Ein Theaterprojekt von und mit Berliner Pflegekindern r e d n i k e g e fl 23 P rauben Dir ! f a l h c S n e d m e d t h e t s le b m e s Das En . r e b ü n e g e g h c is it Titel kr in Kooperation mit Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz indern liner Pflegek er B it m d n u n vo kt je ro n Theaterp Ei r e d n i k e g e fl P 23 ! f a l h c S n e d r i rauben D l e it T m e d t h e t s le b Das Ensem kritisch gegenüber. 23 Pflegekinder rauben Dir den Schlaf! Ein Theaterprojekt von m Das Ensemble steht de Titel kritisch gegenüber. in Kooperation mit Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Ein Filmteam hat den gesamten Prozess begleitet und eine Filmdokumentation sowie eine Aufzeichnung des fertigen Theaterstücks erstellt. Auch online ansehen: www.familien-fuer-kinder.de/23 Grußworte Sehr geehrte Damen und Herren, Was für Eindrücke! das Theaterstück „23 Pflegekinder rauben Dir den Schlaf!“ mit und über Pflegekinder ist ein großartiges Projekt, das mich sehr beeindruckt hat. Es geht kreativ Anfänglich hatte ich Probleme mit den vielen fremden Menschen. Kannte nur Anna- mit einem sensiblen Thema um und gibt einen authentischen Einblick in den Lena von einigen Treffen vom freien Träger, sonst niemanden. Die letzten Tage der Alltag von Pflegefamilien. Darüber hinaus bildet es einen passenden Rahmen für Reise haben mir aber langsam den Spaß an dem Projekt gebracht. Mit zunehmendem die Pflegekinder, sich mit den eigenen Erfahrungen auseinanderzusetzen - mit Vertrauen zu allen Beteiligten hat es mir immer mehr Freude gemacht, mich anzu- selbstgeschriebenen Texten und in einer schnellen überraschenden Szenenab- strengen und eigene Ideen mit einzubringen. Daraus wurde eine Kraft, die mir auch folge. Überzeugt hat mich dabei auch die durchgehend pädagogische Begleitung so manche Schwierigkeit zu meistern half. Nach der Premiere war ich super stolz und dieses Projekts. habe mich dann sehr auf die nachträglichen Aufführungen und die Feier gefreut. Das Stück macht deutlich, welch bedeutenden Beitrag Pflegefamilien für das Ich würde jedem Jugendlichen und auch jüngeren Kindern zuraten, so ein Projekt mal Leben junger Menschen leisten. Mit der Aufführung gelingt es, die Öffentlichkeit auszuprobieren. in unserer Stadt stärker für das Thema Pflegekinder zu sensibilisieren; denn nach Ich hätte nie gedacht , dass es so anstrengend sein würde. Aber ich würde es immer wieder machen! wie vor werden Pflegefamilien in Berlin gesucht. Die von den Akteurinnen und Akteuren angesprochenen Themen sind nicht nur für viele Kinder, Jugendliche und Familien sehr wichtig, sondern spielen auch für mich als Familiensenatorin eine große Rolle. Die Pflegekinder haben mir Ideen und Anregungen mit auf den Weg Shiva Rogaci, 10 Jahre gegeben, die ich in die weitere Diskussion mit und über Pflegefamilien in Berlin einbringen möchte. Ich bedanke mich bei allen Beteiligten, die das Theaterstück möglich gemacht haben: den Kindern und Liebe Leser, Jugendlichen, den Familien, dem Träger „Familien für Kinder“ und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Volksbühne. zugegebenermaßen ist es sehr schwierig, die Herzliche Grüße passenden Worte für das zu finden, was wir – Sandra Scheeres die Spielerinnen und Spieler, aber auch das Senatorin für Bildung, Jugend und Wissenschaft des Landes Berlin Theater- und Organisationsteam – zusammen innerhalb des letzten knappen Jahres erlebt hatten. Viele Jugendliche aus allen Ecken Berlins sind zusammengekommen, um mit tatkräftiger Unterstützung von vielen engagierten Menschen ein Projekt auf die Beine zu stellen, in dem es um sie gehen sollte. Denn allesamt, so unterschied- Neben der Freude am Entwickeln und am Spielen des Stückes lich sie auch sind, sie haben eines gemeinsam: hatten wir natürlich auch schwierige Momente zusammen, Sie sind Pflegekinder. denn man musste sich permanent mit sich selbst und mit Eines war uns allen von Anfang an klar: „Wir seiner Familie beschäftigen, was nicht immer einfach und wollen keine Mitleidsnummer daraus machen“. nervlich auch sehr anstrengend war. So wurde es auf unserer Kennenlernfahrt von Aber zum Schluss haben wir immer zusammengehalten und allen zusammen ausgedrückt. Wir wollten es konnten mit gutem Gefühl auf die Bühne gehen, denn wir allen zeigen und das Ergebnis war selbst für uns konnten uns alle auf den Anderen verlassen – und nur dann Spieler überwältigend. Eine Mitleidsnummer ist kann man wirklich Großes bewegen. Und das haben wir. es auf keinen Fall geworden, vielmehr eine Mitteilung von beeindruckenden Menschen: „Schaut Dominik Derner, 17 Jahre her: Auch wenn wir es nicht immer leicht hatten; wir sind verdammt stark“. Dieses Theaterprojekt wird uns allen im Gedächtnis bleiben, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass diese intensive Zeit, die wir zusammen erlebt hatten, spurlos an einem vorbeigehen kann. 4 5 Inhalt Grußworte 4 Inhalt 7 KAPITEL 1 – ZUTATEN: Eine Idee – Ein Rahmen – Viele Beteiligte 9 Wie Ideen entstehen 10 Ein Rahmen 11 Projektbeschreibung 14 Das Ensemble 16 Das künstlerische Team und das Team im Hintergrund 17 Steckbrief 18 KAPITEL 2 – ZUBEREITUNG: Zwischenschritte – Meilensteine – Das fertige Stück 19 Aus einzelnen Pixeln wird ein Bild – aus Individuen ein Ensemble 20 Was ist denn Familie? 22 Probenprozesse, Meilensteine 28 Bühne und Kostüme 34 Filmdokumentation 38 KAPITEL 3 – ZUKUNFT: Auswirkungen – Feedbacks – Perspektiven Impressum 41 51 Stolpersteine · Meilensteine · Edelsteine Im Anschluss haben wir die Schauspieler und das Team befragt, welche besonderen Momente sie mit dem Projekt verbinden: 1. Was war ein Stolperstein für Dich im Projekt? 2. Was war ein Meilenstein? 3. Was war dein besonderer Edelstein? Die Antworten sind an vielen Stellen der Dokumentation zu finden. Stolpersteine · Meilensteine · Edelsteine Stolperstein: Die Kleinen waren schwierig. Es war immer so ein Rumgewusel. Streit fand ich doof. Meilenstein: Ich habe vor Publikum gesungen und Klavier gespielt. Ein Meilenstein war, nach Musik auf der Bühne zu tanzen (zusammen mit den Tieren) und der Film „Familie im Brennpunkt“ hat mir viel Spaß gemacht. Edelstein: Die Premierenfeier im Roten Saal. Als wir im Roten Saal alle zusammen auf der Bühne standen und „Mama wo ist Mama“ gesungen haben. Michael, 16 Jahre 7 KAPITEL 1 – ZUTATEN Eine Idee Ein Rahmen Viele Beteiligte 8 Wie Ideen EIN ABEND IM MÄRZ 2013 „Kommst du mit zum Theaterfestival?“ „Hhm, ok.“ entstehen Familien für Kinder – Fachkräfte in der Pflegekinderhilfe Ein Stück von vier jungen Frauen über die Auseinandersetzung mit den eigenen Müttern. Interessant. Nach dem Stück treffen der Regisseur Malte Hildebrand und ich Claudia Bartel, die aktuell mit ihm zusammen an der Entstehung eines Stücks mitarbeitet: Expertentheater. Aha. Sehr interessant. Familien für Kinder gGmbH ist ein etablierter Träger der Berliner Jugendhilfe und Ein paar Bier und Malte und Claudia beschließen, dass sie bald mal ein eigenes Stück machen wollen. „Und du?“ „Ich? Ein Theaterprojekt? Weiß ich nicht, kann ich nicht.“ „Was machst du denn?“ „Ich arbeite im Kinder- und Jugendhilferecht, vor allem in der Pflegekinderhilfe.“ „Was ist das denn?“ „...“ „Aha, auch interessant!“ „Ja, stimmt! :)“ Familien für Kinder gGmbH besitzt langjährige Erfahrungen in den Bereichen Ein Rahmen eine Tochtergesellschaft des Arbeitskreises zur Förderung von Pflegekindern e.V., der sich seit 1974 für die Qualifizierung und Weiterentwicklung der Pflegekinderhilfe engagiert. Werbung, Vorbereitung, Qualifizierung, Beratung und Begleitung von Vollzeitpflegefamilien. In Deutschland lebten 2013 laut statistischem Bundesamt 67.812 Kinder in Pflegefamilien. Pflegekinder sind – so wie Heimkinder – Kinder, die aus ganz unterschiedlichen Gründen heraus nicht bei ihren Eltern leben SPÄTER ALLEINE AUF DEM NACHHAUSEWEG können. Manchmal ist die Zeit dieser Fremdunterbringung befristet, oder die Kinder bleiben dauerhaft, bis und über ihre Volljährigkeit hinaus, in den Pflegefamilien. Verrückt – ich und ein Theaterprojekt, total abwegig. Aber Pflegekinder, Familie, Interviews, Lebensgeschichten, verschiedene Perspektiven, Aufklärung, Kultur, Expertentheater... ...Oh, das passt doch irgendwie zusammen! In der Öffentlichkeit gibt es ein breites Wissen um die Situation von Heimkindern. Das Wort Heimkind ist den meisten Menschen geläufig und viele haben eine recht konkrete Vorstellung davon. Pflegekinder spielen in unserer Öffentlichkeit wiederum in der Regel fast überhaupt keine Rolle. Das Wohl und die Interessen der Pflegekinder sind Orientierung für das Denken und Handeln von Familien für Kinder gGmbH: „Wir haben die Kinder im Blick.“ Diese Haltung weist den Weg für die Umsetzung der Angebote. Pflegekinder in ihrer Lebenssituation gut zu begleiteten, ist den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Trägers ein wichtiges fachliches Anliegen. EINE SMS MITTEN IN DER NACHT EIN PAAR WOCHEN SPÄTER EIN ZUFÄLLIGES TELEFONAT „Ich weiß jetzt, was für ein Theaterprojekt wir zusammen machen können, mit Expert/innen – in Sachen Familie…“ Malte mit Vanessa Unzalu-Troya: „... und, was machst du so?“ „Ein neues Projekt, ein Theaterprojekt von, über und mit Berliner Pflegekindern!“ „Echt, wollt ihr das nicht hier bei P14 an der Volksbühne machen?“ Oh, Volksbühne! Als die Projektidee Anfang 2013 an Familien für Kinder gGmbH herangetragen wurde, war der Träger schnell begeistert und überzeugt davon, dass dieses Theaterprojekt in Zusammenarbeit mit der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz etwas ganz Besonderes werden kann, und das auf ganz unterschiedlichen Ebenen. Der Projekthintergrund: Die Lebenssituation der Pflegekinder im Fokus Aktuelle Forschungen, insbesondere der „Forschungsgruppe Pflegekinder“ von Prof. Dr. Wolf an der Universität Siegen (www.uni-siegen.de/pflegekinder-forschung), haben den Fokus auf die Pflegekinder selbst und SOMMER 2013 Wir treffen einige Fachleute aus der Pflegekinderhilfe, um unsere Projektidee vorzustellen. Auch Peter Heinßen und Angelika Nitzsche von Familien für Kinder. Finden Sie gut! Peter Heinßen fragt, ob wir das nicht zusammen machen wollen, vielleicht könnten wir sogar Unterstützung von der Aktion Mensch bekommen. Oh, Jugendhilfeträger! Oh, Aktion Mensch! ihre Einschätzung und Haltung gegenüber der eigenen Lebenssituation gerichtet, was durch viele qualitative Interviews für die wissenschaftliche Analyse erschlossen wurde. Prof. Dr. Wolf ergänzt damit die Erfahrungen aus der sozialpädagogischen Praxis, Pflegekinder als „Experten ihres Alltags” zu begreifen und sie in wichtige, ihr Leben betreffende Entscheidungen wesentlich einzubinden. Aufbauend auf dieser Haltung im Umgang mit Pflegekindern, stellt sich für Träger der Jugendhilfe wie Familien für Kinder gGmbH die Frage, wie sie über das in der alltäglichen Arbeit praktizierte Maß hinaus intensiven BIS FRÜHLING 2015 Ideen und Gespräche und Treffen und Ideen und Umsetzungsfragen und ein bisschen Chaos und weitere Ideen und Fragen und immer wieder eine Idee, die sich entwickelt. GESCHAFFT: 10 Premiere am 19.05.201 5 Das Team wächst und wächst und wechselt teilweise, der Antrag wächst und wächst (uns fast über den Kopf). Durchhalten… START!! und dann: echte Pflegekinder – und so tolle :) weiter, weiter, weiter… Kontakt und Austausch mit den Pflegekindern bekommen können. In welchem Rahmen kann das geschehen – was kann damit erreicht werden? Die Projektidee Familien für Kinder gGmbH hat hier die Idee von Diana Eschelbach aufgenommen und sich entschieden, ein Diana Eschelbach ist Juristin für Jugendhilfe und Familienrecht und beschäftigt sich u.a. seit einigen Jahren mit dem Thema Pflegekind. Theaterprojekt mit entsprechend professionellem Projektpartner zu realisieren. Theater ist das Projektformat, das maximale Partizipation der Beteiligten ermöglicht und im wahrsten Sinne des Wortes einen „Spielraum“ eröffnet. Es gestattet den Pflegekindern, ihre Ansichten in geschütztem Raum, im Verbund mit anderen jungen Menschen in ähnlicher Situation zu äußern und kreativ damit umzugehen. Das künstlerische Ergebnis erschließt wiederum über die öffentliche Präsentation einen weiter gefassten Zuschauerkreis. Hier kann wertvolle Aufklärung über die Pflegekinderhilfethematik und gesellschaftliche Realität mittels der Kunst erreicht 11 werden. Im Theater begegnen sich Spieler und Publikum und die behandelten Themen und Inhalte führen ganz unmittelbar zu Diskussion und weiterer Auseinandersetzung. Öffentliche Aufmerksamkeit und Nachhaltigkeit für die Pflegekinderhilfe Die Pflegekinderhilfe allgemein tritt über dieses Theaterprojekt ins Rampenlicht und verschafft sich so eine größere Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit. Neue Pflegefamilien werden