Knie kaputt: Doppeltransplantation hilft jungem Sportler

Mag. Simone Pfandl-Pichler
LKH-Univ. Klinikum Graz
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Graz, 15. September 2015
Knie kaputt: Doppeltransplantation hilft jungem Sportler
Ein aufwendiger und seltener Eingriff am Klinikum Graz rettete das Knie eines 19Jährigen: Mit der gleichzeitigen Transplantation von Eigenknorpel und Fremdknochen
konnte das beschädigte Gelenk des jungen Mannes wiederhergestellt werden. Heute,
nur drei Monate später, ist es fast vollständig belastbar.
Johannes ist ein 19-jähriger Kärntner, der in seiner Freizeit am liebsten sportelt und
am allerliebsten Fußball spielt. Regelmäßig hat er im Verein trainiert, an Samstagen
90 Minuten am Feld gestanden, bis die Schmerzen heuer einfach zu schlimm
wurden. Jeder Schritt hat wehgetan, irgendwann im Mai konnte Johannes dann nicht
einmal mehr auftreten. Plötzlich war der athletische 19-Jährige auf Krücken
unterwegs. In der Knorpel- und Sportambulanz des LKH-Univ. Klinikum Graz folgte
die Diagnose: Osteochondrosis dissecans (OD) im Endstadium. Eine Erkrankung, die
Gelenke befällt. Gelenksknochen und Knorpel im Knie, Ellbogen oder Sprunggelenk
sterben dabei Stück für Stück ab. Das Alarmierende bei Johannes: Die Krankheit war
so weit fortgeschritten, dass ein großer Teil seines Knies schon nicht mehr zu retten
war. Ein Knorpelknochenstück hatte sich zudem gelöst und verschoben. Daher auch
die ständigen Schmerzen. Priv.-Doz. Dr. Gerald Gruber, der die Sektion
Sportorthopädie und Gelenkchirurgie am Klinikum Graz leitet: „Wenn die Erkrankung
rechtzeitig, also in einem frühen Stadium, erkannt wird, reicht in vielen Fällen eine
kleinere Operation aus. Bei Johannes mussten wir hingegen zwei komplexe
chirurgische Eingriffe planen, um sein Kniegelenk zu erhalten.“ Diese sehr seltene
Kombination aus Eigenknorpel- und Fremdknochentransplantation ist so aufwendig,
dass sie nur in Zentren wie dem Klinikum Graz durchgeführt werden sollte, wo auch
eine eigene Knochenbank zur Verfügung steht.
Bereits kurze Zeit nach dem Ambulanzbesuch wurde Johannes zum ersten Mal
operiert. Dabei wurde dem 19-Jährigen gesunder Knorpel aus dem Knie entnommen,
um diesen mehrere Wochen lang im Labor wachsen zu lassen und ihn zu
vermehren. Bei der zweiten Operation hat ein Ärzteteam unter der Leitung von Priv.-
Doz. Dr. Gruber das Loch im äußeren Teil des Knies geschlossen – mit einem
passgenauen Stück eines Spenderknochens. Gleichzeitig wurde der eigene,
gezüchtete Knorpel wieder eingesetzt. „Wir versuchen generell, rekonstruktiv zu
arbeiten. Aber bei einem so jungen Patienten, der noch dazu leidenschaftlicher
Sportler ist, ist eine gelenkerhaltende Methode umso wichtiger“, sagt Priv.-Doz. Dr.
Gruber, der in diesem Verfahren einen zweiten großen Vorteil sieht: „Eine
biologische Rekonstruktion aus eigenem beziehungsweise fremdem Knochen
verhindert fürs Erste den künstlichen Knieersatz.“ Gerade bei künstlichen Gelenken
ist schwer abzusehen, wie lange sie halten – vor allem wenn sie beim Sporteln
regelmäßig und über viele Jahre stark belastet werden. Johannes hat die Eingriffe im
Juni und Juli gut überstanden. Nachdem er sein geschientes Knie sechs Wochen
lang geschont hat, kann er es jetzt bereits wieder belasten. Sein großes Ziel: Mit Hilfe
von intensiver Rehabilitation und regelmäßigen Kontrollen bald wieder ganz normal
Sport betreiben zu können.
Zahlen, Fakten, Daten:
Die Univ.-Klinik für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie führt pro Jahr mehr als
400 rekonstruktive Eingriffe an Knie, Schulter und Fuß. Etwa 40 Eingriffe sind
Behandlungen aufgrund einer Osteochondrosis dissecans (OD), meist noch in einem
frühen Stadium. Die Erkrankung, bei der große Gelenke betroffen sind und
Gelenkteile absterben, tritt häufig im Kindes- und Jugendalter auf und kann
grundsätzlich mit Hilfe kleinerer Eingriffe gestoppt werden. Die Ursache der OD ist
unklar, wobei die Gene eine Rolle spielen dürften, genauso wie Traumata
(beispielsweise bei Personen, die mit Presslufthammern arbeiten).
Bildunterschrift (v.l.n.r.): Johannes und Priv.-Doz. Dr. Gerald Gruber
Bildnachweis: G. Krammer/LKH-Univ. Klinikum Graz