Medienkonferenz, 17. März 2016 Stellungnahme Stiftung Sonneblick Neue Phase in langer Geschichte Die Stiftung Sonneblick, Gästehäuser mit sozialer Zielsetzung, Walzenhausen AR, hat dem Ersuchen des Ausserrhoder Regierungsrats entsprochen, eine Vereinbarung für ein mehrjähriges Mietverhältnis für die Einrichtung eines kantonalen Durchgangszentrums für Asylsuchende in ihrer Liegenschaft abzuschliessen. Der 15köpfige Stiftungsrat unter dem Vorsitz von Fredi Züst, Herisau, und zuvor die Hauskommission als Ausschuss fällten den Grundsatzentscheid nach intensiver Diskussion ohne Gegenstimmen und gaben damit grünes Licht für die Detailverhandlungen mit dem Kanton. Man machte sich dabei den Entschluss nicht leicht. Es galt den Bedürfnissen und Erwartungen der Gäste mit zuletzt jährlich 4000 bis 5000 Übernachtungen Rechnung zu tragen. Diese stammen insbesondere aus dem Bereich von Menschen mit Behinderung, von Alleinerziehenden, aus sozialen, gemeinnützigen, kirchlichen und kulturellen Kreisen, usw., die ob Walzenhausen unbeschwerte und bereichernde Tage verbringen konnten. Hier – zumindest vorübergehend – einen Schnitt zu machen, fällt nicht leicht, auch wenn für das laufende Jahr noch auf das bewährte Konzept gesetzt werden kann. Der Sonneblick lebt aber auch von Spenderinnen und Spendern, die bereit waren, dafür wertvolle und grosszügige Unterstützung zu leisten und die es ermöglichten, dass die Häuser zuletzt im Jahre 2013 umfassend renoviert und ergänzt werden konnten, was die zuvor teils zeitweise problematische Belegung schlagartig steigerte und recht eigentlich das Überleben der Institution sicherte. Überdies ist der Stiftung auch sehr daran gelegen, die soziale Verantwortung gegenüber dem Personal wahrzunehmen und diesem nach Möglichkeit berufliche Perspektiven in vertrauter Umgebung zu sichern. Die Stiftung Sonneblick mit Geschäftsleiter Adrian Keller bleibt bestehen und möchte über ihren Status als Vermieter hinaus weiterhin sinnvoll tätig sein (mittelfristig zum Beispiel im Bereich Integration) und nach Ablauf des Vertrags die Häuser wieder für andere Zwecke nutzen können. Detailverhandlungen sollen hier noch Klärung bringen. Tradition mit Flüchtlingen Ausgangspunkt des Abwägens für das Wagnis, aus einer recht gut gesicherten Gegenwart in eine neue Phase der langen Geschichte einzutreten, war die Stiftungsurkunde, die die Institution verpflichtet, die Häuser im gemeinnützigem Sinne zu erhalten und unter anderem „dienstbereit zu sein für alle notleidenden Menschen des In- und Auslandes, die Zuflucht suchen und Hilfe bedürfen“. Die Unterbringung von Flüchtlingen, bzw. Asylsuchenden ist denn auch kein Novum in der Tradition des Sonneblick. Am 1. März 1933 wurde der Sonneblick von Ortspfarrer Paul Vogt für Arbeitslosenkurse gegründet. Später fanden während des Zweiten Weltkriegs und im Gefolge des Ungarnaufstandes von 1956 Flüchtlinge hier Zuflucht. Paul Vogt war während des Kriegs Flüchtlingspfarrer des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes und wurde dafür mit dem Ehrendoktorat der Theologischen Fakultät der Universität Zürich geehrt. Mit „Flüchtlingsmutter“ Gertrud Kurz schrieb sich eine weitere herausragende Persönlichkeit des Appenzellerlands mit nationaler Ausstrahlung in die Geschichte des Sonneblick ein und führte dort im Rahmen des Christlichen Friedensdienstes Wochen für Kriegsgeschädigte durch. Schliesslich rühmt sich Walzenhausen mit Generalkonsul Carl Lutz (Retter von über 60000 Juden vor dem Holocaust in Budapest) und Jakob Künzler (Vater der Armenier) weiterer grosser Persönlichkeiten in dieser Tradition, die von hier Bürger waren. Gebot der Stunde Hand zu bieten in einer aktuellen Notlage ist deshalb für die Stiftung ein Gebot der Stunde. Sie hofft deshalb, dass die in die Wege geleiteten Verhandlungen mit dem Kanton zu einem beidseitig guten Ende gebracht werden können und der nicht leichtfertig gefällte Entscheid der Stiftung auf ein wohlwollendes Echo stösst. Bildlegende: Die Liegenschaft Sonneblick mit den beiden Häusern ob Walzenhausen. Links das Gründerhaus, rechts das mit Hilfe von 71 Flüchtlingen aus 14 Ländern 1944/45 erstellte zweite Gebäude. (Bild: zVg) Hinweis: Die Geschichte des Sonneblick ist in einem Buch von Willy Reifler. „Ich wags, Gott vermags“ dokumentiert, das zum 75jährigen Bestehen 2008 im Appenzeller Verlag erschienen ist.
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