorgaben des Vertrags mit Atos entsprechen; hierzu gehören beispielsweise erweiterte Ansprechzeiten für das IT Service Center und eine verbesserte Sprachabdeckung. Wo stehen wir zurzeit? Javier Ramos: Seit April wurden die vertraglich vereinbarten Dienstleistungen bereits durch Atos erbracht, aber noch mit unseren Systemen und Prozessen. Währenddessen ist es im IT Service Center leider zu Schwierigkeiten bei der Erreichbarkeit gekommen, wir hatten eine Reihe von Beschwerden zu verzeichnen. Wir haben qualitätsverbessernde Maßnahmen eingefordert, die mittlerweile auch greifen. Penny St. Peter: Unsere international besetzten Projektteams haben in den letzten Monaten sehr hart gearbeitet. Zwei Beispiele: Damit das IT Service Center zu Atos übergehen konnte, mussten im Vorfeld alle Serviceprozesse detailliert beschrieben werden; hierzu zählen beispielsweise der Störungsprozess und der Eskalationsprozess. Und für den im Herbst anstehenden Wechsel der Hardware haben die Teams alle Anforderungen definiert, die K+S an PCs, Notebooks und Softwarepakete stellt. Natürlich gibt es bei der Zusammenarbeit mit Atos auch Reibungspunkte, aber mit dem Ergebnis sind wir bisher zufrieden! 10 ARBEITEN WORKING / TRAVAILLER / TRABAJAR / TRABALHAR SCOOP 2/2015 Reinstes Salz aus großer Tiefe Die esco-Tochter Frisia Zout produziert in den Niederlanden hochreines Siedesalz für die Lebensmittel- und Chemieindustrie. Mit der neuen Kaverne Bas 3 Original sollen zukünftig noch mehr Produkte zu den Kunden gebracht werden. VON STINA BEBENROTH D as Herzstück auf dem Gelände der Frisia Zout an der niederländischen Nordseeküste ist die große Saline. Hier produziert das Unternehmen seit 19 Jahren hochreines Siedesalz, das nach ganz Europa in die Lebens- und Futtermittelindustrie sowie an chemische Betriebe verkauft wird. Gefördert wird per Solungsbergbau in fast drei Kilometer Tiefe. „Von so weit unten kommt kein anderer Rohstoff in der K+S Gruppe“, sagt Durk van Tuinen, der als Geschäftsführer das Oberhaupt von rund 100 Mitarbeitern ist. Von der Erdoberfläche werden Rohre entweder vertikal oder s-förmig in das Gestein getrieben, bis die tiefgelegenen Salzschichten erreicht sind. Dort wird das Salz mit Frischwasser ausgelöst und die so entstandene Sole ans Tageslicht gepumpt. Durch diesen Vorgang bilden sich höhlenartige Kavernen in großer Tiefe, deren Ausdehnung von den Mitarbeitern streng überwacht werden. In der Fabrik am Deich erfolgt dann in mehreren Produktionsschritten die Reinigung der Sole und die eigentliche Salzproduktion durch Verdampfen der Flüssigkeit unter Vakuum und Auslösung des Rohstoffs. Am Ende entsteht Salz mit einem Reinheitsgrad von 99,9 Prozent. Durch das Fehlen jeglicher Unreinheiten kann das Solesalz aus Harlingen beispielsweise in der Membrantechnologie genutzt werden. Neue Kaverne soll Produktion steigern „Unsere Produkte sind bei Lebens- und Futtermitteln sowie der chemischen Industrie ein wichtiger Grundstoff, und die Nachfrage ist dementsprechend groß“, sagt van Tuinen. Um den hohen Bedarf abzudecken, wird an dem Standort seit Mitte März 2015 eine neue Kaverne ausgehöhlt, die Bas 3 Original. Von der damit verbundenen Förderanlage erwarten sich van Tuinen und sein Kollege, Projektleiter Bertran de Lange, einen Anstieg der Produktion. „Bis 2010 hatten wir vier Kavernen, wobei die beiden ersten, Bas 1 und 2, schon länger nicht mehr genutzt wurden“, erklärt de Lange. „Dann haben wir die Bas 3 komplett geschlossen, ein Prozess, der technisch sehr aufwendig ist und weltweit bisher noch nie stattgefunden hat.“ Hochreines Salz mit einem Reinheitsgrad von 99,9 Prozent kann nur per Solungsbergbau gewonnen werden. Nachdem danach für einige Zeit nur aus einer Kaverne, der Bas 4, Salz gewonnen wurde, liefert seit einigen Wochen die Bas 3 Original qualitativ hochwertige Sole. Nach dem Erreichen der vollständigen Förderkapazität soll sie mindestens eine halbe Million Tonnen hochreines Salz produzieren. „Die Kaverne braucht rund zwei Jahre, um ihre endgültige Größe zu erreichen. Dann wird sie eine Breite von bis zu 100 Metern und eine Höhe von 180 Metern haben“, sagt de Lange. Eine hohe Sättigung weist der geförderte Rohstoff aber bereits nach einem halben Jahr auf. Letzte Arbeiten im Gange Auf dem abgesperrten Gelände mit den Pumpanlagen ist zurzeit noch einiges los. Der mobile Bohrturm, der das dreiteilige Rohr der Bas 3 Original (siehe Grafik) kilometertief in den Boden trieb, ist schon länger verschwunden, doch noch immer sind Arbeiten nötig, um die Produktion zu perfektionieren. So wird beispielsweise ein langes Kabel in das Bohrloch geführt, um Messungen vorzunehmen, die zeigen, wie weit die Aushöhlung der Kaverne bereits fortgeschritten ist. „Wenn sich der Normalbetrieb erst einmal eingestellt hat, wird der Pumpprozess per Computer überwacht, dann gucken wir nur noch einmal am Tag nach dem Rechten“, sagt de Lange. Bedeutender Standort Die Salzproduktion in den Niederlanden ist für den Geschäftsbereich Salz der K+S Gruppe ein wichtiges Standbein. „Wir produzieren hier sehr hochwertige Produkte zu günstigen Konditionen. Salz mit einem solchen Reinheitsgrad kann nur per Soleverfahren gewonnen werden“, sagt esco-Geschäftsführer Erich Krug. Darüber hinaus ist es vor allem die geografische Lage, die den Standort auszeichnet. „Der Hafen liegt direkt neben der Saline, unsere Produkte können ohne teuren Vorlauf auf die Schiffe geladen in die ganze Welt verschifft werden“, sagt Werksleiter van Tuinen. So hat die Frisia Zout unter anderem Kunden in Nordamerika, Indien, der Karibik, Vietnam und Südafrika. Insgesamt produzieren die Niederländer rund 1,2 Millionen Tonnen Rohsalz, aus denen eine Million Tonnen Endprodukte entsteht. Neben dem Standort in Harlingen gewinnt die esco auch am Standort Bernburg Salz per Solungsbergbau. Die Expertise der beiden Werke soll auch den Kollegen vom Legacy Projekt helfen: Im Rahmen einer Projektgruppe werden Trainings entwickelt, um einen regen Austausch und Wissenstransfer zu fördern. 