Regionalsport Sonntag, 27. Dezember 2015 / Nr. 52 Zentralschweiz am Sonntag 25 Träumen und Eishockey, das passt nicht Die Schweiz steht an WM unter Druck WELTMEISTERSCHAFT Die ersten fünf der Weltrangliste nach der Weltmeisterschaft 2016 sind für die Olympischen Spiele 2018 gesetzt. Die Schweiz ist gegenwärtig Vierte, aber der Vorsprung auf die nachfolgenden Nationen Schweden und Russland ist marginal. Die Schweizerinnen dürfen das Turnier in Kanada, das von Ende März bis Anfang April ausgetragen wird, nicht hinter den erwähnten zwei Teams abschliessen, wollen das Olympiaticket auf sicher haben. In der ausgeglichenen WM-Gruppe der schwächeren Teams treffen sie auf Schweden, Japan und Tschechien. Die ersten beiden der Gruppe stehen im Viertelfinal, die beiden anderen Teams spielen gegeneinander um den Verbleib in der höchsten Poule. Zeit zum Ausruhen bleibt Daniela Diaz, der neuen Schweizer Eishockey-Nationaltrainerin der Frauen, in den kommenden Monaten nur wenig. Bild Werner Schelbert EISHOCKEY Die 33-jährige Daniela Diaz steht vor der grössten Herausforderung ihrer Sportlerkarriere. Die Zugerin ist Schweizer Nationaltrainerin und hat den Auftrag, das Frauen-Eishockeyteam weiter auf Erfolgkurs zu halten. RAPHAEL BIERMAYR [email protected] Daniela Diaz schaute etwas irritiert, als ihr die Frage gestellt wurde, ob sie als Nationaltrainerin davon träume, dereinst in dieser Funktion ihr Auskommen verdienen zu können. Ihre Irritation gilt nicht der Frage an und für sich, sondern dessen Formulierung. «Träumen», sagt die 33-Jährige, «existiert im Zusammenhang mit Eishockey nicht.» Diese Haltung tut im Fraueneishockey not. Zwar hat der Sport seit dem Gewinn der Bronzemedaillen an den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi (Rus) eine grössere Plattform als je zuvor. Doch dieses Feuer der Aufmerksamkeit muss am Lodern gehalten werden, andernfalls erlischt es schnell. Wer erinnert sich beispielsweise noch, dass im Jahr 2011 die Weltmeisterschaft in der Schweiz ausgetragen wurde? Daniela Diaz nimmt Platz in einem der typischen Funktionsgebäude im Hünenberger Industriegebiet Bösch. Der ebenso typische Sitzungsraum lässt an geschäftlicher Nüchternheit nichts vermissen. Diaz arbeitet hier als Treuhänderin mit eidgenössischem Fachausweis. Sie offeriert Kaffee und trinkt auch einen mit: schwarz und ohne Zucker. Ebenso authentisch also, wie sie ihren neuen Job als Eishockeytrainerin lebt. Viele Erfolge als Spielerin gefeiert Die gebürtige Zugerin gilt als hart, aber fair. Attribute, mit denen sie als Trainerin punktet, sagen unisono Spielerinnen und Verantwortliche. Hinzu kommt der Erfolg: Seit 2010 gewann sie mit dem Frauenteam der ZSC-Lions drei Meistertitel, viermal den Cup sowie die Silbermedaille am Europacup 2012. Nie zuvor hat eine Schweizer Equipe inter- den reinen Sieg. Einzig Neuenburg und national so gut abgeschnitten. Lugano vermögen die Löwinnen herausAls Spielerin gehörte Diaz auch jenem zufordern. «Es gibt Spiele, die wir mit Team an, das erstmals für die Schweiz grosser Sicherheit gewinnen. Deshalb eine Europa-Cup-Medaille gewann: Mit lege ich die Latte höher, es zählt nicht dem