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Experten sehen Parallelen zu Terrorserie von Mumbai | Manuskript
Experten sehen Parallelen zu Terrorserie von Mumbai
Beitrag: Christian Bergmann, Sebastian Pittelkow, Markus Frenzel
Die Anschläge von Paris sind eine perfide Inszenierung des Terrors. Explosionen und Tote an
8 verschiedenen Orten der Stadt. Kleine Teams töten und verbreiten Schrecken binnen
weniger Stunden. Sie haben aber vor allem ein Ziel: Ihr Terror soll maximale Bedrohung
erzeugen. Ihre Botschaft: Es kann euch überall treffen. Es ist eine Inszenierung, die neu
erscheint, doch nicht ist. Für Terrorexperten wie Peter Neumann gibt es für Paris eine
Blaupause – die Anschläge von Mumbai:
Peter Neumann, Terrorismusexperte
Natürlich gibt es schon viele Ähnlichkeiten zu Mumbai. Mumbai war genauso wie Paris ein
koordinierter Anschlag, mehrere Teams waren unterwegs, haben sich nicht gleich in die
Luft gesprengt, sich nicht gleich erschießen lassen, haben versucht die Situation zu
maximieren auch etwas länger auszudehnen und maximale Aufmerksamkeit zu
bekommen.
Mumbai vor fast genau 7 Jahren ist die Vorlage für eine neue Art des Terrorismus. Drei Tage
lang überfallen damals kleine hochtrainierte Einheiten mit Sturmgewehren und Sprengstoff
verschiedene Orte in der indischen Metropole. Ihre Ziele: eine Klinik, ein Bahnhof, Hotels
und Restaurants, es sterben 174 Menschen. Die neue Terrorformel seither: einfache Waffen,
öffentliche Plätze und den Terrorakt lange aufrechterhalten.
Peter Neumann, Terrorismusexperte
Die Sicherheitsbehörden überall in Europa, in Frankreich, in Großbritannien, in
Deutschland haben sich nach den Anschlägen in Mumbai die Situation ganz genau
angeschaut. Und man hat da wohl den Schluss gezogen, dass es nichts bringt zu warten,
vor allem wenn man mit Leuten zu tun hat, die letztlich dann ja doch alle Leute umbringen.
Und dass man letztlich dann ja doch einen Vorteil hat, wenn man das Ganze schnell zu
Ende bringt.
Das heißt: Die für die Umstände zügige, gewaltsame Beendigung der Geiselnahme im Pariser
Konzertsaal Bataclan war eine der Lehren aus Mumbai. Fakt liegt der Abschluss-Bericht der
indischen Behörden zu den Anschlägen vor. Die Dokumente zeigen, was den Terroristen dort
gelang und auch in Paris hätte passieren können. Ein Ausnahmezustand mit tagelanger
Geiselnahme. In den Protokollen dokumentiert: Die Anschläge waren minutiös von einem
Drahtzieher koordiniert. Hier Original-Telefonmittschnitte:
Hinweis: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf nur für den privaten Gebrauch des Empfängers
verwendet werden. Jede Verwertung ohne Zustimmung des Urheberberechtigten ist unzulässig.
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Dialog:
Hallo! Was sagt der Koordinator?
Die Operation muss morgen früh abgeschlossen werden. Hebt Euch zwei Magazine und
drei Granaten auf und verwendet die restliche Munition!
Auch wann welche Geiseln erschossen werden, folgt exakten Anweisungen.
Dialog:
Tötet alle Geiseln, außer den zwei Muslimen. Lasst Eure Telefone an, dass wir mithören
können.
Wir haben drei Ausländer, darunter Frauen aus Singapur und China!
Tötet Sie!
Als die Anschläge auf allen Kanälen laufen, kommen neue Anweisungen.
Dialog:
Alles wird gerade von den Medien übertragen! Fügt nun den größtmöglichen Schaden zu!
Die Angreifer setzen Matratzen in Brand, um das Taj-Mahal-Hotel, das Wahrzeichen von
Mumbai zu zerstören.
Solche Bilder sind für Terroristen mittlerweile das Vermächtnis ihrer Anschläge, weiß
Medienwissenschaftler Prof. Stephan Weichert:
Stephan Weichert, Medienwissenschaftler
Symbolbilder spielen tatsächlich eine Schlüsselrolle in der Terrorpropagandastrategie, aber
auch in den Ausführungen von Terrorakten, weil sich in einem Bild quasi der Ganze
Schrecken vereint. Man erinnert sich dran. Das brennt sich ins Gedächtnis ein. Und dieses
Symbol des Schreckens hat es jetzt bei den Anschlägen von Paris nicht gegeben, also nicht
dieses eine Bild, sondern viele Bilder von Verletzten und Toten.
Denn in Paris sollen die Angriffe eigentlich in einer ganz großen Inszenierung des Terrors
enden. Ein Haupt-Ziel war das Fußballländerspiel zwischen Frankreich und Deutschland, live
übertragen in die ganze Welt. Nur mit Glück kommen die Angreifer nicht ins Stadion, zünden
ihre drei Bomben außerhalb.
Stephan Weichert, Medienwissenschaftler
Das Vereiteln des Eindringens der Attentäter in das Fußballstadion hat grausame
verheerende Bilder verhindert. Stellen sie sich vor, wenn dort die Bomben explodiert
wären, eine Massenpanik wäre mit Sicherheit ausgebrochen, man hätte live auf dem
Bildschirm Verletzte, explodierte Körper gesehen möglicherweise.
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Die ganz große Inszenierung des Terrors schlug fehl – trotz professioneller Vorbereitung der
Anschläge. Denn laut Experten wurden die Pariser Attentäter höchstwahrscheinlich wie die
Angreifer von Mumbai in Trainingscamps ausgebildet. Das Können der Pariser Terroristen
überrascht sogar Alain Chouet, ehemaliger französischer Geheimdienst-Offizier.
Alain Chouet:
Das ist eine ganz andere Art von Terror. Die Leute kamen mit einem ganz klaren Auftrag
und mit Kriegswaffen. Sie wurden direkt vom Islamischen Staat geschickt, der in Syrien
immer mehr zurückgedrängt wird und jetzt neue Glaubwürdigkeit sucht.
Die neue Qualität des Terrors ist Mitten in Europa angekommen. Hochprofessionell, medial
inszeniert und kaum zu kontrollieren. Und die Racheakte des IS könnten weiter gehen.
Alain Chouet:
Es ging los mit dem Attentat auf das russische Flugzeug, ging weiter mit den Attentaten in
Beirut und Bagdad und nun Frankreich! Der Islamische Staat greift jetzt alle außerhalb
seines Territoriums an, die ihn bekämpfen.
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