11 SCOOP 2/2015 So funktioniert die Salzgewinnung bei der Frisia Zout GEWINNUNG der Sole 6. Fabrik Die Sole wird in der Fabrik zu verschiedenen Produkten weiterverarbeitet. 5. Transport Sole Die Sole läuft in oberirdischen Rohren in die Fabrik. Wasser Diesel 3. „Christmas Tree“ 2. Pumpgebäude 1. Fabrik Hier stehen die Kontrollcomputer, die alle Vorgänge rund um die Kaverne überprüfen und beobachten. 5–10 km 2,5–3 km In der Fabrik starten die Rohre, die Frischwasser und Diesel in die Kaverne befördern. Die Rohre verlaufen von der Fabrik aus unter der Erde bis zu dem Pumpgebäude, wo sie wieder ans Tageslicht kommen. Von dem Pumpgebäude aus laufen die drei Rohre einzeln in den „Christmas Tree“, der seinen Spitznamen seiner Form verdankt. Hier verbinden sich die drei Rohre zu einem einzelnen, das den langen Weg ins Erdinnere antritt. Weiterverarbeitung 1) Reinigungsprozess in Tanks Hier werden sämtliche Unreinheiten herausgelöst. Diese magnesiumhaltigen Salze werden in kristalliner Form an Bauern im Umfeld der Fabrik als Dünge-mittel verkauft. 2) Evaporation Die pure Sole läuft in die Vakuumanlage, in der das Wasser ausgelöst wird, sodass Salz entsteht. Ein Teil davon bleibt feucht und wird zu Auftau- und Chemiesalz verarbeitet. 4. Kaverne Hier findet die Solegewinnung statt. Der Diesel bildet einen Film, der die Kaverne nach oben begrenzt. Das Wasser löst die Salze aus dem Gestein und höhlt mehr und mehr Raum aus. Die Kaverne entsteht. Die entstandene Sole sinkt ab und wird durch den Druck des nachströmenden Wassers nach oben befördert. 3) Trocknung Der andere Teil des Salzes wird zu hochreinem Siedesalz getrocknet, das an die Lebensmittel- und Futtermittelindustrie verkauft wird. 4) Verpacken und Verladen der Produkte 1,2 Projektleiter Bertran de Lange (l.) und FrisiaGeschäftsführer Durk van Tuinen vor dem Gelände der neuen Kaverne Bas 3 Original. Fotos: Miquel Gonzalez | Grafik: C3 Visual Lab MILLIONEN TONNEN ROHSALZ werden pro Jahr am Standort der Frisia Zout gewonnen und verarbeitet. 12 LERNEN LEARNING / APPRENDRE / APRENDER / APRENDER SCOOP 2/2015 Die Globetrotterin Das internationale Traineeprogramm der K+S Gruppe gibt Hochschulabsolventen die Möglichkeit, die ganze Vielfalt des Unternehmens kennenzulernen. treuern wie Neben fachlichen Be , stehen (l.) rt hle Kä r Jens-Pete aus dem r ue den Trainees Betre ite. Se r zu ch rei lbe na Perso D » Dauer: 24 Monate, davon zehn Monate im Ausland. Für Trainees der K+S AG heißt das Chile und USA, für die von Morton Salt Deutschland und Chile und für die von K+S Chile USA und Deuts chland. » Voraussetzungen: Erfolgreich abgeschlo ssenes Hochschulstudiu m mit wir tschaf tlicher Ausrich tung und Schwerpunkt in Finanzen, Rec hnungswesen und Controlling, Praktika, gut e englische Sprachkenntnisse. Weiter e Sprachen sind von Vor teil. » Bewerbung: Online über die Karriereseiten von Morton Salt, K+S Chi le und K+S AG. Ansprechpartner sind Daniela Beck sowie Lena Lindenstruth (Deuts chland), Karina Lakenbrink (USA) und Xim ena Pace (Chile). » Im Anschluss: K+S gibt keine Garantie für eine Übernahme, bisher haben aber alle Trainees eine feste Ste lle bekommen. Bei der Bewerbung auf die Wunschstelle helfen auch die Betreuer. Spricht fließend Spanisch, Englisch und ein bisschen Deutsch: Jessica Vazquez. Während des Programms durchlaufen die Trainees verschiedene Abteilungen. Der Austausch mit Kollegen ist dabei sehr wichtig. Fotos: Heiko Meyer (3), Fotolia rei Länder, drei Kulturen, drei Arbeitswelten – und das alles innerhalb weniger Monate: Das internationale Traineeprogramm, das die K+S Gruppe seit Januar 2014 anbietet, fordert den Absolventen so einiges ab. Jessica Vazquez ist gemeinsam mit Vanessa Spisla und Priscila Espinoza Teil der ersten Generation dieses besonderen Ausbildungsprogramms. Die 27-Jährige kommt aus Chicago und hat sich dort zwei Jahre nach ihrem Studienabschluss bei Morton Salt beworben. „Die Stellenausschreibung hat mich gereizt, insbesondere die internationale Komponente“, sagt Jessica. Jetzt durchläuft sie zwei Jahre lang verschiedene Stationen innerhalb der K+S Gruppe, überwiegend in den Bereichen Rechnungswesen, Controlling und Finanzen. Zehn der insgesamt 24 Monate verbringt sie dabei bei K+S Chile in Südamerika und der K+S AG in Deutschland. „Wir wollen mit diesem Programm den Austausch zwischen den internationalen Standorten verstärken“, sagt Dr. Jens-Peter Kählert von der K+S AG, fachlicher Betreuer der Trainees am Standort Kassel. „Wir haben bereits seit sechs Jahren ein kaufmännisches Traineeprogramm, bei dem der Fokus allerdings stärker auf Deutschland liegt. Ziel war es schon immer, dadurch Hochschulabsolventen bei K+S unterzubringen, unabhängig von vorhandenen Planstellen“, sagt er. Mit dem neuen Programm stellten auch erstmals K+S Chile und Morton Salt einen Trainee ein. Nach vier Monaten in Chile und fünf Monaten in Deutschland sind für Jessica Vazquez die Vorteile des Programms klar: „Ich lerne ganz unterschiedliche Arbeitswelten und Kulturen kennen und damit die große Vielfalt der K+S Gruppe.