In der Mine von Fairport arbeiten US‑Amerikaner und Deutsche

Die Zeitung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der K+S Gruppe
2
2015
ZKZ 24832
WWW.K-PLUS-S.COM
DEUTSCHE AUSGABE
Blaupause
am
Eriesee
In der Mine von Fairport
arbeiten US‑Amerikaner und
Deutsche gemeinsam am
Modell der Zukunft für die
Bergwerke von Morton Salt.
Und sie lernen dabei
voneinander.
BEKENNTNIS
BRÜCKENSCHLAG
Raúl Jara liebt seinen
Job – und das Meer
Baustart für Bahn und
Terminal bei Legacy
BOHRUNG
Frisia Zout produziert
Siedesalz aus der Tiefe
WELTWEIT
WORLDWIDE / MONDE / MUNDO / MUNDO
wie Sie wohl alle mitbekommen haben,
hat uns der kanadische Düngemittelhersteller PotashCorp darüber informiert,
dass er den K+S-Aktionären den Erwerb
aller Aktien über eine öffentliche Übernahme anbieten will. Vorstand und Aufsichtsrat sind verpflichtet, diesen Vorschlag sorgfältig zu prüfen – im Interesse
der Aktionäre, des Unternehmens, unserer 14.300 Beschäftigten und der Kunden
weltweit. Seien Sie gewiss, dass wir dieser Pflicht gründlichst nachkommen werden. Welche Empfehlung am Ende des
Prozesses steht, ist offen. Vor diesem Hin-
SCOOP 2/2015
tergrund bitte ich Sie auch im Namen des
gesamten Vorstands und des Aufsichtsrates, Ihre Arbeit genau so engagiert und
konzentriert weiter zu machen wie bisher. Wichtig ist, dass wir alle die Stärke
zeigen, die wir gemeinsam haben. Selbstverständlich werden wir schnellstmöglich
informieren, wenn es Neues gibt.
Ein Beleg für den ehrlichen und vertrauensvollen Umgang miteinander ist
auch, dass wir nun zum zweiten Mal nach
2012 eine globale Mitarbeiterumfrage
durchführen: wir wollen wissen, wo der
Schuh drückt und wo wir noch besser
werden können oder sogar müssen. Sie
sind herzlich eingeladen, in garantierter
Anonymität an der Bestandsaufnahme
der Stimmung im Unternehmen teilzunehmen – in Bernburg wie in Bad Salzdetfurth, in Kassel wie in Cape Canaveral, in
Rio Grande wie in Reims, in Santiago wie
in Saskatoon. Bitte nutzen Sie die Chance!
Ihr
Vorsitzender des Vorstands
NACHRICHTEN
UMFRAGE
SÜDAMERIKA
K+S KALI analysiert
Kundenzufriedenheit
Steigende
Absatzzahlen von
K+S Chile in Peru
KASSEL / Übergreifender Ansatz
in den neuen Strukturen: Die
K+S KALI GmbH wird im Herbst
2015 erstmals weltweit über
eine Umfrage die Zufriedenheit
ihrer Kunden in den drei Commercial Units Fertilizer, Industry
und Health Care & Nutrition
analysieren. Dies ist die erste
übergreifende Umfrage dieser
Art. Geplant ist, mehr als 2.000
aktuelle und frühere Kunden
über ihre Zufriedenheit und
Wünsche für eine mögliche
künftige Kooperation zu befragen. Eine erste Kundenzufriedenheitsanalyse im Geschäftsbereich Kali wurde 2012 vorgenommen – damals allerdings
nur für Klienten im Bereich
Health Care & Nutrition, für
jene in den USA und die des Bereiches Industry, die zertifizierte
Produkte von K+S bezogen. Interessantes Ergebnis vor drei Jahren: In jeder Kundenkategorie
wurde die reine Produktqualität
als wichtiger bewertet als das
Preis-Leistungs-Verhältnis. Ein
entscheidender Punkt für die
Befragten war, dass die Summe
aus Kommunikation, Logistik
und Vertriebsservice bei der
Kaufentscheidung eine zentrale
Rolle spielte. Die Zufriedenheits-­
analyse 2015 wird von einem
Team der drei Commercial Units
der K+S KALI GmbH gemeinsam
mit der Uni Kassel organisiert.
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG
AFZ Unterbreizbach geht im September
dieses Jahres in Betrieb
UNTERBREIZBACH / Im September 2015 wird das neue Analytikund Forschungszentrum (AFZ),
in das K+S rund 30 Mio. Euro investiert, in Betrieb gehen. Schon
jetzt läuft in dem Neubau das
Labor im Probebetrieb. „Im
Technikum werden momentan
die noch fehlenden Anlagen ins-
talliert. Wir liegen optimal im
Zeitplan“, sagt Dr. Armin Dietrich, Leiter des AFZ. Das Gebäude bietet auf rund 9.000 Quadratmetern Platz für über 90
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die umfangreiche Forschungsarbeiten und Analytik­
dienst­leistun­gen durchführen.
LIMA / In den vier Jahren seit Gründung des
peruanischen Vertriebsstandortes von
K+S sind die Verkaufszahlen konstant gestiegen. Im Bereich der
Textilsalze soll zukünftig neben den Produkten der K+S Chile auch
Siedesalz der esco vertrieben werden. Die
Speisesalzmarken Sal
Lobos und Biosal verzeichnen konstante
Wachstumsraten. „Wir
planen, eine eigene Fabrik in Peru in Betrieb
zu nehmen, um unsere Wettbewerbsposition bei den Speisesalzen weiter zu verbes­sern“, sagt K+S Peru‑Geschäftsführer
Guillermo Carvallo.
HAUPTVERSAMMLUNG
Gute Stimmung
bei den Aktionären
KASSEL / Rund 1.100 Aktionäre
kamen zur Hauptversammlung
2015 der K+S AG in das Kongress
Palais Kassel. Sie freuten sich
über ein deutlich besseres Ergebnis für 2014 als erwartet und
einen guten Start in das neue
Jahr. Der Umsatz im ersten
Quartal stieg um 16 Prozent auf
1,4 Mrd. Euro, für 2015 wird insgesamt ein deutli­cher Anstieg
des EBIT I gegenüber 2014 (641
Mio. Euro) erwartet. Die Dividende für die Anteilseigner
stieg von 25 Cent im Jahr 2014
auf nunmehr 90 Cent je Aktie.
UMZUG
Neues Büro für K+S North America
CHICAGO / Am 1. Mai hat die K+S
North America ihren Standort in New
York City verlassen und ist nach Chicago gezogen. Jetzt nutzen die Mitarbeiter rund um den neuen Geschäftsführer Dr. Martin Brown (Foto) die
bestehenden K+S-Strukturen in Chicago. Ein gemeinsames Büro mit der
K+S Salt und eine enge Zusammenar-
beit mit Morton Salt in verschiedenen
Business Services sollen die Unternehmensprozesse weiter standardisieren und professionalisieren. „Durch
die Zusammenlegung unserer Aktivitäten bereiten wir uns auf das große
Wachstum durch den Verkauf der
Mengen aus dem kanadischen Legacy
Projekt vor“, sagt Brown.
Titelfoto: Ricky Rhodes | Fotos S. 2-3: Regina Recht, K+S AG (2), Harry Soremski, Malte Jäger | Grafik: C3 Visual Lab
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SCOOP 2/2015
Zielitz
DEUTSCHLAND
MASCHINENBAU
Dicke Scheibe
für Zielitz
INHALT
ARBEITEN
4 Fairport Amerikaner und
Deutsche entwickeln
gemeinsam die Zukunft der
Salzgewinnung
8 Legacy Baubeginn für den
Eisenbahn-Zubringer in
Saskatchewan und das neue
Kali-Terminal von Port Moody
9 IT Global Die globale ITInfrastruktur von K+S wird
extern bereitgestellt
Das Kaliwerk Zielitz hat eine
neue Treibscheibe bekommen.
Diese ist Teil der 8-Seil-Turmförderanlage, mit der das Kali über
Tage befördert wird. Die
Montage der 30 Tonnen schweren Stahlkonstruktion erfolgte
in mehreren Schritten und
dauerte vier Tage. Nach dem
Abbau der alten Treibscheibe
brachte ein Tieflader die neue
Scheibe mit einem Durchmesser
von dreieinhalb Metern in das
Gebäude Schacht 1. Dort wurde
sie per Kran durch einen
separaten Transportschacht auf
die Maschinenbühne in Höhe
von 55 Metern gehoben und
montiert.
10 Frisia Die esco-Tochter baut für
die Siedesalz-Produktion eine
neue Kaverne
LERNEN
12 Nachwuchs Über das
weltweite Traineeprogramm
der K+S Gruppe
13 Gadget Wozu ein Berauber
gebraucht wird
14 K+S Polska Der Poznańer
Vertriebsstandort versorgt die
nationalen Apfelproduzenten
16 Medizin Salz in die Wunden bei
Verletzungen
18 Wissen Sie ... wie viel Salz eine
Träne hat und wie viel Kali im
Jahr produziert wird?
19 Jubiläum Die portugiesische
Salzmarke Vatel wird 100
TEILEN
20 Meine Heimat Raúl Jara über
seine Arbeit bei K+S Chile
22 Modellbau Aus Neu mach Alt
mit der Salztechnik
24 Bunte Seite
IMPRESSUM
Herausgeber: K+S Aktiengesellschaft
Redaktionsleitung: Thomas Brandl
Telefon: +49 561 93 01 - 14 24
Telefax: +49 561 93 01 - 16 66
E-Mail: [email protected]
Internet: www.k-plus-s.com
Anschrift: K+S Aktien­gesellschaft,
Communication Services, Berthavon-Suttner-Straße 7, 34131 Kassel
Bildredaktion, Layout und
Realisation: C3 Creative Code and
Content GmbH, Berlin
Druck: Werbedruck GmbH Horst
Schreck­hase, Spangenberg
Auflage: 22.000
Erscheinung: Juli 2015
ARBEITEN
4
WORKING / TRAVAILLER / TRABAJAR / TRABALHAR
SCOOP 2/2015
Aufbruch in
die Zukunft
E
s ist schon ein eigenartiges Gefühl, drei Kilometer vom Ufer entfernt in einer Grube unter dem
Eriesee mit seinen riesigen Wassermassen zu stehen, in 600 Meter Tiefe, inmitten einer 500 Millionen Jahre alten
Salzschicht, die bis hinüber zur anderen
Seite nach Kanada reicht. Im Baufeld 52
lässt sich eindrucksvoll studieren, wie
Morton Salt immer besser mit der
K+S Gruppe zusammenwächst – und wie
die „Salt 2020“-Strategie des Geschäftsbereiches Salz Konturen gewinnt. Über
drei Jahre hinweg haben deutsche und
amerikanische Kollegen miteinander
ein Konzept entwickelt, nach dem nun
Schritt für Schritt die Rohstoff-Gewinnung unter Tage in Fairport auf das in der
K+S Gruppe übliche Bohr- und Sprengverfahren mit Geräten der Salzgitter
Maschinenbau AG (SMAG) umgestellt
und damit wesentlich effizienter wird.
