Wasser und Beschäftigung

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Wasser
und Beschäftigung
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DWA auf der IFAT
Ein Schwerpunkt der DWA-Messepräsenz auf der IFAT vom 30. Mai bis 3. Juni 2016 in München ist das Thema
„Wasser und Beschäftigung“. Verschiedene Foren befassen sich mit der Materie.
Die Personalforen „Beruf und Karriere“,
die die DWA gemeinsam mit dem DVGW
ausrichtet, halten Tipps und Empfehlungen für Entscheider und für Nachwuchskräfte bereit.
Im Forum „Frauen in der Wasserwirtschaft“ berichten nationale und internationale Referentinnen über ihre Arbeit
und ihren beruflichen Werdegang. Sie
kommen aus den Bereichen Forschung,
Kläranlagenbetrieb, Ingenieurbüro, Kommunen und Verband und stehen im Anschluss an ihre Vorträge zum Austausch
zur Verfügung.
Im DAAD/DWA-Forum „Science
meets Business“ diskutieren in Deutschland studierende Wasserwirtschaftlerinnen und Wasserwirtschaftler und ausländische Experten, die in Deutschland studiert haben, mit Firmenvertretern die Attraktivität eines Studiums in Deutschland und die anschließenden Chancen
auf dem heimischen und internationalen
Markt.
Das UN-Forum „Water and Jobs“ beschäftigt sich mit der Förderung von
Qualifikationen und Kompetenzen in der
internationalen Zusammenarbeit.
Hier einige Meinungen von Akteuren
der Foren:
Demografischer Wandel –
Management gefordert
Die Menschen werden immer älter, die
Geburtenraten sind niedrig, das Eintrittsalter in die Rente verschiebt sich. Gesellschaftliche Herausforderungen, die auch
den wasserwirtschaftlichen Arbeitsmarkt
www.dwa.de/KA
betreffen. Qualifizierte Arbeitskräfte fehlen, insbesondere auf Facharbeiter- und
Meisterebene. Eine ausreichende Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser
und die effiziente Entsorgung des Abwassers müssen jedoch gewährleistet
sein. Besonders in kleinen Kommunen
keine leicht zu meisternde Zukunftsaufgabe. Jürgen Becker, stellvertretender
Vorstand der Stadtentwässerungsbetriebe Köln und Referent beim DWA-Forum
„Beruf und Karriere“ stellt fest: „Junge
Menschen ziehen im Zuge ihrer Ausbildung in größere Städte und bleiben dort.
Mit der fortschreitenden Urbanisierung
werden Anbieter von ländlicher kommunaler Infrastruktur große Schwierigkeiten bei der Besetzung von Stellen haben.“ Hinzu komme: „Aufgrund der vielen kleinen Organisationseinheiten ist eine Karriere in der Wasserwirtschaft oft
nur durch Unternehmenswechsel möglich.“
Da es in der Wasserwirtschaft an
Fachkräften mangele, seien die Job-Aussichten für Nachwuchskräfte mit entsprechenden Abschlüssen und ersten praktischen Erfahrungen sehr gut, sagt Claudia
Reusch, Managing Director der Personalberatung Restracon in München. Allerdings sei das Management der Unternehmen gefordert. Sie müssten sich darauf
einstellen, dass die demografische Entwicklung in Deutschland zu einer Zunahme an älteren Arbeitnehmern führe.
Aber auch mit „alternden Belegschaften“
könnten Unternehmen ihre Innovationsfähigkeit sichern, wenn sie bei der Bewältigung zukunftsorientierter Aufgaben
auf altersgemischte Teams achten.
Reusch: „Bestandteil einer diversen Unternehmenskultur ist es, den kreativen
Austausch und die innovative Zusammenarbeit zu fördern, um durch die Mischung von langjähriger Erfahrung, großen Netzwerken, aktuellstem Fachwissen, frischer Motivation und Wissbegier-
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a Korrespondenz Abwasser, Abfall · 2016 (63) · Nr. 3
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de aller Beteiligten zu profitieren und
beste Arbeitsergebnisse zu erzielen.“
Weibliche Führungskräfte –
Nachholbedarf
Ein knappes Drittel aller leitenden Angestellten in der Privatwirtschaft in
Deutschland sind Frauen, 24 Prozent aller Erstsemester in ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen weiblich. Zu
diesem Ergebnis kommen der Führungskräfte-Monitor 2015 des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und
der Nationale Pakt für Frauen in MINTBerufen Komm, mach MINT.
Hier ist noch „Luft nach oben“, sagt
Gunda Röstel, Geschäftsführerin der
Stadtentwässerung Dresden und Referentin beim DWA-Forum „Frauen in der
Wasserwirtschaft“. Allein der Blick auf
den Frauenanteil im Studium der Siedlungswasserwirtschaft zeige, dass es
noch erheblichen Nachholbedarf gebe.