“ Nach Abschluss ihrer Zeit als Trainee möchte sie in ihrer zukünftigen Position für eine verbesserte Kommunikation über die Kontinente hinweg sorgen. „Die einzelnen Standorte wachsen immer mehr zusammen und ich kann zwischen ihnen gut vermitteln, da ich weiß, wie in Chile, Deutschland und den USA gearbeitet wird und wo Unterschiede liegen.“ Bei der Wahl ihres zukünftigen Einsatzortes in der K+S Gruppe ist sie flexibel: „Mit hat es bisher überall gut gefallen.“ 13 SCOOP 2/2015 SE RI E DER BERAUBER AUS DE K+S W E R LT Mit gewaltiger Kraft Unter Tage müssen die Konturen der Hohlräume ständig nachbereitet werden, um die Stabilität der Strecken und damit die Sicherheit für die Bergleute zu garantieren. Dazu dienen Berauber. Das sind Maschinen, die lose Salzschalen von den Firsten (Decke) ablösen und von den Stößen (Wände) nach dem Sprengen entfernen. Dazu fährt die Maschine mit Geschwindigkeiten von bis zu sechs Kilometern pro Stunde vor und zurück. Steckbrief: Das Beraubewerkzeug ist ein auswechselbarer Hartmetall-Vorwärts- und Rückwärts-Zahn für Beraubekräfte bis 100 kN. Beraubemaschine Typ LF 7.6 HB Hydrostatischer Fahrantrieb Beraubearm 8000 mm Leistung 180 KW Masse 33.700 kg Länge 16.475 mm Höhe 1.850 mm Der Beraubearm ist acht Meter lang und entfernt die losen Schichten in zwei bis acht Meter Höhe. Der Seitenzahn dienst zur Stoßberaubung. Der Zylinder stellt das Werkzeug auf den optimalen Winkel ein. Die Schutzvorrichtung Fotos: Heiko Meyer (2), Shutterstock (2) umgibt den Werkzeugzylinder. Fräsen und Kratzen Weg mit dem überflüssigen Material. Ohne rotierende und scharfkantige Werkzeuge ginge in vielen Bereichen gar nichts. ZAHNARZT MAULWURF Beim Dentisten wird gebohrt und gefräst, denn Zähne sind hart. Um das Material für den Zahnersatz zu bearbeiten, nutzen die Techniker zum Beispiel Fräsen aus Stahl, Hartmetall oder Diamanten. Bis zu 20 Meter pro Tag gräbt sich der UnterTage-Bewohner durch das Erdreich. Das ist eine Turbo-Geschwindigkeit, denn das Tier ist nur 17 Zentimeter groß. Vergleich: Ein Mensch müsste an einem Tag mindestens einen 215 Meter langen Tunnel mit einer Höhe von einem halben Meter graben. 14 LERNEN LEARNING / APPRENDRE / APRENDER / APRENDER SCOOP 2/2015 Die Apfelkönige VON STINA BEBENROTH R und acht Millionen Äpfel essen die Europäer pro Jahr. Auf die Frage, woher der Großteil der grünen oder roten Vitaminbomben stammt, wissen wohl die wenigsten die korrekte Antwort: Der Exportweltmeister von Äpfeln ist Polen. In der Saison 2012/2013 überholte das mitteleuropäische Land den bisherigen Spitzenreiter China und ist seitdem bei allem, was Äpfel angeht, auf den vordersten Plätzen – größter Exporteur, zweitgrößter Produzent von Konzentrat und Nutzer einer Anbaufläche, die fast doppelt so groß ist wie New York City. Das Handelsembargo gegen Russland – einem der wichtigsten Importeure – trifft die polnischen Apfelbauern allerdings empfindlich. „Dennoch bin ich davon überzeugt, dass unsere hochprofessionelle Industrie weiterhin ganz vor- ne mitspielt“, sagt Dominik Młodecki, einer von zwei Geschäftsführern der K+S Polska. Gemeinsam mit seinem Kollegen Włodzimierz Bracha leitet er den Vertriebsstandort und ist als Verantwortlicher für die Kalisparte im ständigen Austausch mit den Landwirten. Er weiß: Qualität und Größe der Äpfel hängen auch von der richtigen Düngung ab. „Apfelbäume sollten mit sulfatischem Kali gedüngt werden, wie es unsere KALISOP-Produkte enthalten. Für die Blattdüngung bevorzugen viele Landwirte EPSO Top“, so Młodecki. Er und seine fünf Mitarbeiter sind häufig vor Ort in den Anbaugebieten, um den Bauern die bestmögliche Beratung zu bieten. Der persönliche Kontakt ist in Polen wichtig, ebenso wie eine gute Reputation, deren Aufbau oft Jahre dauert. „Es hilft unserem Geschäft, dass deutsches Kali in Polen eine lange Erfolgsgeschichte hat“, sagt er. Kali aus Deutschland Aufgebaut hat das K+S-Vertriebsbüro im Jahr 1997 unter anderem der heutige Leiter des polnischen Salzgeschäfts, Włodzimierz Bracha. Allerdings: Kali aus Deutschland gab es auf polnischen Feldern auch schon vorher. „Vor der politischen Wende kam dieses eben aus der DDR“, sagt Bracha. Und da die Qualität stimmt, sind die polnischen Bauern treue Abnehmer. K+S Polska konnte den Verkauf in den vergangenen Jahren zudem konstant ausbauen. „Wir bekommen sogar noch immer Bestellungen für Bittersalz und Kamex, obwohl die Produkte längst andere Namen haben“, schmunzelt Młodecki. Wichtig ist, was drin ist. Im Kalibereich verkauft K+S Polska hauptsächlich Düngemittel, aber auch Industrieprodukte und Erzeugnisse aus dem Bereich Healthcare & Nutrition. Im Salzgeschäft spielt das Auftausalz eine wichtige Rolle, allerdings sind Fotos: Jan Brykczyński/Anzenberger (2), Pablo Castagnola (3) Polen ist einer der größten Apfelproduzenten weltweit. Unterstützt wird die Landwirtschaft in dem mitteleuropäischen EU-Land durch einen der ältesten Vertriebsstandorte von K+S in Poznań. K+S Polska betreibt nicht nur das Geschäft mit Kali, sondern verkauft auch Salz aus Deutschland und Leistungen der K+S Entsorgung. 