Fairport beschäftigt 170 Mitarbeiter,
davon 110 unter Tage. Die Jahresproduktion liegt bei etwa 1,3 Millionen Tonnen
Auftausalz, das aus Marketingründen für
den US-Markt blau eingefärbt wird. Bislang wurde der Rohstoff unterm Eriesee
sowohl konventionell (Undercutting) als
auch mit schneidender Gewinnung (Continuous Mining) abgebaut. Das konventionelle Mining sollte eigentlich bereits im
Jahr 2003 durch die schneidende Gewinnung ersetzt werden, da es am Ende der
technischen Lebensdauer angelangt war.
Das Continuous Mining-Verfahren erwies sich allerdings als derart störanfällig, dass der konventionelle Abbau auch
aufgrund der damals sehr niedrigen Investitionsbudgets deutlich länger als geplant zum Einsatz kam. Nach der Akquisition von Morton Salt durch K+S 2009 war
es an der Zeit, wirtschaftlich nachhaltige
Entscheidungen zu treffen: 2012 wurde
der Ersatz des konventionellen Minings
(Undercutting) durch das SMAG-Verfahren beschlossen.
Ende 2015 wird in Fairport auch mit
dem Continuous Mining Schluss sein.
Künftig bauen die US-Bergleute ihren
Rohstoff ausschließlich per Bohrlochsprengung mit Sieben-Meter-Abschlägen und neuer Beraubetechnik ab, mit
Das Bergwerk Fairport in Ohio wird zur Blaupause für die
Zusammenarbeit zwischen US-Amerikanern und Deutschen
innerhalb von K+S. Gemeinsam entwickeln beide Seiten dort
die Salzgewinnung der Zukunft – und lernen voneinander.
VON THOMAS BRANDL
Maschinen, die aus Europa kommen
und für die in Nordamerika derzeit noch
Händler- und Servicenetze aufgebaut
werden. Ein gewaltiger Schritt. „Am Anfang mussten wir unsere Leute schon
ein bisschen überzeugen, dass wir auf
dem richtigen Weg sind“, sagt Werksleiter Mark Mitchell, „aber dank der tollen Zusammenarbeit mit unseren deutschen Kollegen haben sich die Vorbehalte
inzwischen fast komplett erledigt.“
Der Schlüssel zum besseren Verständnis der unterschiedlichen Arbeitsweise und Kultur war ein intensives
Puzzlearbeit unter Tage:
Dan Thomas baut einen
Bohrwagen wieder
zusammen.
Das Auftausalz in Fairport wird
aus Marketinggründen blau
eingefärbt – und unter freiem
Himmel gelagert.
5
SCOOP 2/2015
Positive Deutschland-Erfahrungen:
Heather Orr (r.) und
Vincent Ilaqua zurück in Fairport.
KANADA
Fotos: Ricky Rhodes | Grafik: C3 Visual Lab
Morton Salt: an 24
Standorten präsent
Die K+S-Tochter ist
der größte Salzproduzent Nordamerikas – mit 24 Standorten für Stein- und
Meersalz, Salinen
und Verladung.
USA
Solar Salt
Rocket Salt
Evaporation Salt
Terminal
Austauschprogramm über den Großen
Teich hinweg, das die beiden Projektkoordinatoren Andrew Patton (MO – Weeks
Island) und Matthias Elvers (H-MT in Kassel) von Anfang an als Bestandteil der
neuen „Fairport Mining Strategy“ geplant hatten. Seit Sommer 2014 bekamen US-Kollegen über mehrere Wochen
hinweg an der Werra, in Neuhof, in Zielitz
und in Bernburg einen profunden Einblick
in den Berufsalltag und die verwendete
Technologie – aber auch in die Mentalität der „Germans“. So etwas verbindet.
Bruce Dickerson, Bergmann mit 44 Jahren Erfahrung und Betriebsführer unter
Tage in Fairport, zeigt sich noch immer
„tief beindruckt vom technisch-organisatorischen Niveau und von der Ingenieurskunst in Deutschland“. Sein Kollege Vincent Ilaqua, Sicherheitstrainer
der Morton-Mine, war bei seinem ersten
Europa-Trip überrascht, „wie unglaublich
freundlich die Leute überall zu uns waren und was sie uns alles bereitwillig gezeigt haben“. Selbst kulinarisch war die
Reise wohl ein großer Erfolg: „Also Ente
mit Rotkohl und Klößen … Wow! Aber die
Pizza schmeckt trotzdem bei uns besser!“
Auch die deutschen Kollegen, die mit
Inbetriebnahme der ersten neuen Maschinen in Fairport im Herbst 2014 Unterstützung leisteten, verbuchten das
gegenseitige Kennenlernen und die gemeinsame Arbeit vor Ort als Gewinn.
Die beiden Großgeräte‑Instrukteure
Markus Mrugalla (Grube Hattorf-Wintershall) und Mario Simmroth aus Unterbreizbach, die an der Werra und am
Eriesee ihr Know‑how im Umgang mit
Bohrwagen und Berauber an die US-Kollegen weitergaben, empfanden es als
„Auszeichnung und Wertschätzung“, am
Austauschprogramm teilnehmen zu dürfen. Erstaunt waren sie darüber, wie wenig Probleme die Verständigung auf Englisch bereitete. Mrugalla: „Das war kein
Thema. Ich finde es einfach spannend,
ein Teil der Internationalisierung von K+S
zu sein.“ Mario Simmroth meldete sich
nach dem US-Trip umgehend zu einem
Englisch-Kurs an, um seine Sprachkenntnisse weiter zu verbessern.
» Ich finde es einfach
spannend, ein Teil der
Internationalisierung von
K+S zu sein. «
Schritt für Schritt hält seit Herbst vergangenen Jahres moderne Technologie
aus Europa Einzug in die seit 1959 produzierende Mine unter dem Eriesee. Gut
zehn Millionen Euro kostet die Investition in neue Sandvik-Lader, Bohrwagen
von SMAG, Berauber aus dem Hause
GHH, mobile Bandantriebe oder Wetterund Elektrotechnik, bei der Dr. Heinrich
Sönksen (T-TU) beratend zur Seite stand.
Wie nicht anders zu erwarten, bleiben
Startschwierigkeiten bei einem solchen
Pilotprojekt nicht aus. Wenn die nagelneue HAZEMAG-Brecheranlage zunächst
mal nicht so funktionierte, wie sie sollte,
war es gut, wenn erfahrene Fachleute wie
Matthias Elvers und
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6
ARBEITEN
WORKING / TRAVAILLER / TRABAJAR / TRABALHAR
SCOOP 2/2015
1,3
MIO. T.
PRODUKTION Mit der neuen
Abbaumethode soll die SalzAusbeute in Fairport um fast
40 Prozent steigen – bei gleichem
Personalbestand.
„Kraft und Präzision“:
Thomas Jones im neuen
Berauber.
» der eigentlich zum Dienst in
die Morton-Mine Weeks Island in
Louisiana entsandte Bergbau-Ingenieur Wolfgang Kroll schnell bei
der Hand waren. „Den beiden verdanken wir sehr viel“, sagt Bruce Dickerson, „ohne ihre Hilfe würde der
Betrieb bei uns noch nicht so rund
laufen.“
Derzeit fördert Fairport knapp 1,3
Millionen Tonnen Auftausalz mit einem NaCl-Gehalt zwischen 96 und
97 Prozent zu Tage. Bis zu 1,8 Millionen
Tonnen könnten es bei gleichem Personalbestand mit der neuen Technik einmal werden, schätzt Werksleiter Mitchell: „Wir sind ein kleines Bergwerk mit
großer Zukunft.“ Die Salzreserven unter
dem Eriesee reichen noch viele Jahrzehnte, die Winter sind meist kalt und schneereich im Osten der USA und schon heute
erfolgt der Abtransport kostengünstig zu
44 Prozent auf dem Wasserweg.
Während die Bergleute an der Werra, in
Borth, Sigmundshall oder Bernburg meist
mit Klein‑Lkw und Geländewagen auf die
oft weit entfernte Abbaustrecke gehen,
sind die Amerikaner mit wendigen Ranger-Fahrzeugen oder Carts unterwegs,
wie man sie auch auf dem Golfplatz sieht.
Und wie kommen die Kollegen unter Tage mit den vielen neuen Großmaschinen von der anderen Seite des
Atlantiks klar? – „Da ist schon
sehr viel mehr Elektronik
drin“, sagt Joe Burke, seit
39 Jahren in Fairport und
letzten Herbst gleichfalls
in Deutschland geschult,
„daran muss man sich erst
gewöhnen. Aber mit
Werksleiter
Mitchell: „Überzeugungsarbeit
war schon nötig.“
dem neuen Sprenglochbohrwagen arbeiten wir wesentlich präziser und effektiver.“ Kollege Thomas Jones steuert
den neuen GHH-Berauber seit fünf Monaten und findet ihn schlichtweg großartig: „Wir nennen ihn nur das Biest –
was für eine Kraft und Präzision!“ Auch
der über 60 Tonnen schwere Fahrlader von Sandvik fand unter Tage am
Eriesee schnell seine Freunde; anfängliche Probleme mit dem Joystick hat Fahrer Daryel Leikalla inzwischen im Griff:
„Das neue Gerät ist leiser und entwickelt weniger Hitze und Abgas als unser alter R2900 Elphinstone – obwohl
mir dieser in 15 Jahren schon sehr
vertraut geworden war …“
Die Bergleute aus Ohio haben bei ihren GermanyTrips letztes Jahr genau hingeschaut, um aus dem dort
Gesehenen ihr eigenes Konzept zu entwickeln, pass-
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SCOOP 2/2015
genau zum Standort. „Wir haben nicht
alles 1:1 übernommen“, erklärt Bruce
Dickerson, „weil manches bei uns in
Amerika eben anders ist.“ Die Kanadierin Heather Orr, die das „Fairport
Mining Project“ als Koordinatorin vor Ort
begleitet, verweist „auf den viel höheren Spezialisierungsgrad der Kollegen in
Deutschland auch unter Tage – wir arbeiten mehr mit Generalisten“.
Was auffällt beim Besuch in Fairport,
ist der gegenseitige Respekt, mit dem die
Kollegen von beiden Seiten des Atlantiks
miteinander umgehen. Bergmann zu sein
verbindet eben. Zur Inbetriebnahme der
neuen Brecheranlage stehen Matthias
Elvers und Wolfgang Kroll Gewehr bei
Fuß. Und in der Tat läuft nicht alles
gleich so rund wie erhofft. Immer wieder
kommt es zu Störungen . Doch dank des
Internationale Expertentruppe:
Wolfgang Kroll, Vincent Ilaqua, Bruce
Dickerson und Matthias Elvers (v. l.).
