Technische Information Für Architekten, Planer, Verarbeiter und Bauherren Ganz-Glas-Ecke Stand: Juli 2008 Rechtlicher Hinweis: Alle technischen Angaben und Beratungsinhalte beziehen sich ausschließlich auf die Verwendung von Einsatzmöglichkeiten der Produkte des Flachglas MarkenKreises. Diese sind eingetragene Qualitätsmarken und werden ausschließlich von den lizenzierten Flachglas MarkenKreisMitgliedern hergestellt. Im Übrigen erfolgt unsere Beratung ohne Gewähr, unter Ausschluss jeglicher Haftung für Richtigkeit und Vollständigkeit. FLACHGLAS MARKENKREIS Flachglas MarkenKreis GmbH Auf der Reihe 2 45884 Gelsenkirchen www.flachglas-markenkreis.de Kontakt: Giso Hanck Telefon: 02 09 / 9 13 29 - 24 Telefax: 02 09 / 9 13 29 - 29 [email protected] Technische Information: Ganz-Glas-Ecke Nach wie vor erreichen uns regelmäßig Anfragen zur Ausführung einer Ganz-Glas-Ecke. Zu diesem Thema hatten wir bereits eine Technische Information erstellt, die mit dieser Stellungnahme ergänzt werden soll. Vorab - aus unserer Sicht kann die Konstruktion einer Ganz-Glas-Ecke den gewünschten Anspruch nur unzureichend erfüllen. Zudem ist diese Ausführung auch aus bauphysikalischer Sicht, je nach System, mehr oder weniger bedenklich. Das wesentliche Merkmal der Ganz-Glas-Ecke soll eine scheinbare völlige Durchsichtigkeit ohne Unterbrechung durch Rahmenprofile sein. Architektonisch bietet diese Ausführung eine Betonung der Leichtigkeit der Konstruktion und findet seine Historie in Entwürfen berühmter Architekten des letzten Jahrhunderts. In der Vergangenheit konnte durch die Verwendung von Einfachglas eine transparente Ganz-Glas-Ecke relativ einfach realisiert werden. Die aktuellen bauphysikalischen Anforderungen an die Außenhülle von Gebäuden macht in der Regel eine Ausführung mit Isolierglas, wenn nicht sogar hochwärmedämmende Produkte wie z. B. THERMOPLUS® III, notwendig. Der Wunsch nach einer transparenten Ganz-Glas-Ecke kann daher wegen des grau/schwarzen sichtbaren Randverbundes nur bedingt entsprochen werden. Die technische Regel für linienförmig gelagerte Verglasungen (TRLV) nennt für allseitig und nicht allseitig gelagerte Verglasungen unterschiedliche Anforderungen. Soll die Verklebung der Ganz-GlasEcke als statisch wirksam herangezogen werden, so ist nach deutschem Baurecht ein Nachweis der Verwendbarkeit notwendig. Dieser Nachweis ist mit einem aufwendigen und Kosten verursachendem Verfahren verbunden. In aller Regel möchten die Beteiligten diesen Weg nicht gehen. Alternativ kann dann nur eine dreiseitige Glaslagerung zugrunde gelegt werden, mit der Folge, dass bei der Bemessung der Ganz-Glas-Ecke wesentlich dickere Glasscheiben errechnet werden, im Vergleich zu angrenzenden Bereichen mit allseitig gelagerten Gläsern. Das wiederum hat Einfluss auf die optischen Eigenschaften in der Ansicht und Durchsicht bei der zuvor beschriebenen Situation. Die freie Glaskante erfordert einen UV-beständigen Randverbund, der in der Regel keine Argonfüllung im Isolierglas zur Verbesserung des Ug-Wertes zulässt. Dadurch verschlechtert sich der Ug-Wert der Verglasung mindestens um 0,3 W/m²K. Von daher ist aus bauphysikalischer Sicht die GanzGlas-Ecke generell schlecht zu bewerten. Die typische Tauwasserbildung am Isolierglas-Rand wird verstärkt gefördert. Neben dem optischen Anspruch sind grundsätzlich auch die technischen und baurechtlichen Grundanforderungen umzusetzen. Dazu zählen im Wesentlichen • • • ein funktionierendes Abdichtungssystem, die Verträglichkeit der zur Verwendung kommenden Dichtstoffe und die baurechtlichen Anforderungen, z. B. die TRLV und TRAV. © Flachglas MarkenKreis GmbH / Giso Hanck / Juli 2008 Seite 2/3 Technische Information: Ganz-Glas-Ecke Und die Eckkonstruktion ist zusätzlich ein latenter Taupunkt: Zudem wird bei der Planung dieser Ausführungsart in manchen Fällen nicht die richtige Auswahl der Dichtstoffe vorgenommen. In diesem Fall ist es immer notwendig, den Dichtstofflieferanten, Isolierglas-Hersteller und den Fassadenhersteller frühzeitig zusammen zu führen. In der Praxis erfolgt das nur unzureichend, wodurch dann die Schäden wegen Materialunverträglichkeit entstehen. Übersehen wird dabei in manchen Fällen, dass auch spezielle Glasarten, etwa Schalldämm-Verbundgläser oder Verbund-Sicherheitsgläser einer besonderen Betrachtung bedürfen. Zusammenfassung Der Dichtstoffanbieter DOW CORNING stellt in einer technischen Information Möglichkeiten zur Ausführung von Ganz-Glas-Ecken vor: Aus unserer Sicht kann die Ganz-Glas-Ecke • den Anspruch der ungehinderten Durchsicht, • in vielen Fällen die handwerkliche Ausführung und • die Anforderungen an den Wärmeschutz nur unzureichend erfüllen. Aus diesen Gründen empfehlen wir die Ausführungsart "Ganz-Glas-Ecke" nicht. Unsere Erfahrungen sind, dass in der Praxis die vorgegebene Ausführungsart nur unzureichend umgesetzt wird. In vielen Fällen haben wir Lunkerstellen oder Blasen vorgefunden, die neben der optischen Beeinträchtigung auch bauphysikalisch negativ zu bewerten sind. © Flachglas MarkenKreis GmbH / Giso Hanck / Juli 2008 Seite 3/3
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