PROPHETISCHE EINWÜRFE ZU GESELLSCHAFTLICHEN BRENNPUNKTEN DAS HEILIGE UND DIE GEWALT 18. APRIL 2016, 14H00 BIS 17H30 ROMEROHAUS LUZERN 40. KATHOLISCHER DIALOG Während für die einen die Religionen das eigentliche Grundübel heutiger Gewaltspiralen sind, sind sie für andere die Quelle einer Haltung der Gewaltlosigkeit. Was steckt wirklich in den Religionen? Gibt es das Heilige ohne Gewalt? Worauf kommt es im Umgang mit dem religiösen Erbe an? Und nicht zuletzt: Gibt es grundlegende Unterschiede zwischen den Religionen in der Gewaltfrage? Christen, die im Namen Jesu zu Gewalt aufrufen, verraten Christus — trotzdem haben es viele getan. «Anders die Moslems: Wenn sie religiös motivierte Gewalt üben, folgen sie dem Gründer ihrer Religion, der zum Töten aufgerufen hat. Angehörige dieser Religion haben es deshalb zweifellos schwerer, anzuerkennen, was mit der Aufklärung durchgesetzt wurde: das Gewaltmonopol des Staates» (Martin Grichting, Generalvikar in Chur, im «Blick» nach dem Anschlag in Brüssel). Grichting erhält Zuspruch unter Verweis auf die Christenverfolgung, die im Namen des islamischen Extremismus im Gang sei. «Nach allen Erfahrungen mit dem Islam in den letzten Jahrzehnten, haben die meisten einfach genug von den ständigen Bagatellisierungen der Gefahr durch Gutmenschennaivität», heißt es in einem Kommentar und ein anderer meint, dass die Muslime aufschreien bei islamkritischen Karikaturen, sich angesichts der Terrorakte aber in ohrenbetäubendes Schweigen hüllten. Der Anschlag auf christliche Familien auf einem Spielplatz in Lahore (Pakistan) hat die asymmetrische Wahrnehmung noch verschärft. Was bedeuten diese Entwicklungen für das christliche Zeugnis? Und was bedeuten sie für die Integration der Muslime in unserem Land? Richard Friedli, Professor i.R.; 1966-71: Entwicklungsethik an der Nationalen Universität Rwanda; 1971-92: interkulturelle Theologie und 1992-2006: Religionssoziologie an der Universität Fribourg; 2009-13: akademischer Leiter der World Peace Academy (Universität Basel). Seit 2013: Konsulent im «Culture and Religion in Mediation»–Team an der ETH Zürich. Hansjörg Schmid, PD für christliche Sozialethik; Studien in Freiburg i.Br. und Jerusalem; 20022010: Leiter des Referats Interreligiöser Dialog an der Akademie der Diözese RottenburgStuttgart; seit 2015: Lehr- und Forschungsrat für Theologische Sozialethik an der Universität Fribourg und Leiter des «Schweizer Zentrum für Islam und Gesellschaft». Moderator der Katholischen Dialoge ist der Theologe Thomas Staubli, Dozent für Altes Testament an der Universität Freiburg (Schweiz) und Mitbegründer des dortigen BIBEL+ORIENT Museums. Ort: RomeroHaus (Kreuzbuchstrasse 44, Luzern); Bus 6 und 8 ab Bahnhof bis Haltestelle Bühlstrasse. Ablauf: Um 14h00 theologisch-spirituelle Hinweise zum Thema; um 15h45 praktisch-pastorale Relevanz; um 17h00 gemeinsame Schlussfolgerungen. Beide Referentinnen legen in einem kurzen Impulsreferat ihre Thesen dar und erörtern sie anschliessend im Dialog mit den Teilnehmenden. Unkostenbeitrag: Er beträgt 15 Franken (inklusiv Pausenkaffee); eine Anmeldung ist nicht nötig. Trägerschaft: Das Forum für offene Katholizität (FOK) ist getragen von der Überzeugung, dass katholisches Denken weiter reicht, als kirchlich-dogmatische Engführungen glauben machen wollen. Das FOK organisiert die Dialoge zusammen mit dem RomeroHaus und dem Verein tagsatzung.ch. Kerngruppe: Brigitte Durrer, Josef Estermann, Paul Jeannerat, Leo Karrer, Erwin Koller, Thomas Staubli, Alois Odermatt, Vera Rüttimann, Franziska Tobler. Gesamtprogramm der Dialoge 2015/16: siehe Rückseite. PROPHETISCHE EINWÜRFE ZU GESELLSCHAFTLICHEN BRENNPUNKTEN KATHOLISCHE DIALOGE 2015/16 Viele der sozialen, kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Errungenschaften der letzten fünfzig Jahre scheinen in Gefahr zu sein; überall wird der Sozialstaat abgebaut und macht sich der Klimawandel immer schmerzhafter bemerkbar. Aber auch bei den Bereichen von Religion und Kirche sind bedenkliche Entwicklungen festzustellen. Während sich ein Teil davon in fundamentalistische Positionen flüchtet und auch vor Gewalt nicht zurückschreckt, fokussieren sich andere Kreise auf Strukturfragen, den Erhalt der reinen Lehre oder auch um die spärlicher werdenden Finanzen. Die prophetische und gesellschaftskritische Dimension von Religion und Kirche bleibt dabei weitgehend auf der Strecke, obwohl deren engagierte Stimmen für eine Orientierung in einer von der Sinnkrise erfassten Welt umso dringender wäre. Die Katholischen Dialoge 2015/2016 stellen sich diesen Herausforderungen und versuchen, die prophetische Dimension der jüdisch-christlichen Tradition erneut in den Mittelpunkt zu stellen. Die lateinamerikanische Befreiungstheologie sieht in dieser Dimension zwei wichtige Aufgaben: das Anklagen von Missständen und Irrwegen (denuncia) und die Ankündigung von Befreiung und eines neuen Himmels und einer neuen Erde (anuncio). Wie Blitzlichter sollen ein paar prophetische Einwürfe Licht auf wichtige gesellschaftliche Brennpunkte unserer Zeit werfen. Die Werkstatt steht allen dialogischen Menschen offen. Besonders angesprochen sind die Vermittlerinnen und Vermittler der befreienden christlichen Botschaft: TheologInnen, PastoralarbeiterInnen und Pfarrer, KatechetInnen und GemeindeleiterInnen, ÖffentlichkeitsarbeiterInnen und Verantwortliche in Kirche und religiöser Öffentlichkeit. DER Dialog Nr. 41 NÄCHSTE 23. Mai 2016 KATHOLISCHE DIALOG: Mammon oder Mensch? Zur ökumenischen Debatte um die Marktlogik Beat Dietschy und Thomas Wallimann-Sasaki
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