Sonderteil Werkzeugmaschinen Steuerungen ZB726 Heidenhain Lieber vorausschauen als das Nachsehen haben Simulationstechniken in Steuerungen integriert Die Simulationstechniken innerhalb der „TNC“-Steuerungen von Heidenhain gestatten dem Maschinenbediener eine realitätsnahe Vorschau auf die Bearbeitung. Fehler am Werkstück oder Kollisionen im Maschinenraum kann er im Voraus erkennen und damit vor der Bearbeitung korrigieren. Nacharbeit oder gar Ausschuss und Maschinenschäden entfallen. D ie komplexen Maschinenbewegungen bei der 5-Achs-Bearbeitung sowie die generell hohen Verfahrgeschwindigkeiten machen Achsbewegungen schwer vorhersehbar. Damit der Maschinenbediener dennoch eine möglichst realistische Vorschau auf die Bearbeitung bekommt, bieten TNCSteuerungen von Heidenhain verschiedene Simulationstechniken an, Bild 1. Die 3D-Simulationsgrafik spielt NC-Programme unter Berücksichtigung der tatsächlichen Maschinenkinematik und Maschinenkonfiguration virtuell durch. So erlaubt sie eine detaillierte und schnelle Analyse von Fehlern im NC-Programm. Die „Dynamische Kollisionsüberwachung – DCM“ berechnet Bewegungen im Maschinenraum voraus und vermeidet Kollisionen. Auf diese Weise machen beide Funktionen die Fertigung von der manuell gesteuerten Verfahrbewegung beim Einrichten der Maschine bis hin zu mannlosen Schichten sicherer und effizienter. Während der Simulation eröffnen viele Ansichtsoptionen einen genauen und frei wählbaren Blick auf Details. Die grafische Simulation ist dabei so detailreich, dass der Maschinenbediener unerwünschte Bearbeitungseffekte aus dem NC-Programm – zum Beispiel nicht den Anforderungen entsprechende Oberflächen durch Fehlbewegungen der Werkzeuge – frühzeitig erkennt. Bei maximaler Auflösung der 3D-Simulation zeigt die Steuerung in der Darstellung der Werkzeugbewegung als 3D-Liniengrafik zudem die Satzendpunkte mit den entsprechenden Satznummern an. Das erleichtert bei CAM-generierten NC-Programmen zusätzlich die Analyse der Punkteverteilung sowie die Vorabbeurteilung der zu erwartenden Oberfläche. Der Bediener betrachtet wahlweise das Werkstück, nur die Werkzeugwege oder beides gemeinsam. Er bekommt darüber hinaus Ansichten zur Wahl, die ihm zum Beispiel die ursprünglichen Abmessungen des Bild 1. „TNC“-Steuerungen von Heidenhain mit detailgetreuer 3D-Simulationsgrafik. Rohteils als Rahmen zeigen und darin die Hauptachsen kennzeichnen. Für ein besseres räumliches Vorstellungsvermögen kann die 3D-Simulationsgrafik die Werkstückkanten als Linien darstellen. Die Ansichtsoption „Werkstück-Transparent“ erlaubt außerdem einen Blick auf innenliegende Bearbeitungen – auch bei rotationssymmetrischen Werkstücken. Eine farbliche Kennzeichnung am Werkstück, bei der für jedes neue Werkzeug auch eine neue Farbe verwendet wird, verdeutlicht dem Bediener die einzelnen Arbeitsschritte und erleichtert die Zuordnung der eingesetzten Werkzeuge. Die Werkzeuge lassen sich zusätzlich noch voll oder transparent einblenden und auch jederzeit wieder ausblenden. Kollisionsüberwachung mit detaillierter Komponentendarstellung 3D-Simulationsgrafik mit zahlreichen Vorteilen Die detailgetreue 3D-Simulationsgrafik unterstützt den Bediener der TNC-Steuerungen dabei, fehlende