GeldStandard 14 der Standard Donnerstag, 31. März 2016 GÜTESIEGEL VERHALTENSGRUNDSÄTZE FÜR NACHHALTIGE PUBLIKUMSFONDS WERDEN FESTGELEGT Sechs Fotos: AP, APA, Reuters Milliarden Euro haben Anleger in Österreich in nachhaltige Fonds investiert. Standards für die Nachhaltigkeit Wien – Rund sechs Milliarden Euro hatten österreichische Privatanleger Ende 2015 in den 63 heimischen nachhaltigen Fonds veranlagt. Ende 2014 waren es 5,4 Mrd. Euro in 56 Fonds. Doch wie findet man das Produkt, das zu einem passt? Auch bei den „guten Fonds“ gibt es welche, die sehr viele Ausschlusskriterien befolgen, andere nehmen es gelassener. Zertifizierungen und Gütesiegel sind ein Weg zur Orientierung. In Österreich gibt es derzeit drei Labels für Publikumsfonds: Q Umweltzeichen Das österreichische Umweltzeichen ist das seit 1990 bestehende, offiziell staatliche Label für umweltfreundliche und nachhaltige Produkte im Non-Food-Bereich. Träger ist das Bundesministerium für Landund Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft – verantwortlich für die Administration ist der Verein für Konsumenteninformation (VKI). „Das Umweltzeichen wird für rund 60 Produktgruppen vergeben und seit 2004 auch für nachhaltige Finanzprodukte“, sagt Reinhard Friesenbichler von der nachhaltigen Researchagentur RFU. 40 der österreichischen Nachhaltigkeits-, Ethik- und Umweltfonds sowie eine Reihe ausländischer Fonds sind Träger des Umweltzeichens. Heuer wurden die Richtlinien für das Umweltzeichen verschärft und das Siegel für Immobilienfonds geöffnet. „Das Umweltzeichen stellt hohe Ansprüche an Kriterien und Prozesse sowie Transparenz eines Nachhaltigkeitsfonds“, erklärt Friesenbichler. Die wichtigsten Prüfbereiche sind: Ausschlussund Positivkriterien, Researchprozesse und Transparenz. Die Prüfung erfolgt durch einen exter- Foto: APA/Mak Bettina Pfluger Gütesiegel legen fest, was in welche nachhaltigen Fonds hineindarf. nen Gutachter. Das Label gilt für vier Jahre, wobei jährliche Updates erforderlich sind. Dieser internationale Q Eurosif Transparenzstandard ist seit 2008 für Publikumsfonds am Markt. Mehr als 500 Fonds tragen diesen Stempel, 47 inländische Produkte reporten gemäß diesem Standard. Das Eurosif-Transparenzlogo macht zwar keine inhaltlichen Vorgaben, aber gewährleistet eine einheitliche und offene Darstellung der Kriterien und Prozesse eines Fonds. Q FNG Seit dem Vorjahr neu am Markt ist das Siegel vom Forum für nachhaltige Geldanlage (FNG). Es wird im deutschsprachigen Raum in vier Abstufungen verliehen. Aktuell dürfen 35 Fonds aus der DACH-Region (elf davon aus Österreich) dieses Label führen. Fondsmanager müssen sich darum jedes Jahr neu bewerben. „Das FNG-Siegel bewertet neben der Qualität der in den Fonds verwendeten Nachhaltigkeitsprozesse, der Transparenz und der Portfolios im Detail auch den Impact im Sinne einer Wirkungsanalyse“, sagt Wolfgang Pinner, Head of Sustainable & Responsible Investments der Raiffeisen Capital Management und stellvertretender Vorstandsvorsitzender beim FNG. Der Unterschied zwischen dem österreichischen Umweltzeichen und dem FNG-Siegel liegt zum einen „in einem unterschiedlichen Set an Mindestausschlusskriterien, zum anderen sind das Thema Engagement – also der ak- „Die CostaRicaner haben gelernt, dass sich Umweltschutz rentiert.