Strategietag Industrie 4.0

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Nutzen noch schwer
zu erkennen
Der «1. Schweizer Strategietag Industrie 4.0»
von Euroforum und den AZ Fachverlagen wurde
den hohen Erwartungen gerecht. Die über 200
Teilnehmer, die meisten von ihnen mit C-LevelFunktion, gaben der Premierenveranstaltung im
Gottlieb Duttweiler Institut in Rüschlikon gute
bis sehr gute Noten.
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Treffpunkt GDI in Rüschlikon.
Beim «1. Schweizer Strategietag Industrie 4.0» trafen sich
Entscheidungsträger aus
Politik und Wirtschaft, um
sich über das Trendthema
ausführlich zu informieren.
Bilder: Susanne Seiler
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as abwechslungsreiche und vielfältige Programm, die Beiträge aus der Industrie sowie die
verschiedenen Praxisbeispiele fanden ebenso Lob wie
die Organisation und die Vernetzung mit Entscheidungspartnern aus Industrie und Politik. Deshalb verwunderte es nicht weiter, dass die Teilnehmer die Veranstaltung als kurzweilig, sehr spannend und innovativ
sowie «open minded» beschrieben. Zu den wenigen
Kritikpunkten zählte unter anderem das Zeitmanagement. Wegen des zeitlichen Verzugs wurden die Diskussionsrunden am Nachmittag kurzerhand als Fragerunden gehalten. Doch dem guten Gesamteindruck
der Veranstaltung tat dies keineswegs einen Abbruch.
Die Durchschnittsbewertung der über 200 Teilnehmer
ergab für den «1. Schweizer Strategietag Industrie
4.0» die Schulnote «gut».
Sehr zufrieden zeigten sich Euroforum und die AZ
Fachverlage als Ausrichter über die gute Resonanz bei
ihrer Premierenveranstaltung. Die ursprüngliche Zielvorgabe wurde mit 220 Teilnehmern klar übertroffen.
«Diese Beteiligung und die hochstehende Qualität
des Teilnehmerfelds haben uns sehr gefreut», so Raphael Winter, Senior Conference Manager bei Euroforum: «Es zeigt, dass es bei diesem Thema noch viel
Klärungsbedarf gibt.»
Umsetzung grosse Herausforderung
Die sehr gute Beteiligung beeindruckte selbst Hans
Hess, der den hiesigen C-Level im Namen der Kooperationspartner asut, electro suisse, Swissmechanic,
Swissmem und swissT.net im Gottlieb Duttweiler Institut in Rüschlikon begrüsste. «Vermutlich gehören
Sie wie ich noch bei diesem Thema zu den Suchenden», begann der Swissmem-Präsident die Keynote.
In dieser ging er auf die Herausforderungen ein, mit
denen hiesige Unternehmen aktuell konfrontiert seien. Als Beispiele für die Unwägbarkeiten nannte er
unter anderem den zunehmenden, globalen Wettbewerb, neue Technologien, wie die additive Fertigung,
oder aber auch die demografische Entwicklung. «Gibt
uns Industrie 4.0 auf alle diese Herausforderungen eine Antwort?», fragte Hans Hess das Forum. Für den
Swissmem-Präsidenten selbst ist die Antwort klar. Die
mit Industrie 4.0 verbundenen Technologien seien die
Schlüssel für eine effizientere Produktivität sowie für
Kundennutzen generierende Innovationen.
Jetzt gelte es, so Hans Hess, diese Schlüssel zu nutzen und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Dass
man hierfür bestens aufgestellt sei, machte er an verschiedenen Beispielen deutlich. Eine grosse Fähigkeit
Schweizer Unternehmen sei es, in kleinen Losgrössen
zu denken. In Kombination mit der hervorragenden
ICT-Infrastruktur und der Hochschullandschaft, die exzellente Fachkräfte hervorbringe, sei man für die anstehenden Aufgaben bestens aufgestellt. Das vermutlich Schwierigste für die Unternehmen sei es nun,
herauszufinden, wo und wie man mit der Umsetzung
von Industrie 4.0 beginne.
Wissenswertes aus der Praxis
Ja, wo beginnt man denn eigentlich mit Industrie 4.0?