immer gesucht! Von Anfang an war eine Nachhaltigkeit des Theaterprojekts geplant: mit einer Filmdokumentation und Theaterbroschüre verbunden mit der Hoffnung, dass das Theaterprojekt zu einem Mustermodell wird, das zum Nachmachen anregt. Ein Spielraum für diejenigen, um die es geht: die Kinder und Jugendlichen Über künstlerische Vorgehensweisen und Spielanlässe von Improvisation, Rollenentwicklung und Ensemblezusammenwirkung werden Identitätsbildung, Selbstbewusstsein, Offenheit und Kommunikationsfähigkeit gestärkt und trainiert. Eine Theatergruppe, die sich genügend Zeit zum Zusammenwachsen nimmt, wird zum Schutzraum und zum ersten Echolot für eigene Gefühle, Meinungen und Offenbarungen. Regelmäßige Treffen und Proben erlauben den Teilnehmern, Vertrauen zu fassen: Vertrauen in eigene kreative Versuche, in Irrwege und Erfolgswege, die man begeht; aber auch Vertrauen in diejenigen, mit denen man sich auseinandersetzt, die ähnliche Erlebnisse haben und auch ganz andere. Sich selbst zu trauen, schafft eine Basis für Vertrauen in andere. Bei diesem Spiel ist man als ganzer Mensch gefragt, gibt sich ganz hinein, erlebt ein hohes Maß an gemeinschaftlicher Energie und geht dann individuell bestärkt wieder heraus. Eine Besonderheit in diesem Projekt war die Grundentscheidung für eine Stückentwicklung mit den Jugendlichen selbst und die Entscheidung, sich das Thema Familie – diese kleinste gesellschaftliche Zelle und Lebensrealität jedes Einzelnen – vorzunehmen. P14, das Jugendtheater der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz 1993 forderte die Leitung der Volksbühne Jugendliche aus der Umgebung der Volksbühne auf, ihr Theater doch selber zu machen, unter der Losung - Macht euer Theater selber - steht es auch heute noch. Ein anarchistischer Experimentierraum, der Menschen ab 14 Jahren unabhängig von Herkunft und Geschlecht, die Möglichkeit bietet, Theater zu machen und zu gestalten. Im Kollektiv, bestehend aus Jugendlichen, die schon länger dabei sind, und Neuankömmlingen, verwirklichen sie ihre Ideen von Theater, Kunst und Zusammenarbeit. Über ein Spielzeitthema entstehen in einer Saison sechs Inszenierungen unter der Regie der jungen Theatermacher selbst. Schreibwerkstätten, Diskussionsrunden, Open Stages für erste theatralische Essays, offene Proben und Picknicks bringen die Jugendlichen in einen produktiven Austausch, um ihre Arbeit zu reflektieren und voneinander zu lernen. Sie sind autonom, werden aber nicht allein gelassen. Unter der theaterpädagogischen Leitung von Vanessa Unzalu-Troya (seit 2008) und durch den technischen Leiter Leander Hagen werden sie im gesamten Prozess begleitet und dabei unterstützt, ihre Inszenierung in einem professionellen Rahmen zu präsentieren. P14 ist ein Theaterraum, der die Jugendlichen dazu inspiriert, nicht ausführende Theatermenschen sondern junge Theatermacher zu werden. Es gibt einzig zwei Regeln. Die erste Regel ist: Man darf sich irren und man darf scheitern! Die zweite Regel lautet: Mach Theater, so wie du es verstehst. Eine besondere Förderung Ein solch aufwändiges Zusatzprojekt kann der Jugendhilfeträger nicht aus eigenen Mitteln realisieren. Ohne die Unterstützung der Aktion Mensch, die die Förderung des Theaterprojekts im gesamten Umfang übernommen hat, hätte dieser Spielraum ungenutzt bleiben müssen … Eine besondere Kooperation Die Realisierung eines Theaterprojekts dieser Art geht nur mit einem kompetenten Partner – jemandem, dem die Kunstproduktion mit jugendlichen Laien vertraut ist, der weiß, wie man den Spielraum Theater mit Laien besetzen kann, und der in diesem Feld erfahrene Künstler für das Projekt gewinnen kann. Stolpersteine · Meilensteine · Edelsteine Die Projektinitiatoren haben schnell den Kontakt Stolperstein: Texte lernen zur Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz hergestellt. Der Jugendbereich der VolksMeilenstein: Bühne war für mich, dass ich glücklich bühne – P14 – ist bekannt für anspruchsvolle bin, und innen im Herz habe ich gefühlt, dass ich das und spannende Theaterarbeiten mit JugendTheaterspielen im Blut habe. gruppen ganz unterschiedlicher Herkunft und Edelstein: Dass wir auch gesungen haben, wie Hintergründe. Kooperationen gehören regelKonzerte. Dass ich öfter auftreten kann, weil ich ein mäßig zum Programm von P14. Mit diesem Star bin, für meine Musik und rockig. Partner, so die Idee, ist der Spielraum für die Niclas, 18 Jahre Kunst eröffnet. 12 Die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin 13 Projektbeschreibung Ein Stück über Familie? Das guckt sich doch niemand an!* * Zitat aus dem Stück Geplant als künstlerische Forschung im „Zwischenreich“ (so der Arbeitstitel des Projekts) zwischen Herkunftsfamilie und Pflegefamilie, haben die Initiatoren ein 9-monatiges Theaterprojekt veranstaltet, in dem Berliner Pflegekinder ein eigenes Stück zum Thema „Familie“ entwickeln konnten. Theater? – Wie beforschen wir unseren Gegenstand damit recht haben) wie für diejenigen, die glauben, „Familie“? – Eine erste Schreibwerkstatt – Eine erste dass es manch anderem vielleicht ähnlich geht (und Präsentation … damit recht haben)! PHASE 4: PHASE 5: Eine Stückentwicklung Präsentation und Dokumentation Über 12 Wochen wurde nun in regelmäßigen Proben Theater ist ein flüchtiges Medium: Man muss als ausgehend von nichts als dem Thema „Familie“ Zuschauer im gegebenen Moment dabei sein. und den Ideen und Gedanken der Jugendlichen selbst ein Theaterstück entwickelt. In Auseinandersetzung mit Stoffen aus Büchern und Filmen, aus eigenen Geschichten, mit Stückauszügen von Theater ist auch die menschlichste aller Kunstformen: Die Spieler sind persönlich anwesend und die Zuschauer begegnen ihnen und ihren Geschichten direkt. PHASE 1: gewinnen. Der Spielraum Theater war eröffnet – Henrik Ibsens „Nora oder Ein Puppenheim“ und Interesse wecken danach lag die freie Entscheidung bei den aus einem Phantasiespiel um den Planeten Seritox, Eine berlinweite Ausschreibung über das Netzwerk Teilnehmer*innen selbst, ob sie weitermachen auf dem – anders als auf der Erde im Jahr 2016 – bühne am Rosa-Luxemburg-Platz ist unser Stück wollten oder nicht. Und? 100 % Zustimmung! es noch traditionelle Familienkonstellationen gibt achtmal vor ausverkauftem Haus aufgeführt worden. (Vati-Mutti-Kindi), fügte sich ein 2-stündiger Thea- Knapp 600 Zuschauer haben das Stück gesehen PHASE 3: terabend. Ein Theaterstück für alle, die Familie und sich dadurch mit Pflegekindern beschäftigt: mit haben oder suchen, die sich mit Familie beschäf- ihnen als Produzent*innen und Spieler*innen eines esse und die Bereitschaft, über einen relativ langen Gemeinsam auf einer Reise Theater (er)leben tigen oder sich für Familie interessieren, die glauben, Theaterstücks wie auch mit ihnen als Erlebende Projektzeitraum dabei zu bleiben. Eine Theaterreise 5 Tage im Haus für Kinder- und dass keiner so eine Familie hat wie man selbst (und ihrer familiären Welten. der Pflegekinderdienste warb für eine Teilnahme aller interessierten Pflegekinder im Alter von 8 bis 18 Jahren. Keine Zugangshürde, keine Vorkenntnisse nötig, keine Voraussetzungen – außer das Inter- PHASE 2: Interesse füttern Jugendfreizeiten in Grünheide bei Berlin. Für viele ein großer Schritt: Mit zunächst Unbekannten verreisen, andernorts übernachten? Viel Zeit zum Zwei 6-stündige Schnupperworkshops luden dazu weiteren Kennenlernen, für gemeinsames Essen, ein, den Reiz des Theater„spiels“ kennenzulernen Spiel und Freizeit. Aber auch für tägliche künstle- und einen ersten Eindruck von der Gruppe zu rische Workshops: Wer sind wir? – Was ist (alles) Nach der Premiere am 19. Mai 2015 in der Volks- Die hier vorliegende Dokumentation will die Momente, Meilensteine, Erlebnisse und Ergebnisse dieses einmaligen und besonderen Theaterprojekts festhalten. Ergänzend liegt ihr die 30-minütige Filmdokumentation des Theaterprozesses bei. Stolpersteine · Meilensteine · Edelsteine Stolperstein: Ich hätte gerne mehr Zeit gehabt mit den Jugendlichen, um alle gleichermaßen in den Kampf zu integrieren. Meilenstein: Das erste Mal die komplette Choreographie zu sehen. Dass sich so viele Extra-Zeit genommen haben für den Bühnenkampf. Edelstein: Ich hatte das Muschelhorn mitgebracht und es war schön, wie die Spieler so eine Faszination mit so einem Gegenstand hatten. Anton K. Krause, Bühnenkampftraining und Choreographie UNSERE REISE 14 15 Das künstlerische Team Das Ensemble Überraschend schnell und überraschend viele Jugendliche aus allen Bezirken meldeten sich auf die berlinweite Ausschreibung des Theaterstücks. Einige wenige entschieden sich während des Prozesses aus schulischen oder persönlichen Gründen, nicht bis zur Premiere dabeizubleiben. Sie haben dennoch wichtige Projektphasen miterlebt und mitgestaltet und gehören daher dazu, auch wenn sie am Ende nicht mit auf der Bühne standen. Künstlerische Leitung und Inszenierung Samantha Kuhlow Daria Perl 8 Jahre 8 Jahre Flankiert wurde die Inszenierungsarbeit von der Projektleiterin Katrin Behrens, die die Kommunikation zwischen Familien für Kinder und der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, zwischen sozialpädagogischer Begleitung und künstlerischer Leitung sowie zwischen dem Team, den Jugendlichen, ihren Eltern und Pflegeeltern im Fluss hielt und – im Trio mit Angelika Nitzsche und Susanne Stieler von Familien für Kinder gGmbH – den nötigen Rahmen wie die inhaltliche Begleitung für ein Projekt dieser Art schuf. Celina Sahin Shiva Rogaci Lukas Bauer 9 Jahre 11 Jahre 12 Jahre Anna-Lena Napolski Louise Constein 12 Jahre 12 Jahre Die Erarbeitung des Theaterstücks lag in den Händen des Regisseurs Jan Koslowski, der gerade seinen Abschluss an der Zürcher Hochschule der Künste (Leading Artist for Performing Arts) gemacht hat. Nach eigenen Spielerfahrungen bei P14 hat Jan Koslowski sich bereits mit mehreren Inszenierungen mit Jugendlichen einen Namen gemacht und ist bereits mehrfach mit seinen Produktionen zum renommierten deutschen Festival „Theatertreffen der Jugend“ eingeladen worden. Theaterpädagogische Leitung Vanessa Unzalu-Troya, Theaterpädagogin und seit 2008 Leiterin der Jugendsparte P14 an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, leitete mit ihm gemeinsam die Proben und entwickelte das Theaterstück. Sie hat bereits viele Theaterproduktionen mit Jugendlichen und jeweils speziellen Hintergründen und Themenansätzen entwickelt und bindet immer wieder neue junge Künstler in ihre Arbeit an der Volksbühne mit ein. Sozialpädagogische Begleitung Diandra Sobotta 12 Jahre Timmy Maurice Tonn 12 Jahre 13 Jahre Tamara Wiese 15 Jahre Projektleitung und Dramaturgie Erric Berger 12 Jahre Timmy Burkard Sonja Vaziri 15 Jahre Celine Göbel Sebastian Köhler 15 Jahre 15 Jahre Weitere Künstler*innen wurden mit einbezogen: Die Theaterpädagogin Maura Meyer, die beiden Musiker Jonathan Hamann und Max Grosse-Majench sowie Anton K. Krause, der Bühnenkampf trainierte und die Schlussszene choreographierte. Jerôme Meisel 15 Jahre Lukas Blum 16 Jahre Michael Burschewski 16 Jahre 16 Michelle Burschewski 16 Jahre Der Dokumentarfilmer Leonel Dietsche begleitete das Projekt über die gesamte Laufzeit und stellte eine filmische Dokumentation des Prozesses her, die diesem Buch beiliegt (siehe Klappe vorne). Filmdokumentation Martin Köhler 16 Jahre 16 Jahre Jonathan Theaterpädagogik Musik Sebastian Gadow DominikDerner 17 Jahre 17 Jahre Niclas Rehbein 18 Jahre Regie-Assistentin Marlene Kolatschny, Studentin der Kulturwissenschaft und Deutschen Literatur an der Humboldt-Universität, hielt die Probenereignisse fest und bereitete die Folgeproben vor. Musik Bühnenkampf nd Das Team im Hintergru Die Max Burschewski Bühne und Kostüme Reno Meisel 16 Jahre Max Die Bühnen- und Kostümbildnerin Claudia Bartel entwickelte einen Bühnenraum voller Kuben und Spielflächen und kleidete das Ensemble komplett ein. Peter Heinßen, Familien für Kinder gGmbH Oxana Osman, Familien für Kinder gGmbH Hans Thelen, Familien für Kinder gGmbH Regie Assistenz Gesamtleitung und Projektverantwortung Projektverwaltung Öffentlichkeitsarbeit 17 S T E C K B R I E F Titel Projekt Titel Theaterstück Zeitraum Anzahl Teilnehmer Projektteam Zwischenreich 23 Pflegekinder rauben Dir den Schlaf! ber Das Ensemble steht dem Titel kritisch gegenü 5 Projektlaufzeit Januar bis September 201 zwei 6-stündige Workshops (Januar 2015) 5-tägige Theaterreise (Februar 2015) ) Probenprozess (22. Februar bis 19. Mai 2015 Premiere (19. Mai 2015) 9 Aufführungen (Mai-Oktober 2015) 25 im Alter von 8 bis 18 Jahren (11 w/14 m) Koslowski Künstlerische Leitung und Inszenierung: Jan alu-Troya Theaterpädagogische Leitung: Vanessa Unz Bühne und Kostüme: Claudia Bartel Musik: Jonathan Hamann Musik: Max Grosse Majench Theaterpädagogik: Maura Meyer Filmdokumentation: Leonel Dietsche rens Projektleitung und Dramaturgie: Katrin Beh elbach Projektidee und Dramaturgie: Diana Esch Technik: Leander Hagen Assistenz Regie: Marlene Kolatschny Assistenz Bühne: Katharina Grosch Assistenz Kostüme: Isabelle Fouquett Hospitanz: Paula Knüpling Peter Heinßen Projektleitung Familien für Kinder gGmbH: bH: Angelike Nitzsche, Fachliche Begleitung Familien für Kinder gGm Susanne Stieler Premiere Aufführungen Anzahl Zuschauer Presse Dokumentation Projektträger Förderung KAPITEL 2 – ZUBEREITUNG 19. Mai 2015 7 Aufführungen Mai-Juli 2015 hrungen Oktober 2015 wegen großer Nachfrage: 2 zusätzliche Auffü rund 600 ojekt an der Volksbühne gibt „Experten in Sachen Familie – Ein Theaterpr Gehör verschaffen“ Pflegekindern die Hauptrolle. Sie wollen sich enpost von Annette Kuhn / 18.05.2015 / Berliner Morg Magazin, Filmdokumentation Familien für Kinder gGmbH in Kooperation atz Berlin mit der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Pl Aktion Mensch Zwischenschritte Meilensteine Das fer tige Stück ild – B in e d ir w ln e ix P n e ln Aus einze mble aus Individuen ein Ense JANUAR 2015 „Stellt Euch mal alle in einen Kreis und lasst uns ein Warm-Up zusammen machen!