Kapitalmarktbericht Euroland Nr. 2 / 06.04.2016 Konjunktur und Geldpolitik Eine schwache Teuerungsrate und sinkende Inflationserwartungen veranlassten die EZB zu neuen geldpolitischen Maßnahmen, darunter eine Absenkung des Einlagezinssatzes auf -0,4%. Bei einer anhaltend schwachen Preisentwicklung schließen wir weitere EZB-Maßnahmen im Jahresverlauf nicht aus. Die Wirtschaftsstimmung in der Eurozone hat sich in den beiden vergangenen Monaten etwas eingetrübt. Der private Konsum scheint mit zunehmendem Gegenwind zu kämpfen zu haben, während die privaten Investitionen eine Belebung zeigten. Für 2016 ist nach wie vor mit einem robusten Wachstum der Eurozone zu rechnen, wenngleich die Abwärtsrisiken leicht zugenommen haben. Euro Trotz der neuen geldpolitischen Maßnahmen der EZB wertete der Euro im Berichtszeitraum gegenüber dem US-Dollar stark auf. Aufgrund der fundamental besseren Perspektiven der US-Wirtschaft erwarten wir bis Jahresende wieder eine allmähliche Aufwertung des US-Dollars. Rentenmarkt Die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen fielen dank der EZB-Geldpolitik und einer zögerlichen US-Notenbank von Anfang Februar bis Ende März wieder deutlich. Die Renditen der meisten zehnjährigen Peripherieanleihen sanken infolge der EZB-Maßnahmen ebenfalls leicht. Im Verlauf des zweiten Halbjahres sollten die langfristigen Renditen infolge einer strafferen US-Geldpolitik und einer stabileren Preisentwicklung in der Eurozone dann wieder leicht steigen. Aktienmarkt Nach einer zunächst deutlichen Kurskorrektur im Verlauf des Februars konnten die europäischen Börsen bis Ende März wieder Kursgewinne verbuchen. Der Euro Stoxx 50 beendete den Berichtszeitraum mit einem kleinen Minus, der DAX 30 verbuchte einen kleinen Gewinn. Die unsicheren globalen Wirtschaftsaussichten lassen weiterhin eine volatile Aktienmarktentwicklung erwarten. ■ Dr. Torsten Gruber ■ Katharina Meidert ■ Torben Riedel KAPITALMARKTBERICHT | Nr. 2 / 2016 2 Das Wichtigste in Kürze: Rück- und Ausblick Im Zentrum der Aufmerksamkeit im Berichtszeitraum stand die EZB-Zinssitzung am 10. März. Nachdem sich der Verfall der Rohstoffpreise in der Eurozone im Februar in einer negativen Inflationsrate niedergeschlagen hatte und die Inflationserwartungen auf ein Allzeittief gefallen waren, hatte sich am Markt die Erwartung verfestigt, dass die EZB neue umfangreiche geldpolitische Maßnahmen ergreifen würde. Dies tat sie denn auch. Der Leitzins wurde von 0,05% auf 0% und der Einlagezins von -0,3% auf -0,4% abgesenkt. Darüber hinaus wurde das monatliche Volumen für das Anleihekaufprogramm von 60 auf 80 Mrd. Euro erhöht und gegen Ende des zweiten Quartals wird es zudem auch auf Unternehmensanleihen ausgeweitet. Zusätzlich wird es ein weiteres Refinanzierungsprogramm für die Geschäftsbanken geben, welches die Kreditvergabe an die Realwirtschaft erhöhen soll. Die EZB wird die Wirkung dieser Maßnahmen nun zunächst beobachten wollen, weswegen mit weiteren Maßnahmen in den kommenden Monaten aus unserer Sicht nicht zu rechnen ist. Gleichwohl gehen wir davon aus, dass die EZB erneut aktiv werden wird, sofern die Inflationsraten bzw. -erwartungen bis zum zweiten Halbjahr keine Erholung ausweisen sollten. Der Ausblick für die realwirtschaftliche Entwicklung hat sich in den vergangenen Monaten leicht eingetrübt. Die Wirtschaftsstimmung, welche sich lange Zeit relativ unbeeindruckt von der globalen wirtschaftlichen Entwicklung und dem Preisverfall am Rohstoffmarkt gezeigt hatte, verzeichnete im Februar und März Rückgänge und fiel auf das niedrigste Niveau seit Februar 2015. Dies lässt befürchten, dass die ohnehin nicht sehr ausgeprägte wirtschaftliche Dynamik in der Eurozone in den nächsten Monaten nachlassen könnte. Einen ersten Hinweis darauf könnten die Daten zum Wirtschaftswachstum des Schlussquartals 2015 enthalten. Zwar wuchs die Wirtschaftsleistung in diesem Zeitraum noch einmal um 0,3% im Quartalsvergleich, allerdings offenbarte sich dabei ein vergleichsweise schwacher privater Konsum. Dessen Schwäche konnte allerdings durch die erfreuliche Entwicklung bei den privaten Investitionen kompensiert werden und es besteht die Hoffnung, dass Letztere im laufenden Jahr einen größeren Wachstumsbeitrag liefern werden. Wir rechnen daher für 2016 weiter mit einem robusten Wachstum in der Größenordnung von 1,5% bis 1,75%, wenngleich die Abwärtsrisiken etwas zugenommen haben dürften. Der Euro wies im Berichtszeitraum eine starke Schwankungsbandbreite auf, wertete jedoch am Ende per Saldo deutlich von 1,08 auf 1,14 US-Dollar auf. Verantwortlich für diese Entwicklung waren letztendlich die geldpolitischen Signale der Notenbanken der Eurozone