Fotos: Ricky Rhodes
Austausch als Basis
für den Erfolg
Die „Fairport Mining Strategy“ wurde von Amerikanern und Deutschen
gemeinsam erarbeitet. Ein intensives Austausch- und Trainingsprogramm führte die US-Kollegen Jim
Vincent, Grant Sutherland, Mark
Mitchell, Vincent Ilaqua, Bruce
Dickerson, Heather Orr, Doug
Matthai, Joe Burke und Jean Baptiste Dromer 2014 an mehrere deutsche K+S-Standorte, wo sie den Einsatz der Großmaschinen erlebten.
Bei deren Start in Fairport standen
Markus Mrugalla, Mario Simmroth,
Matthias Elvers, Wolfgang Kroll und
Rüdiger Triebel hilfreich zur Seite.
Alle Beteiligten betrachten den Austausch als Bereicherung.
Moderne Maschinen sorgen für
weniger Energieverbrauch, Abgase
und Hitzeentwicklung.
» Fairport ist die
Blaupause für uns. Auch
Ojibway bietet sich aller
Voraussicht nach für eine
Umstellung an. «
Know-hows und der Erfahrung der beiden Ingenieure klappt’s am Ende dann
doch bestens. En passant modifizieren Wolfgang Kroll und Vincent Ilaqua
gemeinsam vor Ort noch am Laptop
das Sprengprogramm für die nächste
Schicht. Ilaqua: „Das hat einfach nicht
gleich so funktioniert, wie wir das haben wollten.“
Kein Zweifel: Das Beispiel Fairport
zeigt, so K+S-Vorstand Mark Roberts,
„wie die Integration von Morton Salt in
die K+S Gruppe voranschreitet und wie
Deutsche und Amerikaner sich auch aufgrund des intensiven Austausch- und
Trainingsprogrammes ein großes Stück
nähergekommen sind.“ Mit den Erfahrungen vom Eriesee im Rücken prüft
Morton Salt, in den nächsten Jahren auch
andere Bergwerke in den USA und Kanada Schritt für Schritt mit neuester Technik und standardisierten Produktionsverfahren auszurüsten – so wie in der
„Salt 2020“-Strategie vorgesehen. Christian Herrmann, Geschäftsführer von
Morton Salt: „Fairport ist die Blaupause für uns. Auch unser mit 2,7 Millionen
Tonnen Jahresförderung größtes Bergwerk Ojibway bei Detroit bietet sich aller Voraussicht nach für eine Umstellung
an – dort haben wir ähnliche Bedingungen. In den nächsten anderthalb Jahren
läuft die detaillierte Ingenieursplanung,
bisher sieht alles gut aus.“
ARBEITEN
WORKING / TRAVAILLER / TRABAJAR / TRABALHAR
SCOOP 2/2015
Brückenschlag über die Rockies
Beim Legacy Projekt in
Kanada haben jetzt die
Arbeiten für den
Eisenbahn-Zubringer in
Saskatchewan und das neue
Kali-Terminal im Pazifik-Hafen
von Port Moody begonnen.
Endstation Port Moody: Laut Dr. Martin Ponzlet
(r.) und Steffen Brill wird das neue Kali-Terminal
das modernste in der ganzen Welt.
V
or der eindrucksvollen Silhouette der Legacy-Baustelle in
Saskatchewan arbeiten sich
Bagger, Raupen und schwere Bulldozer durch das lehmige Gelände mit seinen vielen Tümpeln und profilieren deutlich sichtbar den Weg gen Süden nach
Belle Plaine, zur Hauptlinie von Canadian
Pacific. 30 Kilometer neue Schienen baut
die Eisenbahngesellschaft, Überquerung
des Qu’Appelle-Tales mit einer Brücke inbegriffen. Weitere 14 Kilometer Strecke
und sechs Kilometer Rangier- und Abstellgleise kommen auf der Legacy-Seite hinzu. Ein gewaltiges Projekt. In dieser Größenordnung hat es das in Kanada seit dem
Zweiten Weltkrieg nicht gegeben.
2.500 Tonnen Stahl, 63.000 Schwellen, 70.000 Tonnen Schotter, 332.000 Kubikmeter Erdbewegung, 407.000 Kubikmeter Damm-Aufschüttung allein auf
Seiten von KSPC: „Die Herausforderung
ist, dass praktisch das ganze Material auf
Rädern zur Baustelle gebracht werden
muss“, kommentiert Logistik-Manager Olaf
Goitzsch. Allein auf dem Gelände von
Legacy liegt die Investitionssumme für
Material und den Bau der neuen Strecke bei über 40 Millionen kanadischen
Dollar. 120 Arbeiter sind dort damit beschäftigt, den Schienenkörper termingerecht fertigzustellen, wenn Legacy
ab Sommer 2016 Schritt für Schritt den
Betrieb aufnimmt. Die Vertragsfirma von
Canadian Pacific wühlt sich von Süden her
derzeit durch das Flusstal des Qu‘Appelle
River, wo riesige Erdmassen bewegt
werden müssen. Im Frühjahr 2016 soll der
Schienenschluss auf dem Legacy-Gelände
erfolgen.
Zur selben Zeit etwa 1.800 Kilometer
weiter westlich: Mit dem ersten Spatenstich haben Anfang Juni in Port Moody die
Arbeiten an der neuen Umschlags- und
Baggerbiss vor Legacy-Kulisse:
44 Kilometer neue Gleise werden gebaut.
Zug-Entladestation
PCT Administration
Schwefel
Kali Lagergebäude
Lageranlage für Kaliprodukte begonnen.
Am ersten Stückchen Pazifik nach Überquerung der Rocky Mountains, 26 Kilometer östlich von Vancouver im innersten
Winkel des Burrard Inlet gelegen, entsteht
bis Dezember 2016 die modernste KaliVerladeanlage der Welt. Projektmanager
Dr. Martin Ponzlet: „Um die mehr als 2,5
Kilometer langen Züge in einer Arbeitsschicht zu rangieren und zu entleeren,
wird unsere Anlage innerhalb von viereinhalb Stunden 18.000 Tonnen Ware vollautomatisch entladen – das gibt es nirgendwo sonst auf dem Globus.“
Bislang verlädt Partner PCT, mit dem
KSPC einen langfristigen Exklusivvertrag
zum Bau und Betrieb der Anlage abgeschlossen hat, bereits große Mengen von
Schwefel, Glykol und Rapsöl auf seinem Gelände. Ende nächsten Jahres kommt nun
das Kali aus Saskatchewan hinzu. Dafür
wird ein Teil der vorhandenen Infrastruktur für den Kali-Umschlag umgebaut, zum
Bahnwaggonwege
Transportbänder
neue Transportbänder
Beispiel der Schiffsbelader samt dazugehörigen Transportbändern, die dann in einer
Stunde 5.000 Tonnen Kali aufs Schiff bringen können. Komplett neu gebaut werden
die Zug-Entladestation, 250 Meter unterirdische- und ein Kilometer überirdische Bänder und Verteilstationen sowie ein 160.000
Tonnen umfassendes, 256 Meter langes Lagergebäude für Standard-Kali und Industrieprodukte.
Von Kanadas Küste
hinaus in die Welt
Erster Spatenstich in Port Moody:
Lorne Friberg (PCT), Dr. Andreas
Radmacher (K+S), Dr. Ulrich Lamp
(KSPC) und Wade Leslie (PCT) am
Standort der künftigen Bahn‑Entla‑
destation. Die Züge von der Lega‑
cy‑Seite werden 177 Waggons um‑
fassen und drei Tage unterwegs sein.
Am Kai können Schiffe bis zu 70.000
Tonnen Kapazität beladen werden.
» 18.000 Tonnen in
viereinhalb Stunden
entladen – das gibt es
nirgendwo sonst. «
Eigens für den Transport nach Port
Moody baut National Steel Car in Hamilton/
Ontario im ersten Schritt 550 Bahnwaggons. Anfang 2018 soll die Flotte um
220 Waggons wachsen, für geplante
Kali-Lieferungen in die USA sind weitere
Waggons vorgesehen. Logistik-Manager
Steffen Brill: „Der Löwenanteil unserer Legacy-Produkte wird aber wohl nach Brasilien,
Indien, Südostasien und China gehen.“
Fotos: Andrew Querner, Greg Huszar, K+S AG | Grafik: C3 Visual Lab
8
SCOOP 2/2015
9
Dr. Andreas Radmacher
(K+S AG)
iTOP –
IT Global
Die K+S Gruppe lässt künftig ihre globale IT-Infrastruktur extern durch Atos
bereitstellen. Im Interview mit scoop erläutern die Vorstandsmitglieder
Dr. Thomas Nöcker und Dr. Andreas Radmacher sowie die iTOP-Projektleiter
Dr. Kay Wilhelm (K+S Aktiengesellschaft), Penny St. Peter (Morton Salt)
und Javier Ramos (K+S Chile), wie sich durch dieses Projekt die Rolle der IT
verändert und wo Kosten eingespart werden.
Penny St. Peter
(Morton Salt)
Dr. Kay Wilhelm
(K+S AG)
W
Fotos: Regina Recht (2), K+S AG (2), Heiko Meyer, Shutterstock
Javier Ramos
(K+S Chile)
arum hat sich K+S im iTOPProjekt dafür entschieden,
die IT-Infrastrukturdienst­
leistungen extern zu vergeben?
Dr. Thomas Nöcker: Wir haben im Vorfeld
sorgfältig geprüft, welchen Herausforderungen sich die IT in den nächsten Jahren
stellen muss. Mit der Entscheidung für die
externe Vergabe der IT-Infrastrukturdienstleistungen an Atos haben wir einen
wesentlichen Schritt auf dem Weg zu einer weltweit einheitlichen IT-Landschaft
gemacht. Gruppenweit standardisierte
und zertifizierte Prozesse erhöhen nicht
nur die Betriebssicherheit, sondern auch
die Effizienz. Somit können wir einerseits
die künftig von der K+S Gruppe benötigten IT-Services sicher zur Verfügung stellen und andererseits nachhaltige gruppenweite Kostensenkungen erreichen.
Dr. Andreas Radmacher: Für die Geschäftsbereiche ist es wichtig, dass deren
wachsende Anforderungen an die IT auch
in der Zukunft erfüllt werden. Wir hoffen,
dass mit dem iTOP‑Projekt die Anforderungen aus den Projekten KALI 2.0 und
OptiS zur nachhaltigen Verbesserung der
Prozesse und Erhöhung der Effizienz erfüllt werden, damit wir schneller auf Veränderungen in unseren Märkten reagieren können.
Dr. Kay Wilhelm: Mit Atos setzen wir
bei K+S erstmals globale Standards durch,
beispielsweise im Endgerätebereich. In
Zukunft werden unsere Mitarbeiter über-
all auf der Welt einheitliche IT-Geräte
vorfinden, egal ob sie in Kassel, Paris,
Santiago oder Chicago arbeiten. Hierdurch sinken beispielsweise die Anschaffungskosten für Hardware, da Atos für
eine größere Anzahl an Kunden einkauft
und daher günstigere Preise erzielt.