“. Von wegen! Drei bleiben am Boden sitzen, zwei gehen schnurstracks zu ihrem Rucksack und nehmen sich was zu essen, drei weitere spielen kreischend Fangen auf Höchstgeschwindigkeitsniveau, einer bleibt zurückgezogen im Flur stehen und noch drei sind verschwunden. Wo sind sie nur? Ach, da hört man schon die Türen der Nebenräume klappern, die sie eigentlich nicht betreten sollen … Das ist doch kein Kreis! Ensemblespiel Der Fischschwarm Alle Spieler stellen sich dicht gedrängt zusammen, so dass jeder die Schultern der beiden neben ihm Stehenden spürt. Eine*r ist das Auge des Fischschwarms und darf vorgeben, in welche Richtung, wie schnell oder langsam, ob hoch aufgereckt oder ganz dicht am Boden sich der Schwarm bewegt. Aus lauter heterogenen Einzelpersonen entsteht ein homogener Fischschwarm – von oben ein schönes (Ge) Bild (e) und für jeden Mitspieler ein spannendes Gruppenexperiment. 23 Kinder und Jugendliche im Alter von 8 bis 18 Jahren sind dem Aufruf zum Theaterprojekt gefolgt. Unter ihnen kannten sich nur zwei drei ein bisschen. Die anderen haben bisher mit ihren Familien für sich hin gelebt, manche ohne weitere Kenntnis darüber, ob und dass es überhaupt so viele andere Pflegekinder in Berlin gibt. Stolpersteine · Meilensteine · Edelsteine 23 Individuen treten in den Kreis und gestalten ihn mit. Stolperstein: Als wir in einer Szene gezeigt haben, wo der Hammer hängt, und so rausgelaufen sind, sind wir wirklich gestolpert. MAI 2015 Nach fünf Monaten gemeinsamer Theatererfahrung und Theatertraining wird aus einzelnen Individuen ein Ensemble ebenso hochsensibler wie selbstbewusster Darsteller, und aus einzelnen Pixeln ihrer Persönlichkeiten, ihrer Geschichten, ihrer Erlebnisse miteinander wird ein Bild. Meilenstein: Die erste Aufführung, wo Mama und Abby vorne gesessen haben und zugeschaut haben. Edelstein: Als ich mit allen auf der Theaterreise Geburtstag gefeiert habe. Das war schön, weil ich zwei Torten bekommen habe. Voll super. Die Reise war voll toll! Und dass ich im Projekt zwei Freundinnen hatte, Samantha und Shiva. Persönlichkeitsspiel Wer denkst Du bin ich? Alle Spieler laufen locker durch den Raum, sie alle haben Post-its und Stifte dabei. Wenn man jemandem begegnet, fragt man ihn beispielsweise: • Was denkst Du, wie alt ich bin? • Was glaubst Du, ist mein Lieblingsfach in der Schule? • Was meinst Du, ist mein Lieblingsessen? • Wohin würde ich Deiner Meinung nach gerne in Urlaub fahren? • Was denkst Du, wie viele Geschwister ich wohl habe? • Wovor, glaubst Du, habe ich Angst? Der andere beantwortet die Fragen – alle Antworten werden unkommentiert angenommen und, auf Post-its aufgeschrieben, dem Körper angeheftet. Es entstehen neue Persönlichkeiten. Auflösungsrunde: Jeder stellt der Reihe nach die vermeintliche Person, die er ist, vor, sowie wer er wirklich ist: Ihr denkt vielleicht ich sei 18 Jahre alt, liebte Mathematik, esse gerne Nudeln mit Tomatensauce, würde gerne nach England in Urlaub fahren, habe drei Geschwister und Angst vor Schlangen! In Wirklichkeit bin ich aber 16 Jahre alt, hasse Mathematik, esse lieber Pizza, würde total gerne mal nach Amerika fahren und habe 12 Geschwister und habe tatsächlich Angst vor Schlangen! 20 Daria, 9 Jahre Familienbande – die Band – die Bande Im Stückentwicklungsverlauf ging es viel um die Frage, welche anderen gesellschaftlichen Gruppen einem Familie ergänzen oder ersetzen können … Ein Theaterensemble ist nicht die schlechteste Erfahrung, aber auch eine Bande … AUS DEM STÜCK Hey Leute! Wenn man sich den heutigen Musikmarkt mal anguckt, dann gibt es kaum noch so richtige Bands, also Bands, die nicht zusammen gecastet wurden. Bands aus Freunden, die in ihren Garagen angefangen haben, Musik zu machen, weil sie zusammen Musik machen wollten. Erfolgreich sind heutzutage hochgepushte Einzelkämpfer. Menschen, die alleine auf der Bühne stehen. Mit riesigen Teams in ihrem Rücken. Die Idee der Band, der Kombo, des Trios, des Quartetts, des Ensembles, des Chors – ist der Familie nicht ganz unähnlich. 21 Was ist denn Familie? ndersetzung Künstlerische Auseina lie mi Fa a mit dem Them Dominik … Konstellationen, in denen Kinder groß … AUS DEM STÜCK Louise Die Familie ist die kleinste denkbare Einheit in der Gesellschaft. Sie ist genauso wie die gesamte Gesellschaft, eine Gemeinschaft, die auf Werten basiert, Werte, wie beispielsweise Vertrauen. Alle Vertrauen! Martin Im Optimalfall besteht die, ich nenne sie mal enge … Alle Enge! Martin … Familie aus mindestens drei Personen, nämlich aus zwei Erwachsenen, oft Vater und Mutter, die sich nach Möglichkeit lieben … Alle Lieben! Martin … sollten, und einem Kind, welches von den beiden Erwachsenen liebevoll … Alle Liebevoll! Martin … umsorgt wird. Diandra Wenn man den Kreis und damit die Begrifflichkeit der Familie ein bisschen weiter zieht, stößt … Alle Stößt! Diandra … man beispielsweise auf Großeltern, Onkel, Tanten, Cousins und Cousinen. Alle Cousinen! Dominik Doch gibt es aber abweichend von dem beschriebenen Idealbild auch noch andere … Alle Andere! 22 Alle Groß! Dominik … werden können. Alle Beispielsweise … Sonja Beispielsweise wären da die alleinerziehenden Mütter oder auch Väter zu nennen. Es gibt aber auch die Möglichkeit, dass das Kind, beziehungsweise die Kinder bei Menschen aufwachsen können, die nicht die biologischen Eltern sind. Reno Auch dann besteht die Gemeinschaft optimaler Weise auf Vertrauen und … Alle Und! Reno … Liebe. Shiva Liebe! Upsala … Reno Aber eine wichtige Komponente ist ebenfalls gleich: In jeder Familienkonstellation ist ein Kind vorhanden. Eine Familie wird nämlich … Alle Nämlich! Reno … nur in der Situation, in der ein Kind in ihr lebt, zur Familie. Eine Familie ist also immer da, wo Kinder sind. Alle Wo Kinder sind! (…) Sebastian Die Familie ist wie eine stabile Leitplanke auf der Autobahn des Lebens. Alle Die Autobahn des Lebens! Sebastian Der Fahrer kann auf ihr fahren und seinen Weg allein bestreiten, aber wenn er an Baustellen, Verengungen oder sonstigen Hindernissen vorbeikommt und droht, aus der Spur zu kommen, ist die Leitplanke da, um den Fahrer wieder auf die richtige Spur zu bringen, aber auch Halt zu bieten. Inspirationsquellen – Womit sich die Theatergruppe beschäftigt hat: Alles Familie!: Vom Kind der neuen Freundin vom Bruder von Papas früherer Frau und anderen Verwandten Kinderbuch von Alexandra Maxeiner (2010) La belle verte (Der grüne Planet) Film von Coline Serreau (1996) Sleeper (Der Schläfer) Film von Woody Allen (1973) Lord of the Flies (Herr der Fliegen) Film von William Golding (1954) Nora oder Ein Puppenheim Schauspiel in drei Akten von Henrik Ibsen (1879) Sonnenallee Film von Leander Haußmann (1999) Emil und die Detektive Roman von Erich Kästner (1929) Bei uns zu Hause aus der Reihe Sehen und Hören, Schwager & Steinlein GmbH (1986) Familien im Brennpunkt Pseudo-Doku-Soap des privaten Fernsehsenders RTL … und dann noch – STÄNDIG – mit den eigenen Gefühlen und Gedanken! Leitfaden für ein Interview zum Thema Familie Zwischenreich ist eine Stückentwicklung mit forschendem Ansatz. Die Spieler*innen sind über die Projektlaufzeit hinweg immer wieder auf andere Menschen zugegangen und haben sie zu bestimmten Familien-Fragen interviewt: Passanten, Verwandte, sich gegenseitig. Die Ergebnisse sind indirekt und direkt in das Stück eingeflossen. Ziel: Erfahren, was andere über Familie denken / Diversität / andere Familienmodelle entdecken Empfehlungen: Einen guten Ort für das Interview finden* keine persönlichen Fragen am Anfang* mit dem Interviewpartner in ein Gespräch kommen* Persönlich werden* selber auch persönlich werden* 4 Stationen und mögliche Fragen, die durch so ein Gespräch führen könnten: 1. Das Ideal Was ist Familie für Sie? Welche Familienglieder gehören dazu? Wer gehört dazu? Kennen Sie alle? Was sollte die Familie erfüllen? 2. Abgleich mit der Realität Wie zufrieden sind Sie mit ihrer Familie? Was hätten sie gerne anders? Was nervt in der Familie? Was besprechen sie mit der Familie? Und was nicht? 3. Ersatzfamilie Mit wem besprechen Sie die Sachen, die Sie mit der Familie nicht besprechen? Ist das dann auch eine Art Familie? 4. Andere Familienmodelle/Utopien Kennen Sie aus eigener Erfahrung Familienmodelle/ Ideale aus anderen Kulturkreisen? Könnten Sie sich vorstellen, das für Sie zu übernehmen? Oder Teile daraus? Was wären andere Familienmodelle? Frage Antwort Frage Antwort In welchen Momenten ist Familie schön? An Weihnachten. Wann nervt Sie Familie? An Weihnachten. Mehrfachantwort aus Interviews der Spieler*innen mit Passant*innen, 17. Januar 2015 Alle Bieten! 23 Ein fundiertes Experten-Fachgespräch zum Thema Familie AUS DEM STÜCK Dominik Ich möchte jetzt noch mal ein fundiertes Experten-Fachgespräch zum Thema Familie führen! Anna Aber das tun wir doch die ganze Zeit! Diandra Ja, aber es muss noch fundierter gehen, wir müssen noch weiter zum Kern der Sache! Martin Schlagwörter! Wir brauchen mehr Schlagwörter! Erric Mitleid! Louise Probleme! Shiva Angst! (…) Sunny Gibt es nichts auf der Pro-Seite der Liste, irgendwas Positives? Jerôme Liebe! Martin Mann, Liebe! Diese alte Tante kannst du doch nicht immer wieder aus dem Keller hoch holen! Celina Wieso war sie denn schon wieder im Keller? Reno Das war eine Metapher. Das wissen wir doch mittlerweile, was eine Metapher ist. Anna So wie Familie! Sebastian Nein, eben nicht. Die Familie ist in vielen Fällen, wenn nicht sogar allen, etwas sehr Konkretes. Sie wird oft, sehr oft, romantisiert, sie ist die konkrete Lebensrealität von vielen Kindern. Martin Familie steht für etwas Altes, Traditionelles, man sehnt sich oft nach diesen alten vertrauten Strukturen. 24 Diandra Dabei ist sie doch auch so problembehaftet. Viele Probleme von Erwachsenen sucht man später im Schoß der Familie! Reno Im Schoß? Celina Das ist eine Metapher! Sonja Ach so. Louise Die Familie ist ein zweiseitiges Schwert. Ein Tisch mit drei Stühlen (Endstation Sehnsucht) Vati, Mutti, Kindi … Die Forscher auf dem Planeten Seritox, auf dem es – anders als auf der Erde im Jahre 2016 – noch traditionelle Familienformen gibt, entdecken immer wieder das Phänomen: Ein Tisch mit drei Stühlen! Was aber, wenn eine Familie viel mehr Kinder hat und die Stühle (und anderes, das Geld beispielsweise) nicht reichen? Welche Probleme in späteren Störungen fußen in Situationen, die ursprünglich am Tisch mit drei Stühlen erlebt und erlitten wurden? Von beiden Seiten geschliffen. Problembehaftet, sentimental, geprägt von Sehnsucht und der Suche nach Zugehörigkeit! Shiva Dem Geborgenen, das Kuschelige, das wohlig Warme. Louise Und dann, der Streit, der Konflikt! Das Nichtfunktionieren. Das Kaputte. Erric Familie sind alle, die durch Blut und biologisch nachweisbare Ähnlichkeit mit dir verbunden sind. Jerôme Und dann noch alle anderen. Shiva Ja! Alle anderen auch. Also sind alle Familie. Dominik Alle, die dir ein Zuhause geben. Die dich lieben, für dich sorgen und dich pflegen. Celina Alle, die um dich herum eine Schutzhülle bauen und auf die du in jeder Situation vertraust. Martin Alle, die mit Weisheit und klugen Worten erziehungstechnisch für den Rest deines Lebens vorsorgen. AUS DEM STÜCK Anna So ein Schlamassel! Erric So ein Schlamassel! Was werden bloß die Nachbarn sagen? Michelle Nein! Nein! Bitte nicht! Nicht die Nachbarn! Bitte, bitte nicht! Michelle (steht auf und schützt sich mit den Händen vor dem Licht) Nein, nein! Bitte lassen Sie das Licht aus! Schalten Sie das Licht nicht ein, bitte! Oh, bitte nicht! Behalten Sie Platz! Lassen Sie mich bloß mal hier durch! (…) Shiva Oh nein, er spielt Blanche DuBois. Das ist ja furchtbar! Reno (vorne zum Publikum) Das ist ein kurioses Phänomen aus dem Jahre 2015. Wenn die Menschen im Jahr 2015 ihre Familientraumatase nicht bewältigen konnten, haben sie Rollen aus „Endstation Sehnsucht“ gespielt. (…) Diandra (währenddessen, ins Publikum) Irgendwann haben nicht nur die Betroffenen, sondern auch die Therapeuten und die Leute vom Amt und die Lehrer und sogar am Ende alle, alle haben „Endstation Sehnsucht“ gespielt. Diandra Die Menschen, die selbst in schweren Zeiten nicht von deiner Seite weichen. Sebastian Familie sind Menschen, die es wagen, mit dir – von welchem Standpunkt auch immer – von Vorne zu starten. Louise Alle, die keine Angst haben, sich mit dir zu beschäftigen, die aufhören zu schlafen und anfangen deine Hand zu nehmen und durchzustarten. Sonja Familie sind die Menschen, die du zu deiner Familie machst und mit denen du gemeinsam alles schaffst. Louise Das sind alles nur Möglichkeiten, das ist mein Standpunkt zum Thema Familie. 