Mag. Simone Pfandl-Pichler LKH-Univ. Klinikum Graz Auenbruggerplatz 19, 8036 Graz [email protected] Tel. Nr.: + 43 (316) 385-87791 Presseinformation zur sofortigen Veröffentlichung Graz, 15. September 2015 Knie kaputt: Doppeltransplantation hilft jungem Sportler Ein aufwendiger und seltener Eingriff am Klinikum Graz rettete das Knie eines 19Jährigen: Mit der gleichzeitigen Transplantation von Eigenknorpel und Fremdknochen konnte das beschädigte Gelenk des jungen Mannes wiederhergestellt werden. Heute, nur drei Monate später, ist es fast vollständig belastbar. Johannes ist ein 19-jähriger Kärntner, der in seiner Freizeit am liebsten sportelt und am allerliebsten Fußball spielt. Regelmäßig hat er im Verein trainiert, an Samstagen 90 Minuten am Feld gestanden, bis die Schmerzen heuer einfach zu schlimm wurden. Jeder Schritt hat wehgetan, irgendwann im Mai konnte Johannes dann nicht einmal mehr auftreten. Plötzlich war der athletische 19-Jährige auf Krücken unterwegs. In der Knorpel- und Sportambulanz des LKH-Univ. Klinikum Graz folgte die Diagnose: Osteochondrosis dissecans (OD) im Endstadium. Eine Erkrankung, die Gelenke befällt. Gelenksknochen und Knorpel im Knie, Ellbogen oder Sprunggelenk sterben dabei Stück für Stück ab. Das Alarmierende bei Johannes: Die Krankheit war so weit fortgeschritten, dass ein großer Teil seines Knies schon nicht mehr zu retten war. Ein Knorpelknochenstück hatte sich zudem gelöst und verschoben. Daher auch die ständigen Schmerzen. Priv.-Doz. Dr. Gerald Gruber, der die Sektion Sportorthopädie und Gelenkchirurgie am Klinikum Graz leitet: „Wenn die Erkrankung rechtzeitig, also in einem frühen Stadium, erkannt wird, reicht in vielen Fällen eine kleinere Operation aus. Bei Johannes mussten wir hingegen zwei komplexe chirurgische Eingriffe planen, um sein Kniegelenk zu erhalten.“ Diese sehr seltene Kombination aus Eigenknorpel- und Fremdknochentransplantation ist so aufwendig, dass sie nur in Zentren wie dem Klinikum Graz durchgeführt werden sollte, wo auch eine eigene Knochenbank zur Verfügung steht. Bereits kurze Zeit nach dem Ambulanzbesuch wurde Johannes zum ersten Mal operiert. Dabei wurde dem 19-Jährigen gesunder Knorpel aus dem Knie entnommen, um diesen mehrere Wochen lang im Labor wachsen zu lassen und ihn zu vermehren. Bei der zweiten Operation hat ein Ärzteteam unter der Leitung von Priv.- Doz. Dr. Gruber das Loch im äußeren Teil des Knies geschlossen – mit einem passgenauen Stück eines Spenderknochens. Gleichzeitig wurde der eigene, gezüchtete Knorpel wieder eingesetzt. „Wir versuchen generell, rekonstruktiv zu arbeiten. Aber bei einem so jungen Patienten, der noch dazu leidenschaftlicher Sportler ist, ist eine gelenkerhaltende Methode umso wichtiger“, sagt Priv.-Doz. Dr. Gruber, der in diesem Verfahren einen zweiten großen Vorteil sieht: „Eine biologische Rekonstruktion aus eigenem beziehungsweise fremdem Knochen verhindert fürs Erste den künstlichen Knieersatz.“ Gerade bei künstlichen Gelenken ist schwer abzusehen, wie lange sie halten – vor allem wenn sie beim Sporteln regelmäßig und über viele Jahre stark belastet werden. Johannes hat die Eingriffe im Juni und Juli gut überstanden. Nachdem er sein geschientes Knie sechs Wochen lang geschont hat, kann er es jetzt bereits wieder belasten. Sein großes Ziel: Mit Hilfe von intensiver Rehabilitation und regelmäßigen Kontrollen bald wieder ganz normal Sport betreiben zu können. Zahlen, Fakten, Daten: Die Univ.-Klinik für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie führt pro Jahr mehr als 400 rekonstruktive Eingriffe an Knie, Schulter und Fuß. Etwa 40 Eingriffe sind Behandlungen aufgrund einer Osteochondrosis dissecans (OD), meist noch in einem frühen Stadium. Die Erkrankung, bei der große Gelenke betroffen sind und Gelenkteile absterben, tritt häufig im Kindes- und Jugendalter auf und kann grundsätzlich mit Hilfe kleinerer Eingriffe gestoppt werden. Die Ursache der OD ist unklar, wobei die Gene eine Rolle spielen dürften, genauso wie Traumata (beispielsweise bei Personen, die mit Presslufthammern arbeiten). Bildunterschrift (v.l.n.r.): Johannes und Priv.-Doz. Dr. Gerald Gruber Bildnachweis: G. Krammer/LKH-Univ. Klinikum Graz
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