Video-Thema_2016_03_16 Hassposts auf

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HASSPOSTS AUF FACEBOOK
Viele User nutzen Facebook, um dort ihre Meinung öffentlich zu äußern. Bei einigen
Themen, wie etwa beim Flüchtlingsthema, gibt es auch Kommentare voller Hass und
Gewaltandrohungen. Facebook wurde dafür kritisiert, nichts gegen solche Hetzkommentare
zu tun. Jetzt will das Unternehmen sich stärker einsetzen und die Posts löschen lassen.
Doch Kritikern reicht das nicht.
MANUSKRIPT
SPRECHER:
„Jeder Asylant ist ein Beitrag zum Müll dieser Gesellschaft.“– „Abschieben, notfalls
erschießen. Ich habe mittlerweile die Nase voll von all den Flüchtlingen.“ – „Ihr
gottverdammten Schmarotzer, euch sollte man alle ausnahmslos bei lebendigem
Leib verbrennen.“
SPRECHER:
Hasskommentare bei Facebook, sogenannte Hate Speech: Beim Thema Flüchtlinge
scheinen viele deutsche Facebook-User keine Grenzen zu kennen. Beleidigungen,
Beschimpfungen, Hetze. Tausende neue Hasskommentare werden täglich auf Facebook
verbreitet. Hate Speech ist daher auch bei Mark Zuckerbergs Besuch in Berlin ein Thema.
MARK ZUCKERBERG (Facebook-Gründer):
Für Hasskommentare gibt es keinen Platz in unserer Gemeinschaft. Bis vor kurzem
haben wir uns in Deutschland nicht genug engagiert. Wir müssen das künftig besser
machen.
SPRECHER:
Der Facebook-Chef auf Werbe-Tour in Berlin. Facebooks Image in Deutschland: zurzeit
schlecht. Seit Monaten wird das Unternehmen kritisiert. Denn der Umgang mit
Hasskommentaren ist bisher sehr unkritisch. Netzwerkaktivist Markus Beckedahl sieht
Facebook sogar als eine Art Hass-Verstärker.
MARKUS BECKEDAHL (Netzwerkaktivist):
Neu ist halt dieses Phänomen, dass halt über soziale Plattformen wie Facebook auf
einmal Menschen aus … vom Bodensee mit Menschen an der Ostsee sich gegenseitig in
diesen Hass hineinsteigern und sehr schnell Gerüchte oder Meinungen
transportieren und sich gegenseitig anfeuern.
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SPRECHER:
Zwar können User bei Facebook beleidigende Inhalte melden. Doch viele der Kommentare
bleiben bislang stehen. Der Grund: Meinungsfreiheit ist in den USA, wo Facebook sitzt,
breit definiert. Dort sind z. B. Hitlergruß und Hakenkreuz nicht verboten. In
Deutschland dagegen ist der Aufruf zu Gewalt gegen Bevölkerungsgruppen strafbar. Die
sogenannte Volksverhetzung ist hierzulande illegal – auch im Netz. Für
Medienrechtsanwalt Ansgar Koreng ist Facebooks Zurückhaltung beim Löschen von Hate
Speech unverständlich.
ANSGAR KORENG (Medienrechtsanwalt):
Für einen Mitarbeiter von Facebook wird es vielleicht nicht immer ganz einfach sein zu
erkennen, wann Volksverhetzung vorliegt oder nicht. Allerdings muss man natürlich
sagen, dass Facebook ja auch nicht unbedingt an das gebunden ist, an die Schwelle, die
das deutsche Recht setzt, sondern Facebook könnte ja auch schon viel früher ansetzen und
auch in Zweifelsfällen, die vielleicht nicht eindeutig volksverhetzend sind, die man aber
vielleicht trotzdem nicht da haben möchte, einschreiten und die löschen.
SPRECHER:
Selbst die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht Mark Zuckerberg auf das
Problem an. Der Druck auf Facebook wächst. Der Konzern reagiert. Gemeinsam mit
Bundesjustizminister Heiko Maas gründet Facebook die „Initiative für Zivilcourage“.
HEIKO MAAS (Bundesjustizminister):
Immer dort, wo die Grenzen der Meinungsfreiheit überschritten sind, dort, wo es um
strafbare Äußerungen geht, Volksverhetzung, öffentliche Aufforderungen zu Straftaten, wo
Menschen bedroht werden, sollen solche Inhalte vom Netz verschwinden.
SPRECHER:
Facebook will nun in Deutschland verstärkt gegen Hasskommentare vorgehen. Dafür
wurden hunderte Mitarbeiter engagiert. Diese sollen Inhalte prüfen und löschen.
MARKUS BECKEDAHL:
Das Problem ist ja nicht dadurch gelöst, dass Facebook einfach Kommentare löscht.
Sondern: Wir brauchen rechtsstaatliche Verfahren, um gegen Menschen, die
volksverhetzende Meinungen im Internet verbreiten, auch vorgehen zu können. Die müssen
vor ein Gericht gestellt werden und die müssen dafür auch verantwortlich gemacht werden,
weil sonst lassen wir es zu, dass Facebook eigentlich als Polizei und als Richter eine
privatisierte Rechtsdurchsetzung schafft, und das können wir als Demokratie nicht
wollen.
