Aachen 28-1-16, Dr. med. Wilfried Duisberg „Haltet die Bevölkerung im Unklaren über Kernspaltung und Fusion“ US –Präsident Eisenhower (53-61) Es ist für mich sehr ungewöhnlich nach 40 Jahren Anti AKW Arbeit auf einem Podium der Stadt und damit des Katastrophenschutzes zu sitzen und Hinweise zum Schutz vor Radioaktivität zu geben. Aber es ist schlüssig, denn die Kenntnis der drei Haupteigenschaften von Radioaktivität, die uns gegen die Nutzung aufbegehren lässt, müssen wir auch benutzen, um uns vor ihr zu schützen: • • • Es gibt keine ungefährliche Menge an Strahlungsenergie Radioaktivität kann nicht vernichtet werden, sie kann nur abklingen Lebewesen können sie nicht spüren, man kann sie nur messen Ich sitze heute Abend hier, um mitzuhelfen, einen möglichst rationalen – das Wort vernünftig fällt mir in diesem Zusammenhang zu schwer – Umgang mit Radioaktivität, die uns aufgezwungen wird, zu durchdenken und für unseren gemeinsamen Schutz zu nutzen. Aachen ist die 1. Stadt weltweit, die sich öffentlich auf einen Atomunfall vorbereitet Anmerkung zu Begriff RA eingrenzen: Betrachtung der Alpha- und Beta-und Gammastrahlung durch Sv aber berücksichtigt Was kann Radioaktivität im Menschen bewirken? • • • Hohe Dosen verursachen die Akute Strahlenkrankheit: > 1 Sv Mittlere Dosen können eine anhaltende Schwächung des Immunsystems bewirken: 0,2 Sv bis 1 Sv: Niedrige Dosen < 0,2 Sv können bei Schwangeren Totgeburten und Missbildungen von Neugeborenen zur Folge haben. Nach Jahren kann es zu Leukämien und verschiedenen Krebsen kommen Stochastische also zufallsabhängige Schädigungen Beispiele: Säuglingssterblichkeit und Fehlbildungen • • • Tschernobyl bedingt verstarben in ganz Europa ca 5000 Säuglinge, davon 3200 außerhalb der Ukraine und dem Süden von Weißrussland Säuglingssterblichkeit 1987 in Gesamt- Deutschland um 5% zugenommen = 300 Säuglinge zusätzlich im 1. Lj verstorben sind Studie im Auftrag des Bay Umweltministeriums: +1000 bis 3000 Fehlbildungen zw 1987-1991 gegenüber 1984 – 1986 Ein gesondertes Schutzprogramm für Schwangere sollte beraten und entwickelt werden Tumorkrankheiten • • Umfangreiche Studien zur massiven Zunahme von Krebserkrankungen in Ukraine und Weißrussland In Weißrussland bis 2006 + 10.000 Schilddrüsenkrebserkrankungen Erläuterung Personensievert > Krebsinzidenz von 0,4/PSv (IPPNW) Durch die Eingreifrichtwerte sollen die RA-Dosen so niedrig wie möglich gehalten werden. Würde die effektive Dosis für den Eingreifrichtwert für „In Gebäude“ erreicht: 10mSV = 2500PSv (bei Faktor 0,4/PSv)>> dann gäbe es 1000 Krebsfällen in AC mehr Bei „Evakuierung“ 100mSv = 10000 Krebsfälle allein in Aachen Stadt Vorrangiges Ziel, die Höhe des PSv so gering wie möglich zu halten Z:B. Verringern der Anzahl Menschen im Falloutgebiet oder Kontakt mit RA reduzieren Zwei Arten von RA Kontakt mit Lebewesen Wir müssen RA, die nur von außen auf uns wirkt unterscheiden von RA, die wir in unseren Köper aufnehmen. RA Einwirkung von außen kann ich schon durch Gehen hinter eine Steinmauer dtl reduzieren. Oder durch eine Flucht verringern, da ich mich vom Strahlenort, nicht Tihange, sondern da wo der Staub liegt, entferne. Aufgenommene RA verhält sich langfristig schädigend und kann von uns nicht mehr beeinflusst werden. Hauptisotope ( Details nur für Diskussion als Wissensbank für mich) Jod 131, ( Beta > Xe131 =G) HWZ 8h, Bio Hwz 80 h , ( 184/114°) Schilddrüse Cs137 ( Beta > Ba137 =Gamma) Bio HWZ 110 Tage (670/28°) ( Kalium Muskulatur). Sr 90, (Beta, HWZ 29 J, Bio HWZ 49 J) (1382/768°) Knochen Das wichtigste Ziel ist demnach die Aufnahme von RA zu vermeiden. Hier lohnt sich jede Anstrengung! RA begegnet uns zunächst als Gas und Staub und als später als Inhalt von Nahrungsmitteln. Gas entweicht zu Beginn der Reaktorexplosion in