Merkblatt
Absicherung bei Erdbeben
Darum geht es
Erdbeben sind auch in der Schweiz ein reales Katastrophenrisiko, welches in unserer persönlich erlebten
Risikoerfahrung noch nie vorgekommen ist und
darum unterschätzt wird. Ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt, dass schwere Erdbeben regelmässig vorkommen. Die Höhe der Schäden hängt
von der Intensität des Bebens und von der vorhandenen Infrastruktur in der betroffenen Region ab.
Ausfälle in der Lieferkette erweitern den Kreis der
betroffenen Unternehmen auf das ganze Land.
Die Statistik der Gebäudeversicherungen belegt
einen Wert aller versicherten Gebäude von rund
1’950 Milliarden Franken für die 19 Kantone mit
staatlicher Monopolversicherung. Allein auf den
Unterschiedliche
Es bestehen grosse Unterschiede zwischen den Regionen: Besonders exponiert ist das Wallis, gefolgt
von Basel, Graubünden und dem Alpennordrand.
Regionen ohne Erdbebengefährdung gibt es in der
Schweiz nicht. Je mehr Vermögenswerte sich in
einem Gebiet ballen, desto katastrophaler sind die
Auswirkungen eines schweren Bebens. In der Region
Basel ist der potenzielle Schaden deshalb besonders
gross, weil zur erhöhten Erdbebengefährdung eine
hohe Konzentration von Privat- und Industriebauten hinzukommt. Auch im Kanton Zürich ist das
finanzielle Erdbebenrisiko im Vergleich sehr hoch.
Dort wird eine geringere Erdbebengefährdung durch
eine extrem hohe Dichte von Gebäudewerten aufgewogen.
In den sieben Kantonen ohne kantonale Gebäudeversicherung existiert keine gesetzliche Erdbebendeckung. Das sind die sogenannten Gustavo-Kantone, so benannt nach ihren Anfangsbuchstaben
(GE, UR, SZ, TI, AI, VS und OW). Dort sind
Immobilien bei Privatversicherern gegen Feuerund Elementarschäden versichert, die das Erdbebenrisiko generell ausschliessen oder nur als Zusatzversicherung einschliessen.
Wenn eine kantonale Gebäudeversicherung vorhanden ist, kann die Erdbebendeckung bei Privatversicherern ergänzt werden. Die Prämien sind
regional abgestuft.
Schadenpotenziale
Absicherung bei Erdbeben
Kanton Zürich entfallen davon 427 Milliarden.
Hinzu kommen noch mehrere Hundert Milliarden
Franken für Fahrhabe (Hausrat) in den Gebäuden.
Somit weist die Schweiz eine enorme Dichte von
Sachwerten aus, welche bei einem heutigen Beben –
anders als vor 700 Jahren – betroffen sind.
Die Gebäudeversicherer von 18 Kantonen mit Monopolversicherung haben sich zu einem Erdbebenpool
zusammengeschlossen, der pro Ereignis maximal 2
Milliarden Franken auszahlt. Der Kanton Zürich
hat eine separate Deckung, die insgesamt 1 Milliarde
Franken umfasst. Diese Summen reichen bei einem
Grossereignis nicht aus, Kürzungen wären unvermeidlich.
Erdbebengefährdung
Quelle: Schweizerischer Erdbebendienst
Verteilung des finanziellen
Erdbebenrisikos
Quelle: CatFocus (PartnerRe)
Die Schwere eines Erdbebens wird sowohl durch
Magnitude als auch durch Intensität beschrieben.
Die bekannteste Magnitudenskala ist die Richterskala, sie charakterisiert die Stärke eines Erdbebens
© VZ Insurance Services AG/Ausgabe 2015, Schutzgebühr: 2 Franken
durch die indirekte Messung der freigesetzten Energie. Eine Magnitude eines Bebens ist nach Richter
der logarithmische Maximalausschlag des Standardseismometers. Im Unterschied dazu beschreiben die
Intensitätsskalen wie die Europäische Makroseismische Skala (EMS-98) die lokalen Auswirkungen
und das Schadenspotenzial in Bezug auf die Umwelt.
Sie klassifiziert also die Auswirkungen auf Menschen,
Gebäude und Landschaft, die ohne Hilfsmittel wahrgenommen oder zu beobachten sind. Je nach örtlichen Gegebenheiten kann ein einzelnes Beben an
verschiedenen Orten unterschiedliche Intensitäten
besitzen.
