Steuern: Zahl der Selbstanzeigen in Berlin sinkt stark

SONNABEND, 2. APRIL 2016
Steuern: Zahl der
Selbstanzeigen in
Berlin sinkt stark
Deutlicher Rückgang nach der Verschärfung
der Strafen. Land nimmt seit 2010 mehr als
200 Millionen Euro durch Nachzahlungen ein
X VON JENS ANKER
BERLIN – Die Zahl der Selbstanzeigen
von Steuerhinterziehern ist in Berlin so
niedrig wie seit Jahren nicht mehr. Im
ersten Quartal dieses Jahres zeigten
sich nur noch 52 Berliner selbst bei den
Behörden an. Im gleichen Quartal des
Vorjahres waren es noch 317, im Jahr
davor 402. Mit einer Selbstanzeige können Steuerhinterzieher sich vor einer
strafrechtlichen Verfolgung und Verurteilung bewahren – wenn die Selbstanzeige vollständig ist. „Offenbar haben in Berlin viele Steuerpflichtige die
Chance genutzt, vor der Verschärfung
der Regeln für die Selbstanzeige reinen
Tisch zu machen“, sagt der Sprecher
der Finanzverwaltung, Jens Metzger.
„Auch wenn es jetzt weniger Selbstanzeigen gibt, ist es gut, wenn sich bisherige Steuersünder ehrlich machen und
dauerhaft im Inland Steuern zahlen.“
Seit dem 1. Januar 2015 müssen höhere Strafzuschläge von bis zu 20 Prozent auf die veruntreute Summe gezahlt werden, um mit einer Selbstanzeige straffrei davonzukommen. Zudem
verjähren die Taten künftig erst nach
zehn Jahren. Bislang waren es fünf Jahre. Eine straffreie Selbstanzeige ist
möglich, wenn die vorgelegten Angaben
vollständig sind und die Behörden noch
keine Hinweise auf ein Steuervergehen
haben.
Der Bund der Steuerzahler hält die
Verschärfung für ein zweischneidiges
Schwert. „Sicherlich will man, dass die
Leute ihre Steuern zahlen und diejenigen, die Steuern hinterziehen, bestraft
werden“, sagt der Vorstandsvorsitzende des Berliner Steuerzahlerbundes,
Alexander Kraus. „Wenn die Hürden
für die Straffreiheit aber so hoch gelegt
werden, denken einige Steuerhinterzieher möglicherweise, dass das Risiko
entdeckt zu werden geringer ist, als
eine fehlerfreie Selbstanzeige zu erstatten.“ Schon ein kleiner Fehler bei der
Anzeige könnte nach der Reform dazu
führen, dass die Straffreiheit aufgehoben wird.
In den vergangenen Jahren hatten
sich viele Berliner Steuerpflichtige bei
den Finanzämtern selbst angezeigt, um
so einer strafrechtlichen Verfolgung zu
entgehen. Fachleute sehen darin einen
wesentlichen Effekt der SteuersünderCDs, die von Bankmitarbeitern meist
aus der Schweiz oder Luxemburg an
die Behörden verkauft worden waren.
Spektakuläre Fälle, wie die des ehemaligen Post-Chefs Klaus Zumwinkel, des
früheren Ex-Bayern-Bosses Uli Hoeneß
oder des Berliner Kulturstaatssekretärs
André Schmitz, hatten die Welle von
Selbstanzeigen zusätzlich angefacht.
Seit 2010 nahm Berlin durch Selbstanzeigen mehr als 200 Millionen Euro
Steuern ein, die zunächst am Fiskus
vorbei manövriert worden waren. 3700
Berliner erstatteten seitdem eine
Selbstanzeige. Zuletzt hatte Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD)
angekündigt, künftig auch Steuer-CDs
zu kaufen, sollten dem Land welche angeboten werden. Das war bislang allerdings nicht der Fall.
Schon im vergangenen Jahr war die
Zahl der Selbstanzeigen deutlich gesunken. Insgesamt 498 Berliner meldeten
sich bei den Behörden, um Steuern
nachzuzahlen. 2014 waren es mit 1272
mehr als doppelt so viele. Allerdings
stieg die Summe der nachgezahlten
Steuern deutlich. Während sich die Finanzämter im vergangenen Jahr über
91 Millionen Euro zusätzlich freuten,
waren es 2014 lediglich 60 Millionen
Euro. In diesem Jahr überwiesen die
reuigen Steuerhinterzieher bereits
17 Millionen Euro an die Behörde.
Preis 1,40 Euro
Hans-Dietrich Genscher,
1927 – 2016
Unvergessen bleibt sein Auftritt in
der deutschen Botschaft in Prag im
September ’89, als er den DDRFlüchtlingen die Nachricht von der
Erlaubnis ihrer Ausreise überbrachte.
