Nr. 2 | Juni 2015 JESUITEN MITTEILUNGEN DER ÖSTERREICHISCHEN JESUITEN „Wie hältst du‘s mit der Toleranz?“ VERANSTALTUNGSHINWEISE Titelseite: P. Frans van der Lugt SJ (li), der am 7. April 2014 in Homs/Syrien ermordet wurde. Priesterweihe P. Benjamin Furthner SJ 20. Juni, 16.00 Uhr Konzilsgedächtniskirche Lainz Kardinal-König-Platz 1, 1130 Wien Primiz P. Benjamin Furthner SJ 28. Juni, 10.00 Uhr Pfarrkirche Ober St. Veit Wolfrathplatz 1, 1130 Wien Linzer Orgelsommer 2015 9. Juli, 20.00 Uhr Konzerte an der historischen Brucknerorgel im Alten Dom Organist: Jürgen Essl, Stuttgart Alter Dom, Domgasse 3, 4020 Linz Berufungspastoral Ignatianische Sommertage 14. Juli bis 19. Juli Impulstage für junge Erwachsene (18-35 Jahre) P. Johannes Herz SJ, P. Benjamin Furthner SJ, Info und Anm.: [email protected] St. Sigmund/Tirol Ikonenmalen in Verbindung mit dem Jesusgebet Fest des hl. Ignatius, 31. Juli } Alle Veranstaltungen anlässlich dieses Hochfestes werden auf www. jesuiten.at zu finden sein. Exerzitienmonat 2015 Ein Angebot der Jesuiten 31. Juli bis 31. August Anm.: [email protected], Tel. +43 (0)676 / 8772 2445 Exerzitienhaus der Kreuzschwestern, Bruckergasse 24, 6060 Hall in Tirol Linzer Orgelsommer 2015 20. August, 20.00 Uhr Konzerte an der historischen Brucknerorgel im Alten Dom Organist: Klaus Sonnleitner, Stift St. Florian Alter Dom, Linz Konzert: Duo Fleischmann & Raskin 2. September, 19.30 Uhr Johannes Fleischmann (Violine), Philippe Raskin (Klavier) Werke von: Johannes Brahms, Igor Strawinsky, Arnold Schönberg, Wolfgang Amadeus Mozart Konzilsgedächtniskirche Lainz „Exerzitien in der Ostkirche“ 26. Juli bis 1. August P. Josef Kazda SJ, Sonja Skrepek Anm.: [email protected], Tel. +43 (0)732 / 770 866 0 Exerzitienheim, Attnang-Puchheim 2 Alle Veranstaltungen finden Sie auf der Website der Jesuiten in Österreich: www.jesuiten.at EDITORIAL Redaktion: Maximilian Heine-Geldern SJ P. Klaus M. Schweiggl SJ (Schriftleiter) P. Hans Tschiggerl SJ Liebe Freunde, liebe Leserinnen und Leser! Die beiden Worte sind heute in aller Munde: tolerant und intolerant. Auch wir können uns der Gretchenfrage unserer Tage nicht entziehen, weder als Zeitgenossen noch als Christen und schon gar nicht als Jesuiten: „Wie hältst du‘s mit der Toleranz?“ Robert Deinhammer, Dominik Markl und Markus Schmidt versuchen auf die allgemein gestellte Frage differenziert zu antworten, aus philosophisch-theologischer, biblischer und ökumenischer Sicht. Im Gespräch bringt es Jussuf Windischer auf den Punkt: Antwort auf die Frage gibt nur die eigene Lebenspraxis. Spätestens dort zeigt sich, dass Toleranz nur als lebenslange „Einübung einer Haltung grundsätzlicher Offenheit und Lernbereitschaft“ gelebt werden kann. Einen weiteren Aspekt greifen die Bilder dieses Heftes auf. Die Porträts – vom Gedenkkreuz an das Massaker – erinnern an die sechs Jesuiten und zwei ihrer Mitarbeiterinnen, die am 16. November 1989 in der Universitätskommunität in El Salvador ermordet wurden. Sie wurden wegen ihres Einsatzes für Glaube und Gerechtigkeit getötet. Ihr Lebenszeugnis verleiht – ebenso wie das von P. Frans van der Lugt SJ – der Schlussfrage, die Dominik Markl in seinem Beitrag stellt, eine erschütternde Aktualität: „Wo sind die Grenzen der Toleranz? Müssen wir, wenn es darauf ankommt, zum Martyrium bereit sein? Wie können wir der Intoleranz Einhalt gebieten?“ Wir laden Sie ein, sich mit uns diesen Fragen zu stellen. 3 S. Robert Deinhammer SJ Philosoph und Jurist. Derzeit studiert er Theologie in London. TOLERANZ UND IHRE GRENZEN PHILOSOPHISCH-THEOLOGISCHE ÜBERLEGUNGEN Der moderne Toleranzgedanke ist historisch gesehen ein Resultat der Religionskriege im Zuge der konfessionellen Spaltungen in Europa durch die Reformation. Toleranz bedeutet Duldsamkeit, das großzügige Geltenlassen fremder Überzeugungen, Werthaltungen und Handlungsweisen. Toleranz besagt keinesfalls Gleichgültigkeit oder Beliebigkeit. Andererseits ist Toleranz aber auch noch nicht Akzeptanz, das bejahende Gutheißen fremder Überzeugungen, Werthaltungen und Handlungsweisen. Was ist der Wert der Toleranz? Und wo beginnen ihre Grenzen? 4 Wahrheit und Gewissheit Toleranz ist angesichts der bleibenden Fehlbarkeit des Menschen von großer Bedeutung. Wir können nur sehr selten ausschließen, dass wir uns täuschen. Wir haben die Wahrheit sozusagen nicht in der Tasche, sondern müssen um sie ringen. Es gibt keine Wahrheitsgarantien, Irrtum ist eine allgegenwärtige Möglichkeit. Deshalb ist es notwendig, dass wir andere Überzeugungen tolerieren und auch bereit sind, uns mit entgegengesetzten Überzeugungen auseinanderzusetzen, um vielleicht von ihnen zu lernen. Es geht um die Einübung einer Haltung grundsätzlicher Offenheit und Lernbereitschaft. Toleranz schließt dabei die Idee einer objektiven Wahrheit keineswegs aus, sondern setzt sie sogar voraus. Denn die Fehlbarkeit des Menschen ist ja nur möglich, wenn es objektive Standards des Richtigen und Falschen gibt, auch in moralischer Hinsicht. Man muss nur sorgfältig zwischen Wahrheit und Gewissheit unterscheiden. Freiheit und Würde Toleranz ist eine wichtige Tugend in pluralistischen Kontexten. Gesellschaften, die durch eine Vielzahl ganz unterschiedlicher Überzeugungen und Werthaltungen geprägt sind, können auf die Dauer nur dann überleben, wenn ein Mindestmaß an Toleranz von allen Beteiligten geübt wird. Toleranz dient dem friedlichen Zusammenleben und ist ein wesentliches Merkmal von offenen Gesellschaften im Gegensatz zu allen totalitären Systemen. Toleranz setzt Freiheit voraus, die Freiheit, eine abweichende eigene Meinung