25 Was ist denn Familie? „Es gibt keine »Ersatzfamilien«– Familie ist immer das, was Du hast.“ Bei uns zu Hause AUS DEM STÜCK Quelle: Bei uns zu Hause aus der Reihe Sehen und Hören, Schwager & Steinlein GmbH (1986) Die Schlussszene im Stück wird über dieses Buch eingeleitet. Die Spieler schlagen vor, zu überprüfen, ob bei jedem von uns zu Hause „geräuschemäßig alles in Ordnung ist“? Klingt es bei Ihnen auch so? Oder ganz anders? Da kann man schon in Verwirrung geraten … woraus dann auf der Bühne eine herrliche Bühnenkampfszene zwischen den Widersachern entsteht: Nein, bei mir macht es eben nicht schnurr schnurr, sondern wuff wuff! Stolpersteine · Meilensteine · Edelsteine Stolperstein: Es gab etwas, was im Theater nicht so gut funktioniert hat. Erstmal, dass Personen kurz vor der Premiere ausgestiegen sind. Da mussten wir den kompletten Text einer anderen neuen Person geben, die es am Anfang ziemlich schwer hatte. Meilenstein: Ich finde es toll, in der Volksbühne Theater spielen zu dürfen. Das ist für mich ein großer Erfolg und ein riesiges Erlebnis. Edelstein: Am besten fand ich die Fahrt in Grünheide. Genauso wie die Szenen: Familie im Brennpunkt, Interview mit Nora und der grüne Planet. Reno, 16 Jahre Stolpersteine · Meilensteine · Edelsteine Stolperstein: Ich habe mich nie getraut zu reden, wenn das Kamerateam in der Nähe war. Und ich habe nie gelernt zu Hause – immer nur hier auf der Probe. Meilenstein: Bei der Generalprobe: Wir können fast alles! Edelstein: Die Reise: Wie wir nicht geschlafen haben. Wie ich mit Michelle abends am See über traurige Sachen geredet habe (über tote Tiere). Anna, 12 Jahre 26 Timmy Es gibt dieses merkwürdige Vokabular von Ersatzfamilien, und es gibt so etwas wie richtig und falsch, und es gibt normal und anscheinend so etwas, was nicht normal ist oder was ein Ersatz sein soll. Wenn man sich an etwas orientiert, was nicht die Familie ist, an einer Jugendbewegung zum Beispiel, an Freunden, an Formaten, die nichts damit zu tun haben, wer dich biologisch gezeugt hat und dich aufziehen sollte... Man nennt es Ersatz, weil es ein Ersatz sein soll, aber es geht immer um das Ganze, es ist nie nur ein Ersatz. Es ist immer das richtige Leben, das man führt, es ist nie falsch, es ist nie nicht richtig oder nicht normal. Wenn jemand etwas da findet, wo er es suchen sollte. Wenn jemand das bekommt, was er bekommen sollte. Das fertige Stück … … stellt in 12 Kapiteln die Ergebnisse dieser 5-monatigen Auseinandersetzung mit dem Thema Familie vor. Die Darsteller spielen Theater im Theater und schaffen sich damit einen ersten Ironierahmen für ihre Aussagen. Schnelle Dialoge bieten eine Sammlung markanter Familienbeobachtungen und Aussagen zu Wunschtraum, Realität und Status mancherseits beobachteter Familienverhältnisse. Henrik Ibsens „Nora oder Ein Puppenheim“ dient als Vorlage für eine lange Szene, in der eine alleinerziehende Mutter über die Mühen der Aufzucht ihrer 23 Kinder klagt und ein verzerrtes Abziehbild der traditionellen Familie bietet. Auf einem anderen Planeten gewinnen Weltraumforscher überraschende Einblicke in traditionelle Vati-Mutti-Kindi-Familien und fragen sich, was hieran wohl der evolutionäre Vorteil sein soll. Ein selbstgedrehter Reality-Soap „Familien im Brennpunkt“ schließlich nimmt prekäre Verhältnisse unter die Lupe. Im Kongress der Pflegekinder schließlich wird nochmal ordentlich auf den Tisch gehauen! Unser Plakat im Design der Volksbühne Berlin 27 Probenprozesse Meilensteine Der künstlerische Ansatz Ein Gespräch zwischen dem Regisseur Jan Koslowski, der Theaterpädagogin Vanessa Unzalu-Troya, der Assistentin Marlene Kolatschny und der Projektleiterin Katrin Behrens Katrin Behrens: Jan, Vanessa, Marlene – Ihr seid das künstlerische Herz des Theaterstücks „23 Pflegekinder rauben Dir den Schlaf. Das Ensemble steht dem Titel kritisch gegenüber“. Welche Erfahrung habt Ihr bisher in der Arbeit mit Jugendlichen? Marlene Kolatschny: Ich ganz wenig. Wenn, dann nur aus meiner eigenen Jugendzeit. Aber das ist natürlich eine ganz andere Erfahrung. Jan Koslowski: Ich habe selbst mitgemacht bei P14. Insofern unterscheide ich die Produktionen, die ich da als Teil der Gruppe mitgemacht habe, mit denen bin ich mitgewachsen. Dann später kam ich von außen dazu, eben als Regisseur. Vanessa Unzalu-Troya: Ich arbeite kontinuierlich mit Jugendlichen seit 2006. Erst im Jugendclub im Hebbel am Ufer (HAU) und dann andere Sachen im freien Kontext, immer mit Theater und Spielen. Seit 2008 bin ich die Leiterin von P14. Katrin Behrens: Was waren Eure ersten Gedanken, als Ihr wusstet, dass wir ein Stück über Familie machen werden? Vanessa Unzalu-Troya: Ich wollte schonmal was zu Familie machen, 2006 im HAU. Wir dachten an so ein Mehrgenerationenstück, also Mutter Tochter oder Vater Tochter oder auch Mutter Sohn und Oma oder so. Das wurde aber abgeschmettert damals, weil die gesagt haben, ein Stück über Familie, naja! (lacht) Jan Koslowski: Das erste woran ich gedacht habe war, dass wir ja schon mal eine Auseinandersetzung zum Thema Familie hatten, als wir die „Orestie“ zusammen gemacht haben, Vanessa und ich. Da ging es viel um Familienbilder und Familienstrukturen und Geschlechterrollen. Da habe ich sozusagen einen Gedanken wieder aufgenommen. Marlene Kolatschny: Mein erster Gedanke war vor allem, weil wir ja vorher ein Stück über Freundschaft gemacht hatten, dass das jetzt logisch weiter gedacht ist: Jetzt ist Familie dran. Jan Koslowski: Ich mag Themen, die am Anfang so ungriffig sind. Vor den großen Begriffen und Themen hat man immer so eine Scheu. Das finde ich aber eine attraktive Herausforderung, das bearbeiten zu können. Vanessa Unzalu-Troya: Wir haben gesagt, dass wir da da erst mal mit dem abstrakten Begriff reingehen, ohne Wertung. Und wir wollten dann auch schon gleich das Thema Bande mit reinnehmen. Was gibt es denn noch? Was kann auch wie Familie sein? Eben nicht nur die biologische Herkunftsfamilie. Katrin Behrens: Was war für Euch die größte Überraschung auf diesem Weg? Jan Koslowski: Bei mir gab es Momente, wo ich Angst hatte, dass eine bestimmte Theatersprache vielleicht nicht hinzukriegen ist. Dass ein bestimmter Umgang mit Dingen, die vielleicht weh tun, in der Altersspanne nicht umsetzbar ist. Das war zwei-, dreimal haarscharf… aber dann haben wir uns – das fand ich 28 UNSER BÜHNENKAMPF überraschend – ziemlich schnell so eingepegelt als Gruppe. Und dann sah ich keinen großen Unterschied zu einer Arbeit mit Profis – vielleicht von der Konzentration her, das Abwarten, bis man dran ist und so – aber vom Verständnis her, wie man sich so den Ball zuwirft auf der Probe, nicht. Vanessa Unzalu-Troya: Wichtig fand ich dabei, dass wir die längeren Probenwochen hatten. Da knackt viel auf, wir haben eine gemeinsame Sprache gefunden und hatten Zeit zu diskutieren und wussten, wir sehen uns ja morgen wieder. Beim Titel zum Beispiel, da hatten wir so eine richtig lange Runde und jeder hat was gesagt. Und erst war es so, der Titel ist doof, und dann nach der Runde fand das nur noch die Hälfte doof. Vati Mutti Kindi, der ursprüngliche Titel war ja schon abgeschmettert. Aber hier hat sich jetzt jeder geäußert und nicht nur so bei dem eingereiht, was der Vorgänger gesagt hat. Eine viel differenziertere Meinung, von allen. Marlene Kolatschny: Ich war ja zwischendurch ein paar Wochen nicht da und der Kontrast war ziemlich stark. Ob es an meiner Abwesenheit lag, weiß ich nicht (lacht) … Die haben sich viel mehr getraut und waren viel begeisterter und haben viel aktiver danach gesucht, sich einbringen zu können und auch Texte selbst zu übernehmen. Hatten auch eine starke Meinung darüber, was funktioniert und was nicht. Katrin Behrens: Nicht alle Proben haben ja mit der gesamten Gruppe zusammen stattgefunden. Eine Gruppe hat sich mit den beiden Musikern Jonathan Hamann und Max Grosse Majench und der Theaterpädagogin Maura Meyer auf einen eigenen Weg rund um das Thema Familie begeben. Zum Schluss ist auch noch eine Arbeitsphase mit dem Bühnenkampfexperten Anton K. Krause dazu gekommen, der die Gruppe trainiert und die Abschlussszene choreographiert hat. Was hat das für Eure künstlerische Arbeit bedeutet, diese Umstellung im Plan? Stolpersteine · Meilensteine · Edelsteine Stolperstein: Meine Stolpersteine waren wirklich das Lampenfieber und die Aufregung vor den Aufführungen, dass ich meinen Text vergesse oder irgendwas falsch mache. Ich weiß, es ist nicht schlimm, aber ich bin ein sehr perfektionistischer Mensch. Und dieser Perfektionismus war und ist mir immer noch ein Stolperstein. Meilenstein: Meine Meilensteine waren der Fortschritt, den ich in puncto Sicherheit auf der Bühne gemacht habe. Die Aufregung vor den Aufführungen ist weniger geworden und ich fühle mich mittlerweile richtig wohl auf der Bühne. UNSERE BAND Edelstein: Meine durchs Theater neugewonnenen Freunde sind auf jeden Fall die größten Edelsteine, die ich hätte finden können. Sie sind einfach wunderbare Menschen und ich bin echt froh, dass ich die Chance genutzt habe, bei so etwas einmaligem mitzumachen. Nach Beendigung des Theaterprojekts hört das Theaterspielen für mich nicht auf: Das Theater selbst habe ich für mich entdeckt und ist somit auch ein Edelstein für mich. Diandra, 12 Jahre 29 Probenprozesse Meilensteine Stolpersteine · Meilensteine · Edelsteine Der künstlerische Ansatz Vanessa Unzalu-Troya: Ich fand das super – die Gruppe war zu groß, der Raum zu klein, eine Überforderung für alle! Jan Koslowski: Was ich an der Idee so gut fand, war, ganz grundsätzliche Theatermittel auch einzeln zu bearbeiten. Und das sieht man jetzt ja auch am Stück: Es gibt eine ganz klare Spielebene, eine Textebene, die selber erarbeitet ist, auch eine klare Spielerhaltung, es gibt eigenproduzierte Musik, es gibt Bühnenkampf und choreographische Elemente. Vanessa Unzalu-Troya: Eine große Überraschung war dann eigentlich die Endprobenphase, dass es so einfach war, das alles wieder zusammenzuführen. Marlene Kolatschny: Ich fand sehr wichtig, dass am Ende alle auf der Bühne standen, dass nicht ein Teil nur Technik macht oder so. Jan Koslowski: Da war ich von vorneherein sicher, dass das so kommen würde. Obwohl ja mindestens 6 oder 7 gesagt haben, dass sie niemals auf die Bühne gehen würden. Katrin Behrens: Jan, gab es für Dich einen Moment, ab dem für Dich klar wurde, wie am Ende der Stückentwicklungsphase das Stück dann aussehen könnte? Jan Koslowski: Ich habe eigentlich immer von Anfang an wenigstens ein Bild im Kopf und dann habe ich auch ein Gefühl für das Stück. Und das hat sich auch hier schnell eingestellt, eigentlich schon auf der Theaterreise nach Grünheide. Zwischendurch habe ich daran auch nochmal gezweifelt, wie sich das spieltechnisch tragen würde, aber dadurch, dass die Jugendlichen dann so selbstsicher die Texte generiert haben und damit umgegangen sind, stand das nicht mehr zur Debatte. Ich bin ja bisher auch bekannt dafür, eher in Collagen zu arbeiten. Und für uns war es erleichternd, das Stück sehr früh in Kapitel aufzuteilen, auch im Gespräch mit den Spielern. So hatten wir eine Struktur gefunden. Und für mich stand nie an, eine Storyline von A nach Z zu haben. Total erstaunlich, dass viele Mitspieler, nachdem sie anfangs ganz fixe Vorstellungen hatten, wie Theater zu sein hat, sich am Ende völlig frei gemacht hatten von tradierten Formen und Vorstellungen. Dazu hat sicher auch viel beigetragen, dass wir ja mehrmals zusammen ins Theater gegangen sind und darüber diskutiert haben: Was habt ihr gesehen, was hat für Euch funktioniert, was nicht? Stolperstein: Mein Kongress-Text. Und die Szene 11 Seiten Text. Da habe ich mich immer wieder verredet bei der Probe. ...bäääh, war das doof. Katrin Behrens: Wie ging der Wechsel zwischen