AUSKULTATION DES THORAX Vorlesung für Medizinstudenten im

AUSKULTATION DES THORAX
Vorlesung für Medizinstudenten
im III. Jahrgang
Dr. Békési Gábor
22. September 2015.
ALLGEMEINE BEMERKUNGEN
• Es ist zweckmässig mit der
Thoraxauskultation immer dort zu
beginnen, wo man im Rücken mit der
Perkussion aufgehört hat.
• Wir auskultieren dorsal
von kaudal nach
kranial etwa in 10 cmAbstand den
Perkussionslinien
folgend.
ALLGEMEINE BEMERKUNGEN
• Dann wird der Patient aufgefordert, sich
zurückzulegen, und die vorderen
apikalen, hilären und lateralen
Lungenanteile werden -vergleichendauskultiert.
• Deutliche Veränderungen einer
Atemphase beschreibt man nach der
Qualität und der Lokalisation der
Atemgeräusche.
ALLGEMEINE BEMERKUNGEN
• Pfeifendes Geräusch (Stridor) +
verlängertes Exspirium → Erkrangung
der kleinsten Bronchien (Asthma)
• Inspiratorischer Stridor →
Veränderung der oberen Luftwege
(Stimmbandödem, Neoplasma des
Kehlkopfes, Fremdkörperaspiration in
Larynx und Trachea)
Fremdkörperaspiration
GRUNDATMUNGEN
Die Unterschiede der Atemgeräuschqualitäten
sind durch die Vibrationszahl der
Grundtöne pro Sekunde bestimmt:
• Normale Vesikuläratmung: 120
Vibrationen pro Sekunde
• Bronchovesikuläratmung: 250-500
Vibrationen pro Sekunde
• Bronchialatmen: 1000 und mehr
Vibrationen pro Sekunde
GRUNDATMUNGEN
Vesikuläratmung oder Alveoläratmung I:
• Leises, rauschendes Geräusch. Es ist in der
Inspirationsphase länger zu hören, bei der
Ausatmung wird leiser.
• Es entsteht durch die Verwirbelung innerhalb der
Atemluft oder an den Wänden der Trachea und
Bronchusaufzweigungen.
• Reines Vesikuläratmen kann man am besten fern von
den grossen Atemwegen in der Achselhöhle
auskultieren.
• Abnorme
Atemgeräusche
entstehen
durch
verminderten Luftstrom, durch Veränderung der
Filtercharakteristika
der
Lunge
oder
der
Lungenthoraxwandübertragung.
GRUNDATMUNGEN
Vesikuläratmung oder Alveoläratmung II:
• Die Alveolen wirken auf die Atemgeräusche
dempfend und gestatten nur das Auskultieren
niederfrequenter Geräusche.
• Bei der Pneumonie sind die Alveolen voll, darum
sind auch die höherfrequenten Geräusche
auskultierbar.
• Pleuraverdickungen und Flüssigkeitsergüsse im
Interpleuralspalt
dagegen
mindern
die
Fortleitung
sowohl
tiefer
als
auch
höherfrequenter Atemgeräusche.
GRUNDATMUNGEN
Vesikuläratmung oder Alveoläratmung III:
• Artefizielle Geräusche können entstehen
durch Bewegungen des Stetoskops gegen die
Thoraxwand, darum muss es fest aufgesetzt
werden.
• Fehler
bei
der
Auskultation
werden
produziert auch durch Haare an der
Brustwand, die mit den Atembewegungen am
Stethoskop oder am Shlauch reiben oder
durch einen zu langen Stethoskopschlauch
der die Kleidung des Untersuchers berührt.
GRUNDATMUNGEN
Differentialauskultation:
Ein Stethoskop, ein Schlauch für ein
Ohr, um mit den beiden Stethoskopen
seitenvergleichend einander
entsprechende Lungenteile zu
untersuchen.
GRUNDATMUNGEN
Bronchialatmung:
Physiologische Bronchialatmung kann man normalerweise
über der Trachea, dem Hauptbronchus, über einem kleinen
Gebiet des rechten Apex und über der rechten
Interskapularregion hören.
Pathologisches Bronchialatmen:
• Das Exspirium ist lauter, länger und höher als die
Inspiration.
• Das Strömungsgeräusch aus den Bronchien wird besser zur
Oberfläche fortgeleitet, weil der Luftgehalt zwischen
Bronchien und Wand zum Beispiel durch Exsudat verringert
ist. In diesem Fall Alveolen sind mit Flüssigkeit gefüllt oder
atelektatisch durch entzündliche Prozesse wie Pneumonie.
Hier fehlt die Abschwächung des Atemgeräusches durch das
beim Gesunden zwischen Bronchus und Thoraxwand
vorhandene luftgefüllte Lungengewebe.
Pneumonie
GRUNDATMUNGEN
Bronchialatmung:
• Verzögerung des Lufteintritts in eine Lunge
(Atelektasie)
kann
das
Zeichen
einer
einseitigen
Obstruktion
(Fremdkörper,
Tumor) sein.
