Video-Thema Begleitmaterialien HASSPOSTS AUF FACEBOOK Viele User nutzen Facebook, um dort ihre Meinung öffentlich zu äußern. Bei einigen Themen, wie etwa beim Flüchtlingsthema, gibt es auch Kommentare voller Hass und Gewaltandrohungen. Facebook wurde dafür kritisiert, nichts gegen solche Hetzkommentare zu tun. Jetzt will das Unternehmen sich stärker einsetzen und die Posts löschen lassen. Doch Kritikern reicht das nicht. MANUSKRIPT SPRECHER: „Jeder Asylant ist ein Beitrag zum Müll dieser Gesellschaft.“– „Abschieben, notfalls erschießen. Ich habe mittlerweile die Nase voll von all den Flüchtlingen.“ – „Ihr gottverdammten Schmarotzer, euch sollte man alle ausnahmslos bei lebendigem Leib verbrennen.“ SPRECHER: Hasskommentare bei Facebook, sogenannte Hate Speech: Beim Thema Flüchtlinge scheinen viele deutsche Facebook-User keine Grenzen zu kennen. Beleidigungen, Beschimpfungen, Hetze. Tausende neue Hasskommentare werden täglich auf Facebook verbreitet. Hate Speech ist daher auch bei Mark Zuckerbergs Besuch in Berlin ein Thema. MARK ZUCKERBERG (Facebook-Gründer): Für Hasskommentare gibt es keinen Platz in unserer Gemeinschaft. Bis vor kurzem haben wir uns in Deutschland nicht genug engagiert. Wir müssen das künftig besser machen. SPRECHER: Der Facebook-Chef auf Werbe-Tour in Berlin. Facebooks Image in Deutschland: zurzeit schlecht. Seit Monaten wird das Unternehmen kritisiert. Denn der Umgang mit Hasskommentaren ist bisher sehr unkritisch. Netzwerkaktivist Markus Beckedahl sieht Facebook sogar als eine Art Hass-Verstärker. MARKUS BECKEDAHL (Netzwerkaktivist): Neu ist halt dieses Phänomen, dass halt über soziale Plattformen wie Facebook auf einmal Menschen aus … vom Bodensee mit Menschen an der Ostsee sich gegenseitig in diesen Hass hineinsteigern und sehr schnell Gerüchte oder Meinungen transportieren und sich gegenseitig anfeuern. Seite 1/5 Deutsch zum Mitnehmen www.dw.com/videothema Deutsche Welle Video-Thema Begleitmaterialien SPRECHER: Zwar können User bei Facebook beleidigende Inhalte melden. Doch viele der Kommentare bleiben bislang stehen. Der Grund: Meinungsfreiheit ist in den USA, wo Facebook sitzt, breit definiert. Dort sind z. B. Hitlergruß und Hakenkreuz nicht verboten. In Deutschland dagegen ist der Aufruf zu Gewalt gegen Bevölkerungsgruppen strafbar. Die sogenannte Volksverhetzung ist hierzulande illegal – auch im Netz. Für Medienrechtsanwalt Ansgar Koreng ist Facebooks Zurückhaltung beim Löschen von Hate Speech unverständlich. ANSGAR KORENG (Medienrechtsanwalt): Für einen Mitarbeiter von Facebook wird es vielleicht nicht immer ganz einfach sein zu erkennen, wann Volksverhetzung vorliegt oder nicht. Allerdings muss man natürlich sagen, dass Facebook ja auch nicht unbedingt an das gebunden ist, an die Schwelle, die das deutsche Recht setzt, sondern Facebook könnte ja auch schon viel früher ansetzen und auch in Zweifelsfällen, die vielleicht nicht eindeutig volksverhetzend sind, die man aber vielleicht trotzdem nicht da haben möchte, einschreiten und die löschen. SPRECHER: Selbst die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht Mark Zuckerberg auf das Problem an. Der Druck auf Facebook wächst. Der Konzern reagiert. Gemeinsam mit Bundesjustizminister Heiko Maas gründet Facebook die „Initiative für Zivilcourage“. HEIKO MAAS (Bundesjustizminister): Immer dort, wo die Grenzen der Meinungsfreiheit überschritten sind, dort, wo es um strafbare Äußerungen geht, Volksverhetzung, öffentliche Aufforderungen zu Straftaten, wo Menschen bedroht werden, sollen solche Inhalte vom Netz verschwinden. SPRECHER: Facebook will nun in Deutschland verstärkt gegen Hasskommentare vorgehen. Dafür wurden hunderte Mitarbeiter engagiert. Diese sollen Inhalte prüfen und löschen. MARKUS BECKEDAHL: Das Problem ist ja nicht dadurch gelöst, dass Facebook einfach Kommentare löscht. Sondern: Wir brauchen rechtsstaatliche Verfahren, um gegen Menschen, die volksverhetzende Meinungen im Internet verbreiten, auch vorgehen zu können. Die müssen vor ein Gericht gestellt werden und die müssen dafür auch verantwortlich gemacht werden, weil sonst lassen wir es zu, dass Facebook eigentlich als Polizei und als Richter eine privatisierte Rechtsdurchsetzung schafft, und das können wir als Demokratie nicht wollen. Seite 2/5 Deutsch zum Mitnehmen www.dw.com/videothema Deutsche Welle Video-Thema Begleitmaterialien GLOSSAR Post, -s (m., aus dem Englischen) – ein