Rückkehrgespräch - Alexander Höfer

Das Führungsinstrument
Rückkehrgespräch
Seminarunterlagen
Alexander Höfer
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Rückkehrgespräche
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Gliederung
1)
Merkmale des Rückkehrgesprächs
2)
Ziele des Rückkehrgesprächs
3)
Notwendigkeit von Rückkehrgesprächen
4)
Stufenplan Rückkehrgespräch – Fehlzeitengespräche
5)
Rückkehrgespräche – Jagd auf Kranke oder Maßnahme betrieblicher
Gesundheitsförderung?
6)
Regeln der Gesprächsführung
1)
Merkmale des Rückkehrgesprächs
1.
2.
Der direkte Vorgesetzte führt das Gespräch
-
direkte VG kennt seinen Mitarbeiter am besten und umgekehrt
-
Aufbau und Stärkung des Vertrauensverhältnisses
-
Stärkung der Position des Vorgesetzten
-
mitarbeiterorientierte Führungskultur
Das Gespräch wird mit jeder Person geführt, die aus einer Abwesenheit
zurückkehrt
-
Image von Disziplinierung wird vermieden
-
Image einer „Extrabehandlung von Blaumachern“ wird vermieden
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Um Missverständnisse von vornherein auszuschließen: Rückkehrgespräche sind sehr,
sehr verschieden.
Keinesfalls wird der Vorgesetzte, mit dem Mitarbeiter der nach einem Tag Seminar an
den Arbeitsplatz zurückkommt eine ¾ Stunde im Chefbüro reden. Hier sieht das
Rückkehrgespräch so aus, dass der Chef am Arbeitsplatz des MA vorbeischaut, ihn
freundlich nach dem Seminar fragt und über eventuelle Neuigkeiten des
vorangegangenen Tages informiert. Die Dauer eines solchen Gesprächs ist ca. 5
Minuten.
Ein Mitarbeiter fehlt 4 Wochen (3 wegen Urlaub und eine wegen Krankheit). Der Chef
bittet ihn in sein Büro und sagt zur Begrüßung: Schön, dass sie wieder da sind, ich
möchte sie über einiges Neues informieren, was die Abteilung und Ihre Arbeit betrifft,
dass sie gleich wieder voll einsteigen können. Zuerst aber möchte danach erkundigen,
wie es ihnen geht. Sie waren ja gleich nach Ihrem Urlaub krank ... . Das Gespräch
dauert ½ Stunde.
Ein Mitarbeiter kommt nach einem eintägigen Urlaub aus privatem Anlass (Hochzeit
seiner Schwägerin) wieder auf Arbeit. Der Chef sieht ihn, lächelt und hebt über den
Gang den Daumen. Das signalisiert: Ich habe deine Abwesenheit gestern und deine
Rückkehr wahrgenommen und freue mich, dass du wieder da bist. Der Mitarbeiter
lächelt zurück. Das Gespräch dauert 5 Sekunden.
Es gilt die Regel: Je bekannter der Abwesenheitsgrund, umso kürzer das
Rückkehrgespräch.
3.
Das Rückkehrgespräch wird zeitnah geführt
-
heißt: Abwesenheit des MA wahr und ernst zu nehmen
-
Ausnahme: Schichtbetrieb
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4.
Das Rückkehrgespräch bezieht sich auf jegliche Abwesenheit, nicht nur auf
krankheitsbedingte
-
im Unterschied zu Krankheitsgesprächen nicht
mitbestimmungspflichtig
2)
Ziele des Rückkehrgesprächs
1. dem aus der Abwesenheit zurückkehrenden Mitarbeitern die Arbeitsaufnahme
erleichtern, indem man sie über offiziell und nicht-offiziell Neues unterrichtet
2. bei krankheitsbedingter Abwesenheit erfahren, ob die Abwesenheit
möglicherweise ursächlich mit der Arbeitssituation des Abwesenden in
Verbindung steht, damit diese Ursachen abgebaut werden können
i. physische Arbeitsbelastungen wie Staub, Lärm etc.