und der USA. Zwar lockerte die EZB ihre Geldpolitik im März noch einmal erheblich – in der Vergangenheit hatte dies den Euro stets geschwächt – jedoch deutete EZB-Präsident Draghi in der anschließenden Pressekonferenz an, dass weitere Zinssenkungen unwahrscheinlich seien. Am Markt wurde dies der EZB als mangelnde Entschlossenheit im Kampf gegen die schwache Preisentwicklung ausgelegt, was sich in einer Aufwertung des Euro ausdrückte. Begünstigt wurde diese Entwicklung durch die geldpolitische Haltung der US-Notenbank („Fed“). Deren Vorsitzende Yellen betonte zuletzt öffentlich, dass es für die US-Zentralbank ratsam sei, mit Blick auf weitere Leitzinserhöhungen äußerst vorsichtig vorzugehen. Da mit Blick auf die derzeitige Ausrichtung der beiden Notenbanken nicht sehr bald mit einer Änderung zu rechnen ist, zeichnet sich aus unserer Sicht auch für das Euro-Dollar-Wechselkurspaar kurzfristig EZB lockert einmal mehr die Geldpolitik Wirtschaftsteilnehmer weniger optimistisch Der Euro wertet deutlich auf KAPITALMARKTBERICHT | Nr. 2 / 2016 3 kein klarer Trend ab. Mittelfristig, das heißt spätestens im Verlauf der zweiten Jahreshälfte, gehen wir jedoch wieder von einer Dollar-Aufwertung aus, da die Anleger aufgrund der wesentlich besseren Verfassung der US-Wirtschaft dann wieder mit einer deutlicheren Straffung der US-Geldpolitik rechnen sollten. Die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen notierten Ende März bei 0,17%, nach noch 0,33% Anfang Februar. Zunächst stieg die Nachfrage nach langlaufenden deutschen Staatsanleihen infolge der schlechten Wirtschaftsnachrichten aus allen Teilen der Welt, allen voran aus China und den USA. Hinzu kam, dass die sinkenden Rohstoffpreise und die damit verbundenen sinkenden Inflationserwartungen die Nachfrage nach Bundesanleihen ebenfalls steigen ließen. Mit der Bodenbildung der Rohstoffpreise setzte dann zwischenzeitlich ein leichter Renditeanstieg ein, der jedoch durch die neuen geldpolitischen Maßnahmen der EZB wieder weitestgehend umgekehrt wurde. Die Renditen der meisten zehnjährigen Peripherieanleihen sanken über den Berichtszeitraum leicht, was vor allem den EZB-Maßnahmen geschuldet war. Die schwache Preisentwicklung in der Eurozone, die volatilen Preisbewegungen am Rohstoffmarkt und das neue Maßnahmenpaket der EZB sollten kurzfristig dafür sorgen, dass die Zinsen nur geringfügig um ihre derzeitigen Niveaus schwanken. Dazu dürfte auch die US-Notenbank beitragen, die mit weiteren Leitzinserhöhungen äußerst vorsichtig vorgehen will. Aus diesen Gründen rechnen wir damit, dass erst in der zweiten Jahreshälfte ein moderater Anstieg der Bundrenditen zu beobachten sein wird, wenn sich die Inflationsraten in der Eurozone infolge einer Stabilisierung der Rohstoffpreise wieder etwas erholen. Zudem dürften dann in den USA die Renditen langfristiger Staatsanleihen („Treasuries“) in Erwartung weiterer Leitzinsanhebungen durch die USNotenbank wieder steigen, was einen moderaten Aufwärtsdruck auf die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen ausüben sollte. Bundrenditen fallen erneut Die Aktienmärkte in der Eurozone verzeichneten im Zeitraum Februar bis März eine uneinheitliche Wertentwicklung. Während der Euro Stoxx 50 um 0,9% auf 3.016 Punkte nachgab, erzielte der DAX ein Kursplus von 1,8%. Zunächst setzte sich auch im Februar die Kurskorrektur fort, in deren Verlauf die beiden Indizes weitere 12% bzw. 11% verloren. Dann jedoch nutzten Investoren die günstigeren Kurse zum Einstieg und die Aktienkurse stiegen, getrieben durch die (Erwartung der) neuen EZBMaßnahmen bis Ende März wieder deutlich an. Kurzfristig dürfte die Entwicklung an den Aktienmärkten weiter volatil verlaufen, u.a. da geldpolitische Impulse in unmittelbarer Zukunft nicht mehr absehbar sind und die Entwicklung an den Rohstoffmärkten bislang keine nachhaltige Erholung erkennen lässt. Erst im Verlauf des zweiten Halbjahres erwarten wir eine realwirtschaftliche Stabilisierung auf globaler Ebene und damit auch bei den Rohstoffpreisen, weswegen wir dann wieder mit moderat steigenden Kursen bis Jahresende rechnen. Aktienmärkte volatil und mit uneinheitlicher Entwicklung 4 KAPITALMARKTBERICHT | Nr. 2 / 2016 Konjunktur und Geldpolitik Das dominierende Thema an den Finanzmärkten in den vergangenen Wochen waren die neuesten geldpolitischen Maßnahmen der EZB, die diese nach ihrer letzten Sitzung am 10. März bekannt gab. Sie umfassten eine Absenkung des Hauptrefinanzierungssatzes, zu dem sich Banken bei der EZB Geld leihen können, von 0,05% auf 0%. Das wichtigere Signal lieferte jedoch die gleichzeitige Absenkung des Einlagezinssatzes, der mittlerweile ein „Strafzins“ ist. Letzterer