9. Jahrgang · Nr. 4 April 2016 · 77157 Korrespondenz Wasserwirtschaft 4|16 WA S S E R · B O D E N · N AT U R Landesverbandstagung Baden-Württemberg Seite 198 Wasserwirtschaft 4.0 Seite 204 DWA auf der IFAT: Forschung und Innovation Seite 206 Konventioneller und innovativer Hoch wasserschutz Seite 210 Ökologische Baubegleitung im Gewässerausbau Seite 213 Nährstoffmanagement im Einzugsgebiet der Weser Seite 218 Hydro-akustische Sedimentmächtigkeits detektion Seite 226 Radarniederschlags informationen und Ombrometerdaten Seite 233 Abflussmessungen an Gewässern mit Zertifikat 30. Mai – 03. Juni 2016, Möhnesee www.dwa.de/abflussmessungen www.ifat.dwa.de Besuchen Sie uns auf der IFAT! 30. Mai – 03. Juni 2016, München Eingangshalle West DWA-Gemeinschaftsstand Treffpunkt nationaler und internationaler Verbände Mitgliedsfirmen zeigen ihre Dienstleistungen und neuen Produkte, Delegationen von Hochschulen, Partnern und Institutionen finden hier ihre Ansprechpartner Informationen zur Branche DWA-Bookstore Halle B0 Think Green – Think Future Research and Education Area, IFAT-JOBCENTER, Session Areas 1 + 2 EWA 18. Internationales Symposium Tag der Kommunen Innovationsforum Wasserwirtschaft Forschungsforum UN-Forum: Water and Jobs Personalforum: Karriere und Beruf Forum: Wissenschaft trifft Business und YWP Konferenz Forum: Frauen in der Wasserwirtschaft Internationales Forum Hochschulforum Biogasforum DWA-Forum: Zustand der Kanalisation Sonderflächen: • IFAT-JOBCENTER • Young Professionals‘ Lounge • 1st World University Challenge Atrium Aktionsfläche Berufswettbewerbe 3. Offene Deutsche Meisterschaft in der Abwassertechnik für Auszubildende, Kanal-Profis und Kläranlagen-Profis Besuchen Sie uns online: www.ifat.dwa.de Weitere Informationen erhalten Sie von Barbara Sundermeyer-Kirstein, [email protected], Tel.: 02242 872-181. Wir gratulieren zu 50 Jahren IFAT Partner seit 1966 Editorial 189 Tag des Wassers 2016 – Haben wir die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie unterschätzt? Der Gewässertyp des Jahres ist eine Ak tion des Umweltbundesamtes zum Inter nationalen Weltwassertag, der jedes Jahr am 22. März begangen wird. Naturnahe Gewässer beherbergen eine Vielzahl von Arten und stellen damit äußerst wertvol le Lebensräume dar. Sie werden nach Landschaften, Höhenlagen, Größen, Le bensräumen und Lebensgemeinschaften 50 Typen zugeordnet. Alljährlich am Tag des Wassers kürt das Umweltbundesamt einen dieser Typen. In diesem Jahr ist die Wahl auf die großen, von Kies ge prägten Ströme gefallen, zu denen Ver treter wie Rhein, Main und Elbe zählen. Wie kaum ein anderer Gewässertyp illus trieren diese allseits bekannten Flüsse die seit Jahrhunderten währende Er schließung und Kultivierung der Gewäs serlandschaften für Siedlungen, Land wirtschaft, Stromerzeugung und Güter transport sowie die Folgen eines restrik tiven Hochwasserschutzes und stoffli cher Belastungen. Ihr Zustand ist daher nur selten als gut zu bezeichnen. Der gu te Zustand ist jedoch das Ziel, das sich der Gewässerschutz bis 2027 auferlegt hat. Bis dahin liegen noch große Heraus forderungen vor uns! Mit dem Internationalen Weltwasser tag machen die Vereinten Nationen auf die Bedeutung des Wassers für das Leben auf unserem Planeten, auf den nötigen Schutz der Wasservorkommen und deren nachhaltiger Nutzung aufmerksam. Eines der wichtigsten und eingängigsten Ziele ist es, eine nachhaltige Trinkwasser- und Sanitärversorgung zu erreichen, die allen gleichberechtigt und dauerhaft zur Verfü gung steht. Rund 780 Millionen Men schen haben derzeit keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und 2,5 