Oben ohne«? Das ist hier nicht drin!

Mittelbadische Presse
www.bo.de
CHANCE 2016
Samstag, 20. Februar 2016
Virtuelle Tour: Der BauBus ist Baden-Württemberg-weit unterwegs. In diesem können sich Schüler über die zahlreichen
Berufe im Bau-Gewerbe informieren. Besonders begeistert das neue BauBoard, auf dem Schüler eine virtuelle und zugleich
»bewegende« Fahrt durch eine Baustelle erleben. Außerdem können sie einen fiktiven Bungee-Sprung von einem 70 Meter
hohen Baukran wagen oder den BerufeChecker testen. Foto: Bauwirtschaft BW
Dachdecker: Eine Ausbildung mit Zukunft / Arbeit mit Ziegel, Schiefer und Co. / Fachleute für Gebäudehülle
»Oben ohne«? Das ist hier nicht drin!
Von F lor ence -A n n e K ä l bl e
D
as
Dackdeckerhandwerk ist vom demografischen Wandel ebenso betroffen, wie die anderen
handwerklichen Berufe. Es
fehlt einfach am Nachwuchs.
Jens Spengler (36) ist stellvertretender Innungsobermeister
der Dachdeckerinnung Freiburg. Im Gespräch mit der M ittelbadischen P resse erklärt
der Dachdeckermeister aus
Haslach, welche Möglichkeiten
das Handwerk bietet und wie
die Innung Jugendliche für
den traditionellen
Beruf begeistern
möchte.
■■Was macht
den Beruf des
Dachdeckers
aus?
Jens Spengler:
Vielseitig, abwechslungsreich. Der Dachdecker von heute ist kompetenter Ansprechpartner in allen
Fragen rund ums Dach: Von der
Dämmung über Deckungen und
Abdichtungen bis hin zu regenerativen Energien. Der Beruf
vereint traditionelle Werkstoffe
mit moderner Verarbeitung.
■■Woran liegt es Ihrer
Meinung nach, dass es auch
bei den Dachdeckern immer
weniger Auszubildende gibt?
Spengler: Die Probleme­
sind vielfältig. Der Stand des
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Handwerks in der Gesellschaft
ist eines. Das andere ist, dass
Jugendliche keine Bereitschaft
zur körperlichen Arbeit im
Freien haben. Im Vergleich zu
Industrieberufen gibt es auch
weniger Lohn. Und um das
›Image‹ des Handwerkers steht
es auch nicht zum Besten.
■■Wie versucht der Verband der Dachdecker potenzielle Auszubildende für den
Beruf zu begeistern?
Spengler: Hier gibt es verschiedenen
Möglichkeiten:
Beispielsweise
Lohnanpassung in der Ausbildung und das
Aufzeigen der vielseitigen Arbeit eines Dachdeckers.
Hinzu kommen
Imagekampagnen sowie
aktive Werbung an
Schulen.
■■ Welche Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es
für Dachdecker?
Spengler: Nach der dreijährigen Ausbildung zum Gesellen gibt es die Möglichkeit zur
Ausbildung zum Dachdeckermeister. Anschließend kann
noch die Weiterbildung zum
Manager im Dachdeckerhandwerk (MID) draufgesattelt werden. Das ist so ähnlich wie ein
Jens Spengler ist seit rund 20 Jahren im Dachdeckerhandwerk
tätig.
Fotos: Florence-Anne Kälble
Betriebswirt. Zudem sind mit
dem Meisterbrief die Tore zum
Studiengang
›Gebäudehülle‹
an der Fachhochschule Rosenheim geöffnet.
■■Sie arbeiten auch mit
Schiefer. Warum?
Spengler: Schiefer ist der
traditionellste Werkstoff im
Dachdeckerhandwerk. Bei der
Verarbeitung von Schiefer ist
keine Aufgabe gleich und es ist
ein absolutes Alleinstellungsmerkmal in unserem Beruf.
Zudem macht es nach einiger
Übung ziemlich Spaß. Schiefer ist ein Naturwerkstoff und
sehr langlebig.
■■Wie schwierig ist es,
Schiefer zu bearbeiten?
Spengler: Es gehört schon
Übung dazu. Zuerst muss
man Gefühl für das Material bekommen, beispielsweise ist der Stein gut, passt die
Dicke. Der Stein ist eigentlich von der Rückseite her zu
behauen, was ein zusätzliches »Umdenken« erfordert.
Die eigentliche Herausforderung ist aber nicht das Hauen, sondern das genaue Verarbeiten auf dem Dach. Auch ich
muss heute dazu noch Bücher
wälzen. Deshalb wird das Arbeiten mit Schiefer bei Dachdeckern schon sehr früh unterrichtet.
■■Was kann man alles mit
Schiefer machen?
Spengler: Dachdeckungen
aller Art, Fassadenbekleidungen, Dekoartikel und was der
Fantasie in den Sinn kommt.