ii. psychische Arbeitsbelastungen wie Monotonie,
Vorgesetztenverhalten, Gruppenklima
3. verdeutlichen, dass die Abwesenheit im positiven Sinne vom Vorgesetzten
wahrgenommen wird (Person, Leistung, Vorgesetzten-MA-Verhältnis)
Ziel von Rückkehrgesprächen ist niemals
3)
-
Mitarbeiter überführen zu wollen
-
Mitarbeiter zu maßregeln
-
Misstrauen zu verbreiten
Notwendigkeit von Rückkehrgesprächen
Rückkehrgespräche sind ein Instrument der Senkung von Fehlzeiten und damit
zur Effizienzsteigerung und Kostensenkung. Eine bedeutende Anzahl betrieblicher
Fehlzeiten haben innerbetriebliche Ursachen. Der Zusammenhang zwischen
Betriebsklima und Krankenstand ist hinreichend bekannt und belegt. Dazu kommen
noch eine ganze Reihe anderer betrieblicher Faktoren wie
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-
Führungskultur
-
Arbeitsorganisation
-
tätigkeitsspezifische Merkmale
Wir möchten das an zwei empirischen Untersuchungen zeigen.
Befragung von Vorgesetzten in verschiedenen Industriebtrieben über
Sonstiges
Unfälle
Klima
Tätigkeit
Organisation
Führung
Krankheit
Motivation
Private Probleme
Arbeitsbedingungen
vermutete Ursachen für Fehlzeiten von Mitarbeitern (n=327)
Sonstiges
4%
unbeeinflussbare
Faktoren
22%
beeinflussbare
Faktoren
74%
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Befragung von 72 Vorgesetzten eines Produktionsbetriebes über vermutete Ursachen für
Fehlzeiten von Mitarbeitern
Führung
Organisation
Tätigkeit
Klima
Familie
Krankheit
gesetzl. Regelungen
Kuren
Erkennungszeichen motivationsbedingter Abwesenheit
-
*
je kürzer die Abwesenheitsdauer, umso wahrscheinlicher handelt es sich um
motivationsbedingte Abwesenheit
-
die Wahrscheinlichkeit motivationsbedingter Abwesenheit steigt mit der Fallzahl
krankheitsbedingter und unentschuldigter Fehlzeiten
-
je häufiger Kurzeiterkrankungen auftreten, umso wahrscheinlicher handelt es
sich um motivationsbedingte Abwesenheit
-
*
vermehrte Abwesenheit an Montagen und Freitagen
Das moderne Verständnis von Krankheit und Gesundheit bezieht sich nicht mehr auf den rein
organischen Aspekt sondern auf die Verschränkung zwischen objektivierbaren organischen Sachverhalten,
dem subjektiven Wohlempfinden und den aktiven Bewältigungskompetenzen eines Menschen. Es ist zu
kurz gegriffen die motivationsbedingte Abwesenheit mit dem „Blaumachen“ gleichzusetzen. Vielmehr
sind Menschen, die mit ihren Arbeitsumständen unzufrieden sind vielleicht einfach schneller bereit, bei
einer körperlichen Erkrankung sich krank schreiben zu lassen. „Blaumacher“ sind eine Untergruppe
motivationsbedingt Abwesender.
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Rückkehrgespräche sind ein Instrument zur Identifizierung betrieblicher
Gesundheitsrisiken und damit ein Instrument betrieblicher
Gesundheitsförderung.
Rückkehrgespräch
Ý
Þ
nach Abwesenheiten wie
nach Krankheit
Urlaub
Dienstreise
Seminar
etc
Ø
-
Identifikation betrieblicher
Fehlzeitenursachen
Ø
Ý
betriebliche
Fehlzeitenursachen
Ý
motivationsbedingt
-
Ø
keine betrieblichen Fehlzeiteursachen
Arbeitschutz
Ergonomie
Klima
Führung
Organisation
Tätigkeit
...
Rückkehrgespräche sind ein Instrument der Verbesserung der innerbetrieblichen
Kommunikation. Rückkehrgespräche werden unter dem Motto geführt:
Du bist wichtig, deine Leistung ist wichtig – wir reden miteinander.
Häufige motivationsbedingte Abwesenheit ist ein bedeutendes Ärgernis für Kollegen
mit geringen Fehlzeiten. Lasse ich dieses Problem innerbetrieblich unangetastet, dann
demotiviere ich u. U. meine motivierten Mitarbeiter. Wenn es in Teams „Blaumacher“
gibt, dann sind die zuerst den Kollegen bekannt und es wird darüber geredet.
