Erholsam schlafen – wach am Morgen. Ein Ratgeber für Menschen mit Schlafstörungen Inhalt Vorwort Wissenswertes rund um den Schlaf Warum schlafen wir? Die natürlichen Rhythmen des Körpers Wie wird der Schlaf gesteuert? Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus Weitere „Schlafstörer“ Die Schlafstadien Die Schlafarchitektur Schlaf im Alter >2< Mythen rund um den Schlaf 13 Gestörter Schlaf Ursachen für eine Schlafstörung Einteilung der Schlafstörungen Folgen von Schlafstörungen Tipps gegen die Schlaflosigkeit Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Tipps für einen gesunden Schlaf Wann ist ein Arztbesuch ratsam? 15 15 17 20 Medikamente gegen die Schlaflosigkeit Pflanzliche Schlafmittel Melatonin Benzodiazepine und Nichtbenzodiazepine Antidepressiva Neuroleptika und Antihistaminika 25 27 27 28 28 30 Anhang Literaturtipps Adressen 31 31 31 21 22 22 24 3 4 4 5 7 8 9 10 11 12 Vorwort Sehr geehrte Patientin, sehr geehrter Patient, für Menschen mit Schlafstörungen erhält der Satz „Eine gute Nacht verspricht einen guten Morgen“ eine ganz besondere Bedeutung. Denn mit ausreichend erholsamem Schlaf fühlt man sich den täglichen Aufgaben besser gewachsen. Etwa jeder 3. Erwachsene leidet gelegentlich unter Schlafstörungen, Frauen sind dabei etwas häufiger betroffen. Mit zunehmendem Alter klagen allerdings immer mehr Menschen über Ein- oder Durchschlafstörungen oder nicht erholsamen Schlaf. Ab 60 Jahren treten Schlafstörungen bei knapp der Hälfte aller Menschen auf. „Eine gute Nacht verspricht einen guten Morgen.“ Willy Meurer (*1934), deutsch-kanadischer Aphoristiker und Publizist Diese Broschüre richtet sich an all diejenigen, die Schwierigkeiten beim Ein- oder Durchschlafen haben oder nicht erholsam schlafen. Wir möchten Ihnen mit dieser Broschüre Informationen rund um den Schlaf vermitteln, Ihnen erklären wie es zu einer Schlafstörung kommen kann und wie Sie Ihren Schlaf wieder verbessern können. Dazu finden Sie in der Broschüre „Tipps für einen gesunden Schlaf“. >3< Wissenswertes rund um den Schlaf „Der Schlaf ist für den ganzen Menschen, “ Wieviel Schlaf braucht man? was das Aufziehen für die Uhr. Arthur Schopenhauer (1788 – 1860), Deutscher Philosoph Warum schlafen wir? Die genaue Funktion des Schlafes ist bis heute noch nicht ganz erforscht. Jedenfalls müssen Menschen und Tiere schlafen, um zu überleben. Im Schlaf wird weniger Energie verbraucht, der Körper schont seine Reserven, Gehirn und Körper erholen sich und Nervenzellen können regenerieren. Schlaf erfüllt allerdings eine ganze Reihe weiterer Funktionen: Er ist ein komplizierter Prozess, in dem unter anderem Gefühle und Informationen des Tages verarbeitet, aber auch wichtige Körperfunktionen wie z. B. das Wachstum in der Jugend geregelt werden. >4< Während ein Baby problemlos bis zu 20 Stunden pro Tag schlafen kann, beträgt das Schlafbedürfnis im Erwachsenenalter nur noch ca. 8 Stunden. Dabei können Schlafbedürfnis und Schlafdauer zwischen einzelnen Personen sehr stark schwanken. Manche Menschen kommen mit 5 Stunden Schlaf pro Nacht aus, andere benötigen 9 –10 Stunden, um sich morgens fit zu fühlen. Es gibt also keine allgemein gültige Empfehlung für die richtige Schlafdauer. Auch sagt die Dauer wenig über die Qualität des Schlafes aus. Für die Schlafqualität ist vielmehr die Verteilung der einzelnen Schlafstadien wichtig. Kurzschläfer verbringen übrigens pro Nacht genau so viel Zeit im Tiefschlaf wie jemand, der 8 Stunden schläft. Die natürlichen Rhythmen des Körpers Die meisten biologischen und psychischen Vorgänge im Körper sind durch einen natürlichen Zyklus gesteuert. Einen Zyklus von etwa einer Tageslänge bezeichnet man als zirkadianen Rhythmus (von circa = ungefähr und dias = Tag). Ein solcher Rhythmus bestimmt zum Beispiel den Schlaf-Wach-Rhythmus, Hormonausschüttungen, Blutdruck oder Körpertemperatur. Äußere Faktoren wie das Tageslicht beeinflussen diesen Rhythmus, aber auch ohne äußere Zeitgeber würde der zirkadiane Rhythmus innerhalb eines Tages erfolgen. Schon 1814 schuf der französische Mediziner Virey den Begriff der „inneren Uhr“, um dieses Phänomen zu charakterisieren. 