15 SCOOP 2/2015 Die beiden Geschäftsführer von K+S Polska im Gespräch: Dominik Młodecki (l.) und Włodzimierz Bracha. Apfelbauer Przemyslaw Piechowiak düngt seine Bäume mit K+S-Düngemitteln. auch die Absatzmengen für Lebensmittelsalz konstant hoch. „Zudem rechnen wir mit weiterem Wachstum im Bereich der Elektrolyse“, sagt Bracha. Auch im Bereich Salz kümmern sich fünf Mitarbeiter um den Vertrieb der Produkte. Daneben gibt es noch eine weitere Mitarbeiterin, die für die Leistungen im Bereich Entsorgung verantwortlich ist. Interkulturelles Miteinander Bracha war es auch, der anfangs half, die interkulturelle Kommunikation zwischen polnischen und deutschen Mitarbeitern zu verbessern. „Obwohl die Länder direkt nebeneinander liegen, ist » Qualität und Größe der Äpfel hängen auch von der richtigen Düngung ab. « Der enge Kontakt zu Kunden ist ein wichtiger Faktor für den Erfolg des polnischen Vertriebsstandortes. vieles anders. In Polen laufen Geschäfte viel schneller, da muss man flexibel bleiben“, sagt er. So viel im Voraus zu planen wie die Kollegen im Nachbarland, sei hier nicht üblich. Sein Kollege Młodecki, der wie Bracha fließend Deutsch spricht, ist ebenfalls mit beiden Mentalitäten vertraut. Vor seiner Arbeit als Geschäftsführer war er für zwei Jahre Produktmanager im Kasseler Headquarter. „Die Erfahrung aus Deutschland hilft mir, in meiner täglichen Arbeit die beiden unterschiedlichen Geschäftskulturen einander näherzubringen“, sagt er. Äpfel im luftleeren Raum Bei der Apfelproduktion kommen die Düngemittel von K+S zu verschiedenen Zeiten zum EInsatz. Das sulfati- sche Kali wird früh im Herbst gedüngt, EPSO Top hingegen kommt während der Vegetationszeit mehrmals zum Einsatz. Es dauert insgesamt circa fünf Monate, bis die Früchte ihre volle Reife erreichen. Nach der Ernte werden die Äpfel entweder weiterverarbeitet oder kommen in die großen Lager der Bauern. Die modernen Kammern sind auf eine Temperatur von fast null Grad heruntergekühlt und die Luft enthält weniger Sauerstoff als üblich. „Unter diesen Bedingungen können wir die Äpfel ein Jahr lang lagern, ohne dass es zu Einbußen bei der Qualität und Frische kommt“, sagt Apfelbauer und K+S-Kunde Przemyslaw Piechowiak. „Wenn wir sie aus den Kammern holen, dauert es circa eine Woche, bis sie ihr volles Aroma wieder entfalten.“ LEARNING / APPRENDRE / APRENDER / APRENDER SCOOP 2/2015 Was macht das Salz in der Wunde? Natriumchlorid als Universalheilmittel: Seit fast 4.000 Jahren verwenden Ärzte Salz als Medizin. Viele der Anwendungen werden auch heute noch verschrieben. ole zum Gurgeln, Salzwickel bei Wassereinlagerungen, Salzpflaster zur Wunddesinfektion: Bei Hausmitteln zur Behandlung von Krankheiten ist Salz oft die erste Wahl. Die Verwendung von Kochsalz als Heilmittel geht bis zu den alten Griechen zurück. Der Arzt Hippokrates beobachtete Fischer bei ihrer Arbeit. Dabei bemerkte er, dass die Wunden an ihren Händen besser heilten, wenn sie sie in Meerwasser tauchten. Seitdem empfahl er das salzige Wasser sowohl für die innere (Verdauung, Milz) als auch äußere Anwendung (Hauterkrankungen). Hippokrates erwähnte auch das Inhalieren von warmem Salzwasserdampf zur Reinigung der Atemwege – eine Methode, die bis heute angewandt wird. Auch im alten Ägypten griff man bei der Wundheilung zum Salz. Der Arzt Imhotep fand 2700 v. Chr. heraus, dass Natursalz Wunden austrocknet und damit Entzündungen gestoppt werden können. In noch erhaltenen Rezepten empfiehlt er Salz außerdem als Abführmittel und Antiinfektivum. In Mitteleuropa wird Salz im Zusammenhang mit heilenden Eigenschaften gegen Ende des 11. Jahrhunderts erwähnt. Der Mönch Odo Magdunensis aus Meung an der Loire schrieb das Macer floridus, ein Lehrgedicht, das ausschließlich heilkundliches Wissen vermittelte. Unter anderem heißt es da in Vers 4,5: „Zur Reinigung eiternder Wunden mache man ein Pflaster aus Brennesselblättern (urtica) und Salz und lege es auf.“ Schmerzhafter war wohl die Behandlungsmethode der Wundärzte. Sie streuten den verletzten Kriegern pures Salz in die offenen Wunden. Das sollte die Blutung stillen und Infektionen vorbeugen. Die Prozedur muss SE R SALZ I E GESC I N DER H ICH TE PFLASTER GEGEN MUMPS Macer floridus 56: Der ouswurz unde brot unde salz zusamne gestosen, vertribet parrocidas, daz sint di bosen swern bi den oren, als ein plaster druf geleit. (Ein Plaster aus zerstoßenem Nachtschatten, Brot und Salz heilt Mumps – Parotitis epidemica.) höllisch wehgetan haben, denn konzentriertes Salz zerstört die Zellen. Die Redewendung „Salz in die Wunde streuen“ meint somit auch das willentliche Verursachen von Schmerzen und geht auf diese martialische Praxis der Wundärzte zurück. Bis ins Mittelalter hinein war Salz ein wichtiger Bestandteil vieler Arzneimittel in Europa, zumeist in Verbindung mit Kräutern und anderen natürlichen Produkten. Danach galt es lange Zeit als Hausmittelchen und fand wenig