Angaben oder Ungereimtheiten im Programm ohne Gefahr für Werkstück, Werkzeug und Maschine schon im Vorfeld einer Bearbeitung zu erkennen, Bild 2. Dazu zeigt sie das Werkstück in beliebigen Betrachtungswinkeln und simuliert sowohl Fräs- als auch Drehbearbeitungen in einer Ansicht. Als Rohteile sind nicht nur Quader, sondern auch zylindrische Körper und rotationssymmetrische Rohteile möglich. Bild 2. Einfache Vorab-Analyse der Oberfläche: Die detailreiche Anzeige der 3D-Simulationsgrafik zeigt unerwünschte Effekte. 1 Die Dynamische Kollisionsüberwachung DCM überwacht die Verfahrbewegungen im Maschinenraum sowohl im Automatik- als auch im Einrichtbetrieb, Bild 3. Bei einer drohenden Kollision stoppt die HeidenhainSteuerung die Bearbeitung beziehungsweise verlangsamt im manuellen Betrieb den Vorschub bis zum vollständigen Stopp. Dabei zeigt die TNC-Steuerung dem Bediener grafisch an, welche Maschinenkomponenten auf Kollisionskurs sind. Zusätzlich gibt sie eine entsprechende Meldung aus. Weil DCM im Realtime-Modus läuft, berücksichtigt sie auch Programmänderungen oder manuelle Eingriffe, die nach einer eventuell schon im CAD-System VDI-Z 178 (2016), Nr. 1/2 – Januar / Februar Sonderteil Werkzeugmaschinen Steuerungen Bild 3. Maschinenschäden und Stillstandszeiten vermeiden: Die „Dynamische Kollisionsüberwachung – DCM“ überwacht die Verfahrbewegungen im Maschinenraum und stoppt sie vor einer drohenden Kollision. durchgeführten Simulation noch am NCProgramm vorgenommen wurden. Maschinenschäden und dadurch bedingte teure Stillstandszeiten lassen sich so vermeiden. Das „M3D-Format“ für die Darstellung der Kollisionskörper macht die Dynamische Kollisionsüberwachung DCM besonders effektiv, Bild 4. Sie nutzt dank M3D hochdetaillierte 3D-Modelle für eine bessere Sicht auf mögliche Kollisionskörper. Der Maschinenhersteller hat die Möglichkeit, Kollisionskörper aus seinen Standard-CAD-Modellen mithilfe des PC-Tools „M3D Converter“ in das sichere M3D-Format zu konvertieren und auf der TNC-Steuerung einzubinden. Diese M3D-Daten sind gegen nachträgliche Manipulationen gesichert und schützen gleichzeitig die Konstruktionsdetails der Kollisionskörper. Dazu kann der Maschinenhersteller für die Kollisionsüberwachung Unwichtiges verbergen beziehungsweise aus den Daten löschen oder Baugruppen vereinfacht darstellen (etwa ohne innenliegende Teile). DCM berücksichtigt alle Komponenten im Arbeitsraum wie Spannmittel, Vorrichtungen, Werkzeuge und Werkzeughalter sowie Tastsysteme oder andere Messmittel. Das Ergebnis ist die detailgetreue Abbildung auch komplexer Maschinenkomponenten. Infolgedessen lässt sich der Maschinenraum wesentlich besser nutzen – gerade in kompakten Bauräumen ein ganz entscheidender Vorteil. DCM vermeidet Kollisionen, denn Reparaturen an Maschinenachsen oder an Bild 4. DCM mit dem Format „M3D“ überwacht selbst kleinste Ecken und Kanten auf mögliche Kollisionen. Bild (4): Heidenhain der Spindel sind teuer. Hinzu kommt, dass die Maschine nach einer Kollision möglicherweise nicht mehr mit der ursprünglichen Genauigkeit arbeitet. Das kann einerseits die Qualität der zu fertigenden Werkstücke negativ beeinflussen. Andererseits drohen Auswirkungen einer Terminverschiebung