06.00 Uhr 11.00 Uhr 14.00 Uhr 15.00 Uhr Beispiele für den Einfluss von biologischen Rhythmen höchster Cortisonspiegel im Blut größte geistige Leistungsfähigkeit größte Tagesmüdigkeit geringstes Schmerzempfinden >5< Wissenswertes rund um den Schlaf Beispiel Körpertemperatur Auch die Körpertemperatur schwankt im Laufe des Tages, und zwar um ca. 1° Celsius. Sie steigt morgens an, erreicht am Nachmittag ihren Höhepunkt, um gegen Abend wieder abzusinken. In den frühen Morgenstunden erreicht sie ihren tiefsten Punkt. Mit sinkender Körpertemperatur am Abend wird man müde, mit steigender Körpertemperatur am Morgen wach und aktiv. Dazwischen gibt es jedoch weitere Müdigkeitsphasen, zum Beispiel das bekannte „Mittagsloch“ am frühen Nachmittag. Bei gesunden Menschen ist der zirkadiane Rhythmus im Einklang und ermöglicht so einen harmonischen Tagesund Nacht-Ablauf. >6< Wie wird der Schlaf gesteuert? Der zirkadiane Rhythmus wird von der „inneren Uhr“ geregelt. Bestimmte Nervenkerne in der Hirnbasis, die sogenannten suprachiasmatischen Kerne, spielen dabei eine wichtige Rolle. Sie stellen die innere „Zentraluhr“ dar, die einen natürlichen Rhythmus von 24 – 25 Stunden vorgibt. Durch äußere Zeitgeber wie zum Beispiel das Tageslicht, wird der Rhythmus auf 24 Stunden synchronisiert. Die wichtige Rolle des Regulators übernimmt dabei das Hormon Melatonin. Das „Schlafhormon“ Melatonin Melatonin spielt eine Schlüsselrolle bei der Steuerung des zirkadianen Rhythmus und damit für das Einschlafen und Aufwachen. Es wird hauptsächlich in der Epiphyse (Zirbeldrüse, Corpus pineale), aber auch in der Netzhaut und im Darm im tageszeitlichen Rhythmus gebildet. Die Produktion und Freisetzung von Melatonin wird durch den Einfluss von Licht gesteuert: Bei Lichteinfall wird die Melatoninproduktion gehemmt, bei Dunkelheit erhöht. Der Körper stellt sich dann auf die bevorstehende Nachtruhe ein: Blutdruck und Körpertemperatur sinken, das Herz schlägt langsamer, man wird müde. Im Winter mit verkürztem Tageslicht und längeren Dunkelphasen kann der Melatoninspiegel auch über Tag erhöht sein. Die Folge können Müdigkeit, Schlafstörungen und depressive Verstimmungen sein. Mit Spaziergängen bei Tageslicht können Sie der Müdigkeit entgegenwirken. >7< Wissenswertes rund um den Schlaf Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus Jet-Lag Melatoninmangel Störungen des natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus entstehen zum Beispiel durch Überschreitung verschiedener Zeitzonen bei Langstreckenflügen, man spricht von „Jet-Lag“. Typische Symptome wie Ein- oder Durchschlafstörungen, Gereiztheit oder Konzentrationsstörungen können einige Tage andauern, bis sich der Körper an den neuen Rhythmus angepasst hat. Je mehr Zeitzonen überschritten wurden, desto länger dauert die Anpassung. Auch ein zu niedriger Melatoninspiegel kann Schlafstörungen verursachen. Mit zunehmendem Alter sinkt die körpereigene Melatoninproduktion, der Schlaf verkürzt sich und der natürliche Ablauf der Schlafstadien, die Schlafarchitektur, ist gestört. Schichtarbeit Auch durch Schichtarbeit wird der natürliche SchlafWach-Rhythmus gestört. Bei Schichtarbeit ist man gezwungen, entgegen des biologischen Rhythmus zu schlafen bzw. wach zu sein. Insbesondere bei Wechselschichtarbeit können dauerhafte Schlafstörungen auftreten. >8< Weitere „Schlafstörer“ Medikamente Lebensstil Einige Medikamente wie z.B. Antidepressiva oder Medikamente gegen Atemwegs- oder Herzerkrankungen können ebenfalls den Schlaf stören. Falls Sie den Verdacht haben, Ihre Medikamente stören Ihren Schlaf, sprechen Sie bitte mit Ihrem behandelnden Arzt. Unregelmäßige Zubettgehzeiten, Alkohol, Kaffee oder üppige Mahlzeiten am Abend können zu einem gestörten Schlaf führen. Im Kapitel „Tipps für einen gesunden Schlaf“ lesen Sie, was Sie zu einem erholsamen Schlaf beitragen können. Hormonelle Schwankungen Insbesondere Frauen sind von hormonellen Schwankungen betroffen, durch den Menstruationszyklus, Schwangerschaft und die Wechseljahre. Untersuchungen haben ergeben, dass Frauen nahezu doppelt so häufig an Schlafstörungen leiden wie Männer. Besonders in den Wechseljahren nimmt die Häufigkeit von Schlafstörungen zu. Umweltfaktoren Schlafstörungen werden gelegentlich auch durch Lärm, Licht oder Änderungen in der Schlafumgebung (neue Wohnung, falsche Zimmertemperatur oder neue Matratze) ausgelöst. Meist lassen sich solche Faktoren relativ einfach beheben. Psychische und körperliche Erkrankungen Depressionen, Angsterkrankungen und Stress gehen häufig mit Schlafstörungen einher. Daneben können chronische Erkrankungen wie Asthma, Schlafapnoe, Sodbrennen oder Schmerzen den Schlaf erheblich beeinträchtigen. >9< Wissenswertes rund um den Schlaf Die Schlafstadien 3. und 4. Stadium: Tiefschlaf Mittels eines Elektroencephalogramms (EEG) lassen sich Gehirnströme einfach erfassen und so der Schlaf mit seinen verschiedenen Schlafstadien genau analysieren. Insgesamt geht man von 5 Schlafstadien aus, die sich in der Nacht mehrfach wiederholen. Jeder Schlafzyklus dauert ca. 90 Minuten. Im Tiefschlaf werden Hirnaktivität, Herzschlag und Atmung immer langsamer, der Blutdruck fällt, die Muskeln sind entspannt. Der Körper regeneriert sich jetzt. Ein Erwachsener verbringt ungefähr 20 Prozent der Nacht im Tiefschlaf. Im Alter wird der Tiefschlafanteil deutlich geringer. 