Ideen, Szenen und Texten, die während der Probe entstanden sind, der Weiterverarbeitung und anschließend dem Weiterproben damit? Meilenstein: Das war auch bei den Texten: da habe ich mich auf einmal so gut gefühlt, als ich es geschafft habe. Jan Koslowski: Es gibt vielleicht so vier Momente auf einer Probe. Da ist einmal die thematische Diskussion. Aus der Diskussion sind Textaufträge verteilt worden an die Teilnehmer, manchmal mit ein bisschen Hilfe, wie so ein Dialog gestaltet sein könnte. Edelstein: Nachts auf der Theaterreise. Da haben wir nicht geschlafen und immer noch gespielt. Und am Anfang im Stück, dass wir da so mit tanzen müssen. Shiva, 9 Jahre Beim Schreiben entwickelt man dann ja auch wieder weitere Ideen … und einen Humor. Dann gibt es so ein grundsätzliches Verständnis von diesen Texten, worum es da jetzt eigentlich geht. Und dann muss man sich die Frage stellen, wie man das jetzt auf die Bühne bringt. Und das fand ich dann total genial, denn da gab es dann schon einen schönen Schlagabtausch zwischen den Spielern und der Regie, was Formen und Inhalte angeht. Katrin Behrens: Für mich war das in Grünheide auch sehr stark: Wie sehr alle Spieler diese erste Kongress-Szene da ernst genommen haben; mit welchem Spaß sie die Erwachsenen kopiert haben, die über die jugendlichen Pflegekinder, also sie selbst, sprechen. Jan Koslowski: Das ist natürlich auch viel Arbeit. Man lässt erst mal alles zu und muss am Ende wieder sehen, wie man da Stringenz reinbekommt. Aber eben auch zu merken, dass diese Art von Entwickeln und Schreiben was ganz anderes ist als man es vielleicht von der Schule kennt. Das kann Spaß machen! Katrin Behrens: Noch kurz vor der Premiere haben wir unheimlich viele Textlücken erlebt, Unsicherheit in den Abläufen, noch schwache Stimmen und wenig Abstimmung unter den einzelnen Spielern. Da stellt man sich schon manchmal die Frage, soll man den Rahmen an die Möglichkeiten anpassen – oder aber werden sich die Möglichkeiten noch in den Rahmen hineinentwickeln. Vanessa, Du hast zu 100 % daran geglaubt, dass das dennoch nicht nur „was wird“, sondern gut wird. Was passiert da, nach Deiner Erfahrung, genau in den letzten Probentagen zwischen den Spielern und ihrem Stück? Vanessa Unzalu-Troya: Ich kann nur sagen, dass diese Quantensprünge immer stattfinden. Für mich war ganz klar, dass man, wenn man in dieser Phase an Texten kürzt, dass man dann eine Verunsicherung produziert. Und dass es viel besser ist zu sagen, das klappt, das schafft Ihr, bleibt dran! Jan Koslowski: Ja, und wenn wir angeboten haben, dass man gegebenenfalls auch noch was rausnehmen kann, dann wollte das auch keiner mehr, keiner wollte was vom Text aufgeben. Also waren sie eben auch voll dran. UNSERE BÜHNE Katrin Behrens: Und ich habe immer den Eindruck, dass erst in dieser letzten Phase plötzlich der letzte Schritt dieser „Aufmerksamkeitsschulung“ geschieht, dass man nämlich plötzlich wirklich auf den anderen achtet, dass man lauter spricht, um gehört zu werden, dass man die Szene verfolgt und passiv mitspielt, wenn ein anderer gerade aktiv spielt. Also all das, was in Grünheide ja überhaupt noch nicht da war. Jetzt, in der Endprobenphase, hat es auf einmal Klick gemacht, nach und nach bei jedem. Und plötzlich sind die Stimmen lauter, die Textanschlüsse stimmen … Vanessa Unzalu-Troya: ... ja, und dann wurden noch Szenen gelernt, in nur zwei Tagen, von Leuten, die gesagt haben, ich gehe niemals auf die Bühne. Marlene Kolatschny: Es stützt natürlich auch ungemein, wenn man dann auf der Bühne 30 31 Probenprozesse Meilensteine Der künstlerische Ansatz probt, im Bühnenbild, in der gestalteten Umgebung, und dazu der Druck, sich klar zu machen, da kommen in ein paar Tagen Leute, um sich das anzusehen. Der Druck macht die Möglichkeiten da nochmal größer. Jan Koslowski: Wir sagen ja auch immer zu den Spielern: „Wir, Jan, Vanessa und Marlene, werden nachher nicht auf der Bühne stehen, sondern ihr!“ Das schockiert immer erst dann, wenn es konkret wird, und wenn klar ist, dass dann auch niemand mehr aus dem Zuschauerraum Hinweise gibt oder dazwischen geht oder weiterhilft. In dem Moment wird den Spielern, glaube ich, klar, dass es ihr Ding ist, dass sie das jetzt alleine hinkriegen müssen. Katrin Behrens: Ist das nach Eurer Erfahrung das gleiche mit Profispielern – oder was ist da der Unterschied. Jan Koslowski: Ich glaube, bestimmte Sachen laufen mit Profis einfach routinierter ab. Hier ist der größte Unterschied, dass es für viele ja das allererste Mal gewesen ist, und bestimmte Dinge brauchen einfach Zeit, um sich als Erfahrung zu setzen. Da hätte ich mir manchmal schon gewünscht, sogar noch etwas mehr Zeit zu haben. Marlene Kolatschny: Der Vorteil, wenn man mit unerfahrenen Menschen Theater macht, ist, dass man durch deren Umgang mit dem Theater und durch deren Perspektive auch nochmal neu hinterfragt, wie festgefahren das eigene Bild von dem, was man macht, eigentlich schon ist. Dass man selber auch wieder weiter aufmacht. Jan Koslowski: Da fand ich ganz schön einen Moment, in dem wir eine Szene am Tisch geprobt haben, und ich habe gesagt, Anna, dreh doch mal Deinen Stuhl um, das Publikum kann dich doch so gar nicht sehen, und Anna hat geantwortet: warum, das würde ich in dieser Szene doch nie machen! Daraus ist in gewisser Weise resultiert, dass die Spieler am Anfang des Stückes ziemlich lange für sich selber spielen, wodurch ja auch die Frage mit im Raum steht, macht man das für´s Publikum, und wenn ja, warum? Und so entwickelt sich das Stück dann ja dann weiter und geht ganz offensiv auf sein Publikum zu. So was habe ich mich davor schon länger nicht mehr gefragt. Jan Koslowski: … aber andererseits ist doch schon klar, dass man nicht einfach mit einer zynisch-ironischen Theaterhaltung über bestimmte Dinge hinweg gehen kann, wie man es bei Profispielern vielleicht machen würde. Sondern man hat doch tatsächliche Experten auf der Bühne, keine Schauspieler, sondern Leute, die über ihre Leben erzählen. Da muss man ja Respekt haben! Katrin Behrens: Eine letzte Frage: Steht Ihr dem Titel kritisch gegenüber? Marlene Kolatschny: Ich mag den Titel jetzt eigentlich sehr gerne, so mit dem Untertitel zusammen. Vanessa Unzalu-Troya: Ich mochte den ja von Anfang an. Ich hatte nur einmal Zweifel daran, als ich hörte, dass jemand sagte, wenn ich dann in der U-Bahn sitze und habe das Textbuch, dann decke ich den Titel zu … da dachte ich dann schon, ach Mist, vielleicht war das doch nicht richtig … Jan Koslowski: Aber ich habe wiederum das Gefühl, dass genau die darum gerankte Diskussion genau das war, was wir alle gebraucht haben, um uns der Thematik nochmal bewusster zu werden. Das war natürlich ein ziemlicher Brocken, aber dann mussten wir diesen Drops halt lutschen (lacht) und dann ging es auch weiter. Katrin Behrens: Für mich ist da ein schönes Spannungsverhältnis in dem Titel, was abbildet, wie die Arbeit war, dass es da selbstbewusste Gegenüberstellungen gab. Und das ist es, was den Titel, auch wenn er sperrig ist, so interessant zu lutschen macht … Jan Koslowski: Ich finde auch die Vorstellung herrlich, dass jemand, der sich dafür eine Karte kaufen will, das dann aussprechen muss: Ich hätte gerne eine Karte für „23 Pflegekinder rauben Dir den Schlaf! Das Ensemble steht dem Titel kritisch gegenüber“... UNSERE PREMIERE Katrin Behrens: Hat für Euch die Tatsache eine Rolle gespielt, dass die Beteiligten alle Pflegekinder sind? Vanessa Unzalu-Troya: Vielleicht am Anfang, am Ende habe ich das eigentlich nicht mehr präsent gehabt. Jan Koslowski: Uns war wichtig, dass wir da nicht in so eine kitschige Sentimentalität verfallen dürfen. Marlene Kolatschny: … aber andererseits haben wir doch die Erfahrung gemacht, da gar nicht so sensibel sein zu müssen … Stolpersteine · Meilensteine · Edelsteine Stolperstein: Der eine Text, dass der so lang war! Stolpersteine · Meilensteine · Edelsteine Edelstein: Ich fand toll, als Max, der Musiker, für uns gesungen hat. Max, 16 Jahre Meilenstein: Als ich den Text dann geschafft habe nach fast zwei Wochen. Edelstein: Dass wir das alles geschafft haben. Und als alle angefangen haben zu klatschen, da waren wir so erleichtert! Timmy, 12 Jahre 32 33 Bühne & Kostüme Von der Skizze … Claudia, Du hast die Bühne und Kostüme für „23“ gestaltet. Was war die Grundidee und wann hat sich diese für Dich herauskristallisiert? Als ich das zweite Mal in der P14 Bühne stand und dazu auch noch wusste, wie viele Jugendliche auf der Bühne Platz finden müssen, skribbelte ich in der VB-Kantine sofort ein großes Eck-Podest aus verschieden großen Würfeln … ein bisschen wie eine Pyramide aus verschiedenen Mini-Bühnen, auf denen man sitzen oder stehen kann. Nach dem ersten Entwurfs-Gespräch mit Jan war dann klar, dass sich die Würfel im Raum verteilen müssen, damit man den Raum mehr bespielen kann und das ganze am Ende mehr wie eine Art Landschaft wirkt. Und dann war auch schon schnell der „Techno-Club“ mit dem riesigen Smiley geboren… Claudia Bartel hat als Bühnen- und Kostümbildassistentin erste Erfahrungen mit dem Expertentheater von „Rimini Protokoll“ gemacht. „Zwischenreich“ ist die erste Produktion mit Jugendlichen – und gleich so vielen! – die sie ausgestattet hat. … auf die Bühne Was für Bilder haben Dich dann zur ganz konkreten Gestaltung des Bühnenbilds geführt? Ich bin ja ein Kind der 90er und hatte auch ordentlich Spaß mit Atari, Gameboy und Nintendo … Das Puzzlespiel wie bei Tetris kann man metaphorisch auch mit dem Leben oder eben dem Erwachsen-Werden vergleichen. Man versucht alles zueinander zu führen und wenn es nicht passt, dann dreht man es solange, bis es geht oder fängt von vorne an. Was bietet der Spielraum, den Du für die jugendlichen Akteure geschaffen hast – und wie haben sie ihn in ihrer Inszenierung angenommen? Bei Computerspielen simuliert man auch das „Level-Bestreiten“ und kämpft sich durch verschiedene Hindernisse auf seinem Weg voran. Ich fühl mich manchmal selber so und hätte gerne Superkräfte, um weit springen zu können oder manchmal unsichtbar zu werden. Am Ende stehen diese Würfel auf der Bühne mit verschiedenen Bedeutungen. Sie sind Versteck, Hindernis, Bühne, ein Spielplatz für alle Emotionen des Kindseins und Erwachsenwerdens. » 34 35 Bühne & Kostüme Du hast zwischendurch auch mehrere Workshops mit den Jugendlichen durchgeführt. Was habt Ihr da gemacht? Ganz am Anfang haben wir uns mit Behausungen beschäftigt und eine ganze Reihe ungewöhnlicher Häuser – Baumhäuser, Bootshäuser … – angeschaut und daraus versucht, Entwürfe für das Haus unseres Lebens zu machen. Später, als die Ästhetik des Bühnenbilds klarer war, haben wir einerseits mit der Pixel-Technik herumgespielt und Bilder und Flächen entworfen. Andererseits haben wir eine Serie Kostüme für die Bewohner des Planeten Seritox geschaffen. Ich habe versucht, die Jugendlichen daran Teil haben zu lassen, wie ein Bühnenbild und Kostümbild entsteht. Das zu Beginn immer alles möglich ist, und dass man Mut zur Freiheit der Gedanken haben soll, um sie in Ideen umzuwandeln und diese dann am Ende auch zu präsentieren. Die ersten Entwürfe für die Kostüme waren viel bunter – nachher seid Ihr auf eine schwarze Ästhetik mit 90er Jahre Diskoglitter gegangen. Wie kam es dazu? Ja das stimmt. Ganz zum Anfang stand ja auch noch die Idee mit dem Planeten Seritox und spacigen Future-Design. Wir wollten aber dann doch mehr einen realeren Charakter der Kostüme, nicht zu künstlich. Die Bühne hatte ja von Anfang eine lichtreflektierende Ästhetik, und die Bemalung sollte auch die Pixel-Ästhetik wie beim Smiley-Prospekt wieder aufnehmen. Moodboards 36 Die Idee mit dem Techno-Club hat dann schnell die 90er mit rein gebracht, die wundervolle graphische Elemente hatten. Ich hab dann mit meinem tollen Team einfach ein paar Elemente adaptiert und versucht, eine gute Balance zwischen den Bühnenmustern und den Kostümmustern zu finden. Zusammen mit Jan wurde dann schnell klar, dass die Kostüme eine andere Ästhetik als die Bühne haben müssen, sonst hätte es mehr nach Zirkus ausgesehen und nicht nach selbstbewussten, coolen Kids, die einen Club zu ihrem Zuhause machen. Die Silbernieten und Glitzerdrucke auf dem schwarzen Untergrund sind eine gute Mischung aus Hardcore, Rock und Disco! Perfekt für eine Smiley-Revolution! Stolpersteine · Meilensteine · Edelsteine Wie haben die Kids auf Deine Entwürfe und Vorschläge reagiert? Stolperstein: Das ist für mich auf jeden Fall die Zeit! Innerhalb von 2 Monaten musste ein ganzes Konzept für die Inszenierung und Entwürfe geschaffen werden, dazu noch die knappen Probenzeiten, bei 23 Spielern auch logistisch ein Wahnsinn, aber am Ende: Alles Super!! Dank Teamwork & Optimismus! Mit der Bühne hatten alle auf jeden Fall Spaß und sie wurde vom ersten Moment an akzeptiert. Bei den Kostümen waren auch fast alle zufrieden, mit 2-3 skeptischen Einwänden, die wir dann aber immer ins Gute wandeln konnten, so dass sich am Ende alle wohl in ihren Sachen gefühlt haben und sie am liebsten gleich mit nach Hause genommen hätten. Jeder einzelne für mich hatte in seinem Kostüm auf der Bühne eine ganz neue Kraft und das war mein wichtigstes Ziel! ( * und der Lagerraum bei P14 … Hallo Tetris! ;) Meilenstein: Theaterluft tut gut! Das konnte ich bei mir selbst beobachten und die 23 waren der beste Beweis dafür! Edelstein: 1. Der erste große Applaus für die Spieler nach der Premiere! 