Wer ist unser neuer Partner Atos?
Javier Ramos: Mit Atos haben wir einen
starken Partner mit Branchenerfahrung
und hoher internationaler Präsenz an unserer Seite, bei dem wir im Bedarfsfall
auch schnell zusätzliche Kapazitäten abrufen können. Wir hatten uns bewusst
dafür entschieden, alle in Frage kommenden Dienstleistungen an ein und dasselbe
Unternehmen zu vergeben.
Wie müssen wir uns die Rollenverteilung
zwischen K+S und Atos vorstellen?
Dr. Kay Wilhelm: Wir haben ein virtuelles
Provider Management Team eingesetzt,
das für die Steuerung von Atos zuständig
ist. Dieses Team besteht aus IT-Mitarbeitern von Morton Salt, K+S Chile sowie
K+S Aktiengesellschaft und hat globale
Verantwortung für die Infrastrukturdienstleistungen.
Penny St. Peter: Zunächst einmal freue
ich mich darüber, dass unsere IT-Einheiten
in Nordamerika, Südamerika und Europa
durch iTOP noch enger zusammenwachsen! Zuvor haben wir einen Großteil der
Infrastrukturdienstleistungen inhouse erbracht. Durch das Outsourcing hat sich
unsere Rolle stark verändert: vom ausführenden zum steuernden Organ. Damit
verbunden ist erst einmal ein gefühlter
Kontrollverlust. Es braucht Zeit, gegenseitiges Vertrauen aufzubauen und sich auf
den Dienstleister zu verlassen.
Dr. Kay Wilhelm: Ja, das ist in der Tat für
uns alle noch sehr ungewohnt. Aber der
Veränderungsprozess läuft. Mithilfe einer
Change Management‑Initiative unterstützen wir die IT-Kollegen dabei, ihre
neuen Rollen anzunehmen und zu leben.
Dr. Thomas Nöcker
(K+S AG)
Dabei ist uns wichtig, dass die Entscheidungskompetenz und das dafür notwendige Know-how weiterhin bei K+S vorgehalten wird.
Das Projekt befindet sich zurzeit in der
Transformationsphase.
Herr Dr. Wilhelm, könnten Sie uns das
näher erklären?
Dr. Kay Wilhelm: Während der Transformation überführen wir die IT-Infrastrukturdienstleistungen zu Atos. Hierzu zählen der Betrieb der Rechenzentren und
der lokalen Netze, die Hardware, der Service am Arbeitsplatz und das IT Service
Center. Am Ende des Jahres wollen wir
diese Phase erfolgreich abgeschlossen
haben. Die Service-Qualität wird dann
den Vorgaben des Vertrags mit Atos entsprechen; hierzu gehören beispielsweise
erweiterte Ansprechzeiten für das
IT Service Center und eine verbesserte
Sprach­abdeckung.
Wo stehen wir zurzeit?
Javier Ramos: Seit April wurden die vertraglich vereinbarten Dienstleistungen
bereits durch Atos erbracht, aber noch
mit unseren Systemen und Prozessen.
Währenddessen ist es im IT Service
Center leider zu Schwierigkeiten bei der
Erreichbarkeit gekommen, wir hatten eine
Reihe von Beschwerden zu verzeichnen.
Wir haben qualitätsverbessernde Maßnahmen eingefordert, die mittlerweile
auch greifen.
Penny St. Peter: Unsere international
besetzten Projektteams haben in den
letzten Monaten sehr hart gearbeitet.
Zwei Beispiele: Damit das IT Service
Center zu Atos übergehen konnte, mussten im Vorfeld alle Serviceprozesse detailliert beschrieben werden; hierzu zählen
beispielsweise der Störungsprozess und
der Eskalationsprozess. Und für den im
Herbst anstehenden Wechsel der Hardware haben die Teams alle Anforderungen definiert, die K+S an PCs, Notebooks
und Softwarepakete stellt. Natürlich gibt
es bei der Zusammenarbeit mit Atos auch
Reibungspunkte, aber mit dem Ergebnis
sind wir bisher zufrieden!
10 ARBEITEN
WORKING / TRAVAILLER / TRABAJAR / TRABALHAR
SCOOP 2/2015
Reinstes Salz
aus großer Tiefe
Die esco-Tochter Frisia Zout produziert in den
Niederlanden hochreines Siedesalz für die
Lebensmittel- und Chemieindustrie. Mit der neuen
Kaverne Bas 3 Original sollen zukünftig noch mehr
Produkte zu den Kunden gebracht werden.
VON STINA BEBENROTH
D
as Herzstück auf dem Gelände
der Frisia Zout an der niederländischen Nordseeküste ist die große Saline. Hier produziert das Unternehmen seit 19 Jahren hochreines Siedesalz,
das nach ganz Europa in die Lebens- und
Futtermittelindustrie sowie an chemische Betriebe verkauft wird. Gefördert
wird per Solungsbergbau in fast drei Kilometer Tiefe. „Von so weit unten kommt
kein anderer Rohstoff in der K+S Gruppe“,
sagt Durk van Tuinen, der als Geschäftsführer das Oberhaupt von rund 100 Mitarbeitern ist. Von der Erdoberfläche werden Rohre entweder vertikal oder s-förmig
in das Gestein getrieben, bis die tiefgelegenen Salzschichten erreicht sind. Dort
wird das Salz mit Frischwasser ausgelöst
und die so entstandene Sole ans Tageslicht gepumpt. Durch diesen Vorgang bilden sich höhlenartige Kavernen in großer
Tiefe, deren Ausdehnung von den Mitarbeitern streng überwacht werden. In der
Fabrik am Deich erfolgt dann in mehreren Produktionsschritten die Reinigung
der Sole und die eigentliche Salzproduktion durch Verdampfen der Flüssigkeit unter
Vakuum und Auslösung des Rohstoffs. Am
Ende entsteht Salz mit einem Reinheitsgrad von 99,9 Prozent. Durch das Fehlen
jeglicher Unreinheiten kann das Solesalz
aus Harlingen beispielsweise in der Membrantechnologie genutzt werden.
Neue Kaverne soll Produktion
steigern
„Unsere Produkte sind bei Lebens- und
Futtermitteln sowie der chemischen Industrie ein wichtiger Grundstoff, und die
Nachfrage ist dementsprechend groß“,
sagt van Tuinen. Um den hohen Bedarf
abzudecken, wird an dem Standort seit
Mitte März 2015 eine neue Kaverne ausgehöhlt, die Bas 3 Original. Von der damit
verbundenen Förderanlage erwarten sich
van Tuinen und sein Kollege, Projektleiter
Bertran de Lange, einen Anstieg der Produktion. „Bis 2010 hatten wir vier Kavernen, wobei die beiden ersten, Bas 1 und
2, schon länger nicht mehr genutzt wurden“, erklärt de Lange. „Dann haben wir die
Bas 3 komplett geschlossen, ein Prozess,
der technisch sehr aufwendig ist und weltweit bisher noch nie stattgefunden hat.“
Hochreines Salz mit
einem Reinheitsgrad
von 99,9 Prozent kann
nur per Solungsbergbau
gewonnen werden.
Nachdem danach für einige Zeit nur aus
einer Kaverne, der Bas 4, Salz gewonnen
wurde, liefert seit einigen Wochen die Bas
3 Original qualitativ hochwertige Sole.
Nach dem Erreichen der vollständigen
Förderkapazität soll sie mindestens eine
halbe Million Tonnen hochreines Salz produzieren. „Die Kaverne braucht rund zwei
Jahre, um ihre endgültige Größe zu erreichen. Dann wird sie eine Breite von bis zu
100 Metern und eine Höhe von 180 Metern haben“, sagt de Lange. Eine hohe Sättigung weist der geförderte Rohstoff aber
bereits nach einem halben Jahr auf.
Letzte Arbeiten im Gange
Auf dem abgesperrten Gelände mit den
Pumpanlagen ist zurzeit noch einiges los.
Der mobile Bohrturm, der das dreiteilige
Rohr der Bas 3 Original (siehe Grafik) kilometertief in den Boden trieb, ist schon länger verschwunden, doch noch immer sind
Arbeiten nötig, um die Produktion zu perfektionieren. So wird beispielsweise ein
langes Kabel in das Bohrloch geführt, um
Messungen vorzunehmen, die zeigen, wie
weit die Aushöhlung der Kaverne bereits
fortgeschritten ist.
„Wenn sich der Normalbetrieb erst einmal eingestellt hat, wird der Pumpprozess
per Computer überwacht, dann gucken
wir nur noch einmal am Tag nach dem
Rechten“, sagt de Lange.
Bedeutender Standort
Die Salzproduktion in den Niederlanden
ist für den Geschäftsbereich Salz der
K+S Gruppe ein wichtiges Standbein. „Wir
produzieren hier sehr hochwertige Produkte zu günstigen Konditionen. Salz mit
einem solchen Reinheitsgrad kann nur per
Soleverfahren gewonnen werden“, sagt
esco-Geschäftsführer Erich Krug. Darüber hinaus ist es vor allem die geografische Lage, die den Standort auszeichnet.
„Der Hafen liegt direkt neben der Saline,
unsere Produkte können ohne teuren Vorlauf auf die Schiffe geladen in die ganze
Welt verschifft werden“, sagt Werksleiter van Tuinen. So hat die Frisia Zout unter
anderem Kunden in Nordamerika, Indien,
der Karibik, Vietnam und Südafrika. Insgesamt produzieren die Niederländer rund
1,2 Millionen Tonnen Rohsalz, aus denen
eine Million Tonnen Endprodukte entsteht.
Neben dem Standort in Harlingen gewinnt die esco auch am Standort Bernburg Salz per Solungsbergbau. Die Expertise der beiden Werke soll auch den Kollegen
vom Legacy Projekt helfen: Im Rahmen einer Projektgruppe werden Trainings entwickelt, um einen regen Austausch und
Wissenstransfer zu fördern.
11
SCOOP 2/2015
So funktioniert die
Salzgewinnung bei
der Frisia Zout
GEWINNUNG der Sole
6. Fabrik
Die Sole wird in der Fabrik
zu verschiedenen Produkten
weiterverarbeitet.
5. Transport
Sole
Die Sole läuft in oberirdischen
Rohren in die Fabrik.
Wasser
Diesel
3. „Christmas Tree“
2. Pumpgebäude
1. Fabrik
Hier stehen die Kontrollcomputer, die alle Vorgänge rund
um die Kaverne überprüfen
und beobachten.
5–10 km
2,5–3 km
In der Fabrik starten die Rohre, die
Frischwasser und Diesel in die Kaverne
befördern. Die Rohre verlaufen von der Fabrik aus unter der Erde bis zu dem Pumpgebäude, wo sie wieder ans Tageslicht kommen.
Von dem Pumpgebäude aus
laufen die drei Rohre einzeln
in den „Christmas Tree“, der
seinen Spitznamen seiner
Form verdankt. Hier verbinden
sich die drei Rohre zu einem
einzelnen, das den langen Weg
ins Erdinnere antritt.
