DIE RHEINPFALZ — NR. 85 Gute Chancen auf dem Ausbildungsmarkt Jugendliche haben zurzeit gute Chancen, einen Ausbildungsplatz zu finden. Das teilt die Agentur für Arbeit in Landau mit. Zum Stichtag Mitte März waren bei der Agentur noch 1361 unbesetzte Ausbildungsstellen gemeldet. 1456 junge Leute sind noch auf der Suche nach einem geeigneten Platz. Christine Groß-Herick, die Vorsitzende der Geschäftsführung der Arbeitsagentur, ist zuversichtlich, dass Bewerber und Betriebe in den kommenden Monaten zueinander finden. „Die Auswirkungen des demografischen Wandels werden spürbar“, stellt Groß-Herick fest. In der hiesigen Wirtschaftsregion hätten rund 140.900 Beschäftigte einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz. „Davon ist nahezu jeder Dritte älter als 50 Jahre und wird in den nächsten zehn bis 15 Jahren aus dem Erwerbsleben ausscheiden.“ Vor dem Hintergrund, dass die Anzahl der Schulabgänger und der potenziellen Nachwuchskräfte sinke, werde deutlich, wie wichtig die duale Ausbildung sei. Nach Auskunft der Arbeitsagentur gilt das sowohl für die betriebliche Ausbildung als auch für die dualen Studiengänge. Das Interesse am dualen Studium sei in den vergangenen Jahren sowohl auf Seiten der Betriebe als auch der Abiturienten stark angestiegen. Arbeitgeber könnten so frühzeitig Fachpersonal an sich binden. (kkr) T A GE STHE MA Lückenschluss im Radwegenetz Zwischen Lambrecht und Frankeneck wird am Rad- und Gehweg entlang der Bundesstraße 39 gebaut. Eine Fahrspur der B 39 muss dazu gesperrt bleiben. LOKALSEITE 4 B I T TE U M BLÄT TE RN Kirchenbank hochkant gestellt Stadt: Schüler der MSS 12 am Kurzfürst-Ruprecht-Gymnasium haben erst gemeckert und dann nach Alternativen gesucht. Und zwar bei der Aktion Heimat/Kirche/Pfalz. LOKALSEITE 2 Gefragte Beraterinnen Haßloch: Im vergangenen Jahr haben 122 Frauen die Beratungsstelle für Alleinerziehende aufgesucht, 52 davon zum ersten Mal. Die Zahlen sind seit Jahren stabil. LOKALSEITE 3 Relegation vorzeitig gesichert Sport: Die Tischtennisspieler der TSG Haßloch haben sich durch ein 9:6 in Herxheim den zweiten Tabellenplatz gesichert und spielen in der Relegation um den Aufstieg. LOKALSEITE 6 Liebeserklärung an die Pfalz Kultur regional: Renommierte regionale Interpreten singen und spielen Werke des Deidesheimer Komponisten Nors S. Josephson in der Alten Winzinger Kirche. LOKALSEITE 7 A C H T UN G, RAD A R! Die Polizei führt heute Nachmittag in Ruppertsberg Geschwindigkeitskontrollen durch. S ER VI C E Auf einen Blick LOKALSEITE 2 SO ER RE IC HEN S IE UNS MITTELHAARDTER RUNDSCHAU Verlag und Geschäftsstelle Telefon: Fax: E-Mail: Kellereistr. 12 - 16 67433 Neustadt 06321 8903-0 06321 8903-20 [email protected] Abonnement-Service Telefon: 06321 3850146 Fax: 06321 3850188 E-Mail: [email protected] Privatanzeigen Telefon: Fax: E-Mail: 06321 3850192 06321 3850193 [email protected] Geschäftsanzeigen Telefon: Fax: E-Mail: 06321 3850383 06321 3850384 [email protected] Lokalredaktion Telefon: Fax: E-Mail: 06321 8903-28 06321 8903-36 [email protected] „Wir brauchen einfach Zeit“ GartenSzenario FLÜCHTLINGE IN NEUSTADT (2): Der Weg in die Arbeitswelt ist für Flüchtlinge kein einfacher. Die größte Hürde ist die Sprache. Ehrenamtliche Helfer brauchen einen langen Atem. Aber es gibt auch Hoffnungsschimmer. VON KATHRIN KELLER Kidane Ande hat geschafft, was viele in seiner Situation sich wünschen: Der junge