- DEUTSCHE GESUNDHEITS NACHRICHTEN

Ausgabe | 10
11. März 2016
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Wirtschaft
EU-Parlament verschiebt Abstimmung über Glyphosat-Zulassung
Erst kürzlich zeigte eine Untersuchung der Heinrich Böll Stiftung, dass sich selbst im Urin Glyphosat nachweisen lässt
D
ie Weiterverwendung des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat in
der Europäischen Union ist ungewiss.
Die EU habe am Dienstag nach einer Anhörung von Experten aller 28 Mitgliedstaaten die Entscheidung über eine Verlängerung der Zulassung des weltweit
meistgenutzten Herbizids vertagt, hieß
es in EU-Kommissionskreisen. Die Kommission hatte eine Verlängerung der
kommenden Juni auslaufenden Genehmigung empfohlen. Allerdings zeichnete
sich keine qualifizierte Mehrheit der EUStaaten ab. Nach den Regularien hätten
sich mindestens 55 Prozent der Mitgliedstaaten, die mindestens 65 Prozent der
Bevölkerung der EU repräsentieren, für
Glyphosat aussprechen müssen.
Der für das Mittel zuständige Ausschuss
solle nun bei seiner Sitzung am 18. und 19.
Mai entscheiden, möglicherweise aber auch
früher, hieß es. Hintergrund ist ein Streit
über die von Glyphosat mutmaßlich ausgehenden, gesundheitlichen Gefahren. Die
EU-Agentur EFSA hatte erklärt, der Unkrautvernichter sei wohl nicht krebserregend.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung
(BfR) war derselben Ansicht. Dagegen hatte
die Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation WHO zuvor davon
Anzahl Probanden mit Messergebnis in genannten Konzentrationsbereichen.
gesprochen, dass Glyphosat beim Menschen
wahrscheinlich Krebs auslösen kann.
Der US-Agrar-Riese Monsanto vertreibt Glyphosat unter dem Markennamen
Roundup. Das Unternehmen erzielte im
vergangenen Jahr einen Umsatz mit dem
Mittel in Höhe von 4,8 Milliarden Dollar. Im
US-Staat Kalifornien klagt Monsanto gegen
die Umweltbehörde, die Glyphosat in eine
Liste krebserregender Mittel aufnehmen
möchte.
Bisher war damit gerechnet worden,
Grafik: Urinale.org
dass die EU-Staaten trotz heftiger Proteste
von Umweltschützern die Verwendung des
Herbizids für weitere 15 Jahre billigen würden. Frankreich, Schweden und die Niederlande hatten jedoch erklärt, der Zulassungsverlängerung nicht zustimmen zu wollen.
Deutschland wollte sich enthalten. Als die
Verlängerung der Glyphosat-Zulassung
beantragt wurde, sah es ursprünglich so
aus, als werde es definitiv eine Verlängerung geben.
Für Aufregung in Deutschland sorgt
Analyse
Gesundheitsausgaben erneut gestiegen
Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, stiegen die Ausgaben 2014 um 13,2
Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr.
Das ist ein Plus von 4,2 Prozent. Auf jeden
Bürger kommen dabei durchschnittlich
4.050 Euro. Mit Ausgaben von mehr als 191
Milliarden Euro (+5,6 Prozent) hatten die
gesetzlichen Krankenkassen im vergangenen Jahr die höchsten Ausgaben.
Sowohl die Ausgaben für Güter und
Dienstleistungen im ambulanten Bereich,
als auch die Ausgaben für ambulante Pfle-
geeinrichtungen, in den Apotheken und
beim Gesundheitshandwerk erhöhten
sich. Insgesamt stiegen die Gesundheitsausgaben auf 328 Milliarden Euro, wovon
allein 37,6 Prozent auf den teilstationären
Sektor entfielen: Krankenhäuser und Einrichtungen der teilstationären Pflege. Es
ist damit zu rechnen, dass sich auch in den
kommenden zwei Jahren kein Rückgang
der Ausgaben zeigen wird.