hoher Konzentration und kann von uns nicht abgehalten werden, außer durch spezielle Masken, die wir aber nicht haben. Jedoch besteht es zumeist aus Jod, vor dem man sich schützen kann. Nach Abkühlung zunächstr flüssig = Aerosol,später fest= Staub Erklärung Jodblockade. > Merkblatt, bes. Info zu >45J. Rechtzeitig, d.h. bis zu 3 h vor Kontakt mit J 131eingenommens Jod füllt die Jodspeicherzellen der Sd und blockiert die Aufnahme des RA Jod, ein Schutzmechanismus der wirkt> Beispiel Polen. Schützt aber nur dort vor der Tumorentstehung und fängt keine anderen Schädigungen auf! Über 45 J kann Jod auch eingenommen werden, wenn vorher die Unbedenklichkeit durch Ihren Hausarzt untersucht worden ist! Sie dürfen keine Knoten, keine schon bestehende Überfunktion wie Mb Basedow oder eine Autonomie haben. In diesen Fällen gibt es eine Alternative! Den Kontakt mit Stäuben können wir vermindern: Aufenthalt im Haus, Fenster geschlossen halten und abdichten (Keller wg undichter Fenster unsicher), Lüftung im Auto ausschalten, Handhabung der Kleidung sorgsam gestalten. > erklären Atemwege vor radioaktiver Staubinhalation schützen> FFP3 Maske und Handling erklären Nahrungsmittel gezielt nach solchen suchen, die vor der Katastrophe hergestellt wurden z.B. H Milchvorräte, Konserven, frische Nahrungsmittel meiden, da aus der Region oder auf dem Weg in die Region Kontaminierung wahrscheinlich, Abwaschen transportiert RA in die Küche und auf die Haut, bei Leitungswasser auf Bekanntmachungen achten, Mineralwasser trinken Werden diese Belastungen in Aachen überhaupt erreicht? Laut Analyse des BFS von 2012 eindeutig ja, aber in Abhängigkeit vom Wetter Sicher wird angeordnet werden: Aufenthalt in Gebäuden (10mSv/7 d) (Probleme des späteren Zeitpunktes benennen) und Jodblockade (50mSv/7d) (2 malige Gabe bei > 5 Tagen Exposition) Evakuierung oder langfristige Umsiedlung werden bis zu 80km - notwendig, wenn in Deutschland der gültige Eingreifrichtwert von 100mSv/a auf 20mSv/a abgesenkt wird, wie es die ICRP 2007 + 2009 empfohlen hat und Japan diesen auch angewendet hat. (ggf. mehr, Info 110-170km, Hinweis Ruhrgebiet) . Zusammenfassung: RA aus Tihange wird unser Leben massiv beeinflussen und unserer Gesundheit bedrohen Wir können aber durch kluges Verhalten die Wahrscheinlichkeit des Eintretens von Schädigungen deutlich reduzieren. Haben wir den Mut dazu, schon jetzt über Schutzmöglichkeiten nachzudenken und uns vorzubereiten bis die aktuelle Hauptgefahrenherde, die AKW’s in Tihange und Doel abgeschaltet sind. Die Jodblockade muss durch Vorabverteilung und Zugänglichkeit an KiTAs, Schulen, Hochschulen, großen Unternehmen und Bürgern gewährleistet sein Die Bedrohung aus Atomenergie kann nur beendet werden, wenn alle AKW’s abgeschaltet werden, alle AKW’s weltweit! IPPNW Forderung seit 1982 Abschlusszitat: Hans Blix, Generaldirektor der IAEA von 1981 bis 1997, in „Le Monde“ am 28.8.1986 „Angesichts der Wichtigkeit der Kernenergie könnte die Welt einen Unfall vom Ausmaß Tschernobyl 1x pro Jahr ertragen“ Dr. med. Wilfried Duisberg, IPPNW Aachen 28.1.2016 Maßnahmen und Verhaltensweisen im Falle des Eintreffens einer radioaktiven Wolke aus einem nahe gelegenen havarierten Atomkraftwerk Wie gelangt Radioaktivität in den Menschen? • Durch Einatmen mit radioaktiven Partikeln (Staub) kontaminierter Luft • Durch radioaktiv verunreinigte Lebensmittel und Getränke • Durch Anfassen radioaktiv verunreigiger Gegenstände Was kann Radioaktivität im Menschen bewirken? • Hohe Dosen verursachen die Akute Strahlenkrankheit • Mittlere Dosen können eine anhaltende Schwächung des Immunsystems bewirken • Niedrige Dosen können bei Schwangeren Totgeburten und Missbildungen von Neugeborenen zur Folge haben. Nach Jahren kann es zu Leukämien und verschiedenen Krebsen