zu haben und diese auch öffentlich äußern zu können. In die- TOLERANZ UND IHRE GRENZEN sem Sinne wurzelt Toleranz in der Freiheit und Würde des Menschen. Unser demokratischer Rechtsstaat schützt Toleranz, indem er zum Beispiel entsprechende Grundrechte garantiert. Die Lebenswirklichkeit in einer vom Phänomen der „politischen Korrektheit“ geprägten Kultur sieht freilich häufig anders aus. „Politische Korrektheit“ ist gerade kein Ausdruck von Toleranz, sondern eher ideologisch motivierte Intoleranz im Deckmantel der Toleranz. Tabus und Frageverbote sind selten hilfreich. Aufmerksamkeit und Zivilcourage Wo beginnen nun die Grenzen der Toleranz? Es gibt kontraproduktive Formen von Toleranz, die das eigentliche Anliegen dieses Wertes untergraben und auf die Dauer und im Ganzen zu insgesamt intoleranteren Verhältnissen führen. Wenn man etwa gegenüber intoleranten Ideologien zu tolerant ist, werden diese über kurz oder lang Einfluss gewinnen und dann die Toleranz einschränken. Absolute Toleranz zerstört sich jedenfalls selbst. Es ist jedoch manchmal schwierig, im konkreten Fall zu bestimmen, welche Weisen der Toleranz in diesem Sinne kontraproduktiv sind oder nicht. Hier gilt das Sprichwort, dass man oft nur aus Schaden klug werden kann. (Strukturelle) Gewalt und ihre Verherrlichung ist meistens problematisch und nicht zu tolerieren. Allgemein gilt: Gewaltanwendung ist nur dann legitim, wenn sie das einzige Mittel ist, um insgesamt noch größere Gewalt zu verhindern. Und das Gewaltmonopol muss grundsätzlich beim Staat liegen, dadurch ist er geradezu definiert. Vorausgesetzt, P. Amando López SJ es handelt sich nicht um „gesetzliches Unrecht“, kann ein Bruch der Rechts- und Verfassungsordnung nur in den seltensten Fällen toleriert werden. Von grundlegender Bedeutung ist es, institutionelle Strukturen zu entwickeln und zu schützen, die gewaltfreie Konfliktlösungen und kritische Diskussionen begünstigen. Hier ist 5 TOLERANZ UND IHRE GRENZEN ständige Aufmerksamkeit und Zivilcourage gefordert. Die Botschaft der Gnade Welches Verhältnis hat der christliche Glaube zur Toleranz? Entgegen der landläufigen Meinung und entgegen einer diesbezüglich manchmal äußerst problematischen Kirchengeschichte, fordert und fördert der christliche Glaube Toleranz. Denn P. Joaquín López y López SJ 6 der Glaube bedeutet, dass man durch Jesus Christus und seine Botschaft aus einem letzten Vertrauen auf das Geborgensein in der Gemeinschaft mit Gott leben kann, und deshalb nicht mehr unter der Macht der Angst um sich selbst leben muss. Deshalb muss man sich auch nicht mehr um jeden Preis an Überzeugungen oder Ideologien klammern, sondern hat die Freiheit, andere Auffassungen zu tolerieren und überhaupt mit der Vernunft so vernünftig wie möglich umzugehen. Der christliche Wahrheitsanspruch steht in keinem Gegensatz zur Toleranz. In der Gewissheit des Glaubens, die nicht mit einer selbstfabrizierten, sich vor Kritik immunisierenden Vernunftgewissheit verwechselt werden darf, kann man es getrost auf alle Einwände ankommen lassen. Und die christliche Botschaft lässt sich überhaupt nur in der Weise des Dialogs weitergeben. Auch innerhalb der Kirche sollte es Raum für Toleranz geben, ohne dass damit die Wichtigkeit klarer und eindeutiger Positionierungen relativiert wird. Das Zweite Vatikanische Konzil hat treffend formuliert: „Einheit im Notwendigen, im Zweifel Freiheit, in allem die Liebe“ (Pastoralkonstitution Gaudium et Spes, 92,2). Im Tiefsten geht es bei der Toleranz vielleicht darum, einander und auch sich selbst ertragen zu können. Aus der Sicht des christlichen Glaubens kann man das, weil Gott uns alle in seiner unüberbietbaren Barmherzigkeit erträgt und uns die Würde der Gotteskindschaft schenkt. In diesem Sinne gilt: Die Botschaft der Gnade ist zugleich eine Botschaft der Toleranz. £ DER PROVINZIAL P. Bernhard Bürgler SJ LEBENSWEISHEIT TOLERANZ Liebe Freundinnen und Freunde der Gesellschaft Jesu! Am Ende von Exerzitien lädt Ignatius von Loyola die Übenden ein, sich dankbar bewusst zu werden, was Gott für uns Menschen tut: „Die empfangenen Wohltaten von Schöpfung, Erlösung und besonderen Gaben ins Gedächtnis bringen, indem ich mit vielem Verlangen wäge, wieviel Gott, unser Herr, für mich getan hat und wieviel er mir von dem gegeben hat, was er hat, und wie weiterhin derselbe Herr sich mir nach seiner Anordnung zu geben wünscht, sosehr er kann“ (GÜ 234). Gott wohnt in jedem Menschen. Und er ist in jedem von uns am Werk. In jedem! So kommt in allen Menschen, gleich welcher Zeit, welchem Volk, welcher Kultur, welcher Religion sie angehören, etwas von Gott zum Ausdruck. Ihre Lebens-Weisheit ist Offenbarung der Lebens-Weisheit Gottes. Nicht nur wir, die wir heute leben, in Europa, als bekennende Christen, wissen, wie Leben geht. Viele andere vor uns und neben uns hatten und haben Wissen, von dem wir profitieren können und Weisheit, die uns helfen kann, dass Leben gelingt. Das lädt uns ein, ihnen in einer Haltung der Offenheit und lernbereit zu begegnen, mit einem Wort: tolerant. Je mehr die Welt zusammenwächst, je mehr wir mit anderen in Kontakt kommen – in weit entfernten Ländern wie auch hier bei uns zuhause –, desto mehr sind wir in der Lage, diesen Schatz zu entdecken. Desto mehr sind wir aber auch eingeladen, uns für ihr Lebens-Wissen zu interessieren und ihre Lebens-Weisheit zu heben. Als einzelne, als Gesellschaft Jesu, als Gemeinschaft der Kirche. 