Aufmerksamkeit in der Wissenschaft. Ab dem 19. Jahrhundert allerdings erlebte der vielseitige Rohstoff einen erneuten Aufschwung und wurde mit der Zeit auch wissenschaftlich erforscht. Heute gehören viele Anwendungen zum therapeutischen Repertoire: Inhalieren von Sole in künstlichen Salzgrotten erleichtert Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen. Menschen mit Hautproblemen baden in Sole. Zur Darmreinigung wird warmes, leichtes Salzwasser empfohlen und isotonische Kochsalzlösung dient als Trägerlösung für intravenös verabreichte Medikamente. Fotos: Shutterstock (2) | Grafik: C3 Visual Lab 16 LERNEN 17 SCOOP 2/2015 1. AUFLEGEN Gestoßene Brennnesseln vermischt mit Salz ergeben ein Pflaster, das eitrige Wunden reinigt. (Der nezzelen bleter gestossen mit salze unde dar abe ein plaster gemachet, reinegit di unreinen wunden, unde ist ouch gut zu dem swern.) 111. DESINFIZIEREN Probates Mittel bei Kriegsverletzungen: Salz in hoher Konzentration ist ein Zellgift; in offene Wunden gerieben, tötet es Viren und Bakterien – es desinfiziert, wenn auch unter starken Schmerzen. Manch Verwundeter hat das nicht überlebt. 11. REIBEN Auf die Haut gerieben, beseitigt Salz Hühneraugen und Frostbeulen. V. KAUEN Salz wirkt entzündungshemmend, zum Beispiel bei Parodontose, Zahnstein und Zahnfleischbluten. Es muss mit Wasser vermischt so lange gekaut werden, bis die Körnchen zwischen den Zähnen nicht mehr spürbar sind. 1V. ENTWÄSSERN Bei Wassereinlagerungen (Ödemen) in Beinen und Füßen hilft es, grobkörniges Salz in Pfanne oder Topf zu erwärmen, in ein Leinentuch zu schlagen und sofort um die Schwellung zu legen und festzubinden. 18 LERNEN LEARNING / APPRENDRE / APRENDER / APRENDER SCOOP 2/2015 Wissen Sie ... ... was man mit Salz alles machen kann oder worin Kalium und Magnesium überall enthalten sind? Die Welt ist voller interessanter Zahlen und Fakten rund um das weiße Gold und Kalisalze. 6% des in den Vereinigten Staaten verbrauchten Salzes wird in der Küche verwendet, während ... 09 PROZENT Salz befindet sich in einer Träne. Das sind neun Gramm pro Liter – was einer isotonischen Kochsalzlösung entspricht. 17 % bei der Enteisung von Straßen zum Einsatz kommen. 4.000 KILOGRAMM FUTTERMITTEL benötigen Schlachtbullen, um ein Gewicht von 500 Kilogramm zu erreichen. Die K+S KALI GmbH liefert Futtermittelherstellern weltweit dafür hochwertiges Magnesiumsulfat. 52,2 MIO. TONNEN TRANSPORTVOLUMEN hat die K+S Gruppe im Jahr 2013 bewegt. Das passt auf 1,3 Millionen Lkw mit einem Ladevolumen von 40 Tonnen. Grafik: C3 Visual Lab Die modern ausgerüsteten Kaliwerke in Deutschland können bis zu 7,5 Millionen Tonnen Kali und Magnesium im Jahr produzieren. Das entspricht etwa dem Gewicht der Großen Pyramide von Gizeh in Ägypten. 1,3 MILLIONEN Stk. 19 SCOOP 2/2015 Jubiläumsak tion in Lissabon: öffentliches Kochen mit Starköchin Justa Nobre (2. v. r.) und Salz von Vatel. 100 Jahre bunte Geschichte: Dieses Jahr feiert die Salzmarke Vatel Jubiläum. Ein Salz für Generationen feiert Geburtstag Die portugiesische Salzmarke Vatel wird 100 Jahre alt. Verschiedene Aktionen markieren das Jubiläum eines Produkts, das fester Bestandteil des Alltags vieler Portugiesen ist. Fotos: Vatel H ochwertig und regional produziert: Dafür sind die Produkte der esco-Tochterfirma Vatel im ganzen Land bekannt. Dieses Jahr wird die führende portugiesische Salzmarke 100 Jahre alt und hat allen Grund zum Feiern. Gegründet im Jahr 1915, ist sie heute ein Symbol für Qualität, Tradition und portugiesische Esskultur. „Vatel verbindet Generationen. Schon meine Großeltern hatten die kleinen Salzdosen auf dem Tisch stehen und verwendeten sie auf dieselbe Art und Weise, wie ich es heute tue“, sagt Vatel‑ Marketing Managerin Patrícia Coimbra. Mit ihrem stolzen Alter hat die Marke ihren Namensgeber bereits jetzt um 60 Jahre übertroffen. Benannt wurde Vatel nach dem bekannten französischen Koch François Vatel, der im 17. Jahrhundert am Hofe des französischen Sonnenkönigs Louis XIV arbeitete. Der Legende nach soll er mit 40 Jahren Selbstmord begangen haben, weil eine Fischlieferung nicht rechtzeitig zum königlichen Bankett eintraf. Solch dramatische Geschichten hat die Marke Vatel nicht erlebt, obwohl seit ihrer Gründung in Portugal gleich zwei Militärputsche und eine Revolution stattfanden. Aktionen zum Jubiläum Um den 100. Geburtstag gebührend zu feiern, hat die portugiesische Starköchin Justa Nobre ein Rezept entwickelt, bei dem das Salz im Mittelpunkt steht und es auf dem international renommierten Gastronomiefestival Lisbon Fish & Flavour vorgestellt. Die Köchin zögerte nicht lange, als sie die Anfrage bekam. „Vatel ist das Salz, mit dem ich aufgewachsen bin, und ich verwende es noch heute zum Kochen. Es gibt in Portugal keine Salzmarke mit einem vergleichbaren Bekanntheitsgrad.“ Und auch die ganz normalen Kunden bekommen zum Jubiläum der Marke etwas Besonderes geboten: Eine limitierte Sonderedition, auf der verschiedene Motive zu den Markenwerten abgebildet sind. Vatel wurde vor 100 Jahren in Alverca, nördlich von Lissabon, gegründet und gehörte bis 1998 zur Macedo & Coelho‑Gruppe. Danach wechselte die Marke zu SOLVAY und ist seit 2002 Teil der K+S Gruppe. Vatel produziert und verkauft Meersalz und Siedesalz in Spanien, an der Algarve und in Alverca. Vor fünf Jahren wurde das Produktportfolio erweitert, mittlerweile erzeugt der portugiesische Standort knapp 40.000 Tonnen Salz pro Jahr und beschäftigt 46 Mitarbeiter. Kreative Salzdöschen: Die Jubiläumsedition zum 100-jährigen Bestehen von Vatel. 