Rückkehrgespräche heißen für die engagierten Kollegen auch: Jetzt passiert endlich
mal etwas.
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Resümee
-
Fehlzeiten im Betrieb sind häufig eine Folge der Arbeitsorganisation, der
betrieblichen Kommunikation und des Betriebsklimas.
-
Rückkehrgespräche ermöglichen zielgerichtete Information über die
veränderbaren Ursachen der Abwesenheit.
-
Das Rückkehrgespräch ist ein geeignetes Instrument zum Abbau von
Fehlzeiten.
-
Das Rückkehrgespräch stärkt die Position des Vorgesetzten und verbessert die
Vorgesetzten-MA-Kommunikation.
4)
Stufenplan Rückkehrgespräch – Fehlzeitengespräche
Häufig werden Rückkehrgespräche mit Fehlzeiten oder Krankheitsgesprächen
verwechselt.
Rückkehrgespräche werden nach jeder Abwesenheit geführt. Sie haben häufig
informellen Charakter und sollen sowohl den MA über Neues informieren, als auch
dem Chef die Möglichkeit geben, Probleme frühzeitig zu erkennen und zu lösen.
Rückkehrgespräche sind nicht mitbestimmungspflichtig.
Fehlzeitengespräche werden nach mehreren krankheitsbedingten Abwesenheiten
über eine bestimmte Zeit oder unentschuldigten Fehlzeiten geführt. Sie bieten Hilfe
und eine partnerschaftliche Problemlösung mit der Vereinbarung von Zielen an.
Besteht das Problem fort und werden die vereinbarten Ziele nicht erreicht, können
arbeitsrechtliche Schritte eingeleitet werden.
Fehlzeitengespräche sind mitbestimmungspflichtig.
Für die Rückkehr- und Fehlzeitengespräche empfiehlt sich ein Stufenplan. Jeder
Stufeplan muss an die betrieblichen Erfordernisse angepasst und in einer
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Betriebsvereinbarung festgelegt werden. Der folgende Stufenplan ist als Beispiel zu
verstehen.
Der Anteil an Fehlzeitengesprächen ist erfahrungsgemäß sehr gering (etwa 10-15%).
Rückkehrgespräche
Fehlzeitengespräche
1. Stufe
2. Stufe
3. Stufe
3. Stufe Fehlzeitengespräche bei mindestens 2
weitere Fehlzeiten oder 8 AT in den nächsten 3
Monaten, Vorgehen siehe 1. Stufe + Teilnahme
Personalverantwortlicher + (Vorbereitung
arbeitsrechtlicher Konsequenzen)
2. Stufe Fehlzeitengespräche bei mindestens 2 weitere Fehlzeiten
oder 8 AT in den nächsten 3 Monaten, Vorgehen siehe 1. Stufe +
(Verdeutlichung von Konsequenzen)
1. Stufe Fehlzeitengespräche bei mindestens 3 Fehlzeiten oder 15 AT in 6 Monaten und
nur auf Initiative des direkten VG oder MA, geführt mit direktem VG, Personalvertretung
und Mitarbeiter mit dem Ziel einer Ursachenanalyse, Zielvereinbarung und
Dokumentation, formeller Charakter
Rückkehrgespräch unmittelbar nach jeder Abwesenheit vom direkten VG geführt mit den Zielen, den MA
zu informieren, wertzuschätzen und zu unterstützen, eher informeller Charakter
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Die Einleitung der Gespräche ist in den ersten beiden Stufen dem direkten
Vorgesetzten überlassen, da der am ehesten einschätzen kann, wann ein solches
Gespräch sinnvoll ist. Ist z. B. ein Mitarbeiter wegen eines Knochenbruchs beim Sport
ausgefallen, dann ist ein solches Gespräch sicher überflüssig. Auch werden pro Stufe
in der Praxis häufig nicht nur ein, sondern mehrere Gespräche geführt.
5)
Rückkehrgespräche – Jagd auf Kranke oder Maßnahme betrieblicher
Gesundheitsförderung?
