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Pressemitteilung
07. März 2016
von
Hamburgisches WeltwirtschaftsInstitut gemeinnützige GmbH
Aktuelle HWWI-Konjunkturprognose
Globale Unsicherheiten
Konjunktur
•
•
dämpfen
deutsche
HWWI senkt Prognose für 2016 auf 1,3 %
Binnenwirtschaft stützen weiterhin die Konjunktur
(Hamburg, 7. März 2016) Das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut
(HWWI) hat seine Prognose der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland aktualisiert und angesichts der globalen politischen wie wirtschaftlichen
Probleme gesenkt. Für dieses Jahr wird bei verlangsamter Dynamik ein
Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts von 1,3 % erwartet. Für das
Jahr 2017 wird bei dann wieder anziehender Konjunktur mit einem Wachstum von ebenfalls 1,3 % gerechnet. Der Arbeitsmarkt bleibt relativ stabil;
wegen der zuwanderungsbedingten Erhöhung des Erwerbspersonenpotentials wird die Arbeitslosigkeit aber steigen. Der Preisanstieg bleibt im Prognosezeitraum niedrig.
Eckdaten für Deutschland
(Veränderung in % gegenüber dem Vorjahr)
Bruttoinlandsprodukt1
Private Konsumausgaben
Konsumausgaben des Staates
Anlageinvestitionen
Ausrüstungen
Bauten
Sonstige Anlagen
Inlandsnachfrage
Ausfuhr
Einfuhr
Arbeitsmarkt
Erwerbstätige (Inland)
Arbeitslose (Mill. Pers.)
Arbeitslosenquote2 (in %)
Verbraucherpreise
Finanzierungssaldo des Staates (in % des BIP)
Leistungsbilanzsaldo3 (in % des BIP)
2013
0,3
0,6
0,8
-1,3
-2,3
-1,1
-0,3
0,8
1,6
3,1
2014
1,6
0,9
1,7
3,5
4,5
2,9
3,1
1,3
4,0
3,7
2015
1,7
1,9
2,4
2,2
4,8
0,3
2,7
1,6
5,4
5,8
2016
1,3
1,6
2,0
1,7
2,2
1,3
2,0
1,6
1,5
2,4
2017
1,3
1,4
1,2
1,7
3,0
0,6
2,1
1,3
4,2
4,8
0,6
2,95
6,5
1,5
-0,1
6,5
0,9
2,90
6,4
0,9
0,3
7,3
0,8
2,79
6,1
0,3
0,6
8,2
0,8
2,76
6,0
0,4
0,1
8,0
0,2
2,90
6,3
1,6
0,1
8,0
1 Preisbereinigt. 2 Arbeitslose in % der inländischen Erwerbspersonen (Wohnortkonzept). 3 In der
Abgrenzung der Zahlungsbilanzstatistik.
Quellen: Statistisches Bundesamt; Deutsche Bundesbank; Bundesagentur für Arbeit;
2016 und 2017: Prognose des HWWI.
Im Detail
Die globale Konjunkturschwäche dämpft auch das Wirtschaftswachstum in
Deutschland. Die deutsche Konjunktur hat bereits im Jahresverlauf 2015
deutlich an Dynamik verloren. Diese Tendenz hielt zu Beginn dieses Jahres
an. Zwar lief die Binnenkonjunktur weiter recht gut, denn der Staat und die
privaten Haushalte weiteten ihre Konsumausgaben wegen des anhaltenden
Flüchtlingszustroms bzw. der deutlich steigenden Realeinkommen weiter
merklich aus. Die globalen Unsicherheiten schlugen sich aber in zurückhaltenderen Investitionsentscheidungen nieder. Vor allem von außenwirtschaftlicher Seite aber nahmen die bremsenden Einflüsse zu. Die Nachfrage aus dem Ausland hat merklich nachgelassen. Die Importe haben zwar
seit Herbst ebenfalls nicht mehr zugenommen, sich aber besser als die Exporte entwickelt. Der Wachstumsimpuls von dieser Seite war damit negativ.