“ tive Dialog mit Unternehmen – und der mit dem Investment erzielte Impact ein wichtiger Teil der Bewertung gemäß FNG-Siegel“, fasst Pinner zusammen. Für Betriebsvorsorge- und Pensionskassen gibt es seit 2008 das Ögut-Label. Des Weiteren existiert für Kapitalanlagegesellschaften (KAG) seit kurzem das Ögut-RISLabel, mit dem sich die gesamte KAG dazu verpflichtet, alle Portfolios der Nachhaltigkeit zu unterstellen. Die Security KAG ist derzeit das einzige Haus in Österreich, das diesen Weg gewählt hat. Breiter Konsens in Österreich Basis für die Entwicklung war der Leitgedanke: „In das, was nach österreichischem Recht verboten ist, oder in das, wogegen in der österreichischen Gesellschaft ein breiter Konsens besteht, soll auch nicht investiert werden.“ „So trivial und überflüssig, wie diese Forderung klingen mag, ist sie nicht“, erklärt Friesenbichler, denn: Ein Großteil der Finanzanlagen werde auf internationalen Märkten getätigt, wo zum Beispiel Atomstrom, Massenvernichtungswaffen, inhumane Arbeitsbedingungen, Diktaturen oder eine ungehemmte Ausbeutung der Natur sehr wohl legale Produkte bzw. Praktiken darstellen. Aber warum braucht man so viele Gütesiegel? Reicht das Vertrauen in die Produktgestalter nicht aus? „Nachhaltigkeit ist eine komplexe Produkteigenschaft, für die eine glaubwürdige externe Morgen: Sei ein Frosch! Warum Costa Rica immer grüner wird. Nr. 866 Freitag, Qualitätsbestätigung sehr hilfreich ist“, sagt Friesenbichler. Unter dem Begriff Nachhaltigkeit kann zudem vieles verstanden werden. „Jeder hat so seine eigene Vorstellung, was nachhaltig ist. Für die meisten hat es etwas mit Umweltschutz oder sorgsamem Umgang mit der Natur zu tun“, sagt Dominik Benedikt, Senior ESG Analyst der Erste Sparinvest. Für KAGs umfasse das Thema darüber hinaus aber die Bereiche Soziales (alles, was mit Stakeholderbeziehungen des Unternehmens zu tun hat, also zu den Mitarbeitern, aber auch zu Zulieferern, Behörden, anderen Unternehmen etc.) und gute Unternehmensführung oder das Verhalten im Wirtschaftsleben (gibt es Korruptionsfälle, Bilanzfälschungen etc.), ergänzt Alexander Osojnik von der Erste Sparinvest. „Ingesamt geben die Fondssiegel zumindest eine gewisse Richtlinie für an nachhaltigen Invest- ments interessierten Investoren“, sagt Benedikt. Die Schwierigkeit liege aber darin, dass Siegel mittlerweile inflationär entstehen und viele dieser neuen Zertifikate eher Feigenblätter darstellten als den Nachweis eines tatsächlich nachhaltigen Fonds. Aufgrund der unterschiedlichen Ansprüche und implizierten Vorstellungen von Nachhaltigkeit werden sie es dem interessierten Investor jedoch trotzdem nicht ersparen, sich direkt mit dem jeweiligen Fonds bzw. Anbieter auseinanderzusetzen. Eine gewisse Label-Verwirrung sei bei Konsumenten in Summe nicht auszuschließen, fasst Friesenbichler zusammen. Pinner sieht das etwas anders: „Zertifizierungen oder Siegel für nachhaltige Investments helfen dabei, Greenwashing zu unterbinden.“ Sie würden dem Investor die Sicherheit geben, dass die Nachhaltigkeit im Fonds gewährleistet und von objektiver Stelle überprüft wurde. A N A LY S E A T X Schoeller-Bleckm. In den vergangenen 4 Monaten (%) schlechter als der ATX besser Gütesiegel für nachhaltige Publikumsfonds sollen einem Wildwuchs bei der Veranlagung in diesem Investmentsegment entgegenwirken. In Österreich stehen derzeit drei solcher Zertifikate zur Auswahl. +10 0 In den vergangenen 4 Wochen (%) schlechter besser als der ATX Voestalpine Wienerberger Telekom Austria Raiffeisen Bank Intl Buwog Immofinanz –10 Österreichische Post Andritz OMV RHI Conwert CA Immo. Anl. Lenzing Verbund Erste Bank Uniqa Insurance (+2,88% seit 4 Wochen, ATX Index +2,23% seit 4 Monaten) –20 