oder Kapazitätsverlust nach einem Maschinenausfall. Neuheiten auf der Metav Jeder Betrieb ist individuell und hat seine eigene Philosophie, wie Abläufe zu organisieren sind. Aber die wesentlichen Glieder und Schritte einer Prozesskette sind oft vergleichbar. Idealerweise verknüpft sie Konstruktion, Programmierung, Simulation, Fertigungsvorbereitung und Produktion nahtlos miteinander. Für ein digitales Auftragshandling müssen Kommunikation und Datentransfer in alle Richtungen möglich sein. Auf der „Metav“ zeigt Heidenhain, wie einfach Kommunikation und Datentransfer zwischen allen Prozessbeteiligten mit der TNC 640 ablaufen können. Bereits im Standardfunktionsumfang erlaubt die TNC 640 direkt an der Steuerung den Zugriff auf die Daten des Fertigungsprozesses über einen CAD-Viewer, einen PDF-Viewer, eine FotoAnzeige und einen Web-Browser. Für die Browser-Darstellung muss kein eigenes Programm installiert werden. Die Bedienung von webbasierten Dokumentations- oder ERP (Enterprise Resource Planning)-Systemen ist genauso möglich wie der Zugriff auf das E-Mail-Postfach. Eine erweiterte Lösung zur Integration der TNC 640 in die Prozesskette ist die Option „133 Remote Desktop Manager“. Sie gestattet einfach per Tastendruck auf der Steuerungstastatur den bequemen Wechsel vom Steuerungsbildschirm zur Oberfläche eines Windows-PC. Dies kann sowohl ein Rechner im lokalen Netzwerk als auch ein Industrie-PC (IPC) wie der „IPC 6641“ von Heidenhain im Schaltschrank der Maschine sein. Der Maschinenbediener erhält damit direkt an der Steuerung vollen Zugriff auf alle datentechnischen Systeme der Prozesskette. Er kann einfach alle gewohnten Anwendungen – wie Verwalten, Dokumentieren und Visualisieren – auf der Steuerung bedienen und nutzen. Selbst rechenintensive Aufgaben im Bereich CAD/CAM nehmen keinen Einfluss auf die CNC-Bearbeitung und die Leistungsfähigkeit der Maschine. Damit die TNC 640 diese wichtigen Funktionen innerhalb des digitalen Auftragshandlings in jedem Betrieb erfüllen kann, passt sie sich an die individuell bestehende Prozesskette an. Darüber hinaus ist sie dank ihrer zukunftsweisenden Software-Plattform offen für Änderungen und Weiterentwicklungen. Jens Kummetz Dr. Jens Kummetz ist Leiter Produktmarketing für CNC-Steuerungen bei Heidenhain in Traunreut. Nutzen integrierter 3D-Simulationen auf der Steuerung Dass die 3D-Simulation direkt auf der TNC-Steuerung erfolgt, hat für den Bediener einige Vorteile. So kann er beispielsweise an der Maschine erstellte Bearbeitungsprogramme schnell und einfach überprüfen. Auch bei Programmen, die er aus CAD/CAM-Systemen übernimmt, lohnt sich eine Simulation auf der Steuerung: Die 3D-Simulationsgrafik berücksichtigt das auf der Steuerung hinterlegte Kinematikmodell, welches optimal an die tatsächliche Geometrie der Werkzeugmaschine angepasst ist und auf diese Weise die Bewegungen der Maschine realitätsnah widerspiegelt. VDI-Z 178 (2016), Nr. 1/2 – Januar / Februar u Info Dr. Johannes Heidenhain GmbH, Dr.-Johannes-Heidenhain-Str. 5, 83301 Traunreut, Tel. 08669 / 31-0, Fax 08669 / 38609, E-Mail: info@ heidenhain.de, Internet: www.heidenhain.de, Metav: Halle 16, Stand C 13 2
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