Wo Franks Bein versorgt wird

SÜDEN
Luxemburger Wort
Freitag, den 20. November 2015
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„Dokteren vun der Welt“ eröffnet Praxis in Esch/Alzette
Wo Franks Bein versorgt wird
Zwei Stunden pro Woche wird Bedürftigen kostenlos medizinische Hilfe angeboten
VON LUC EWEN
Gratissprechstunden
einmal pro Woche
Seit einem Monat funktioniert in
Esch/Alzette eine Praxis von „Dokteren vun der Welt“. Gestern war
die offizielle Einweihung. Hier soll
jenen medizinisch geholfen werden,
die nicht von der Sozialversicherung
unterstützt werden. Frank ist einer
der Patienten, die im ehemaligen
„Haus der Bürger“ von Ehrenamtlichen betreut werden.
Gestern, kurz vor Mittag im ehemaligen „Haus vun de Bierger“ in
der Rue d'Audun. Frank trägt eine
verschmutzte Jacke. Ansonsten
wirkt er unauffällig, vielleicht etwas nervös, so als fühle er sich etwas fehl am Platz unter den schick
gekleideten Ehrengästen. Er bahnt
sich seinen Weg durch die Menge,
die zur offiziellen Einweihung der
Zweigstelle von „Médecins du
monde“ erschienen ist. Frank sucht
jedoch nicht nach einem Sektglas
oder Schnittchen, er hält Ausschau nach Doktor Philippe
Schwall. Der Allgemeinarzt ist einer der ehrenamtlichen Mediziner, die seit einem Monat jeden
Donnerstag zwischen 10 und 12
Uhr Bedürftigen kostenlos medizinische Hilfe bieten – sogar am
Tag der offiziellen Einweihung.
Jeden Donnerstag von 10 bis 12 Uhr
stehen ehrenamtliche Mediziner im
Medizinzentrum von „Doktere vun der
Welt“ im ehemaligen Bürgerhaus zur
Verfügung, um Menschen, die keine
Krankenversicherung haben, zu helfen. Das Haus befindet sich auf Nr. 5
in der Rue d'Audun in Esch/Alzette.
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Die Organisation „Médecins du monde“ besteht weltweit in 15 Ländern. In Luxemburg ist die Organisation seit
zwei Jahren vertreten – seit kurzem auch in Esch/Alzette.
(FOTOS: GUY JALLAY)
Doch zurück zu Frank. Der 61jährige Baggerfahrer klagt. „Ich
lebe vom RMG-Médical. Noch vier
Jahre habe ich bis zur Rente“, sagt
er. Die medizinische Versorgung,
DREI FRAGEN AN
Jean Bottu. Der Kinderarzt ist zugleich Präsident
der Organisation „Dokteren vun der Welt“. Die
besteht aus Ärzten, Apothekern und weiterem
medizinischen Personal, das ehrenamtlich Menschen medizinische Versorgung anbietet, die
nicht vom System der Krankenkassen profitieren.
Seit zwei Jahren ist „Méde„Dokteren vun der Welt“ ist
1
cins du Monde“ in Luxemburg 2 eine internationale Organisaaktiv. Was genau tun Sie?
tion. Sie garantieren aber, dass 100
Im Foyer Esperanza in Bonneweg
bieten wir zwei Mal pro Woche
gratis medizinische Sprechstunden an, in Esch/Alzette einmal
pro Woche. Das werden wir aber
nach Nachfrage und nach unseren Möglichkeiten anpassen.
Außerdem bieten wir u. a. zwei
Mal im Monat zahnärztliche
Sprechstunden im CHL an.
Prozent der Spenden in Luxemburg
eingesetzt werden. Wie geht das?
Die Luxemburger Vereinigung ist
vollkommen unabhängig. „Médecins du Monde“ ist ein Netzwerk, das lokale und internationale Projekte unterstützt. Wir
sind eher auf Luxemburg fokussiert. Vielleicht, wenn wir in ein
paar Jahren mehr Mittel haben,
die er benötige, könne er sich aber
jetzt schon nicht mehr leisten,
meint er mit leicht verschnupft
klingender Stimme. Auf die Frage,
woran er denn leide, folgt eine lan-
Ist es nicht erstaunlich, dass
3
in einem reichen Land wie
Luxemburg überhaupt ein Bedarf
für solche Dienste besteht?
Jedes Mal wenn wir davon erzählen, denke ich, dass man uns
das auch nicht glaubt. Es ist aber
so, es ist eine Realität. Diese
Menschen gibt es. Zum einen
sind es obdachlose Luxemburger,
die keine Sozialversicherungskarte mehr haben und zum
anderen Einwanderer,
die keine Papiere haben.
n
Rund ein halbes Dutzend Ehrenamtliche leisten in diesen Räumen im neuen
Zentrum in der Rue d'Audun Hilfe.
Interview: Luc Ewen
„Ronn Bréck“ am Eingang des Neudorfs muss weichen
(FOTO: LUC EWEN)
In der Tat sei es so, dass viele
der Patienten die hier vorstellig
werden, aufgrund ihrer Lebenssituation anfälliger sind für Krankheiten als andere Patienten, erklärt Philippe Schwall. Viele würden in ungeheizten Wohnungen
leben. „In Franks Fall ist es vor allem sein offenes Bein, das Sorgen
bereitet.“ Auf die Frage, wie man
den Menschen denn hier helfe, erklärt Schwall: „Wir sind auch ein
bisschen Apotheker.“ Wenn man
die Medikamente vorrätig habe,
dann gebe man den Patienten maximal eine Wochendosis mit auf
den Weg. „So stellen wir auch sicher, dass sie später wiederkommen und wir die Betreuung fortsetzen können“.
wird sich das ändern. Wenn wir
aber jetzt schon Spenden für internationale Projekte erhalten,
leiten wir die natürlich weiter.
Abriss hat begonnen
Die Vorarbeiten sind soweit abgeschlossen.
ge Aufzählung von Krankheiten,
die von Hirnhautentzündung über
ein Nierenleiden bis hin zu einer
Beinverletzung reicht. Die mache
ihm besonders zu schaffen.
www.medecinsdumonde.lu
Esch/Alzette. Der Abriss der „Ronn
Bréck“ schreitet voran. Seit kurzem ist der erste Abschnitt der Arbeiten abgeschlossen. Dass die
ehemalige Eisenbahnbrücke, die
auch schon mal als „Escher Eiffelturm“ betitelt worden war, weichen soll, ist seit Längerem bekannt. Eine Zeit lang war angedacht, sie als Teil eines Rad- und
Fußgängerweges zu erhalten. Diese Idee war allerdings vor fast zwei
Jahren aus Kostengründen wieder
fallen gelassen worden. Rund vier
Millionen Euro hätte das Projekt
gekostet. Der Abriss der altersschwachen Brücke soll dagegen
wesentlich billiger werden. Eine
dringend notwendige Sanierung
wäre ebenfalls mit hohen Kosten
verbunden gewesen.
(L.E.)
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