wurde von -0,3% auf -0,4% verringert, d.h. Geschäftsbanken müssen auf überschüssige Liquidität, die sie bei der EZB anlegen, einen Strafzins von 0,4% pro Jahr zahlen. Durch diesen Schritt demonstrierte die EZB erneut, dass sie gewillt ist, weiter in unbekannte Gefilde der Geldpolitik vorzustoßen, um die Gefahr sinkender Preise zu bannen. Bei Zinssenkungen beließ sie es jedoch nicht. Ebenfalls beschlossen wurde, das Staatsanleihekaufprogramm (allgemein als „Quantitative Easing“ oder „QE“ bezeichnet) von monatlich 60 Mrd. Euro auf 80 Mrd. Euro aufzustocken und das Universum der für den Ankauf in Frage kommenden Anlageklassen um Anleihen aus dem Unternehmenssektor (ohne Finanzinstitute) zu erweitern. Ein Novum ist zudem das neue Kreditprogramm für Geschäftsbanken, welches der Realwirtschaft zugutekommen soll. Dieses „zielgerichtete“ Kreditvergabeprogrammm – im Fachjargon „Targeted Long Term Refinancing Operation“ oder kurz „TLTRO“ genannt – soll den Banken Zugang zu besonders günstiger Liquidität bieten, sofern sie im Gegenzug ihre Kreditvergabe an den Privatsektor ausweiten. Bereits 2014 wurde ein solches Programm (TLTRO 1) gestartet, allerdings mussten die Banken für die Liquiditätsaufnahme bei der EZB im Rahmen dieses Programmes noch einen Zins zahlen. Beim im Juni beginnenden TLTRO 2 können sie hingegen damit rechnen, für das Aufnehmen von Geld bei der EZB vergütet zu werden, sofern sie mehr Kredite an den Nichtbankensektor vergeben. Überschreiten sie im Verlauf dieses Programms eine von der EZB vorgegebene Kreditvergabeschwelle, dann kann sich die Vergütung auf bis zu 0,4% (die Höhe des derzeitigen Einlagezinssatzes) des aufgenommenen EZB-Kredites belaufen. EZB beschließt neues Maßnahmenpaket … Preisentwicklung in der Eurozone 3,5 in % ggü. Vorjahr 3 2,5 2 1,5 1 0,5 0 -0,5 -1 2009 2010 2011 2012 Kernrate 2013 2014 Gesamtrate 2015 2016 Quelle: Bloomberg Als Grund für diese neuen Maßnahmen führte die EZB die schlechten Aussichten für die Preisentwicklung in der Eurozone an, die maßgeblich auf den stark gefallenen Ölpreis zurückzuführen sind. Die starke Wirkung der Energiepreise ließ sich bei den Inflationsraten im Februar und März erneut beobachten. Ihr Rückgang trug maßgeblich dazu bei, dass die Gesamtinflationsrate in den beiden Monaten mit -0,2% bzw. -0,1% … aufgrund trüber Inflationsaussichten 5 KAPITALMARKTBERICHT | Nr. 2 / 2016 (Deutschland: -0,2% bzw. 0,1%) im Jahresvergleich zum ersten Mal seit knapp einem halben Jahr wieder negativ ausfiel. Ohne die volatilen Gütergruppen Energie, Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak zeigte die „Kernrate“ der Inflation im März mit +1%, nach +0,8% im Februar hingegen eine ansteigende Tendenz. Aufgrund des starken Ölpreisrückgangs revidierte die EZB denn auch ihre eigenen Inflationsprognosen für das laufende und nächste Jahr jeweils deutlich nach unten. Für 2016 rechnen die EZBÖkonomen demnach nur noch mit einer durchschnittlichen Preissteigerung von 0,1%, nachdem sie im Dezember noch einen Anstieg der Teuerung um 1% prognostiziert hatten. Auch für 2017 wurde die Inflationsprognose merklich auf 1,3% von zuvor 1,6% heruntergenommen. Diesen Prognosen zufolge würde sich die EZB weiter von ihrer Inflationszielmarke von „unter, aber nahe 2%“ entfernen, was ein Handeln aus Sicht des EZB-Rates erforderlich machte. Jährliche Inflationserwartungen für die Eurozone auf Sicht von ... in % gegenüber Vorjahr 3 2,5 2 1,5 1 0,5 0 2011 2012 5 Jahren (Swap) 2013 2014 5 Jahren in 5 Jahren (Swap) 2015 2016 10 Jahren (Swap) Quelle: Bloomberg Auch auf längere Sicht droht die EZB diese Zielmarke zu verfehlen, wenn man den längerfristigen Inflationserwartungen der Finanzmarktteilnehmer Glauben schenkt. Ein Finanzmarktinstrument, aus dem sich diese Inflationserwartungen ablesen lassen, sind die sogenannten 5J5J-Inflationsswaps für die Eurozone. Sie spiegeln die durchschnittliche jährliche Inflationserwartung der Investoren über fünf Jahre in fünf Jahren wider, das heißt aktuell die erwartete, durchschnittliche jährliche Inflationserwartung von 2021 bis 2026. Anfang des Jahres hatten diese langfristigen Inflationserwartungen noch bei 1,65% gelegen, was historisch und mit Blick auf das EZB-Inflationsziel bereits einen niedrigen Wert darstellt. Bis Ende Februar fiel die 5J5J-Inflationserwartung dann jedoch weiter, auf ein neues Allzeittief von 1,36%. Dieser anhaltende Rückgang der 5J5J-Inflationsrate wurde allgemein als ein Zeichen dafür interpretiert, dass die Anleger es der EZB zunehmend weniger zutrauten, die Inflationsrate auf längere Sicht anzufachen. Allein um die Glaubwürdigkeit ihrer Geldpolitik zu verteidigen, dürfte sich die EZB daher