Weiterverarbeitung
1) Reinigungsprozess in Tanks
Hier werden sämtliche Unreinheiten herausgelöst. Diese magnesiumhaltigen Salze werden in kristalliner Form an Bauern im Umfeld
der Fabrik als Dünge-mittel verkauft.
2) Evaporation
Die pure Sole läuft in die Vakuumanlage, in der das Wasser ausgelöst wird, sodass Salz entsteht. Ein Teil davon bleibt feucht und wird
zu Auftau- und Chemiesalz verarbeitet.
4. Kaverne
Hier findet die Solegewinnung statt.
Der Diesel bildet einen Film, der die Kaverne
nach oben begrenzt.
Das Wasser löst die Salze aus dem Gestein
und höhlt mehr und mehr Raum aus. Die
Kaverne entsteht.
Die entstandene Sole sinkt ab und wird durch
den Druck des nachströmenden Wassers
nach oben befördert.
3) Trocknung
Der andere Teil des Salzes wird zu hochreinem Siedesalz getrocknet,
das an die Lebensmittel- und Futtermittelindustrie verkauft wird.
4) Verpacken und Verladen der Produkte
1,2
Projektleiter Bertran
de Lange (l.) und FrisiaGeschäftsführer Durk
van Tuinen vor dem
Gelände der neuen
Kaverne Bas 3 Original.
Fotos: Miquel Gonzalez | Grafik: C3 Visual Lab
MILLIONEN TONNEN
ROHSALZ werden pro Jahr
am Standort der Frisia Zout
gewonnen und verarbeitet.
12 LERNEN
LEARNING / APPRENDRE / APRENDER / APRENDER
SCOOP 2/2015
Die Globetrotterin
Das internationale
Traineeprogramm der
K+S Gruppe gibt
Hochschulabsolventen
die Möglichkeit, die
ganze Vielfalt des
Unternehmens
kennenzulernen.
treuern wie
Neben fachlichen Be
, stehen
(l.)
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Jens-Pete
aus dem
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den Trainees Betre
ite.
Se
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zu
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rei
lbe
na
Perso
D
» Dauer: 24 Monate, davon zehn Monate
im
Ausland. Für Trainees der
K+S AG heißt das
Chile und USA, für die
von Morton Salt
Deutschland und Chile
und für die von
K+S Chile USA und Deuts
chland.
» Voraussetzungen: Erfolgreich abgeschlo
ssenes Hochschulstudiu
m mit
wir tschaf tlicher Ausrich
tung und Schwerpunkt in Finanzen, Rec
hnungswesen und
Controlling, Praktika, gut
e englische
Sprachkenntnisse. Weiter
e Sprachen sind
von Vor teil.
» Bewerbung: Online über die Karriereseiten
von Morton Salt, K+S Chi
le und K+S AG.
Ansprechpartner sind
Daniela Beck sowie
Lena Lindenstruth (Deuts
chland), Karina
Lakenbrink (USA) und Xim
ena Pace (Chile).
» Im Anschluss: K+S gibt keine Garantie für
eine Übernahme, bisher
haben aber alle
Trainees eine feste Ste
lle bekommen. Bei
der Bewerbung auf die
Wunschstelle helfen auch die Betreuer.
Spricht fließend
Spanisch, Englisch und
ein bisschen Deutsch:
Jessica Vazquez.
Während des Programms durchlaufen
die Trainees verschiedene Abteilungen.
Der Austausch mit Kollegen ist dabei
sehr wichtig.
Fotos: Heiko Meyer (3), Fotolia
rei Länder, drei Kulturen, drei Arbeitswelten – und das alles innerhalb weniger Monate: Das internationale Traineeprogramm, das die
K+S Gruppe seit Januar 2014 anbietet,
fordert den Absolventen so einiges ab.
Jessica Vazquez ist gemeinsam mit
Vanessa Spisla und Priscila Espinoza Teil
der ersten Generation dieses besonderen Ausbildungsprogramms. Die 27-Jährige kommt aus Chicago und hat sich dort
zwei Jahre nach ihrem Studienabschluss
bei Morton Salt beworben. „Die Stellenausschreibung hat mich gereizt, insbesondere die internationale Komponente“,
sagt Jessica. Jetzt durchläuft sie zwei Jahre
lang verschiedene Stationen innerhalb der
K+S Gruppe, überwiegend in den Bereichen
Rechnungswesen, Controlling und Finanzen. Zehn der insgesamt 24 Monate verbringt sie dabei bei K+S Chile in Südamerika und der K+S AG in Deutschland.
„Wir wollen mit diesem Programm den
Austausch zwischen den internationalen
Standorten verstärken“, sagt Dr. Jens-Peter
Kählert von der K+S AG, fachlicher Betreuer
der Trainees am Standort Kassel. „Wir haben bereits seit sechs Jahren ein kaufmännisches Traineeprogramm, bei dem der
Fokus allerdings stärker auf Deutschland
liegt. Ziel war es schon immer, dadurch
Hochschulabsolventen bei K+S unterzubringen, unabhängig von vorhandenen
Planstellen“, sagt er. Mit dem neuen Programm stellten auch erstmals K+S Chile
und Morton Salt einen Trainee ein.
Nach vier Monaten in Chile und fünf
Monaten in Deutschland sind für Jessica
Vazquez die Vorteile des Programms klar:
„Ich lerne ganz unterschiedliche Arbeitswelten und Kulturen kennen und damit die
große Vielfalt der K+S Gruppe.“ Nach Abschluss ihrer Zeit als Trainee möchte sie in
ihrer zukünftigen Position für eine verbesserte Kommunikation über die Kontinente hinweg sorgen. „Die einzelnen Standorte wachsen immer mehr zusammen und
ich kann zwischen ihnen gut vermitteln, da
ich weiß, wie in Chile, Deutschland und den
USA gearbeitet wird und wo Unterschiede
liegen.“ Bei der Wahl ihres zukünftigen Einsatzortes in der K+S Gruppe ist sie flexibel:
„Mit hat es bisher überall gut gefallen.“
13
SCOOP 2/2015
SE RI E
DER BERAUBER
AUS DE
K+S W E R
LT
Mit gewaltiger
Kraft
Unter Tage müssen die Konturen
der Hohlräume ständig nachbereitet werden, um die Stabilität
der Strecken und damit die
Sicherheit für die Bergleute zu
garantieren. Dazu dienen
Berauber. Das sind Maschinen, die
lose Salzschalen von den Firsten
(Decke) ablösen und von den
Stößen (Wände) nach dem
Sprengen entfernen. Dazu fährt
die Maschine mit
Geschwindigkeiten von bis zu
sechs Kilometern pro Stunde vor
und zurück.
Steckbrief:
Das Beraubewerkzeug
ist ein auswechselbarer
Hartmetall-Vorwärts- und
Rückwärts-Zahn für Beraubekräfte bis 100 kN.
Beraubemaschine Typ LF 7.6 HB
Hydrostatischer Fahrantrieb
Beraubearm 8000 mm
Leistung 180 KW
Masse 33.700 kg
Länge 16.475 mm
Höhe 1.850 mm
Der Beraubearm
ist acht Meter lang
und entfernt die losen Schichten in zwei
bis acht Meter Höhe.
Der Seitenzahn
dienst zur Stoßberaubung.
Der Zylinder
stellt das Werkzeug auf den
optimalen Winkel ein.
Die Schutzvorrichtung
Fotos: Heiko Meyer (2), Shutterstock (2)
umgibt den Werkzeugzylinder.
Fräsen und
Kratzen
Weg mit dem überflüssigen
Material. Ohne rotierende
und scharfkantige
Werkzeuge ginge in vielen
Bereichen gar nichts.
ZAHNARZT
MAULWURF
Beim Dentisten wird gebohrt und gefräst, denn
Zähne sind hart. Um das
Material für den Zahnersatz
zu bearbeiten, nutzen die
Techniker zum Beispiel Fräsen aus Stahl, Hartmetall
oder Diamanten.
Bis zu 20 Meter pro Tag gräbt sich der UnterTage-Bewohner durch das Erdreich. Das ist
eine Turbo-Geschwindigkeit, denn das Tier ist
nur 17 Zentimeter groß. Vergleich: Ein
Mensch müsste an einem Tag mindestens einen 215 Meter langen
Tunnel mit einer Höhe von einem halben Meter graben.
14 LERNEN
LEARNING / APPRENDRE / APRENDER / APRENDER
SCOOP 2/2015
Die Apfelkönige
VON STINA BEBENROTH
R
und acht Millionen Äpfel essen
die Europäer pro Jahr. Auf die Frage, woher der Großteil der grünen
oder roten Vitaminbomben stammt, wissen wohl die wenigsten die korrekte Antwort: Der Exportweltmeister von Äpfeln
ist Polen. In der Saison 2012/2013 überholte das mitteleuropäische Land den
bisherigen Spitzenreiter China und ist
seitdem bei allem, was Äpfel angeht, auf
den vordersten Plätzen – größter Exporteur, zweitgrößter Produzent von Konzentrat und Nutzer einer Anbaufläche,
die fast doppelt so groß ist wie New York
City. Das Handelsembargo gegen Russland – einem der wichtigsten Importeure – trifft die polnischen Apfelbauern allerdings empfindlich. „Dennoch bin ich
davon überzeugt, dass unsere hochprofessionelle Industrie weiterhin ganz vor-
ne mitspielt“, sagt Dominik Młodecki,
einer von zwei Geschäftsführern der
K+S Polska. Gemeinsam mit seinem Kollegen Włodzimierz Bracha leitet er den Vertriebsstandort und ist als Verantwortlicher für die Kalisparte im ständigen
Austausch mit den Landwirten. Er weiß:
Qualität und Größe der Äpfel hängen
auch von der richtigen Düngung ab.
„Apfelbäume sollten mit sulfatischem
Kali gedüngt werden, wie es unsere
KALISOP-Produkte enthalten. Für die
Blattdüngung bevorzugen viele Landwirte EPSO Top“, so Młodecki. Er und seine fünf Mitarbeiter sind häufig vor Ort in
den Anbaugebieten, um den Bauern die
bestmögliche Beratung zu bieten. Der
persönliche Kontakt ist in Polen wichtig,
ebenso wie eine gute Reputation, deren Aufbau oft Jahre dauert. „Es hilft unserem Geschäft, dass deutsches Kali in
Polen eine lange Erfolgsgeschichte hat“,
sagt er.
Kali aus Deutschland
Aufgebaut hat das K+S-Vertriebsbüro
im Jahr 1997 unter anderem der heutige Leiter des polnischen Salzgeschäfts,
Włodzimierz Bracha. Allerdings: Kali aus
Deutschland gab es auf polnischen Feldern auch schon vorher. „Vor der politischen Wende kam dieses eben aus der
DDR“, sagt Bracha. Und da die Qualität
stimmt, sind die polnischen Bauern treue
Abnehmer. K+S Polska konnte den Verkauf in den vergangenen Jahren zudem
konstant ausbauen. „Wir bekommen sogar noch immer Bestellungen für Bittersalz und Kamex, obwohl die Produkte
längst andere Namen haben“, schmunzelt
Młodecki. Wichtig ist, was drin ist.
