Jazz im Chaco. Eine methodologische Kontextualisierung sozial-ökologischer Konfliktforschung. Robert Hafner Forschungen zu sozial-ökologischen Konflikten sind en vogue, sowohl aus wissenschaftlicher als auch Aktivismus-Perspektive. In diesem Zusammenhang spielt das Konzept der Umweltgerechtigkeit, basierend auf Verteilung und erweitert um Aspekte wie Anerkennung oder Partizipation eine zentrale Rolle. Zwei Aspekten wird jedoch bis jetzt nur äußerst wenig Beachtung geschenkt: (a) Inkommensurabilitäten von Denkstilen: Was passiert, wenn Konflikte vorherrschen sollten, diese aber nicht vorhanden sind? Und (b) Viskeralitäten: Welche Rolle spielen bio-soziale Prozesse bei der Durchführung, Auswertung und Präsentation von Forschungsergebnissen? Dieses Paper soll diese Kritikpunkte aufgreifen und zeigen, dass Viskeralität tiefer greifende, komplexere Formen des Verstehens ermöglichen kann. Dabei spielen drei Ebenen eine zentrale Rolle: Erstens werden auf meta-theoretischer Ebene Ludwik Flecks wissenschaftsepistemologischen Überlegungen zum Entstehen und Weiterentwickeln von Denkstilen und Denkkollektiven herangezogen. Seine proto-konstruktivistische Aufarbeitung der Bedeutung von Gruppendynamik legen bereits implizit den Grundstein für die Inklusion viskeraler Einflussfaktoren zur Wissensgenerierung. Sozialer Kontext ist von großer Bedeutung und soll hier explizit dargestellt werden. In einem weiteren Schritt wird die Metapher des Jazz herangezogen, um die theoretischmethodologischen Ausführungen zu konkretisieren und im Sinne haptischer Geographie(n) darzulegen. Dabei wird die Macht von Metaphern aktiv genutzt, um insbesondere improvisatorischen Elementen explorativer Feldforschung eine Möglichkeit des Framings zu geben. Verdeutlicht werden diese Überlegungen schließlich anhand empirischer Feldarbeiten im Chaco Salteño (Nordwestargentinien) verdeutlicht, wo Konfliktivität und die Absenz ebendieser aufeinandertreffen, Inkommensurabilitäten gesichtet und im Idealfall überwunden werden können.
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