zum Handeln gezwungen gesehen haben. Erleichtert wurde die Entscheidung, weitere geldpolitische Schritte einzuleiten, wohl auch durch die realwirtschaftlichen Entwicklungen der vergangenen Monate. So war bereits seit Jahresanfang ein Stimmungsrückgang der Wirtschaftsteilnehmer zu konstatieren, der sich im Berichtszeitraum fortsetzte. Mit einem zeitlichen Verzug gegenüber anderen Stimmungsindikatoren wie z.B. den Markit-Einkaufsmanagerindizes musste der von der EU-Kommission erhobene Stimmungsindikator damit den anhaltend unsicheren globalen Wirtschaftsaussichten, den fallenden Rohstoffpreisen und Wirtschaftsstimmung schwächer, … 6 KAPITALMARKTBERICHT | Nr. 2 / 2016 der Aufwertung des Euro letztlich doch Tribut zollen. Er fiel im März mit 103 Punkten auf den tiefsten Stand seit 13 Monaten und ein Blick auf die einzelnen Länder zeigt, dass der negative Trend in allen großen Volkswirtschaften der Eurozone zu beobachten war. Gleichwohl ist darauf hinzuweisen, dass der EU-Stimmungsindikator mit seinem derzeitigen Wert immer noch oberhalb seines langjährigen Durchschnitts liegt und damit auf ein anhaltendes Wachstum der Eurozone hindeutet, wenngleich die Aussichten nicht mehr ganz so gut zu sein scheinen. Ein Hinweis darauf könnte das Wirtschaftswachstum der Eurozone im Schlussquartal 2015 sein. Im Quartalsvergleich belief es sich auf +0,3% (Vorquartal: +0,3%), allerdings offenbart ein Blick auf die Unterkomponenten, dass der private Konsum, der zur zentralen Wachstumsstütze der Eurozone geworden ist, zu schwächeln droht. Er trug im vierten Quartal 2015 nur noch 0,1 Prozentpunkte zum Wachstum bei – der geringste Wert seit Mitte 2014. Wirft man zudem einen Blick auf das Konsumentenvertrauen der EU-Kommission, das gegenüber dem Privatkonsum einen zeitlichen Vorlauf aufweist, dann liegt die Befürchtung nahe, dass der Gegenwind für den privaten Verbrauch in den kommenden Monaten sogar noch zunehmen könnte. Mit -9,7 Punkten erreichte der betreffende Indikator im März den tiefsten Stand seit Ende 2014. Damit lässt er zwar einen anhaltenden Anstieg des Privatkonsums erwarten, jedoch mit einer abnehmenden Dynamik. 0.5 0.25 0 -0.25 3 Konsumentenvertrauen und Einzelhandelsumsätze in der Eurozone 2 Q4 2014 Q1 2015 Privater Konsum Investitionen Gesamtwachstum Q2 2015 Q3 2015 Q4 2015 Staatsausgaben Außenhandel 0 -3 -6 -9 1 -12 0 -15 -1 -18 -21 -2 -24 -27 -3 -30 -4 -0.5 3 -5 2009 Indexpunkte in Prozentpunkten 0.75 4 Veränderung ggü. Vorjahr in % 1 Beitrag der BIP-Komponenten zum Quartalswachstum der Eurozonenwirtschaft … ebenso wie der private Konsum -33 -36 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Einzelhandelsumsätze 3M-Durchschnitt EU-Konsumentenvertrauen (rechts) Quelle: Bloomberg Wenige Impulse sind auf absehbare Zeit auch vom Außenhandel zu erwarten. Er leidet unter der Nachfrageschwäche aus den Schwellenländern und einem zuletzt wieder stärkeren Außenwert des Euro. Wenig überraschend belastete er daher auch im vierten Quartal das Wirtschaftswachstum. Von staatlicher Seite ist hingegen auch in den kommenden Quartalen – nicht zuletzt aufgrund der Flüchtlingskrise – mit steigenden Ausgaben zu rechnen, die sich positiv auf das Wirtschaftswachstum auswirken werden. Allerdings ist der Spielraum der Staaten in der Fiskalpolitik aufgrund der hohen Verschuldungsquoten in der Eurozone sehr begrenzt, sodass der positive Wachstumsimpuls eher klein ausfallen sollte. Zentral für die weiteren Wachstumsaussichten dürfte daher die Entwicklung der Investitionen sein, die im Schlussquartal 2015 positiv überraschten und die im Kalenderjahr 2015 wesentlichen Anteil am Wirtschaftswachstum hatten. Sie könnten sich 2016 weiter beleben, wie die Nachfrage nach Krediten von Unternehmensseite nahelegt, die historisch einen Vorlauf gegenüber den Unternehmensinvestitionen aufweist. Aus diesem Grund gehen wir weiterhin davon aus, dass die Eurozone 2016 ein robustes Wirtschaftswachstum in der Größenordnung von 1,5% bis 1,75% wachsen wird. Nach dem großen Einbruch infolge der Finanzkrise 2009 wäre dies zwar nach wie vor nicht sonderlich dynamisch, historisch jedoch leicht Investitionen könnten diese Lücke füllen 7 KAPITALMARKTBERICHT | Nr. 2 / 2016 überdurchschnittlich. Erneute geldpolitische Lockerungen der EZB im weiteren Jahresverlauf schließen wir trotz der Aussicht auf ein solides Wirtschaftswachstum jedoch nicht aus. Sollte die Teuerungsrate auch in der zweiten Jahreshälfte noch im negativen Bereich verharren oder sollten die Inflationserwartungen auf neue Tiefstände fallen, dann stiege aus unserer Sicht die Wahrscheinlichkeit weiterer EZB-Maßnahmen deutlich an. Investitionsverhalten in der Eurozone 50 40 5% 