Im Kalibereich verkauft K+S Polska
hauptsächlich Düngemittel, aber auch
Industrieprodukte und Erzeugnisse aus
dem Bereich Healthcare & Nutrition.
Im Salzgeschäft spielt das Auftausalz eine wichtige Rolle, allerdings sind
Fotos: Jan Brykczyński/Anzenberger (2), Pablo Castagnola (3)
Polen ist einer der größten Apfelproduzenten
weltweit. Unterstützt wird die Landwirtschaft in
dem mitteleuropäischen EU-Land durch einen der
ältesten Vertriebsstandorte von K+S in Poznań.
K+S Polska betreibt nicht nur das Geschäft mit Kali,
sondern verkauft auch Salz aus Deutschland und
Leistungen der K+S Entsorgung.
15
SCOOP 2/2015
Die beiden Geschäftsführer von K+S Polska
im Gespräch: Dominik
Młodecki (l.) und
Włodzimierz Bracha.
Apfelbauer Przemyslaw
Piechowiak düngt seine
Bäume mit K+S-Düngemitteln.
auch die Absatzmengen für Lebensmittelsalz konstant hoch. „Zudem rechnen wir mit weiterem Wachstum im
Bereich der Elektrolyse“, sagt Bracha.
Auch im Bereich Salz kümmern sich fünf
Mitarbeiter um den Vertrieb der Produkte.
Daneben gibt es noch eine weitere Mitarbeiterin, die für die Leistungen im Bereich
Entsorgung verantwortlich ist.
Interkulturelles Miteinander
Bracha war es auch, der anfangs
half, die interkulturelle Kommunikation zwischen polnischen und
deutschen Mitarbeitern zu verbessern. „Obwohl die Länder
direkt nebeneinander liegen, ist
» Qualität und Größe
der Äpfel hängen auch
von der richtigen
Düngung ab. «
Der enge Kontakt zu Kunden
ist ein wichtiger Faktor für
den Erfolg des polnischen
Vertriebsstandortes.
vieles anders. In Polen laufen
Geschäfte viel schneller, da muss man
flexibel bleiben“, sagt er. So viel im Voraus
zu planen wie die Kollegen im Nachbarland, sei hier nicht üblich. Sein Kollege
Młodecki, der wie Bracha fließend
Deutsch spricht, ist ebenfalls mit beiden
Mentalitäten vertraut. Vor seiner Arbeit als Geschäftsführer war er für
zwei Jahre Produktmanager im Kasseler Headquarter. „Die Erfahrung
aus Deutschland hilft mir, in meiner täglichen Arbeit die beiden
unterschiedlichen Geschäftskulturen einander näherzubringen“, sagt er.
Äpfel im luftleeren
Raum
Bei der Apfelproduktion kommen die Düngemittel
von K+S zu verschiedenen Zeiten zum EInsatz. Das sulfati-
sche Kali wird früh im
Herbst gedüngt, EPSO
Top hingegen kommt
während der Vegetationszeit mehrmals zum
Einsatz. Es dauert insgesamt circa fünf Monate,
bis die Früchte ihre volle
Reife erreichen. Nach der Ernte werden die Äpfel entweder weiterverarbeitet oder kommen in
die großen Lager der Bauern. Die
modernen Kammern sind auf eine
Temperatur von fast null Grad heruntergekühlt und die Luft enthält
weniger Sauerstoff als üblich. „Unter diesen Bedingungen können wir die
Äpfel ein Jahr lang lagern, ohne dass
es zu Einbußen bei der Qualität und
Frische kommt“, sagt Apfelbauer und
K+S-Kunde Przemyslaw Piechowiak. „Wenn
wir sie aus den Kammern holen, dauert es circa eine Woche, bis sie ihr
volles Aroma wieder entfalten.“
LEARNING / APPRENDRE / APRENDER / APRENDER
SCOOP 2/2015
Was macht das Salz
in der Wunde?
Natriumchlorid als
Universalheilmittel: Seit
fast 4.000 Jahren
verwenden Ärzte Salz als
Medizin. Viele der
Anwendungen werden
auch heute noch
verschrieben.
ole zum Gurgeln, Salzwickel
bei Wassereinlagerungen,
Salzpflaster zur Wunddesinfektion: Bei Hausmitteln
zur Behandlung von Krankheiten ist Salz oft die erste Wahl. Die Verwendung von Kochsalz als
Heilmittel geht bis zu den alten Griechen zurück. Der Arzt Hippokrates beobachtete Fischer bei ihrer Arbeit. Dabei bemerkte er, dass
die Wunden an ihren Händen besser heilten,
wenn sie sie in Meerwasser tauchten. Seitdem empfahl er das salzige Wasser sowohl
für die innere (Verdauung, Milz) als auch
äußere Anwendung (Hauterkrankungen).
Hippokrates erwähnte auch das Inhalieren
von warmem Salzwasserdampf zur Reinigung
der Atemwege – eine Methode, die bis heute
angewandt wird.
Auch im alten Ägypten griff man bei der
Wundheilung zum Salz. Der Arzt Imhotep
fand 2700 v. Chr. heraus, dass Natursalz
Wunden austrocknet und damit Entzündungen gestoppt werden können. In noch erhaltenen Rezepten empfiehlt er Salz außerdem
als Abführmittel und Antiinfektivum.
In Mitteleuropa wird Salz im Zusammenhang mit heilenden Eigenschaften gegen Ende des 11. Jahrhunderts erwähnt. Der
Mönch Odo Magdunensis aus Meung an der
Loire schrieb das Macer floridus, ein Lehrgedicht, das ausschließlich heilkundliches Wissen vermittelte. Unter anderem heißt es da
in Vers 4,5: „Zur Reinigung eiternder Wunden
mache man ein Pflaster aus Brennesselblättern (urtica) und Salz und lege es auf.“
Schmerzhafter war wohl die Behandlungsmethode der Wundärzte. Sie streuten den
verletzten Kriegern pures Salz in die offenen
Wunden. Das sollte die Blutung stillen und
Infektionen vorbeugen. Die Prozedur muss
SE R
SALZ I E
GESC I N DER
H ICH
TE
PFLASTER GEGEN MUMPS
Macer floridus 56: Der ouswurz unde brot
unde salz zusamne gestosen, vertribet parrocidas, daz sint di bosen swern bi den oren,
als ein plaster druf geleit. (Ein Plaster aus
zerstoßenem Nachtschatten, Brot und Salz
heilt Mumps – Parotitis epidemica.)
höllisch wehgetan haben, denn
konzentriertes Salz zerstört die
Zellen. Die Redewendung „Salz
in die Wunde streuen“ meint somit auch das willentliche Verursachen von Schmerzen und geht
auf diese martialische Praxis der
Wundärzte zurück.
Bis ins Mittelalter hinein war
Salz ein wichtiger Bestandteil
vieler Arzneimittel in Europa, zumeist in Verbindung mit Kräutern und anderen natürlichen Produkten. Danach galt es lange Zeit
als Hausmittelchen und fand wenig Aufmerksamkeit in der Wissenschaft. Ab dem 19. Jahrhundert
allerdings erlebte der vielseitige Rohstoff einen erneuten Aufschwung und
wurde mit der Zeit auch wissenschaftlich erforscht. Heute gehören viele Anwendungen zum therapeutischen
Repertoire: Inhalieren von Sole in künstlichen Salzgrotten erleichtert Patienten
mit chronischen Lungenerkrankungen.
Menschen mit Hautproblemen baden
in Sole. Zur Darmreinigung wird warmes, leichtes Salzwasser empfohlen und isotonische Kochsalzlösung
dient als Trägerlösung für intravenös verabreichte Medikamente.
Fotos: Shutterstock (2) | Grafik: C3 Visual Lab
16 LERNEN
17
SCOOP 2/2015
1. AUFLEGEN
Gestoßene Brennnesseln vermischt
mit Salz ergeben ein Pflaster, das
eitrige Wunden reinigt. (Der nezzelen bleter gestossen mit salze unde
dar abe ein plaster gemachet, reinegit di unreinen wunden, unde ist
ouch gut zu dem swern.)
111. DESINFIZIEREN
Probates Mittel bei Kriegsverletzungen: Salz in hoher Konzentration ist
ein Zellgift; in offene Wunden gerieben, tötet es Viren und Bakterien – es
desinfiziert, wenn auch unter starken
Schmerzen. Manch Verwundeter hat
das nicht überlebt.
11. REIBEN
Auf die Haut gerieben,
beseitigt Salz Hühneraugen und Frostbeulen.
V. KAUEN
Salz wirkt entzündungshemmend, zum Beispiel bei Parodontose, Zahnstein und Zahnfleischbluten. Es muss mit Wasser
vermischt so lange gekaut
werden, bis die Körnchen
zwischen den Zähnen
nicht mehr spürbar
sind.
1V. ENTWÄSSERN
Bei Wassereinlagerungen
(Ödemen) in Beinen und Füßen hilft es, grobkörniges Salz
in Pfanne oder Topf zu erwärmen, in ein Leinentuch zu
schlagen und sofort um die
Schwellung zu legen und festzubinden.
18 LERNEN
LEARNING / APPRENDRE / APRENDER / APRENDER
SCOOP 2/2015
Wissen Sie ...
... was man mit Salz alles machen kann oder worin
Kalium und Magnesium überall enthalten sind?
Die Welt ist voller interessanter Zahlen und Fakten
rund um das weiße Gold und Kalisalze.
6%
des in den Vereinigten
Staaten verbrauchten
Salzes wird in der Küche
verwendet, während ...
09
PROZENT
Salz befindet sich in einer
Träne. Das sind neun
Gramm pro Liter – was
einer isotonischen
Kochsalzlösung entspricht.
17 %
bei der Enteisung
von Straßen zum
Einsatz kommen.
4.000
KILOGRAMM
FUTTERMITTEL benötigen Schlachtbullen, um ein Gewicht von 500 Kilogramm
zu erreichen. Die K+S KALI GmbH liefert Futtermittelherstellern weltweit
dafür hochwertiges Magnesiumsulfat.
52,2
MIO.
TONNEN
TRANSPORTVOLUMEN hat die K+S Gruppe im Jahr 2013 bewegt.
Das passt auf 1,3 Millionen Lkw mit einem Ladevolumen von 40 Tonnen.
Grafik: C3 Visual Lab
Die modern ausgerüsteten
Kaliwerke in Deutschland
können bis zu 7,5 Millionen
Tonnen Kali und
Magnesium im Jahr
produzieren. Das entspricht
etwa dem Gewicht der
Großen Pyramide von Gizeh
in Ägypten.
1,3 MILLIONEN Stk.
