Univ.-Prof. Dr. Stefan D. Josten Ökonomische Theorie der Politik B.1.1 Öffentliche Güter: Definitionen ► Ein Gut ist nichtrival in der Nutzung, wenn seine Nutzung durch einen Nutzer die Nutzungsmöglichkeiten aller anderen (potentiellen) Nutzer nicht beeinträchtigt ► Güter, die nichtrival in der Nutzung sind, nennt man auch öffentliche Güter ► Nichtausschließbarkeit liegt bei denjenigen Gütern vor, von deren Nutzung einzelne Wirtschaftssubjekte nicht wirksam ausgeschlossen werden können ► Güter, die nichtrival in der Nutzung sind und von deren Nutzung niemand wirksam ausgeschlossen werden kann, nennt man reine öffentliche Güter Univ.-Prof. Dr. Stefan D. Josten Ökonomische Theorie der Politik B.1.2 Öffentliche Güter: partialanalytische Effizienz €/ME MZ1 + MZ2 GK MZ2 MZ1 Menge Qoptimal ► Die Bereitstellung eines öffentlichen Gutes sollte so lange ausgedehnt werden, bis die Kosten einer weiteren Einheit (GK) der von allen Nachfragern zusammen beigemessenen marginalen Zahlungsbereitschaft für diese weitere Einheit (MZ1 + MZ2) gleich ist ⇒ allokativ effiziente Bereitstellungsmenge: Qoptimal Univ.-Prof. Dr. Stefan D. Josten Ökonomische Theorie der Politik B.1.3 Nichtrivalität und unzureichende private Bereitstellung €/ME MZ1 + MZ2 GK+ GK MZ2 MZ1 Menge Q1 Q2 Qoptimal ► Auf privaten Märkten kommt es zu einem ineffizient geringen Niveau der Bereitstellung öffentlicher Güter (Q2 < Qoptimal) ► Gegebenenfalls (z.B. bei GK+) kommt es sogar zu gar keiner Bereitstellung, obwohl eine positive Bereitstellungsmenge gesellschaftlich wünschenswert wäre Univ.-Prof. Dr. Stefan D. Josten Ökonomische Theorie der Politik B.1.4 Nichtausschließbarkeit und Trittbrettfahrerproblem HH 2 HH 1 beitragen nicht beitragen 1 beitragen 1 2 -1 -1 nicht beitragen 2 0 0 ► „Gefangenendilemma“: keiner der beiden Haushalte trägt zur Bereitstellung des öffentlichen Gutes bei, obwohl beide sich besser stellen würden, wenn jeder von ihnen zur Bereitstellung des öffentlichen Gutes beitragen würde Univ.-Prof. Dr. Stefan D. Josten Ökonomische Theorie der Politik B.1.5 Staatliche Bereitstellung öffentlicher Güter: Einstimmigkeit im Lindahl-Modell O′ Steueranteil von B (SB) 𝐷𝐵 Steueranteil von A (SA) S* 𝐷𝐴 O G * Menge des öffentlichen Gutes ► die Nachfragemenge von A nach dem (öffentlichen) Gut nimmt mit steigendem persönlichen Steueranteil, SA, ab ► gleichzeitig steigt die Nachfragemenge von B nach dem (öffentlichen) Gut mit steigendem SA an ► im Gleichgewicht stimmen A und B für die selbe Menge an öffentlichen Gütern: G* Univ.-Prof. Dr. Stefan D. Josten Ökonomische Theorie der Politik B.1.6 Staatliche Bereitstellung öffentlicher Güter: Medianwähler und Effizienz ► Effizientes Bereitstellungsniveau für ein öffentliches Gut: die Menge, für die die vertikale Summe der individuellen marginalen Zahlungsbereitschaften (Nachfrage) für das Gut gerade gleich den Grenzkosten der Produktion ist: Menge Q*, bei der ∑D = GK ► Medianwählergleichgewicht: DM = TM ⇒ QM, d.h. die in einer Demokratie nachgefragte Menge an öffentlichen Gütern entspricht nicht systematisch der allokativ effizienten Menge ► Das Medianwählergleichgewicht führt nur dann zu einer effizienten Bereitstellungsmenge öffentlicher Güter, wenn der Anteil des Medianwählers an der Gesamtnachfrage dem Anteil des Medianwählers an den Gesamtkosten entspricht: QM = Q*, wenn DM/∑D =TM/GK ► für die Realität vorstellbar: eine Abgabenerhebung, die zumindest näherungsweise dazu führt, dass die Steuer- und Abgabenanteile der einzelnen Bürger ihrem jeweiligen Anteil an der Nachfrage nach öffentlichen Gütern entspricht: Abgaben nach Äquivalenzprinzip (z.B. Zweckbindung der Einnahmen aus der Mineralölsteuer an den Ausbau des Straßennetzes) ► In einem Lindahl-Gleichgewicht wird die vom Medianwähler gewünschte Menge eines öffentlichen Gutes effizient sein Univ.-Prof. Dr. Stefan D. Josten Ökonomische Theorie der Politik B.1.7 Medianwähler und Effizienz: Graphische Analyse P ∑D GK DM TM QM Q * ► Effizientes Bereitstellungsniveau für ein öffentliches Gut: Menge Q*, bei der ∑D = GK ► Medianwählergleichgewicht: DM = TM ⇒ QM, d.h. die in einer Demokratie nachgefragte Menge an öffentlichen Gütern entspricht nicht systematisch der allokativ effizienten Menge Q
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