RF Myller Kinder im Krieg

R. F. Myller
Kinder im Krieg
Für meine Mutter Therese Müller, geb. Reinsch (1930-2015)
Meine Mutter wurde 1944/45 im Alter von 14 Jahren mit ihren jüngeren Geschwistern, der Mutter und Großmutter aus Ostpreußen vertrieben. Bei der Flucht über die vereiste Ostsee starb ihre eigene Mutter.
Dabei hat sie viele schlimme Dinge gesehen, von denen sie später oft berichtete. Nur über die Dinge, die ihr
selbst widerfahren sind, hat sie nicht gesprochen.
Ihr Vater war zu der Zeit in Russland in Kriegsgefangenschaft und kehrte erst in den 50er Jahren zurück.
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Kinder im Krieg
Öl auf Leinwand
je 18 cm x 24 cm
2014
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Ich wurde oft gefragt, wie ich als Vater einer kleinen Tochter solche Bilder malen kann. Ganz einfach: gerade weil ich ein
Kind habe, welches in einem Land lebt, in dem seit 70 Jahren Frieden herrscht (solange, wie wahrscheinlich nie zuvor in
der Geschichte Mitteleuropas), muss ich hinsehen, muss ich diese Bilder malen.
Es gibt Kinder auf der Welt, denen es nicht so gut geht.
Wenigstens hinsehen müssen wir, das ist das Wenige, was wir alle tun können, tun müssen.
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Emotional belastend ist eigentlich nur die Recherche für die Vorlagen.
Ich verwende dabei aber auch nur Material, welches für die, die es finden wollen, schnell, frei und einfach verfügbar
ist.
Beim Malen selbst steht dann nur noch die künstlerische Umsetzung im Vordergrund.
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Übermalungen
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Am meisten erschüttert an der Arbeit an den Bildern, an der Recherche davor hat mich meine eigene Naivität.
Bis dahin dachte ich, Kinder sterben im Krieg, weil sie zufällig zur falschen Zeit an der falschen Stelle sind.
Dass sie zufällig da stehen wo die Bombe hinfällt, wohin sich eine Kugel verirrt, wo ein Haus einstürzt.
Aber es ist ja ganz anders:
Kinder sterben in Kriegen,
weil ihnen jemand den Kopf abschneidet,
weil sie jemand aufhängt,
weil ihnen jemand die Kehle durchschneidet,
weil ihnen jemand aus nächster Nähe eine Kugel in den Kopf schießt.
Es ist immer eine ganz konkrete Person, die etwas ganz Bestialisches mit einem Kind macht, eine ganz konkrete, bewusste Handlung vornimmt.
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„Das ausgeprägte Bewusstsein für konkrete historische und soziale Zusammenhänge führt bei R.F. Myller zwangsläufig
dazu, dass auch unschöne Bilder gezeigt werden. So auch bei der Reihe „Kinder im Krieg“. Neben dem Bedürfnis Aufmerksamkeit und Anteilnahme zu wecken, stellt sich der Künstler auch die unvermeidliche Frage, welche Rolle die Kunst bei
der Vermittlung derartiger Anliegen spielen kann, darf oder vielleicht sogar muss. Darf Kunst für soziale oder gar politische Zwecke instrumentalisiert werden oder ist es andersherum legitim, derart dringliche Probleme zum ästhetischen
Bild zu degradieren.
R.F. Myller findet eine Form, die sowohl der Kunst, als auch dem Anliegen gerecht wird. Trotz der geschundenen, versehrten Oberflächen ist die Bearbeitung von einer großen Zartheit und Behutsamkeit und bringt dem Betrachter die Fragilität und Verletzlichkeit des Motivs umso näher.“
Esther Orant, Kunsthistorikerin 2014
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R. F. Myller
1964 geboren in Hannover
1986-1993 Studium der Kunstpädagogik und der Freien Kunst in Hannover u.a. bei Horst Hellinger und Peter Tuma
1988-1990 Assistent für Druckgraphik an der Universität Hannover
Mitglied im Bundesverband Bildender Künstler (BBK)
Mitglied in der Internationalen Gesellschaft der Bildenden Künste (IGBK)
Mitglied in der Fachgruppe Kunst der VerDi (ehem. IG Medien)
Bilder in diversen öffentlichen und privaten Sammlungen
Ausstellungen in Kunstvereinen, Galerien, Museen und Kulturinstituten u.a. in
Hannover, Berlin, Köln, Hamburg, Leipzig, Weimar, Köthen, Wiesbaden, Lüneburg, San Francisco (USA), Jaromerice
(CZ)
Preise
1995 Kunstpreis der DAG-Bildungseinrichtungen
2013 Bürgerpreis der SPD-Fraktion im Bezirk Hannover –List (mit der Vereinigung Lister Künstler)
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Kataloge/ Bücher:
1995
Kunstpreis der DAG Bildungseinrichtungen, Hamburg/ Leipzig
1997 „Üstra-Erlebnistouren“, Hannover
2000 „Visuelle Poesie“, Anhaltischer Kunstpreis, Köthen
2005 „Zusammen_Leben“, Kunstkreuz Friedrichshain, Berlin
2006 „Verbindungen“, Kunstwestthueringer, Mühlhausen
2008 „Fundort Garzweiler“, Garbsen
16. Form-Art , Glinde bei Hamburg
„Fluchten“, Künstlerverein Walkmühle, Wiesbaden
2010 „Blick aus dem Fenster“, Weilheim
„Zeitgleich – Zeitzeichen“, Bonn, Berlin
2011 PART1, Petershagen
Künstler in der List, Hannover
2012 PART2, Petershagen
2014 Meine Wege, Hannover
100x4h-art, Hannover
„Zeitgleich – Zeitzeichen“, Bonn, Berlin
„Hello World“, San Francisco, Hannover
AlsterArt, Hamburg
2015 Karina Berger: Heimat.Loss and identity, Oxford, Bern (Titelbild)
Der Röhrende Hirsch, Hannover
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R.F. Myller
www.rfmyller.com
[email protected]
copyright: VG BildKunst, Bonn-Berlin, 2016
Design und Reproduktion: Andreas Warlich
www.a-warlich.de
Alle Bilder sind in Originalgröße dargestellt.
Photo des Künstlers: Charlotte Behr
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