Europäische Kommission - Pressemitteilung EU geht rechtlich gegen Ausfuhrbeschränkungen für chinesische Rohstoffe vor Brüssel, 19. Juli 2016 Die Europäische Union hat heute bereits die dritte Klage gegen die chinesischen Ausfuhrbeschränkungen für Rohstoffe angestrengt, die für die europäischen Industriezweige lebenswichtig sind. Im Anschluss an die erfolgreichen Klagen bezüglich ähnlicher Maßnahmen in den Jahren 2012 und 2014 liegt der Schwerpunkt der EU diesmal auf den Ausfuhrbeschränkungen für Grafit, Kobalt, Kupfer, Blei, Chrom, Magnesia, Talk, Tantal, Zinn, Antimon und Indium. „Wir können nicht untätig zusehen, wie unsere Hersteller und Verbraucher Opfer von unfairen Handelspraktiken werden. Die letzten beiden Entscheidungen der WTO zu den Ausfuhrbeschränkungen Chinas sprechen eine deutliche Sprache – diese Maßnahmen verstoßen gegen die internationalen Handelsvorschriften. Da wir keine Bestrebungen Chinas konstatieren können, diese Beschränkungen zu beseitigen, sehen wir uns gezwungen, rechtliche Schritte einzuleiten,“ sagte die EUHandelskommissarin Cecilia Malmström. China verhängt derzeit Ausfuhrregelungen, die Ausfuhrzölle und Ausfuhrkontingente umfassen, und die den Zugang zu diesen Rohstoffen für Unternehmen außerhalb Chinas beschränken. Diese Maßnahmen haben zu einer Marktverzerrung und zur Begünstigung der chinesischen Industrie auf Kosten der Unternehmen und Verbraucher in der EU geführt. Sie verstoßen sowohl gegen die allgemeinen WTORegeln, als auch gegen Chinas spezifische Verpflichtungen, die das Land bei seinem Beitritt zur WTO eingegangen ist. Darüber hinaus ließe sich der angebliche Zweck der Maßnahmen, nämlich die Förderung einer umweltgerechten und nachhaltigen Gewinnung von Rohstoffen, auf eine wirksamere Art und Weise erzielen, ohne negative Auswirkungen auf den Handel. Die förmlichen Konsultationen zwischen der EU und China, die den ersten Schritt in einem WTOStreitbeilegungsverfahren darstellen, werden parallel zu einem ähnlichen, von den Vereinigten Staaten initiierten Verfahren durchgeführt. Führen diese Konsultationen nicht innerhalb von 60 Tagen zu einer zufriedenstellenden Lösung, kann die EU die WTO um die Einsetzung eines Panels ersuchen, um über die Vereinbarkeit der Maßnahmen Chinas mit den WTO-Regeln zu befinden. Hintergrund Bei den Rohstoffen, die den Streitgegenstand bilden, handelt es sich um Grafit, Kobalt, Kupfer, Blei, Chrom, Magnesia, Talk, Tantal, Zinn, Antimon und Indium. Bei einigen von ihnen (fett gedruckt) handelt es sich um einige der zwanzig Rohstoffe, die 2013 als Rohstoffe von kritischer Bedeutung für die Wirtschaft Europas und wesentlich für die Aufrechterhaltung und Verbesserung unserer Lebensqualität identifiziert wurden. Chinas Gesamtausfuhren dieser Stoffe belaufen sich auf circa 1,2 Mrd. EUR ; ein Sechstel dieser Ausfuhren geht nach Europa. Nach einer ersten Analyse könnte der EU-Wirtschaft durch die Abschaffung der von China auferlegten Ausfuhrzölle eine zusätzliche Menge dieser Rohstoffe im Wert von circa 19 Mio. EUR zur Verfügung stehen, dies würde einer Steigerung um 9,2 % entsprechen. Die tatsächliche Steigerung der Lieferungen Chinas an die EU dürfte jedoch viel höher ausfallen, wenn die anderen, derzeit von China eingesetzten Instrumente zur Beschränkung der Ausfuhren ebenfalls abgeschafft würden. Art der Beschränkungen China wendet derzeit Ausfuhrzölle auf verschiedene Formen von Antimon, Chrom, Kobalt, Kupfer, Grafit, Blei, Magnesia, Talk, Tantal und Zinn an. Mengenmäßige Beschränkungen, wie beispielsweise Ausfuhrkontingente, werden bei Antimon, Indium, Magnesia, Talk und Zinn eingesetzt. Rohstoffe, die Gegenstand der Maßnahme sind Grafit Grafit stellt eine der drei reinen Formen von Kohlenstoff dar und wird in einem breiten Spektrum