2. Der erste große Applaus für die Spieler nach der Premiere! Was hat Dich auf diesem Weg am meisten überrascht? 3. Und als die Spieler am Abend der Derniere vor der Volksbühne gesungen haben … da habe ich Gänsehaut bekommen und hatte ne kleene Träne im Auge! Claudia Bartel, Bühnen- und Kostümbildnerin Die Flexibilität der Jugendlichen und ihre wahnsinnige Kraft, sobald die Spots angehen! t n gemalt und gekleb n den Jugendliche Seritox-Bewohner vo 37 Filmdokumentation ht vorbei – Ein Theaterprojekt ge bleibt die Filmdokumentation Katrin Behrens hat den Dokumentarfilmer Leonel Dietsche nach Ablauf des Projekts zum Interview eingeladen. Leonel, was hat dich speziell an dem Pflegekinder-Projekt interessiert? Am Anfang war ich relativ unwissend, was überhaupt Pflegekinder sind, und es hat mich total interessiert, mal mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Und ich wollte mal Jan Koslowskis Arbeit genauer unter die Lupe nehmen, dessen Arbeit ich sehr schätze. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie er diese Gruppe bändigen würde (lacht) … Und es hat sich dann peu à peu gezeigt, was alles dahinter steckt. Das wurde immer inter- zu transportieren, und das finde ich ganz toll. Ich finde es schlimm, Leonel Dietsche hat an der Filmakademie Baden-Württemberg studiert und arbeitet als freischaffender Film- und Fernsehregisseur. Er realisierte Filme für den WDR, 3Sat und Arte. Er hat das Projekt „Zwischenreich“ durchgängig filmisch begleitet und auch die Filmprojektionen innerhalb des Theaterstücks erstellt. essanter. Wie nah kommt man an die Protagonisten ran als Filmer, der ja immer auffällt und alle auch ein wenig irritiert, wenn er so mit der Kamera auf einen zuhält? Ja, das ist natürlich ambivalent. Einerseits haben die Kids häufig direkt in die Kamera geguckt und auch gewunken … also was man sich als Dokumentarfilmer ja überhaupt nicht wünscht, weil man ja gerne unsichtbar wäre. Aber andererseits habe ich schon am zweiten Tag Sachen mithören dürfen, die mich sehr berührt haben, da war ein Bewusstsein, dass ich da bin, aber gleichzeitig eine sehr große Offenheit. Gab es irgendwo Grenzen, für dich selber oder für die anderen? Nee, eigentlich gar nicht. Es gab natürlich schon so Momente, in denen ich dachte, ob die das wohl jetzt mögen – oder überhaupt auf dem Schirm haben – dass ich das später veröffentlichen werde. Ich habe aber das Gefühl, dass das, worüber gesprochen wurde, privat ist, aber eben auch universell interessant. Ich möchte diese Dinge insofern auch auf jeden Fall mit in die Doku mit reinmachen, würde aber im Einzelnen schon nochmal prüfen und besprechen, ob das ok ist. Auch wenn – rein theoretisch – mit der Dreherlaubnis die Rechte ja geklärt sind und ich alles verwenden darf. Aber ich bin schon jemand, der das immer in Absprache mit den Protagonisten machen mag. Was hat Dich besonders überrascht? Besonders überrascht hat mich wirklich die Entwicklung von einzelnen Jugendlichen, wie sich manche innerhalb des Stücks, aber auch von der Persönlichkeit her um 180 Grad drehen, aufgehen und ein völlig neues Selbstwertgefühl bekommen. Und dass alle so dabei geblieben sind, das hat mich echt beeindruckt. wenn solche Projekte den Jugendlichen von Erwachsenen aufgedrückt werden, so nach dem Motto, das ist gut für Euch. Aber hier hatte ich wirklich den Eindruck, dass es aus den Jugendlichen selbst kam. Hast Du das Gefühl, Du bist mehr dem Thema Familie begegnet oder mehr dem Thema „Theater-Bande“? Auf der persönlichen Seite hat mich das Familienthema mehr berührt und beschäftigt. Ich habe natürlich auch eigene familiäre Erfahrungen (lacht), ich bin total behütet aufgewachsen, Eltern zusammen, Geschwister, alles gut. Mir war vorher gar nicht bewusst, dass die Situation von Pflegekindern nochmal anders ist als von Adoptivkindern, dass sie eben auch rum-transferiert werden. Ich habe gemerkt, wie schwer das für einen Menschen ist. Das Kernthema „Was ist Familie“ hat auch mich total zum Nachdenken angeregt. Ich habe erkannt, dass Familie nicht immer bedeuten muss, dass man blutsverwandt sein muss, sondern dass auch andere Familie für einen sein und werden können. Da hat sich mein Horizont nochmal ganz schön geweitet. Ich war in der letzten Zeit viel im Ausland und habe darüber gemerkt, wie schlecht das Thema Familie hierzulande gehandelt wird. Man ist in der westlichen Welt so auf sich fixiert. In armen Ländern ist der familiäre Zusammenhalt das wichtigste. Da gibt es nicht so was wie „die Eltern nerven“ oder so … Ich kenne das auch: Da wird die Oma alt und dement und wird dann ins Altersheim gebracht, schrecklich. In anderen Ländern leben die Familien halt noch unter einem Dach. Das finde ich total toll. Der Moment der Premiere und danach hat mich auch sehr berührt. Wie alle so gemerkt haben, dass sie das geschafft haben, wie sie gewachsen sind an diesem Projekt! Wenn man das mal so spürt, dann begreift man, was man im Leben überhaupt alles machen kann. Es gibt so viele Menschen, die so tolle Fähigkeiten haben, die vielleicht nie zum Vorschein kommen. Oder welche, die die Chance nie bekommen oder Für mich ist wirklich bewundernswert, wie Ihr als Team das geschafft habt, mit der Gruppe ein solches Stück die Herausforderung nicht annehmen. Aber ich wünsche im Grunde auf die Beine zu stellen. Ihr habt es geschafft, Themen, die für die Kids selbst wichtig sind, in das Stück jedem, so eine Erfahrung mal machen zu können … Die Filmdokumentation ist ein 30-minütiger Film und liegt als DVD dieser Broschüre bei. Sie können die Doku auch online sehen: www.familien-fuer-kinder.de/23 Regie und Kamera: Ton: Schnitt: Produktionsleitung: Leonel Dietsche Dominik Leube, Oscar Stiebitz, Tom Schön Jan Bihl Marlene Kolatschny 16:9 | Farbe | 30 Minuten | August 2015 38 39 KAPITEL 3 – ZUKUNFT Auswirkungen Feedbacks Perspektiven 40 Auswirkungen Feedbacks Diese Intensität, die hat mich sehr angerührt. Perspektiven Tosender Applaus, begeistertes Publikum, ausverkauftes Haus … … lobende Anerkennung von allen Seiten – ihre Premiere als Schauspieler an der berühmten Volksbühne im Sommer 2015 werden die 23 beteiligten Pflegekinder aus Berlin wahrscheinlich ihr Leben lang nicht vergessen. Das gemeinsame, erfolgreiche Theaterprojekt stärkte ihr Selbstbewusstsein enorm und wirkte für sie identitätsstiftend. Bei den Proben und auf der Bühne konnten sie erfahren, dass es noch viele andere Kinder gibt, die unter vergleichbaren Umständen leben und auch in einer Pflegefamilie aufwachsen. Ermöglicht hat ihnen dieses einzigartige Erlebnis die Familien für Kinder gGmbH. Die gemeinnützige Gesellschaft fungierte als Projektträger dieses Theaterexperiments, in Kooperation mit der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. Der vielschichtige Erfolg dieses Projekts sollte Ansporn sein, in Zukunft vielen weiteren Pflegekindern solche prägenden Erfahrungen durch gemeinsames Theaterspiel zu ermöglichen. Pflegekinderhilfe im öffentlichen Fokus Doch nicht ausschließlich für die Pflegekinder persönlich, auch für die Pflegekinderhilfe insgesamt hat dieses Theaterprojekt einen großen Wert. Durch seinen Erfolg erreichte das Thema Pflegekinder eine deutlich größere Außenwahrnehmung und öffentliche Aufmerksamkeit als normalerweise üblich. Nicht nur, weil sämtliche sieben Vorstellungen ausverkauft waren und sogar zwei Zusatzvorstellungen anberaumt wurden. Auch die Presse berichtete über dieses außergewöhnliche Theaterprojekt und rückte dadurch das Thema Pflegekinder in den öffentlichen Fokus. Nachahmer werden gerne unterstützt Die Familien für Kinder gGmbH legt großen Wert auf eine nachhaltige Wirkung ihrer Arbeit. Darum hat sie dieses Theaterprojekt nicht nur intensiv unterstützt und beworben, sondern es auch in einem Film und einer Broschüre ausführlich dokumentiert. Diese Broschüre wird bundesweit in Fachkreisen verteilt, um diese dazu anzuregen, möglicherweise vergleichbare Projekte zu initiieren. Und dadurch wiederum Menschen zu motivieren, eventuell selbst bedürftige Kinder aufzunehmen und Pflegefamilie zu werden. Sie haben Interesse, ein ähnliches Projekt ins Leben zu rufen? Nur Mut – Wir beraten und unterstützen Sie gerne: Peter Heinßen Geschäftsführer Familien für Kinder gGmbH Telefon: 030 / 21 00 21 0 Familien für Kinder gGmbH Stresemannstraße 78, 10963 Berlin www.familien-fuer-kinder.de Fragen an die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler: Was hättest du nie gedacht? Ein Zuschauer Echt eine super Sache, die wiederholt werden sollte! Da wurde ein tolles Theaterprojekt geplant und umgesetzt. Das war mal ein Thema, was nicht alltäglich war. Ich finde, dass es für diese Kinder bzw. Jugendlichen eine besondere Herausforderung war, mal im Mittelpunkt zu stehen, wo sie doch sonst schon egal wie alt einen holprigen und schwierigen Weg in ihrem Leben gehen mussten. Ich glaube, dass dieses Theaterstück für diese jungen Menschen ein wichtiges und prägendes Ereignis gewesen ist und sie auch für die Zukunft prägt. Echt eine super Sache, die wiederholt werden sollte! Ein Zuschauer „Das Theaterprojekt hat die Kinder zum Nachdenken über ihr Leben angeregt … … und „es hat vielen auch neues Selbstvertrauen gegeben“, hat Angelika Nitzsche beobachtet. Und das ist auch die Botschaft, die sie von vielen Pflegeeltern und Therapeuten bekommt, die mit den Kindern zusammenarbeiten. Insofern hofft sie, dass dieses Theaterprojekt Nachahmer findet und mehr Menschen für die Problematik öffnet, sie vielleicht sogar motiviert, selbst Pflegeeltern zu werden. Denn der Bedarf ist groß in Berlin. (...) Ich hätte nie gedacht, dass ich mich auf eine Bühne trauen würde, dass ich mich so etwas traue. Michelle, 16 Jahre Nach Angaben der Senatsverwaltung waren Ende 2014 insgesamt 2832 Kinder und Jugendliche in Vollzeitpflege betreut, 7 Prozent mehr als noch vor zwei Jahren. Darüber hinaus besteht laut Senat ein Bedarf von etwa 500 weiteren Plätzen. (...) Ich hätte nie gedacht, dass wir das alles in so weniger Zeit schaffen. Timmy, 12 Jahre Annette Kuhn, Berliner Morgenpost, 18.5.2015 Würdest du so was wieder machen (wollen)? Oh ja, jeder Zeit gerne, aber nur mit Klavier! Michael, 16 Jahre 42 Am Anfang hat es mich irritiert, dass immer alle durcheinander riefen, aber irgendwann war ich in der Geschichte drin und gespannt wie es weitergeht, und am Ende hatte ich die Kids alle richtig ins Herz geschlossen. Ich hatte das Gefühl, sie legen ihre ganze Lebendigkeit und alle ihre Gefühle in dieses Stück, sie spielen so richtig „mit Leib und Seele“. Diese Intensität, die hat mich sehr angerührt. Am Ende des Stückes habe ich etwas besser verstanden, wie diese Kinder denken, was sie freut und was sie nervt – und dass sich die Tante vom Jugendamt manchmal einfach zu viel rausnimmt. Fragen an die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler: Was hat das Theater mit dir gemacht? Ich habe gemerkt, dass das Theater mich ein bisschen verändert hat. Ich traue mich mehr, als zuvor. Ich habe außerdem mehr Interesse am Theater gefunden und habe Spaß dabei. Ich werde das komplette Theater nicht vergessen. Reno, 16 Jahre Dass man ruhiger geworden ist, das habe ich schon gemerkt. Die Texte zu lernen, war so schwer. Die Hälfte kann ich immer noch nicht. Aber da hilft Tamara immer ein bisschen. Max, 16 Jahre Ich habe viel gelernt, hat mich verändert. Ich reagiere nicht mehr so aggressiv und kann viel ruhiger mit Situationen umgehen, das ist auch meinem Sportlehrer aufgefallen. Michelle, 16 Jahre Ich bin viel besser im Lesen geworden. Da hat selbst die Lehrerin gestaunt. Auch beim Auswendiglernen bin ich besser geworden. Vor allem in der Schule merke ich das. Shiva, 9 Jahre Es ist so, dass ich mich besser konzentriere, und dass ich mehr erreichen kann. Timmy, 12 Jahre Ich habe viele Sachen gelernt. Ich habe neue Erfahrungen gemacht. Das Theaterprojekt hat mich inspiriert und verändert. Michael, 16 Jahre Ich bin viel offener geworden mit Reden. Früher hab ich meinen Eltern gar nichts gesagt. Früher mussten sie alles rausquetschen aus mir. Ich bin nach Hause gegangen und in mein Zimmer und hab Fernsehen geschaut. Und jetzt nicht mehr. Jetzt