Strittmatter-Gymnasiasten bringen die Handysäule in die Betriebe

10.12.2015
St. Georgen
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10.12.2015
Jens Wursthorn
Strittmatter-Gymnasiasten bringen die
Handysäule in die Betriebe
Der Beirat der Club-of-Rome-Schule diskutiert über Konzepte der Flüchtlingsintegration. Die
Schüler tun indes mit einer Sammelaktion ganz praktisch etwas für den Umweltschutz.
Erfahrungen und Ausblicke beim Megathema Flüchtlingsintegration waren die
bedeutendsten Diskussionspunkte bei der Sitzung des Club-of-Rome-Beirats des ThomasStrittmatter-Gymnasiums. Die von TSG-Abteilungsleiter Zoran Josipovic am
Montagnachmittag im Sitzungssaal des Rathauses geleitete Runde bestand aus
außerschulischen Kooperationspartnern, Vertretern der Verwaltung, Lehrkräften sowie den
Schülern Thomas Wälde, Christian Flaig, Luisa Fiedler und Sarah Müller sowie der
Elternbeiratsvorsitzenden Ute Lohmüller-Kieninger. Verschiedene Aspekte beleuchteten das
Megathema.
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Die Wirtschaft: „Die Bereitschaft der Arbeitgeber, Flüchtlinge als Praktikanten zu
beschäftigen, ist groß“, sagte EGT-Vorstandsvorsitzender Rudolf Kastner. Wolfgang Beyer
sah die Politik gefordert, die Sprachbarriere anzugehen. „Wir nehmen auch mal Praktikanten
auf, aber in drei Monaten können wir keine Sprachdefizite ausgleichen“, meinte der
Personalleiter bei EBM-Papst. Neben dem Sprachproblem gebe es ein Vergütungsproblem,
so Kastner. Gerne würde man geeignete Praktikanten nach Mindestlohn bezahlen, doch das
sei nach seinen Informationen schwer möglich. Markus Esterle, Leiter der Bürgerdienste, sah
bei der Praktikantenbezahlung keine Beschränkung. Laut Jobcenterauskunft wiesen die
Flüchtlinge oft eine gute Schul- und Hochschulausbildung auf. Dem wurde mit Blick auf den
Anteil von Fachkräften unter den Flüchtlingen widersprochen. Dieser bewege sich, je nach
Definition, bei wenigen Prozent.
Die Tagung: „Aus Hamburg haben wir Ideen, Gedanken und Ernüchterung mitgebracht“,
fasste TSG-Schulleiter Ralf Heinrich die viertägige Konferenz der 16 deutschen Club-ofRome-Schulen zusammen (wir berichteten). Bedauerlich sei, dass die CoR-Schulen bisher
wenig Erfahrungen mit Flüchtlingen aufweisen. „Eigentlich brauchen wir genau dort
Schulen, wo Flüchtlinge ankommen“, meinte Heinrich. Christian Flaig von der
Schülermitverwaltung berichtete vom Besuch bei der Flüchtlingshilfe am Hamburger
Hauptbahnhof. Besonders beeindruckend: Die engagierten Helfer arbeiteten ohne
Unterstützung der Regierung und manchmal im rechtsfreien Raum.
Der Club-of-Rome-Ansatz: Die komplexe Theorie mit lokalem Tun zu verbinden sei die
pädagogisch wichtige Komponente der Club-of-Rome-Leitlinien „Globales Denken, lokales
Handeln“, so Heinrich. Die Komponente Denken erfordere in der aktuellen
Syrienproblematik einen weiten Themenbezug: Fluchtursachen hingen heute schon mit dem
Klimawandel und der dahinter stehenden Wirtschafts- und Umweltpolitik zusammen.
Die Situation in der Stadt: Die Stadt sei gerüstet, wenn 2016 weitere Flüchtlinge kommen,
sagte Markus Esterle. Und das in mehrfacher Hinsicht. Seit vier Jahren ist das Thema
Flüchtlinge präsent, vor drei Jahren nahm die Stadt am Wettbewerb „Vielfalt gefällt“ teil und
erlebte erst vor wenigen Tagen unter 60 geförderten Projekten ein herausragendes Lob.
Dank ehrenamtlicher Helfer funktioniere es in St. Georgen so gut, „dass hier kein Gegenwind
aufkommen kann“. Mit Vermietern, die privaten Wohnraum zur Verfügung stellen sollen, sei
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man in einem guten Kontakt. Am Anschlag sei die Situation in den Kindergärten. Alle Plätze
seien belegt, in der Kleinkindbetreuung kämen verstärkt Tagesmütter zum Einsatz. Was aber
auch gemeistert werde.
Die Handysäule: Christian Flaig stellte mit der Handysäule die Fortsetzung einer
bundesweiten CoR-Aktion vor. In dem massiven Behältnis werden alte Smartphones und
Handys gesammelt und einer Kreislaufwirtschaft zugeführt. Flaig erklärte den
Zusammenhang zwischen dem Abbau des zu den seltenen Erden zählenden Metalls Koptan,
das in Handys verbaut wird, und Krieg und Umweltzerstörung im Abbaugebiet im Kongo.
Die Handysäule soll auf Partner und Schulnetzwerk erweitert werden. Die Idee begeisterte.
Die Säule bleibt zunächst im Rathaus und zieht dann weiter zur Naturtalentstiftung, zur
Tanzschule Seidel und ins Technologiezentrum. Bei EBM-Papst werde die Lehrwerkstatt
einen Zwilling schaffen, der dann in der Firmenkantine aufgestellt wird, kündigte Wolfgang
Beyer an.
Appell an die Politik
Die Integration junger geflüchteter Menschen ist für die Club-of-Rome-Schulen
Veranlassung, sich mit einer Empfehlung an die Kultusminister der Länder zu wenden. Den
Wortlaut des zweiseitigen Briefes hat Ralf Heinrich als Vorsitzender des Leitungsteams der
CoR-Schulen mitformuliert.
Weil den Schulen eine Schlüsselrolle als Integrationshelfer zukomme, bräuchten sie
strukturelle, konzeptionelle und finanzielle Unterstützung. Gefordert wird ein vom Bund
unterstützter Haushaltsposten für die Bildungsetats aller Länder, der den Schulen
konzeptionelle und personelle Ressourcen bereitstellt. Empfohlen werden
multiprofessionelle Teams für jede Schulregion. Sie sollen die Öffnung der Schulen für
junge Zuwanderer begleiten. Geschaffen werden sollen Strukturen für schulische
Seiteneinsteiger ohne Deutschkenntnisse sowie Mindeststandards bei der Lehrerausbildung.
Interkulturelle Kompetenz und das Gespür für traumatisierte Schüler gelten hier als
erforderlich. Bis Februar erwarten die CoR-Schulen eine Antwort.
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