So wird der Investitionsstau in vielen
Krankenhäusern dazu führen, dass zügig
neue Gerätschaften angeschafft und Sanierungen in hoher Zahl durchgeführt
werden müssen. Die Unterversorgung der
Krankenhäuser mit Finanzmitteln werde
sich dann spätestens in zehn Jahren aufgrund der überalternden Gesellschaft noch
einmal verschärfen, warnen die Delegierten
der Landesärztekammer Hessen. Darüber
hinaus zeigen die aktuellen Daten der Krankenkassen, dass sich bei ihnen die Ausgaben
je Versicherten auch im vergangenen Jahr
noch einmal erhöht hatten.
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Anzahl Probanden mit Messergebnis in genannten Prozentuale Verteilung von Messergebnissen
verschiedener Ernährungsformen in genannten Konzentrationsbereichen.
Grafik: Urinale.org
nach der Bieraffäre derzeit eine Untersuchung der Heinrich Böll Stiftung. Diese zeigt,
dass bei 75 Prozent der Deutschen erhöhte
Glyphosatrückstände im Urin nachgewiesen
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werden konnten. „Demnach liegt bei 75
Prozent der Bürgerinnen und Bürger die
Belastung mit mindestens 0,5 ng/ml um
ein Fünffaches höher als der Grenzwert für
Trinkwasser mit 0,1 ng/ml zulässt“, so die
Stiftung. Geht man nicht nach der Menge
der Glyphosatrückstände, sind es sogar 99,6
Prozent aller Bürger.
Zur gesundheitlichen Bedeutung dieser
Ergebnisse müssen weitergehende, wissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt
werden, um Zusammenhänge zwischen der
Belastung mit Glyphosat durch Lebensmittel, durch Trinkwasser, durch beruflichen
Kontakt etc. und dem Gesundheitsstatus
sowie bestimmten Erkrankungen in der
Bevölkerung zu erkennen“, so Monika Krüger,
emeritierte Veterinärmedizinerin.
Finanzen
Krankenkassen 2015 mit Milliarden-Defizit
Die gesetzlichen Krankenkassen haben das vergangene Jahr mit einem Defizit von 1,14 Milliarden Euro abgeschlossen
D
en Einnahmen von rund 212,42 Milliarden Euro standen Ausgaben von
213,56 Milliarden Euro gegenüber, teilte
das
Bundesgesundheitsministerium
am Montag in Berlin mit. Das Minus ist
nach den Worten von Gesundheitsminister Hermann Gröhe vor allem darauf
zurückzuführen, dass die Kassen die Zusatzbeiträge gedrosselt hätten. Dieser
„Entlastungseffekt“ schlage mit rund
900 Millionen Euro zu Buche.
Gröhe sagte, die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) stehe weiter auf einer
stabilen Grundlage. Die rund 120 Kassen
verfügten noch über Finanzreserven von
etwa 14,5 Milliarden Euro. Die Reserven des
Gesundheitsfonds beliefen sich Ende 2015
auf zehn Milliarden Euro. Allerdings sind
die Kassen verpflichtet, Rücklagen zu bilden. Aus dem Fonds, in den Beitragsgelder
und Steuerzuschüsse fließen, erhalten sie
nur Zuweisungen nach festen Kriterien.
Kassenexperten sagen aufgrund
des medizinischen Fortschritts, der
älter werdenden Gesellschaft und den
beschlossenen Reformen Steigerungen
bei den Zusatzbeiträgen um 0,2 bis 0,3
Prozentpunkte pro Jahr bis 2020 voraus.
Zum Jahreswechsel erhöhte sich der durchschnittliche Zusatzbeitrag von 0,9 auf 1,1
Prozent. Nach Angaben des Ministeriums
vom Januar waren davon rund 44 Millionen Mitglieder von 77 Kassen betroffen. Die Zusatzbeiträge müssen von den
Arbeitnehmern allein getragen werden,
während sie sich den Grundbetrag von
14,6 Prozent mit den Arbeitgebern teilen.