sitzen wir auch noch manchmal in der Küche und reden. Basti, 17 Jahre Erstaunlich, wie professionell diese Jugendlichen vor der Kamera aufgetreten sind und wie frei sie gesprochen haben! RBB-Reporter anlässlich einer Spendenaktion, bei der drei der Theaterjugendlichen Fahrräder gewonnen haben und vor der Fernsehkamera aufgetreten sind, im Juni 2015 43 Auswirkungen Feedbacks Perspektiven Eine riesige Chance, Pflegekindern die Möglichkeit zu geben, sich offensiv und kreativ mit ihrer besonderen Lebenssituation auseinanderzusetzen Von der Idee, ein Theaterprojekt mit Pflegekindern zu starten, bei dem es um sie selbst und ihre Themen gehen sollte, hörte ich im April 2013 zum ersten Mal. Diana Eschelbach berichtete von den ersten Gedanken und fragte, ob ich Zeit und Lust für ein Gespräch hätte. Es war die Anfangsphase des Projektes und es ging zunächst ums Mitdenken, Ideen sammeln und erste Kontakte zu Pflegekindern. fällt. Sie sollen selbstbewusst sagen können „ich bin Ich fand die Idee großartig und freute mich darauf, mehr darüber zu hören und mitdenken zu dürfen. Denn von Anfang an sah ich eine riesige Chance, dass ein solches Projekt Pflegekindern die Möglichkeit geben kann, sich offensiv und kreativ mit ihrer besonderen Lebenssituation auseinanderzusetzen. zunächst einmal Kinder und Jugendliche. Aber wir In meiner langjährigen Arbeit in der Pflegekinderhilfe war es mir immer ein Anliegen, darauf hinzuarbeiten, dass Pflegekinder bei der Bewältigung ihrer pflegekinderspezifischen Aufgaben unterstützt werden und dass das Thema nicht aus einem gutgemeinten Wunsch nach Normalität unter den Tisch ein Pflegekind“, wenn sie es möchten und sie sollen Kinder wie alle anderen Kinder sein können, wenn dieser Wunsch im Vordergrund steht. Diese Integration ihrer ungewöhnlichen Familiensituation ist ein Motor zur Entwicklung eines positiven Selbstbildes. Projektes, einem ungewöhnlichen Theaterabend, der für mich die Botschaft vermittelte: Wir sind sind auch Pflegekinder, die sich mit ganz speziellen Themen und Herausforderungen beschäftigen. Die wollen wir euch jetzt mal aus unserem Blickwinkel heraus nahebringen und bei dieser Gelegenheit zeigen wir auch mal, was wir alles so können. Es war ein Abend, der zum Nachdenken angeregt hat, aber vor allen Dingen war es ein sehr unterhaltsamer Abend. Heidrun Sauer, Fortbildnerin in der Pflegekinderhilfe, Gründungsmitglied Kompetenz-Zentrum Pflegekinder e.V. In meiner Erinnerung ist der Beginn dieses Projektes Am 19. Mai 2015 durfte ich mit in die Premiere des der 26. April 2013. Da traf ich mich mit Diana Eschel- Theaterstückes „23 PFLEGEKINDER RAUBEN DIR bach. Sie erzählte von ihrer Idee. DEN SCHLAF“. Ungewohnt, schrill und mega-genau einer Theaterbühne, Fragen des eigenen Lebens zu Aus seiner Sicht wichtig war, dass er viel Spaß bei der gemeinsamen Arbeit hatte und dass er das Gefühl hatte, unter seinesgleichen zu sein (in Bezug auf Kinder, die nicht perfekt waren, auf Kinder, die ähnliche Probleme wie er haben, und auf Leute mit viel Spaß und Neugier auf das Leben). Pflegeeltern eines Schauspielers haben sie den Zuschauern das Phänomen „Familie“ vor Augen geführt. Mit ihren unterschiedlichen Ich war sofort gefangen. Über das Theater-Projekt von Familien für Kinder gemeinsam mit der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz habe ich mich sehr gefreut. Ich war sehr gespannt auf die Kinder und Jugendlichen. Einige von ihnen kenne ich persönlich und durfte sie ein Stück im Leben begleiten. Dass Pflegekinder ihren Familien, Pflegeeltern und Begleitern gelegentlich den Schlaf rauben, war keine neue Erkenntnis, dennoch, wie das Thema auf der Bühne umgesetzt wurde, hat mich überrascht. Das Stück war schnell, laut und ging mit Musik und Interaktion los. Ich war sofort gefangen. Beeindruckt haben mich die Kinder und Jugendlichen, wie selbstverständlich und sicher sie die Bühne beherrschten. Ihr Teamgeist und das gute Miteinander der Gruppe wurden spürbar. Die Spielfreude war ihnen anzusehen. Wie mutig sie waren und wie diese Kinder und Jugendlichen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen das Stück gestalteten! Ihr freies Sprechen und Agieren hat mich an verschiedenen Stellen emotional sehr berührt. Und ich musste richtig meinen Kopf anstrengen, um alle Bilder und Aktionen, die auf der Bühne um das Thema, Lebensweisen, Lebenssituationen von Pflegekindern präsentiert wurden, zu verstehen. Das Stück, die Kinder und Jugendlichen haben mich die gesamte Zeit über gefesselt, und es wäre wunderbar, Pflegekinder öfter auf der Bühne zu sehen. Einen Dank an alle Unterstützer und Begleiter des Projektes! Jeannette Preiss, Fachkraft Pflegekinderhilfe Ich bin stolz auf die Teilnehmer. es schon mal mit Fleiß und Schweiß geschafft hat, Es ging schon unter die Haut und macht seinem Ich finde toll, wie sie mit der großen Verantwortung umgehen, die ihnen zugeteilt wird. Wenn man sie überfordert und Vertrauen schenkt, wollen sie nicht enttäuschen und wachsen über sich hinaus. auf der Bühne zu stehen, kennt diese positive, Kraft Titel „23 PFLEGEKINDER RAUBEN DIR DEN SCHLAF“ gebende Wirkung. Andere reden von „Anstren- alle Ehre, vor allem, wenn man bereit ist, diese Ein Künstler gungsverweigerung“, und so ein Projekt schafft vielen Botschaften ernst- und anzunehmen. Allen Anstrengungsmotivation. Fachkräften (und auch Pflegeeltern) kann ich nur gestalten, künstlerische Freiheit nutzen zu können, um auch das zu sagen, was sonst schlecht geht. Und einen Nebennutzen hat so ein Projekt ja auch. Wer Gemeinsam überlegten wir, wie aus einer Vision 44 … er hat einen großen Ehrgeiz und Ernsthaftigkeit an den Tag gelegt, was wir so nicht von ihm kannten. Wichtig waren für ihn die Kontakte außerhalb des gewohnten Umfeldes, er ist da immer recht neugierig. Das positive Feedback von den Schauspielern und Regisseuren hat ihm ungeheures Selbstvertrauen gegeben, was ihn deutlich motiviert hat, an der gemeinsamen Sache dran zu bleiben und mitzuarbeiten. Dann hat er in für ihn kurzer Zeit seinen Text gelernt, hat eine für seine Begriffe große Textpassage frei aufgesagt, was vorher mit seiner Sprach- und Sprechstörung undenkbar war. Deshalb war ich sehr berührt vom Ergebnis des Ungewohnt, schrill und mega-genau haben sie den Zuschauern das Phänomen „Familie“ vor Augen geführt Ich fand diese Projektidee toll. Auf der Bühne, Unser Kind hat sich von Anfang an für das Projekt begeistert … Erfahrungen gefüttert, haben sie uns ihre Wünsche und Sehnsüchte mitgeteilt, und eben auch, was sie nicht möchten. empfehlen, sich auf diese Erfahrung einzulassen. Wirklichkeit werden kann. Wer, was, wo, wie … Dr. Carmen Thiele, Fachreferentin, PFAD Bundesver- eben all die Fragen, die eine Rolle spielen. band der Pflege- und Adoptivfamilien e.V. 45 Ein Projekt mit viel Potenzial für Anregungen und Weiterentwicklungen – Zur Nachahmung empfohlen! Ich kann mich noch gut daran erinnern, als wir beim ersten Treffen alle schüchtern und alleine herumsaßen … Als die Premiere dieses Theaterstücks von und mit Pflegekindern bei der Volksbühne in Berlin vorbei war, war ich begeistert und übervoll von Eindrücken und Assoziationen. So schnell wie die Impulse von der quicklebendigen Truppe gesetzt wurden, konnte ich sie gar nicht verarbeiten. Thematisch im Mittelpunkt standen viele – ganz widersprüchliche – Facetten des Themas Familie, da wurde nichts einfach glatt geschliffen und in wohlfeile Formen gepackt, sondern die Eindrücke sprudelten lebendig in verschiedensten Formen, Bildern, Sprecharten auf die Bühne und ins staunende Publikum hinein. Da waren Koproduktionen erlebbar, die mich in Erstaunen setzten, was so alles möglich ist, wenn kreative Fachleute und kreative junge Menschen Zeit finden, Erfahrungen von Pflegekindern in Bilder zu setzen. Meinen Glückwunsch! an Erfahrung und Selbstbewusstsein war – den … bis wir ins Gespräch gekommen sind. Alle zu dreißigst essen und hatten wirklich super viel Eindruck machten die Akteure jedenfalls beim waren total nett, sympathisch und aufgeschlossen, Spaß. Wir sind zu einer richtigen Familie geworden gelösten Zusammensein nach der Aufführung. weshalb ich mich mit allen gut verstanden habe. und werden es auch immer bleiben. Mithilfe eines solchen Projekts gelingt es offensicht- Dann kam die Fahrt. Die Premiere war natürlich das absolute Highlight. lich, die Pflegekinder – egal welchen Alters – als Nach nur zwei gemeinsamen Treffen fuhren wir mit Wir waren alle aufgeregt bis zum geht nicht mehr, mündige Gesprächspartner in einen auch für sie wildfremden Menschen auf eine einwöchige Thea- weil wir nun zum ersten Mal unser selbst erarbei- wertvollen Austausch über Familienfragen einzu- terfahrt, auf der wir uns alle besser kennengelernt tetes Stück vorführen würden. Es hat super viel laden, der keine absichtsvolle Befragung ist, sondern haben. Diese Fahrt und die Leute werde ich niemals Spaß gemacht; genauso wie die anderen Auftritte. ein offener Dialog. vergessen, obwohl die Fahrt für mich nicht sehr gut Ich nehme an, dass der Produktionsprozess des Stückes für alle Beteiligten ein großer Zugewinn Norbert Struck, Jugendhilfereferent beim Paritätischen waren ziemlich anstrengend, dennoch hat es Gesamtverband sehr viel Spaß gemacht. Dann gab es ja noch die Der hier vorliegende Bericht sowie eventuell die Planung einer kleinen Selbstevaluation sind für die Darstellung in der Fachwelt sicher hilfreich. Ein Projekt mit viel Potenzial für Anregungen und Weiterentwicklungen – Zur Nachahmung empfohlen! endete – ich bin krank geworden. jedes Mal ein neues Erlebnis. Ich kann mich auch noch sehr gut an die wöchent- Wenn ich jetzt an die Theaterzeit zurückdenke, lichen Proben erinnern. Wenn wir uns nach einer anstrengenden Schulwoche am Freitag um 16 Uhr getroffen haben, um an unserem tollen Theaterstück zu arbeiten. Diese freitäglichen Proben Probenwoche, in der wir anderthalb Wochen das Theaterstück probten. Es war für uns alle sicher die könnte ich einfach nur darauf losheulen. Wir haben in den sechs Monaten gemeinsam so viele verschiedene wunderbare Sachen erlebt und es ist traurig, dass diese Zeit bald zu Ende sein wird. Aber es soll nicht enden! Ich werde immer mit diesen wunderbaren und super tollen Leuten in Kontakt bleiben, denn wir haben einfach Unvergessliches erlebt, was uns auch niemand nehmen kann. Ich hab mal wieder gemerkt, dass es keinen Unterschied macht, mit welchen Jugendlichen man Theater macht. Sondern dass man mit ihnen Theater macht. anstrengendste, aber auch die schönste Woche. So Die komplette Theatergruppe ist ein wichtiger Teil gut wie jeden Tag haben wir ungefähr fünf Stunden meines Lebens geworden und ich werde sie alle Ein Künstler miteinander verbracht und uns gegenseitig Tipps immer im Herzen behalten. Es war eine einmalige gegeben, wodurch wir zu einer richtigen Familie Dieses Theaterstück erzielte beim Publikum und der Presse gleichermaßen Lob und Aufmerksamkeit. Warum fragt man sich? zusammengewachsen sind. Wir haben allerdings Wenn man das Stück live verfolgt, dann gerät man Liebe, Unterstützung und Glauben an sich selbst. eine eigene „Familien im Brennpunkt“-Szene, unter- ohne dass man sich dagegen wehren kann an seine Am Ende des Stückes wird einem klar, dass diese nahmen gemeinsam Ausflüge, waren gemeinsam eigene Geschichte, an die eigenen Erfahrungen mit Kindheit, Jugend und Familie. Schnell kommt man an den Punkt, wie wichtig die Erfahrungen in haben zusammen gelacht und geweint, drehten dass wenn ich mich gegen das Theaterprojekt entschieden hätte, wäre ich niemals all den wunderbaren Leuten begegnet und ich hätte nicht das Theater für mich entdeckt. Diandra, inzwischen 13 Jahre zusammengewachsen sind. Sie sprühen vor Energie, Stolz und Selbstbewusstsein. Das letztere ist vielleicht das wichtigste Ergebnis für die Darsteller, denn lebenslang beeinflussen. vielen Pflegekindern mangelt es an der Bestätigung, Verfolgt man die Entstehung dieses Theaterstückes, dass sie so, wie sie sind, gut sind! Aus diesem Grund eigene Erfahrungen mit anderen im geschützten nicht nur zusammen Theater gespielt, nein, wir Chance, die ich nutzen durfte, wenn man bedenkt, Kinder durch das gemeinsame Arbeiten und Spielen jungen Jahren sind und wie bestimmend diese uns dann zeigt sich schnell, wie wichtig es für Kinder ist, 46 Es war zwar immer dasselbe Stück, jedoch war es ist es mehr als wünschenswert, dass Pflegekinder bundesweit eine eigene Bühne bekommen. Rahmen austauschen zu dürfen. Hier durften Ich danke allen Akteuren dieses Theaterprojektes für KINDER in andere Rollen schlüpfen, sie konnten ihr Engagement, die Liebe zum Spielen und Experi- diese nach ihren Vorstellungen mit Leben füllen mentieren. Dieses Stück lässt hoffen, dass es vielen und ausprobieren. Sie