Zwischennutzung der reformierten Kirche Rosenberg als Asylunterkunft Nach dem Nein der Stimmbevölkerung zur Kulturkirche Rosenberg muss für die reformierte Kirche Rosenberg längerfristig eine neue Lösung gefunden werden. Diese Lösungsfindung wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Die Kirchenpflege hat beschlossen, die Kirche vorübergehend der Stadt Winterthur als Asylunterkunft zur Verfügung zu stellen. Die ersten Flüchtlinge werden ab ungefähr Ende Januar 2016 einziehen; es werden Familien und Einzelpersonen erwartet. Viele von ihnen werden voraussichtlich in der Schweiz bleiben können und in Winterthur einen neuen Lebensabschnitt beginnen. Fragen und Antworten Weshalb braucht es eine zusätzliche Asylunterkunft? Aufgrund der grossen Zahl von Flüchtlingen, die nach Europa kommen, steigt auch die Zahl der Asylsuchenden in der Schweiz. Der Kanton Zürich hat deshalb alle Gemeinden verpflichtet, ab Januar 2016 mehr Asylsuchende unterzubringen. Das bedeutet, dass die Stadt Winterthur zusätzlich 220 Personen aufnehmen muss. Bis zu 70 Personen werden in der Kirche Rosenberg und dem darunter liegenden Saal Platz finden; gestartet wird der Betrieb mit ungefähr 20 Asylsuchenden. Was passiert jetzt genau mit der Kirche? Mit einfachen baulichen Anpassungen wird die Kirche zur Asylunterkunft: Die Kirchenbänke werden sorgfältig abmontiert und eingelagert. Die Orgel und die Kanzel werden mit Verschalungen geschützt. Damit die Flüchtlinge etwas Privatsphäre haben, werden im Kirchenraum und im darunterliegenden Saal kleine Häuschen („Shelters for Refugees“) aufgebaut. Duschen, WCs und Kochgelegenheiten finden in Containern neben der Kirche zur Schaffhauserstrasse hin Platz. Wann wird der Betrieb aufgenommen? Ab etwa Mitte Januar werden die Asylsuchenden gestaffelt einziehen. Der Betrieb startet mit ca. 20 Personen. Bei Vollbelegung werden bis 70 Personen in der Unterkunft Platz haben. Wie lange soll die Asylunterkunft in der Kirche bestehen? Der Mietvertrag ist auf zwei Jahre abgeschlossen. Wer ist für den Betrieb der Asylunterkunft Rosenberg zuständig? Für den Betrieb der Unterkunft und die Betreuung der Asylsuchenden ist die Abteilung Asyl der Stadt Winterthur verantwortlich; eine 24-Stunden-Betreuung ist sichergestellt. Die Abteilung Asyl übernimmt schon lange alle Aufgaben im Asylwesen, die der Stadt Winterthur zugeordnet sind. Was für Menschen werden in der Asylunterkunft Rosenberg leben? Die Zuteilung der Asylsuchenden auf die Gemeinden erfolgt durch den Kanton. Wir erwarten Familien mit Kindern und Einzelpersonen, von denen viele in der Schweiz bleiben dürfen. Flüchtlinge kommen zurzeit vor allem aus Eritrea, Afghanistan und Syrien. Wo und wie verbringen die Flüchtlinge die Zeit? Sie sind mit Haushalt, Familienpflichten, Deutschkursen und Arbeitsintegration beschäftigt. Weitere Aktivitäten, die sie bei der Integration unterstützen, können in Zusammenarbeit mit freiwilligen Anbietern entstehen. Was ist die Rolle der reformierten Kirche? Sie ist Vermieterin. Auch sieht die Kirchenpflege einen Auftrag in der Unterstützung der Flüchtlinge in ihrer Gemeinde. Begleitgruppe im Quartier Die Koordination von Anliegen und Angeboten aus dem Quartier wird durch eine Begleitgruppe erfolgen, die von der Quartierentwicklung initiiert wird und in der sich auch Freiwillige aus dem Quartier beteiligen können. Wer sorgt für die Sicherheit im Quartier? Erfahrungen aus anderen Asylunterkünften in