Auf diese Frage konnte auch Christoph Rennhard keine wirklich zufriedenstellende Antwort geben. Dafür
wusste der Geschäftsführer und Inhaber der LCA Au-
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«Was ich von dieser Veranstaltung
mit nach Hause nehme? Dass man das
bestehende Geschäft oder Geschäftsmodell
grundsätzlich neu überdenken muss.»
«Ich bin ein wenig überrascht, dass der
Anlass so gut besucht ist – auch von
hochkarätigen Leuten. Anscheinend findet
das Thema breiten Anklang.»
Roger Bärlocher
Geschäftsführer Spectra (Schweiz) AG
Albert Keel
CEO und Inhaber Makk AG
«Der Anlass schält das Essenzielle heraus,
das, um was es geht. Jeder macht sich
Gedanken zu ‹Industrie 4.0›. Hier werden
die konkreten Themen aufgegriffen
und besprochen.»
«In unserem Unternehmen beginnt man
schrittweise damit, sich mit ‹Industrie 4.0›
zu beschäftigen. Von den Referaten
kamen daher sehr gute Impulse,
die ich mitnehmen kann.»
René Zuberbühler
Geschäftsführer, Beckhoff Automation AG
Peter Sellmeier
Assistent Produktionsleitung, Stadler Bussnang AG
«Als ich die Themen und Referenten auf
dem Programm gesehen habe, war mir klar,
da muss ich hin! Hier konnte ich mich
mit einem Tag Aufwand in das Thema
‹Industrie 4.0› eindenken.»
«Für mich waren die Programmpunkte
interessant, welche die Potenziale
von Industrie 4.0 aufzeigten.»
Christoph Lüscher
Supply Chain Manager, Doetsch Grether AG
Andreas Gerber
System Engineer, CTE ControlTech Engineering AG
tomation AG Wissenswertes aus der Praxis
zu erzählen. Wenn er, so Christoph Rennhard, als Anlagenbauer bei seinen Auftraggebern Industrie-4.0-Themen realisieren
wolle, müsse er durch eine Kette von
Schwierigkeiten. Diese fingen damit an,
dass Automobilhersteller beispielsweise kategorisch einen Datenverkehr über die
Cloud ablehnten. «Das klingt in diesem Kreise hier als eine Kleinigkeit», so der Praktiker: «Doch in der Praxis verhindert diese
Weigerung komplette Prozesse.» Tragisch
sei das deshalb, weil die Analyse von Daten
immer mehr an Bedeutung gewinne. Und
zwar nicht nur wegen der Optimierung von
Prozessen und einer vorausschauenden
Wartung, sondern auch wegen dem Ausschluss von Gewährleistungsansprüchen.
«Ohne zuverlässige Daten lässt sich in der
Praxis ein Vorfall nur schwer rekonstruieren», so Christoph Rennhard.
Was die Bedeutung erhobener Daten angeht, schloss sich Christian Landis seinem
Vorredner an. Allerdings, so der Managing
Director von Schmalz Switzerland, müsse
man unterscheiden, wer welche Daten benötige. Der Maschinenbauer beispielsweise interessiere sich insbesondere für Echtzeitdaten, mit denen er seine Prozesse
aufsetzen und optimieren könne. Dem Management hingegen seien diese Daten in
aller Regel egal. Diese fordere Auswertungen, zum Beispiel über den Energieverbrauch seiner Maschinen und deren einzelner Elemente. Und genau bei diesen
Auswertungen sieht Christian Landis Potenzial für vollkommen neue, innovative
Geschäftsmodelle: «Industrie 4.0 wird sehr
gerne mit einer grossen Vision verbunden.
Aber die Erfahrung zeigt, dass sich schon
mit kleinen, digitalisierten Schritten sehr
viel erreichen lässt.»
Die Eröffnungskeynote von Dr. Stephan Sigrist und die Referate über neue Geschäftsmodelle sind Inhalte der März-Ausgabe. Die
Outputs der Workshops sind unter anderem
Inhalt einer Industrie-4.0-Strategie-Serie,
die mit der April-Ausgabe beginnt.
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AUTOR
Markus Back
Redaktion Smart Tech
INFOS
AZ Fachverlage AG
5001 Aarau
Tel. +41 58 200 56 50
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