Milliarden Menschen müssen ohne ausreichende sa nitäre Grundversorgung auskommen. Die Vereinten Nationen erwarten zwar weite re Verbesserungen, doch das Problem wird nicht morgen gelöst sein. Am Weltwassertag sollten auch wir unseren Umgang mit den Gewässern in Augenschein nehmen. Flüsse, Seen und Küstengewässer sind vielfältige und öko www.dwa.de/KW logisch äußerst wertvolle Lebensräume, die im Naturhaushalt eine zentrale Rolle spielen. Mit der Aktion „Gewässertyp des Jahres“ möchte das Umweltbundesamt zeigen, was in Deutschland für den Schutz und die Entwicklung unserer Gewässer getan wird, was erreicht wurde und vor welchen Herausforderungen wir stehen. Das wichtigste und umfassendste Rechtsinstrument, das dem Gewässer schutz zur Verfügung steht, ist die EGWasserrahmenrichtlinie. Just zum Welt wassertag, am 22. März 2016 wurden die Bewirtschaftungspläne an die Euro päische Kommission übermittelt und die zweite Bewirtschaftungsrunde eingeläu tet. Die Bilanz der ersten Bewirtschaf tungsrunde ist leider ernüchternd. Wir haben uns dem Bereich, der den guten Zustand markiert, nicht in dem Maße an genähert, wie wir es uns vorgenommen haben. Wie kann das sein? Neben der Verringerung punktueller und diffuser Stoffeinträge in unsere Ge wässer wurden die Verbesserungen der Gewässerstrukturen und die Herstellung der Durchgängigkeit als wesentlich für das Erreichen der Ziele der Wasserrah menrichtlinie erkannt. Dennoch sind trotz ambitionierter Förderprogramme und zahlreicher Aktivitäten der Länder, Kommunen und Verbände nur ein Bruch teil der erforderlichen Verbesserungs maßnahmen realisiert worden. Als Grün de sind Schwierigkeiten bei der Bereit stellung von finanziellen und personel len Ressourcen, die fehlende Akzeptanz der Maßnahmen und Schwierigkeiten bei der Bereitstellung von Flächen zu nennen. Haben wir die Schwere unserer viel fältigen Eingriffe in die Gewässerland schaften und die Beharrlichkeit gewach sener Strukturen und Werte also unter schätzt? In Bezug auf die Ziele lautet die Antwort mit Sicherheit: “Nein!“. Es wird aber notwendig sein, darüber nachzu denken, die Bewirtschaftungszyklen der EG-Wasserrahmenrichtlinie über das Jahr 2027 hinaus zu verlängern. Letzt endlich müssen wir unseren Gewässern mehr Raum und Zeit für ihre Regenerati on lassen. Dies ist auch im Hinblick auf eine hohe Maßnahmeneffizienz, den Hochwasserschutz und die Herausforde rungen des Klimawandels sinnvoll. Dar über hinaus ist es nötig, unseren Um gang und unsere Wahrnehmung von Ge wässern zu ändern. Häufig treten Gewäs ser nur im seltenen Extremfall von Hochoder Niedrigwasser in das öffentliche Be wusstsein. Das alltägliche Gewässer wird nicht mehr wahrgenommen, weil es im ausgebauten Trapezprofil nicht mehr er lebbar ist. Mit der Aktion „Gewässertyp des Jahres“ möchten wir für lebenswerte Gewässer und für das Anliegen des Ge wässerschutzes werben. Mit der Be kanntgabe des „Gewässertyp des Jahres“ werden Informationen zu besonderen Ei genschaften, Nutzungsaspekten und Ge fährdungspotenzialen des Typs bereitge stellt. Eine interaktive Karte zum chemi schen und ökologischen Zustand lädt zum tieferen Abtauchen in die Wasser welt ein. Link: http://www.umweltbundesamt.de/ wasser-und-gewaesserschutz/index.htm Maria Krautzberger Präsidentin des Umweltbundesamtes w Korrespondenz Wasserwirtschaft · 2016 (9) · Nr. 4 190 Inhalt 4/2016 Seite 198 Unter dem Motto „Wasserkreislauf der Natur – Wir sind ein wichtiger Baustein“ traf sich Mitte Oktober des letzten Jahres die südwestdeutsche Wasserwirtschaft zur DWA-Lan desverbandstagung Baden-Württemberg. Forschung, Technik, Praxis, um diese Trias