4 Smart Tech 1/2.16 S TR A TE G I E TA G I N D U S TR I E 4 . 0 Nutzen noch schwer zu erkennen Der «1. Schweizer Strategietag Industrie 4.0» von Euroforum und den AZ Fachverlagen wurde den hohen Erwartungen gerecht. Die über 200 Teilnehmer, die meisten von ihnen mit C-LevelFunktion, gaben der Premierenveranstaltung im Gottlieb Duttweiler Institut in Rüschlikon gute bis sehr gute Noten. 6 Smart Tech 1/2.16 Treffpunkt GDI in Rüschlikon. Beim «1. Schweizer Strategietag Industrie 4.0» trafen sich Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft, um sich über das Trendthema ausführlich zu informieren. Bilder: Susanne Seiler S TR A TE G I E TA G I N D U S TR I E 4 . 0 D as abwechslungsreiche und vielfältige Programm, die Beiträge aus der Industrie sowie die verschiedenen Praxisbeispiele fanden ebenso Lob wie die Organisation und die Vernetzung mit Entscheidungspartnern aus Industrie und Politik. Deshalb verwunderte es nicht weiter, dass die Teilnehmer die Veranstaltung als kurzweilig, sehr spannend und innovativ sowie «open minded» beschrieben. Zu den wenigen Kritikpunkten zählte unter anderem das Zeitmanagement. Wegen des zeitlichen Verzugs wurden die Diskussionsrunden am Nachmittag kurzerhand als Fragerunden gehalten. Doch dem guten Gesamteindruck der Veranstaltung tat dies keineswegs einen Abbruch. Die Durchschnittsbewertung der über 200 Teilnehmer ergab für den «1. Schweizer Strategietag Industrie 4.0» die Schulnote «gut». Sehr zufrieden zeigten sich Euroforum und die AZ Fachverlage als Ausrichter über die gute Resonanz bei ihrer Premierenveranstaltung. Die ursprüngliche Zielvorgabe wurde mit 220 Teilnehmern klar übertroffen. «Diese Beteiligung und die hochstehende Qualität des Teilnehmerfelds haben uns sehr gefreut», so Raphael Winter, Senior Conference Manager bei Euroforum: «Es zeigt, dass es bei diesem Thema noch viel Klärungsbedarf gibt.» Umsetzung grosse Herausforderung Die sehr gute Beteiligung beeindruckte selbst Hans Hess, der den hiesigen C-Level im Namen der Kooperationspartner asut, electro suisse, Swissmechanic, Swissmem und swissT.net im Gottlieb Duttweiler Institut in Rüschlikon begrüsste. «Vermutlich gehören Sie wie ich noch bei diesem Thema zu den Suchenden», begann der Swissmem-Präsident die Keynote. In dieser ging er auf die Herausforderungen ein, mit denen hiesige Unternehmen aktuell konfrontiert seien. Als Beispiele für die Unwägbarkeiten nannte er unter anderem den zunehmenden, globalen Wettbewerb, neue Technologien, wie die additive Fertigung, oder aber auch die demografische Entwicklung. «Gibt uns Industrie 4.0 auf alle diese Herausforderungen eine Antwort?», fragte Hans Hess das Forum. Für den Swissmem-Präsidenten selbst ist die Antwort klar. Die mit Industrie 4.0 verbundenen Technologien seien die Schlüssel für eine effizientere Produktivität sowie für Kundennutzen generierende Innovationen. Jetzt gelte es, so Hans Hess, diese Schlüssel zu nutzen und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Dass man hierfür bestens aufgestellt sei, machte er an verschiedenen Beispielen deutlich. Eine grosse Fähigkeit Schweizer Unternehmen sei es, in kleinen Losgrössen zu denken. In Kombination mit der hervorragenden ICT-Infrastruktur und der Hochschullandschaft, die exzellente Fachkräfte hervorbringe, sei man für die anstehenden Aufgaben bestens aufgestellt. Das vermutlich Schwierigste für die Unternehmen sei es nun, herauszufinden, wo und wie man mit der Umsetzung von Industrie 4.0 beginne. Wissenswertes aus der Praxis Ja, wo beginnt man denn eigentlich mit Industrie 4.0? Auf diese Frage konnte auch Christoph Rennhard keine wirklich zufriedenstellende Antwort geben. Dafür wusste der Geschäftsführer und Inhaber der LCA Au- 8 Smart Tech 1/2.16 S TR A TE G I E TA G I N D U S TR I E 4 . 