Rückkehrgespräche werden vielfach, insbesondere von Gewerkschaften und
Personalvertretungen als Repressionsinstrument gegeißelt*. Das hat folgenden
Hintergrund: Werden Rückkehrgespräche per Weisung von nichtgeschulten
Vorgesetzten durchgeführt, dann werden sie nicht gelingen, sondern Frustrationen
entstehen lassen oder verstärken. Die Gefahr einer zu direktiven Gesprächsführung bei
mangelnder oder schlechter Schulung ist beinahe nicht zu bannen. Genau die
autokratische Einbahnstraßenkommunikation von direkter Führung kann aber zum
Problem der hohen Abwesenheitsrate bedeutsam beigetragen haben (siehe Kapitel 3),
so dass wir dann den absurden Fall haben, dass ein Mittel zur Lösung eines Problems
falsch angewandt dieses erst hervorruft.
autoritäre Führung
hoher Krankenstand
autoritäre Führung von
Rückkehrgesprächen
*
siehe z.B.
Wopel, M. (1996). Krankenverfolgung. Offenbach
Zinke, E. und Rehwald, R. (1996). Das Krankenrückkehrgespräch. Frankfurt a.M.
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Auf der anderen Seite werden Rückkehrgespräche als Maßnahme betrieblicher
Gesundheitsförderung beschrieben und bilden den Kernpunkt von
Betriebsvereinbarungen zur Gesundheitsförderung. Nach meiner Ansicht sind
Rückkehrgespräche ein kleiner Teil betrieblicher Gesundheitsvorsorge, im Kern aber
ein Führungsinstrument zur Förderung des Engagements von MA und der Förderung
der MA-VG-Kommunikation. Die Arbeit von Gesundheitszirkeln auf der Basis von
Gesundheitsberichten und MA-Befragungen, eine betriebliche Mobbingprävention, die
Entwicklung einer mitarbeiterbezogenen Führungskultur und gesundheitsbezogenen
Angebote für MA bilden notwendigerweise das Kernstück gesundheitsfördernder
betrieblicher Arbeit. Das Rückkehrgespräch hat da eher eine Randstellung.
Die Wahrnehmung von Rückkehrgesprächen im Betrieb
Betrachtet man die Wahrnehmung von Rückkehrgesprächen im Betrieb, so muss man
zwischen den MA mit hohen und den mit geringen Fehlzeiten unterscheiden.
Mitarbeiter mit geringeren Fehlzeiten erleben Rückkehrgespräche deutlich positiver,
als die andere MA-Gruppe. Nur 5% der Mitarbeiter mit geringeren Fehlzeiten erleben
das Rückkehrgespräch negativ gegenüber 20% der MA mit hohen Fehlzeiten.
60%
50%
40%
30%
MA mit hohen Fehlzeiten
MA mit geringen Fehlzeiten
20%
10%
0%
Rückkehrgespräch
beibehalten
Rückkehrgespräch
abschaffen
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Regeln der Gesprächsführung
direktives Gespräch
z.B. autoritäre Führung,
Krisenmanagement,
Verhör, Management by
Results
Steuerung durch den Vorgesetzten
stark
5)
qualifizierte Beratung,
Coaching
üblicher Dialog
gering
Geplauder
gering
nondirektives
Gespräch
Eingehen auf die persönliche Sichtweise des Mitarbeiters
stark
Patriachalisch-autoritärer Dialog
Chef
Sie wissen, dass ich mich um jeden in meinem Team sorge, wie
um einen Sohn – und Müller, sie machen mir Sorgen. Ihre
Leistungen in den letzten Wochen sind eine Katastrophe. Was ist
denn los mit ihnen? Kann ich ihnen irgendwie helfen?
Mitarbeiter
Das ist nicht nötig ich komme schon zu recht.
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Chef
Hab ich mir auch gar nicht anders gedacht Müller. Na ja, sie sind ein
guter Mann, sehen sie zu. Wir werden das Kind schon schaukeln.
Mitarbeiter
Dankeschön.
Üblicher Dialog
Chef
Mit ihrer Arbeitsleistung Herr Müller bin ich in letzter Zeit nicht
mehr ganz zufrieden.
Mitarbeiter
Wie meinen sie das?
