Pressemitteilung - LKH

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Graz, 09. März 2016
Spektakuläre Tumor-Operation bei fast völlig befallener Leber
Chirurgen am LKH-Univ. Klinikum Graz retteten mit Hilfe einer einzigartigen Operation
die Leber eines Krebspatienten – und damit auch dessen Leben.
Als er vor drei Wochen ans Klinikum Graz gekommen ist, hatte der schwerkranke
Kurt L. die Hoffnung aufs Gesundwerden schon fast aufgegeben. Ein bösartiger
Tumor breitete sich in der Leber des 61-Jährigen aus, sowohl der rechte als auch der
linke Lappen des Organs waren großflächig befallen. Weniger als ein Viertel der
Leber war noch gesund. 25 Prozent – so viel gesundes Gewebe muss allerdings
vorhanden sein, um eine Überlebenschance zu haben. Eine einfache Entfernung des
Tumors, das hat das Chirurgenteam rund um Univ.-Prof. Dr. Hans-Jörg Mischinger
sofort gesehen, war also keine Option. „Wir haben uns daher zu diesem schwierigen
Eingriff entschieden, der äußerst hohe Risiken mit sich bringt“, sagt Mischinger,
Vorstand der Univ.-Klinik für Chirurgie. „Wir wussten aber auch, wenn uns die
Operation gelingt, ist der Patient gesund.“ Genauso war es.
Bei der ersten Operation am 8. Februar 2016 wurde die kranke Leber geteilt. Der
rechte Lappen wurde samt Tumor vom noch gesunden Gewebe getrennt, die
arterielle Gefäßverbindung belassen und die venöse unterbrochen. Der verbleibende
nicht befallene linke Lappen, musste hingegen optimal weiterversorgt werden (venös
und arteriell). Aufgrund der hohen Regenerationsfähigkeit der Leber kann der
verbleibende Teil an Volumen zunehmen. Das heißt: Bei Kurt L. erreichte der
gesunde Lappen innerhalb weniger Tage die benötigte Größe (das benötigte
Volumen von 25 Prozent), um mit dem Organ (über-)leben zu können. Bereits nach
vier Tagen auf der Intensivstation im künstlichen Tiefschlaf folgte die zweite
Operation. Dabei wurde die vom Tumor befallene Fläche entfernt. Erst wenn sich
zeigt, dass sich das gesunde Gewebe wirklich vermehrt hat, kommt es zu diesem
Schritt. Bis dahin befindet sich der abgetrennte Teil des Organs in einer Plastikfolie
an der ursprünglichen Stelle, um ihn einerseits schnell wiederzufinden, andererseits
auch, um Verwachsungen des kranken Gewebes zu vermeiden. Eine heikle
Angelegenheit.
Nur etwa eine Handvoll - jedenfalls eine Zahl im einstelligen Bereich - solcher
Operationen findet weltweit jährlich statt. „Hauptrisiken dieses Eingriffs sind die einer
Sepsis, also einer Blutvergiftung, bzw. die eines Leberversagens. Generell gilt die
Operation als sehr risikoreich und immens schwierig, nur hochspezialisierte
Chirurgen wagen sich da heran“, sagt Mischinger. „Am Klinikum Graz haben wir das
Glück, in jedem Bereich genau solche Experten zu haben und gemeinsam auch
solche Fälle zu meistern.“ Aber auch an der Univ.-Klinik für Chirurgie war dieser
Patient eben eine Premiere. Zum Glück für Kurt L., der nach nicht einmal einem
Monat stationären Aufenthalts nach Hause darf. Als gesunder Mann.
Zahlen, Fakten, Daten:
An der Univ.-Klinik für Chirurgie am LKH-Univ. Klinikum Graz finden jährlich
ca.11.500 Operationen statt. 2000 davon sind Eingriffe bei Krebspatienten, wovon
wiederum 200 die Leber bzw. Bauspeicheldrüse betreffen. Im Normalfall erhalten
Patienten mit Leber-Tumoren eine Chemotherapie – schlägt diese nicht an, kann es
zur Entfernung von Teilen der Leber kommen. Das Besondere am Organ: Es
regeneriert sich extrem gut und kann den Verlust von Gewebe sehr gut
kompensieren. Das heißt: Die Leber wächst neu, wenn man Teile davon entfernt.
Fotos
Bildunterschrift: (v.l.n.r) Univ.-Prof. Dr. Philipp Metnitz (Leiter der Klinischen Abteilung für Allgemeine
Anästhesiologie, Notfall- und Intensivmedizin), Univ.-Prof. Dr. Peter Kornprat (Klinische Abteilung für
Allgemeinchirurgie), Patient Kurt L., ao. Univ.-Prof. Dr. Hans-Jörg Mischinger (Klinikvorstand der Univ.Klinik für Chirurgie) und OA Dr. Azab Mohamed El-Shabrawi (Klinische Abteilung für
Allgemeinchirurgie)
Bildnachweis: M. Kanizaj/LKH-Univ. Klinikum Graz
Bildunterschrift: ao. Univ.-Prof. Dr. Hans-Jörg Mischinger (Klinikvorstand der Univ.-Klinik für Chirurgie),
Patient Kurt L. und Univ.-Prof. Dr. Philipp Metnitz (Leiter der Klinischen Abteilung für Allgemeine
Anästhesiologie, Notfall- und Intensivmedizin)
Bildnachweis: M. Kanizaj/LKH-Univ. Klinikum Graz
Tumorbefallener Leberteil
Bildnachweis:
Fotolabor Chirurgie/LKH-Univ. Klinikum Graz
guter Teil rechts, getrennter schlechter Teil in Plastik,
links
Bildnachweis:
Fotolabor Chirurgie/LKH-Univ. Klinikum Graz
nachgewachsene Leber
Bildnachweis:
Fotolabor Chirurgie/LKH-Univ. Klinikum Graz
Im Vergleich zu einer MRT-Voruntersuchung vom
03.02.2016 deutliche Zunahme der Größe des linken
Leberlappens.
Bildnachweis:
Fotolabor Chirurgie/LKH-Univ. Klinikum Graz