1. Stadium: Einschlafphase 5. Stadium: REM Schlafstadium Das Einschlafstadium dauert meist zwischen 5 und 20 Minuten. Die Muskulatur zeigt noch ein gewisses Maß an Anspannung, Herzschlag, Atmung und Stoffwechsel verlangsamen sich. Typisch für den REM-Schlaf sind schnelle Augenbewegungen (Rapid Eye Movement) bei geschlossenen Augenlidern. Herzschlag, Blutdruck und Atmung steigen, das Gehirn arbeitet teilweise ähnlich wie im Wachzustand. Wer in diesem Stadium geweckt wird, berichtet meist, geträumt zu haben. Daher wird dieses Stadium auch als Traumschlaf bezeichnet; es dient der psychischen Erholung. Erwachsene verbringen ca. 20 Prozent des Schlafes in diesem Stadium, Säuglinge und Kleinkinder deutlich mehr. 2. Stadium: Leichter Schlaf In diesem Stadium entspannen die Muskeln. Puls und Atmung gehen gleichmäßig, die Augen sind ruhig. Die Körpertemperatur sinkt ab. Ungefähr die Hälfte der gesamten Schlafzeit verbringt man in diesem Stadium. >10< Heute weiß man, dass eine bestimmte, ungestörte Abfolge der verschiedenen Schlafstadien für einen erholsamen Schlaf wichtig ist. Man spricht deshalb auch von der „Schlafarchitektur“. Wenn Tiefschlaf- oder Traumphasen fehlen, kann auch ein langer Schlaf ohne Erholung sein. Nach dem Einschlafen erreicht man über 2 bis 3 Stufen den Tiefschlaf, der nach ca. 90 Minuten von der ersten Traumphase (REM-Phase) abgelöst wird. Danach ist der erste Schlafzyklus abgeschlossen. Ähnliche Schlafzyklen wiederholen sich noch mehrfach in der Nacht, wobei zu Beginn der Nacht die Anteile des Tiefschlafes überwiegen, am Ende die leichteren Schlafphasen. Gegen Morgen wird der Schlaf unruhiger und die Weckschwelle geringer. Die Abfolge der Schlafstadien Beispiel für ein Hypnogramm eines älteren Menschen Wach REM Schlafstadien Die Schlafarchitektur 1 2 3 4 1 2 3 4 5 6 7 (Schlaf) Stunden >11< Wissenswertes rund um den Schlaf Der Schlaf im Alter Der Schlaf verändert sich im Alter: Beispielsweise nimmt die Schlafdauer mit zunehmendem Alter kontinuierlich ab. Eine Schlafdauer von 7 – 8 Stunden und mehr, wie im jungen Erwachsenenalter, ist bei älteren Menschen nicht mehr die Regel. Auch die Schlafarchitektur ändert sich: Im Alter nehmen Tiefschlaf- und die Traumphasen ab und betragen nur noch ein Drittel gegenüber der Dauer bei Neugeborenen. Dagegen nehmen die Leichtschlafstadien und Aufwachphasen zu; der Schlaf wird insgesamt oberflächlicher und störanfälliger. >12< Zudem ändert sich der Schlaf-Wach-Rhythmus: Ältere Menschen zeigen häufig ein mehrphasiges Schlafmuster, da sie auch tagsüber schlafen. Dann treten vermeintliche Schlafstörungen auf, weil die Betroffenen nachts nicht mehr durchschlafen können. Um dies zu vermeiden, ist es wichtig, das einphasige Schlafmuster durch ausreichend Aktivität am Tag möglichst lang aufrechtzuerhalten. Neben diesen Veränderungen treten im Alter auch zunehmend psychische und körperliche Erkrankungen auf, die Schlafstörungen mit sich führen können. Mythen rund um den Schlaf Mythos: Der Schlaf vor Mitternacht ist der beste. Wahr ist: Der größte Teil des Tiefschlafes findet im ersten Drittel des Schlafes statt. Dabei ist es egal, ob man vor oder nach Mitternacht einschläft. „S chlaf und Hoffnung sind die beiden Beruhigungs mittel, welche die Natur der Menschheit gab, um ihr die Mühseligkeiten, welche sie erfährt, erträglich zu machen “ Friedrich der Große (1712 –1786), preußischer König Mythos: Man braucht mindestens 8 Stunden Schlaf, um erholt zu sein. Wahr ist: Es gibt keine allgemein empfohlene Schlafdauer. Das Schlafbedürfnis ist individuell sehr unterschiedlich. Für einen erholsamen Schlaf ist vielmehr ein ungestörter Ablauf der Schlafphasen wichtig. Mythos: Wenn ich „vorschlafe“, brauche ich in der nächsten Nacht weniger Schlaf. Wahr ist: Ein Vorschlafen funktioniert leider nicht. Viel sinnvoller ist es, die gewohnten Zubettgehzeiten regelmäßig einzuhalten. Mythos: Wenn man erholsam schläft, wacht man nachts nicht auf. Wahr ist: Zu einem normalen Schlafmuster gehören auch Wach- und