kommen Private Vorsorgemaßnahmen • Vorratshaltung von Lebensmitteln für vier Wochen: Pro Person ca. 14 Liter Flüssigkeit je Woche. Geeignet sind Mineralwasser, Fruchtsäfte, länger lagerfähige Getränke. Mehl, Zucker, Milch, Reis, Nudeln, Kartoffeln, Gemüse- und Obst-Konserven, Tiefkühl-Gemüse, Multivitamin-Tabletten • Ablaufpläne zur evtl. Familien-Zusammenführung mit Kindern besprechen • Personen > 45 Jahre sollten ihren Hausarzt wegen einer möglichen Jod-Prophylaxe nach einer evtl. entgegen stehenden Schilddrüsen-Erkrankung fragen • Atemschutzmasken zur Abhaltung radioaktiver Stäube beschaffen (z.B. Uvex FFP3, www.uvex-safety.de) Aktuelle Informationen • Örtliche Sirenen-Warnungen beachten • Durchsagen in Rundfunk, Fernsehen und sozialen Netzwerken beachten • Europa-weite aktuelle Radioaktivitäts-Messungen beachten: https://remap.jrc.ec.europa.eu/GammaDoseRates.aaspx Verhalten im Unglücksfall • Geschlossene Räume aufsuchen oder • Umgehend nach Hause fahren • Ggf. Kinder dorthin in geschlossenen Fahrzeugen bringen, Klimaanlage ausschalten • Straßenschuhe ausziehen, mit kontaminierter Kleidung vor der Haustüre ablegen • Fenster und Türen nach außen schließen und geschlossen halten • Im Haus bleiben, bis Behörden Ausgang frei geben • Im Freien Atemschutzmasken anlegen Ernährung • Kein frisch geerntetes Obst und Gemüse aus radioaktiv kontaminierten Regionen verzehren • Kein Frischwasser aus kontaminierten Seen trinken Jod-Prophylaxe • Vorratshaltung von Familien-Packungen hochdosierter Jodtabletten • Einnahme sobald öffentlich dazu aufgefordert wird nach Alters-abhängiger Dosierungs-Vorschrift V.i.S.d.P.R.: Internationale Ärzte für die Verhütung eines Atmomkieges – Ärzte in sozialer Verantwortug, IPPNW, Ortsgruppe Aachen, [email protected] Sofortige Einnahme von Jod-Tabletten nach Unfällen von Atomkraftwerken Wann? Sobald die Nachricht von einem Atomkraftwerks-Unfall eingetroffen und es wahrscheinlich ist, dass die unsichtbare radioaktive Wolke den eigenen Wohnort erreichen wird. Die Einnahme sollte mindestens drei Stunden vor dem Einatmen der radioaktiven Partikel erfolgen! Bei späterer Einnahme wäre die Wirkung erheblich vermindert. Warum? Radioaktives Jod, das Partikel-gebunden mit der radioaktiven Wolke aus einem havarierten Atomkraftwerk ankommt, wird eingeatmet und mit der Nahrung aufgenommen. Es wird dann in der Schilddrüse stark angereichert. Dort kann es nach Jahren zu Krebs führen. Wer? Vor allem Schwangere, Stillende, Säuglinge, Kleinkinder, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Wer nicht? Personen mit Schilddrüsen-Erkrankungen, vor allem Überfunktion, M. Basedow, autonome Adenome, , Knotenkröpfe, Jodallergie, Dermatitis herpetiformis Duhring, Jododerma tuberosum, hypokomplementämische Vaskulitis, Myotonia congenita. Wie oft? Zunächst nur einmalig. Nur wenn die Jodfreisetzung über Wochen anhält und Ärzte bzw. Behörden eine weitere Einnahme empfehlen, wiederholen. Welche Dosis? Kaliumjodid Lannacher 65 mg Tabletten: <1 Monat: ¼ Tablette 1-36 Monate: ½ Tablette 3-12 Jahre: 1 Tablette 13-45 Jahre: 2 Tabletten > 45 Jahre: 2 Tabletten, sofern sicher keine Erkrankung der Schilddrüse vorliegt. Erlaubnis des Hausarztes rechtzeitig vorher einholen! Wie? Nicht auf nüchternen Magen und mit etwas Flüssigkeit einnehmen. Kann auch darin aufgelöst werden. Nebenwirkungen? Selten: Hautausschläge, Ödeme, Halsschmerzen, Tränen, Schnupfen, Speicheldrüsenschwellungen, Fieber. Weitere Details besprechen Sie bitte mit Ihrem Hausarzt Quelle: Strahlenschutzkommission, 25.02.2011 V.i.S.d.P.: Internationale Ärzte für die Verhütung eines Atomkrieges - Ärzte in sozialer Verantwortung, IPPNW, Ortsgruppe Aachen c/o Prof. Dr.med. Alfred Böcking [email protected]
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