Asylbewerber aus Eritrea hat einen Platz als Praktikant gefunden und kann im August eine Lehre beginnen. Als Friseur im Salon Braun. Ein bisschen Bammel hat er davor, denn die Berufsschule, das weiß er, wird schwer für ihn. Ande hat zwar in etwas mehr als einem Jahr recht gut Deutsch gelernt. Doch ob es reicht, um dem Unterricht folgen zu können? Das ist eine Frage, die dem 25-Jährigen Sorge bereitet. Kidane Ande ist einer der Flüchtlinge mit dem Status „Duldung“. Über seinen Antrag auf Asyl ist noch nicht entschieden worden. Im Sommer hatte er seine Anhörung, doch der Antrag sei noch nicht bearbeitet, erzählt Waltraud Scholl, die den Eritreer ehrenamtlich betreut. Ein Einstieg in den Arbeitsmarkt ist dennoch möglich: über eine Einstiegsqualifizierung der Agentur für Arbeit, eine Art Langzeitpraktikum. Andes Alltag ist also prall gefüllt: Morgens ist er im Betrieb, nachmittags im Deutschunterricht. Wenn er nach Hause kommt, in seine AchtMann-Wohngemeinschaft, ist Kochen angesagt. „Er ist sehr fleißig“, lobt Scholl. Aber Ande räumt ein, dass es nicht einfach für ihn ist. Die fremde Sprache, das frühe Aufstehen, die ungewohnten, abgepackten Lebensmittel. Das schlechte Wetter. Und das Heimweh, vor allem nach seiner jüngeren Schwester. Kidane Ande lacht dennoch. Er hat schon einiges hinter sich: Gefängnis in Eritrea, Gefängnis in Libyen und eine lebensgefährliche Bootsfahrt übers Mittelmeer. Aber vor ihm liegt, so hofft er, ein Leben in Sicherheit. Und vielleicht eine Zukunft als Friseur. Arbeiten und Geld verdienen ist für viele Flüchtlinge ein vorrangiges Ziel. Arbeiten und Geld verdienen: Das ist für viele Flüchtlinge ein vorrangiges Ziel. Manche sind verschuldet, weil sie sich für die Flucht Geld leihen mussten, manche wollen ihre Familien unterstützen. Doch der Weg in die Arbeitswelt ist kein einfacher. Wolfgang Dolich ist einer der ehrenamtlichen Helfer, die sich in der Vermittlung engagieren. Die Flüchtlinge können zu ihm in die Sprechstunde kommen, er erarbeitet ein kurzes Profil und gleicht es mit den Stellenangeboten ab, die er über verschiedene Kanäle sammelt. „Die berufliche Situation ist schwierig“, sagt er. Er sei mit großem Enthusiasmus vor über einem Jahr an die Aufgabe gegangen. Doch mittlerweile sei Ernüchterung ein- Konzentriert bei der Arbeit: Kidane Ande rasiert im Friseursalon Braun einen Kunden. getreten. „Etwa 80 Prozent der Flüchtlinge haben keine formale Bildung“, sagt er. Das größte Problem: die Sprache. Zwar gehe es fast ausschließlich um Helferjobs, für die keine besonderen Sprachkenntnisse nötig sind. „Aber die Leute müssen zumindest die Sicherheitsvorschriften verstehen können“, sagt Dolich. Der engagierte Pensionär hat inzwischen gelernt, sich von Misserfolgen nicht entmutigen zu lassen. „Wir brauchen einfach Zeit“, sagt er. Flüchtlinge aus Ländern, in denen schon lange bürgerkriegsähnliche Zustände herrschen, haben häufig nie eine Schule besucht. Sie kennen das Alphabet nicht und haben nie gelernt zu lernen. Vermittlungen in Ausbildungsverhältnisse seien in zahlreichen Fällen an den mangelhaften Sprachkenntnissen gescheitert, erzählt Dolich. „Da muss ja auch die Fachsprache beherrscht werden.