Leichtschlafphasen. >13< Mythos: Nach einer „schlechten“ Nacht, sollte man in der darauf folgenden Nacht länger schlafen, um den Verlust auszugleichen. Wahr ist: Der Körper reguliert einen Schlafverlust meist selbst durch vermehrte Tiefschlafphasen, nicht unbedingt durch eine längere Schlafdauer. Mythos: Der größte Anteil des Schlafes besteht aus Tiefschlaf. Wahr ist: Tiefschlaf macht nur etwa 20 Prozent der Schlafdauer aus. Der Großteil des Schlafes, nämlich ungefähr die Hälfte, besteht aus Leichtschlaf-Phasen. Mythos: Nach dem Einschlafen wird der Schlaf immer tiefer, bis man am Morgen wieder aufwacht. Wahr ist: Der Schlaf erfolgt in mehreren Schlafzyklen, die jeweils ca. 90 Minuten andauern. Tiefschlafphasen dominieren im ersten Abschnitt des Schlafes. Gegen Ende wird der Schlaf immer leichter und störanfälliger. Mythos: Gegen Ende des Tages nimmt die Müdigkeit konstant zu. >14< Wahr ist: Die Müdigkeit schwankt in Abhängigkeit von der Körpertemperatur. Dabei können mehrere Müdigkeitsphasen am Tag auftreten, so zum Beispiel das bekannte „Mittagsloch“ am frühen Nachmittag. Mythos: Wenn man sich tagsüber schont, schläft man nachts besser. Wahr ist: Ausreichend Aktivität am Tag ist notwendig für einen normalen Schlafablauf in der Nacht. Gestörter Schlaf Die häufigsten Gründe für Schlafstörungen „Die Schlaflosen der Nacht “ sind die Schläfrigen des Tages. Willy Meurer (*1934), deutsch-kanadischer Aphoristiker und Publizist Organische Krankheiten wie Schlafapnoe oder Diabetes Drogen, Medikamente Alkohol 24 % Ursachen für eine Schlafstörung Wenig Schlaf ist nicht zwingend ein Zeichen für Schlafstörungen. Es handelt sich auch manchmal um einen ganz normalen Vorgang, da sich der Schlaf z. B. mit steigendem Alter verändert. Wenn sich jedoch der Anteil des Tiefschlafs zu stark verkürzt und die Häufigkeit des nächtlichen Aufwachens zunimmt, ist der Start in den Tag schwer, und der Tagesablauf wird gestört. Man fühlt sich am nächsten Tag müde, kann sich nur schwer konzentrieren und wird leicht reizbar. Äußere Ursachen wie Schichtarbeit oder Lärm 7 % 7 % 36 % 24 % Stress, seelische Belastungen, langes Fernsehen Depressionen, Angstneurosen und andere psychische Störungen Quelle: modifiziert nach: Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege/Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin >15< Tritt dieses Problem regelmäßig über längere Zeit auf, so ist ein Arztbesuch ratsam. Gemäß WHO (World Health Organization) unterscheidet man nicht-organische und organische Schlafstörungen. Nicht-organische Schlafstörungen bezeichnet der Arzt auch als „primäre Insomnie“. Mögliche Ursachen einer Schlafstörung Sorgen und Probleme Dies sind die häufigsten Ursachen einer nicht-organi- schen Schlafstörung. Diese zeigen sich dadurch, dass der Betroffene über Einschlafschwierigkeiten klagt, grübelt und sich im Bett hin- und her wälzt. Psychogene Faktoren Hierzu zählen u. a. Angst, Stress, Konflikte mit dem Partner, Schuldgefühle usw. Depression oder traurige Verstimmungen Bei Depressionen und traurigen Verstimmungen kla- gen die Betroffenen nicht über Einschlafprobleme, sie wachen jedoch nach einigen Stunden wieder auf, liegen wach und haben quälende Gedanken. >16< Eingeschränkte Wohnqualität Auch trockene oder schlechte Luft, ein überheizter oder zu kalter Raum, ein unbequemes, zu kleines, zu hartes oder zu weiches Bett können die Schlafqualität mindern. Umgebungslärm Insbesondere Verkehrs- oder Fluglärm beeinträchtigen unseren Schlaf, da unser Gehör während des Schlafs „wach“ bleibt und die Geräusche unterbe- wusst registriert. Gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus Verursacht durch Schichtarbeit oder Jet-Lag gerät unsere „innere Uhr“ aus dem Gleichgewicht. Medikamente und Drogen Besonders anregende Stoffe, wie z.B. Koffein aber auch Alkohol und einige Schlafmittel stören den Schlaf auf längere Sicht. Gestörter Schlaf Weitere mögliche Ursachen einer Schlafstörung (eine kleine Auswahl) Schmerzen Schilddrüsenüberfunktion Schlafapnoe-Syndrom Herzerkrankungen (z. B. Herzrasen oder Herzrhythmusstörungen) Atemwegserkrankungen Durchblutungsstörungen Erkrankungen von Niere, Blase und Prostata (z. B. verbunden mit häufigem nächtlichen Aufstehen zum Wasserlassen) Narkolepsie, auch „Schlafkrankheit“ oder „Schlum- mersucht“ genannt Einteilung der Schlafstörungen Bei Schlafstörungen handelt es sich um kein einheitliches Krankheitsbild. Man kennt ca. 80 verschiedene Schlafstörungen, die nach der neuen “International