20 TEILEN SHARING / PARTAGER / COMPARTIR / COMPARTILHAR SCOOP 2/2015 SERIE MEIN E H EIMAT Immer erreichbar und immer nah am Wasser: Raúl Jara Fuenzalida im Hafen von Patillos. Raúl und das Meer – eine Liebesgeschichte Seine Kollegen sagen, dass Raúl Jara nie die Geduld verliert und immer zum Scherzen bereit ist. Er selbst meint, dass er verdammt viel Glück hat. Er arbeitet am Meer – das er fast so liebt wie seine Frau. meist wartet schon der nächste Frachter, um beladen zu werden. Während Raúl erzählt, klingelt sein Handy im Minutentakt. „Die Arbeit im Hafen ist nun mal ein 24-Stunden-Job“, sagt er entschuldigend. Zum Glück ist seine Frau sehr tolerant – und daran gewöhnt, dass ihr Gatte rund um die Uhr im Einsatz ist. Schon seit 30 Jahren arbeitet er für K+S Chile, die früher Sociedad Punta de Lobos (SPL) hieß. „Als ich anfing, hatte ich noch ein paar Haare mehr“, sagt Raúl und streicht sich grinsend über den Kopf. Seiner Leidenschaft für den Job hat die Zeit aber nichts anhaben können: „Ich liebe meine Arbeit und ich liebe das Meer“, sagt er, während er mit dem Motorboot vom Hafen ablegt in Richtung des vor Anker liegenden Frachtschiffs. Die Luft riecht nach Meer, Salz – und etwas anderem, irgendwie undefinierbar, aber ziemlich streng. „Pelikankacke“, sagt Raúl mit einem Augenzwinkern, „besser bekannt als Guano.“ Der im 19. Jahrhundert sehr beliebte Dünger entsteht aus den Exkrementen von Seevögeln wie Am liebsten im Kreis seiner Familie, hier vor dem Theater in Iquique. Pinguinen und Pelikanen in Kombination mit Kalkstein. „Vor über 100 Jahren hat man damit gute Geschäfte gemacht, doch das ist längst vorbei.“ Mit seemännischem Blick schaut Raúl zu den Kalkfelsen im Wasser. Aber was ist das? Die Felsen bewegen sich. Eine Fata Morgana aus der Atacáma-Wüste? Was sich bewegt, sind Hunderte pummeliger Pinguine. „Das sind die Biester, die den Gestank machen“, sagt Raúl. „Wir riechen das schon gar nicht mehr.“ » In meinem Leben geht es jeden Tag um das Salz und um das Meer – und genau das mag ich. « Jetzt geht es backbord am Frachtschiff entlang. Der weiße Salzstrahl aus dem Schüttrohr ist auch vom Wasser besehen beeindruckend. Das Schiff hat fünf Frachträume, je nach Wellengang kann die Beladung Stunden dauern. Das koordiniert Raúl mit seinen Leuten. Per Funk kommunizieren sie vom Förderband und vom Hafen aus mit dem Kapitän an Bord und dem sogenannten Practico, der vom Motorboot aus den Kapitän einweist. „Heute haben wir Glück, das Meer ist ruhig, aber an stürmischen Tagen können Schiffe wegen des Wellengangs manchmal gar nicht anlegen.“ Auf die Frage, ob dann Betriebspause sei, antwortet Raúl mit einem Lachen: „Aber nein! Wir haben immer genug zu tun. Zum Beispiel säubern wir die Förderbänder, denn auf keinen Fall Fotos: Cristobal Olivares Araya (2), Raúl Jara, Bertrand Gardel/Hemispheres Images/laif, Heiko Meyer/laif, Karl-Heinz Raach/laif, Shutterstock, K+S AG | Grafik: C3 Visual Lab N ur nicht nach unten schauen. Im breiten Seemannsgang läuft Raúl Jara Fuenzalida über die Gitter des Steges, auf dem das Förderband verläuft. Das quietscht, rattert und tuckert, während es tonnenweise Salz aus dem Hafen von Patillos zu dem vor Anker liegenden Frachtschiff transportiert. 250 Meter ist das Band lang und mündet auf einer Höhe von 70 Metern über dem Meer in einem Schüttrohr. Daraus fällt ein scheinbar unerschöpflicher Strahl feinsten Salzes aus der Atacáma-Wüste geradewegs hinein in den Laderaum des Ozeanriesen. 2.000 Tonnen sind es pro Stunde. Weit unten gurgelt grünes Meerwasser, dazwischen nichts als die Gitter des Steges. Raúl ist davon völlig unbeeindruckt. Schwindelfreiheit scheint eine nützliche Eigenschaft in seinem Job zu sein. Der 52-Jährige leitet die Einheit Maritime Operation bei K+S Chile im Hafen von Patillos weit oben im Norden des Landes und ist verantwortlich dafür, dass die Schiffe richtig anlegen, ordnungsgemäß beladen werden und rechtzeitig wieder in See stechen. Denn 21 SCOOP 2/2015 1 5 Vor 100 Jahren war Humberstone eine belebte Siedlung. In deren Minen wurde Salpeter abgebaut und in alle Welt exportiert, als Dünger und zur Sprengstoffherstellung. Im Ersten Weltkrieg durfte Deutschland nicht mehr beliefert werden und erfand die künstliche Herstellung. Die Arbeiter zogen weiter. Zurück blieb eine Geisterstadt, die heute zum UNESCO‑ Weltkulturerbe zählt. 2 FESTE FEIERN Das Fest der Tirana 4 Salar Grande de Tarapacá in der Atacáma: Von dort kommt das K+S-Salz. Jedes Jahr am 16. Juli zieht es 250.000 Gäste in das Oasenstädtchen La Tirana in der Region Tarapacá, um der von dort stammenden Schutzheiligen, der Jungfrau von Carmen, zu gedenken. Das religiöse Fest vereint katholische und indianische Bräuche. In dem ansonsten verschlafenen 560-Seelen-Ort wird drei Tage lang gefeiert. Gäste und Besucher ziehen mit bunten Kostümen, Tanz und Gesang durch die Straßen. CHILE 3 1 2 5 4 3 IQUIQUE Hafenstadt mit Historie Die Plaza Iquique mit dem berühmten Turm bildet das Wahrzeichen und historische Zentrum der Stadt. Die Anfänge Iquiques reichen ins 16. Jahrhundert zurück, als die spanischen Eroberer große Silberverkommen emtdeckten. Auf den Felsen im Pazifik nisten unzählige Pelikane und Pinguine. Ihre Exkremente sind als Guano bekannt – ein Düngemittel. darf sich hochchreines Industriesalz mit Resten von Auftausalz mischen.