3 Motorik 46 - Medi

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Motorik
sächlich dynamisch, also auf Änderungen, reagieren.
Sollwerteinstellung der Muskelspindel
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Wozu braucht man eigentlich den aufwendigen Reflexapparat mit den Muskelspindeln?
Manchmal ändert sich die Stellung eines Gelenks, obwohl gar keine Änderung erwünscht
ist. Wenn man z. B. die Arme nach vorne streckt,
bekommt der Oberkörper ein leichtes Übergewicht nach vorne. Damit man nicht nach vorne umfällt, registrieren Muskelspindeln in der
Rückenmuskulatur die leichte Dehnung, die
durch Verlagerung des Körpers nach vorne entsteht. Reflektorisch spannen sich jetzt die Rückenmuskeln an und bringen
den Oberkörper wieder in die
ursprüngliche Lage. Diese Gegenbewegung kann sehr rasch
ausgeführt werden, da der Reflex über schnellleitende Ia-Fasern läuft und nur mit einer einzigen Synapse
im Rückenmark umgeschaltet wird.
Eine Muskelspindel liegt parallel in der Muskulatur und wird bei Dehnung des Muskels mitAusgangszustand
gedehnt. Umgekehrt wird sie bei Stauchung
des Muskels mitgestaucht. Eine zu stark gestauchte Muskelspindel ist jedoch nicht mehr
in der Lage, die Länge und auch die Längenänderungen optimal zu messen. Eine Stauchung, d. h. Entdehnung, würde die Aktivität der Ia-Fasern vermindern. Deshalb haben
Muskelspindeln an ihren Polen kontraktile Fasern, die bei einer Stauchung des Muskels dafür sorgen, dass die Muskelspindel in ihrer Mitte gestreckt bleibt.
Wenn z. B. am Arm der M. biceps brachii zur
Kontraktion gebracht werden soll, werden vom
Kortex aus Pyramidenfasern aktiviert, die Aktionspotenziale in den Aα-Motoneuronen des Biceps-Muskels auslösen. Daraufhin kontrahiert
sich der Muskel, sodass er mit seinen Spindeln
gestaucht wird. Damit nun die Muskelspindeln
in der Mitte – dort wo die Ia- und II-Fasern ansetzen – weiterhin gestreckt bleiben, müssen
sich auch die kontraktilen Fasern an den Polen
der Spindel zusammenziehen. Dazu werden
diese Fasern über Aγ-Motoneurone versorgt,
die ebenfalls vom Kortex des Gehirns aus angesteuert werden. Aγ-Motoneurone erhöhen
so die Empfindlichkeit der Längenrezeptoren,
Muskelkontraktion
Einstellung der
Muskelspindel
intrafusale Faser
Muskelspindel
Aα-Motoneuron
Aγ-Motoneuron
Abb. 21: Sollwerteinstellung der Muskelspindel
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