2. Sonntag nach Weihnachten 3. Jänner 2016 Predigt (© Franz Harant 2016) (www.franzharant.at) Haben Sie heute schon jemandem ein gutes Wort gesagt? Hat Ihnen heute schon jemand ein gutes Wort gesagt? Wie war das? Hat Ihr Gegenüber sich gefreut? Haben Sie sich gefreut? Klingt oder wirkt dieses Wort noch nach? Nun, mit Worten kann man tatsächlich etwas bewirken. Worte sind wirklich wirksam. Eben so ein gutes Wort zum Beispiel. Zunächst muss es aus einer Absicht oder einer Neigung heraus gedacht und formuliert werden. Dann aber gehört es abgesandt – schriftlich als Brief, als Notiz, als E-Mail, als SMS oder mündlich, ausgesprochen, zugesagt. Das Wort bekommt also Gestalt oder Klang. Und wenn es beim Adressaten, beim Empfänger, ankommt, löst es etwas aus. Das kann zunächst Aufmerksamkeit sein. Das kann Annahme oder Ablehnung sein. Es kann die Stimmungslage vertiefen oder verändern. Das Wort kann eine Bereitschaft zur Handlung bewirken. So wirkmächtig also kann ein Wort sein. Johannes hat den philosophisch denkenden Menschen seiner Zeit mit diesem Bild vom wirkmächtigen Wort, die Wirklichkeit, die Wirksamkeit des menschgewordenen Gottes verständlich machen wollen. In der alten griechischen Kultur, von der er und seine Hörerinnen und Hörer, seine Leserinnen und Leser geprägt waren, hat man über den „logos“, über das Wort, über die Tatsache, dass der Mensch denken, reden und verstehen kann, sehr viel nachgedacht und diskutiert. Die öffentliche Diskussion ging vor allem um die Frage nach dem Ursprung des Logos. Man fand zu folgender Antwort: Der Schöpfergott hat, ehe er die Welt erschuf, zunächst einmal eine Art Gedankenkonzept für die Schöpfung ins Dasein gerufen; eine Sinnvorstellung von dem, was werden soll; eine schöpferische Urkraft, aus der alles hervorgehen soll. Gott schuf also zuerst den Logos, das wirkmächtige Wort. C_W_2_2015_Predigt_Harant Seite 1 von 2 2. Sonntag nach Weihnachten 3. Jänner 2016 Durch diesen Logos, durch dieses Wort ist dann die Welt geworden. Die ersten Christen haben diesen Gedanken aufgegriffen. Sie sagten: Dieser Logos, das Wort Gottes, der Sinn der Welt, der Urgedanke, die Absicht, die Neigung Gottes von Anfang an, ist im „Gott rettet“, in Jesus, im Jesuskind von Betlehem, dem späteren Jesusmann aus Nazaret, als Mensch erschienen. Jesus, der Christus, verkörpert den Sinn, den Weg und das Ziel der ganzen Wirklichkeit. Ob unsere persönliche Wirklichkeit sinnvoll oder sinnleer und damit sinnlos ist, entscheidet sich letztendlich auch daran, ob wir mit dem Logos, mit dem Sinn der Welt, mit dem Urgedanken Gottes, mit dem menschgewordenen Gott zu tun haben wollen oder nicht. Wer den Logos, wer das Wort Gottes, in seinem Leben buchstabiert, der wird für sich und für die Menschen um ihn herum eine Wirkung erzielen, eine Wirklichkeit aufzeigen, wie es zum Beispiel ein gutes, freundliches, liebevolles Wort bewirkt. Nun, sprechen Sie doch eines aus – heute und immer wieder einmal. Amen. C_W_2_2015_Predigt_Harant Seite 2 von 2
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