Auch in den wasserwirtschaftlichen Unternehmen habe es nur eine sehr überschaubare Anzahl weiblicher Führungskräfte bis an die Spitze gebracht. Röstel
findet: Frauen agieren häufig zurückhaltender. Den geschlechtsspezifischen Unterschied formuliert sie so: „Frauen wollen gefragt werden, Männer halten sich
für geeignet.“
Aber auch andere Faktoren spielen eine Rolle. Julia Kopp, Sachverständige für
Klärschlammbehandlung, stellt fest:
„Schwierig ist die Familienfrage und die
Eine in der Wasserwirtschaft erfolgreiche
Frau: Gunda Röstel, kaufmännische Geschäftsführerin der Stadtentwässerung
Dresden
Zeit, bis die Kinder in die Schule gehen.“
Eine persönliche Erfahrung, bestätigt
durch das DIW: Frauen in Führungspositionen sind nicht nur seltener verheiratet
als Männer, sie sind auch häufiger Singles. Laut Führungskräfte-Monitor arbeiten Frauen mit durchschnittlich 45 Wochenstunden nur eine Stunde weniger
als ihre männlichen Kollegen. Den Großteil der Haus- und Familienarbeit erledigen aber immer noch sie. Die Studie belegt auch, dass weiblichen Führungskräften weniger Personal unterstellt ist, dass
sie häufiger in kleinen und mittelgroßen
Unternehmen arbeiten, immer noch fast
30 Prozent weniger verdienen und auch
die Sondervergütungen wie Gewinnbeteiligungen oder Prämien geringer ausfallen. Realitäten – auch in der Wasserwirtschaft?
Fakt ist: Frauen sind in technischen
Berufen unterrepräsentiert, ihre Chancen daher grundsätzlich gut. Aber: Aufklärung tut Not! Das Interesse für technische Berufe müsse geweckt werden,
und zwar bereits in der Schule, meint
Gunda Röstel. Eine Sonderförderung
hält sie nicht für zeitgemäß, „Ermutigung hingegen schon.“ Was ist jedoch,
wenn diese fehlt? Bernadette Godart,
Leiterin des Geschäftsbereichs Personal
und Soziales beim Wupperverband hat
die Erfahrung gemacht, dass manche
Frauen sich nicht in vermeintlich klassischen Männerberufen bewerben, weil
sie Bedenken haben, nicht ernst genommen zu werden, sich nicht durchsetzen
zu können oder zum Spielball innerhalb
der männlich geprägten Gruppensituationen zu werden. Erschwerend komme
hinzu, dass „einige Vorgesetzte genau
diese Argumentationen hinter vorgehaltener Hand ins Feld führen“. Dennoch
sollten Frauen den Mut aufbringen, sich
zu bewerben und selbstbewusst zu präsentieren. Der Wupperverband habe mit
Wasserbauerinnen, weiblichen Fachkräften für Abwassertechnik und Projekt-Ingenieurinnen gute Erfahrungen
gemacht. „Diese positiven Beispiele sind
nötig, um Vorurteile und Vorbehalte abzubauen und qualifizierte Frauen gezielt zu entwickeln“, so Godart, „auch in
die leitenden Positionen“.
Positive Beispiele sind aber auch nötig, um die Arbeitsmöglichkeiten in der
Wasserwirtschaft überhaupt erst einmal
Beiträge in gwf-Wasser I Abwasser
3/2016
 Dilger u. a.
egionellen-Kontaminationen in Warmwassersystemen in Deutschland: Einfluss
L
der maximal erreichbaren Temperatur und der Temperatur bei der Probenahme
 Fryda u. a.
Alternative für eine 4. Reinigungsstufe – Spurenstoffelimination mittels
­Hydroxylradikalen im Projekt RISK-IDENT
 Zietz
Klinische Bleivergiftungen durch Trinkwasser – historische Fallhäufungen
im deutschsprachigen Raum
 Böswald/Krassow
Zulässigkeit und Voraussetzungen einer spartenübergreifenden Versorgungs­
unterbrechung
 Arndt
Wasserrahmenrichtlinie und Klärwerksbetrieb – Nachtrag vom 1. Osnabrücker
Abwasser-Symposium
a Korrespondenz Abwasser, Abfall · 2016 (63) · Nr. 3
www.dwa.de/KA
Berichte
bekannt zu machen, meint Romy Kloß,
Bereichsleiterin Wasser/Abwasser bei
der Halleschen Wasser- und Stadtwirtschaft. „Der breiten Öffentlichkeit ist einfach zu unbekannt, dass unsere Branche
gute Einsatz- und Entwicklungsmöglichkeiten für Frauen bietet.“ Zugleich fordert sie die Fachverbände auf, sich mehr
zu engagieren. Ein Appell, der bei der
DWA auf fruchtbaren Boden gefallen ist.
