1. Quartal 2016 Anlagepolitik im Überblick

anlage flash
1. Quartal 2016
Anlagepolitik im Überblick
Fokus auf die Unternehmensgewinne.
Jean-Daniel Neuenschwander
Chief Investment Officer
Mitglied der Geschäftsleitung
Das erste Quartal war für die meisten Anleger kein Zuckerschlecken. China, Ölpreis,
US-Rezession, Zentralbanken – da kann
es einem schnell mal zu viel der Schlagwörter werden und die Lust auf Aktien ver­
derben. Dabei ist die Attraktivität der Divi­
denden­papiere ungebrochen: Glaubt man
den j­üngsten Aussagen der Zentral­banken,
so werden die Zinsen noch länger auf tiefen
Niveaus verharren. Der Anlagenotstand
bleibt also unverändert. Ist den Anlegern
die Lust auf Aktien wirklich vergangen?
Inhaltsverzeichnis
2Wirtschaft
3Aktien
3 Obligationen und Währungen
Anlegern sei trotzdem geraten, mit Aktienkäufen vorerst zuzuwarten.
Die Märkte brauchen mehr Klarheit, bevor es zu einer Trendwende
kommen kann. Es ist also durchaus sinnvoll, das Portfolio vorübergehend
­defensiv auszurichten und die kommende Gewinnberichtsaison genau
zu beobachten.
Weitere Finanzinformationen unter
blkb.ch/boersen-und-devisen-flash
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Papier 100% Recycling
Dass die Märkte seit März bestenfalls seitwärts vor sich her dümpeln,
hat andere Gründe: Einerseits mag der Schock über den «crashartigen»
­Jahresstart einigen noch in den Knochen sitzen. Andererseits fragen
sich viele Anleger, welche Auswirkungen die Ereignisse von Anfang
Jahr auf die Gewinnentwicklung der Unternehmen haben werden.
Die meisten A
­ nalysten nutzten die letzten Monate denn auch, um ihre
Gewinnerwar­tungen fleissig nach unten zu revidieren. Als Hauptgründe
werden eine Verlangsamung der Weltwirtschaft und der tiefe Ölpreis
­angeführt. Ob diese beiden Argumente tatsächlich die befürchteten
­Auswirkungen auf die Unternehmensgewinne haben werden, wagen
wir zu hinterfragen. Die Weltwirtschaft könnte sich aufgrund der
jüngsten Beobachtungen durchaus besser entwickeln als im Februar
von vielen noch befürchtet. Ein stabiler, tiefer Ölpreis dürfte dabei eine
willkommene Stütze sein und schliesslich auch die Gewinnentwicklung
der Unternehmen positiv beeinflussen.
Lesehilfe zu den Marktattraktivitätsgrafiken
Die im «anlage flash» verwendeten Attraktivitätsgrafiken zeigen
die gegenwärtige Einschätzung der BLKB zur Attraktivität einzelner
Kategorien unter Rendite-Risiko-Gesichtspunkten im Vergleich
zu anderen Anlageklassen.
= unattraktiv
= wenig attraktiv
Positionierung Anlagepolitik
Liquidität
Obligationen
Aktien
Immobilien
= neutral
= attraktiv
= sehr attraktiv
Wirtschaft.
Während uns die Wachstumsschwäche in China schon
seit letztem Herbst begleitet, erreichten uns zu Beginn
des Jahres überraschend schwache Daten aus den USA.
Gewisse Anleger befürchteten sogar, dass die USA in
eine Rezession fallen würden. Diese Befürchtungen halten
wir für übertrieben, zumal sich die Datenlage in den
letzten Wochen deutlich aufgehellt hat. Der Beschäftigungsaufbau am US-Arbeitsmarkt setzt sich kontinuierlich
fort und schafft eine gute Grundlage für weiterhin starken
Konsum und damit weiteres Wirtschaftswachstum.
Die Daten aus dem Euroraum lassen ebenfalls hoffen,
dass sich die zarte Erholung auch dieses Jahr fortsetzen
wird. Unser besonderes Augenmerk gilt hier der Kreditvergabe innerhalb der Eurozone und der Wiederbelebung der Investitionstätigkeit. Die Europäische Zentralbank (EZB) stellt den Banken zu diesem Zweck extrem
günstig Geld zur Verfügung, damit diese wiederum den
Unter­nehmen Kredite für Investitionen vergeben. Das
positive Kreditwachstum der letzten Monate zeigt, dass
die Finanz­institute trotz widrigem Umfeld weiterhin zur
Kreditvergabe bereit sind. Während bisher vor allem der
­Konsum (Private und Staat) als Wachstumstreiber identifiziert wurden, verzeichnen die Investitionen einen immer
wichtigeren Beitrag. Sollte sich die erwachte Investitionslust in den nächsten Quartalen fortsetzen, wäre dies
ein erfreuliches Signal für die weitere Entwicklung der
Konjunktur in der Eurozone. Die Erholung bekäme damit
neben dem Konsum ein zweites Standbein.