“ Wenn Raúl wirklich frei hat, verbringt er die Zeit am liebsten mit Familie und seinen besonderen „Amores“, den Enkeltöchtern Nercy und Samantha, am Strand von Iquique. Im Norden von Chile scheint fast immer die Sonne. Nur im März dieses Jahres kübelte es drei Tage lang über der Atacáma. Schwere Überschwemungen waren die Folge. Zum Glück kommt so etwas nur alle 80 Jahre mal vor ... SALPETER Geisterstadt Humberstone Chile Ein schmaler Streifen zwischen dem Pazifischen Ozean und der mächtigen Cordillera der Anden – das ist Chile. Vom äußersten Norden, an der Grenze zu Peru, bis hinunter nach Feuerland misst Chile 4.300 Kilometer und ist dabei maximal 160 Kilometer breit. Ganz im Norden des Landes liegt die Region Tarapacá. Bereits kurz hinter der Küste beginnt die Atacáma-Wüste. Hier liegt auch der Salar Grande, wo K+S Chile den größten Salztagebau der Welt betreibt. Die Region ist eine der trockensten Gegenden der Welt. Schon bei den spanischen Eroberern galt sie aufgrund ihrer Unwirtlichkeit als uneinnehmbar, bis der Spanier Pedro de Valdivia im Jahr 1540 mit 150 Soldaten die Anden über- und die Atacáma-Wüste durchquerte. In zahlreichen Schlachten kämpfte er gegen die indianische Bevölkerung und gründete schließlich die heutige Hauptstadt Santiago. Hauptsitz der K+S Chile in Santiago Im Stadtteil Las Condes in Santiago befindet sich der Hauptsitz der K+S Chile. In Anlehnung an Manhattan wird das Viertel mit seinen vielen Bürogebäuden und Wolkenkratzern augenzwinkernd auch Sanhattan genannt. Die K+S-Büros sind im Gebäude links. 22 TEILEN SHARING / PARTAGER / COMPARTIR / COMPARTILHAR SCOOP 2/2015 Fabrikneu: Die Modelle werden aus Einzelteilen zusammengesetzt und sehen unbenutzt aus. VORHER NACHHER Effekt: Der Unterschied zum OriginalModell ist deutlich zu erkennen. Das Salz hat aus Neu Alt gemacht. Salz lässt neue Modelle alt aussehen Im Modellbau gibt es ein besonderes Verfahren, um einen Alterungseffekt zu erzielen: die Salztechnik. Weil sie fast universell einsetzbar ist, wird sie in der Szene immer beliebter. M iniaturfans stehen drauf: je rostiger, je abgenutzter, umso authentischer. Auf alt ge‑ trimmte Auto‑, Flugzeug‑, Waggon‑ und Panzer‑Modelle stehen hoch im Kurs. Um diesen Effekt – Fachbegriff Weathe‑ ring – zu bekommen, nutzen die Bastler unter anderem Speisesalz. „Besonders das Grobkörnige eignet sich bei größeren Modellmaßstäben hervorragend, um ei‑ nen möglichst natürlichen Farb- und Ab‑ nutzungseffekt zu erreichen“, sagt Bernd Heller vom Modellbauclub Koblenz. Im Modellbau gibt es zum Bemalen der Replikate zwei Sorten von Farben: solche, die auf Kunstharzen basieren, und andere auf Wasser basierende, etwa Acrylfarben. Die Salztechnik funktioniert ausschließ‑ lich mit auf Wasser basierenden Farben. Zuerst bekommt das Modell eine Grun‑ dierung. Dann folgt eine erste Schicht Far‑ be, gefolgt von einer Schicht Schutzlack. Wenn diese getrocknet ist, wird das Mo‑ dell an den gewünschten Stellen leicht mit Wasser benetzt oder besprüht. Dann nimmt man Meersalz und streut die gro‑ » Besonders grobkörniges Salz eignet sich hervorragend, um Abnutzungseffekte zu erzielen. « ben Kristalle auf. Durch das Wasser blei‑ ben die Salzkristalle an diesen Stellen haften und trocknen an. Dann folgt eine weitere Schicht Farbe. Hobbymodellbauer Lennart Rossenfeld greift hier zusätzlich noch zum Haarspray. Denn: Würde man das Salz einfach nur so auf das Modell streuen, würde der Luft‑ strom von der Airbrushpistole das Salz vom Modell blasen. „Das Spray sorgt da‑ für, dass das Salz wie mit einem Kleber auf dem Modell gehalten wird“, so der 20-Jäh‑ rige. Gemeinsam mit seinem Vater Udo hat er sich auf Modelle aus der Landtech‑ nik spezialisiert. Ist die Salz-Lackschicht getrocknet, be‑ sprüht man das Modell wieder leicht mit Wasser und reibt mit einer Bürste über die Stellen mit den Kristallen. Am besten, da sind sich Heller und die Rossenfelds ei‑ nig, eignen sich Zahnbürsten. Durch das Wasser und den Druck der Bürste werden die Kristalle wieder abgelöst und die da‑ runter liegende Farbschicht kommt zum Mit Fingerfertigkeit, Geduld und Ideen In Deutschland gibt es zahlreiche Modellbauclubs, die sich mit Plastikmodellen beschäftigen. Die meist antriebslosen Standmodelle, an denen die Hobbymodellbauer arbeiten, besitzen einen hohen Detaillierungsgrad und Authentizitätsfaktor. Überwiegend nutzen die Bastler Bausätze aus vorgefertigten Teilen. Bausätze für Autos, Flugzeuge, Militär- oder Schienenfahrzeuge sind seit Anfang der 1950er‑Jahre im Handel erhältlich. Heute ist die Szene global. 