30 20 0% 10 0 -5% -10 Indexpunkte Veränderung ggü. Vorjahr 10% -20 -10% -30 -15% 2003 -40 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Investitionen 2 Quartale verzögert (links) 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Kreditnachfrage d. Unternehmen (rechts) Quelle: Bloomberg Euro Der Euro beendete den Berichtszeitraum mit 1,14 US-Dollar deutlich stärker als er ihn begonnen hatte. Anfang Februar wechselte der Euro zunächst noch zu 1,08 US-Dollar, infolge schwacher Wirtschaftsdaten aus China und den USA wertete er jedoch relativ rasch auf etwas über 1,13 US-Dollar auf, da dieses Umfeld aus Sicht der Anleger eine zweite Leitzinserhöhung in den USA weiter in die Ferne rücken ließ. In der Folge gab der Euro dann aufgrund enttäuschender Inflationszahlen in der Eurozone und Äußerungen von EZB-Präsident Mario Draghi, dass der EZB noch verschiedenste geldpolitische Instrumente zur Ankurbelung der Inflation zur Verfügung stünden, bis Ende Februar wieder auf unter 1,09 US-Dollar nach. Eine neuerliche Aufwertungsphase des Euro bis auf 1,12 US-Dollar leiteten dann die öffentlichen Stellungnahmen verschiedener US-Geldpolitiker ein. Sie sprachen sich in der Mehrheit dafür aus, sehr behutsam bei der Straffung der Geldpolitik vorzugehen, d.h. im Zweifel die Leitzinsen eher später als früher weiter anzuheben. Viele Marktbeobachter rechneten daraufhin damit, dass EZB-Präsident Draghi diese Aussagen im Rahmen der EZB-Sitzung am 10. März „kontern“ werde. Erwartet wurde eine erneute Lockerung der EZB-Geldpolitik und die Ankündigung, dass weitere Schritte jederzeit möglich seien. Tatsächlich lieferte die EZB im Gegensatz zu ihrer Dezembersitzung diesmal. Sie beschloss eine Reihe expansiver geldpolitischer Maßnahmen (s. oben „Konjunktur und Geldpolitik“) und der Euro wertete zunächst erwartungsgemäß ab. Dann entschlüpfte EZB-Präsident Draghi in der anschließenden Pressekonferenz allerdings die Bemerkung, dass mit einem weiteren Absenken der (Einlage-)Zinsen für den Euroraum wohl nicht mehr zu rechnen sei. Dies wurde von Investoren sofort als Teilkapitulation der EZB im Kampf gegen die Inflation interpretiert. Die Folge war eine Aufwertung des Euro bis Ende März auf 1,14 US-Dollar (der höchste Stand seit Oktober 2015). Sie wurde zusätzlich dadurch unterstützt, dass die Sitzungsunterlagen der US-Notenbank für März offenlegten, dass die US-Notenbanker für das laufende Jahr nur noch von zwei weiteren Zinssenkungen ausgingen, anstelle der vier, die sie Deutliche Euroaufwertung… … dank geldpolitischer Positionierung von EZB und Fed 8 KAPITALMARKTBERICHT | Nr. 2 / 2016 noch im Dezember in Aussicht gestellt hatten. Die Entwicklung des Euro gegenüber einem breit gefassten Währungskorb von 38 wichtigen Handelspartnern der Eurozone verlief ähnlich. Auch hier wertete der Euro bis Mitte Februar auf und verlor dann anschließend bis zur EZB-Sitzung im März deutlich an Wert. Seitdem ist jedoch wieder eine Aufwertung der Gemeinschaftswährung zu beobachten, die den effektiven Wechselkurs Ende März auf ein Niveau aufwerten ließ, welches über dem von Anfang Februar lag. 1,6 Euro-Wechselkurs 1,5 120 110 105 1,3 100 1,2 95 Indexpunkte 115 1,4 90 1,1 1 2011 125 85 80 2012 US-Dollar je Euro 2013 2014 2015 2016 Euro ggü. 38 wichtigsten Handelspartnern (rechts) Quelle: Bloomberg Bis Jahresende gehen wir weiterhin davon aus, dass der Euro gegenüber dem USDollar an Wert verlieren wird. Allerdings dürfte das Ausmaß der Abwertung geringer als bisher angenommen ausfallen und sich über einen längeren Zeitraum erstrecken. Diese Einschätzung beruht auf der einen Seite auf der erwarteten geldpolitischen Entwicklung in der Eurozone. Bislang verlor der Euro gegenüber dem US-Dollar immer dann an Wert, wenn davon auszugehen war, dass die EZB zu neuen expansiven geldpolitischen Maßnahmen greifen wird. Am Markt scheint sich jedoch zunehmend die Auffassung durchzusetzen, dass die EZB den Großteil ihrer Munition bereits verschossen hat. Auch wenn die EZB-Vertreter bereits wieder versuchen verbal gegenzusteuern, so scheint diese Art von Äußerungen unter den Marktteilnehmern deutlich an Glaubwürdigkeit eingebüßt zu haben. Gleichzeitig hat die Chefin der USNotenbank den Zinsanhebungsphantasien der Marktteilnehmer für die USA jüngst einen deutlichen Dämpfer versetzt. Nachdem einige US-Notenbankvertreter infolge der zuletzt wieder erfreulicheren Wirtschaftsdaten und der robusten Arbeitsmarktentwicklung in den USA öffentlich die Frage aufwarfen, ob eine frühere Leitzinsanhebung nicht doch vielleicht angebracht sei, schob Frau Yellen diesen Spekulationen Ende März einen Riegel vor. Sie ließ wissen, dass es ratsam sei, bei den weiteren