drehte sich in Pforzheim alles für die 625 Teilnehmer und 92 Aussteller. Seite 213 Das Gemeinschaftsprojekt Illerentwicklung der Länder Baden-Württemberg und Bayern verfolgt einen naturnähe ren und dynamisch-stabilen Zustand des Flusses und seiner Auen. Die bauliche Umsetzung eines 1 km langen Entwick lungsabschnittes wurde erstmalig in den Jahren 2013 und 2014 gemäß dem Merkblatt DWA-M 619 – Entwurf Ökologische Baubegleitung bei Gewässerunterhaltung und -ausbau fachtechnisch begleitet. Durch den Einsatz einer ökologischen Fachbauleitung, die in enger Kooperation mit dem gesamten Kreis der Projektbeteiligten und im Speziel len mit der örtlichen Bauüberwachung agierte, wurden vermeidbare Eingriffe minimiert, die Ausgestaltung der Maßnahmen optimiert und eine breite Akzeptanz der fertiggestellten Baumaßnahme erreicht. Titelbild: Weser bei Rinteln, Foto: Dieter Schütz/pixelio.de Beiträge in KA Korrespondenz Abwasser, Abfall 4/2016 K. Klepiszewski, S. Seiffert, R. Erpelding und T. Flies: Verfahren zur Bewertung von Mischwasserbehandlungs konzepten in komplexen Kanalnetzen F. Benstöm, A. Nahrstedt, M. Böhler, G. Knopp, D. Montag, H. Siegrist und J. Pinnekamp: Leistungsfähigkeit granu lierter Aktivkohle zur Entfernung organischer Spurenstof fe aus Abläufen kommunaler Kläranlagen – Ein Überblick über halb- und großtechnische Untersuchungen – Teil 2: Methoden, Ergebnisse und Ausblick C. Schaum, J. Rühl, R. Lutze und U. Kopf: CSB-Analyse von (Klär-)Schlamm – Ergebnisse einer Vergleichsmessung F. Hüesker, T. Charles, T. Kornrumpf, M. Schäfer und T. G. Schmitt: Kläranlagen als Flexibilitätsdienstleister im Energiemarkt – Zwischenergebnisse aus dem BMBFForschungsprojekt „arrivee“ zu Potenzialen und politischrechtlichen Rahmenbedingungen für Anlagenbetreiber w Korrespondenz Wasserwirtschaft · 2016 (9) · Nr. 4 Editorial Tag des Wassers 2016 – Haben wir die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie unterschätzt? . . . . . . . . . . . . 189 Maria Krautzberger (Dessau-Roßlau) Berichte Wasserkreislauf der Natur – wir sind ein wichtiger Baustein! Wasserwirtschaft im Südwesten trifft sich auf DWA-Landesverbandstagung Baden-Württemberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198 Stefan Bröker Wasserwirtschaft 4.0 – Ein inspirierender und erfolgreicher Tag am FiW in Aachen . . . . . . . . . . . . . 204 Gesa Kutschera und Ralf Engels (Aachen) Forschung und Innovation DWA präsentiert auf der IFAT Standards, Möglichkeiten und Visionen . . . . . . . . . . . . . . 206 Alexandra Bartschat (Hennef) Fachkolloquium „Wissen, Werte, W asser“ des Ruhrverbands Harro Bode als Vorstandsvorsitzender am 26. Februar 2016 v erabschiedet . . . . . . . . . . . . . . . . . 207 Thomas Grünebaum und Michael Weyand (Essen) Mobil oder Nicht-Mobil? Konventioneller und Innovativer Hochwasserschutz in Praxis und Forschung 46. Internationales Wasserbau-Symposium Aachen (IWASA) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210 Tobias Schruff (Aachen) Gewässer und Boden Ökologische Baubegleitung im Gewässerausbau Praxisbeispiel Illerentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213 Loreen Ahmadian, Stefan Bonengel, Marion Keyl (Augsburg) und Michael Probst (Speyer) Rubriken Spektrum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192 Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212 Gebrauchtmarkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225 Personalien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 252 Rechtsprechung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 254 www.dwa.de/KW 191 Korrespondenz Wasserwirtschaft Nährstoffmanagement in der F lussgebietseinheit Weser im S pannungsfeld zwischen Wasserwirtschaft und Landwirtschaft – Ergebnisse des Projektes AGRUM+ . 