19
SCOOP 2/2015
Jubiläumsak tion
in Lissabon:
öf­fentliches
Kochen mit
Starköchin Justa
Nobre (2. v. r.) und
Salz von Vatel.
100 Jahre bunte
Geschichte: Dieses
Jahr feiert die Salzmarke Vatel
Jubiläum.
Ein Salz für Generationen
feiert Geburtstag
Die portugiesische Salzmarke Vatel wird 100 Jahre
alt. Verschiedene Aktionen markieren das
Jubiläum eines Produkts, das fester Bestandteil
des Alltags vieler Portugiesen ist.
Fotos: Vatel
H
ochwertig und regional produziert: Dafür sind die Produkte der
esco-Tochterfirma Vatel im ganzen
Land bekannt. Dieses Jahr wird die führende portugiesische Salzmarke 100 Jahre alt
und hat allen Grund zum Feiern. Gegründet im Jahr 1915, ist sie heute ein Symbol
für Qualität, Tradition und portugiesische Esskultur. „Vatel verbindet Generationen. Schon meine Großeltern hatten die
kleinen Salzdosen auf dem Tisch stehen
und verwendeten sie auf dieselbe Art und
Weise, wie ich es heute tue“, sagt Vatel‑
Marketing Managerin Patrícia Coimbra.
Mit ihrem stolzen Alter hat die
Marke ihren Namensgeber bereits
jetzt um 60 Jahre übertroffen. Benannt wurde Vatel nach dem bekannten französischen Koch François
Vatel, der im 17. Jahrhundert am Hofe des
französischen Sonnenkönigs Louis XIV arbeitete. Der Legende nach soll er mit 40
Jahren Selbstmord begangen haben, weil
eine Fischlieferung nicht rechtzeitig zum
königlichen Bankett eintraf. Solch dramatische Geschichten hat die Marke Vatel
nicht erlebt, obwohl seit ihrer Gründung
in Portugal gleich zwei Militärputsche und
eine Revolution stattfanden.
Aktionen zum Jubiläum
Um den 100. Geburtstag gebührend zu
feiern, hat die portugiesische Starköchin
Justa Nobre ein Rezept entwickelt, bei dem
das Salz im Mittelpunkt steht und es auf
dem international renommierten Gastronomiefestival Lisbon Fish & Flavour vorgestellt. Die Köchin zögerte nicht lange, als
sie die Anfrage bekam. „Vatel ist das Salz,
mit dem ich aufgewachsen bin, und ich
verwende es noch heute zum Kochen. Es
gibt in Portugal keine Salzmarke mit einem
vergleichbaren Bekanntheitsgrad.“
Und auch die ganz normalen Kunden bekommen zum Jubiläum der Marke
etwas Besonderes geboten: Eine limitierte
Sonderedition, auf der verschiedene Motive zu den Markenwerten abgebildet sind.
Vatel wurde vor 100 Jahren in Alverca,
nördlich von Lissabon, gegründet und gehörte bis 1998 zur Macedo & Coelho‑Gruppe. Danach wechselte die Marke zu
SOLVAY und ist seit 2002 Teil der K+S Gruppe.
Vatel produziert und verkauft Meersalz
und Siedesalz in Spanien, an der Algarve
und in Alverca. Vor fünf Jahren wurde das
Produktportfolio erweitert, mittlerweile erzeugt der portugiesische Standort
knapp 40.000 Tonnen Salz pro Jahr und
beschäftigt 46 Mitarbeiter.
Kreative Salzdöschen: Die Jubiläumsedition zum 100-jährigen
Bestehen von Vatel.
20 TEILEN
SHARING / PARTAGER / COMPARTIR / COMPARTILHAR
SCOOP 2/2015
SERIE
MEIN E
H EIMAT
Immer erreichbar
und immer nah am
Wasser: Raúl Jara
Fuenzalida im Hafen von Patillos.
Raúl und das Meer –
eine Liebesgeschichte
Seine Kollegen sagen, dass Raúl Jara nie die Geduld
verliert und immer zum Scherzen bereit ist. Er selbst
meint, dass er verdammt viel Glück hat. Er arbeitet
am Meer – das er fast so liebt wie seine Frau.
meist wartet schon der nächste Frachter,
um beladen zu werden.
Während Raúl erzählt, klingelt sein
Handy im Minutentakt. „Die Arbeit im
Hafen ist nun mal ein 24-Stunden-Job“,
sagt er entschuldigend. Zum Glück ist
seine Frau sehr tolerant – und daran gewöhnt, dass ihr Gatte rund um die Uhr im
Einsatz ist. Schon seit 30 Jahren arbeitet
er für K+S Chile, die früher Sociedad Punta
de Lobos (SPL) hieß. „Als ich anfing, hatte
ich noch ein paar Haare mehr“, sagt Raúl
und streicht sich grinsend über den Kopf.
Seiner Leidenschaft für den Job hat die
Zeit aber nichts anhaben können: „Ich liebe meine Arbeit und ich liebe das Meer“,
sagt er, während er mit dem Motorboot
vom Hafen ablegt in Richtung des vor Anker liegenden Frachtschiffs.
Die Luft riecht nach Meer, Salz – und
etwas anderem, irgendwie undefinierbar, aber ziemlich streng. „Pelikankacke“,
sagt Raúl mit einem Augenzwinkern, „besser bekannt als Guano.“ Der im 19. Jahrhundert sehr beliebte Dünger entsteht
aus den Exkrementen von Seevögeln wie
Am liebsten im Kreis seiner Familie,
hier vor dem Theater in Iquique.
Pinguinen und Pelikanen in Kombination mit Kalkstein. „Vor über 100 Jahren
hat man damit gute Geschäfte gemacht,
doch das ist längst vorbei.“ Mit seemännischem Blick schaut Raúl zu den Kalkfelsen im Wasser. Aber was ist das? Die Felsen bewegen sich. Eine Fata Morgana aus
der Atacáma-Wüste? Was sich bewegt,
sind Hunderte pummeliger Pinguine.
„Das sind die Biester, die den Gestank machen“, sagt Raúl. „Wir riechen das schon
gar nicht mehr.“
» In meinem Leben geht
es jeden Tag um das Salz
und um das Meer – und
genau das mag ich. «
Jetzt geht es backbord am Frachtschiff
entlang. Der weiße Salzstrahl aus dem
Schüttrohr ist auch vom Wasser besehen
beeindruckend. Das Schiff hat fünf Frachträume, je nach Wellengang kann die Beladung Stunden dauern. Das koordiniert
Raúl mit seinen Leuten. Per Funk kommunizieren sie vom Förderband und vom
Hafen aus mit dem Kapitän an Bord und
dem sogenannten Practico, der vom Motorboot aus den Kapitän einweist. „Heute haben wir Glück, das Meer ist ruhig,
aber an stürmischen Tagen können Schiffe wegen des Wellengangs manchmal gar
nicht anlegen.“ Auf die Frage, ob dann Betriebspause sei, antwortet Raúl mit einem Lachen: „Aber nein! Wir haben immer genug zu tun. Zum Beispiel säubern
wir die Förderbänder, denn auf keinen Fall
Fotos: Cristobal Olivares Araya (2), Raúl Jara, Bertrand Gardel/Hemispheres Images/laif,
Heiko Meyer/laif, Karl-Heinz Raach/laif, Shutterstock, K+S AG | Grafik: C3 Visual Lab
N
ur nicht nach unten schauen. Im
breiten Seemannsgang läuft Raúl
Jara Fuenzalida über die Gitter des
Steges, auf dem das Förderband verläuft.
Das quietscht, rattert und tuckert, während es tonnenweise Salz aus dem Hafen
von Patillos zu dem vor Anker liegenden
Frachtschiff transportiert. 250 Meter ist
das Band lang und mündet auf einer Höhe
von 70 Metern über dem Meer in einem
Schüttrohr. Daraus fällt ein scheinbar unerschöpflicher Strahl feinsten Salzes aus
der Atacáma-Wüste geradewegs hinein
in den Laderaum des Ozeanriesen. 2.000
Tonnen sind es pro Stunde. Weit unten
gurgelt grünes Meerwasser, dazwischen
nichts als die Gitter des Steges. Raúl ist davon völlig unbeeindruckt. Schwindelfreiheit scheint eine nützliche Eigenschaft
in seinem Job zu sein. Der 52-Jährige leitet die Einheit Maritime Operation bei
K+S Chile im Hafen von Patillos weit oben
im Norden des Landes und ist verantwortlich dafür, dass die Schiffe richtig anlegen,
ordnungsgemäß beladen werden und
rechtzeitig wieder in See stechen. Denn
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1
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Vor 100 Jahren war
Humberstone eine belebte
Siedlung. In deren Minen wurde
Salpeter abgebaut und in alle
Welt exportiert, als Dünger und
zur Sprengstoffherstellung. Im
Ersten Weltkrieg durfte
Deutschland nicht mehr
beliefert werden und erfand die
künstliche Herstellung. Die
Arbeiter zogen weiter. Zurück
blieb eine Geisterstadt, die
heute zum UNESCO‑
Weltkulturerbe zählt.
2
FESTE FEIERN
Das Fest der Tirana
4
Salar Grande de
Tarapacá in der
Atacáma: Von dort
kommt das K+S-Salz.
Jedes Jahr am 16. Juli zieht
es 250.000 Gäste in das
Oasenstädtchen La Tirana
in der Region Tarapacá, um
der von dort stammenden
Schutzheiligen, der Jungfrau von Carmen, zu
gedenken. Das religiöse
Fest vereint katholische
und indianische Bräuche.
In dem ansonsten verschlafenen 560-Seelen-Ort wird
drei Tage lang gefeiert.
Gäste und Besucher ziehen
mit bunten Kostümen,
Tanz und Gesang durch die
Straßen.
CHILE
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2
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4
3
IQUIQUE
Hafenstadt mit Historie
Die Plaza Iquique mit dem berühmten Turm
bildet das Wahrzeichen und historische Zentrum der Stadt. Die Anfänge Iquiques reichen
ins 16. Jahrhundert zurück, als die spanischen
Eroberer große Silberverkommen emtdeckten.
Auf den Felsen im
Pazifik nisten unzählige Pelikane
und Pinguine. Ihre
Exkremente sind
als Guano bekannt
– ein Düngemittel.
darf sich hochchreines Industriesalz mit
Resten von Auftausalz mischen.“ Wenn
Raúl wirklich frei hat, verbringt er die Zeit
am liebsten mit Familie und seinen besonderen „Amores“, den Enkeltöchtern
Nercy und Samantha, am Strand von
Iquique. Im Norden von Chile scheint fast
immer die Sonne. Nur im März dieses Jahres kübelte es drei Tage lang über der Atacáma. Schwere Überschwemungen waren
die Folge. Zum Glück kommt so etwas nur
alle 80 Jahre mal vor ...