Die Entwicklung der Verbraucherpreise insgesamt liegt mit zuletzt 0,0 %
nach wie vor abseits des „Stabilitätspfades" von 2 Prozent. Allerdings beruht diese Entwicklung vor allem auf außergewöhnlich gesunkenen Öl- und
anderen Rohstoffpreisen. Derartige externe Einflüsse sind grundsätzlich
hinzunehmen. Die derzeit sehr expansiv ausgerichteten geldpolitischen
Maßnahmen würden bei Wegfall oder gar Umkehr dieser Faktoren vielmehr
die Gefahr in sich bergen, dann tatsächlich inflationär zu wirken.
Die Aussichten für die Weltwirtschaft bergen vielfältige Unsicherheiten, sind
bei Ausbleiben neuer externer Schocks aber als gedämpft positiv einzuschätzen. China und die USA, in denen vieles auf ein Nachlassen der konjunkturellen Dynamik insbesondere im Industriebereich hindeutet, sind bestrebt, ihre Konjunktur in Gang zu halten. Das Überangebot auf dem Weltölmarkt sollte bald begrenzt werden, sei es aufgrund konkreterer Absprachen
wichtiger Ölförderländer, sei es aufgrund von kostenbedingten Produktionseinschränkungen, insbesondere bei den Fracking-Firmen. Dies alles dürfte
die Weltwirtschaft stabilisieren. Mit einer Wiederbelebung der Auslandsnachfrage sollte dann die Konjunktur in Deutschland im späteren Verlauf
dieses Jahres wieder an Schwung gewinnen. Bei Fortsetzung der Aufwärtsbewegung im nächsten Jahr wäre wegen des geringeren Überhangs Ende
2016 im Vergleich zu 2015 trotzdem nur mit einer ähnlich hohen Wachstumsrate von 1 ¼ % wie in diesem Jahr zu rechnen.
Wichtigste Wachstumsstütze in Deutschland bleibt dabei die Binnenwirtschaft. Für Deutschland wirken der Ölpreisverfall und der Flüchtlingszustrom – kurzfristig betrachtet – wie Konjunkturprogramme. Der private und
der staatliche Konsum werden weiter deutlich ausgeweitet. Sobald die Weltwirtschaft sich wieder festigt, wird sich auch bei den Unternehmen die Investitionsunsicherheit mindern. Und die Exporte werden dann wieder zunehmen. Der Außenhandelsüberschuss dürfte bei gleichzeitig deutlich steigenden Importen aber zunächst kaum höher ausfallen; erst im nächsten
Jahr wird von dieser Seite wieder ein positiver Wachstumsimpuls ausgehen.
Die Lage am Arbeitsmarkt sollte im Prognosezeitraum stabil bleiben. Allerdings wird sich die Zunahme der Erwerbstätigenzahl merklich verlangsamen. Gleichzeitig bewirken die Nettozuwanderung und die erhöhte Erwerbsbeteiligung, dass sich das Erwerbspersonenpotenzial vergrößert. Das
wird nach langer Zeit wieder zu einem Anstieg der Zahl der Arbeitslosen
führen.
Die Risiken für diese Prognose sind umfangreich – sowohl von geopolitischer wie von weltwirtschaftlicher Seite. Die größten ökonomischen Risiken
liegen in der weiteren Wirtschaftsentwicklung in China, ob es dort der Regierung gelingt, den Transformationsprozess ohne zu starke Friktionen zu
bewältigen. Nur bei Stabilisierung des Wirtschaftswachstums in China wird
auch eine Stabilisierung der Öl- und anderer Rohstoffpreise eintreten. Der
Preisverfall auf den Rohstoffmärkten stellt viele der Rohstoffförderländer vor
finanzielle Probleme. Diese überkompensieren mehr und mehr die konjunkturellen positiven Effekte in den Industrieländern. Überdies kommen von der
Frage eines Brexits und eines möglichen Abschwungs in den USA weitere
Risiken auf die deutsche Konjunktur zu.
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Kontakt:
Pressekontakt:
Prof. Dr. Henning Vöpel
Jörg Hinze
Hamburgisches WeltwirtschaftsInstitut
Heimhuder Str. 71
20 148 Hamburg
Tel. 040 – 340 576 100
Susanne Müller-Using
Hamburgisches WeltwirtschaftsInstitut
Heimhuder Str. 71
20148 Hamburg
Tel. 040 – 340 576 115
Internet: www.hwwi.org
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