Classification of Sleep Disorders” (ICSD-2) in folgende Gruppen eingeteilt werden: 1.Insomnien 2.Schlafbezogene Atmungsstörungen 3.Erhöhtes Schlafbedürfnis (Hypersomnien) 4.Zirkadiane Rhythmusstörungen 5.Schlafgebundene Störungen (Parasomnien) 6.Schlafbezogene Bewegungsstörungen 7.Isolierte Symptome 8.Andere Schlafstörungen 1. Ein- und Durchschlafstörungen (Insomnien) Dazu zählen Schwierigkeiten beim Einschlafen, Störungen des Durchschlafens und vorzeitiges Erwachen. Bei Einschlafstörungen ist das Hauptproblem der Betroffenen das Einschlafen. Sie liegen lange wach, >17< teilweise fühlen sie sich unruhig und machen sich viele Gedanken über mögliche Folgen des Schlaf- mangels. Durchschlafstörungen sind gekennzeichnet durch einen oberflächlichen und nicht durchgängigen Schlaf. Man wacht häufig und leicht auf, ohne dass es dafür eine körperliche Ursache, wie z. B. Durst oder Harndrang gibt. Beim vorzeitigen Erwachen erwacht der Betroffene nach zu kurzem Schlaf. Das Einschlafen ist nicht mehr möglich. Diese Form der Insomnie tritt häufig bei älteren Menschen auf. Äußere Einflüsse wie Hitze, Kälte, Lärm, Kaffee und Alkohol können eine Rolle spielen und zu einer sekun- dären Ein- und Durchschlafstörung führen. 2. Schlafbezogene Atmungsstörungen Hierbei handelt es sich um eine Gruppe von Erkrankungen, bei denen im Schlaf Atempausen oder eine relevante Verschlechterung der Atmung auftreten. Das häufigste Krankheitsbild stellt hierbei die Schlafapnoe (auch Schlafapnoesyndrom) dar. Typischerweise setzt >18< die Atmung im Schlaf immer wieder aus. Ursache hierfür können eine Obstruktion (Einengung der oberen Luftwege) oder eine Fehlfunktion der Atemmuskulatur sowie andere Erkrankungen (z. B. Herzinsuffizienz) sein. Der reguläre Schlaf wird erheblich gestört, die Betroffenen neigen tagsüber zu einem gefährlichen Sekundenschlaf. Die Erkrankung kann zu einer Tagesmüdigkeit, eingeschränkter Leistungsfähigkeit und Konzentrationsstörungen führen. Oft wird über morgendliche Kopfschmerzen geklagt. 3. Erhöhtes Schlafbedürfnis (Hypersomnien) Hierbei handelt es sich um vermehrten Schlafdrang am Tage trotz ausreichender Schlafdauer. Die Betroffenen klagen am nächsten Tag über Müdigkeit und Erschöpfung. Eine besondere Form ist die Narkolepsie, im Volksmund auch „Schlafkrankheit“ oder „Schlummersucht“ genannt. Es handelt sich um eine chronisch-neurologische Erkrankung mit einer schweren Tagesschläfrigkeit. Im Extremfall können Einschlafattacken auftreten, gegen die der Betroffene nicht ankämpfen kann. Er schläft zu jeder Tageszeit und in außergewöhnlichen Situationen ein. Gestörter Schlaf 4. Zirkadiane Schlafstörungen Hierbei kommt es zu einer Störung des „normalen“ Rhythmus der inneren Uhr, z. B. bei Schichtarbeit oder beim Jet - Lag. Wenn Schichtarbeiter ihren Körper zu einem Leben gegen ihre innere Uhr zwingen, führt dies zu Übermüdung und die Leistungsfähigkeit sinkt. Bei Albträumen handelt es sich um furchterregende Träume, die, wenn sie sich wiederholen, einen Lei- densdruck erzeugen. Die meisten davon sind jedoch harmlos und werden vergessen. 5. Schlafgebundene Störungen (Parasomnien) 6. Schlafbezogene Bewegungsstörungen Die Störungen des Schlafes können sowohl beim Erwachen, beim partiellen Erwachen oder auch bei Schlafstadienwechsel auftreten, und führen zu einer Unterbrechung des Schlafprozesses. Hierzu zählen z. B. Schlafwandeln, Alpträume, nächtliches Aufschrecken oder nächtliches Zähneknirschen. Schlafwandeln ist ein Zustand, in dem der Betroffene „wie im Traum“ zum Beispiel in der Wohnung umher geht und teilweise planvoll handelt. Es kann zur Selbst- oder Fremdgefährdung durch Stürze oder Verletzungen kommen. Am nächsten Morgen können sich die Betroffenen meist nicht mehr an ihre nächtlichen Aktivitäten erinnern. Unter schlafbezogene Bewegungsstörungen fällt zum Beispiel das Syndrom der unruhigen Beine (RestlessLegs-Syndrom). Es ist gekennzeichnet durch einen quälenden, nicht zu unterdrückenden Bewegungsdrang der Beine. Es handelt sich um eine neurologische Erkrankung, die mit der geeigneten Therapie wieder einen ruhigen Schlaf erreicht. >19< Folgen einer Schlafstörung Schlaf gehört zu unseren Grundbedürfnissen und ist für den menschlichen Körper ebenso wichtig wie Essen und Trinken. Ein erholsamer, gesunder Schlaf ist demnach wichtig für Gesundheit und Wohlbefinden. Ein dauerhaft gestörter Schlaf bleibt daher nicht lange ohne Folgen. Die Betroffenen klagen u. a. über Unwohlsein, Reizbarkeit, Konzentrationsschwäche und Tagesmüdigkeit. Die Leistungsfähigkeit nimmt ab, die Reaktionszeit zu und Fehler häufen sich. Die schlimmsten Folgen von Schlafmangel sind Unfälle im Straßenverkehr und Arbeitsunfälle bei monotonen Tätigkeiten z. B. an Maschinen. Die Analyse von Unfalldaten im Straßenverkehr geht in 20 bis 40 % der Fälle von einem Zusammenhang mit Schläfrigkeit oder Einschlafen aus, obwohl solche Zahlen schwer zu erheben sind. >20< Tipps gegen die Schlaflosigkeit „Der Schlaf sei das tägliche Brot deiner Seele.