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GLOSSAR
Post, -s (m., aus dem Englischen) – ein meist kurzer Text, den jemand im Internet
veröffentlicht
User, -/Userin, -nen (aus dem Englischen) – der Nutzer/die Nutzerin; hier: jemand, der
das Internet benutzt
Hetzkommentar, -e (m.) – ein → Post, der zu Hass gegen jemanden führen soll
gegen etwas/jemanden vor|gehen – etwas gegen etwas/jemanden machen
Asylant, -en/Asylantin, -nen – eine Person, die in einem Land um Asyl bittet, weil sie
z. B. in ihrer Heimat verfolgt wird
jemanden ab|schieben – jemanden, der Asyl sucht, in seine Heimat zurückschicken
die Nase von etwas voll haben – umgangssprachlich für: etwas nicht mehr mögen;
etwas nicht mehr ertragen können
gottverdammt – Schimpfwort für: sehr unangenehm; so, dass man etwas/jemanden
überhaupt nicht gut findet
Schmarotzer, -/Schmarotzerin, -nen – Schimpfwort für jemanden, der von dem Geld
anderer Leute lebt
bei lebendigem Leib – lebend
sogenannt – so wie etwas genannt wird, obwohl es keinen offiziellen Namen dafür gibt
keine Grenzen kennen – immer weiter machen; hier: auch menschenverachtende und
sehr brutale Aussagen schreiben
Beschimpfung, -en (f.) – hier: die Beleidigung
Hetze, -n (f.) – die Tatsache, dass jemand sehr schlecht über bestimmte Personen redet
etwas verbreiten – etwas an viele Menschen weitergeben; hier: etwas im Internet
veröffentlichen
keinen Platz für etwas geben, es gibt keinen Platz für etwas – etwas wird nicht
akzeptiert; man will etwas nicht da haben
sich engagieren – hier: sich für etwas einsetzen
künftig – in Zukunft
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Image (n., aus dem Englischen, nur Singular) – der Ruf; der Eindruck, den die Leute
allgemein von etwas/jemandem haben
Umgang (m., nur Singular) – hier: die Art, wie man etwas behandelt
Netzwerkaktivist, -en/ Netzwerkaktivistin, -nen – ein im Internet politisch aktiver
Mensch
Phänomen, -e (n.) – das erstaunliche Ereignis; etwas, das sehr weit verbreitet ist
soziale Plattform, -en (f.) – eine Internetseite, auf der man Kontakt zu anderen
Menschen haben kann (z. B. Facebook, Twitter)
sich in etwas hinein|steigern – hier: ein Gefühl immer mehr verstärken, indem man
darüber redet oder daran denkt
Gerücht, -e (n.) – etwas, das über jemanden gesagt wird, obwohl nicht sicher ist, ob das
wirklich stimmt
etwas transportieren – hier: sich untereinander etwas mitteilen
sich gegenseitig an|feuern – hier: dafür sorgen, dass ein Gefühl in einer Gruppe immer
stärker wird
breit – weit; nicht eng festgelegt
Hitlergruß (m., nur Singular) – der Gruß der Nationalsozialisten, bei dem der rechte Arm
gehoben wurde
Hakenkreuz, -e (n.) – ein Symbol der Nationalsozialisten
Aufruf, -e (m.) – die Aufforderung an andere, etwas zu tun
strafbar – so, dass eine Tat oder Handlung durch ein Gesetz bestraft werden kann
Volksverhetzung, -en (f.) – die Bildung von negativen Gefühlen bei der Bevölkerung
gegen eine bestimmte Gruppe von Menschen
hierzulande – hier in diesem Land
illegal – vom Gesetz her verboten
Netz (n., hier nur Singular) – hier umgangssprachlich für: das Internet
Zurückhaltung (f., hier nur Singular) – hier: die Tatsache, dass man
etwas nicht tut
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vor|liegen – da sein
an etwas gebunden sein – sich an etwas halten müssen
Schwelle, -n (f.) – hier: die Grenze
an|setzen – hier: beginnen
ein|schreiten – etwas tun, damit eine Handlung von jemandem gestoppt wird
Druck (m., nur Singular) – hier: die Erwartung, dass etwas getan werden muss; der Zwang
Initiative, -n (f.) – hier: eine Aktion, bei der sich Menschen für etwas einsetzen
Zivilcourage (f., Courage = aus dem Französischen, nur Singular) – der Mut, anderen zu
helfen, obwohl es gefährlich ist
eine Grenze überschreiten – hier: etwas tun, was man eigentlich nicht darf
jemanden engagieren – jemanden einstellen; jemandem eine Arbeit geben
rechtsstaatlich – so, dass etwas mit den Rechten in einem Staat zu tun hat
etwas zu|lassen – hier: etwas passieren lassen; nichts gegen etwas tun; etwas erlauben
privatisiert – so, dass etwas von einem privaten Unternehmen und nicht vom Staat
gemacht wird
Rechtsdurchsetzung (f.) – die Tatsache, dass man dafür sorgt, dass das Recht umgesetzt
wird
Autoren: Franziska Kouidis/Benjamin Wirtz
Redaktion: Stephanie Schmaus
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