Flugblatt metallnachrichten vom 14. April

Bezirk
Nordrhein-Westfalen
metallnachrichten
2. TARIFVERHANDLUNG
Nr.
5
14. April 2016
für die Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie NRW
So geht’s weiter
www.metall-tarifrunde-2016.de
Eine
Provokation
0,9 Prozent mehr Geld – so lautet
das mit Spannung erwartete
Angebot der Metallarbeitgeber.
Ein Schlag ins Gesicht der 700 000
Beschäftigten in NordrheinWestfalen. Die Metalltarifrunde
2016 eskaliert.
Düsseldorf, 11. April, Beginn der 2. Tarifverhandlung: Arndt Kirchhoff, der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, stellt das Tarifangebot der Unternehmerseite vor. Um
0,9 Prozent sollen die Entgelte steigen. Für
die Zeit vom 1. April 2016 bis 31. März 2017
(12 Monate). Und es soll eine Einmalzahlung
von 0,3 Prozent geben.
Wie viel Euro das sind, ist schnell errechnet: 0,9 Prozent bedeuten in der Entgeltgruppe 1 rund 20 Euro mehr im Monat,
in der Entgeltgruppe 9 rund 25 Euro. Eine
Einmalzahlung von 0,3 Prozent des Entgelts
bedeuten 7 bis 8 Euro mehr. Mehr sei nicht
drin, sagen die Arbeitgeber, damit sei die
Grenze ihrer Belastbarkeit erreicht.
28. April: dritte Tarifverhandlung, Neuss
28. April: Die Friedenspflicht endet, ab Mitternacht
sind Warnstreiks möglich
29. April: Treffen der IG Metall-Tarifkommission
Frech und bar
jeder Vernunft
Die IG Metall-Verhandlungskommission
reagiert mit eisigem Schweigen. Die Kommissionsmitglieder stehen auf und verlassen den Saal – ohne Gruß und Händeschütteln. 0,9 Prozent – das ist kein verhandlungsfähiges Angebot.
Der Konsum ist die Stütze der Konjunktur.
Doch wer den Beschäftigten Magerkost verabreicht, schwächt ihre Kaufkraft, gefährdet
Wachstum und Beschäftigung. Er riskiert
den konjunkturellen Absturz.
Ja, die Inflationsrate ist derzeit niedrig;
vor allem, weil die Ölpreise gesunken sind;
Benzin und Diesel sind sehr günstig. Doch
Tarifpolitik bezieht sich auf die Zukunft. Und
das pfeifen die Spatzen vom Dach: Die Inflation kehrt zurück. Das sagen nicht nur die
Wirtschaftsweisen. Auch die Europäische
Union. Für Deutschland sagt sie eine Preissteigerung von 1,5 Prozent für 2017 voraus.
Die Metallarbeitgeber reden die Wirtschaft schwach. Sie ist es nicht. Sie wächst.
Das Bruttoinlandsprodukt hat 2015 die 3-Billionen-Euro-Grenze durchstoßen.
„Angebot“ kann man das nicht nennen, was
uns die Metallarbeitgeber zumuten. 0,9 % –
das ist eine Respektlosigkeit gegenüber den
Beschäftigten, eine Missachtung ihrer Arbeitsleistung, eine Provokation der gesamten
IG Metall. Und bar jeder wirtschaftspolitischen
Vernunft. So entsteht keine Kaufkraft, die aber
zur Stärkung der Binnenkonjunktur nötig ist.
Diese Tarifpolitik würgt die Konjunktur ab.
Die Arbeitgeber reden ihre Unternehmensdaten schlechter als sie sind. Ein solches
„Angebot“ dient nur einem: der Steigerung
der Profite!
Mit ihrem Angebot haben sich die Arbeitgeber keinen Gefallen getan – es ist nicht
nur niedrig, es ist unterirdisch. Es ist das
geringste Angebot in der
Geschichte der IG Metall.
Die Arbeitgeber sind
schlecht beraten. Sie haben
ein Feuer gelegt, das sich
zu einem Flächenbrand
entwickeln kann.
Knut Giesler, IG Metall-Bezirksleiter NRW
und Verhandlungsführer
14. April 2016 metallnachrichten
Bilanz-Ticker Umsatzrendite 2015: Daimler 8,8 %, DMG Mori (ehemals Gildemeister): 8,1m %,
Das ist mit uns
nicht zu machen!
Die Wirtschaftsforschungsinstitute erwarten in diesem
Jahr ein Wachstum von 1,6 Prozent. Die Verbraucher tragen
mit 0,9 Prozent
mehr als die
Hälfte dazu bei.