7 P. Dominik Markl SJ lehrt am Päpstlichen Bibelinstitut in Rom. IST DIE BIBEL TOLERANT? ODER INTOLERANT? Wurzeln moderner Toleranz „Toleranz“ ist ihrem Ursprung nach ein von der Bibel her geprägtes Wort. Frühjüdische Schriften wie die Makkabäerbücher und besonders Paulus im Neuen Testament loben die Tugend des Aushaltens in Leid und Verfolgung bis hin zum Martyrium. Die altlateinische Bibel übersetzte diesen Begriff (griechisch hypomonē) oft mit „patientia“ (Geduld) oder „tolerantia“ (Aushalten). Diese „tolerantia“ entfalteten Kirchenväter wie Tertullian oder Augustinus in ihrer Tugendlehre. Über mittelalterliche Theologie und das Kirchenrecht vermittelt, bezieht sich der Begriff seit der frühen Neuzeit besonders auf die Nicht-Verfolgung Andersgläubiger. Hatte die frühe Kirche es als Wert angesehen, in religiöser Bedrängnis standhaft zu bleiben, zielt die Toleranz in modernen Gesellschaften darauf ab, Verfolgung aufgrund von Weltanschauung und Religion von vornherein zu vermeiden. Hätte sich der moderne Toleranzbegriff ohne seine biblischen Wurzeln überhaupt entwickeln können? 8 Religiöse Intoleranz in der Bibel Suchen wir religiöse Intoleranz im modernen Sinn in der Bibel, werden wir fündig. Das Volk Israel, das frühe Judentum und das frühe Christentum waren politisch meist von Reichen beherrscht, die auch religiöse Gewalt ausübten. Die Assyrer etwa waren überzeugt, ihr Gott Assur würde alle anderen Götter und Nationen besiegen. Die Babylonier krönten ihre Eroberung Jerusalems durch die Zerstörung des Tempels (2 Kön 25). Religiöse Demütigung traf das Innerste eines Volkes. Der biblische Monotheismus lief vor allem unter jenen hellenistischen und römischen Herrschern, die göttliche Verehrung beanspruchten, auf eine Frage von Leben oder Tod zu. Die Makkabäerbücher zeugen von Martyrien ebenso wie die Offenbarung des Johannes. Diese Art der imperialen religiösen Intoleranz gehörte in der alten Welt zum guten Ton. Es galt den großen Kulturen als ‚politically correct‘, die umgebenden Nationen zu verachten und, wenn nötig, auch ihren Göttern eine deftige Lektion zu erteilen. Darüber hinaus finden sich in der Bibel auch Texte, die ihre eigene Weltanschauung auf intolerante Art IST DIE BIBEL TOLERANT? ODER INTOLERANT? präsentieren. Eher harmlos sind dabei noch jene, die sich über Andersdenkende lustig machen. Ein Paradebeispiel dafür ist die Verspottung des Fremdgötterbastlers. Mit dem einen Stück Holz heizt er den Ofen, P. Segundo Montes SJ aus dem anderen Stück macht er einen Gott und wirft sich davor nieder (Jes 44,15). Dies ist Auflehnung gegen imperialen Kulturdruck und die Selbstbehauptung des langsam aufkeimenden Monotheismus. Radikaler sind schon jene Texte, in denen die Ausrottung der Nationen Kanaans und ihrer Religionen verlangt werden (z. B. Dtn 7). Wir verstehen diese Texte etwas besser, wenn wir erfahren, dass diese Religionen auch Kinderopfer verlangten (Dtn 18,9f). Extrem ist jener Text im Buch Deu- teronomium, der das Todesurteil für jeden Israeliten verlangt, der zur Verehrung anderer Götter anstiftet (Dtn 13). Hier steht nicht ein absoluter Wahrheitsanspruch im Hintergrund, sondern ein absoluter Treuegedanke. Denn nach dem Deuteronomium entscheidet sich jede Person in Israel freiwillig für die Treue zu Gott und ist dabei für das zukünftige Schicksal des Volkes verantwortlich (Dtn 29-30). Religiöse Toleranz in der Bibel Unter Israels Fremdherrschern gab es ein außergewöhnlich tolerantes Imperium: die Perser, die zuvor von den Babyloniern zwangsdeportierte Völker in ihr Ursprungsland heimkehren und ihre Tempel wieder aufbauen ließen – darunter auch die Judäer den Tempel in Jerusalem. Das Jesajabuch bedankt sich, indem es den Perserkönig Kyros als Gottes „Gesalbten“/„Messias“ bezeichnet (Jes 45,1). Der Polytheismus konnte auch eine tolerante Gestalt annehmen, indem er es zuließ, alle möglichen Götter gelten zu lassen und zu verehren. Kulturelle und religiöse Vermischung machte Alexander der Große zum Werkzeug seines imperialen Großprojektes. Tolerant kann sich aber auch der biblische Glaube zeigen. Etwa wenn der syrische General Naaman durch den Propheten Elischa geheilt wird, er sich zum Gott Israels bekehrt und um Verzeihung bittet, wenn er sich 9 IST DIE BIBEL TOLERANT? ODER INTOLERANT? zukünftig aus beruflichen Gründen vor einem anderen Gott beugen muss (2 Kön 5). Oder wenn das Jonabuch die ausländischen Seeleute und die Bewohner Ninives – assyrische Erzfeinde! – als viel frömmer darstellt als den Propheten Jona. Zum Extrem intolerant. Wer sie für Zwecke der Intoleranz missbrauchen will, wird missbrauchbare Texte in ihr finden. Wer die Bibel als Christ liest, wird in ihr noch viel mehr gefordert finden als nur Toleranz im neuzeitlichen Sinn: ein Engagement für jeden Mit- P. Ignacio Ellacuría Bescoetxea SJ und P. Ignacio Martín-Baró SJ steigert sich die Toleranz, wenn Jesus für jene betet, die ihn teils aus religiösen Gründen exekutieren lassen. 10 Ist die Bibel tolerant oder intolerant? Die Bibel ist kein Buch, sondern eine Bibliothek, in der Bücher eines Jahrtausends versammelt sind, die sehr unterschiedliche Haltungen von Toleranz und Intoleranz zum Ausdruck bringen. Die Bibel existiert nur als Bibliothek verschiedener Glaubensgemeinschaften mit ihren unterschiedlichen Traditionen und der Praxis ihrer Auslegung. Die Bibel an sich ist weder tolerant noch menschen, das die Bereitschaft einschließt, Leiden zu ertragen. Schon die biblischen Schriftsteller ringen mit jener Frage, die uns heute unter neuen Vorzeichen umtreibt: Wo sind die Grenzen der Toleranz? Müssen wir, wenn es darauf ankommt, zum Martyrium bereit sein? Wie können wir der Intoleranz Einhalt gebieten? Die Bibel kann uns keine leicht anwendbaren Antworten liefern; doch kann sie helfen, mit einem Sinn für Gottes Gegenwart in der Welt über unsere heutigen Fragen nachzudenken. £ MENSCHEN FÜR ANDERE P. Hans Tschiggerl SJ AUS DER WELT DER JESUITENMISSION Akol Jal – „Die Sonne geht“ Pater Tomek ist ein begeisteter Afrika-Missionar. Schon sein Onkel, auch Jesuit, war mehr als 40 Jahre in der Mission. Von ihm hat er die drei wichtigsten Tugenden eines Missionars gelernt: Geduld, Geduld und noch einmal Geduld. Dinka spricht er nicht sonderlich gut. Aber seine Liebe zu den Menschen im Südsudan sprüht aus allem, was er tut. Wir fahren die 15 km von Rumbek nach Akol Jal, dem Dorf, wo das Projekt, die Landwirtschaftsschule der Jesuiten, aufgebaut wird. „Das ist unser täglicher Weg.