“ Und Worte wie „Zündkerze“ oder „Bohrer“ lernt man nicht im Volkshochschulkurs. Kein Wunder also, dass Ande Bammel vor der Berufsschule hat. Obwohl er in Eritrea Abitur gemacht hat. Das war, als er beim Militär war. Bevor die Polizei ihn verdächtigte als Fluchthelfer zu arbeiten. Als er noch plante, sein Leben im kleinen, landwirtschaftlichen Betrieb seines Vaters zu verbringen. In einem Dorf im Süden Eritreas, in dem es keinen Strom gibt. Jetzt lebt er im Schöntal. Waltraud Scholl und ihr Mann sind eine Art Ersatzfamilie geworden. „Er ist voll integriert bei uns“, sagt Waltraud Scholl. 80 Jahre alt ist die Helferin, und Kidane Ande ist nicht ihr einziger „Schützling“. Scholl kümmert sich um die ganze eritreische Gruppe, die jetzt gegenüber den Scholls lebt. Und während die Afrikaner Deutsch lernen, lernt die Seniorin Gesetze und Verordnungen zur Flüchtlingsthematik. Sie geht mit „ihren“ Flüchtlingen zur Ausländerbehörde und zum Arzt, sie führt Telefonate und sucht nach Arbeitsmöglichkeiten. Einfacher sei es seit Beginn vergangenen Jahres nicht geworden. „Es sind jetzt eben sehr viele Flüchtlinge hier“, sagt Scholl. Doch mit ihrer kleinen Eritreer-Gruppe war sie FOTO: LINZMEIER-MEHN schon ziemlich erfolgreich. Zwei sind in die Altenpflege eingestiegen, einer hat einen Ein-Euro-Job beim Roten Kreuz. Und Kidane hat gute Chancen, Friseur zu werden. DIE SERIE Das Thema Flüchtlinge in Neustadt umfasst viele Aspekte. Wie stellen sich Kitas und Schulen auf? Was bedeutet Flüchtlings-TV? Wie läuft es bei den Deutschkursen, wie auf dem Arbeitsmarkt? Was sind die Auswirkungen auf die Stadtverwaltung? Diese und andere Fragen werden in losen Serienfolgen aufgegriffen. •• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •• Zur Sache: „Viele offene Stellen“ Für Flüchtlinge mit dem Status „Duldung“ ist bei der Arbeitssuche die Agentur für Arbeit zuständig. Wer als asylberechtigt anerkannt ist, wechselt zum Jobcenter. Bei „geduldeten“ Flüchtlingen wird bei der Vermittlung überprüft, ob es Bewerber gibt, die bevorzugt zum Zug kommen. Etwa Deutsche oder EU-Ausländer. Die Arbeitsagentur in Landau, zu der Neustadt gehört, hat, um das Verfahren möglichst unbürokratisch zu gestalten, die Branchen, die erfahrungsgemäß auch für Deutsche oder EU-Ausländer attraktiv sind, schriftlich gelistet. Dazu gehören beispielsweise die Bereiche Büro, Verkauf und Logistik. Wenn ein Flüchtling in einem solchen Bereich einen Job antreten will, wird überprüft, ob nicht ein bevorzugter Kandidat, also beispielsweise ein Deutscher, Interesse hat. Bei Jobs aus anderen Bereichen er- teilt die Arbeitsagentur sofort einen positiven Bescheid. Insgesamt sei die Arbeitsmarktlage gut, sagt Agentursprecherin Anke Spittka. „Wir haben viele offene Stellen.“ Wie viele Flüchtlinge genau arbeitssuchend sind, kann sie nicht sagen, da die Flüchtlinge nicht gesondert aufgeführt werden. Allerdings lässt sich aus der Aufschlüsselung nach Nationalitäten ein Eindruck gewinnen. So waren im Februar in Neustadt 2353 Menschen arbeitslos gemeldet, darunter 353 mit ausländischer Nationalität. 88 stammen aus so genannten Asylzugangsländern, 55 davon aus nichteuropäischen. In diesen Zahlen sind aber nur Menschen erfasst, die dem Arbeitsmarkt in vollem Umfang zur Verfügung stehen. Es fehlen also Flüchtlinge, die Einstiegssprachkurse oder Integrationskurse absolvieren. (kkr) Musikverein wird Hausbesitzer Kauf des Gemeindezentrums in Lachen-Speyerdorf perfekt – Brandschutztreppe wird angebaut Die Verträge sind ausgehandelt. Der Notartermin steht. Der Musikverein Lachen-Speyerdorf wird das Gemeindezentrum der evangelischen Gemeinschaft übernehmen. Der Vereinsvorsitzende Norbert Kercher und Musikschulleiterin Andrea Faath-Becker sprechen von einem Riesenschritt für den Verein mit 180 Mitgliedern. „Wir bekommen keine Zuschüsse. Selbst das Lärmgutachten hat uns 2000 Euro gekostet“, so Kercher, der Kulturvereine im Vergleich zu Sportvereinen benachteiligt sieht: „Dabei haben wir fast 100 aktive Kinder und Jugendliche.