218 Ute Kuhn, Benjamin Schmidt (Hildesheim), Claudia Heidecke, Peter Kreins, Andrea Ackermann (Braunschweig), Frank Wendland, Björn Tetzlaff, Ralf Kunkel (Jülich), Markus Venohr und Judith Mahnkopf (Berlin) Wasserbau und Wasserkraft Hydro-akustische Sedimentmächtigkeitsdetektion und Charakterisierung in einem Stausee . . . . . . . . . . . . . 226 Stephan Hilgert und Stephan Fuchs (Karlsruhe) Hydrologie und Wasserbewirtschaftung Kombination hochaufgelöster Radarniederschlags informationen und t errestrischer Ombrometerdaten – Ergebnisse des DX-Offline Projektes der Wasserverbände NRW mit dem Deutschen Wetterdienst . . . . . . . 233 Adrian Treis (Essen), Thomas Einfalt (Lübeck), Elmar Weigl (Offenbach), Tilo Keller, Christian Gattke (Bergheim), Michaela Kaiser, Dietmar Schitthelm (Viersen) und Angela Pfister (Essen) DWA Regelwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243 Landesverbände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250 Publikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 252 Seite 233 Seite 218 In der Flussgebietseinheit Weser werden die Bewirtschaf tungsziele gemäß EG-Wasser rahmenrichtlinie für Stickstoff und Phosphor bis 2015 nicht in allen Wasserkörpern erreicht. Die Flussgebietsge meinschaft Weser hat im Rahmen des Projektes AGRUM+ die Nährstoffeinträge und -konzentrationen im Jahr 2021 sowie den Handlungsbedarf für Reduzierungsmaßnahmen prognostizieren lassen. Die Ergebnisse zeigen, dass sich Nährstoffbilanzüberschüsse zwar bis 2021 verringern und somit auch eine Reduzierung der Nährstoffeinträge in das Grundwasser und die Oberflächengewässer zu erwarten ist. Jedoch werden u. a. aufgrund langer Grundwasseraufent haltszeiten die Ziele weder für das Grundwasser noch für die Oberflächengewässer erreicht. Seite 226 Die Bedeutung von Stauhaltungen nimmt aufgrund der verschiedensten Anforderungen an die Gewässernutzung weltweit immer weiter zu. Fast alle Stauhaltungen sind von Sedimentationsproblemen betroffen, weshalb die Quantifi zierung und Charakterisierung der Sedimente eine wichtige Rolle für das Management spielt. Die hier dargestellte Kombination von hydro-akustischen Methoden und Sedimentbeprobungen ermöglicht sowohl die Detektion der Sedimentauflage als auch die Erkennung der Sedimentart und kann so die Anzahl der Sedimentproben auf ein Minimum reduzieren. In Ergänzung zur Punktmessung des Niederschlags ermöglichen Radardaten eine qualitative und quantitative Berücksichtigung der flächendeckenden Niederschlagsverteilung. Eine Kombination hochaufgelöster Radardaten mit einer Vielzahl von Ombrometerstationen und die daraus resultierenden Auswertemöglichkeiten werden in diesem Artikel vorgestellt. Das Verfahren hat zum Ziel, eine bestmögliche Qualität der Radardaten zu erreichen und diese an ebenfalls qualitätskorrigierte Ombrometerstationen anzueichen. Die hier vorgestellten Anwendungen reichen von klimatologischen Analysen und statistischen Auswertungen über die Nachbearbeitung von Einzelereignissen bis zur Anwendung in wasserwirtschaftlichen Modellen. Bücher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 256 Veranstaltungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 256 Industrie und Technik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257 Stellenmarkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257 Ingenieurbüros . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259 www.dwa.de/KW KW 5/2016 Erscheinungstermin: 4. Mai 2016 Anzeigenschluss: 11. April 2016 Abonnieren Sie den monatlichen Themenplan kostenlos auf www.dwa.de/ThemenKW w Korrespondenz Wasserwirtschaft · 2016 (9) · Nr. 4 192 Spektrum EU-Kommission fordert Estland auf, Nitratbelastung des Wassers zu reduzieren Die Europäische Kommission hat Estland im Februar 2016 aufgefordert, Maßnah men zu ergreifen, um die Nitratbelas tung des Wassers zu reduzieren. Nach Dafürhalten der Kommission sieht das estnische nationale Recht noch keine ausreichenden Maßnahmen vor, um die Ziele der Richtlinie 91/676/EWG des Ra tes (Nitratrichtlinie) zu erreichen, was die Festlegung des Aktionsprogramms für die von der Verunreinigung durch Ni trate gefährdeten Gebiete angeht. Zu den aufgezeigten Mängeln gehören zu kurze Zeiträume, in denen das Ausbringen von Düngemitteln auf landwirtschaftlichen Flächen verboten ist, und das Fehlen ei ner klar definierten Methodik für das all gemeine Erfordernis ausgewogener Dün geverfahren. Die Kommission hat daher eine mit Gründen versehene Stellung nahme übermittelt, in der sie Estland auffordert, seine nationalen Rechtsvor schriften in Einklang mit dem EU-Recht zu bringen. Falls Estland nicht binnen zwei Monaten reagiert, kann die Kom mission den Fall an den Gerichtshof der Europäischen Union verweisen. W Düngegesetz soll angepasst werden In Vorbereitung auf die Novellierung der Düngeverordnung hat die Bundesre gierung dem Parlament einen Gesetz entwurf zur Änderung des Düngegeset zes vorgelegt (Bundestags-Drucksache 18/7557). Aufgabe des Düngegesetzes sei es, den Verkehr und die Anwendung von Düngemitteln, Bodenhilfsstoffen, Pflanzenhilfsmitteln und Kultursubstra ten zu regeln. In der Vorlage heißt es zur Begründung des Entwurfs, dass die Gesetzesreform unter anderem die Grundlage für die Novellierung der Düngeverordnung vorbereitet, um den Vorgaben der EG-Nitratrichtlinie 91/676/EWG gerecht zu werden. Ziel der Richtlinie sei es, dass der Nitratsalz belastung der Böden und des Grund wassers durch die Landwirtschaft in Fol ge von Überdüngung vorgebeugt wer den soll. Mit der Änderung des Dünge gesetzes soll zum Beispiel das Verfahren bei der Erarbeitung von Aktionspro grammen geregelt werden, zu denen die Mitgliedstaaten im Rahmen der Nitrat richtlinie verpflichtet sind. Des Weiteren wird eine gesetzliche Grundlage für die Datenübermittlung geschaffen, damit die für die Überwachung düngerechtli cher Vorschriften zuständigen Bundes länder auch auf Daten zugreifen kön nen, die für andere Zwecke erhoben wurden. Der Sachverständigenrat für Umweltfragen, der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) und der Wissenschaftliche Bei rat für Düngungsfragen (WBD) haben derweil einen offenen Brief an eine Rei he von Politikern geschickt, in dem sie die vorliegenden Entwürfe der Bundes regierung zwar begrüßen, aber auch noch Anpassungsbedarf formulieren und auf aus ihrer Sicht noch bestehende Mängel hinweisen. www.gfa-news.de/gfa/ webcode/20160225_004 W SRU mahnt Nachbesserungen bei Düngeverordnung an Trotz verschiedener in den letzten zwei Jahren bereits erfolgter Anpassungen stuft der Sachverständigenrat für Um weltfragen (SRU) den aktuellen Ent wurf der Düngeverordnung aus Sicht des Natur- und Umweltschutzes als noch nicht ausreichend ein. Dies beton te der SRU Ende Februar in einem offe nen Brief an die mit der Novellierung befassten Bundesministerien und Bun destagsausschüsse. So hält der SRU die vorgesehenen Übergangsfristen von bis zu zehn Jahren für die Einführung von emissionsarmer Ausbringungstechnik für zu lang. Auch die Einarbeitungsfrist für Gülle, Gärreste und bestimmte wei tere Düngemittel von vier Stunden ist nach Ansicht