“ Carl Ludwig Schleich (1859 –1922), Deutscher Arzt Je nach Ursache erfordern Schlafstörungen ganz unterschiedliche Behandlungsmaßnahmen. Die meisten Betroffenen profitieren schon davon, ihre Lebens- und Ernährungsgewohnheiten umzustellen. Man spricht auch von „schlafhygienischen Regeln“. Diese finden Sie im Folgenden unter „Tipps für einen gesunden Schlaf“. Sie bilden die Grundlage jeder Behandlung von Schlafstörungen. Bessern sich Schlafstörungen durch die schlafhygienischen Maßnahmen nicht, steht neben Medikamenten auch eine Reihe verhaltenstherapeutischer Techniken (z. B. Stimuluskontrolle, Schlafrestriktion), Entspannungsverfahren (autogenes Training, progressive Muskelrelaxation) und die Psychotherapie zur Verfügung. Sind organische oder psychische Erkrankungen die Ursache, müssen diese zunächst behandelt werden. Bei länger anhaltenden Schlafstörungen empfiehlt es sich, den Arzt aufzusuchen, um mögliche Ursachen und Behandlungsmethoden zu besprechen. Sehr hilfreich ist dabei das Führen eines Schlaftagebuchs. Darin protokollieren Sie über einen gewissen Zeitraum die Schlafdauer, Ihre Befindlichkeit und mögliche Störfaktoren. >21< Tipps gegen die Schlaflosigkeit Tipps für einen gesunden Schlaf >22< Regelmäßige körperliche Bewegung am Nachmittag oder frühen Abend erleichtert das Einschlafen. Genießen Sie abends nur leichte Mahlzeiten. Eine Verdauung von schweren Mahlzeiten stört Ihren Schlaf. Meiden Sie am Abend stimulierende Substanzen wie Kaffee, Tee, Nikotin oder Alkohol. Letzterer hilft zwar anfangs beim Einschlafen, Ihr Schlafrhythmus wird aber nachhaltig gestört. Verzichten Sie auf einen Mittagsschlaf. Wenn er unbedingt sein muss, dann reduzieren Sie ihn auf ein Kurzmaß. Stellen Sie Ihre „innere Uhr“, indem Sie – wann immer möglich – zur selben Zeit ins Bett gehen und zur selben Zeit wieder aufstehen. Gehen Sie möglichst bei Müdigkeit oder müde zu Bett. Hören Sie auf die Signale Ihres Körpers, über winden Sie nicht den „toten Punkt“. Richten Sie sich Ihr Bett gemütlich und behaglich her. Das Schlafzimmer sollte kühl, dunkel und ruhig sein. Das Bett ist zum Schlafen da! Belassen Sie es dabei. Für Fernsehen, Arbeiten oder Essen ist das Bett tabu. Auch Kinder lieben es: das Einschlafritual. Finden Sie Ihr eigenes Einschlafritual, z. B. ein paar Seiten lesen oder ein wenig Musik hören und ruhig auf das Ein- schlafen einstellen. Geben Sie Ihrem Körper die Möglichkeit zur Ruhe zu kommen. Führen Sie vor dem Zubettgehen keine anstrengenden körperlichen oder geistigen Tätigkeiten aus. Genehmigen Sie sich eine „wirkliche Erholungspause“ zwischen Ihrem Tagesgeschäft und dem Schlafen. Schäfchenzählen hilft doch! Beruhigen Sie Ihren Geist, damit verhindern Sie Stress und es kommt keine Erwartungshaltung auf. Und sollten Sie doch einmal aufwachen: bevor Sie sich stundenlang im Bett wälzen, stehen Sie auf, gehen etwas umher, lesen Sie etwas, hören Sie etwas Musik oder trinken einen Kamillentee. Sie finden so leichter in den Schlaf zurück. Bereiten Sie das Aufstehen so vor, dass Sie sich darauf freuen können: Wecker nicht auf die letzte Minute stellen, sich Zeit für ein Frühstück nehmen… Planen Sie etwas Schönes für den kommenden Tag, so schlafen Sie mit einer positiven Erwartung ein. Gute Nacht >23< Tipps gegen die Schlaflosigkeit Wann sollten Sie einen Arzt aufsuchen? Wenn die Tagesbefindlichkeit, Leistungsfähigkeit und Lebensfreude durch Schlafstörungen beeinträchtigt sind, wird es Zeit für einen Arztbesuch. Bei Symptomen wie Tagesschläfrigkeit, Konzentrationsmangel oder starken Stimmungsschwankungen sollten Sie aufmerksam werden. Der folgende Test gibt Ihnen einen ersten Anhalt, ob Sie z. B. aufgrund von Tagesschläfrigkeit einen Arzttermin vereinbaren sollten. Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie in den folgenden Situationen einschlafen? Die Situationen: >24< 1 2 3 Beim Sitzen und Lesen Beim Fernsehen Beim untätigen Sitzen in der Öffentlichkeit (z. B. im Theater, einer Sitzung, bei einem Vortrag) Als Beifahrer in einem Auto während einer Stunde Autofahrt ohne Halt Beim Hinlegen für eine Ruhepause am Nachmittag Der Schläfrigkeitstest Mit der so genannten “Epworth Schläfrigkeitsskala“, können Sie selbst herausfinden, ob Sie von einer erhöhten Tagesschläfrigkeit betroffen sind. Aus diesem Test alleine ergibt sich noch keine Diagnose, er kann aber erste Anhalte liefern. Bitte bewerten Sie wie folgt: 0 Punkte:„Ich würde nie einschlafen.“ 1 Punkt: „Ich würde kaum einschlafen.“ 2 Punkte:„Ich würde möglicherweise einschlafen.“ 3 Punkte: „Ich würde mit großer Wahrscheinlichkeit einschlafen.“ 0 Beim Sitzen während einer Unterhaltung mit einer anderen Person Beim ruhig Sitzen nach einem Mittagessen ohne Alkohol In einem Auto, das an einer Verkehrsampel für wenige Minuten stoppt oder im Verkehrsstau steckt Addieren Sie Ihre Punkte Auswertung: Wenn Sie mehr als 10 Punkte erreicht haben, sollten Sie sich zur weiteren Abklärung an Ihren behandelnden Arzt wenden. Medikamente gegen die Schlaflosigkeit Falls die genannten nicht-medikamentösen Maßnahmen für einen erholsamen Schlaf erfolglos geblieben sind, gibt es die Möglichkeit, schlaffördernde Medikamente über einen begrenzten Zeitraum einzunehmen. Insbesondere wenn die Schlafstörung als starke Belastung empfunden wird, stellen Medikamente für den Betroffenen eine wichtige Hilfe dar. „Für den Langschläfer ist die Welt länger in Ordnung.“ Ulrich Löchner (*1948), deutscher Aphoristiker Wichtig ist allerdings ein verantwortungsbewusster Umgang mit Schlafmitteln. Um Neben- und Wechselwirkungen auszuschließen bzw. gering zu halten, sollten Sie die Einnahme immer mit dem behandelnden Arzt besprechen. Eine Veränderung in der Dosierung bzw. ein vollständiges Absetzen eines Medikamentes darf ebenso nur in Absprache mit dem Arzt erfolgen. >25< Medikamente gegen die Schlaflosigkeit Überblick über die am häufigsten bei Schlafstörungen eingesetzten Medikamente Substanzklasse Pflanzliche Substanzen Körpereigene Schlafsubstanzen Klassische Benzodiazepine Nichtbenzodiazepine Antidepressiva Neuroleptika Antihistaminika Wirkstoff (Beispiele) Baldrian, Hopfen, Melisse, Passionsblume Melatonin Lormetazepam, Flurazepam, Triazolam u. a. Zolpidem, Zopiclon, Zaleplon Trimipramin, Doxepin, Amitryptilin u. a. Melperon, Levomepromazin, Pipamperon u. a. Diphenhydramin, Doxylamin Als Schlafmittel werden pflanzliche und synthetische Substanzen eingesetzt. Außer den pflanzlichen Substanzen und den Antihistaminika sind alle anderen genannten Medikamente verschreibungspflichtig. >26< Pflanzliche Schlafmittel Zu den pflanzlichen Präparaten zählen folgende Substanzen: Baldrian (Valeriana officinalis) Hopfen (Humulus lupulus) Passionsblume (Passiflora incarnata) Melisse (Melissa officinalis) Heilpflanzenextrakte als Schlafmittel haben eine lange Tradition: Schon in der Klostermedizin wurden sie eingesetzt. Manche Präparate enthalten eine Kombination aus oben genannten Inhaltsstoffen. Diese Medikamente sind ohne Verschreibung frei in Apotheken erhältlich. Sie verfügen über eine leichte, schlaffördernde Wirkung und sind deshalb eher für leichte Schlafstörungen als Unterstützung geeignet oder als Hilfe beim Ausschleichen anderer Schlafmittel. Es gibt derzeit keine Hinweise, dass diese pflanzlichen Medikamente eine Abhängigkeit verursachen können. >27< Medikamente gegen die Schlaflosigkeit Melatonin Melatonin ist eine körpereigene Substanz und wird auch als „Schlafhormon“ bezeichnet, da es an der Steuerung des Schlaf-Wach-Rhythmus wesentlich beteiligt ist. Es senkt u. a. die Körpertemperatur, schwächt die Reaktion auf Umweltreize ab und bewirkt eine allgemeine Entspannung, was das Einschlafen fördert. Da man weiß, dass die Melatonin-Konzentration im Blut im Alter abnimmt und ebenso Schlafstörungen im Alter gehäuft auftreten, geht man davon aus, dass das MelatoninDefizit für Schlafstörungen im Alter mitverantwortlich ist. Untersuchungen bei älteren Menschen haben eine Schlafverbesserung schon bei geringen Dosen Melatonin festgestellt. Außerdem hat es einen positiven Effekt auf die „innere Uhr“. Melatonin wird schon seit einigen Jahren bei Einschlafstörungen durch Jet-Lag oder Schichtarbeit eingesetzt. Seit kurzem kann Melatonin in Deutschland zur Behandlung von Schlafstörungen bei älteren Menschen eingesetzt werden. Melatonin ist als Schlafmittel gut geeignet, da es bereits in geringen Dosen wirksam ist und gleichzeitig gut verträglich. Wichtig ist eine kontinuierliche Einnahme über 3 Wochen, um >28< die „innere Uhr“ anzustoßen. Melatoninpräparate sollten Sie nur unter ärztlicher Aufsicht einnehmen. Benzodiazepine und Nichtbenzodiazepine Bei den Benzodiazepinen unterscheidet man kurz-, mittel- und langwirksame Wirkstoffe. Auch hinsichtlich der Wirkung gibt es unterschiedliche Schwerpunkte. Die Wirkungen von Benzodiazepinen sind: sedierend/hypnotisch (beruhigend, müde-machend) muskelrelaxierend (die Muskeln entspannend) anxiolytisch (Angst lösend) „antikonvulsiv“ (krampflösend bzw. -verhindernd) antiaggressiv Benzodiazepine werden schon lange zur Behandlung von Schlafstörungen, aber auch von anderen Erkrankungen (z. B. epileptische Anfälle oder Angststörungen) eingesetzt. Bei regelmäßiger Einnahme besteht die Gefahr der Gewöhnung und der Abhängigkeit. Daher sollte die Anwendung möglichst kurz und die Dosis möglichst gering gehalten werden. Eine Eigentümlichkeit der klassichen Benzodiazepine ist die Unterdrückung der REM-Schlafphasen. Damit wird die Erholsamkeit des Schlafes eingeschränkt. Deshalb werden heutzutage eher die neueren Wirkstoffe Zolpidem und Zopiclon aus der Gruppe der Nichtbenzodiazepine eingesetzt, die den REM-Schlaf weniger stören. Außerdem scheinen Gewöhnungseffekte und die Gefahr einer Abhängigkeit geringer ausgeprägt zu sein als bei Benzodiazepinen. Benzodiazepine und Nichtbenzodiazepine sollten ebenfalls nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden. Antidepressiva Insgesamt wirken Antidepressiva stimmungsaufhellend antriebssteigernd oder antriebsdämpfend beruhigend und angstlösend Auch zur Behandlung von Schlafstörungen außerhalb der Depression verwendet man Antidepressiva mit vorwiegend beruhigendem und dämpfendem Effekt. Bei diesen Antidepressiva können wegen der langen Wirkdauer die dämpfenden Effekte am Tage andauern und so den Alltag beeinträchtigen. Auch Antidepressiva sollten nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden. Antidepressiva, die schlafanstoßend und schlaffördernd wirken, werden vor allem bei Schlafstörungen im Zusammenhang mit einer Depression verordnet. Es gibt mittlerweile zahlreiche Arten von Antidepressiva mit unterschiedlichem Wirkmechanismus und Wirkungsschwerpunkt. >29< Medikamente gegen die Schlaflosigkeit Neuroleptika und Antihistaminika Neuroleptika Antihistaminika Diese Substanzgruppe setzt man vor allem zur Behandlung einer Form von schweren psychischen Störungen (Psychosen) ein. Dadurch verringern sich psychotische Symptome wie Angst, Erregung oder Wahnvorstellungen. Da sie zudem beruhigend wirken, können sie auch zur Behandlung von Schlafstörungen angewandt werden. Sie werden hauptsächlich zur Behandlung von Allergien eingesetzt. Die älteren Antihistaminika werden wegen ihrer müde-machenden Wirkung jedoch auch bei Schlafstörungen verwendet. Ihre schlafanstoßende Wirkung ist eher schwach, weshalb sie in erster Linie bei leichten Schlafstörungen Anwendung finden. Bislang sind die Antihistaminika rezeptfrei erhältlich. Neuroleptika bergen zwar kein Abhängigkeits- oder Gewöhnungsrisiko, haben aber zahlreiche Nebenwirkungen. Neuroleptika sollten ebenfalls nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden. >30< Anhang Literaturtipps „Ratgeber Schlafstörungen: Informationen für Betroffene und Angehörige“ von Dieter Riemann Taschenbuch - 50 Seiten Hogrefe-Verlag; ISBN-13: 978-3801717636 Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) Prof. Dr. Geert Mayer HEPHATA-Klinik Schimmelpfengstraße 34613 Schwalmstadt-Treysa Tel.: 06691/27 33 Fax: 06691/28 23 Internet: www.dgsm.de E-Mail: [email protected] „Mein Buch vom guten Schlaf“ von Jürgen Zulley Gebundene Ausgabe – 248 Seiten Zabert Sandmann; ISBN-13: 978-3898831345 „Einfach schlafen“ von Frauke und Wilfried Teschler Gebundene Ausgabe – 64 Seiten Nymphenburger Verlag; ISBN-13: 978-3485010894 „Schlafstörungen. 3-Schritte-Programm gegen Einschlaf- und Durchschlafstörungen“ von Christina M. Wiesemann Hörbuch Arps-Verlag; ISBN-13: 978-3939306078 Adressen Bundesverband Schlafapnoe Deutschland BSD e.V. Kettelerstr. 54 58099 Hagen Tel.: 02331/6 67 80 Fax: 02331/6 67 90 Internet: www.bundesverband-schlafapnoe-web.de Deutsche Narkolepsie Gesellschaft (DNG) e.V. Bundesgeschäftsstelle Wilhelmshöher Allee 286 34131 Kassel Tel.: 0561/40 09 07 04 Fax: 0561/40 09 07 06 Internet: www.dng-ev.org E-Mail: [email protected] >31< 900870 5/2009 Lundbeck GmbH Karnapp 25 • 21079 Hamburg Tel.: 040/23649-0 • Fax: 040/23649-255 E-Mail: [email protected] • www.lundbeck.de
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