SALPETER
Geisterstadt Humberstone
Chile
Ein schmaler Streifen zwischen dem
Pazifischen Ozean und der mächtigen
Cordillera der Anden – das ist Chile. Vom
äußersten Norden, an der Grenze zu
Peru, bis hinunter nach Feuerland misst
Chile 4.300 Kilometer und ist dabei maximal 160 Kilometer breit. Ganz im Norden des Landes liegt die Region Tarapacá. Bereits kurz hinter der Küste beginnt die Atacáma-Wüste. Hier liegt auch
der Salar Grande, wo K+S Chile den größten Salztagebau der Welt betreibt. Die
Region ist eine der trockensten Gegenden der Welt. Schon bei den spanischen
Eroberern galt sie aufgrund ihrer Unwirtlichkeit als uneinnehmbar, bis der Spanier Pedro de Valdivia im Jahr 1540 mit 150
Soldaten die Anden über- und die Atacáma-Wüste durchquerte. In zahlreichen
Schlachten kämpfte er gegen die indianische Bevölkerung und gründete schließlich die heutige Hauptstadt Santiago.
Hauptsitz der
K+S Chile in
Santiago
Im Stadtteil Las Condes in Santiago
befindet sich der Hauptsitz der
K+S Chile. In Anlehnung an
Manhattan wird das Viertel mit seinen vielen Bürogebäuden und Wolkenkratzern augenzwinkernd auch
Sanhattan genannt. Die K+S-Büros
sind im Gebäude links.
22 TEILEN
SHARING / PARTAGER / COMPARTIR / COMPARTILHAR
SCOOP 2/2015
Fabrikneu: Die Modelle
werden aus Einzelteilen
zusammengesetzt und
sehen unbenutzt aus.
VORHER
NACHHER
Effekt: Der Unterschied zum OriginalModell ist deutlich zu erkennen. Das
Salz hat aus Neu Alt gemacht.
Salz lässt neue
Modelle alt aussehen
Im Modellbau gibt es ein besonderes Verfahren,
um einen Alterungseffekt zu erzielen: die
Salztechnik. Weil sie fast universell einsetzbar ist,
wird sie in der Szene immer beliebter.
M
iniaturfans stehen drauf: je
rostiger, je abgenutzter, umso
authentischer. Auf alt ge‑
trimmte Auto‑, Flugzeug‑, Waggon‑ und
Panzer‑Modelle stehen hoch im Kurs.
Um diesen Effekt – Fachbegriff Weathe‑
ring – zu bekommen, nutzen die Bastler
unter anderem Speisesalz. „Besonders
das Grobkörnige eignet sich bei größeren
Modellmaßstäben hervorragend, um ei‑
nen möglichst natürlichen Farb- und Ab‑
nutzungseffekt zu erreichen“, sagt Bernd
Heller vom Modellbauclub Koblenz.
Im Modellbau gibt es zum Bemalen der
Replikate zwei Sorten von Farben: solche,
die auf Kunstharzen basieren, und andere
auf Wasser basierende, etwa Acrylfarben.
Die Salztechnik funktioniert ausschließ‑
lich mit auf Wasser basierenden Farben.
Zuerst bekommt das Modell eine Grun‑
dierung. Dann folgt eine erste Schicht Far‑
be, gefolgt von einer Schicht Schutzlack.
Wenn diese getrocknet ist, wird das Mo‑
dell an den gewünschten Stellen leicht
mit Wasser benetzt oder besprüht. Dann
nimmt man Meersalz und streut die gro‑
» Besonders grobkörniges
Salz eignet sich
hervorragend, um
Abnutzungseffekte zu
erzielen. «
ben Kristalle auf. Durch das Wasser blei‑
ben die Salzkristalle an diesen Stellen
haften und trocknen an. Dann folgt eine
weitere Schicht Farbe.
Hobbymodellbauer Lennart Rossenfeld
greift hier zusätzlich noch zum Haarspray.
Denn: Würde man das Salz einfach nur so
auf das Modell streuen, würde der Luft‑
strom von der Airbrushpistole das Salz
vom Modell blasen. „Das Spray sorgt da‑
für, dass das Salz wie mit einem Kleber auf
dem Modell gehalten wird“, so der 20-Jäh‑
rige. Gemeinsam mit seinem Vater Udo
hat er sich auf Modelle aus der Landtech‑
nik spezialisiert.
Ist die Salz-Lackschicht getrocknet, be‑
sprüht man das Modell wieder leicht mit
Wasser und reibt mit einer Bürste über
die Stellen mit den Kristallen. Am besten,
da sind sich Heller und die Rossenfelds ei‑
nig, eignen sich Zahnbürsten. Durch das
Wasser und den Druck der Bürste werden
die Kristalle wieder abgelöst und die da‑
runter liegende Farbschicht kommt zum
Mit Fingerfertigkeit,
Geduld und Ideen
In Deutschland gibt es zahlreiche
Modellbauclubs, die sich mit Plastikmodellen beschäftigen. Die
meist antriebslosen Standmodelle,
an denen die Hobbymodellbauer
arbeiten, besitzen einen hohen
Detaillierungsgrad und Authentizitätsfaktor. Überwiegend nutzen
die Bastler Bausätze aus vorgefertigten Teilen. Bausätze für Autos,
Flugzeuge, Militär- oder Schienenfahrzeuge sind seit Anfang der
1950er‑Jahre im Handel erhältlich.
Heute ist die Szene global.
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SCOOP 2/2015
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Geduld: Bevor das
Modell behandelt
werden kann, muss
es zunächst komplett auseinander­gebaut werden.
Schritt für Schritt: Eine gute Grundlage
ist die halbe Miete, sagen Modellbauer.
Nach der Grundierung wird wieder der
Originalfarbton aufgebracht.
Alterung: Mit einem
Pinsel wird der neue
Lack wieder aberubbelt und so der Rost
hervorgehoben.
Her mit dem Rost: Mithilfe
verschiedener Werkzeuge
wird am Rost gearbeitet.
Hier mit einer Zahnbürste und Salz. Haarspray
fixiert das Ganze.
Leidenschaft: Für Lennart
Rossenfeld kommt
ausschließlich der Agrar‑
Modellbau infrage.
Vorschein. Da die Kristalle eine eckige
Struktur haben, wirken die Ränder zwi‑
schen den beiden Farben so, als wäre die
Schicht abgeplatzt, etwa durch häufi‑
ge mechanische Beanspruchung. Diesen
Vorgang kann man beliebig oft wieder‑
holen, bis der gewünschte Effekt erreicht
ist. Bei Fahrzeugmodellen lässt sich so
sehr realistisch Rost oder bei Flugzeu‑
gen blankes Metall unter einer Tarnfar‑
be darstellen. „Das macht Spaß, da kann
man sich richtig austoben“, sagt Rossen‑
feld begeistert.
Grundsätzlich gilt, so der Koblenzer
Modellbauer Bernd Heller: Die richtige Do‑
sierung von Salz, Wasser und Druck beim
Entfernen der Kristalle muss bei großen
oder kleinen Modellen geübt werden.
„Erst dann lassen sich maßstäblich realis‑
tische Effekte darstellen.“
Fotos: Udo und Lennart Rossenfeld/http://www.landtechnik-in-1zu32.de
Am Ziel: Nachdem
der Originalfarbton aufgebracht
wurde, wird er mit
warmen Wasser
und einem Pinsel
wieder abgetragen und so der
Rost freigelegt.
24 BUNTE SEITE
SCOOP 2/2015
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VULKA NAUSB RUCH
Entwarnung bei K+S Chile
WEBSITE
Esco präsentiert sich online
auf Tschechisch
HANNOVER / Die esco‑Website wurde um
die tschechische Sprachversion sowie
Standortprofile der tschechischen Tochtergesellschaft K+S Czech Republic ergänzt.
„Der tschechische Markt ist für esco sehr
wichtig“, erläutert Steffen Silvestry, Sales
Manager für Osteuropa. „Es gibt in vielen
Bereichen eine hohe Nachfrage nach unseren Produk ten und die Handelsbeziehungen
bestehen seit Jahrzehnten.“
K+S unterhält seit über 20 Jahren ein eigenes Vertriebsbüro in Prag. Im Jahr 2012 kam
durch den Erwerb der Salzfabrik Solné mlýny
der Standort Olomouc (Olmütz) dazu.
PUERTO MONTT / Nach 43 inaktiven Jahren
ist am
22. April 2015 der Vulkan Calbuco in der chilen
ischen
Región de los Lagos ausgebrochen. Der K+S-Stando
rt
in Puerto Mont t blieb am Tag darauf geschlossen
,
da er sich nur in 37 Kilometer Entfernung zu dem
Vulkan befindet. Die Angestellten, die oftmals
noch
näher an dem Berg leben, hatten die Möglichkeit
,
bei ihren Familien zu bleiben. Alle Mitarbeiter
von
K+S sind wohlauf.
1 MIO.
Sie haben ein ganz
besonderes Hobby?
Erzählen Sie uns davon!
In den nächsten Ausgaben der scoop
wollen wir Mitarbeiter von K+S vorstellen, die sich in ihrer Freizeit mit außergewöhnlichen Dingen beschäftigen.
Das trifft auf Sie zu? Dann schreiben
Sie an:
[email protected]
oder
scoop Redaktion
K+S Aktiengesellschaft
Bertha-von-Suttner-Str. 7
34131 Kassel
IFA-KONFERENZ
Austausch unterm
Baldachin
ISTANBUL / Er ist schon fast eine Traditi-
on: der Kundenempfang der K+S KALI
GmbH im Rahmen der Konferenz der
International Fertilizer Industry Association (IFA). In diesem Jahr auf türkischem
Boden, in Istanbul, begeisterte die Veranstaltung Kunden und Geschäf tspartner.
Mit dabei war unter anderem K+S KALIGeschäf tsführerin Alexa Hergenröther.
Vom 21. September bis 9. Oktober 2015 findet die zweite gruppenweite K+S-Mitarbeiterumfrage statt. Alle Beschäftigten können
ihre Meinung zu Stärken und Schwächen des Unternehmens online oder auf Papier äußern. Die Ergebnisse gibt es Anfang 2016.
Zu diesem Thema ist im Juli eine separate scoop news erschienen.
WAND ERPRE IS
Die Heilige Barbara zieht an die Elbe
HAMBURG / Mit null meldepflichtigen Arbei
tsunfällen im
gesamten Jahr 2014 hat die K+S Transport GmbH
(KST) den
Arbeitssicherheits-Wanderpreis Heilige Barba
ra gewonnen.
Bei der Übergabe an KST-Geschäftsführer Holge
r Seifar t
(2. v. l.) sagte Vorstandsmitglied Dr. Thomas Nöcke
r
(2. v. r.): „Auch bei hohen Leistungsanforderunge
n gilt
unser Motto ‚Produktion mit Sicherheit‘ ohne
Einschränkungen. Das Team unserer Umschlaga
nlage Kalikai hat mit einem unfallfreien Jahr bewiesen,
dass dies
auch unter den manchmal schwierigen Bedin
gungen
eines Hafenumschlagbetriebes möglich ist.“
Fotos: K+S AG (5), Diego Main/AFP/Getty Images
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