Vienna Insurance (–17,49% seit 4 Wochen) –30 –10 Zumtobel –5 0 +5 +10 +15 Börsenwert (Schlusskurs der vergangenen Woche multipliziert mit der Anzahl der Aktien) +20 Quelle: vwd/Wiener Börse AG Das Vier-Felder-Diagramm illustriert die Performance der 20 im ATX vertretenen Titel in zwei verschiedenen Zeiträumen. Die vertikale Achse zeigt die Veränderung in den vergangenen 4 Monaten, die horizontale Achse die Veränderung der vergangenen 4 Wochen. Die Aktien mit der relativ gesehen besten Performance befinden sich in dem Quadranten rechts oben, die Aktien mit der relativ gesehen schlechtesten Performance links unten. MÄRKTE IM WOCHENVERGLEICH Titel KursKurs datum Ver. in % Vorwoche MID MARKET Athos Immob. 38,80 30.3. ± 0,00 Binder & Co. 13,50 30.3. WWWWWWW – 3,57 HTI 0,87 24.3. ± 0,00 Hutter & Schrantz 48,00 30.3. ± 0,00 KTM 124,85 30.3. ± 0,00 Pankl Racing Sys. 28,00 17.3. ± 0,00 Sanochemia 1,55 29.3. ± 0,00 W Unternehmens Inv. 20,66 22.3. ± 0,00 WP 18,21 30.3. ± 0,00 OTHER SECURITIES Athos Immob. 38,80 30.3. ± 0,00 EAG-Bet. 2,52 30.3. ± 0,00 S-Immo GS 86,50 30.3. W – 0,01 S-Immo GS 2004 86,50 24.3. ± 0,00 STANDARD MARKET CONTINOUS Atrium Europ.R.E. 3,54 30.3. WWW – 1,01 UBM Dev. 31,37 30.3. WWWW – 1,98 STANDARD MARKET AUCTION BKS 17,00 17.3. ± 0,00 BKS Vz 15,15 22.3. WW – 0,33 BTV 21,10 4.3. ± 0,00 BTV Vz 19,01 10.2. ± 0,00 Burgenland Hold. 56,00 30.3. WWWWWW – 3,45 BWT 19,15 30.3. ± 0,00 KursKurs datum Titel C-Quadrat Inv. 58,50 Eco Business-Imm. 8,90 Frauenthal Hold. 10,90 Gurktaler St 7,67 Gurktaler Vz 5,40 Hirsch Servo 16,00 Linz Textil 275,00 Manner & Co. 49,59 Masch.fabrik Heid. 2,64 Oberbank 55,00 Oberbank Vz 38,00 Österr. Staatsdr. 15,00 Ottakr. Getr. St 97,00 Ottakr. Getr.Vz 61,16 Rath 12,99 Schlumberger St 22,15 Schlumberger Vz 14,50 Stadlauer Malz. 83,50 SW Umwelttechn. 6,80 Teak Holz Int. 0,09 VBG Volksbank 52,00 Wiener Privatbank 6,42 30.3. 30.3. 30.3. 30.3. 30.3. 17.3. 30.3. 21.3. 29.3. 30.3. 8.3. 29.3. 17.3. 21.3. 30.3. 30.3. 30.3. 29.3. 23.3. 14.1. 16.3. 30.3. Ver. in % Vorwoche + 1,56 WWW WW – 0,88 + 5,31 WWWWWWWWW ± 0,00 + 4,65 WWWWWWWW ± 0,00 + 5,77 WWWWWWWWWW ± 0,00 ± 0,00 WW – 0,72 ± 0,00 ± 0,00 ± 0,00 ± 0,00 ± 0,00 ± 0,00 WW – 0,68 ± 0,00 ± 0,00 ± 0,00 ± 0,00 ± 0,00 Dritter Markt als MTF: Der Handel mit Finanzinstrumenten im Multilateralen Handelssystem (MTF) Dritter Markt erfolgt nicht auf Grund einer formellen Zulassung zum Börsenhandel. Die Anforderungen des Börsengesetzes betreffend zum Handel an einem geregelten Markt zugelassene Finanzinstrumente, insbesondere die Emittentenpflichten, gelten für im Dritten Markt Alle Angaben ohne Gewähr. Quelle: vwd group gehandelte Finanzinstrumente nicht. Kursfeststellung für alle Titel um 15:27 Uhr. 16 1. April 20 I N T E R N A T. A N L E I H E N R E N D I T E N Ein Umweltschützer aus Costa Rica h Australien Deutschland Frankreich Großbritannien Italien Japan Kanada Österreich Schweiz Spanien USA 2 Jahre 5 Jahre 10 Jahre 1,904 -0,498 -0,429 0,447 0,020 -0,230 0,496 -0,424 -0,889 0,014 0,788 2,067 -0,336 -0,192 0,840 0,209 -0,233 0,633 -0,300 -0,784 0,321 1,297 2,495 0,144 0,483 1,399 1,225 -0,098 1,175 0,359 -0,350 1,357 1,819 ±% Vorw. 10 J. Rend. ±% Vorjahr – 2,73 – 33,64 – 13,60 – 4,64 – 2,85 + 1,55 – 9,61 – 19,51 + 13,64 – 5,96 – 4,63 + 5,68 W W – 9,43 W – 0,21 W – 11,40 W – 6,42 WWW – 126,74 W – 14,17 + 2,87 W + 677,78 WWWWWWWWWW + 6,02 W W – 6,67 30 Jahre 0,816 1,367 2,303 2,354 0,497 2,024 1,260 0,194 2,545 2,615
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