“ Er kennt jedes Dorf und die Menschen beim Namen: weil sie einmal etwas von ihm wollten, weil er ihnen einmal Gutes tun konnte. Eine Frau kommt zum Auto. Es ist leicht zu stoppen. Wir können auf diesen Straßen kaum schnell fahren. Die Frau möchte gerne neue Kleider von ihm. Er vertröstet sie auf Pater Richard. Der ist der Projektleiter und fährt mit den beiden Übersetzern und Trainern in der Schule hinter uns. Wir fahren also weiter. Tomek erzählt: „Debora war hochschwanger, als der damalige Provinzial das Projekt besuchte. Irgendwie konnten wir sie auf den Beifahrersitz zwängen. Mit P. Provinzial hinten im Auto und der in Wehen liegenden Frau neben mir, waren wir innerhalb von 20 Mi- nuten im Krankenhaus.“ Das kann man sich gar nicht vorstellen, so wie wir jetzt den unwegsamen Weg dahin kriechen. „Im Spital hat sie dann innerhalb von fünf Minuten entbunden. Als wir am Abend wieder zurückfuhren, von Akol Jal nach Rumbek, haben wir sie bereits wieder vor ihrer Hütte gesehen, mit dem Kind im Arm.“ Mir wird schwindlig, nicht nur von der Hitze und dem Auf und Ab im Auto. Auch von den Geschichten, die Tomek erzählt, und dem, was ich sehe: die Hütten, die Kinder, Frauen und Männern, die hier in Armut und Einfachheit leben. Sie winken und lachen, laufen uns nach. Sie reden laut miteinander und auf uns ein. Dennoch: Von fröhlicher Armut kann keine Rede sein. £ 11 12 Gabriele Rothemann SCHLANGENMOSAIK II, Digitaldruck auf Kunststoff, 303 x 535 cm Konzilsgedächtniskirche Wien-Lainz, 2014 – JESUITEN: KUNST 13 P. Markus Schmidt SJ ist an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck tätig. TOLERANZ-SPIELRAUM EINE ÖKUMENISCHE PERSPEKTIVE Das Wort »Toleranz« wird heute häufig gebraucht, und viele verstehen darunter, dass der andere Mensch tun und lassen kann, was ihm oder ihr beliebt. Besonders lautstark wird Toleranz gefordert, wenn es um Ansichten und Meinungen geht. Richtig und Falsch wird abgelehnt, denn alles sei relativ. Daraus folgt, dass alles gleich-gültig ist. 14 Toleranzpatent/Religionsfreiheit Mit der Reformation im 16. Jahrhundert kam es zur Kirchenspaltung innerhalb der Westkirche. Auf beiden Seiten wurde versucht, die Andersgläubigen in die Illegalität abzudrängen. Erst im 18. Jahrhundert begann sich die Situation zu ändern. Kaiser Joseph II. erließ ab 1781 eine Reihe von Toleranzpatenten. 1781 bekamen die Evangelischen ihr Toleranzpatent, 1782 die Juden und 1785 die Freimaurer. Auch wenn diese Patente noch keine völlige Religionsfreiheit und Gleichstellung mit der katholischen Kirche gestatteten, so ermöglichten sie doch eine Religionsausübung in einem geschützten rechtlichen Rahmen. Für die damalige Zeit ein nicht zu vernachlässigender Fortschritt. Religion fordert Toleranz Auch wenn staatliche Gesetze oft durch realpolitische und utilitaristische Beweggründe motiviert sind, ist es doch gut, auch ihren kulturellen Hintergrund zu beachten. Dazu gehört der religiöse Glaube. Er prägt einen Kulturkreis, bewusst oder unbewusst. Daher ist es eine wichtige Frage, ob Religion Toleranz fördert und damit ein friedliches Zusammenleben der Menschen. Um sie zu beantworten, genügt es nicht, einfach auf die Gegenwart zu schauen. Vielmehr muss der Anfang einer Religion, das heißt die Gründerfigur, betrachtet werden. An ihr zeigt sich, ob eine Religion tolerant und friedensstiftend ist. Nur so ist es möglich, die Praxis einer bestimmten Religion in Geschichte und Gegenwart zu beurteilen. Toleranz und Dogma Hier kommt nun auch das Dogma, das heißt die Lehre, einer Religionsgemeinschaft in den Blick. Das Dogma kann nicht einfach nur von der Gegenwart aus beurteilt werden, sondern muss auf die Gründerfigur rückbezogen werden. An ihrem Leben und ihrer Lehre hat sich das ganze Dogma einer bestimmten Religions- TOLERANZ-SPIELRAUM. EINE ÖKUMENISCHE PERSPEKTIVE gemeinschaft durch die Geschichte messen zu lassen. Die vertiefte Reflexion beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962– 1965) hat den Blick auf den Ursprung P. Juan Ramon Moreno SJ des christlichen Glaubens, das heißt auf Jesus Christus, gestärkt. Das eröffnete den Raum, einen bis dahin vermutlich undenkbaren Schritt zu tun und die Religions- und Gewissensfreiheit zu verkünden. Eine neue Qualität der Beziehung und der Begegnung mit Andersgläubigen ist dadurch möglich geworden. Das hat auch Auswirkungen innerhalb der Kirche. Toleranz innerkirchlich? Nicht nur nach außen, sondern auch nach innen ist Toleranz in der Kirche grundlegend. Maßstab ist der Respekt vor dem Einzelnen und vor der Gemeinschaft. Die Herausforderung ist daher zu unterscheiden, was integraler Bestandteil der Lehre und Praxis ist und worin es legitimerweise unterschiedliche Akzentsetzungen geben kann. Von einem Mitglied der Kirche darf Zustimmung zu Lehre und Praxis als Respekt vor der Gemeinschaft erwartet werden. Das