Volle Konzentration: Erhan Kayman spielt um den Pokal.

Volle Konzentration:
Erhan Kayman spielt
um den Pokal.
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Finale!
Der »Fifa«-Zocker Erhan Kayman hat es fast geschafft: In
der Electronic Sports League kann er den Meistertitel holen.
Text: Kathrin Breer
Fotos: Jörg Brüggemann
Als Erhan Kayman das Spielstudio
in Krefeld betritt, muss er gähnen.
Er ist mal wieder müde vom Zocken.
Erhan ist 25 Jahre alt. Neben seinem
Studium spielt er »Fifa 16« auf der
Playstation, gegen Gegner im Internet, an vier Abenden pro Woche,
manchmal fünf Stunden lang. Wenn
er gewinnt, verdient er dabei zwischen
50 und 150 Euro.
An diesem Sonntagvormittag aber
geht es um mehr: um ein Preisgeld
von 800 Euro – und um den Pokal.
Beides gibt es bei der ESL-Meisterschaft. ESL ist die Abkürzung für
»Electronic Sports ­League«, die Liga
für Computerspiele. Die Meisterschaft
ist für »Fifa«-Spieler so wichtig wie
die Champions ­L eague für Bayern
München. Schon lange hat sich Erhan
Kayman darauf gefreut. Er hat bereits
drei Mal an der Meisterschaft teilgenommen – für den ersten Platz hat
es aber nie gereicht. »Heute muss es
klappen!«, sagt er. Ist er nervös? Er
schüttelt den Kopf. Aber er dreht
den Controller in seinen Händen
unruhig hin und her.
Erhan Kayman ist einer der besten
»Fifa«-Spieler Deutschlands. Vor
fünf Jahren hat er gemerkt, dass er
beim Zocken geschickter ist als die
meisten Gegner. Seitdem tritt er als
Profi bei Turnieren an. Von dem,
was er dabei gewinnt, kann er leben.
»Besser geht es doch nicht: Ich verdiene Geld mit meinem Hobby«, sagt er.
Wenn sich Letsplayer wie Dner,
Gronkh und Sarazar beim Zocken
filmen, schauen Hunderttausende
Fans auf You­Tube zu. Erhan Kayman spielt viel besser als sie. Trotzdem ist er lange nicht so bekannt.
Seinen You­Tube-­K anal »DrErhano
KayTV« abonnieren nur rund 1000
Fans. In Tutorials erklärt er ihnen
seine Aufstellung und gibt Tipps,
wie sie ihre Verteidigung verbessern können. Seine Spiele überträgt er oft ­live auf der Plattform
Twitch. Bei wichtigen Turnieren
lässt er die Kamera jedoch aus.
Er sagt: »Wenn ich mich filme und
dabei das Spiel kommentiere, kann
ich mich nicht zu hundert Prozent
konzentrieren.«
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