meist kurzer Text, den jemand im Internet veröffentlicht User, -/Userin, -nen (aus dem Englischen) – der Nutzer/die Nutzerin; hier: jemand, der das Internet benutzt Hetzkommentar, -e (m.) – ein → Post, der zu Hass gegen jemanden führen soll gegen etwas/jemanden vor|gehen – etwas gegen etwas/jemanden machen Asylant, -en/Asylantin, -nen – eine Person, die in einem Land um Asyl bittet, weil sie z. B. in ihrer Heimat verfolgt wird jemanden ab|schieben – jemanden, der Asyl sucht, in seine Heimat zurückschicken die Nase von etwas voll haben – umgangssprachlich für: etwas nicht mehr mögen; etwas nicht mehr ertragen können gottverdammt – Schimpfwort für: sehr unangenehm; so, dass man etwas/jemanden überhaupt nicht gut findet Schmarotzer, -/Schmarotzerin, -nen – Schimpfwort für jemanden, der von dem Geld anderer Leute lebt bei lebendigem Leib – lebend sogenannt – so wie etwas genannt wird, obwohl es keinen offiziellen Namen dafür gibt keine Grenzen kennen – immer weiter machen; hier: auch menschenverachtende und sehr brutale Aussagen schreiben Beschimpfung, -en (f.) – hier: die Beleidigung Hetze, -n (f.) – die Tatsache, dass jemand sehr schlecht über bestimmte Personen redet etwas verbreiten – etwas an viele Menschen weitergeben; hier: etwas im Internet veröffentlichen keinen Platz für etwas geben, es gibt keinen Platz für etwas – etwas wird nicht akzeptiert; man will etwas nicht da haben sich engagieren – hier: sich für etwas einsetzen künftig – in Zukunft Seite 3/5 Deutsch zum Mitnehmen www.dw.com/videothema Deutsche Welle Video-Thema Begleitmaterialien Image (n., aus dem Englischen, nur Singular) – der Ruf; der Eindruck, den die Leute allgemein von etwas/jemandem haben Umgang (m., nur Singular) – hier: die Art, wie man etwas behandelt Netzwerkaktivist, -en/ Netzwerkaktivistin, -nen – ein im Internet politisch aktiver Mensch Phänomen, -e (n.) – das erstaunliche Ereignis; etwas, das sehr weit verbreitet ist soziale Plattform, -en (f.) – eine Internetseite, auf der man Kontakt zu anderen Menschen haben kann (z. B. Facebook, Twitter) sich in etwas hinein|steigern – hier: ein Gefühl immer mehr verstärken, indem man darüber redet oder daran denkt Gerücht, -e (n.) – etwas, das über jemanden gesagt wird, obwohl nicht sicher ist, ob das wirklich stimmt etwas transportieren – hier: sich untereinander etwas mitteilen sich gegenseitig an|feuern – hier: dafür sorgen, dass ein Gefühl in einer Gruppe immer stärker wird breit – weit; nicht eng festgelegt Hitlergruß (m., nur Singular) – der Gruß der Nationalsozialisten, bei dem der rechte Arm gehoben wurde Hakenkreuz, -e (n.) – ein Symbol der Nationalsozialisten Aufruf, -e (m.) – die Aufforderung an andere, etwas zu tun strafbar – so, dass eine Tat oder Handlung durch ein Gesetz bestraft werden kann Volksverhetzung, -en (f.) – die Bildung von negativen Gefühlen bei der Bevölkerung gegen eine bestimmte Gruppe von Menschen hierzulande – hier in diesem Land illegal – vom Gesetz her verboten Netz (n., hier nur Singular) – hier umgangssprachlich für: das Internet Zurückhaltung (f., hier nur Singular) – hier: die Tatsache, dass man etwas nicht tut Seite 4/5 Deutsch zum Mitnehmen www.dw.com/videothema Deutsche Welle Video-Thema Begleitmaterialien vor|liegen – da sein an etwas gebunden sein – sich an etwas halten müssen Schwelle, -n (f.) – hier: die Grenze an|setzen – hier: beginnen ein|schreiten – etwas tun, damit eine Handlung von jemandem gestoppt wird Druck (m., nur Singular) – hier: die Erwartung, dass etwas getan werden muss; der Zwang Initiative, -n (f.) – hier: eine Aktion, bei der sich Menschen für etwas einsetzen Zivilcourage (f., Courage = aus dem Französischen, nur Singular) – der Mut, anderen zu helfen, obwohl es gefährlich ist eine Grenze überschreiten – hier: etwas tun, was man eigentlich nicht darf jemanden engagieren – jemanden einstellen; jemandem eine Arbeit geben rechtsstaatlich – so, dass etwas mit den Rechten in einem Staat zu tun hat etwas zu|lassen – hier: etwas passieren lassen; nichts gegen etwas tun; etwas erlauben privatisiert – so, dass etwas von einem privaten Unternehmen und nicht vom Staat gemacht wird Rechtsdurchsetzung (f.) – die Tatsache, dass man dafür sorgt, dass das Recht umgesetzt wird Autoren: Franziska Kouidis/Benjamin Wirtz Redaktion: Stephanie Schmaus Seite 5/5 Deutsch zum Mitnehmen www.dw.com/videothema Deutsche Welle
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