hat innere Notwendigkeit und nichts mit Intoleranz zu tun. Denn vom gemeinsamen Glauben lebt die Gemeinschaft. Ebenso darf auch Zustimmung zu persönlichen legitimen Akzentsetzungen des Mitgliedes vonseiten der Gemeinschaft als Respekt vor dem Einzelnen erwartet werden. Interkonfessionelle und interreligiöse Herausforderung Ähnliches gilt auch für den interkonfessionellen Bereich. Hier wird ebenso immer wieder zur Herausforderung zu unterscheiden, was grundlegend für Glauben und Praxis ist und was legitimerweise unterschiedlich gesehen werden kann. Echte Toleranz ist auch die Basis für interreligiöse Begegnungen. Sie wird hier immer wieder zur Herausforderung. In den Begegnungen ist das Bemühen wichtig, den anderen besser verstehen zu wollen. Das fördert Wohlwollen, Menschlichkeit und Toleranz. £ 15 Josef ‚Jussuf‘ Windischer Generalsekretär von Pax Christi Österreich. Tätigkeit u.a. Brasilien 1978-1982, Caritas Integrationshaus (Innsbruck) 2005–2010; Gefangenenseelsorger 2005–2010. Das Gespräch führte Max Heine-Geldern SJ. TOLERANZ: RESPEKT UND INTERESSE Immer wieder erzählt uns die Bibel von der Parteinahme Gottes für die Ausgegrenzten. Wer sich auf Gottes Ruf, den er durch die Armen an uns richtet, einlässt, geht in die Schule der Toleranz. Beinahe sein ganzes Leben verbringt Jussuf Windischer mit Menschen in sozialen Notlagen. Er will sie kennen und lieben lernen. Und er wollte und will für sie Partei ergreifen. Das prägt auch sein Verständnis von Toleranz. Sie ist für ihn weniger in der theoretischen Reflexion greifbar, sondern vielmehr in der konkreten Begegnung erfahrbar. Jussuf Windischer versucht dies mit zwei Begriffen zu fassen: Respekt und Interesse. 16 Realpräsenz Gottes in den Armen Toleranz ereignet sich dort, wo ich meinem Gegenüber Respekt als Person entgegenbringe und sie nicht als Objekt behandle. Als junger Mann in Brasilien wollte er Gutes tun und die Welt verändern. Wie das zu geschehen hatte, davon hatte er klare Vorstellungen. Dass er in seinem gut gemeinten Vorsatz den Menschen tendenziell als Objekt begegnete, wurde ihm durch die Auseinandersetzung mit den Basisgemeinden und der Befreiungstheologie von Leo- nardo Boff und der franziskanischen Tradition bewusst. „Wer sind wir, dass wir die Armen aus den Elendsvierteln retten wollen?“ Diese Frage stellte sich ihm nicht auf dem Sofa vor dem Fernseher, sondern vor Ort, mitten unter den Armen lebend. Ihr Ursprung liegt in der Achtung des Gegenübers und nicht in der Verdrängung des Leids. Mit dem Blick auf den Armen als Mit-Menschen wurde für Jussuf Windischer Gott im Antlitz des Anderen so spürbar, dass er von „Realpräsenz Gottes im Armen“ spricht. Die Begegnung mit den Armen verwandelte sich für ihn von einem Akt der Toleranz hin zur Gottesbegegnung. Der Respekt dem anderen gegenüber veränderte ihn und sein Zugehen auf die Wirklichkeit. Ehrliches Interesse am anderen Neben dem Respekt darf das Interesse am anderen nicht fehlen. Als Leiter des Integrationshauses in Innsbruck fragte er daher jeden neuen Bewohner, ob ihn der andere im Haus und das Haus selbst interessieren würde. Wollte der Gefragte nur eine stille Ecke finden, musste er sich einen anderen Ort suchen. Ohne TOLERANZ: RESPEKT UND INTERESSE Interesse füreinander kann Integration nicht stattfinden, davon ist Jussuf Windischer überzeugt. Unsere Toleranzfähigkeit können wir also mit der einfachen Frage prüfen, ob wir ehrliches Interesse am anderen als Mensch haben. Fragen wir etwa Asylwerber zunächst, woher sie kommen, ob sie Armutsflüchtling sind oder interessiert uns die Person selbst? Welches Hobby sie hat? Ob sie gerne ein Bier, einen Tee möchte? Einfache Fragen, die Mitmenschlichkeit spüren lassen. „Null-Toleranz“ gibt es aber bei der Begegnung mit dem Verbrechen. Doch wie kann ich mich dagegen wehren, Verbrechen aktiv verhindern? „Nur mit Gewaltfreiheit!“ Diese oberste Devise zerrte an Jussuf Windischer während seines Einsatzes als Beobachter der EAPPI (Ecumenical Accompaniment Programme in Palestine and Israel) im IsraelPalästina Konflikt. Er wurde Zeuge von Übertretungen und durfte nicht eingreifen. Als einzige „Waffen“ blieben ihm Fotoapparat und Stift. Wer Toleranz leben will, muss auch persönliche Ohnmacht ertragen lernen und dabei dennoch an der Hoffnung festhalten, dass die gegnerischen Parteien wieder einmal zum Gespräch bereit sind. Verzeihen und Barmherzigkeit Bis 2010 arbeitete Jussuf Windischer auch als Gefängnisseelsorger. Er erinnert sich: Mit fünfzehn Messerstichen hat sie ihr Kind getötet. Die ersten Begegnungen nur gemeinsames Schweigen, Tränen. Dann Celina Maricet Ramos und Julia Elba Ramos ihre Frage: „Gibt es jemanden der verzeihen kann?“ „Das Baby kann es nicht, es ist tot. Vielleicht der Vater des Kindes, vielleicht die Gesellschaft?“ „Und Gott?