2015 stiegen die Ausgaben je Versicherten um 3,7 Prozent. Wesentlichen Anteil daran haben Arzneimittel mit einem
Plus von 1,7 Milliarden Euro (4,6 Prozent).
Besonders die hohen Ausgaben für die
hochpreisigen Medikamente zur Behandlung von Hepatitis C stechen hervor, für
die mit 1,3 Milliarden Euro 700 Millionen
Euro mehr als 2014 bezahlt wurden. Die
Aufwendungen der Kassen in diesem
Bereich seien im vergangenen Jahr um
etwa fünf Prozent auf einen Rekordwert
von rund 35 Milliarden Euro geklettert,
sagte Arznei-Experte Tim Steimle von
der Techniker Krankenkasse (TK). Schon
2014 war mit 33 Milliarden Euro ein neuer
Höchststand erreicht worden.
In den kommenden Jahren werden
die Ausgaben der Krankenkassen weiter
steigen. „Wir verfolgen die Entwicklungen
auf dem Arzneimittel-Markt mit großer
Sorge“, sagte KKH-Vorstandschef Ingo
Kailuweit anlässlich des Berliner Dialogs.
„Bald zahlen Krankenkassen wieder mehr
für Medikamente als für die gesamte ärzt-
Vor allem die Arzneimittelpreise belasten die
Krankenkassen weiterhin.
Foto: Flickr/Dirk Vorderstraße/CC by 2.0
liche Behandlung. Das sind ganz bittere
Pillen für das Gesundheitswesen.“ Allein
zwischen 2007 und 2014 seien die Kosten
für Arzneimittel bei der KKH um 32 Prozent gestiegen.
Tatsächlich beschränken sich die
hohen Preise für Arzneimittel vor allem
auf den deutschen Raum. Ein Vergleich
mit den Niederlanden zeigt, dass 27 der
30 umsatzstärksten Medikamente in
Deutschland teurer sind als bei unseren
niederländischen Nachbarn. So kostet zum
Beispiel eine Packung Gerinnungshemmer
Pradaxa in Deutschland 25 Euro mehr.
Sovaldi, das bei Hepatitis C zum Einsatz
kommt, kostet hierzulande sogar 300 Euro
mehr, so der aktuelle KKH-Bericht.
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Forschung
Nanopartikel helfen bei Tuberkulose-Diagnose
Im Zuge der Finanzkrise haben sich die Tuberkulosefälle wieder gehäuft. Eine schnelle Diagnose ist unerlässlich
Trifft der Nanopartikel auf einen Erreger, lösen sich die kurzen Stränge und leuchten.
Foto: Brock University
T
uberkulose ist eine gefährliche Infektionskrankheit, vor der man sich nicht
mit einer Impfung schützen kann. Jahrelang galt sie in Europa als nahezu ausgerottet, doch die Zahl der Erkrankten steigt
wieder. Im Jahr 2014 wurden dem Robert
Koch Institut zufolge 4.488 neue Tuberkulose-Erkrankungen in Deutschland registriert. Das entspricht einer Steigerung von
3,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Die wirtschaftlich schlechte Situation
vieler osteuropäischer Länder im Zuge
der Finanzkrise hat dazu geführt, dass
die angeschlagenen Gesundheitssysteme
nicht reibungslos funktionierten. Die Zahl
der Tuberkulose-Fälle stieg. Die Armut
und die Suche nach einem Job brachten
die Menschen vermehrt nach Westeuropa,
was auch hier zu einem Anstieg der Fälle
führte.
Da die Krankheit lebensgefährlich sein
kann, ist das rechtzeitige Erkennen dieser
von immenser Bedeutung. Zu diesem
Zweck haben Wissenschaftler der Brock
University ein schnelleres Diagnoseverfahren entwickelt. Statt bisher einen Tag
auf das Ergebnis zu warten und unter Quarantäne gestellt zu werden, erhalten Ärzte
und Patienten mit der neuen Methode
schon nach zehn Minuten eine Antwort.