In der Nacht zu Freitag starb der
frühere Außenminister Hans-Dietrich Genscher mit 89 Jahren in seinem Haus bei Bonn.
Seiten 2 und 3
RETO KLAR
** Redaktionsschluss: 0.05 Uhr | H | Nr. 90 / 13. W.
Staugefahr durch Halbmarathon und Ferienende
BERLIN – Viel Sonne, viel Stau: Die Ber-
liner müssen sich am ersten frühlingshaften Wochenende des Jahres auf
knifflige Verkehrsverhältnisse einstellen. Wegen des Berliner Halbmarathons und dem Ende der Osterferien
müssen sie mit Staus und Umwegen
rechnen. Es werde speziell während des
Rennens im Zentrum am Sonntag „erhebliche Verkehrsbeeinträchtigungen“
geben, teilte die Senatsverkehrsverwaltung mit. Auch der Busverkehr sei von
Straßensperrungen betroffen.
Die Strecke führt Läufer und Inlineskater rund 21 Kilometer durch die
Stadt, unter anderem vorbei an Alexanderplatz, Unter den Linden, Schloss
Charlottenburg und weiter über Kurfürstendamm, Potsdamer Platz und
Checkpoint Charlie.
Straßen entlang der Strecke werden
den Angaben zufolge bis zu eine Stunde
vor Eintreffen des Teilnehmerfeldes gesperrt, Autos können sie nicht oder nur
eingeschränkt überqueren. Manche Abschnitte, wie der Start- und Zielbereich
in der Karl-Marx-Allee, sind wegen der
Aufbauarbeiten bereits vorab gesperrt.
Die Rennen beginnen am Sonntag ab
9.30 Uhr. Bis etwa 14.30 Uhr sollen die
Straßen nach und nach wieder freigegeben werden. Die Verkehrsinformationszentrale empfiehlt allen, die am Sonntag in die Stadt wollen, dafür die S- und
U-Bahnen zu nutzen. Zu dem Lauf werden nach Angaben der Veranstalter bei
sonnigen Temperaturen von bis zu
20 Grad mehr als 34.000 Teilnehmer
erwartet.
Seiten 9 und 10
morgenpost.de
Nachrichten rund um die Uhr
FUSSBALL-BUNDESLIGA
Leverkusen auf Platz vier
Bayer 04 Leverkusen –
VfL Wolfsburg
3:0
ZWEITE LIGA
Union holt Auswärtspunkt
FC St. Pauli –
1. FC Union Berlin
0:0
Bericht auf Seite 21
HEUTE IMMOBILIEN
Immobilien
NR. 13
2. APRIL 2016
www.morgenpost.de/immobilien
Berliner
Morgenpost
Das verflixte siebte Jahr
2015 wurden mehr als 11.000 Ehen in Berlin und Brandenburg geschieden
BERLINS ERSTE ADRESSE FÜR IMMOBILIEN
BERLIN – In Berlin und Brandenburg ist
Wohnen mit Klassikern
Designer Jürgen Oppermann-Vosteen dient seine Altbauwohnung in Moabit, in der er auch arbeitet, als
Inspirationsquelle und Schauraum für Interessenten. Seine Möbel wählte er mit Bedacht SEITEN 4 UND 5
SVEN LAMBERT
Gastkolumne
Finanztipp
Extra
Leserfrage
Sachkunde-Nachweis
ist ein Muss
Wann sich der
Hausverkauf lohnt
Bevor das Traumhaus
Wirklichkeit wird
Drei Experten
helfen weiter
Für Immobilienmakler und Wohnungsverwalter soll eine Zulassungsregelung
bald geschaffen werden.
Seite 6
Ein dickes Plus können Eigentümer dort
machen, wo die Lage stimmt – die persönliche und die der Immobilie. Seite 6
Welcher Haustyp ist der richtige? Wie
heizt man energiebewusst? Was rät der
Farbforscher für die Wände? Seite 9-11
Besuchshund erlaubt? Wie rechnet
man Heizkosten ab, und wie sollten
Verwalter Aufträge vergeben? Seite 8
Altbau und Kunst Die Wohnung als
Schauraum für die eigenen Werke
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im vergangenen Jahr eine fünfstellige
Zahl von Ehen in die Brüche gegangen.