EV Zug holte sie 2004 Bronze. nur der Sieg», sagt Daniela Diaz. Dieser Erfolg habe sich besonders in ihr Gedächtnis eingebrannt. Sie muss se- Kurze Eingewöhnungszeit lektionieren, denn sie hatte auch als Seit rund zwei Wochen liegt die MessSpielerin viele Titel zu feiern. Die Quel- latte noch höher. Am 14. Dezember stieg len unterscheiden sich, was die Anzahl die 33-Jährige zur Nationaltrainerin auf. der Meistertitel anbelangt. Wie oft wur- Sie löste Gian-Marco Crameri ab, der de sie nun Schweizer Meister? Sie zuckt nach der 10-jährigen Ära von René etwas hilflos SchulKammerer von Betern, kann diese Fraginn weg einen ge nicht schlüssig schweren Stand hatte «Ich lege die Latte beantworten. Allein und seine Position in mit dem mit dem EV der 20-monatigen höher, es zählt nicht Zug sollen es lauft Amtszeit nicht festinur der Sieg.» Wikipedia vier Titel gen konnte. Diaz hatDA N I E LA D I A Z , S C H W E I Z E R gewesen sein. te wenig Zeit, sich auf N AT I O N A LT R A I N E R I N den neuen Job einzuDas steht für ihre Bescheidenheit – und stimmen: vom 16. bis es steht für ihre Phiam 20. Dezember losophie. Der Ehrgeiz von Diaz wird stand ein Turnier im französischen nicht von Titeln und Medaillen getrie- Amiens auf dem Programm. Für Diaz ben. Perfektion heisst das Zauberwort stand dabei nicht primär die sportliche von Daniel Diaz. Sie will das perfekte Leistung im Vordergrund. Sie stellte Team, dem das perfekte Spiel gelingt. Angewöhnung an den Staff und die Ihr Denkansatz ist keineswegs arrogant. Abläufe in den Vordergrund. Und trotzFür die Zürcherinnen geht es in der dem gewannen die Schweizerinnen das höchsten Schweizer Liga nur selten um Turnier. Die in Baar wohnhafte Zugerin ist die logische Nationaltrainerin – auch wenn sie das selber nie so ausdrücken würde. Sie spricht von «einer Aufgabe, die ich mir absolut zutraue». Sie soll das Schweizer Fraueneishockey wieder auf Kurs bringen. Denn nach dem Gewinn der Bronzemedaille erfuhr das Nationalteam einen Aderlass. Viele Teamstützen traten zurück. Eine Entwicklung, die durch den Führungsstil von Crameris noch forciert wurde. Die Schweiz gilt als das Team mit dem grössten Potenzial – nach der Übermacht aus Übersee notabene. Doch Potenzial alleine genügt nicht, um an der Weltmeisterschaft 2016 die direkte Qualifikation für die Olympischen Spiele 2018 (siehe Box) zu schaffen, um sich damit auch an der Weltspitze zu etablieren. Und dazu braucht es ein Team, das funktioniert. Ein persönliches Opfer Daniela Diaz, sie hat über 100 Länderspiele absolviert und die Olympischen Spielen 2006 bestritten, hat mit der Vorgabe den Trainerjob angetreten, dieses Ziel zu erfüllen. Dabei soll ihr auch die eine oder andere erfahrene Spielerin helfen, damit das Team wieder mehr Stabilität erhält. «Was vorher war», sagt die 33-Jährige, «zählt für mich nicht. Es gilt, nach vorne zu schauen und das Bestmögliche herauszuholen.» Für ihre neue Aufgabe bringt sie ein persönliches Opfer: Die zweieinhalbwöchige Reise nach New York, um ihren Bruder Raphael zu besuchen, hat sie abgesagt – «nach Rücksprache mit ihm und der ganzen Familie», fügt sie an. Die Meinung der Familie hat