Europäische Makroseismische Skala (EMS-98)
Stärke
Intensität
Auswirkungen des Bebens
Entsprechende
Magnitude
(ungefähr)
I – III
Unmerklich bis schwach
wahrnehmbar
Nicht oder kaum spürbar, keine Schäden
1–3
IV – V
Deutlich bis stark
Innerhalb von Gebäuden wahrnehmbar,
nicht beängstigend, keine Gebäudeschäden
4–5
VI – VII
Gebäudeschäden
Personen erschrecken, von Verputzschäden
bis hin zu Mauerrissen, Möbel verrutschen,
Gegenstände fallen aus Regalen
5,3 – 6,9
VIII – IX
schwere Gebäudeschäden bis zerstörend
Viele Gebäude stürzen teilweise, einige
werden ganz zerstört
7,0 – 7,7
X – XII
sehr zerstörend bis
vollständig verwüstend
Viele über- und unterirdischen Bauten
werden zerstört oder schwer beschädigt
ab 7,8
Quelle: Schweizerischer Erdbebendienst
Angewendet auf die Schweiz zeigt sich, dass in den
vergangenen 700 Jahren sechs Beben der Intensität
VIII bis IX auftraten.
Folgende Tabelle zeigt die neun bedeutendsten Erdbeben des letzten Jahrtausends in der Schweiz mit
den höchsten Intensitäten, in zeitlicher Abfolge rangiert (Intensität VII bis IX, EMS-98 Skala):
Die grössten Erdbebenereignisse in der Schweiz
Jahr
1295
1356
1524
1584
1601
1755
1774
1855
1946
Region
Churwalden
Basel
Ardon VS
Aigle
Zentralschweiz
Brig-Naters, Wallis
Altdorf
Visp
Sierre
Intensität
(nach EMS-98)
Magnitude
VIII
IX
VIII
VII
VII
VIII
VII
VIII
VIII
6.5
6.9
6.4
7
7
6.1
5.9
6.4
6.1
Quelle: Schweizerischer Erdbebendienst
Würde ein solches Beben heute im Raum Basel
stattfinden, so hätte das verheerende Auswirkungen.
Die von Experten berechneten Sachschäden an Gebäuden und Fahrhabe würden bis zu 60 Milliarden
Franken betragen. Im Vergleich dazu ist die höchste
Elementarschadenleistung welche die schweizeri-
Absicherung bei Erdbeben
schen Versicherungsgesellschaften in den vergangenen Jahren ausrichteten geradezu gering. So wurden
beispielsweise beim Sturm Lothar 1999 Gesamtversicherungsleistungen von ca. 1,5 Milliarden Franken
ausbezahlt.
© VZ Insurance Services AG/Ausgabe 2015, Schutzgebühr: 2 Franken
Vorbeugen
ist besser
als versichern
Berücksichtigt man die Normen ( SIA 261) für erdbebensicheres Bauen, so lassen sich Totalschäden an
Gebäuden und Fahrhabe weitgehend vermeiden.
Bei Neubauten sind die Mehrkosten für erdbeben-
sicheres Bauen gering. Diese Normen werden in der
Schweiz jedoch nicht konsequent angewandt und
ältere Häuser lassen sich nur mit grossem Kostenaufwand sanieren.
Erdbebenversicherung: Die Prämie für ein Einfamilienhaus
Jahresprämien in Franken für ein Einfamilienhaus an drei verschiedenen Standorten, Versicherungssumme 500‘000
Franken (analog Feuer- und Elementarversicherung), Baujahr 1970, Einjahresvertrag, gültig für einen Neuabschluss,
inklusive Stempelabgabe, ohne Spezialrabatte. Gedeckt ist nur das Erdbebenrisiko für das Gebäude.
Anbieter
Allianz1,2
Axa-Winterthur1
Axa-Winterthur1
Axa-Winterthur1
Generali
Generali2
HIS Solutions (Helvetia)
HIS Solutions (Helvetia)
HIS Solutions (Helvetia)
Mobiliar1,2
RMS (Lloyd‘s)3
RMS (Lloyd‘s)3
RMS (Lloyd‘s)3
Sympany1
Zürich2
Selbstbehalt
(in % der Versicherungssumme)
10%
2%
5%
10%
10%
10%
2%
5%
10%
10%
2%
5%
10%
10%
10%
Standort
Sion
Standort
Basel
Standort
Fribourg
124.00
340.20
283.50
212.60
378.00
446.30
388.50
325.50
283.50
236.25
729.20
634.20
559.10
294.55
257.20
124.00
340.20
283.50
212.60
378.00
446.30
388.50
325.50
283.50
236.25
758.10
659.40
582.20
294.55
368.20
46.50
170.10
141.75
106.35
210.00
210.00
346.50
288.80
252.00
157.50
619.50
539.20
475.65
278.15
160.40
1 Subsidiärlösung, das heisst: Versicherung zahlt in den Monopolkantonen nur die Differenz, falls die Leistung des Pools
ungenügend ist.
2 Selbstbehalt in % der Entschädigung.
3 Volle Deckung ohne Berücksichtigung des Pools; es gibt auch ein Produkt mit Subsidiärlösung, das rund 30% weniger kostet.