Auch die Schweizer Wirtschaft hält sich weiterhin tapfer
und ist immer noch im Prozess, den Frankenschock vom
letzten Jahr zu verdauen. Stützend wirken weiterhin die
Konsumausgaben der privaten Haushalte und des öffent­
lichen Sektors, während die Lage im Aussenhandel bei
den Ausrüstungsinvestitionen schwierig bleibt. Der Anpassungsprozess in der Industrie wird sich auch in diesem
Jahr fortsetzen, was sich in steigenden Arbeitslosenraten
widerspiegeln dürfte. Unter dem Strich rechnen wir in der
Schweiz mit einem Wachstum von 1,2% in diesem Jahr.
2 | anlage flash | Basellandschaftliche Kantonalbank | 1. Quartal 2016
Bezüglich des Wirtschaftswachstums in den Schwellen­
ländern gibt es keine grundlegend neue Einschätzung.
Das Wachstum in Asien verläuft zwar moderat, aber
relativ stabil. Weiterhin negativ ist die Wirtschaftsaktivität
in Lateinamerika. Die Konjunkturentwicklung in Osteuropa
ist bescheiden, hat sich aber immerhin marginal verbessert. Anzeichen einer zunehmenden Wachstumsdynamik
in den Schwellenländern sind noch nicht zu sehen.
Insbesondere der tiefe Ölpreis entpuppte sich im ersten
Quartal überraschenderweise als belastender Faktor für
die Konjunkturindikatoren. Die Marktteilnehmer liessen
sich aus unserer Sicht zu stark von möglichen systemischen Risiken im Zusammenhang mit drohenden Unter­
nehmenspleiten im Energiesektor verunsichern. Wir gehen
davon aus, dass sich der Ölpreis in diesem Jahr zwischen
US-Dollar 35 und 45 bewegen wird. Auf diesen Niveaus
dürften die Energiepreise der Konjunktur in den kommenden Monaten über eine Stimulierung der Konsumlust
sowie über tiefere Produktionskosten der Unternehmen
wieder eine Stütze sein.
Positionierung Aktien
Schweiz
Europa
Nordamerika
Japan
Fernost
Lateinamerika
Aktienmärkte: Performance seit 31.12. 2015
3%
0%
– 3%
– 6%
– 9%
–12%
Schweiz
CHF
Europa
Nordex Schweiz amerika
Lokalwährung
Asien/ SchwellenPazifik
länder
Welt
Aktien.
Obligationen und Währungen.
Holpriger Jahresstart
Das erste Quartal begann für Aktienanleger äusserst
unerfreulich. Einerseits belasteten Sorgen um die chinesische Wirtschaft die Märkte: Die von der Regierung
geplante Transformation von einer investitionsgetriebenen
zu einer konsumorientierten Wirtschaft verläuft holprig
und wirkt sich deutlich negativ auf die Aussenhandels­
zahlen im «Reich der Mitte» aus. Andererseits hat auch
der tiefe Ölpreis stark belastet. Der Preisrutsch im Ölpreis
beschleunigte sich zu Jahresbeginn nochmals deutlich.
Freude über sinkende Produktionskosten und positive
Einkommenseffekte aufgrund der tieferen Öl- und sonstigen Rohstoffkosten kamen jedoch nicht auf. Im Gegenteil: Ängste hinsichtlich Konkursen von Ölproduzenten
und damit verbundene Kreditausfälle bei Banken be­
feuerten die Verkaufswelle an den Aktienmärkten zusätzlich. Die meisten Indizes verloren in dieser Abwärtsbe­
wegung über 10%.
Die Obligationenrallye setzt sich fort
Die gestiegene Risikoaversion zu Jahresbeginn führte
unmittelbar zu Kurssprüngen bei Obligationen sicherer
Staaten. So legte der Schweizer Bond Index im ersten
Quartal um über 2%, deutsche Staatsanleihen um 1,75%
und US-Treasuries um über 3% zu. Im Januar war die
erhöhte Nachfrage nach Staatsanleihen auf die Sorgen
um den Zustand der chinesischen Wirtschaft und Kapitalmärkte zurückzuführen. Dazu gesellten sich Konjunktur­
sorgen in den USA. Das führte dazu, dass die Markt­
teilnehmer ihre Erwartungen hinsichtlich zukünftiger
Leitzinserhöhungen der US-Notenbank in kürzester Zeit
deutlich revidierten. Während zu Jahresbeginn noch
mit zwei Zinsschritten bis Ende 2016 gerechnet wurde,
preisten die Zinsmärkte Ende Februar bereits gar keine
Zinserhöhung mehr ein. Vor dem Hintergrund der stetig
steigenden Inflation und den nach wie vor positiven
Konjunkturindikatoren in den USA, wie der Einkaufs­
managerindex und die Entwicklung des Arbeitsmarktes,
rechnen wir aber weiterhin mit zwei Zinsschritten in der
zweiten Jahreshälfte.