industrieller Anwendungen eingesetzt, insbesondere für feuerfeste Materialien sowie für Schmierstoffe, für die Stahlerzeugung, den Metallguss und Bremsbeläge. China ist mit einem Anteil von zwei Dritteln der auf dem Weltmarkt angebotenen Menge der führende Grafiterzeuger. Die EU ist bei 95 % ihres Grafitverbrauchs von Einfuhren abhängig. Beinahe die Hälfte der EU-Einfuhren von Grafit stammt aus China. Kobalt Kobalt wird als Bestandteil chemischer Verbindungen in zahlreichen industriellen Anwendungen eingesetzt. Der anteilsmäßig höchste Kobaltverbrauch entfällt auf Akkumulatoren. Die Nachfrage nach Kobalt dürfte weiter steigen, bedingt durch die zunehmende Verwendung von Kobalt in Akkumulatoren für Anwendungen in den Bereichen Elektrofahrzeuge und Biotechnologie. Kobalt wird hauptsächlich als ein Nebenprodukt der Kupfer- und Nickelgewinnung erzeugt. Die Hälfte der Kobaltgewinnung findet in der Demokratischen Republik Kongo statt; die Kobalterzeugung in der EU fällt dagegen kaum ins Gewicht. China verfügt über begrenzte Reserven von Kobalt und fördert nur geringe Kobaltmengen, hat jedoch eine Vielzahl von langfristigen oder für die gesamte Bergwerknutzungsdauer gültigen Verträgen mit Bergwerkbetreibern aus Drittländern abgeschlossen, durch die das Land zum weltweit führenden Erzeuger von raffiniertem Kobalt wird. Kupfer Kupfer ist nach Silber der beste elektrische Leiter und wird bei der Herstellung energieeffizienter Stromkreise eingesetzt. Da Kupfer darüber hinaus auch korrosionsbeständig, duktil und verformbar ist, findet es hauptsächlich Anwendung bei verschiedenen Arten der Verkabelung: von der Stromversorgung vom Kraftwerk bis zur Steckdose, über Motorwicklungen für elektrische Fahrzeuge bis hin zu Computer-Anschlüssen. Die überwiegende Mehrheit der Kupfervorkommen ist zwar in Nord- und Südamerika lokalisiert (Chile, USA, Peru und Mexiko), jedoch wird auch in der EU – hauptsächlich in Polen – Kupfer abgebaut. Zwei Drittel der EU-Einfuhren stammen aus den Ländern Lateinamerikas. Auf China entfallen hingegen annähernd 10 % des globalen Kupferabbaus, wobei das Kupfer größtenteils für den inländischen Verbrauch eingesetzt wird. Blei Der wichtigste Industriezweig, bei dem Blei eingesetzt wird, ist die Herstellung von Blei-SäureAkkumulatoren. Darüber hinaus findet es Anwendung in Munition, Glas, Thermostabilisatoren für Kunststoffe und Harze, der Metallveredlung, Elektronik, Blechmassivumformung und als Pigmente. Etwa die Hälfte der weltweiten Bleiförderung findet in China statt. Darüber hinaus wird Blei auch in der EU gewonnen, hauptsächlich in Polen, Schweden, Griechenland und Bulgarien. Russland ist die Hauptquelle der Blei-Einfuhren der EU. Chrom Chrom wird hauptsächlich in der Stahlindustrie, insbesondere bei der Herstellung von rostfreiem Stahl, verwendet. Südafrika ist der weltweit führende Produzent von bergmännisch abgebautem Chrom und verfügt gemeinsam mit Kasachstan über die größten globalen Vorkommen. Südafrika ist ebenfalls die bei weitem wichtigste Quelle der EU-Einfuhren; ferner wird eine gewisse Menge Chrom aus der Türkei eingeführt. Als der weltweit größte Produzent von rostfreiem Stahl ist China auch führend bei dem Verbrauch von Chrom und der Erzeugung von Ferrochrom. Magnesia (Magnesiumoxid), einschließlich Magnesit Magnesit wird hauptsächlich bei der Produktion von Magnesia verwendet, in der Form von kaustisch gebrannter, totgebrannter und geschmolzener Magnesia. Totgebrannte und geschmolzene Magnesia wird überwiegend in der Feuerfest-Industrie, kaustisch gebrannte Magnesia hingegen meistens in chemisch gestützten Anwendungen eingesetzt, etwa bei Düngemitteln und Tierfutter, Zellstoff und Papier, der Eisen- und Stahlerzeugung, Hydrometallurgie und Abwasserbehandlung. Auf China entfallen 70 % der weltweiten Gewinnung von Magnesit. In der EU werden geringe Mengen Magnesit gewonnen (Spanien, Slowakei, Österreich und Griechenland). Trotzdem ist die EU von Magnesia-Einfuhren, überwiegend aus China und der Türkei, abhängig. Talk In Europa wird Talk vor allem bei Kunststoffen und Farben eingesetzt; diese beiden Anwendungsbereiche machen gemeinsam etwa 50 % des Gesamtverbrauchs an Talk aus. Weitere Endverwendungen sind die Papierherstellung, landwirtschaftliche Anwendungen sowie die Herstellung von Keramik, Kautschuk, Lebensmitteln, Kosmetika und Arzneimitteln. Mit einem Anteil von etwa 30 % ist China der weltweit größte Produzent von Talk. Auch in der EU werden beträchtliche Mengen Talk produziert, die etwa 80 % des inländischen EU-Verbrauchs abdecken. Die Einfuhren in die EU stammen in der Hauptsache aus Pakistan und aus China. Tantal Tantal wird bei der Herstellung elektrischer Komponenten (darunter in Mobiltelefonen, Computern und Videospielkonsolen), Flugzeugtriebwerken und chirurgischen Gerätekomponenten eingesetzt. 2015 waren Ruanda, die Demokratische Republik Kongo und Brasilien die weltweit führenden Produzenten von Tantal. China gehört zwar nicht zu den wichtigen Tantalproduzenten, das Land verhängt jedoch Ausfuhrzölle auf Abfälle und Schrott aus Tantal, die Gegenstand der vorliegenden Maßnahme sind. Zinn Die Hauptverwendung von Zinn sind Zinn-Blei-Legierungen, die als Lote für elektrische Verbindungen in den meisten elektronischen Geräten verwendet werden. Darüber hinaus wird Zinn auch in der Verpackungsindustrie sowie bei chemischen Anwendungen eingesetzt. Der in fünf Ländern (China, Indonesien, Birma, Peru und Bolivien) betriebene Abbau macht 80 % der gesamten globalen Zinnproduktion aus. Von diesen fünf Ländern ist China mit 37 % der globalen Produktion der weltweit führende Zinnproduzent und der größte Einführer von Zinnerzen. In der EU findet – bis auf geringe Mengen in Portugal – keine nennenswerte Zinnproduktion statt. Antimon Die größten Mengen von Antimon werden in der Form von Antimontrioxid verwendet, überwiegend für Flammschutzmittel für Kunststoffe und andere Produkte. Insbesondere in der modernen Luftfahrtindustrie wird Antimontrioxid als Flammschutzmittel eingesetzt. Andere Anwendungsbereiche umfassen Batterien, Kunststoffe, Glas, Halbleiter und Legierungen. Antimon wird in 15 Ländern abgebaut, die Förderung konzentriert sich jedoch stark auf China (78 % der weltweiten Fördermengen). In der EU wird Antimon derzeit nicht abgebaut. Die wichtigsten EUQuellen für eingeführte Antimonerze sind die Türkei und Bolivien. Indium Die wichtigste Verwendung von Indium ist als Indiumzinnoxid bei Flachbildgeräten, darunter in Computer-Flachbildschirmen, LCD-Smartphones, Fernsehgeräten und Notebooks. Weitere Anwendungsgebiete sind Legierungen und Lote, Solarpaneele, Leuchtdioden und Laserdioden. Indium ist ein Nebenprodukt anderer Abbau- und Bearbeitungsverfahren, überwiegend von Zink, aber auch von Blei, Kupfer und Zinn. Auf China entfällt die Hälfte der Produktion von raffiniertem Indium. Zwar wird Indium auch in einigen EU-Mitgliedstaaten erzeugt (Belgien, Deutschland, Italien, die Niederlande und das Vereinigte Königreich), die EU bleibt jedoch auch hier Nettoimporteur. Weitere Informationen Streitbeilegung unter der WTO im Überblick (nur auf Englisch) China – Maßnahmen in Bezug auf die Ausfuhr verschiedener Rohstoffe (nur auf Englisch) China – Maßnahmen in Bezug auf die Ausfuhr seltener Erden, Wolfram und Molybdän (nur auf Englisch) IP/16/2581 Kontakt für die Medien: Daniel ROSARIO (+ 32 2 295 61 85) Axel FOUGNER (+32 2 295 72 76) Kontakt für die Öffentlichkeit: Europe Direct – telefonisch unter 00 800 67 89 10 11 oder per E-Mail
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