Dafür nutzen die Wissenschaftler Nanopartikel aus Gold. Diese verfügen über
lange und kurze DNA-Stränge, wobei die
langen Stränge entsprechend auf Krankheiten zugeschnitten werden können, wie
beispielsweise auf Tuberkulose. Berühren
die Nanopartikel den Tuberkuloseerreger,
werden die kurzen DNA-Stränge abgelöst.
Diese beginnen dann zu leuchten, sobald
der Kontakt mit dem Nanopartikel aufgehoben ist. Die Leuchtfähigkeit erhalten
sie durch einen speziellen Inhaltsstoff.
So können Blutproben ganz einfach auf
Tuberkulose-Erreger untersucht werden,
indem man ihnen die Nanopartikel zuführt.
Die Wissenschaftler arbeiten gerade
daran, diese Diagnose-Nanopartikel auch
für die Erkennung anderer Krankheiten
einzusetzen. Beim Ebola-Virus beispielsweise ist dies denkbar. Außerdem ermöglichen die Nanopartikel es, dass auch in
jedem herkömmlichen Krankenhaus oder
in jeder Praxis auf Tuberkulose getestet
werden kann. „Das Design ist kompliziert,
aber die Art, wie wir es nutzen, ist sehr
einfach“, sagt Feng Li, einer der leitenden
Wissenschaftler. „Man braucht die Sachen
nur zusammenzumischen und auf das
fluoreszierende Signal zu warten.“
Aktuelles
Gesundheits-Start-up kauft Tiroler Unternehmen MedEval
Mit dem Kauf des Arzneimitteldaten-Händlers will das Unternehmen nun wachsen
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as Wiener Start-up Diagnosia profitiert von der zunehmenden Digitalisierung auch im medizinischen Bereich.
Das Unternehmen bietet Software für
Krankenhäuser und Ärzte an. Damit kann
das medizinische Personal unerwünschte
Arzneimittelwirkungen ausfindig machen,
Informationen zu zugelassenen Medika-
menten sowie Dosierungsempfehlungen
erhalten. Dabei bezieht das Start-up seine
Informationen von nationalen und internationalen Zulassungsbehörden und bereitet diese auf.
Um zu wachsen, hat sich das Unternehmen nun einen alten Hasen in Sachen
Arzneimittel-Datenbank geschnappt. Di-
agnosia hat das 2002 gegründete Unternehmen MedEval gekauft. Der Arzneitmitteldaten-Händler ist für das Start-up nicht
nur eine „digitalisierte Wissensbasis für
Arzneimittelfachinformation im deutschsprachigen Raum“, so Lukas Zinnagle zu
Trending Topis.at.
Mit dem Kauf werden auch die 300
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Kunden von MedEval übernommen, zu
denen auch Pharmafirmen und Krankenhäuser gehören. Nach eigenen Angaben
nutzen insgesamt schon mehr als 4.000
österreichische Ärzte beispielsweise die
ami-Produkte von MedEval, die ein Arzneimittelinformations-System darstellen.
Zunächst sollen die MedEval-Kunden
auch in der Lage sein, die Diagnose-Software zu nutzen. Bis Ende des kommenden
Jahres soll dann die MedEval-Software
aktualisiert und für alle Diagnose-Kunden
zugänglich gemacht werden.
Trotz des großen Erfolgs von Diagnose
konzentrieren sich derzeit die meisten
e-Health-Start-ups im deutschsprachigen
Raum noch weitgehend auf die Patienten, wie eine aktuelle Untersuchung von
healthbytes zeigt. Die Medizin ist Alexander Schachinger, Geschäftsführer der EPatient RSD GmbH, zufolge prädestiniert für
Start-ups. „Da die App-Entwicklung immer
günstiger wird und an die 40 Millionen
Deutsche das Internet zu Gesundheitsthemen verwenden, werden Patienten
und Angehörige auf einmal Entwickler
und Verbreiter von Medizinlösungen auf
ihrem Smartphone“, sagte er anlässlich der
Veröffentlichung des Berichts „Digitaler
Gesundheitsmarkt“. „Das Erfolgsgeheimnis
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dieser neuen Apps: Sie sind konsequent
auf Patienten, ihre Bedürfnisse im Alltag
und einfachste Bedienung intelligent
zugeschnitten“
Arzneimitteldaten sollen Ärzte als Kunden ansprechen.