Winterthur zeigen, dass es in der Regel kaum Sicherheitsprobleme gibt. Die Stadtpolizei hat ein Sicherheitsdispositiv erstellt und wird dieses konsequent umsetzen. Zudem stehen die Verantwortlichen der Asylunterkunft auch im regelmässigen Austausch mit der Kirchenpflege und der Begleitgruppe, um problematische Entwicklungen frühzeitig zu erkennen. Wie kann ich die Asylsuchenden unterstützen? Verschiedene Hilfswerke bieten die Möglichkeit, sich freiwillig zu engagieren. Für eine rasche Integration wäre auch ein Angebot von Freizeitaktivitäten für Kinder und/oder Erwachsene willkommen, bitte wenden Sie sich an die Begleitgruppe. Stellt die reformierte Kirchgemeinde Veltheim der Stadt Winterthur zur Betreuung der Asylsuchenden Geld zur Verfügung? Die reformierte Kirchgemeinde bezahlt der Stadt nichts an die Unterbringungs- und Betreuungskosten. Arbeiten Pfarrteam, Diakone und Sigristinnen fortan teilweise oder ganz mit bei der Betreuung der Asylsuchenden? Das Gemeindeleben ist und bleibt Kernaufgabe unserer Mitarbeitenden. Weder Pfarrpersonen noch die anderen Mitarbeitenden der Kirchgemeinde arbeiten in der Flüchtlingsbetreuung in der Kirche Rosenberg. Es ist der Kirchenpflege jedoch ein Anliegen, zu einem guten Einverständnis zwischen den Bewohnern der Asylunterkunft und dem Quartier beizutragen. Sie prüft Angebote, die diesem Ziel dienen. Ort der Begegnung und möglicher Angebote ist in erster Linie das Kirchgemeindehaus. Stehen für die Kirchgemeinde noch genügend personelle Ressourcen zur Verfügung, um die bisherige Betreuung der Kirchgemeindemitglieder sicherzustellen? Ja, die Gemeindearbeit wird im bisherigen Rahmen weitergeführt. Werden die einmaligen Kirchenfenster besonders geschützt? Ja, Orgel, Fenster und Kanzel werden baulich geschützt. Wird auch die Zivilschutzanlage unter der Kirche für den Betrieb der Unterkunft genutzt? Die Zivilschutzanlage ist für die Unterbringung von Asylsuchenden ungeeignet. Sie wird daher zu diesem Zweck nicht genutzt. Die Kirchgemeinde wird dort Material einlagern. Wer finanziert und betreut den Umgebungsunterhalt? Für das Schneeräumen, das Rasenmähen und die Platzreinigung ist die Stadt als Mieterin verantwortlich. Sind bauliche Sanierungsmassnahmen bereits während der Zwischennutzung als Asylunterkunft nötig? Wer kommt für den Gebäudeunterhalt auf? Für den Gebäudeunterhalt ist die Kirchgemeinde als Vermieterin zuständig. Grundsätzlich sind keine Sanierungen vorgesehen. Auftretende Schäden wird die Kirchgemeinde jedoch sofort beheben lassen. Sämtliche Heiz- und Nebenkosten (für Wasser, Abwasser, Elektrizität, Kehrichtgebühren etc.) werden von der Stadt Winterthur übernommen. Reicht dafür die Miete der Stadt für das Gebäude aus? Ja. Wird die Kirche durch die profane Nutzung nicht entweiht? Nach reformiertem Verständnis ist der Kirchenraum ein Raum der Begegnung und der Betreuung Bedürftiger. In diesem Sinne entspricht die Zwischennutzung des Kirchengebäudes durchaus dem diakonischen Auftrag der Kirche. Ist es nicht problematisch, wenn Muslime in einer Kirche leben? Die reformierte Kirche ist offen für alle Menschen, unabhängig von deren Herkunft und Religionszugehörigkeit. Könnte die Unterbringung von Muslimen in der Kirche von ihnen als Provokation aufgefasst werden? Pfarrschaft und Kirchenpflege meinen nein. Nach unseren Erfahrungen lassen Muslime in Notsituationen durchaus Ausnahmen von religiösen Geboten zu. Sollte ein Bewohner bzw. eine Bewohnerin