“ Der Seelsorger schweigt. Er spricht nicht von der unbedingten Barmherzigkeit und Liebe Gottes. Warum nicht? Weil es die Frau zum Objekt machen würde. Die Frau muss davon überzeugt sein, dass Gott ihr verzeiht, dass der Herr barmherzig ist. Sie glaubt es. In solchen Momenten ist der Seelsorger der Schüler, der von der Verbrecherin die Barmherzigkeit Gottes lernt. Eine solch tiefe Begegnung lehrt Toleranz. £ 17 BUCHTIPP Zuhause kann überall sein. Wildfang, ein Flüchtlingskind, macht durch die Begegnung mit einem anderen Mädchen einen lebensverändernden Lernschritt. Die Chiffre „Decke“ dient als Aufhänger für die Geschichte. Windfang löst sich langsam aus ihrer vertrauten alten „Decke“ heraus und webt eine neue. Diese wird ihr immer vertrauter und wärmt sie am Ende ebenso wie früher die alte. In einer berührend stillen und poetischen Weise wird in Wort und Bild von dieser Erfahrung erzählt. Ein „Vorlesebuch“ mit einem großen Potential, weitere Gespräche zum Thema anzustoßen. Alle da! Das Buch ist tatsächlich „ein quirliges und offenes Buch über unser reiches Zusammenleben“ (Klappentext). Es weckt Interesse für Menschen, „die anderes sind als ich“ und macht Lust darauf, sie näher kennen zu lernen. Dabei werden auch gesellschaftliche Themen wie Migration, Vertreibung, Flucht und Exil nicht ausgespart. Immer wieder überrascht beim Lesen und Schauen die geglückte Verbindung von Ernsthaftigkeit und vermittelnder Lebensfreude. Alle da! ist ein Buch, das Kinder und Erwachsene zu gemeinsamer Lektüre und zum Gespräch darüber einlädt. Wie ich Papa die Angst vor Fremden nahm, ist (eigentlich) ein Kinderbuch für Erwachsene. Hier lernt der Papa von seiner kleinen Tochter. Eine zeitlos tiefsinnige und zugleich köstliche Geschichte über Nöte Erwachsener und die Kompetenz von Kindern, ihnen darin kreativ und helfend beizustehen. Klaus Schweiggl SJ Irena Kobald, Freya Blackwood: Zuhause kann überall sein München: Knesebeck 2015, EUR 13,40 [A] Anja Tuckermann, Tine Schulz: Alle da! Unser kunterbuntes Leben Leipzig: Klett Kinderbuch 2014, EUR 14,40 [A] 18 Rafik Schami, Öle Könnecke: Wie ich Papa die Angst vor Fremden nahm München: Hanser 2003, EUR 13,30 [A] IMPULS Heilsames Schauen Gabriele Rothemann hat vor einigen Jahren eine Reihe von Schlangenfotos gemacht. Bei genauem Betrachten stellt sich heraus, dass in die Schuppenoberfläche der Leiber kleine Mosaikflächen eingearbeitet sind. Daher heißen die Fotografien auch Schlangenmosaik. Als wäre das bedrohliche Wesen durch strenge Ornamente gebannt. Eines dieser Bilder, Schlangenmosaik II, hing als Digitaldruck auf Kunststoff während der Fastenzeit 2014 in der Konzilsgedächtniskirche in Lainz (Abbildung S. 12/13). In der Bibel wird die Schlange fast ausnahmslos mit Negativem in Verbindung gebracht: Verführerin zum Bösen in Gen 3, heimtückisch und bösartig in den Psalmen 58 und 140, als Staub fressendes Tier im Staub in Gen 3, und Mi 7. Aber sie ist auch ein Bild der Klugheit (Mt 10, 16). Und einmal ist das Bild einer Schlange ausdrücklich lebensrettend. Als das Volk Israel auf dem Weg durch die Wüste von Giftschlangen überfallen wird und viele an den Bissen sterben, errichtet Mose auf Gottes Geheiß einen Pfahl und bringt daran eine eherne Schlange an. Wer auf sie schaute, blieb am Leben (Num 21). Auf diese Geschichte bezieht sich eine zentrale Stelle des Johannesevangeliums: „Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der glaubt, durch ihn ewiges Leben habe.“ (Joh 3, 14-15) Vor der Karlskirche in Wien sind zwei große Engel auf hohen Podesten zu sehen. Der linke hält den Stab mit der ehernen Schlange, der rechte hält ein Kreuz. So wie der Blick auf die Schlange lebensspendend war, so ist es der Blick auf das Kreuz und den Gekreuzigten. Jesus und die Schlangen als Heilbringer. P. Gustav Schörghofer SJ, Künstlerseelsorger und Pfarrer in Wien 19 AUS UNSEREM ORDEN GRAZ P. Albert Holzknecht begleitete Anfang März zusammen mit Toni Tauschmann von der KHG ein Wochenende für Studierende. P. Thomas Neulinger nahm am 9. – 10. März in St. Pölten am Österreichischen Familienseelsorgertreffen, P. Johannes König vom 10. – 11. März an der Österreichischen Krankenhausseelsorge-Tagung zum Thema „Dein Glaube hat dir geholfen“ teil. Am 11. März sprach P. Christian Troll im vollbesetzten Barocksaal des Priesterseminars zum Thema: „Islam – Christentum – Moderne. Was unterscheidet, was eint. Was ist gefordert?“ Vom 18. – 21. März nahmen P. Holzknecht und P. Martin Rauch an der Studentenseelsorgekonferenz SJ in Prag teil. Vom 23. – 27. März kam P. Provinzial Bernhard Bürgler zur Visite zu uns. Am 24. März sprach P. Martin Maier in der KHG über Person und Vermächtnis von Erzbischof Oscar Romero. Mitte April gestaltete P. König den ersten Teil einer Besinnungsreihe für die Dominikanische Laiengemeinschaft in Graz zum Thema „Gemeinschaft“. P. Holzknecht fuhr über Pfingsten zusammen mit Alois Kölbl und Studierenden nach Leipzig, P. Rauch mit Studierenden nach Porec. 20 INNSBRUCK, KOLLEG P. Boris Repschinski organisierte vom 27. Feb. bis 1. März eine ökumenische Tagung für Nachwuchswissenschaftler in neutestamentlicher Bibelwissenschaft im Asiatisch-Pazifischen Raum in Manila. Besonders interessant waren die Diskussionen um eine asiatische Stimme in der Auslegung des Neuen Testaments. Im März hielt P. Stephan Kessler eine Recollectio als Einstimmung auf die Fastenzeit für die Hausgemeinschaft des Jesuitenkollegs. P. Alexander Löffler kam für ein Jahr in unsere Kommunität, um seine Habilitation voranzutreiben. P. Bernhard Bürgler war vom 2. – 16. März zur Provinzialsvisite im Haus. Am 23. März gab es ein interessantes Gespräch im Jesuitenkolleg über die Arbeit von CONCORDIA in der Republik Moldau. Am 25.März, dem Welt-GCL-Tag, feierte P. Richard Plaickner, der Verantwortliche für die GCL Österreich, einen Gottesdienst in der Hauskapelle des Jesuitenkollegs. Br. Hernan Rojas aus Chile und P. Arokya Swamy Savariyappan aus Indien begannen Anfang April ihr Doktoratsstudium in Innsbruck. Zur Wallfahrt der österreichischen Jesuiten nach Maria Taferl (NÖ) am 7. April kamen auch zwanzig Mitbrüder aus dem Kolleg. Im „Jahr der Orden“ durften wir am 17. April viele Ordensleute zum Gebet im Jesuitenkolleg begrüßen. Nach der Vesper mit P. Rektor Markus Inama gab es eine Begegnung im Speisesaal. F. Max Heine-Geldern konnte zum schon traditionellen mk-Ball am 25. April in den Stadtsälen zahlreiche Gäste besuchen. 