0 «Was ich von dieser Veranstaltung mit nach Hause nehme? Dass man das bestehende Geschäft oder Geschäftsmodell grundsätzlich neu überdenken muss.» «Ich bin ein wenig überrascht, dass der Anlass so gut besucht ist – auch von hochkarätigen Leuten. Anscheinend findet das Thema breiten Anklang.» Roger Bärlocher Geschäftsführer Spectra (Schweiz) AG Albert Keel CEO und Inhaber Makk AG «Der Anlass schält das Essenzielle heraus, das, um was es geht. Jeder macht sich Gedanken zu ‹Industrie 4.0›. Hier werden die konkreten Themen aufgegriffen und besprochen.» «In unserem Unternehmen beginnt man schrittweise damit, sich mit ‹Industrie 4.0› zu beschäftigen. Von den Referaten kamen daher sehr gute Impulse, die ich mitnehmen kann.» René Zuberbühler Geschäftsführer, Beckhoff Automation AG Peter Sellmeier Assistent Produktionsleitung, Stadler Bussnang AG «Als ich die Themen und Referenten auf dem Programm gesehen habe, war mir klar, da muss ich hin! Hier konnte ich mich mit einem Tag Aufwand in das Thema ‹Industrie 4.0› eindenken.» «Für mich waren die Programmpunkte interessant, welche die Potenziale von Industrie 4.0 aufzeigten.» Christoph Lüscher Supply Chain Manager, Doetsch Grether AG Andreas Gerber System Engineer, CTE ControlTech Engineering AG tomation AG Wissenswertes aus der Praxis zu erzählen. Wenn er, so Christoph Rennhard, als Anlagenbauer bei seinen Auftraggebern Industrie-4.0-Themen realisieren wolle, müsse er durch eine Kette von Schwierigkeiten. Diese fingen damit an, dass Automobilhersteller beispielsweise kategorisch einen Datenverkehr über die Cloud ablehnten. «Das klingt in diesem Kreise hier als eine Kleinigkeit», so der Praktiker: «Doch in der Praxis verhindert diese Weigerung komplette Prozesse.» Tragisch sei das deshalb, weil die Analyse von Daten immer mehr an Bedeutung gewinne. Und zwar nicht nur wegen der Optimierung von Prozessen und einer vorausschauenden Wartung, sondern auch wegen dem Ausschluss von Gewährleistungsansprüchen. «Ohne zuverlässige Daten lässt sich in der Praxis ein Vorfall nur schwer rekonstruieren», so Christoph Rennhard. Was die Bedeutung erhobener Daten angeht, schloss sich Christian Landis seinem Vorredner an. Allerdings, so der Managing Director von Schmalz Switzerland, müsse man unterscheiden, wer welche Daten benötige. Der Maschinenbauer beispielsweise interessiere sich insbesondere für Echtzeitdaten, mit denen er seine Prozesse aufsetzen und optimieren könne. Dem Management hingegen seien diese Daten in aller Regel egal. Diese fordere Auswertungen, zum Beispiel über den Energieverbrauch seiner Maschinen und deren einzelner Elemente. Und genau bei diesen Auswertungen sieht Christian Landis Potenzial für vollkommen neue, innovative Geschäftsmodelle: «Industrie 4.0 wird sehr gerne mit einer grossen Vision verbunden. Aber die Erfahrung zeigt, dass sich schon mit kleinen, digitalisierten Schritten sehr viel erreichen lässt.» Die Eröffnungskeynote von Dr. Stephan Sigrist und die Referate über neue Geschäftsmodelle sind Inhalte der März-Ausgabe. Die Outputs der Workshops sind unter anderem Inhalt einer Industrie-4.0-Strategie-Serie, die mit der April-Ausgabe beginnt. ■ AUTOR Markus Back Redaktion Smart Tech INFOS AZ Fachverlage AG 5001 Aarau Tel. +41 58 200 56 50 [email protected] www.smarttech-online.ch
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