für Daniela Diaz einen hohem Stellenwert. Ihre spärliche Freizeit verbringt der Genussund Gemütsmensch so oft als möglich im Familienkreis. Eine Umgebung, in der sie sich hin und auch wieder zum Träumen hinreissen lässt ... Winterberg schlägt den Seriensieger von Dagmersellen RADQUER Bikeprofi Florian Vogel gewinnt das Cross-Race in Pfaffnau. Der Roggliswiler Lukas Winterberg schnappt dem Favoriten Francis Mourey den dritten Podestplatz weg. Statt nach Dagmersellen pilgerten gestern Nachmittag rund 2500 Fans nach Pfaffnau, um das erste internationale Cross-Race hautnah mitzuerleben. Und die Zuschauer wurden mit einem packenden Rennen entschädigt. Für den perfekten Abschluss sorgte Elitefahrer und Lokalmatador Lukas Winterberg. Der 27-Jährige wurde vor einem Jahr in Dagmersellen starker Vierter und erhoffte sich für sein Heimrennen einen ähnlichen Exploit. Der gebürtige Roggliswiler hielt dem Druck stand und zeigte vor heimischem Publikum eine starke Leistung. Früh bildete sich eine fünfköpfige Spitzengruppe mit den Schweizern Florian Vogel, Lars Forster, Lukas Winterberg, dem Franzosen Francis Mourey und dem slowakischen Meister Martin Haring. Immer wieder sorgte Winterberg für das Tempo, und schnell einmal war klar, dass der Sieger nur aus dieser Gruppe stammen würde. Sieg für Mountainbike-Profi Auf den beiden letzten Runden erfolgten die entscheidenden Attacken, bei denen auch der Einheimische viel Initiative zeigte. Letztendlich konnte sich der Mountainbike-Profi Florian Vogel entscheidend absetzen. Während die Spitzengruppe komplett auseinanderbrach und Winterberg Position 3 innehatte, wurde es dann zum Rennende nochmals spannend. Der achtfache Dagmersellen-Sieger Francis Mourey schloss auf den letzten 500 Metern zu Winterberg auf. Doch Lars Forster (2.) und Winterberg (3.) verteidigten auf der Zielgeraden die Ehrenplätze hauchdünn vor dem 35-jährigen Franzosen. «Ich bin zufrieden mit meiner Leistung», zog Winterberg Bilanz, «es war ein hart umkämpftes Rennen. Dass ich inmitten von Spitzenfahrern auf dem Podest stehe, stimmt mich für die nächsten Rennen sowie die Schweizer Meisterschaft vom 10. Januar 2016 in Dagmersellen zuversichtlich.» Die einmalige Stimmung und der Heimvorteil hätten ihn förmlich zu dieser Leistung getragen. THOMAS WINTERBERG [email protected] 1. CROSS-RACE IN PFAFFNAU Elite, Männer (9 Runden/23,85 km): 1. Florian Vogel (Jona) 1:02:49. 2. Lars Forster (Jona) 0:19 Minuten zurück. 3. Lukas Winterberg (Roggliswil) 0:20. 4. Francis Mourey (Fr) 0:21. 5. Martin Haring (SVK) 0:51. Ferner: 7. Nicola Rohrbach (Unterägeri) 2:07. 10. Reto Indergand (Silenen) 2:20. 19. Pirmin Lang (Safenwil) 4:47. 31. Stefan Achermann (Sursee). 33. Adrian Meier (Pfaffnau), je 1 Runde. Elite Frauen (5 Runden/13,25 km): 1. Sabine Spitz (De) 43:41. 2. Nathalie Schneitter (Solothurn) 0:26. 3. Katrin Leumann (Riehen) 1:43. 4. Rebecca Gariboldi (It) 2:21. 5. Lara Krähemann (Egg) 2:31. Alle Resultate: www.cross-race.ch Lukas Winterberg (vorne) führte vor dem späteren Sieger Florian Vogel (rotes Trikot) zwischenzeitlich das Rennen an. Bild Chris Roos
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