Nachweis von Sensibilisierungen gegenüber Zahnersatzmaterialien

Nr. 123
Nachweis von Sensibilisierungen gegenüber Zahnersatzmaterialien
In Zahnersatzmaterialien enthaltene Metalle und Kunststoffe sind potentielle Allergene, da sich lösliche Metallionen oder Kunststoffmonomere an körpereigene Eiweiße
binden, diese verändern und dem Immunsystem als „fremd“
erscheinen lassen. Die höchste allergene Potenz haben
Nickelionen, jedoch sind auch Gold-, Quecksilber-, Palladium-, Silber-, Kobalt-, in wenigen Fällen auch Platin- und
extrem selten Titanionen als Allergene identifiziert worden.
Eine immunologische Sensibilisierung kann sich in einer lokalen oder/und systemischen Symptomatik zeigen.
zwei voneinander unabhängige Testmethoden (ECT und LTT)
zur Verfügung, die nicht als Alternativen, sondern als einander ergänzend betrachtet werden können.
Bei einer präventiven Untersuchung sollte allerdings der
ECT, wegen der damit gegebenen Sensibilisierungsmöglichkeit, nicht eingesetzt werden. Hier ist der LTT immer
vorzuziehen.
Lokale Zeichen sind: Stomatitiden, Lichen ruber planus,
Gingivitis, Parodontitis. Als Lokalsymptome werden angegeben: Zungenbrennen, Kiefer- und Zahnschmerzen sowie
Beschwerden beim Kauen.
1.
Allgemeinsymptome können sein: Kopfschmerzen, Migräne, Neuralgien, Muskelschmerzen, Arthralgien, Fibromyalgie, Paraesthesien, gesteigerte Müdigkeit, Schlafstörungen
und depressive Verstimmungen.
Ist ein Ersatz des vorhandenen Zahnersatzmaterials
notwendig?
Ein sicherer Beweis für einen ursächlichen Zusammenhang
dieser uncharakteristischen Symptome mit vorhandenen
Zahnmaterialien kann in der Regel nicht erbracht werden.
Aus Tierversuchen und klinischen Fallstudien ist bekannt,
dass eine chronische Exposition mit Metallionen (u.a.
Quecksilber, Gold, Nickel) Autoimmunität (chronische Arthritis, neurologische Erkrankungen) auslösen kann. Bei einer
nachgewiesenen Sensibilisierung der betroffenen Patienten
muss sorgfältig erwogen werden, ob das jeweilige Problemmaterial entfernt und ersetzt werden sollte. Entscheidend
ist dabei die Schwere der Symptomatik, keinesfalls ein positives Testergebnis allein. Andere Expositionsquellen sind
primär oder gleichzeitig zu eliminieren (ausführliche Informationen zu anderen Expositionsquellen stellen wir Ihnen
gern zur Verfügung).
Für die Fragestellung, Sensibilisierung – ja oder nein – wird
häufig der Epicutantest (ECT) eingesetzt. Dieser ist jedoch
für den Nachweis einer Kontaktallergie ausgewiesen, einer
ganz speziellen Variante einer Allergie. Die Auswertung erfolgt subjektiv. Die Reproduzierbarkeit schwacher Reaktionen hat sich als sehr problematisch erwiesen. Dennoch ist
ein eindeutig positiver ECT als beweisend für eine Sensibilisierung anzusehen. Ein negatives Resultat schließt jedoch
eine bestehende systemische Sensibilisierung nicht aus.
Der LTT für Metalle, Kunststoffe und sonstige in der Zahnmedizin verwandte Materialien wurde während der vergangenen acht Jahre gründlich erprobt, optimiert und ist heute so etabliert, dass bestehende Sensibilisierungen sicher
durch objektive Messungen reproduzierbar nachgewiesen
werden können.
Damit stehen für diese zahnmedizinische Fragestellung
Indikationen für die Veranlassung des LTT für Zahnersatzmaterialien:
Verdacht auf eine bestehende Hypersensitivität gegen
bereits vorhandene Zahnersatzmaterialien bei lokaler
und/oder uncharakteristischer Allgemeinsymptomatik
(kurative Fragestellung).
2.Ausschluss einer vor dem Einbringen von Zahnersatz material bereits bestehenden Typ IV-Hypersensitivität
gegen Metalle und Kunststoffe (präventive Fragestellung)
Welche Materialien sollten verwandt bzw. nicht verwandt
werden?
Was wird für den LTT benötigt?
20 ml Heparinblut und 5 ml Vollblut zur Serumgewinnung
– Einsendung unbedingt am Entnahmetag (Blut nicht kühlen!). Das Abnahme- und Versandmaterial wird vom Labor
kostenfrei zur Verfügung gestellt.
(Tel. 030 – 77001-220, Fax –236) Wie erfolgt die Blutentnahme?
Im Regelfall schicken Zahnärzte ihre Patienten mit dem
Blutentnahmeset und dem Rezept zum Hausarzt, welcher
das Blut abnehmen kann. Der Probenversand erfolgt per
Post oder Kurier in dem vorfrankierten Versandkuvert (gehört zum LTT-Blutabnahmeset).
In Berlin, aber auch einigen weiteren Großstädten, stehen
Ihren Patienten Blutabnahmemöglichkeiten in unseren Kooperationseinrichtungen zur Verfügung. Gerne informieren
wir Sie darüber.
Abrechnung
Bei Privat-Versicherten Patienten ist der LTT unter der Ziffer 3694 abrechenbar.
