zum Artikel der WWZ vom 03.03.2016

WWZ vom 03. März 2016
Klinik sieht sich mit Geriatrie auf einem guten Weg
Medizin Hachenburger Ärzte stellen neue Strukturen vor
Von unserem Mitarbeiter Matthias Budde
Hachenburg. Wie sieht die zukünftige medizinische Versorgung im Alter am Standort Hachenburg aus? Wie
reagieren Ärzte und Pflegekräfte auf die Veränderungen im Gesundheitswesen und den demografischen
Wandel? Leitende Ärzte, der Kaufmännische Direktor des DRK-Krankenhauses, Jürgen Ecker, sowie die Leiterin
des
Bildungszentrums
(Pflegeschule),
Corinna
Kronsteiner-Buschmann,
gaben
dazu
jetzt
bei
einer
Infoveranstaltung auf Schloss Hachenburg in Kurzreferaten Antwort auf diese Fragen.
VG-Bürgermeister Peter Klöckner begrüßte zahlreiche Hachenburger im voll besetzten Vortragssaal. Das große
Interesse seitens der Bevölkerung ist wohl auch auf die hitzigen Debatten zurückzuführen, die in den
vergangenen Wochen und Monaten über die Zukunft des DRK-Krankenhauses geführt wurden.
Die jüngste Veranstaltung war von einem sachlichen Ton und zukunftsweisenden, lösungsorientierten Ansätzen
geprägt. Alle Referenten waren sich darüber einig, dass der Schlüssel zum Erfolg in der interdisziplinären
Zusammenarbeit auf der einen und in Spezifikation und Qualifikation auf der anderen Seite liegt. Gerade in der
Geriatrie müssten die Bereiche Klinik, Reha und häusliches Umfeld zusammen gesehen werden.
Raus aus dem Teufelskreis
Dr. Jürgen Bludau
Dr. Karl-Wilhelm Christian
Dr. Karl-Wilhelm Christian, Chefarzt für Anästhesie und Intensivmedizin, erläuterte zunächst den Begriff
„Altersbedingte Gebrechlichkeit (Frailty)“. Grundsätzlich ist damit eine schlechtere Reaktion auf Belastungen
gemeint. Durch physiologische Alterungsprozesse nimmt die Muskelmasse ab, die Leistungen des
Nervensystems und damit die geistigen Fähigkeiten verringern sich. Das Herz-Kreislauf-System wird schwächer,
und innere Organe wie Lunge, Leber und Nieren verkleinern sich und sind in ihrer Funktion eingeschränkt. Die
Folge ist ein erhöhtes Risiko, sich zum Beispiel nach einer Operation nur unzureichend zu erholen,
Behinderungen zurückzubehalten. Damit wird die Autonomie in der Lebensführung eingeschränkt, soziale
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Isolation droht, Unsicherheit und Sturzanfälligkeit nehmen zu. Ein Sturz führt zu erneuter OP, und damit ist der
Teufelskreis geschlossen. „Operation gelungen – Patient Pflegefall“, überspitzte der Geriater Dr. Jürgen Bludau.
Das heißt nun aber nicht, dass man nicht bis ins hohe Alter fit bleiben kann. Sowohl Klaus Peter Weber,
Leitender Arzt der Abteilung Alterstraumatologie, als auch Bludau, Chefarzt der Geriatrie, betonten, dass ein
trainierter 70-Jähriger bessere Werte haben kann als ein 40-Jähriger. In die Abwärtsspirale nach
Krankheitsereignis gerät ein alter Mensch aber wesentlich schneller hinein. Und gerade darauf sei das
Gesundheitssystem schlecht vorbereitet, meinte Bludau. Es ist eher geeignet, akute Krankheiten durch den
Spezialisten zu heilen, als chronische Verläufe zu begleiten. Aber gerade das Zusammenfallen verschiedener
Krankheiten und die damit verbundene Polymedikation sowie der erhöhte Pflegebedarf und die mit dieser
Multimorbidität verbundenen Schwierigkeiten erfordern ein geriatrisches Schwerpunktkonzept, wie es derzeit in
Hachenburg entwickelt werde, erklärte Bludau.
Mobilisierung geht vor Bettruhe
Weber ging auf die Verknüpfung von ambulanter und stationärer Versorgung ein und betonte,
dass mehrere Spezialisten in ein Visitationsteam gehören: ein Pflegewissenschaftler, ein
Wundmanager, ein Pharmazeut und ein Physiotherapeut. Dies sei auch finanziell eine WinWin-Situation, erläuterte Weber. Der Kaufmännische Leiter Ecker sieht in den neuen
Strukturen auch eine Chance, den angeschlagenen Haushalt des DRK-Krankenhauses zu verbessern und
konkurrenzfähig zu bleiben. In diesem Zusammenspiel von medizinischer Versorgung und Pflege setzt die
Leiterin des Bildungszentrums Kronsteiner-Buschmann auf Qualifikation und die Vermittlung des anwachsenden
Fachwissens. Tendenziell gehe Reha vor Pflege, frühstmögliche Mobilisierung vor Bettruhe, und die Genesung
zu Hause sei der im Krankenhaus vorzuziehen. Mit einer optimistischen Prognose für die medizinische
Versorgung in Hachenburg entließ Dr. Christian die Zuhörer.
Westerwälder Zeitung vom Donnerstag, 3. März 2016, Seite 18 (0 Views)
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