“ Öffentliche Zuschüsse gebe es nur, wenn der Verein alle Sparten besetze. „Außerdem müssten wir einen professionellen Musikschulleiter einstellen. Beides ist nicht umsetzbar“, erklärt Kercher. 1992 musste der Verein das alte Schulhaus in Lachen räumen, weil es zur Kindertagesstätte umgebaut wurde. Der Ausweg war damals das Mannschaftsheim der Edon-Kaserne. Seit 2013 war dann klar, dass die neuen privaten Eigentümer das Gebäude abreißen (wir berichteten). Bei Kerwen, wie hier in Duttweiler mit Norbert Kercher an der Trompete, will der Musikverein künftig öfter auftreten. ARCHIVFOTO: LM „Zur Jahresmitte müssen wir raus“, weiß Norbert Kercher. Zum Kaufpreis, mit Nebenkosten 236.000 Euro, kalkuliert der Verein Umbaukosten von 30.000 Euro. Unter anderem muss eine Brandschutztreppe angebaut werden. „Wir brauchen jetzt Spenden und Eigenleistungen von Mitgliedern“, macht Kercher deutlich. Eigenkapital bringt der Verein nicht mit. „Un- ser Unterricht ist kostendeckend. Die Gebühren reichen, um die Honorare für die Ausbilder aufzubringen“, rechnet Faath-Becker vor. Die Sicherheit für den Kredit wird das Gebäude selbst sein. Um die Tilgung aufzubringen, muss der Verein künftig Einnahmemöglichkeiten weiter ausschöpfen. „Der Ausschank an den Kerwen wird wichtiger, wir müssen aber auch mit Auftritten und den eigenen Konzerten Geld verdienen“, so Kercher. Künftig wird der Verein weniger Abstellfläche zur Verfügung haben. „Die Ausschank-Infrastruktur bekommen wir nicht unter. Ortsvorsteher Claus Schick hat mir versprochen, mich bei der Suche nach einem Unterstellplatz zu unterstützen“, so Kercher. Für den Schulbetrieb bietet das neue Gebäude bessere Voraussetzungen. „Wir müssen keinen Raum mehr abtrennen, sondern haben nun mehrere Räume zur Verfügung, zum Beispiel für die Früherziehung“, erklärt Faath-Becker. Der Musikgarten für die Kinder ab eineinhalb Jahren war wegen der ungewissen Situation eingestellt worden. Auf die neuen Nachbarn in der Wasserturmstraße will der Verein offen zugehen. „Uns ist klar, dass wir nun in ein Wohngebiet ziehen und dabei Rücksicht nehmen müssen“, so Kercher. Faath-Becker ist froh, dass das Außengelände des neuen Domizils klein ist, und meint lachend: „Für einen großen Garten haben wird nämlich nicht auch noch Zeit.“ (wkr) E I NWU RF Systemfehler •• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •• WOLFGANG KREILINGER •• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •• A KT U EL L NO TI ER T DIENSTAG, 12. APRIL 2016 Natürlich muss es für die Förderung von Vereinen Regeln geben. Dass aber ein rühriger Musikverein, der wichtige musikalische Nachwuchsarbeit macht, durch alle Fördersiebe fällt, ist ein Fehler im System. Diese Vereine sich selbst zu überlassen, ist sozial ungerecht. Auch Kinder aus einkommensschwachen Familien sollen die Chance haben, ein Musikinstrument zu spielen. Mit ARD RHEINPFALZ-C oires ss ce Ac f au % 5 9264072_30_3 neu_hp13_lk-stadt.01
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