Beide Bundesländer brachten es zusammen auf 11.272 Ehescheidungen, wie das
Statistische Landesamt mitteilte. In
Brandenburg lösten 4845 Ehepaare den
sogenannten Bund fürs Leben, in Berlin
waren es 6427 Paare. Die Zahlen bewegten sich auf ähnlichem Niveau wie im
Vorjahr. Dabei ist auch das verflixte
siebte Jahr kein Mythos. Die Scheidungsrate war in Berlin gegen Ende des
sechsten und im siebten Jahr am höchsten. „Rund 750 Paare ließen sich zu diesem Zeitpunkt wieder scheiden“, sagte
Peter Kuchta vom Amt für Statistik.
INHALT
Meinung/Leserbriefe Seite 2
Börse
6
Berlin
9-14
Brandenburg
15
Kultur
16-17
Horoskop
TV-Programm
Sport
Gesundheit
Leute
18
20
21-22
23
24
Im Land Brandenburg ging in 54,1
Prozent die Initiative zur Ehescheidung
von der Frau aus. Lediglich in 120 Fällen
reichten beide Partner die Scheidung gemeinsam ein. Fünf Prozent der Ehen
wurden ganz ohne Zustimmung des
Partners geschieden. Wie das Statistische Landesamt weiter ermittelte, hatANZEIGE
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ten 22 Ehen nur ein Jahr überdauert,
fast ein Viertel der Paare (1191) ließ sich
nach 25 und mehr Jahren Ehe scheiden.
In Berlin betrug der Anteil der Frauen, die die Scheidung einreichten, 50,8
Prozent. Bei 12,3 Prozent der Fälle wollten beide Partner die Trennung. Insgesamt 37 Ehen hielten nur ein Jahr.
Rund 50 Ehen wurden geschieden, in
denen die Frau mehr als 15 Jahre älter
war als ihr Partner. Insgesamt war in jeder fünften (1255) der insgesamt 6427
geschiedenen Ehen die Frau älter. Auch
unterschiedliche Pässe sind demnach
ein Scheidungsrisiko: Bei jeder vierten
Trennung hatte einer der Partner eine
ausländische Staatsangehörigkeit. dpa
29 €
mtl. Leasingrate bei
3.000 € Anzahlung
es eine neue Dauerbaustelle für die
Autofahrer in der Region. Dann startet
der vierspurige Ausbau des südlichen
Berliner Rings zwischen den Dreiecken
Potsdam und Nuthetal. Der Ausbau
des neun Kilometer langen Abschnitts
der A 10 soll vier Jahre lang dauern
und 150 Millionen Euro kosten.
Die Kosten für die Bauarbeiten trägt allein der Bund. Der betroffene Autobahnabschnitt ist mit 90.000 Fahrzeugen täglich der meistbefahrene im
Land Brandenburg. Prognosen zufolge
steigt die Zahl auf 120.000 Fahrzeuge
im Jahr 2025.
Seite 15
... wie es ist
Erst hielt ick det ja für’n Aprilscherz:
Die Finanzvawaltung schlächt vor,
Wohncontaina für Flüchtlinge in Parkanlagen zu stellen. Haben die aba janz
ernst jemeent, ooch wenn et anjeblich
in ersta Linie dazu jedacht war, ’nem
renitenten Bezirk de Foltainstrumente
zu zeijen, damit der mit Standortvorschläjen um de Ecke kommt. Ick bin
ma’ jespannt, wie lange det noch dauat,
bis unsa weisa Senat in unsra kleenen
Stadt 30 Grundstücke für so ne Containerdörfa jefunden hat. Allen Sportlan
empfehl’ ick schon mal, lange Untahosen zu koofen. Trainieren inna warmen
Turnhalle? Det dauat wohl noch.
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BÖRSE Dax und Euro
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Berlin steht ein traumhaftes Frühlingswochenende bevor. Überall
scheint die Sonne ausgiebig und
treibt die Temperatur am Sonnabend
auf 17 Grad. Sonntag bis 20 Grad.
Seite 24
Der Dax fällt um 1,71 Prozent und geht mit
9794,64 Punkten aus dem Handel.
Anschrift: Kurfürstendamm 22, 10719 Berlin
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