2016-04-13 WWZ Altersmedizin will in Hachenburg Vorreiter sein

Westerwälder Zeitung vom 13.04.2016
Als Team verstehen sich Dr. Jürgen Bludau (2. von rechts), Chefarzt der Geriatrie, und Klaus Peter Weber, Leitender Arzt der Abteilung
Alterstraumatologie am DRK-Krankenhaus in Hachenburg. „Von der Pflege über die Therapie bis hin zur ärztlichen Betreuung ist jedes
Puzzleteil gleich wichtig, sagt Bludau.
Altersmedizin will in Hachenburg Vorreiter sein
Gesundheit Chefarzt Dr. Bludau zieht eine erste positive Bilanz
Von unserem Chefreporter Markus Kratzer
Hachenburg. Neue Wege im Bereich der Geriatrie (Altersmedizin) und Alterstraumatologie (Verletzungskunde)
beschreitet man am Standort Hachenburg des DRK-Verbundkrankenhauses Altenkirchen Hachenburg bereits
seit geraumer Zeit. Zu Beginn des Jahres hat der Geriater Dr. Jürgen Bludau als Chefarzt die
Schwerpunktabteilung unter dem Dach der Inneren Medizin übernommen. Eng vernetzt mit der interdisziplinären
Abteilung Alterstraumatologie um den Leitenden Arzt Klaus Peter Weber und den Chefarzt der Abteilung
Anästhesie/Intensivmedizin, Dr. Karl-Wilhelm Christian, ziehen die Verantwortlichen nach gut drei Monaten eine
positive Bilanz. „Hier ist eine Atmosphäre der gegenseitigen Wertschätzung entstanden, die alle Beteiligten und
auch die Patienten und deren Angehörige einschließt“, resümiert Weber. Auch Bludau stellt den Teamgedanken
in den Vordergrund: „Von der Pflege über die Therapie bis hin zur ärztlichen Betreuung ist jedes Puzzleteil gleich
wichtig“, wendet er sich gegen zu starke und festgefahrene Hierarchien.
32 Betten umfasst der neue Schwerpunkt am Krankenhaus der Löwenstadt, 20 im Bereich Geriatrie, die übrigen
12 im Bereich Alterstraumatologie. Vor dem Hintergrund, dass Muskelschwund und Gebrechlichkeit im Alter stark
zunehmen, die Zahl der Oberschenkelhalsbrüche nach oben schnellt und Osteoporose (Knochenschwund) sich
längst zur Volkskrankheit entwickelt hat, setzt man in Hachenburg verstärkt auch auf die Vorsorge. „Es gibt keine
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Alternative zur Prophylaxe, weil das System an die Grenzen seiner Finanzierbarkeit stößt“, so Bludau und Weber
unisono.
Selbstbewusst sieht man sich in Hachenburg hier schon in einer Art Vorreiterrolle. „Wir waren jüngst auf einem
Anästhesie-Kongress in Marburg, bei dem auch Fragen nach der künftigen Aufstellung der Krankenhäuser
erörtert wurden. In 12 von 15 Punkten hatten wir da die Anforderungen bereits erfüllt“, erzählt Bludau. „Während
andere noch die Strukturen suchen, haben wir schon einiges auf den Weg gebracht“, ist Weber überzeugt.
Patientenzimmer, Behandlungs- und Therapieräume auf einer Etage, ein gemeinsamer Essensraum, offene
Türen, helle Zimmer, eine tägliche Ansprache der Patienten, regelmäßige Gespräche mit Angehörigen – all das
sehen die Mediziner als veränderte Rahmenbedingungen, die Hand in Hand gehen mit den umstrukturierten
Arbeitsprozessen.
Längst hat der interdisziplinäre Ansatz, hat das Verzahnen von medizinischer Behandlung und Betreuung, auch
das Interesse im Mainzer Gesundheitsministerium geweckt. „Ich erinnere mich noch gut, als wir vor zwei Jahren
mit Dr. Matthias Krell von der Landeszentrale für Gesundheitsförderung, mit unserem Kaufmännischen Direktor
Jürgen Ecker, mit Ex-Stadtbürgermeister Peter Klöckner und dem damaligen Fraktionsvorsitzenden Hendrik
Hering zusammensaßen. Schon damals waren wir davon überzeugt, dass wir im Bereich der Alterstraumatologie
etwas bewirken können“, berichtet Weber. Mittlerweile hat sich Gesundheitsministerin Sabine BätzingLichtenthäler mehrfach positiv zu dem in Hachenburg praktizierten Ansatz geäußert. Anfang März hieß es in einer
Mitteilung aus dem Ministerium, dass das DRK-Verbundkrankenhaus im Westerwald neben sechs weiteren
Kliniken in Rheinland-Pfalz in das „Zukunftsprogramm Gesundheit und Pflege 2020“ aufgenommen wurde. Mit
Hilfe eines Beratungsangebots sollen diese Standorte jetzt unterstützt werden, sich zu sektorenübergreifenden
regionalen Gesundheitszentren weiterzuentwickeln.
Dieser von Mainz propagierte Ansatz der Verzahnung stationärer und ambulanter Versorgung stand in
Hachenburg von Beginn der Überlegungen ganz oben auf dem alterstraumatologischen „Zettel“. „Die stationäre
Versorgung läuft, jetzt geht es darum, durch Visitationen die Zeit zwischen dem Krankenhausaufenthalt und der
ambulanten Weiterbehandlung im Sinne des Patienten zu nutzen“, erläutert Klaus Peter Weber seine Vorstellung.
Heißt konkret: Im Idealfall setzen sich der Krankenhausarzt, der Hausarzt, der Pflegedienst, der Physiotherapeut,
der Apotheker und auch ein Angehöriger an einen Tisch, um die weitere Behandlung und Betreuung eines
Patienten zu koordinieren, alle auf einen Wissensstand zu bringen, Synergien zu schaffen und die Verträglichkeit
der verordneten Medikamente auf den Prüfstand zu stellen. „Wenn daraus ein geschlossenes System wird, dann
haben wir viel erreicht“, will Weber auch den nächsten Schritt gehen.
Westerwälder Zeitung vom Mittwoch, 13. April 2016, Seite 19
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