Auto-Umweltliste Das Brennstoffzellen-Auto wird Realität Auto-Umweltliste 2016www.auto-umweltliste.ch Auto-Umweltliste 2016 1 © Toyota Wasserstoffbetriebene Testautos sind bereits seit über 20 Jahren auf unseren Strassen anzutreffen. Verschiedene Autokonzerne tüfteln mehr oder weniger intensiv an der abgasfreien Brennstoff zellen-Technologie. Schon mehrmals wurde die baldige Serienreife angekündigt. Nun ist es wieder so weit – und diesmal könnte es klappen. Auto-Umweltliste Angetrieben wird ein Brennstoffzellen-Fahr zeug von einem normalen Elektromotor. Im Gegensatz zum konventionellen Elektroauto wird die Energie für den Vortrieb nicht in einer Batterie, sondern in Form von Wasser stoff (H2 ) in einem Druckbehälter mitgeführt. In der Brennstoffzelle reagiert der Wasser stoff kontrolliert mit Sauerstoff (O2 ) aus der Umgebungsluft. Dank dieser chemischen Reaktion wird der benötigte Strom direkt an Bord produziert. Gleichzeitig kann das Problem der oft zu geringen Batteriekapazität und des hohen Akkugewichts elegant umschifft werden. Im Vergleich zu einem Auto mit klassischem Verbrennungsmotor kommt aus dem Auspuff statt des stinkenden Abgas cocktails reiner Wasserdampf. nen sich Plug-in-Hybride aus Umweltsicht nicht, denn bei Distanzen über die Batterie reichweite hinaus sorgt ein Benzin- oder Dieselmotor mit entsprechen hohen Klima gasemissionen für den Antrieb. Vollgetankt in drei Minuten Zwei weitere Vorteile gegenüber den reinen Batterieautos sprechen für den Brennstoff zellen-Antrieb: Das Tanken dauert nur drei bis fünf Minuten, während selbst die Schnell ladung einer Batterie mindestens 30 Minuten in Anspruch nimmt. Ist das Auto vollgetankt, schafft man eine Fahrt von 400 bis 700 Kilo metern, je nach Grösse des Tanks und des Drucks, unter dem der Wasserstoff darin gespeichert wird. Technisch ist es heute möglich, voll alltagstaugliche Fahrzeuge zu bauen, die keine Wünsche offen lassen. Toyota und Hyundai wagen Markteinführung Diesbezüglich zuversichtlich zeigen sich immer mehr Autobauer, in erster Linie Konzerne aus Japan. Doch auch die VW-Tochter Audi wäre produktseitig mit dem A7 h-tron parat. Hybrid-Pionier Toyota scheint sich seiner Sache ziemlich sicher zu sein: Seit Ende 2014 in Japan und seit letztem Jahr in Europa ist das Brennstoffzellen-Fahrzeug der oberen Mittelklasse mit dem klingenden Namen Mirai ( japanisch für Zukunft) erhältlich. In der Schweiz könnte die Markteinführung dieses Jahr erfolgen. Toyota räumt dem Brennstoff zellen-Auto gegenwärtig die besseren Zukunftschancen ein als dem rein batterieelektrischen Antrieb und konzentriert sich auf die klassischen Hybrid- sowie auf die neuen Brennstoffzellen-Modelle. Einen ähnlichen Weg beschreitet Hyundai mit dem in der Schweiz bereits seit letztem Jahr erhältlichen Kompakt-SUV ix35 fuel cell. Und wenn Honda seinen Clarity dieses Jahr wie geplant an den Start bringt, könnte das erste BrennstoffzellenTrio bald komplett sein. Die Achillesferse der noch jungen Technik ist ihre Wirtschaftlichkeit. Elektroautos nutzen den produzierten Strom nach der Zwischen speicherung in der Batterie direkt für den Antrieb. Für den Betrieb der Brennstoffzelle muss zuerst Wasser durch Elektrolyse in Wasser- und Sauerstoff aufgespalten werden. Dieser Umweg senkt den Wirkungsgrad