Einstimmig votiert die Tarifkommission für Warnstreiks ab 29. April 0 Uhr,
sofern die 3. Tarifverhandlung am 28. April kein Ergebnis bringt.
Tarifkommission stinksauer auf Arbeitgeber
„Angebot“ kann es
nur eine Antwort
geben: Höchste Beteiligung an allen
War nstreik s. Da
seit Montag mit einer schnellen Einigung vor Pfingsten
kaum zu rechnen
ist, sind wir alle
gefordert, bereits
jetzt eine Verschärfung des Konflikts
über Warnstreiks hinaus mit einzuplanen.
Zurück zum Tarif: „Jetzt haben
wir die Chance“
Das Familienunternehmen Upmann in Rietberg bei Gütersloh (170 Beschäftigte) akzeptiert seit Jahrzehnten keinen Tarifvertrag mehr. Anfangs zahlte die Firma zwar
noch Tarif, „dann aber immer weniger“,
sagt der Betriebsratsvorsitzende Manfred
Husemann. Mittlerweile liegt die Bezah-
„Wir erwarten ein verhandlungsfähiges Angebot!“, sagt IG Metall-Bezirksleiter Knut Giesler unmittelbar vor Verhandlungsbeginn am Montag, 11. April, vor mehreren hundert Beschäftigten von Daimler in Düsseldorf, Ford in Köln, Siemens in Mönchengladbach und anderen Metallbetrieben. Minuten
später platzt die Bombe: Das Angebot von 0,9 Prozent mehr Lohn ist nicht verhandlungsfähig.
Kundgebung vor Verhandlungsbeginn am 11. April
2
Manfred Husemann, Gudrun KleinemeierMühlmann, Petros Mentis, Michael Dittrich
lung schon 10 Prozent unter dem Flächentarifvertrag NRW. Jetzt möchte der Chef sogar zurück zur 40-Stunden-Woche - ohne
Lohnausgleich! Und er möchte einen Sanierungstarifvertrag. „Das ist unsere Chance“,
sagt die Betriebsrätin Gudrun KleinemeierMühlmann, „einen Sanierungstarifvertrag
gibt es nur, wenn Upmann in die Tarifbindung zurückkehrt.“
Westfalia Mobil in Rheda-Wiedenbrück
(230 Beschäftigte) hat ebenfalls keinen Tarifvertrag, zahlt aber nach Tarif. Trotzdem
will die Belegschaft einen Tarifvertrag. „Wir
wollen einen tarifvertraglichen Anspruch
auf die Tariferhöhung“, erklärt der Betriebsratsvorsitzende Petros Mentis, „wir wollen
nicht darum betteln.“ Die Auftragslage sei
„sehr gut“, berichtet der stellvertretende
Betriebsratsvorsitzende Michael Dittrich,
„und das ist die Gelegenheit, wieder zurückzukehren zum Tarifvertrag!“
IMPRESSUM Herausgeber: IG Metall-Bezirksleitung NRW, Verantwortlich: Knut Giesler.
Text: Norbert Hüsson. Layout: zang.design. Illustration: Robert Stern.
Fotos: Thomas Range, Ulrike Reinker. Druck und Vertrieb: apm AG, Darmstadt.
Schwerte, 13. April: „0,9 Prozent - das geht
gar nicht“, sagt Ralf Hüttemann von Vorwerk in Wuppertal. „Unsere Truppen stehen, die Kollegen sind einfach nur sauer!“
Seine Idee: „Sollen wir unsere Produktivität jetzt auch auf 0,6 Prozent reduzieren?“ Carsten Wurth hofft, „dass es richtig
hämmert“. Er ist Betriebsratsvorsitzender
von Finova in Remscheid. Die Belegschaft
versucht schon seit einem Jahr, in die Tarifbindung zu kommen und hat bereits drei
Warnstreiks hinter sich.
Aus Köln berichtet Wolfgang Rasten:
„Alles ist organisiert. Sobald die Friedenspflicht endet, gehen wir raus.“ Robert
Chwalek Betriebsrat von Weidmüller in Detmold schlägt vor, die 0,9 Prozent zu Grabe
zu tragen. Michael Djurkowitsch von Benteler Steel/Tube in Dinslaken ist fast sprachlos: „Für diese Provokation gibt’s eigentlich
keine Worte – jetzt braucht’s Taten!“
Mit Ablauf der Friedenspflicht in der
Nacht vom 28. April auf den 29. April um null
Uhr beginnen Warnstreiks. Nach diesem
www.igmetall.de/beitreten
14. April 2016 metallnachrichten
Ford Werke 5,3 %, GEA 6,7 %, Infineon Technologies 9,7 %, Linde 11,4 %, Siemens 7,6 %,