Foto: Flickr/ Perspecsys Photos/CC by sa 2.0
Politik
Venezuela bezahlt Medikamente mit Öl-Anleihen
Das von der Staatspleite bedrohte Venezuela hat zur Schuldentilgung zu unkonventionellen Mitteln gegriffen
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er deutsche Bayer-Konzern sowie
die Rivalen Novartis aus der Schweiz
und Sanofi aus Frankreich wurden mit
Dollar-Anleihen des staatlichen venezolanischen Ölkonzerns PDVSA bezahlt, wie
eine Auswertung von Dokumenten für
die Aufsichtsbehörden und Angaben von
Insidern mit Kenntnis der Sache durch
Reuters ergab. Der Schritt gilt als ein weiteres Zeichen für eine Verschärfung der
Finanzkrise in dem von Erdölexporten
abhängigen Land.
Mit der Transaktion fuhren die Unternehmen hohe Verluste ein. Zum Teil wurden
die Titel für nur ein Drittel des Nennwerts
wieder veräußert. Novartis bestätigte, PDVSA-Anleihen als Bezahlung akzeptiert und
die Titel später mit schätzungsweise zwei
Drittel Abschlag wieder verkauft zu haben.
Bayer und Sanofi wollten keine Stellung zu
den Bond-Transaktionen nehmen. Mit der
Sache vertrauten Personen zufolge haben
die beiden Firmen aber ähnlich hohe Einbu-
ßen hingenommen. Insgesamt verbuchten
die drei Konzerne im vergangenen Jahr in
dem lateinamerikanischen Land etwa 500
Millionen Dollar Verlust.
Nach Ansicht von Investoren, die Venezuela verfolgen, machen die Transaktionen
für die Firmen trotz des hohen Verlusts Sinn.
Mit dem Erwerb der PDSVA-Anleihen bot
sich ihnen die Möglichkeit, an Dollarvermögen zu kommen. Denn für Unternehmen in
Seit Jahren leidet die Bevölkerung Venezuelas unter den Folgen des wirtschaftlichen Abschwungs. Foto: Flickr/ Julio César Mesa/CC by nd 2.0
Venezuela ist es wegen der vor 13 Jahren eingeführten Devisenkontrollen schwierig, in
der Landeswährung Bolivar erzielte Umsätze
in harte Währungen umzutauschen. Seit
einer Lockerung des Währungsregimes im
Februar bekommt man für lebenswichtige
Güter wie Nahrungsmittel und Medikamente offiziell einen Dollar für zehn Bolivar. Am
Schwarzmarkt ist die US-Devise hingegen
nur für mehr als 1000 Bolivar zu haben.
Venezuela hat bereits 2013 mit PDVSAAnleihen Schulden bei Ölfeldausrüstern
wie etwa dem US-Konzern Weatherford
beglichen.
Die Wirtschaft des Landes steckt in
einer tiefen Krise, die Staatseinnahmen
sind wegen des Ölpreisverfalls dramatisch
zurückgegangen. 2015 war die Wirtschaft
des Landes um fünf Prozent geschrumpft.
Zahlreiche Weltkonzerne wie etwa Procter
& Gamble, PepsiCo und Colgate Palmolive
haben für ihre Venezuela-Geschäfte Milliarden abgeschrieben. Die Pharmariesen
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Merck und GlaxoSmithKline verbuchten
im letzten Jahr zum Teil hohe dreistellige Währungsverluste für ihre VenezuelaOperationen.
Erst Anfang der Woche hatte die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS)
noch einmal auf die schwierige, humanitäre
Lage des erdölreichsten Landes der Welt
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verweisen. Es mangele an Medikamenten
und Lebensmitteln, sagt der OAS-Generalsekretär Luis Almagro der chilenischen
Zeitung El Mercurio.
