EDITORIAL 103 Umgang mit Evidenz, Interprofessionalität, Komplementärmedizin ... und immer wieder: Empathie Unsere Medizin, neu definiert Stefan Neuner-Jehle, Chefredaktor «Primary and Hospital Care» Stefan Neuner-Jehle In dieser Ausgabe von «Primary and Hospital Care» rung spiegeln sich hochaktuelle Strömungen der Medizin, Interprofessionalität steht bei den hausärztlichen Ge- meistern! Auch die Schweiz ist dabei: die vielversprechend und wichtig, aber auch an- sellschaften und beim Verband MFE ganz oben auf der spruchsvoll sind. Können wir diesen Ansprüchen wirk- Agenda. lich genügen, ohne «Über-Ärztinnen und -Ärzte» zu Ob Patienten mit chronischen Schmerzen von komple- sein? Immerhin, es lohnt sich sicher, wenn wir uns zu- mentärmedizinischen Methoden profitieren können, mindest teilweise solche Qualitäten für unsere Arbeit zeigt Claudia M. Witt am Beispiel der Akupunktur ge- aneignen, es lohnt sich für unsere Patienten und dies konnt auf. Dass sie Sicherheit und Kosten-Effektivität strahlt wiederum auf unsere Zufriedenheit zurück. dabei berücksichtigt, zeugt von einer modernen Sicht- Wovon ist die Rede? Ein inspirierendes Quartett erwar- weise: Medizinische Interventionen müssen die feine tet die interessierte Leserin, den interessierten Leser in Balance zwischen Nutzen und Schaden (und Kosten) diesem Heft: bestehen, damit sie als «high-value care» in der Patien- Zunächst zur Evidenz. Damit wir vor einer Untersu- tenversorgung empfohlen werden können. Und zwar chung schlauer sind als nachher (das ist leider keine jenseits aller ideologischen Gräben. Selbstverständlichkeit!), lohnt es sich, die Tests selbst Fadila Naji weist uns schliesslich in ihrer schönen, poe- zu testen und ihre Wertigkeit zu kennen. Seriell ange- tischen Sprache darauf hin, wie wichtig – ja, entschei- wandt können Tests also die positive oder negative dend! – es ist, medizinisches Wissen und Können mit Nachtestwahrscheinlichkeit für die gesuchte Krank- der Empathie zu verbinden. Erst dann werden wir als heit entscheidend erhöhen und bieten in Form von Scores eine nützliche Hilfe für den klinischen Alltag. Adrian Göldlin und Martin Perrig demonstrieren in Theorie und Praxis, wie das geht. Aktuelle Strömungen, vielversprechend und wichtig, aber auch anspruchsvoll ... Unser Berufsbild, unsere Aufgaben ändern sich dramatisch. Redefinition of roles in a changing world, Ärztinnen und Ärzte unseren Patienten gerecht. Alter nämlich einer Welt voll multimorbider und älterer Pa- Wein vielleicht, aber dies praktisch zu leben, ist hohe tienten, ist der selbstauferlegte Auftrag, den sich eine Kunst, oder in Naji’s Worten: «l’art ultime». interprofessionelle Arbeitsgruppe der UEMO gegeben Ich wünsche Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, viel hat. Daniel Widmer berichtet eloquent über die Hinter- Freude beim Lesen und viel Erfolg in der praktischen gründe und die Empfehlungen. Nur zusammen kön- Anwendung. nen wir diese epidemiologisch bedingte Herausforde- PRIMARY AND HOSPITAL CARE – ALLGEMEINE INNERE MEDIZIN 2016;16(6):103
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