ein Problem mit dem Kirchenraum haben, ist die Stadt als Betreiberin für eine Lösung verantwortlich. Was ist, wenn Muslime in der Kirche eine Gebetsecke einrichten wollen? Für die Einrichtung eines religiösen Gemeinschaftsraums gibt es keinen Platz. Wer betreut die Asylsuchenden seelsorgerlich? Für die umfassende Betreuung der Asylsuchenden ist die Stadt zuständig, also auch für seelsorgerliche Aspekte. Wenden sich Bewohnerinnen oder Bewohner mit seelsorgerlichen Anliegen direkt an unsere Seelsorgenden, sind diese gerne für sie da. Kann die Kirchgemeinde darauf einwirken, christliche Asylsuchende und keine muslimischen in der Kirche zu beherbergen? Nein, denn auch die Stadt kann beim Kanton bzw. beim Bund keine diesbezüglichen Wünsche anbringen. Entsprechend muss die Stadt für alle ihr zugewiesenen Asylsuchenden eine Unterbringung organisieren, unabhängig von deren Religionszugehörigkeit. Was passiert mit dem Kirchengeläut? Der Stundenschlag wird wie bisher zwischen 6 und 22 Uhr zu hören sein. Das liturgische Geläut wird abgestellt. Kann man das Areal auch weiterhin durchqueren? Ja, an der Zugänglichkeit des Areals ändert sich nichts. Was passiert mit den Kirchenparkplätzen? Die Parkplätze sind wie das Kirchengebäude an die Stadt Winterthur vermietet. Ist die Zurverfügungstellung der Kirche eine christliche Pflicht oder eher eine pragmatische Lösung des ungeklärten Zustands der Kirche? Menschen in Not unterzubringen ist eine diakonische Aufgabe. Gleichzeitig ist die künftige Nutzung eine Chance, andere Menschen und Kulturen kennen zu lernen. Wie kam es zum Entscheid, die Kirche als Notunterkunft zu nutzen? Bereits im September erörterte die Kirchenpflege allfällige Alternativen zur Kulturkirche. Zunächst wurde von der Stadt beschieden, dass Wohnraum benötigt wird. Nach der Abstimmung zur Kulturkirche im November kam die Stadt auf uns die Kirchenpflege zu und fragte an, ob die Kirchgemeinde Platz für Migranten zur Verfügung stellen könne. Wieviel Personal wird sich um die Flüchtlinge kümmern? Die Planung ist noch nicht abgeschlossen. Grundsätzlich wird stets mindestens jemand von der Stadt vor Ort präsent sein. Für die unterschiedlichen Angebote werden verschiedene Fachleute und Freiwillige tätig sein. Sind die Schulen Feld und Schachen vorbereitet auf allfällige neue Schülerinnen und Schüler? Die Stadt ist mit der Schule in stetem und regen Kontakt und Austausch. Weil derzeit noch unklar ist, welche Menschen hierher kommen, können im Moment aber noch keine konkreten Schritte zur Integration von Schülern in den Schulbetrieb eingeleitet werden. Wird die Kirche konkrete Betreuungsangebote lancieren? Sobald klar ist, welche Leute hierher kommen und welche Bedürfnisse bestehen, ist die Kirchenpflege bereit, in Absprache mit der Stadt konkrete Angebote zu prüfen. Wird es seelsorgerliche Angebote in der Kirche geben? Nein. Es sollen grundsätzlich keine religiösen Aktivitäten in der Kirche stattfinden. Es soll damit auch verhindert werden, dass radikale Ideen in die Notunterkunft getragen werden. Christliche Seelsorge wird in geeigneten Räumen ausserhalb der Notunterkunft angeboten. Wie gut ist die Lüftung der Kirche? Die Kirche hat eine Luftheizung. Für die Entlüftung dienen zwei Oberlichter. Sollte das Beund Entlüftungssystem den Anforderungen eines permanenten Wohnens nicht genügen, werden bauliche Anpassungen erfolgen. Gibt es unter den Betreuern auch Leute aus dem arabischen Raum? Es ist