Eine neue Serie von Veranstaltungen soll
sich dem gezielten Erfahrungsaustausch
von Frauen in der Wasserwirtschaft widmen, den Auftakt bildet das gleichnamige DWA-Forum auf der IFAT.
Vernetzung – ohne geht es nicht
In einer zunehmend globalisierten Welt
wird die Vernetzung von nationalen und
international tätigen Organisationen immer wichtiger. Christian Pohl, Director
Business Development der DHI-WASY
GmbH und Teilnehmer des DAAD/DWAForums „Science meets Business – Junior
and Senior Water Professionals in Dialogue“: „Die Themen in der Wasserwirtschaft sind so komplex, dass sie Grenzen
von Organisationen überschreiten.“ In
der Praxis zeige sich immer mehr, wie
wichtig es sei, verschiedenste Akteure an
einem Tisch zu versammeln, um gemeinsame Lösungen zu erarbeiten, die einen
Mehrwert für alle Beteiligten hervorbringen. Diese Vernetzung – auch mit Unternehmen der Wasserwirtschaft – müsse
bereits während des Studiums beginnen.
Da deutsche Universitäten hier sehr praxisnah aufgestellt seien, werde mit einem in Deutschland erlangten Abschluss
der Grundstein für einen guten Einstieg
ins Arbeitsleben gelegt. „Das Brand ‚Made in Germany‘ und die Tugenden, mit
denen das deutsche Ingenieurwesen in
Verbindung gebracht wird, sind Garant
für eine schnelle Anstellung nach dem
Studium“, meint Pohl. Besonders IT-affine Absolventinnen und Absolventen, die
neben den reinen bauingenieur-fachlichen Grundlagen auch Erfahrung in der
Modellierung bzw. der Programmierung
von Wassersystemen mitbringen, seien
gefragte Fachleute.
Jörg E. Drewes, Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft der TU München,
sieht dies ebenso: „Ein Studium der Wasserwirtschaft in Deutschland ist für junge
Menschen sehr attraktiv.“ Das „deutsche
Modell der Siedlungswasserwirtschaft“
setze nicht nur auf moderne technologische Lösungen. Auch Kompetenzen für
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den Betrieb wasserwirtschaftlicher Anlagen, die Voraussetzungen für die Zusammenarbeit mit der öffentlichen Verwaltung im Gewässerschutz sowie Finanzierungsmodelle durch Gebührenordnungen würden vermittelt. Zudem böten viele Universitäten im Masterbereich ihre
Ausbildung teilweise oder ausschließlich
auf Englisch an. Für internationale Studierende sei damit ein Studium in
Deutschland sehr reizvoll, sagt Drewes
und stellt fest: „Für deutsche Absolventinnen und Absolventen sind die Chancen, mit dieser Ausbildung eine spannende Tätigkeit in der nationalen oder internationalen Wasserwirtschaft zu finden,
ausgezeichnet.“
Lebenslanges Lernen –
Selbstverpflichtung
Eine funktionierende Wasserwirtschaft
braucht qualifizierte Fachleute auf allen
beruflichen Ebenen. Daher hat die DWA
das Motto der Vereinten Nationen zum
Tag des Wassers 2016 am 22. März – Water and Jobs – aufgegriffen und fragt
nach beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten in der internationalen Wasserwirtschaft. Für Meindert van den Berg, Trade
Union Officer International Affairs des
Niederländischen Gewerkschaftsbunds
FNV und Referent des gleichnamigen Forums, funktioniert berufliche Entwicklung nur durch lebenslanges Lernen.
Fachkräfte müssten sich zu diesem Konzept bekennen und sich hierzu selbst verpflichten. Internationale Organisationen
müssten durch aktive Beteiligung dazu
beitragen, Qualifikationen und Kompetenzen zu fördern und dadurch eine gute Wasserver- und Abwasserentsorgung
zu gewährleisten.
Flankierendes Angebot –
das Jobcenter
Ergänzend zu den Foren rund ums Thema Wasser und Beschäftigung bietet das
von der DWA organisierte IFAT-Jobcenter
(www.dwa.de/jobcenter) einen Überblick
über den Arbeitsmarkt im Umweltsektor.
Facharbeiter, Meister, Ingenieure und
Naturwissenschaftler haben die Möglichkeit, Unternehmen und potenzielle Arbeitgeber kennenzulernen und in persönlichen Gesprächen Karrierechancen
auszuloten. Offene Stellen werden ausgehängt.
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