Zinserhöhungen „vorsichtig“ vorzugehen und es ist davon auszugehen, dass die anderen Fed-Mitglieder ihr im Zweifel folgen werden. Insofern sind auf kurze Sicht weder aus den USA noch aus der Eurozone singifikante geldpolitische Impulse zugunsten des US-Dollars bzw. zulasten des Euro zu erwarten, sodass wir zunächst mit einer „Seitwärtsbewegung“ unter größeren Schwankungen rechnen. Spätestens in der zweiten Jahreshälfte erwarten wir wieder eine deutlichere Abwertung des Euro. Dafür spricht aus unserer Sicht, dass der Euro infolge der schnellen und deutlichen Aufwertung aus „technischer Sicht“ überkauft zu sein scheint, sodass eine Gegenbewegung zulasten des Euro jederzeit möglich ist. Wichtiger dürfte jedoch sein, Perspektivisch Dollaraufwertung zu erwarten 9 KAPITALMARKTBERICHT | Nr. 2 / 2016 dass der Handlungsdruck für die US-Notenbank im weiteren Jahresverlauf zunehmen sollte, wenn sich die Wirtschaft dort – wovon wir ausgehen – weiter stabil entwickelt. Rentenmarkt 4,0 Euro-Rentenmarkt: Bundesanleihen & Leitzins 3,5 3,0 in % 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 2009 2010 2011 2012 Zehnjährige Bundesanleihe 2013 2014 2015 EZB-Leitzins 2016 Quelle: Bloomberg Die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen setzten ihren zu Jahresbeginn begonnenen Abwärtstrend fort und beendeten den Berichtszeitraum bei 0,17%, nachdem sie zwischenzeitlich ein Jahrestief bei 0,11% markiert hatten. Bereits im Verlauf des Januars war die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen von 0,63% auf 0,33% gesunken, nachdem sich die Aussichten für die globale Wirtschaft zu Jahresbeginn deutlich eingetrübt und einen Preisverfall an den Rohstoffmärkten ausgelöst hatten. Dieser schlug sich wiederum in schwachen Inflationszahlen und sinkenden Inflationserwartungen für die Eurozone nieder, was in Kombination mit enttäuschenden Wirtschaftsdaten aus der Währungsunion die Nachfrage nach deutschen Staatsanleihen steigen ließ. Die Folge war ein Absinken der Rendite zehnjähriger deutscher Staatsanleihen bis Ende Februar auf 0,11% – nur geringfügig über dem Allzeittief von 0,07% von April 2015. Bundrenditen setzen Abwärtstrend fort Allmählich fand dann jedoch die Erholung an den Rohstoffmärkten, allen voran am Rohölmarkt, ihren Niederschlag in den längerfristigen Zinsen. Dadurch wichen bei den Anlegern einstweilen die Sorgen vor einem dauerhaften Rückgang der Konsumentenpreise, sodass die zehnjährigen Bundrenditen wieder etwas ansteigen konnten. Selbst nach der EZB-Sitzung im März hielt die Aufwärtsbewegung der Renditen zunächst noch weiter bis auf 0,32% an, da manch ein Anleger aufgrund der Aussicht, dass keine weiteren Einlagezinssenkungen mehr anstehen, Kasse machte und Gewinne mitnahm. Schon kurz darauf war jedoch wieder ein Stimmungsumschwung zu beobachten, nachdem die Marktteilnehmer das neue Maßnahmenprogramm der EZB genauer unter die Lupe genommen hatten. Die Investoren kamen zu der Einschätzung, dass es sich um ein Paket handelte, welches das Potential hat, das (langfristige) Zinsniveau noch für eine längere Zeit äußerst niedrig zu halten. Die Nachfrage nach langlaufenden deutschen Staatsanleihen nahm daraufhin wieder zu, unterstützt durch zwei weitere Faktoren: Die Aussage von der US-Notenbankpräsidentin Yellen, dass die Fed äußerst behutsam bei der Leitzinserhöhung vorgehen werde und ein neuerlicher Rückgang der Rohölpreise, nachdem sich die wichtigsten Ölförderländer der Welt nicht auf ein Einfrieren des EZB-Maßnahmen und vorsichtige Fed-Haltung drücken das Zinsniveau 10 KAPITALMARKTBERICHT | Nr. 2 / 2016 derzeitigen Produktionsniveaus einigen konnten. In diesem Umfeld ging die zehnjährige Bundrendite bis Ende März wieder auf 0,17% zurück. 18 16 Renditedifferenz zehnjähriger Euro-Staatsanleihen zu zehnjährigen Bundesanleihen in Prozentpunkten 14 12 10 8 6 4 2 0 2011 2012 Portugal 2013 2014 Italien 2015 Spanien 2016 Quelle: Bloomberg Während die Bundrenditen im Februar von der gestiegenen Risikoaversion und der Aussicht auf eine neuerliche geldpolitische Lockerung profitieren konnten, war für die Peripherieländer zunächst eine gegenteilige Entwicklung zu beobachten. Grund dafür waren einmal mehr länderspezifische Probleme. So brauchte etwa in Portugal das Parlament mehrere Anläufe, um einen EU-konformen Haushalt zu verabschieden. In Spanien setzte (und setzt) sich unterdessen die Hängepartie um die Regierungsbildung seit den Parlamentswahlen von Dezember fort und in Italien sorgte eine steigende Zahl ausfallgefährdeter Bankkredite für anhaltende Unruhe. Investoren trennten sich vor diesem Hintergrund vermehrt von Anleiheinvestitionen in der EuroPeripherie, sodass die