Auf dem Weg zur österlichen Freude Am kommenden Sonntag beginnt die heilige Woche. Es ist der Weg vom „Hosianna“ des Palmsonntags über das „Kreuzige Ihn“ am Karfreitag hin zum österlichen Jubel im „Halleluja“ am Ostermorgen. Diese Woche erinnert uns an den Grund unseres Glaubens, an das Ziel unserer Hoffnung und an die Erfüllung unserer Liebe. Wer sich auf diesen österlichen Weg einlässt, der lässt sich auf das ganze Leben ein. Und das ganze Leben verschont einen nicht vor der Konfrontation mit dem Schatten und den Dunkelheiten des Lebens. Die Gesichter der Dunkelheit sind vielfältig und einzigartig im Leben eines jeden Einzelnen von uns. Der Verlust von Gesundheit, die Konfrontation mit der eigenen Gebrechlichkeit und Endlichkeit, das Zerbrechen von Beziehungen, der plötzliche Verlust des Arbeitsplatzes ohne zu wissen ob ich in meinem Alter wieder einen bekommen werde, der Verlust von Heimat und Sicherheit, das Erleben eines Unfalles von einem eigenen Kind wo die Gehirnschädigung durch einen Sauerstoffmangel soweit fortgeschritten ist, dass ich nicht mehr mit dem eigenen Sohn sprechen kann. Es ist die Erfahrung, dass es im Leben plötzlich einen Bruch gibt, plötzlich der Faden des Lebens durchtrennt und abgeschnitten wird. Es hinterlässt auch das Gefühl, dass das Leben nun zu Ende ist. Dass es nicht mehr weitergeht. Es ist so als ob ich zugrunde gehe. Wer zu Grunde geht, der kommt mit dem Grund des Lebens in Berührung. Auf diesem Grund des Lebens kann das Geheimnis der Wandlung geschehen. Wandlung wie wir sie in der „Eucharistie“ feiern, bedeutet im Tiefsten die Wandlung vom Tod zum neu geschenkten Leben. Überall dort wo sich diese Wandlung zum neu geschenkten Leben in den Dunkelheiten und Schattenseiten unseres Lebens vollzieht, dort machen wir die Erfahrung von Auferstehung. Jeder von uns persönlich hat sicher schon die Erfahrung gemacht, dass eine solche Erfahrung begleitet ist mit Erleichterung und Freude, wenn wir plötzlich wieder spüren, dass der Weg des Lebens weitergeht. Ein wunderbares Gedicht von Hilde Domin, soll meine Gedanken nun abrunden Mag. Johannes Hessler: Spirituelle Mitarbeiterbegleitung – spirituelle Bildung – spirituelle Unternehmenskultur im KH der BHS Linz Seite 1 BITTE Wir werden eingetaucht Und mit dem Wasser der Sintflut gewaschen, wir werden durchnässt bis auf die Herzhaut. Der Wunsch nach der Landschaft Diesseits der Tränengrenze taugt nicht, der Wunsch, den Blütenfrühling zu halten, der Wunsch, verschont zu bleiben, taugt nicht. Es taugt die Bitte, dass bei Sonnenaufgang die Taube den Zweig vom Ölbaum bringe. Dass die Frucht so bunt wie die Blüte sei, dass noch die Blätter der Rose am Boden eine leuchtende Krone bilden. Und dass wir aus der Flut, dass wir aus der Löwengrube und dem feurigen Ofen immer unversehrter und immer heiler stets von neuem zu uns selbst entlassen werden. HILDE DOMIN Mag. Johannes Hessler: Spirituelle Mitarbeiterbegleitung – spirituelle Bildung – spirituelle Unternehmenskultur im KH der BHS Linz Seite 2
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