Apotheken
Mangelnder Datenschutz bei Versandapotheken
Die Mehrheit der Versandapotheken bietet keinen ausreichenden Datenschutz Schuldentilgung zu unkonventionellen Mitteln gegriffen
Sich Medikamente im Online-Shop auszusuchen und zuschicken zu lassen, ist bequem. Man sollte aber genau hinsehen, wem man seine Daten gibt.
Foto: Flickr/ Gustavo Montes de Oca/CC by 2.0
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aten haben heutzutage einen hohen
Stellenwert und können für Unternehmen ein lukratives Nebengeschäft sein.
Gerade im Online-Bereich geben viele User
gerne ihre Daten her. Sie gehen meist davon aus, dass Ihre Daten vielleicht gespeichert, aber eben nicht missbraucht werden.
In Zeiten wachsender Bestellungen von
Medikamenten über Versandapotheken, ist
ein Blick auf den gebotenen Datenschutz
dieser umso interessanter. Tatsächlich verfügen nämlich 74 Prozent der Versandapotheken über keinen datenschutzkonformen
Online-Shop. Das ist das Ergebnis der aktuellen Sparmedo-Versandapothekenstudie.
So haben mehr als die Hälfte der getesteten Versandapotheken keine intakte
Verschlüsselung. „Ist die Verschlüsselung
zu schwach, falsch konfiguriert oder enthält
Sicherheitslücken (Poodle), können Krimi-
nelle unter Umständen den verschlüsselten
Verkehr einfach dechiffrieren“, heißt es in der
Studie. Und immerhin 68 Prozent informieren die Nutzer des Apothekendienstes nicht
über die potentielle Weitergabe der eigenen
Daten an Dritt-Anbieter. Die meisten Apotheken haben Inhalte von Dritt-Anbietern
auf ihrer Seite.
Klickt der User auf diese, wird die IPAdresse des Users an den Server, auf dem
der Inhalt gespeichert ist, weitergegeben.
Ob hier Daten anonymisiert werden, ist für
den Kunden weder ersichtlich, noch weiß
er, ob etwaig installierte Cookies auch sein
Nutzerverhalten speichern. Letzteres ist laut
EU-Richtlinie 2009/136/EG und 2002/58/EG
eigentlich schon nicht mehr möglich. Demnach bedürfte es mittlerweile für die Nutzung
von Cookies eine ausdrückliche Einwilligung
des Nutzers. Allerdings sind die Richtlinien
noch nicht im deutschen Gesetz verankert.
„Die Online-Shops der Versandapotheken
suggerieren dem Nutzer durch die Einbindung von Zertifizierungssiegeln Sicherheit“,
so die Studie. Aber diese sei faktisch nicht
zu bestätigen. „Nur 15 von 45 zertifizierten
Online-Shops haben keine offensichtlichen
Mängel bei Datenschutz und -sicherheit.“
Das zeigt, dass Siegel und Kennzeichnungen,
die Vertrauen und Sicherheit implizieren,
keinen messbaren Einfluss darauf haben, ob
der Shop-Betreiber seriös mit Kunden- und
Nutzerdaten umgeht.
Derzeit gibt es etwa 3.010 zugelassene
Versandapotheken in Deutschland, so der
Bundesverband Deutscher Versandapotheken. 2014 lag der Umsatz bei 1,5 Milliarden
Euro. Fachleute schätzen, dass der Umsatz
sich bis 2020 noch einmal um 110 Prozent
steigern lässt.
Impressum Geschäftsführer: Christoph Hermann, Karmo Kaas-Lutsberg. Herausgeber: Dr. Michael Maier (V.i.S.d. §§ 55 II RStV). Chefredakteurin:
Jennifer Bendele. Redaktion: Anika Schwalbe, Gloria Veeser, Julia Jurrmann, Cüneyt Yilmaz. Sales Director: Philipp Schmidt. Layout: Nora Lorz. Copyright:
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