Renditen der Peripherieanleihen und damit auch deren Renditedifferenz zu deutschen Staatsanleihen gleicher Laufzeit („Spreads“) anstiegen. Schon kurz darauf beruhigte sich die Situation jedoch wieder und die Anleger griffen – nicht zuletzt in Erwartung neuer EZB-Maßnahmen im März – wieder bei den Peripherietiteln zu. Die Folge war ein Rückgang der Peripherierenditen und eine erneute Spreadeinengung auf die Niveaus von zu Beginn des Berichtszeitraums. Peripherieanleihen profitieren ebenfalls von EZB-Paket Für deutsche Bundesanleihen längerer Laufzeit erwarten wir kurzfristig eine Seitwärtsbewegung unter Schwankungen. Von der EZB dürfte auf absehbare Zeit keine nennenswerte Unterstützung für die zehnjährigen Bundrenditen mehr kommen, da sie nun die Wirkungen ihrer neuen Maßnahmen erst einmal beobachten dürfte. Insofern ist aus unserer Sicht mit weiter fallenden Renditen vorwiegend dann zu rechnen, wenn die Inflationsraten in den kommenden Monaten – z.B. infolge eines erneuten Rohstoffpreisrückgangs – weiterhin um die Nulllinie pendeln oder sogar negativ ausfallen sollten. Auf der anderen Seite ist auch nicht von einem merklichen Zinsanstieg auszugehen, nicht zuletzt da die realwirtschaftliche Verfassung der Eurzone nach wie vor zu schwach ist, um aus eigenem Antrieb einen zunehmenden Inflationsdruck zu erzeugen. Darüber hinaus hat auch die Aussicht, dass die Bundrenditen im Kielwasser steigender Renditen von US-Staatsanleihen nach oben gezogen werden, durch die jüngsten Äußerungen der US-Notenbankpräsidentin einen deutlichen Dämpfer erhalten. Wir rechnen daher erst mit Blick auf die zweite Jahreshälfte damit, dass die zehnjährigen Bundrenditen unter moderaten Aufwärtsdruck kommen werden. Dann sollten zum einen die US-Treasury-Renditen Kurzfristig weitgehend unveränderte Zinsen … … und erst allmählich moderater Zinsanstieg wahrscheinlich 11 KAPITALMARKTBERICHT | Nr. 2 / 2016 aufgrund der stabilen Konjunktur in den USA wieder etwas höher sein. Eine von uns erwartete allmähliche Stabilisierung der Energie- und Rohstoffpreise dürfte dann außerdem wieder für eine positivere Inflationsentwicklung in der Eurozone sorgen, was ebenfalls für leicht steigende Renditen bis Jahresende sorgen dürfte. Für die zehnjährigen Anleihen aus der Euro-Peripherie sehen wir generell kurzfristig stabile bis leicht sinkende Renditen, da Investoren bei einer Verzinsung zehnjähriger Bundesanleihen von nahe 0% wieder vermehrt gezwungen sein werden, zu diesen höherrentierlichen Titeln zu greifen, sofern sie auf der Suche nach Rendite sind. Dadurch sollten sich auch die Spreads der Peripherieanleihen gegenüber deutschen Bundesanleihen gleicher Laufzeit leicht einengen. Gleichwohl dürfte das Rückgangspotential zehnjähriger Peripherierenditen begrenzt sein. Die verschiedenen, weiterhin bestehenden länderspezifischen Probleme haben den Investoren erst im Februar wieder in Erinnerung gerufen, dass trotz der EZBAnleihekäufe ein Engagement in diesen Titeln mit gewissen Risiken verbunden ist. Insofern ist temporär immer wieder mit Phasen steigender Peripherierenditen und -spreads zu rechnen, wenn negative Nachrichten aus den einzelnen Ländern in den Fokus des Marktes rücken. Für Peripherieanleihen „Einzelländerrisiko“ zentral Aktienmarkt 4.000 12.500 EWU-Aktienmärkte Indexpunkte 9.500 3.000 8.000 2.500 6.500 2.000 1.500 2011 Indexpunkte 11.000 3.500 5.000 3.500 2012 2013 2014 Euro Stoxx 50 (links) 2015 2016 DAX 30 (rechts) Quelle: Bloomberg Die europäischen Märkte entwickelten sich im Berichtszeitraum uneinheitlich. Während der Euro Stoxx 50 von Anfang Februar bis Ende März um 0,9% auf 3.016 Punkte fiel, konnte der DAX 30 um 1,8% auf 9.977 Punkte zulegen. Zunächst setzten die europäischen Börsen ihren schwachen Jahresauftakt von Januar (Euro Stoxx 50 -6,8%, DAX 30 -8,8%) fort und verloren in der Spitze weitere 12% auf 2.680 Punkte (Euro Stoxx 50) bzw. 10,7% auf 8.753 Punkte (DAX 30), bevor dann die Wende einsetzte. Vor allem Bankaktien kamen im Zuge der Kurskorrektur unter die Räder. Teilweise hohe Bestände an ausfallgefährdeten Krediten sowie Fragen nach einer ausreichenden Kapitalausstattung der Institute und der Nachhaltigkeit ihrer Geschäftsmodelle in einem Extremniedrigzinsumfeld führten zu einem Ausverkauf der Titel. So hatte der Kursindex für Banken aus der Eurozone von Jahresanfang bis Mitte Februar 30% an Wert eingebüßt, gegenüber -18% für den Euro Stoxx 50. Nach diesen deutlichen Kursrückgängen nutzten Investoren dann allmählich die günstigeren Bewertungen, um ihr Aktienexposure wieder zu erhöhen. Bis zur Sitzung der EZB am 10. März hatten sich die Kurse dann bereits wieder deutlich erholt, bevor sie, unterstützt