• Für Sicherheit können wir das über der
Lunge auskultierte Atemgeräusch mit dem
Geräusch über der Trachea vergleichen, um
eine falsche Diagnose zu vermeiden.
Atelektasie
Tumor mit Atelektasie
GRUNDATMUNGEN
Bronchovesikuläratmen:
• Das Geräusch entspricht der
Bronchialatmung, aber sind beide
Atemphasen annähernd gleich lang.
• Bronchovesikuläratmen kann man
gelegentlich über dem oberen Sternum
und im oberen Interskapularbereich
hören.
GRUNDATMUNGEN
Vermindertes Atemgeräusch:
• Entsteht
durch
verminderte
Belüftung
bei
Atemwegsobstruktion oder Abdrängung der Lunge von
der Thoraxwand z.B. bei Erguss, Pleuraschwarte oder
Emphysem. Bei Atelektasen kann das Atemgeräusch
völlig verschwinden.
• Einseitige Verminderung oder einseitiges Fehlen des
Geräusches: Erguss, Pleuraschwarte, Pneumothorax
oder Bronchusverschluss
• Beiderseitige Verminderung: Emphysem
• Ausgeprägte Adipositas: behindert die Auskultation der
Atemgeräusche.
Pleuraerguss
Emphysem
Pneumothorax
NEBENGERAUSCHE
Trockene Nebengeräusche:
• Sie sind in beiden Atemphasen als Pfeifen oder
tieferfrequentes Brummen zu hören und an der
Thoraxwand als Schwirren zu palpieren.
• Sie werden hörbar wenn bei
Entzündungen im oberen
Respirationstrakt (z. B.
chronische Raucherbronchitis)
zähflüssige Schleimfäden
durch den Luftstrom in
Schwingung versetzt werden.
Chronische Bronchitis
NEBENGERAUSCHE
Trockene Nebengeräusche:
• Asthmatischer Bronchospasmus: Die
Atemgeräusche sind in beiden Atemphasen
verstärkt, wir hören trockene Nebengeräusche im
verlängerten Exspirium.
Feuchte Rasselgeräusche:
• Sie sind ein Zeichen für Flüssigkeitsansammlung in
Bronchien und Alveolen.
• Grossblasige Rasselgeräusche:
Sekret im Bereich der Bronchien
(z. B. Bronchiektasie)
Bronchiektasie
NEBENGERAUSCHE
Feuchte Rasselgeräusche:
• Kleinblasige (hochfrequente) Rasselgeräusche
entstehen, wenn beim Einatmen Luft in
flüssigkeitsgefüllte Bronchioli und Alveolen
eindringt (z. B. beim Lungenödem)
oder wenn sich komprimierte
Alveolen gegen das
umgebende
flüssigkeitsgefüllte Gewebe
ausdehnen.
Lungenödem
NEBENGERAUSCHE
Feuchte Rasselgeräusche:
• Neuere Auffassung: Es handelt sich bei den feuchten
Rasselgeräuschen
um
Öffnungsgeräusche,
die
entstehen, wenn vorher verschlossene Luftwege sich
zum Druckausgleich plötzlich öffnen.
• Frühe inspiratorische, feuchte Rasselgeräusche:
verschlossene Luftwege (z.B. chronische Bronchitis)
• Späte inspiratorische, feuchte Rasselgeräusche: Sie
finden sich über den Lungenbasen bei verminderter
Compliance (z. B. bei Lungenfibrose, Sklerodermie).
WEITERE GERAUSCHE
Pleuritisches Reiben:
• Das findet sich bei der Pleuritis fibrinosa
(Verdacht auf eine Tuberkulose).
• Es ist nur über den Lungenabschnitten zu
hören, in denen die Lungenflügel bei der Atmung
deutlich tiefertreten.
Perikarditische Reibegeräusche:
• Sie entstehen bei der Pericarditis sicca und
entsprechen dem Herzrhythmus. Pleuritische
Reibegeräusche
entsprechen
dem
Atemrhythmus.
Pleuritis fibrinosa
Pericarditis
WEITERE GERAUSCHE
Hippokratisches Plätschern:
• Das entsteht, wenn man einen Patienten mit
Pneumohydrothorax schüttelt.
• Es kann durch grosse Zwerchfellhernien vorgetäuscht
werden.
• Im letzten Fall ist zusätzlich auch Darmgeräusche im
Thorax zu hören, die die Unterscheidung ermöglichen.
Bronchophonie:
• Dabei wird der Patient aufgefordert, wiederholt die Zahl
66 zu flüstern. Über pneumonischen Infiltraten ist die
Schallleitung und damit die Bronchophonie verstärkt
(bei Erguss zwischen Pleurablättern verhindert).
Pneumohydrothorax
: Lungenfell
Hiatushernie
Pneumonie
Pleuraerguss