Chef
Na ja zum einen der Fehler von letzter Woche und zum anderen
ihre Unkonzentriertheit. Sie machen, wenn ich richtig liege
überhaupt ein paar mehr Fehler.
Mitarbeiter
Na ja, das stimmt vielleicht, aber wir hatten in der letzten zeit auch
ein paar wirklich knifflige Probleme, da haben die Kollegen auch
gestöhnt ...
Chef
Was ihre Kollegen sagen ist mir im Moment nicht so wichtig, mich
interessiert eher ...
Mitarbeiter
Aber wenn’s den Anderen doch genauso geht ...
Nondirektives Gespräch
Chef
Ich mache mir Sorgen um Ihre Arbeitsleistung Herr Müller, was ist
denn los?
Mitarbeiter
Nicht, gar nichts ...
Chef
Nichts?
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Mitarbeiter
Na ja, im Vergleich mit den Anderen stehe ich doch gar nicht so
schlecht da.
Chef
Ja ...
Mitarbeiter
Na in letzter Zeit haben wir aber auch ein paar Brocken
hingeworfen bekommen, da wusste man doch überhaupt nicht, wo
man zuerst anfangen sollte. Irgendwie funktionierte überhaupt
nichts mehr, da ist doch klar, dass ein paar mehr Fehler passieren
... (Pause)
Chef
(Pause)
Mitarbeiter
Na ja, und da ist da noch etwas anderes. Ich komme mit dem
neuen Projektleiter überhaupt nicht klar. Ich weiß auch nicht, was
ich machen soll. Mir graut`s schon jeden Tag auf Arbeit zu kommen
... usw.
Es ist unsinnig anzunehmen, dass es einen richtigen Gesprächsstil gäbe. Die direktive
Gesprächsführung ist für die Instruktion in Krisensituationen geeignet, der übliche
Dialog für Alltagsprobleme und die nondirektive Gesprächsführung für schwierige
Situationen und persönliche Probleme von Mitarbeitern*.
*
der Terminus „persönliche Probleme“ ist von privaten Problemen zu unterscheiden. Persönliche
Probleme sind z.B. Motivationsprobleme, Teamprobleme u.ä.
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Für da Rückkehrgespräch empfiehlt sich als grundlegende Gesprächshaltung die
nondirektive.
direktive, sachorientierte
Gesprächsführung
(unpräzise Einleitung des VG)
nondirektive, mitarbeiterorientierte
Gesprächsführung
präzise Einleitung des Gesprächs durch
VG, dann überlässt er MA das Wort
VG spricht viel – ohne die Ansichten des
MA und seine Bedürfnisse wahrzunehmen VG hat tatsächliches Interesse an
Ansichten und Bedürfnissen des MA
häufiges Unterrechen durch VG
aktives, empathisches Zuhören
Autoritätsdemonstrationen
präzise, zumeist geschlossene Fragen
-
Offenheit, Zuwendung, Blick
-
Nachfragen
-
Spiegeln
VG unterbricht nicht und hält Pausen aus
Augenhöhe-Demonstrationen
VG beschreibt ohne zu Bewerten
Offene Fragen
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Fragetechniken
Fragen ist ein Zeichen von Interesse und Wertschätzung.
Fragen fordern zu Aussagen auf.
Wer fragt, erhält gezielte Informationen.
Wer fragt führt.
Frageform
Fragesatz
Fragewirkung
Offene Frage
W-Fragen, Starthilfen
Was sagen Sie dazu?
Wie beurteilen Sie...?
Was meinen Sie darüber?
Welche Erfahrung haben
Sie gemacht mit...?
partnerschaftlich, befreiend
offen, gesprächsfördernd
Interesse signalisierend
Verständnisfrage
Sagten Sie, dass...?
Wenn ich Sie richtig
verstehe...?
Meinen Sie, dass...?
Sie sind also der Ansicht,
dass..?
klärend, klimaverbessernd
Missverständnisse
beseitigend,
Vieldeutigkeit reduzierend
verständnisfördernd
auf den Partner eingehend
Geschlossene Frage
(Ja oder Nein)
Sagen Sie, ist das richtig?
Kann nur mit ja oder nein
beantwortet werden,
nicht gesprächsfördernd
bringt wenig Information,
zwingt zu eindeutiger
Stellungnahme
Ist das so?