Die Gegenbewegung setzte analog zur Ölpreisstabili­
sierung Mitte Februar ein. In Lokalwährungen betrachtet,
unterscheidet sich das Ausmass der Erholung von Region
zu Region aber deutlich. Während der US-Aktienmarkt
die Verluste seit Jahresbeginn bereits wieder wettgemacht
hat, notieren die Aktienindizes der Eurozone noch mehrheitlich stark im Minus. Ein Grossteil dieser Differenz in
der Wertentwicklung führen wir auf die Euroschwäche
bzw. die US-Dollar-Stärke seit Anfang Januar zurück.
Auch die Schwellenländermärkte haben sich gesamthaft
betrachtet sehr deutlich erholt. In Schweizer Franken legte
der MSCI Emerging Markets Index um 1,4% zu.
Auch Unternehmensanleihen beenden das erste Quartal
mehrheitlich positiv. Die Entwicklung seit Jahresbeginn
war jedoch sehr holprig und von Unsicherheiten geprägt.
Mit dem deutlichen Anstieg der Risikoaversion Anfang
Jahr weiteten sich auch die Risikoaufschläge der Unter­
nehmensanleihen aus, allen voran diejenigen der sogenannten High Yield Bonds. Bei diesen Hochzinsanleihen
mit geringer Bonität führte die Furcht vor Zahlungsausfällen im Ölsektor zwischenzeitlich zu dramatischen Kurs­
verlusten. Ähnlich wie bei Aktienanlagen führte aber
auch hier die Erholungsbewegung des Ölpreises ab
Februar zu einer deutlichen Entspannung. So beendeten
US-Hochzinsanleihen das erste Quartal dann auch mit
über 3% im Plus.
EZB und Fed heizen gute Stimmung an
Die zurückgekehrte Risikofreude der Obligationenanleger
wurde zusätzlich durch die aktuelle Geldpolitik der Euro-
anlage flash | Basellandschaftliche Kantonalbank | 1. Quartal 2016 | 3 Positionierung Währungen
CHF
EUR
USD
JPY
Fernost
Lateinamerika
Obligationenmärkte: Performance seit 31.12. 2015
8%
7%
6%
5%
4%
3%
2%
1%
0%
–1%
Swiss Bond
JP Morgan
Deutschland
Index
CHF
Lokalwährung
JP Morgan
USA
JP Morgan
Japan
päischen Zentralbank (EZB) und der US-Notenbank (Fed)
befeuert. Die wichtigste Massnahme der EZB war die
Senkung des Hauptrefinanzierungssatzes auf 0% und
des Strafzinses für Bankeinlagen beim Frankfurter Institut
auf – 0,40 %. Zudem wurde entschieden, das unter dem
Namen «Quantitative Lockerung» bekannte Anleihenkaufprogramm neu auch auf Unternehmensanleihen ausserhalb des Bankensektors auszuweiten. Das Programm wird
überdies um EUR 20 Mrd. auf EUR 80 Mrd. pro Monat
aufgestockt. Infolge dieser Massnahmen sanken die
Risikoaufschläge für europäische Unternehmensanleihen,
besonders für Anleihen der wirtschaftlich schwächeren
Länder der Eurozone. Ebenfalls von grosser Bedeutung
für die globalen Finanzmärkte sind die Fed-Entscheidungen im Rahmen der letzten Sitzung des Instituts Mitte
März. Wie erwartet hat das Fed die Leitzinsen unver­
ändert gelassen. Allerdings hat die Fed-Führung die
eigenen Projektionen zu den erwarteten Leitzinserhö­
hungen im laufenden und in den nächsten zwei Jahren
unerwartet deutlich revidiert. Somit geht das Fed für
das aktuelle Jahr nicht mehr von vier, sondern neu von
zwei Leitzinserhöhungen aus. Dies kam etwas überraschend, hat sich seit dem Zinsschritt im Dezember die
Lage am Arbeitsmarkt doch weiter verbessert und ist die
Inflation weiter gestiegen. So beträgt die Kerninflation
in den USA aktuell bereits 2,3%. Wahrscheinlich hat
das Fed die Prognose angesichts der schwierigen glo­
balen Konjunkturlage und der damit einhergehenden
Verschlechterung des Finanzmarktumfelds in den ersten
Wochen des Jahres geändert. Mit der neuen Kommuni­
kationspolitik will das Fed genau diese Finanzmarkt­
bedingungen verbessern. Der US-Dollar soll sich nicht
weiter aufwerten, die Zinskurve soll wieder steiler und
die Risikoprämien der risikobehafteten Anlagen sollen
gesenkt werden. Vereinfacht gesagt, will das Fed, dass
die Finanzinvestoren wieder risikofreudiger werden.
Dafür wird ein späterer Anstieg der Inflationserwartungen
in Kauf genommen.
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Redaktionsschluss: 6.4.2016
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