Im GKV-Bereich sind LTT-Untersuchungen auf zahnärztliche Materialien mit präventiven und kurativen Fragestellungen nur als Selbstzahlerleistungen (IGeL) möglich.
Für Fragen stehen wir Ihnen gerne telefonisch zur Verfügung (030) 77001-220.
Dr. Volker von Baehr
bitte wenden
Haben Sie Fragen? Unser Serviceteam beantwortet sie gerne unter 030 770 01-220.
IMD Labor Berlin
Nicolaistraße 22, 12247 Berlin (Steglitz)
Tel +49 30 77001-220
Fax +49 30 77001-236
info imd-berlin.de, imd-berlin.de
IMD Labor Potsdam
Fr.-Ebert-Str. 33, 14469 Potsdam
Tel +49 331 28095-0
Fax +49 331 28095-99
info imd-potsdam.de, imd-potsdam.de
Folgende LTT-Profile mit Bestandteilen dentaler Ersatzstoffe werden angeboten:
LTT-Metalle
Quecksilber, Kupfer, Silber, Zinn (Amalgam), Ethylquecksilber, Gold, Nickel, Palladium, Chrom,
Kobalt, Molybdän, Aluminium, Platin, Cadmium
LTT-Kunststoffe
TEGDMA, BISGMA, HEMA, Methylmethacrylat (MMA), Diurethandimethacrylat (DUDMC),
Ethylenglycoldimethacrylat, Buthandiol-1-4-Methacrylat, Hydrochinon,
N,Nm-Dimethyl-4-toluidin, Benzoylperoxid, Formaldehyd, Phthalate, Campherchinon
LTT-Kombi-Profil
(Dental-Check)
Metalle: Gold, Nickel, Palladium, Chrom, Kobalt, Platin,
Quecksilber, Kupfer, Silber, Zinn (Amalgam)
Kunststoffe: Methylmethacrylat (MMA), Hydroxyethylmethacrylat (HEMA), TEGDMA, BISGMA
LTT-Goldlegierungen
Gold, Silber, Platin, Kupfer, Palladium, Zinn, Gallium, Indium, Iridium, Rhodium, Tantal,
Ruthenium
LTT-Endoprothetik
Chrom, Kobalt, Molybdän, Nickel, Titan, Vanadium, Niob, Aluminium, Zirconium(IV)-oxid,
Methylmethacrylat,
N,N-Dimethyl-p-toluidin, Benzoylperoxid, Hydrochinon, Gentamycin
LTT-Amalgam
Quecksilber, Kupfer, Silber, Zinn (Amalgam), Ethylquecksilber, Phenylquecksilber,
Methylquecksilber
LTTWurzelfüllmaterialien
Rohguttapercha, Perubalsam, Eugenol, PDMS, Silikonöl, Bismutoxid, Silber, Terpentinöl,
Kolophonium, Triethanolamin, Erdnussöl, Paraformaldehyd, Bisphenol A, Epichlorhydrin
LTT-Keramik +
Zemente
Vanadium, Aluminium, Titan, Kobalt, Chrom, Barium, Silicium, Cer, Bor, Mangan, Antimon,
Phosphatzement (Havard), Glasionomerzement (Ketac-Bond)
LTT-Titan
Titan, Nickel, Vanadium, Aluminium
LTT-Nativmaterial
Bis zu vier mit einzusendende Materialien „Wahlmaterialien“, die im Labor aufbereitet werden
(z.B. Zahntechnische Material-/Legierungsproben, Zemente, Kleber, Prothesenmaterial u.a.)
Ärztlicher Befundbericht
Tagebuch-Nr.
Patient
Eingang
Untersuchung:
Geburtsdatum
Institut für Medizinische Diagnostik
Nicolaistraße 22, 12247 Berlin (Steglitz)
Tel.: 030 770 01-220
Fax. 030 770 01-236
Abb:1 Musterbefund
Fall einer Ko-Sensibilisierung
auf Kobalt und Nickel bei
einer 38-jährigen Patientin
Ausgang
Lymphozytentransformationstest Metalle
SI
SI
Chrom
1,0
Ethylquecksilber
1,0
Gold
1,2
Aluminium
1,0
Kobalt
13,2
Molybdän
1,0
Nickel
13,6
Zinn
1,0
Palladium
1,0
Platin
1,0
Quecksilber
1,0
Kupfer
1,0
Silber
1,0
Cadmium
1,0
Leerwert (Negativkontrolle)
1099 (Normalwert < 3000 cpm)
Antigenkontrolle
42338 cpm
38,5
Mitogenkontrolle (PWM)
61314 cpm
55,8
Befund:
Im LTT Nachweis einer zellulären Sensibilisierung im Sinne einer Typ IV-Immunreaktion gegenüber Kobalt und Nickel.
Bei der Expositionsvermeidung muss vor allem auch an Modeschmuck (auch Piercingmaterialien!) gedacht werden.
Gegenüber den weiterhin getesteten Metallen und Metallverbindungen liegt kein Hinweis auf eine immunologisch
bedingte Unverträglichkeitsreaktion vom Typ IV vor.
Weitere Literatur und Informationen:
Dr. med. Volker von Baehr, Institut für Medizinische Diagnostik Berlin-Potsdam, Nicolaistraße 22, 12247 Berlin
Tel. (030) 77001-220, Fax (030) 77001-236; E-Mail: [email protected]
Diag-Info: 123 Version: 5
Ergebnisse von > 3 bei der Antigenkontrolle (Tetanus/CMV/Influenza) und > 8 bei der Mitogenkontrolle PWM
sichern die Auswertbarkeit der Untersuchung.