900 Besucherinnen und Besucher waren der Einladung gefolgt. Der Reinerlös des Balls kommt der Arbeit von CONCORDIA zugute. Der 27. April, das Fest des hl. Petrus Canisius, als Diözesantag und Tag der Theol. Fakultät gemeinsam begangen, stand heuer unter dem Thema „Christen und Muslime“. Das neugeschaffene Institut für Islamische Religionspädagogik an der Universität Innsbruck war dabei engagiert vertreten. Zum gemeinsamen Mittagessen trafen sich die Teilnehmenden wieder im Jesuitenkolleg. Das Team der Jesuitenkirche mit P. Peter Fritzer freute sich besonders über eine Rückmeldung zur Osterliturgie: „Wir durften die Kar- und Ostertage und auch die Osternacht mit Frühstück 2015 mit Ihnen in der Jesuitenkirche feiern. Danke dafür, für die feierliche Gestaltung der Liturgie und die Atmosphäre, die von Ihnen allen ausgeht bei Ihrem Feiern…“ Der Verein KlangRaum Jesuitenkirche/ Verein zur Förderung der Kunst an der Jesuitenkirche Innsbruck besteht nun seit über zwei Jahren. Im März konnte er bei der Jahreshauptversammlung auf eine erfreuliche Bilanz zurückblicken: Musik im Gottesdienst, Kirchenkonzerte, die Reihe „Geist der Krypta“ waren besondere Hö- AUS UNSEREM ORDEN hepunkte. Der Vorstand wurde für zwei Jahre wieder gewählt. INNSBRUCK, CANISIANUM Beim 4. Einkehrtag begleitete Frau Univ.Prof. Dr. Marianne Schlosser aus Wien die Canisianer und Gäste aus dem Innsbrucker Priesterseminar mit geistlichen Impulsen zum Thema „Eucharistie und Leben“. Provinzial P. Bernhard Bürgler war Mitte März zu seiner ersten Visite im Canisianum. Spiritual P. Josef Thorer machte in der Karwoche im Kardinal König Haus seine Exerzitien. Rektor P. Friedrich Prassl hatte in der Karwoche Gelegenheit Mitbrüder in Rom zu besuchen. Nach Ostern nahmen P. Prassl und P. Thorer an einer Jesuitenwallfahrt nach Maria Taferl und an der Provinzkongregation in Wien teil. Mitte April waren P. Prassl und Dr. Christoph Kogler, der Geschäftsführer des Canisianums, bei einem Kongress Christlicher Führungskräfte im Stift Göttweig dabei. Das Fest unseres Hauspatrons Petrus Canisius feierten die Canisianer am 27. April im Rahmen des Dies academicus mit Bischof Manfred Scheuer im Dom. Anfang Mai begleitete P. Prassl Kurzexerzitien von Altkalksburgern im Stift Melk. Beim 5. Einkehrtag im Canisianum sprach Missionsprokurator P. Hans Tschiggerl im Mai zum Thema „Gehet hin, ihr seid gesendet“. Dabei nahmen wieder die Seminaristen aus den Priesterseminaren Brixen und Innsbruck teil. Mitte Mai feierten Verbindungsseelsorger P. Prassl und P. Otto Muck mit zahlreichen TeilnehmerInnen aus der Schweiz und Österreich das 155. Stiftungsfest der AV Helvetia Oenipontana in Innsbruck. Ende Mai gestaltete P. Prassl einen Seminartag zu Ignatianischer Spiritualität auf der Kronburg bei Landeck. LINZ, IGNATIUSHAUS An den „Exerzitien im Alltag“ der Fastenzeit, nahmen circa 20 Personen teil. Die gut besuchte Karfreitagsliturgie feierten wir heuer wieder gemeinsam mit der Stadtpfarre und der Pfarrei St. Matthias. P. Josef Kazda begleitete in der Fastenzeit in Maria-Puchheim bei Attnang Exerzitien mit Heilfasten nach Hildegard von Bingen mit ärztlicher Begleitung durch Frau Dr. Stella M. Urbas. P. Werner Hebeisen sorgt für die beiden Flüchtlinge, die wir im Dezember in unser Haus aufgenommen haben. Bei den Veranstaltungen zum Gedenktag des seligen Franz Jägerstätter am 21. Mai sprach P. Peter Gangl zum Thema „Die Kraft des katholischen Glaubens zeigen – Jesuiten in Österreich während der NS-Zeit“, und gedachte dabei besonders dreier Jesuiten, die sich dem Nationalsozialismus widersetzt haben: P. Johann Schwingshackl, P. Johann Steinmayr und P. Alois Grimm. Wir feierten mit P. Christian Marte die Messe im Gedenken an den seligen Franz und nahmen an der Premiere des neuen Jägerstätter-Filmes teil. Im Sonntagsgottesdienst am 31. Mai hat P. Michael Meßner einen Flüchtling aus dem kurdischen Teil der Türkei getauft und gefirmt. NÜRNBERG, NOVIZIAT Anfang März kehrten die Novizen aus den verschiedenen Pflege- und Pastoralexperimenten zurück. Ein dichtes Programm füllte die Zeit bis Ostern: Geschichtswoche (P. Klaus Schatz); Bibliodrama-Kurs (P. Eckhard Frick), Kurse zum Thema „Entscheidungsfindung in Gemeinschaft“ für beide Jahrgänge (P. Alois Riedlsperger), und zum Thema „Glaube und Gerechtigkeit“ für die Erstjährigen (P. Martin Maier). Die Kar- und Ostertage wurden wieder gemeinsam im Noviziat gefeiert. Nach dem Fest fuhren die Novizen mit dem Socius P. Ludwig Dehez zum gemeinsamen Provinzsymposion der Deutschen und der Schweizer Provinz nach Schwäbisch Gmünd. P. Josef Maureder nahm an der Provinzkongregation in Wien teil. Am 14. April starteten die Zweitjährigen in die unterschiedlichen Studien-, Sozialund Spezialexperimente nach München, Innsbruck und St. Blasien. Sebastian Ortner wohnt in der Kommunität Al- 21 AUS UNSEREM ORDEN berto Hurtado in München und arbeitet in verschiedenen sozialen Bereichen wie Jesuiten-Flüchtlingsdienst (JRS), Hospiz und Obdachlosenarbeit mit. Sebastian Maly sammelt Erfahrungen in der Jugendarbeit in der MK Innsbruck. Am 28. April begannen die 30tägigen Exerzitien in Dresden-Hoheneichen mit P. Josef Maureder. STEYR Zur Feier unseres Jubiläums „150 Jahre Jesuiten in Steyr“ feierten wir mit Bischof Ludwig Schwarz und Altbischof Maximilian Aichern den Gottesdienst, bei dem die „Kleine Orgelsolomesse“ von J. Haydn zur Aufführung kam. Nach einer Agape im Dominikanerhaus folgte der Festakt mit der Festrede von DDr. Franz Gmainer-Pranzl. Die von Mag. Wilhelm Remes gestaltete Festschrift gibt einen historischen Überblick über das seelsorgliche Wirken der Jesuiten in der „Eisenstadt“ und bietet einen Einblick in die heutige Seelsorgesituation. Speziell zum Anlass wurde eine Sonderbriefmarke herausgegeben. Ein Sonderpostamt, ein Sonderstempel und eine Briefmarkenausstellung des Philatelistenvereins „St. Gabriel“ ergänzten das Programm zum Jubiläum. So hat die kleine „Statio“ der Jesuiten in Steyr wieder einmal ihre Lebendigkeit unter Beweis gestellt und zum „Jahr der Orden“ einen guten Beitrag geleistet. 