23 SCOOP 2/2015 2/201 Geduld: Bevor das Modell behandelt werden kann, muss es zunächst komplett auseinandergebaut werden. Schritt für Schritt: Eine gute Grundlage ist die halbe Miete, sagen Modellbauer. Nach der Grundierung wird wieder der Originalfarbton aufgebracht. Alterung: Mit einem Pinsel wird der neue Lack wieder aberubbelt und so der Rost hervorgehoben. Her mit dem Rost: Mithilfe verschiedener Werkzeuge wird am Rost gearbeitet. Hier mit einer Zahnbürste und Salz. Haarspray fixiert das Ganze. Leidenschaft: Für Lennart Rossenfeld kommt ausschließlich der Agrar‑ Modellbau infrage. Vorschein. Da die Kristalle eine eckige Struktur haben, wirken die Ränder zwi‑ schen den beiden Farben so, als wäre die Schicht abgeplatzt, etwa durch häufi‑ ge mechanische Beanspruchung. Diesen Vorgang kann man beliebig oft wieder‑ holen, bis der gewünschte Effekt erreicht ist. Bei Fahrzeugmodellen lässt sich so sehr realistisch Rost oder bei Flugzeu‑ gen blankes Metall unter einer Tarnfar‑ be darstellen. „Das macht Spaß, da kann man sich richtig austoben“, sagt Rossen‑ feld begeistert. Grundsätzlich gilt, so der Koblenzer Modellbauer Bernd Heller: Die richtige Do‑ sierung von Salz, Wasser und Druck beim Entfernen der Kristalle muss bei großen oder kleinen Modellen geübt werden. „Erst dann lassen sich maßstäblich realis‑ tische Effekte darstellen.“ Fotos: Udo und Lennart Rossenfeld/http://www.landtechnik-in-1zu32.de Am Ziel: Nachdem der Originalfarbton aufgebracht wurde, wird er mit warmen Wasser und einem Pinsel wieder abgetragen und so der Rost freigelegt. 24 BUNTE SEITE SCOOP 2/2015 FUN PAGE / PAGE DE FIN / PÁGINA EN COLOR / ÚLTIMA PÁGINA N EU ES AUS DER K+S-WELT HOCHZEIT UNTE R TAGE Ein besonderer Ort für einen besonderen Tag Meres nlich kers (EBW) bietet ein ungewöh zu n Lebe fürs d Umfeld, um den Bun wird die schließen. In über 500 Meter Tiefe umfunktiomt desa Stan zum dazu otte allgr Krist Jahr durch, pro n unge nier t. „Wir führen sechs Trau nderen beso r eine mit n sche der Großteil sind Men vom ens Behr Silke sagt , bau“ Berg Bindung zum Steuber (l.) hat s Dori erin rbeit Mita K+SAuch . EBW t: „Das EBW hat in diesem Jahr unter Tage geheirate und zu eien troff über weit unsere Erwartungen “ gen. etra beig Tag en slich nem unverges MERKERS / Das Erlebnis Bergwerk ler haben am Insgesamt 113 Schülerinnen und Schü werken teilgeBerg K+Sn sche deut den in ag Zukunftst einen Einblick in sie lten erhie tz Zieli nommen. Wie hier in rnehmens. Unte des Arbeitswelt und Ausbildungsberufe VULKA NAUSB RUCH Entwarnung bei K+S Chile WEBSITE Esco präsentiert sich online auf Tschechisch HANNOVER / Die esco‑Website wurde um die tschechische Sprachversion sowie Standortprofile der tschechischen Tochtergesellschaft K+S Czech Republic ergänzt. „Der tschechische Markt ist für esco sehr wichtig“, erläutert Steffen Silvestry, Sales Manager für Osteuropa. „Es gibt in vielen Bereichen eine hohe Nachfrage nach unseren Produk ten und die Handelsbeziehungen bestehen seit Jahrzehnten.“ K+S unterhält seit über 20 Jahren ein eigenes Vertriebsbüro in Prag. Im Jahr 2012 kam durch den Erwerb der Salzfabrik Solné mlýny der Standort Olomouc (Olmütz) dazu. PUERTO MONTT / Nach 43 inaktiven Jahren ist am 22. April 2015 der Vulkan Calbuco in der chilen ischen Región de los Lagos ausgebrochen. Der K+S-Stando rt in Puerto Mont t blieb am Tag darauf geschlossen , da er sich nur in 37 Kilometer Entfernung zu dem Vulkan befindet. Die Angestellten, die oftmals noch näher an dem Berg leben, hatten die Möglichkeit , bei ihren Familien zu bleiben. Alle Mitarbeiter von K+S sind wohlauf. 1 MIO. Sie haben ein ganz besonderes Hobby? Erzählen Sie uns davon! In den nächsten Ausgaben der scoop wollen wir Mitarbeiter von K+S vorstellen, die sich in ihrer Freizeit mit außergewöhnlichen Dingen beschäftigen. Das trifft auf Sie zu? Dann schreiben Sie an: [email protected] oder scoop Redaktion K+S Aktiengesellschaft Bertha-von-Suttner-Str. 7 34131 Kassel IFA-KONFERENZ Austausch unterm Baldachin ISTANBUL / Er ist schon fast eine Traditi- on: der Kundenempfang der K+S KALI GmbH im Rahmen der Konferenz der International Fertilizer Industry Association (IFA). In diesem Jahr auf türkischem Boden, in Istanbul, begeisterte die Veranstaltung Kunden und Geschäf tspartner. Mit dabei war unter anderem K+S KALIGeschäf tsführerin Alexa Hergenröther. Vom 21. September bis 9. Oktober 2015 findet die zweite gruppenweite K+S-Mitarbeiterumfrage statt. Alle Beschäftigten können ihre Meinung zu Stärken und Schwächen des Unternehmens online oder auf Papier äußern. Die Ergebnisse gibt es Anfang 2016. Zu diesem Thema ist im Juli eine separate scoop news erschienen. WAND ERPRE IS Die Heilige Barbara zieht an die Elbe HAMBURG / Mit null meldepflichtigen Arbei tsunfällen im gesamten Jahr 2014 hat die K+S Transport GmbH (KST) den Arbeitssicherheits-Wanderpreis Heilige Barba ra gewonnen. Bei der Übergabe an KST-Geschäftsführer Holge r Seifar t (2. v. l.) sagte Vorstandsmitglied Dr. Thomas Nöcke r (2. v. r.): „Auch bei hohen Leistungsanforderunge n gilt unser Motto ‚Produktion mit Sicherheit‘ ohne Einschränkungen. Das Team unserer Umschlaga nlage Kalikai hat mit einem unfallfreien Jahr bewiesen, dass dies auch unter den manchmal schwierigen Bedin gungen eines Hafenumschlagbetriebes möglich ist.“ Fotos: K+S AG (5), Diego Main/AFP/Getty Images EURO invest iert das Wer k Werra in das er weiterte Pegelmessste llennetz an W erra, Ulster, Suhl un d Felda. Mit der standort übergreifend en Salzwasserste uerung wurde der Chloridgehalt in der Werra seit 2000 deutlic h verringert.
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