schwierig vorauszusagen, welche Bedürfnisse gefragt sein werden. Die Bewohner kommen aus verschiedenen unterschiedlichen Ländern und Kulturräumen. Die Stadt ist offen, Menschen aus entsprechenden Kulturräumen einzuspannen, sofern die Professionalität gewährleistet ist. Wie lange werden Menschen in der Kirche Rosenberg wohnen? Die Unterkunft im Rosenberg ist eine Notunterkunft und keine langfristige Wohngelegenheit. Die Stadt wird sich für geeigneten Wohnraum für Migranten umsehen. Wann müssen Flüchtlingskinder zur Schule. Sobald klar ist, dass die Familien in Winterthur bleiben werden. Kinder des 1. bis 9. Schuljahrs werden in Aufnahmeklassen integriert, weil die Kinder der deutschen Sprache noch nicht mächtig sind. Kindergartenkinder werden in die Regelkindergärten integriert (ergänzt durch Sprachkurse). Wird die Kirchenpflege die Zukunft der Kirche Rosenberg Zeit trotz der mindestens zweijährigen Miete durch die Stadt in Angriff nehmen? Die Kirchenpflege hat sich selbst nach der Abstimmung zur Kulturkirche ein Moratorium auferlegt. Die Kirchenpflege kann über den Zweijahreshorizont hinaus auch nicht selbständig über mögliche Szenarien entscheiden. Was bezahlt die Stadt für Wohnraum für Migranten? Können sich „schlaue“ Vermieter an Migranten eine goldene Nase verdienen, wenn die Stadt für die Mieten aufkommt? Während der ersten 10 Jahre, in welchen ein Migrant im Kanton Zürich wohnt, bezahlt der Kanton die Sozialhilfegelder. Ist es (vor dem Hintergrund der jüngsten Übergriffe von Migranten auf Frauen) nicht unabdingbar, dass in einem Familienquartier nur Familien einquartiert werden? Winterthur ist Teil eines gut funktionierenden Asylsystems in der Schweiz. Deshalb muss die Stadt ihren Beitrag an dieses System leisten und kann keine Auswahl der zugeteilten Personen treffen. Wie kann man Prävention betreiben, dass es zu keinen solchen Auswüchsen wie in Köln etc. kommt? Am besten funktioniert die Kulturvermittlung durch Integration, also den konkreten Einbezug der Ankommenden in den Alltag. Selbstverständlich werden Ansprüche an die Migranten gestellt. Ist die Winterthurer Polizei gewappnet für Situationen wie in Köln? Die Polizei versucht, durch erhöhte Präsenz an Anlässen präventiv zu wirken. Gänzlich lassen sich solche Übergriffe nicht verhindern. Grundsätzlich sind Migranten aber nicht kriminell. Welche Beschäftigungsmöglichkeiten gibt es für die Asylsuchenden? Neben den täglichen Arbeiten im Haushalt werden die Asylsuchenden an Arbeitsintegrationsprogrammen und Deutschkursen teilnehmen. Integration findet jedoch vor allem im Rahmen von Angeboten von lokalen Vereinen (Sport, Kultur etc.) statt, wie das Beispiel Mattenbach zeigt. Wie kann man als Freiwillige/-r mitarbeiten? Die Begleitgruppe ist im Aufbau begriffen. Interessierte melden sich bitte bei der Begleitgruppe oder bei Benevol Winterthur. 12.01.2016 Informationen und Kontakte Hotline Asylunterkunft Rosenberg Für Fragen und Anliegen zum Betrieb der Asylunterkunft wenden Sie sich bitte an das Sekretariat Abteilung Asyl, Telefon 052 267 56 96, [email protected] Begleitgruppe Wenden Sie sich an die Begleitgruppe, wenn Sie sich engagieren möchten oder wenn Sie Fragen oder Anliegen rund um die Situation im Quartier haben: [email protected] Webseite Aktuelle Informationen zur Flüchtlingssituation und zu Asylsuchenden in Winterthur finden Sie hier: www.stadt.winterthur.ch/asyl
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