22 WIEN 1 Beim Kommunitätsgespräch am 7. März referierte P. Christian Troll über den Islam, seine Geschichte und Gegenwart. P. Friedrich Sperringer hielt am 19. März in Oberpullendorf wieder den Einkehrtag für die Priester der Diözese Eisenstadt. P. Hans Tschiggerl unternahm Anfang März eine Reise nach Kenia und in den Südsudan. Er besuchte dort die Projekte unserer Missionsprokur. Karwoche und das Osterfest wurden in gewohnter Weise in Kirche und Kommunität begangen. An der Wallfahrt nach Maria Taferl wie auch am Studientag der Provinzkongregation in der Osterwoche nahmen die meisten Mitbrüder unseres Hauses teil. P. Sperringer reiste mit 33 Sponsoren, darunter auch einige aus dem Mitarbeiterkreis unserer Kirche, zum 10-Jahres-Jubiläum der Loyola-Schulen nach Prizren/Kosovo. Am umfangreichen Programm der Langen Nacht der Kirchen waren mit einem Benefizkonzert in der Kirche und eine Tanz-Performance der Jugend-GCL in der Alten Burse beteiligt. WIEN, KARDINAL KÖNIG HAUS P. Provinzial Bernhard Bürgler kam Mitte Februar zur jährlichen Visite und zu Gesprächen in unsere Kommunität. Der Vorstand der SPÖ Hietzing besuchte am 23. Februar das Kardinal König Haus. P. Christian Marte und P. Gustav Schörghofer stellten die Aktivitäten und Angebote des Bildungszentrums und der Pfarre Lainz-Speising vor. P. Johannes Herz hielt Einkehrtage für die 7. Klasse des Aloisianum in Linz und nahm Ende Februar am Theo-Tag der Diözese Linz teil. Gemeinsam mit Sr. Ruth Pucher MC bot er im Haus ein Seminar über Berufungspastoral an. Die Osterfeiertage wurden in den Pfarren Lainz-Speising und St. Hemma feierlich gestaltet. Für die Konzilsgedächtniskirche wurde P. Schörghofer eine Arbeit von Oswald Oberhuber als Dauerleihgabe übergeben. Die Kommunität feierte mit P. Ferdinand Mayrhofer (80) und P. Iwan Sokolowsky (75) Geburtstag. Der Betriebsausflug des Kardinal König Hauses und der Pfarre Lainz-Speising führte uns heuer nach Laxenburg. UNSERE VERSTORBENEN Hedwig Herder, Wien Mag. Roswitha Kobinger, Linz R.I.P. PROJEKTFÖRDERUNG PROJEKTFÖRDERUNG ARBEIT FINDEN IN KAKUMA Für drei Monate lebte und arbeitete ich heuer in Kakuma, einem Flüchtlingslager im Norden Kenias. Ursprünglich 1992 für ehemalige Kindersoldaten, die sogenannten „lost boys of Sudan“, gegründet, leben dort heute 185.000 Flüchtlinge. Viele von ihnen wurden im Flüchtlingslager geboren und kennen ihre Heimat gar nicht. Da Flüchtlinge sich nicht frei in Kenia bewegen dürfen, haben sie das Lager nie verlassen. Der Jesuitenflüchtlingsdienst (JRS) betreibt in Kakuma verschiedene psycho-soziale Projekte: Das „Safe-Haven-Programm“ umfasst ein Frauenschutzhaus und eine Einrichtung für betreutes Wohnen für Burschen im Alter von 6-17 Jahren. Das „Counselling-Programm“ ermöglicht Familientherapie und Ausbildungen in Beratung und Massage. Ein „Mental-Health-Programm“ unterstützt Menschen mit geistiger Behinderung. Als sogenannter „Incentive-staff“ sind in allen Programmen auch Flüchtlinge tätig. Für durchschnittlich 50 Euro Monatslohn arbeiten sie als Assistenten, Trainer, Berater, Masseure, Lehrer, Hebammen, Sicherheitspersonal, Hausmeister, etc. Durch Spendengelder ermöglicht, kann der Jesuitenflüchtlingsdienst in Kakuma derzeit 500 Flüchtlingen solche Arbeitsplätze anbieten. Liebe Leserinnen und Leser, bitte unterstützen Sie mit Ihrer Spende „Menschen für andere – Spendenzweck Kakuma“ diese Arbeit. Vielen Dank! Benjamin Furthner SJ 23 JESUITEN .. ist eine Zeitschrift der Jesuiten Österreichs, mit der wir Sie über unsere Arbeit und unser Leben informieren wollen. Jesuiten erscheint viermal pro Jahr und wird unentgeltlich zugesandt. Spenden kommen der Ausbildung junger Mitbrüder, der Seelsorge der Jesuiten, der Mission oder der Betreuung unserer alten und kranken Mitbrüder zugute. Kontakt: Kommunikationsreferat, Dr. Ignaz Seipel-Platz 1, 1010 Wien; Tel. +43 (0)1 512 52 32-53; [email protected] Konto-Nummer PSK (BLZ 60000) - 1919.925 ltd. auf Jesuiten – Mitteilungen der österreichischen Jesuiten BIC: OPSKATWW; IBAN: AT89 6000 0000 0191 9925 www.jesuiten.at www.facebook.com/jesuitenoesterreich Impressum »Jesuiten«. Mitteilungen der österreichischen Jesuiten 2/2015, Jg. 88. Medieninhaber und Herausgeber: Österreichische Ordensprovinz der Gesellschaft Jesu, Dr. Ignaz Seipel-Platz 1, 1010 Wien, P. Bernhard Bürgler SJ (Provinzial); DVR 0029874(234); Schriftleiter: P. Klaus Schweiggl SJ; Redaktion: Maximilian Heine-Geldern SJ, P. Hans Tschiggerl SJ; Redaktionsadresse: Dr. Ignaz Seipel-Platz 1, 1010 Wien; Fotos: 1 Jesuitenmission, 5, 6, 9, 10 P. Martin Maier SJ, 12-13 Gabriele Rothemann, 15, 17 P. Martin Maier SJ, 18 Hanser Verlag, alle anderen Redaktionsarchiv. Grafikdesign: mission C Werbeagentur, www.mission-c.com; Herstellung: Grasl fair print, www.grasl.eu Offenlegung: »Jesuiten« dient der Kommunikation der Österreichischen Provinz der Gesellschaft Jesu mit ihren Freundinnen und Freunden. Österreichische Post AG / Sponsoring.Post, 02Z030364 S
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