entwickelten eigene Ideen anderen Pflegekindern Mut macht, eigene Stücke zu zum Leben mit zwei oder mehr Familien. Auf ihrer produzieren. Suche nach der Sinnhaftigkeit des eigenen Lebens Petra Schrödel – Vorsitzende Arbeitskreis zur Förderung zeigten sie beeindruckende Szenen von verlassen von Pflegekindern e.V. und Präsidentin der Stiftung zur sein, verlassen müssen, Neuanfängen, Rückfällen, Förderung von Pflegekindern Berlin Die kindliche Leichtigkeit geht dabei nie verloren Abgesehen von den beeindruckenden schauspielerischen Leistungen der Kinder und Jugendlichen haben sie es geschafft, den Zuschauern einen ganz neuen Blick auf ihr Verständnis von Familie zu geben – tiefgründig und zugleich intim, weil sie einen in ihre ganz eigene für Erwachsene normalerweise nicht umfänglich zugängliche Welt mitnehmen. Die kindliche Leichtigkeit geht dabei nie verloren – beweisen sie doch viel Humor und strahlende Kreativität bei Bühnenbild, Medien und Kostümen. Alles in Allem eine große bunte Überraschung mit Tiefgang! Ein Zuschauer Fragen an die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler: Was war die größte Überraschung für dich? Dass ich Frau Keine-Panik, Claudia, den Regisseur und Jona und Max kennengelernt habe. Und dass das Projekt mich beruhigt hat. Ich fühle mich hier sehr sicher und das hat viel mit euch zu tun. Michelle, 16 Jahre Das Publikum – dass es so richtig voll war, bei allen Vorstellungen! Timmy, 12 Jahre Das wir es geschafft haben, was auf die Beine zu stellen, ein richtiges Stück über Familie. Michael, 16 Jahre 47 Das Projekt Volksbühne-„Familien für Kinder“ für mich als Pflegemutter. Ein Rückblick. Wir wurden durch Familien für Kinder bei einem Ermutigt von der Freundlichkeit und in der Hoff- ihrer Hausbesuche auf dieses Projekt aufmerksam nung, dass man hier mit professionellen Leuten gemacht. Im Gespräch darüber entstanden sofort zu tun hat, verließ ich an jenem Tag den Raum widerstreitende Gedanken. und überließ voller Vertrauen weitere Aufklärungs- Die Pro-Gedanken lauteten für uns, als Pflegeeltern eines 15-jährigen Kindes, dass auf jeden Fall Leuten. der Horizont erweitert werden würde. Kontakt zu Auf meine Frage: „Wie geht es weiter?“, konnte anderen Pflegekindern vermied unser Pflegekind unser Kind meistens nur spärlich antworten. bis dahin. Überhaupt sollte niemand erfahren, dass Die nächsten Wochen verliefen manchmal unbefrie- es ein Pflegekind sei. Das Theaterspielen schien das digend, da die Termine immer mehr wurden und richtige Medium zu sein, denn es macht immer die Zeit immer später in die Abendstunden hinein Spaß, Rollen zu spielen, und an Bühnenpräsenz hat wuchs. Des Weiteren nahm das Stück zunächst keine es unserem Kind auch nie gemangelt. Doch was Gestalt an und die täglichen Anforderungen stiegen war mit den Zeiten, wie viele Tage oder gar Wochen ebenso. Die Findung des Titels und die endgültige sollte es in Anspruch nehmen? Denn wir wollten Festlegung desgleichen wirkten apokalyptisch auf nicht vergessen, dass wir für das kommende Schul- das gesamte Vorhaben. Unser Pflegekind war völlig jahr eindeutig weniger Freizeitaktivitäten einplanen aufgelöst. „23 Pflegekinder rauben Dir den Schlaf! – wollten, damit das Kind sich in Ruhe auf die aufre- Das Ensemble steht dem Titel kritisch gegenüber“ gende MSA-Prüfung und zugleich weitere wichtige „Wie kann man ein Stück so nennen?“, fragte sie. Wendepunkte seiner Schulzeit vorbereiten konnte. „Das ist weder cool noch verständlich“, sagte sie. Zuhause ging es also hin und her mit der Frage: Teilnehmen – ja oder nein? Unser Pflegekind war innerlich sehr aufgeregt und unruhig, obwohl der Reiz auf einer so bekannten Bühne zu stehen und eventuell interessante Erfahrung zu machen, die ihre ganz persönliche Lebensweise als Pflegekind betraf, sie einerseits überzeugten und neugierig machten, war die Konfrontation mit der Thematik in einem so Sie hörte vor allem das berühmte und zumindest von uns gehasste Teenilaut: „Häää…???“. Ich kann Hier ist vielleicht noch kurz zu bemerken, dass das gesamte Team echte Artisten waren (gemeint sind alle Mitwirkenden von Volksbühne und Familien für Kinder). Wer hätte sonst mit so vielen Bällen jonglieren können. Das Team selbst, die Kids, die echt unterschiedlicher nicht sein könnten, die Pflegeeltern, die zwar einiges gewöhnt sind, dennoch Pflegemutter einer Schauspielerin Ich glaube, alle Teilnehmer sind sehr dankbar für das, was stattgefunden hat, und am Ende bleibt eine unvergessliche Zeit und eine Erfahrung, die niemand den Kindern wegnehmen kann. Danke! sich als sinnvoller, loszulassen und zu vertrauen. Derweil passierte etwas Wichtiges: Ich merkte auf, das unser Kind offener über das Thema sprach. dem Kind bewusst, dass es mit allen anderen einen akzeptiert und geschützt. Ich glaube, dass unser Kind sich angenommen fühlte, „auch wenn es ein Pflegekind ist“. Ich glaube, dass das Team von der Volksbühne sehr viel aus der Zeit mit den Kindern gewonnen und im sehr positiven Sinne, einen sehr interessanten Aspekt der Publizität errungen hat. Ich glaube, dass „Familien für Kinder“ sich ihrer Rolle als vermittelnde Position für Pflegekinder bewusster geworden ist und die Verantwortung ihrer Entscheidungen, die sie täglich treffen, für andere sichtbarer wurde. Unruhen bei uns sich legten. Auch hierin erwies es Was ist, wenn Menschen von seinem Status wir haben es immer auch als einen privaten Bereich Ich habe gerne das Stück angeschaut, für mich wurde der Schmerz, den diese Kinder, ihre Pflegeeltern und eventuell auch die leiblichen Eltern aushalten müssen, noch einmal sichtbar. Es war weniger die Fähigkeit zu schauspielern, die mich berührte. Das ist etwas, was Pflegekinder gut können, da sie sich oft „selbstschützend“ verstellen können. Das was mich berührte, war der Mut in den Kindern, mobilisiert durch das Team von der Volksbühne und allen anderen Mitwirkenden, sich selbst zu sehen, zu spüren und mitzuteilen. Das Stück mit seinen wirren und aufgewühlten Inhalten, bot den Kindern die Möglichkeit, all diesen mannigfaltigen Energien, verursacht durch ihre bedingten Emotionen, einen Raum zu gewähren, um sich so gut wie es ging den Zuschauern anzuvertrauen. Gespräche diesbezüglich führen musste, bis die Es konnte feststellen, wie viele unterschiedliche wir bis dahin diesbezüglich aufklärend gewirkt, aber nicht immer leicht verdaulich und kritisch am Rande stehen. Wahnsinn! Davor ziehe ich meinen Hut! mich erinnern, dass ich E-Mails und persönliche öffentlichen Rahmen noch risikoreich. erfahren, was es gar nicht möchte. Natürlich hatten 48 arbeiten und Einbeziehungen den zuständigen war austauschten. Dieser neue Freundeskreis herausfordernd und stärkend zugleich. Formen des Pflegekind-Daseins existieren. Es wurde gemeinsamen Schmerz hat, wenn sich dieser auch auf vielfältige Weise äußert. Die Fragen wurden innerhalb der Gruppe immer konkreter artikuliert: Wieso bin ich Pflegekind, was heißt Familie, wer ist Als unser Pflegekind alles abgewogen und sich von Jugendamt und wozu, wieso habe ich kein privates uns ausreichend ermutigt sah, entschied es, mitzu- Leben, und vor allem, bin ich richtig da, wo ich bin? machen, was uns zu jenem erwartungsvollen ersten In unserem Fall war das Projekt ein Katalysator für Treffen in der Stresemannstraße führte. die Therapie, die unser Kind bereits seit über einem Dort stellten wir fest, dass das Team selbst auch Jahr besuchte. noch vor offenen Fragen stand und ebenso wenig Nichtsdestotrotz sprengte der Umfang des Projektes über Umfang und Erfolg oder Misserfolg aussagen im Grunde fast den Rahmen. Doch es war auch konnte, denn es war ein Pionierprojekt in dieser immer wieder rührend zu beobachten, wie die Form. Kids sich kontaktierten oder über ihre Probleme 49 Wir danken ganz herzlich: ……der Aktion Mensch für die Förderung dieses besonderen und einmaligen Projekts ……den Pflegeeltern und leiblichen Eltern der beteiligten Jugendlichen für ihre Bereitschaft, die Teilnahme ihrer Kinder am Projekt auf bestmögliche Weise zu ermöglichen und zu unterstützen, für ihre Flexibilität und kontinuierliche Kooperationsbereitschaft bei allen Projekterfordernissen ……dem künstlerischen Team der Volksbühne ……Sandra Scheeres, Berliner Senatorin für Bildung, Jugend und Wissenschaft Nachahmer dieses Theaterprojektes werden gerne unterstützt Die Familien für Kinder gGmbH legt großen Wert auf eine nachhaltige Wirkung ihrer Arbeit. Darum hat sie dieses Theaterprojekt nicht nur intensiv unterstützt und beworben, sondern es auch in einem Film und einer Broschüre ausführlich dokumentiert. Diese Broschüre wird bundesweit in Fachkreisen verteilt, um diese dazu anzuregen, möglicherweise vergleichbare Projekte zu initiieren. Und dadurch wiederum Menschen zu motivieren, eventuell selbst bedürftige Kinder aufzunehmen und Pflegefamilie zu werden. Sie haben Interesse, ein ähnliches Projekt ins Leben zu rufen? Nur Mut – Wir beraten und unterstützen Sie gerne: Peter Heinßen, Geschäftsführer Familien für Kinder gGmbH Telefon: 030 / 21 00 21 0 Familien für Kinder gGmbH, Stresemannstraße 78, 10963 Berlin ……Inka-Maria Ihmels, Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft in Berlin www.familien-fuer-kinder.de ……Norbert Struck, Fachreferent für Jugendhilfe, Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband - Die Familien für Kinder gGmbH ist ein etablierter Träger der Berliner Jugendhilfe und eine Tochtergesellschaft des Arbeitskreises zur Förderung von Pflegekindern e.V., der sich seit 1974 für die Qualifizierung und Weiterentwicklung der Pflegekinderhilfe engagiert. Gesamtverband e.V. ……Andreas Schulz, Fachreferent für Jugendhilfe, Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband Landesverband Berlin e. V. ……Petra Schrödel, Vorsitzende Arbeitskreis zur Förderung von Pflegekindern e.V. und Präsidentin der Stiftung zur Förderung von Pflegekindern Berlin ……Dr. Carmen Thiele, Fachreferentin, PFAD Bundesverband der Pflege- und Adoptivfamilien e.V. ……Heidrun Sauer, Fortbildnerin in der Pflegekinderhilfe, Gründungsmitglied KompetenzZentrum-Pflegekinder e.V. ……Diana Eschelbach, Juristin, Idee und Begleitung ……Katrin Behrens, Projektleitung ……Leonel Dietsche, Filmregisseur ……Jan Krauße, Werte&Issues ……last but not least: Dank den insgesamt 25 aktiv beteiligten Berliner Pflegekindern, die mit unermüdlichem Einsatz, stets wachsender Aufgeschlossenheit und großem Mut das Thema Familie angepackt und für uns alle in ein berauschendes Theaterstück gefasst haben! IMPRESSUM Dokumentation Theaterprojekt „23 Pflegekinder rauben Dir den Schlaf! Das Ensemble steht dem Titel kritisch gegenüber“ Herausgeber und ViSdPR Familien für Kinder gGmbH Geschäftsführer Peter Heinßen Stresemannstr. 78 · 10963 Berlin (030) 21 00 21 0 www.familien-fuer-kinder.de Im September 2015 50 Kooperationspartner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Intendant Frank Castorf Rosa-Luxemburg-Platz · 10178 Berlin (030) 240 65 5 www.volksbuehne-berlin.de Redaktion: Katrin Behrens, Angelika Nitzsche Mitarbeit: Diana Eschelbach Fotos: André Simonow, S. 14 – Claudia Bartel, S. 13 – Birgit Karn Polaroids: Team Grafische Gestaltung: Werte&Issues Berlin 51 und mit Ein Theaterprojekt von Berliner Pflegekindern 23 Pflegekinder f! la h c S n e d ir D n e b u ra Titel m e d t h e st le b m se n E s Da kritisch gegenüber. MITWIRKENDE Spieler*innen: Erric Berger, Timmy Burkard, Max Burschewski, Michael Burschewski, Michelle Burschewski, Louise Constein, Dominik Derner, Sebastian Gadow, Martin Köhler, Samantha Kuhlow, Jerôme Meisel, Reno Meisel, Anna Napolski, Daria Perl, Niclas Rehbein, Shiva Rogaci, Celina Sahin, Diandra Sobotta, Sonja Vaziri, Tamara Wiese Im Geiste bis zum Schluss dabei: Sebastian Bauer, Lukas Bauer, Lukas Blum, Celine Göbel, Maurice Tonn LEITUNGSTEAM Claudia Bartel (Bühne und Kostüme), Katrin Behrens (Projektleitung und Dramaturgie), Leonel Dietsche (Filmdokumentation), Diana Eschelbach (Projektidee und Dramaturgie), Isabelle Fouquett (Assistenz Kostüme), Katharina Grosch (Assistenz Bühne), Peter Heinßen (Projektleitung Familien für Kinder gGmbH), Max Grosse Majench (Musik), Leander Hagen (Technik), Jonathan Hamann (Musik), Paula Knüpling (Hospitanz), Marlene Kolatschny (Assistenz Regie), Jan Koslowski (Künstlerische Leitung und Inszenierung), Maura Meyer (Theaterpädagogik), Angelika Nitzsche (Projektleitung Familien für Kinder gGmbH), Susanne Stieler (Projektleitung Familien für Kinder gGmbH), Vanessa Unzalu-Troya (Theaterpädagogische Leitung) PR: Hans Thelen (Familien für Kinder gGmbH), Nicole Konstantinou (Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz) Ein Theaterprojekt von in Kooperation mit Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz
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