Kettenfrage
Sagen Sie, wie sind Sie mit
Ihren Leuten zurecht
gekommen, haben Sie
auch schon eine große
Abteilung geführt und
hatten Sie Schwierigkeiten
dabei?
Irritation, nicht
zielgerichtet, Fragelawine
bewirkt u.U. „Abschalten“,
provoziert Auswahl,
Aufnahmefähigkeit wird
strapaziert
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Richtungsweisende/
Alternativ-Frage
Verdienen Sie zu wenig
oder habe ich Sie vor den
Kopf gestoßen?
Wollen Sie Thema 1 oder 2
besprechen?
einschränkend,
bestimmend, in eine
Richtung weisend,
steuernd
Antwortspielraum wird
vorgegeben
Suggestivfrage
Sie haben doch gesagt,
dass...?
Sie sind doch auch der
Meinung, dass...?
fremdbestimmt
Antwort wird in der Frage
vorweggenommen,
gesprächstötend,
unechte manipulative Frage
Fangfrage
Sie haben doch vorher
gesagt und jetzt behaupten
Sie, dass...?
Glauben Sie, dass sich
diese Ansicht mit Ihrer
Aussage von gestern
vereinbaren lässt?
Der Gesprächspartner wird
in Widersprüche verwickelt
und in die Enge getrieben
erzeugt Verhörsituation
Aktives Zuhören
Aktives Zuhören heißt – sich klarmachen, ob ich das, was der andere will und meint,
tatsächlich verstanden habe.
Das erreiche ich vor allem durch Spiegeln der Gesprächsinhalte, das heißt:
Ich sage meinem Gesprächspartner kurz, wie ich ihn verstanden habe ohne zu
kommentieren oder zu bewerten.
Beispiel:
Petra:
Chef:
Ich weiß nicht recht, was ich davon halten soll. Auf der einen Seite bin ich froh,
dass diese ständigen Nörgelein von Peter in letzter Zeit aufgehört haben. Auf
der anderen Seite habe ich ja zur Genüge erfahren, was er von meiner Arbeit
hält. In den letzten Monaten habe ich ja überhaupt nichts mehr richtig gemacht,
und er hat mir das ja an jeder Ecke zu spüren gegeben. Das hat zwar jetzt
aufgehört, aber was soll das. Es ist doch nur eine Frage der Zeit, wann das
wieder anfängt. Ich glaube nicht, dass ich mit Peter wieder gut arbeiten kann.
Dazu gehört doch auch Vertrauen.
Sie sehen da eher schwarz, auch für die Zukunft.
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Petra:
Genau, das ist doch nicht mit ein bisschen Waffenstillstand zu reparieren. Ich
meine, der hat sich doch benommen wie das letzte Arschloch. Entschuldigung,
aber ist doch so.
Zuhörfehler:
y
wendet sich dem Sprechenden nicht zu
y
denkt nur über ihren Gesprächsbeitrag nach
y
ärgert sich über Details der Rede, ohne den Gesamtzusammenhang im
Blick zu behalten
y
unterbricht den Sprechenden
Wirkzyklus aktiven Zuhörens für Vorgesetzte
t0 – ich höre besser zu
Þ
ich signalisiere dem
anderen mehr Interesse
Þ
t0 – ich höre noch besser zu
Þ
Ü
er nimmt Beachtung und
Mitsprache wahr und
teilt sich öfter und lieber
mit
ich treffe qualifiziertere
Entscheidungen und
nutze das Potential
meiner MA effizienter
Ý
Û
er traut sich mehr zu
ich erfahre mehr über
ihn und seine persönliche Situation
Û
er vertraut mir mehr an
Ý
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empfohlene Literatur zum Thema
Bitzer, B. (1999). Das Rückkehrgespräch. Heidelberg
Bitzer B. (1999). Fehlzeiten als Chance. Renningen
Meder, H.-J. und Bitzer, B. Fehlzeitenreduzierung durch gezieltes Führungskräftetraing
– Das Rückkehrgespräch. in: Personal 5/93
von Rosenstiel, L., Regnet, E., Domsch, M. (Hrsg.), (1993). Führung von Mitarbeitern.
Handbuch für erfolgreiches Personalmanagement. Stuttgart