und ist teuer. Dazu ist auch der Preis für die im Fahrzeug verbaute Brennstoffzellen-Techno logie aktuell noch sehr hoch. Angesichts der niedrigen Benzin- und Dieselpreise dürften sich Brennstoffzellen-Autos kaum in naher Zukunft etablieren. Andererseits verlangen die kürzlich an der UN-Klimakonferenz in Paris vereinbarten ambitionierten Klimaziele beherzte staatliche Eingriffe, um den Strassenverkehr von fossilen Energieträgern abzukoppeln. Der Wirt schaftlichkeit am nächsten kommen unter den gegenwärtigen Bedingungen Elektro autos mit geringer Batteriekapazität für den lokalen Einsatz, gefolgt von Plug-in-Hybriden und Brennstoffzellen-Fahrzeugen. Für regelmässige Fahrten über grosse Distanzen eig2 www.auto-umweltliste.ch Auto-Umweltliste 2016 Selbstverständlich ist die Umweltbilanz von Brennstoffzellen-Autos nur optimal, wenn der Wasserstoff mit erneuerbaren Energien produziert wurde. Sollten dereinst viele wasserstoffbetriebene Autos herumfahren, wird die Versorgung mit der nötigen Menge an nachhaltig produziertem Wasserstoff zur Heraus forderung. Kurzfristig stellt sich jedoch erst einmal die Aufgabe, genügend finanzielle Mittel für den Ausbau der Tankstellen-Infra struktur zur Verfügung zu stellen. einer Initiative des Grossisten Coop bald ändern, der im April 2015 unter dem Titel «Wasserdampf statt Abgase» zukunftsweisende Pläne präsentierte. Das Coop-Tankstellen netz soll entsprechend der Nachfrage in Etappen mit Wasserstoff-Tanksäulen ausgestattet werden. Abnehmerin des Treibstoffs wird auch die Coop-Fahrzeugflotte sein, denn als Beitrag zum definierten Ziel, bis 2023 CO2-neutral zu sein, setzt man künftig vermehrt auf die Brennstoffzellen-Technologie. Für die Lieferung des ausschliesslich aus heimischer Wasserkraft produzierten Wasser stoffs gewann Coop den Energiekonzern Axpo als Partner. Zurzeit läuft das Baubewilligungs verfahren für die Erstellung eines sogenannten Elektrolyseurs beim Kraftwerk EglisauGlattfelden. Bereits ab nächstem Jahr soll dort Wasser mit Hilfe von Strom in Sauerstoff und Wasserstoff aufgespalten und an die CoopTankstellen geliefert werden. Noch einen Schritt weiter ist man bei der Eid genössischen Materialprüfungs- und For schungsanstalt (Empa) in Dübendorf. In einer neu auf dem Empa-Gelände errichteten Halle wird aus Strom der hauseigenen Solaranlage mittels Elektrolyse Wasserstoff produziert, der direkt vor Ort getankt werden kann. Mit der Anlage sucht die Empa konkrete Ant worten auf die enormen Herausforderungen, die erneuerbare Energien an die Speicherung und Verteilung von Strom, aber auch an den Handel stellen. Kurt Egli Tankstellennetz soll rasch wachsen Auch beim Aufbau einer Tankinfrastruktur kommt Bewegung in den Markt. Deutschland hat ehrgeizige Ziele definiert: Bereits bis Ende Jahr sollen 50 Wasserstoff-Tankstellen die bundesweite Versorgung entlang der Haupt achsen zwischen den Ballungsräumen garantieren. Ein Konsortium, an dem Daimler, Shell, Total und weitere bekannte Firmen beteiligt sind, möchte die Zahl der Zapfsäulen bis ins Jahr 2023 auf rund 400 erhöhen. Mit lediglich zwei Wasserstoff-Tankstellen steht der Ausbau der Tankinfrastruktur hierzulande erst am Anfang. Das soll sich gemäss Auto-Umweltliste 2016
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