durch die neuen Aktienmärkte uneinheitlich Bankentitel verlieren überproportional KAPITALMARKTBERICHT | Nr. 2 / 2016 12 geldpolitischen Maßnahmen der EZB und die Aussicht auf einen langsameren Leitzinsanhebungszyklus in den USA auf in der Spitze 3.092 Punkte (Euro Stoxx 50) bzw. 10.046 Punkte (DAX 30) kletterten. Aufgrund der danach fehlenden Impulse gab der Euro Stoxx 50 dann bis Ende März noch einmal leicht nach, während sich der DAX 30 seitwärts bewegte. Kurzfristig gehen wir davon aus, dass die Entwicklung am Aktienmarkt auch weiterhin volatil verlaufen wird. Zwar könnten neue Impulse von der bald beginnenden USBerichtssaison für das erste Quartal kommen, allerdings halten sich unsere Hoffnungen diesbezüglich in Grenzen. Zum einen konnten die US-Unternehmen insgesamt bereits in den vergangenen Quartalen nur bedingt überzeugen. Zum anderen kommt diesmal hinzu, dass die Ergebnisse der Unternehmen aus der Rohstoff- und Energiebranche, die rund 11% der Unternehmen im US-amerikanischen S&P500-Index ausmachen, unter dem Einbruch der Rohstoffpreise erheblich gelitten haben dürften. Von geldpolitischer Seite ist nach den Notenbanksitzungen der Fed und der EZB im März zunächst ebenfalls eher nicht mehr mit weiterer Unterstützung für die Aktienmärkte zu rechnen. Stattdessen dürfte die Entwicklung an den Rohstoffmärkten auch in den nächsten Wochen zentral für die Aktienmärkte sein. Da kurzfristig aufgrund einer global unzureichenden realwirtschaftlichen Entwicklung jedoch nicht mit einer deutlichen Belebung der Rohstoffpreise zu rechnen ist, droht dies auch die Aktienmarktentwicklung in den kommenden Wochen weiter zu belasten. Insgesamt rechnen wir daher erst auf Sicht der zweiten Jahreshälfte, wenn sich die Rohstoffpreise und die Konjunktur in der EWU stabilisieren sollten, mit nachhaltigeren Kursgewinnen am Aktienmarkt. Zunächst weiterhin volatile Kursentwicklung zu erwarten Moderate Kursgewinne bis Jahresende erwartet 13 KAPITALMARKTBERICHT | Nr. 2 / 2016 Prognoseübersicht G3 (+UK) Konjunkturindikatoren und Wechselkurse Inflation (CPI)1 Reales BIP Wachstum (%) Arbeitslosenquote (%)1 2012 2013 2014 2015e 2016e 2012 2013 2014 2015e 2016e 2012 2013 2014 2015e 2016e -0,9 -0,3 0,9 1,5 1,75 2,5 1,3 0,4 0,0 0,75 11,4 12,0 11,6 10,9 10,2 0,4 0,3 1,6 1,7 1,75 2,1 1,5 0,8 0,2 1,0 6,8 6,9 6,7 6,4 6,1 1,2 2,2 2,9 2,2 2,0 2,8 2,6 1,5 0,0 1,0 8,0 7,6 6,3 5,4 5,0 2,2 1,5 2,4 2,4 2,25 2,1 1,5 1,6 0,1 1,75 8,1 7,4 6,2 5,3 4,8 1,8 1,4 0,0 0,5 1,0 0,0 0,4 2,7 0,8 0,8 4,4 4,0 3,6 3,4 3,5 EWU - Deutschland UK USA Japan EWU - Deutschland UK USA Japan Leistungsbilanz (% des BIP) Budgetsaldo (% des BIP) Wechselkurs (US$)2 2012 2013 2014 2015e 2016e 1,2 1,8 2,0 3,2 3,0 6,8 6,4 7,4 8,5 8,0 -3,7 -4,5 -5,9 -4,7 -4,3 -2,8 -2,3 -2,3 -2,6 -3,0 1,0 0,8 0,5 3,0 3,0 2012 2013 2014 2015e 2016e -3,6 -2,9 -2,4 -2,0 -1,7 0,1 0,1 0,3 0,5 0,3 -7,8 -5,7 -5,7 -4,2 -2,8 -7,9 -4,7 -4,1 -3,8 -3,6 -8,8 -8,5 -7,3 -5,9 -4,5 2012 2013 2014 2015 2016e 1,32 1,38 1,13 1,09 1,03 1,62 1,66 1,51 1,47 1,43 1,00 1,00 1,00 1,00 1,00 87 105 117 120 127 1 Jahresdurchschnitt 2 US$ gg. Währung, Japan: JP¥ gegen US$, jeweils zum Jahresende Quelle: Daten für Leistungsbilanz und Budgetsaldo vom IWF (einschließlich der Prognosewerte). Sonstige Prognosen von W&W Asset Management GmbH, historische Daten werden über Bloomberg bezogen. G3 (+UK) Zinsen Leitzinsen 2012 0,75 0,5 0-0,25 0-0,1 EWU UK USA Japan 2013 0,25 0,5 0-0,25 0-0,1 2014 0,05 0,5 0-0,25 0-0,1 10 Y (Government) 2015 0,05 0,5 0,5 0-0,1 2016e 0,0 1,0 1,25 0-0,1 2012 1,3 1,8 1,8 0,8 2013 1,9 3,0 3,0 0,7 2014 0,5 1,8 2,2 0,3 2015 0,6 2,0 2,3 0,3 2016e 0,75 2,25 2,5 0,2 (Angaben jeweils zum Jahresende) Quelle: Für historische Daten Bloomberg. Prognosen von W&W Asset Management GmbH. Rohstoffe CRB-Index1 Ölpreis (Brent)1* Q3 13 Q4 13 Q1 14 Q2 14 Q3 14 Q4 14 Q1 15 Q2 15 Q3 15 Q4 15 31.03. 285,5 109,2 280,2 110,8 304,7 107,0 308,2 112,1 278,5 93,2 230,0 55,8 211,9 53,3 227,2 61,4 193,8 47,1 176,1 35,8 170,5 38,7 1 Angaben jeweils zum Periodensende * Oil Brent Physical Del, US$/Barrel Quelle: Bloomberg Diese Publikation dient ausschließlich Ihrer Information und stellt keine Anlageempfehlung dar. Sie soll Ihnen lediglich Ihre selbstständige Anlageentscheidung erleichtern. Auch kann sie ein individuelles Beratungsgespräch nicht ersetzen. Die in dieser Veröffentlichung enthaltenen Informationen beruhen auf öffentlich zugänglichen Quellen, die der Herausgeber für vertrauenswürdig erachtet. Die hierin enthaltenen Einschätzungen entsprechen der bestmöglichen Beurteilung zum jeweiligen Zeitpunkt. Auch können sie sich – ohne Mitteilung hierüber – ändern. 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