Erdbebenversicherung: Die Prämie für einen Mehrfamilienhaus
Jahresprämien in Franken für ein Mehrfamilienhaus (mit 6 Wohnungen) an drei Standorten, Versicherungssumme
2 Millionen Franken (analog Feuer- und Elementarversicherung), Baujahr 1995, Einjahresvertrag, gültig für Neuabschluss,
inkl. Stempelabgabe, ohne Spezialrabatte. Gedeckt ist nur das Erdbebenrisiko für das Gebäude. Der Selbstbehalt beträgt
in der Regel 10 Prozent der Versicherungssumme.
Anbieter
Allianz1,2
Axa-Winterthur1,3
Generali3
HIS Solutions (Helvetia)
Mobiliar1,2
RMS (Lloyd‘s)3,4
Zürich2
Standort
Sion
371.20
737.10
1‘512.00
1‘134.00
840.00
2‘236.50
1‘073.00
Standort
Basel
371.20
737.10
1‘512.00
1‘134.00
840.00
2‘326.80
836.20
Standort
Fribourg
132.20
368.55
672.00
1‘008.00
525.00
1‘902.60
260.40
1 Subsidiärlösung, das heisst: Versicherung zahlt in den Monopolkantonen nur die Differenz, falls die Leistung des Pools
ungenügend ist.
2 Selbstbehalt in % der Entschädigung.
3 Andere Selbstbehalts- oder Entschädigungs-Regelung möglich.
4 Volle Deckung ohne Berücksichtigung des Pools; es gibt auch ein Produkt mit Subsidiärlösung, das rund 30% weniger kostet.
Absicherung bei Erdbeben
© VZ Insurance Services AG/Ausgabe 2015, Schutzgebühr: 2 Franken
Abschluss einer
Erdbebenversicherung
Abschliessende
Zusammenfassung
Hier sind Sie
gut beraten
Absicherung bei Erdbeben
Bei einem Abschluss einer Erdbebenversicherung
bei einem Privatversicherer sollten verschiedene
Aspekte beachtet werden: Grundsätzlich beträgt
der übliche Selbstbehalt für Erdbebenversicherungen hohe 10 Prozent. Dieser Selbstbehalt wird von
der Entschädigung in Abzug gebracht. Bei einigen
Anbietern kann für eine geringe Mehrprämie der
Selbstbehalt auf 2 Prozent reduziert werden. Die
Versicherungssumme basiert auf der Gebäudeversicherungssumme der Feuerversicherung. Dies
bedeutet, die Gebäude sind bis zum vollen Versicherungswert gedeckt. Es handelt sich somit um
eine Vollwertdeckung. Falls schon eine Poolabdeckung über die Feuer- und Elementarversicherung besteht, zahlen die meisten Privatversicherer
nur noch subsidiär zur Pooldeckung (siehe Tabelle
Prämienvergleich auf Seite 3). Das bedeutet, dass
sich eine Schadensabwicklung im Ernstfall um Jahre
verzögert, da die Zahlung der privaten Erdbebendeckung erst nach Abrechnung von allfälligen Leistungen über die Pooldeckung erfolgen kann.
Angebote wie die von HIS, bei dem eine vom Pool
unabhängige Versicherung abgeschlossen wird, sind
deshalb empfehlenswert. Sie ermöglichen den Versicherten im Schadenfall eine rasche Abwicklung
und damit Kapital für die Reparaturen der Schäden
bzw. den Wiederaufbau des Gebäudes.
Für Immobilien in Gustavo-Kantonen stellt sich
diese Schwierigkeit einer subsidiären Deckung bei
Privatversicherern nicht, da aufgrund der fehlenden
Pooldeckung keine Primärdeckung besteht.
Grundsätzlich versichert die Erdbebenversicherung
das Gebäude. Der Zusatzbaustein Aufräumungskosten ist empfehlenswert. Dies sind Kosten, die anfallen für das Aufräumen der Schadenstätte und den
Abtransport sowie die Entsorgung der Überreste.
Erdbeben ist ein reales und existenzbedrohendes
Risiko in der Schweiz und ist daher versicherungswürdig. Eine Überprüfung der persönlichen Situation ist empfehlenswert, vor allem in den gefährde-
ten Gebieten Wallis, Basel, Graubünden und dem
Alpennordrand. Besser als versichern ist allerdings
ein erdbebenbewusstes Bauen, da letztlich auch
Menschenleben auf dem Spiel stehen.
Die VZ Insurance Services AG ist eine Tochtergesellschaft der VZ Holding AG, dem führenden
unabhängigen Finanzdienstleister der Schweiz mit
über 800 Mitarbeitenden. Wir beraten Unternehmen
in allen Fragen zu Vorsorge und Versicherung und
optimieren ihre Leistungen und Kosten.
Unsere Kunden sind mittelgrosse und grosse Unternehmen. Viele wählen uns als Outsourcing-Partner
für die Betreuung ihrer Versicherungen oder die
Geschäftsführung Ihrer Pensionskasse.
Ob Sie Risiken vermindern und absichern oder Vorsorgeleistungen optimieren wollen – bei uns sind Sie
an der richtigen Adresse.
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