des SRU zu großzügig an gesetzt. Die Einarbeitung auf unbestell tem Ackerland innerhalb von einer statt der vorgesehenen vier Stunden sei eine hochwirksame und kosteneffiziente Maßnahme zur Minderung der Ammo niakemissionen. Eine Verkürzung der Einarbeitungszeit, wie auch der zuvor genannten Übergangsfristen, sei essen ziell, um die Ziele der NE(R)C-Richtli nie zu erreichen und den Biodiversitäts verlust durch Eutrophierung zu verrin gern, schreibt der SRU in dem offenen Brief. Die Regelungen zur Phosphatdün gung entsprechen laut dem SRU im Hin blick auf die erforderliche Berücksichti gung der Phosphat-Verfügbarkeit im Bo den nicht dem Stand des Wissens. Be w Korrespondenz Wasserwirtschaft · 2016 (9) · Nr. 4 sonders kritisch hinsichtlich der Ziele des Gewässerschutzes sehen die Um weltgutachter die vorgesehene Deroga tionsregel für Gärreste auf Ackerflä chen, d. h. die Ausnahmen für die Aus bringungsbegrenzung von Stickstoff. Gleiches gilt für die Länderöffnungs klausel. Diese befähigt die Bundeslän der, zusätzliche Maßnahmen in Gebie ten mit hoher Nitratbelastung zu ergrei fen. Ihre momentane Ausgestaltung bie tet sie nach Einschätzung des SRU aller dings aufgrund der hohen Freiheitsgra de die Möglichkeit, auf Länderebene Standards festzusetzen, die hinter der erforderlichen Verschärfung in belaste ten Gebieten zurückbleiben. Dies ge fährde die Erreichung der in Wasserrahmenrichtlinie und Nitratrichtlinie festgelegten Umweltziele. Positiv beur teilt der Sachverständigenrat hingegen die vorgesehene Bilanzierung nach dem Hoftoransatz, die neuen geplanten Vor schriften zur Datenbereitstellung sowie die Verpflichtung zur Durchführung ei ner bundeseinheitlichen, verbindlichen und schriftlich zu dokumentierenden Düngebedarfsermittlung. W Deutscher Nachhaltigkeitspreis ausgeschrieben Bis zum 22. April 2016 können sich in Deutschland tätige Unternehmen um den Deutschen Nachhaltigkeitspreis be werben. Die Preisverleihung findet am 25. November 2016 in Düsseldorf im Rahmen des 9. Deutschen Nachhaltig keitstages statt. Der Preis zeichnet Unter nehmen aus, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen besonders erfolg reich ökologischen und sozialen Heraus forderungen begegnen und damit Nach haltigkeit als wirtschaftliche Chance nut zen. Die Auszeichnung wird seit 2008 jährlich vergeben von der Stiftung Deut scher Nachhaltigkeitspreis in Zusammen arbeit mit der Bundesregierung, kommu nalen Spitzenverbänden, Wirtschaftsver einigungen, zivilgesellschaftlichen Orga nisationen und Forschungseinrichtun gen. Auch 2016 wird der Deutsche Nach haltigkeitspreis für Unternehmen in drei Größenklassen vergeben; hinzu kommen Sonderpreise für „Ressourceneffizienz” und für „Deutschlands nachhaltigste Marke“. Die DWA ist institutioneller Part ner des Deutschen Nachhaltigkeitsprei ses. www.nachhaltigkeitspreis.de W www.dwa.de/KW Spektrum 193 Bundesregierung beschließt zweites Deutsches Ressourceneffizienzprogramm Das Bundeskabinett hat am 2. März 2016 das zweite Deutsche Ressourceneffizienz programm (ProgRess II) beschlossen. Es enthält wichtige Maßnahmen, mit denen die Rohstoffgewinnung und der Materi aleinsatz effizienter und umweltverträgli cher gestaltet werden sollen. Deutsch land hatte sich im Februar 2012 mit der Verabschiedung des Deutschen Ressour ceneffizienzprogramms (ProgRess) als ei ner der ersten Staaten auf Leitideen und Handlungsansätze zum Schutz der natür lichen Ressourcen festgelegt. Die Bundes regierung verpflichtete sich darin, alle vier Jahre über die Ressourceneffizienz in Deutschland zu berichten, die Fortschrit te zu bewerten und das Ressourceneffizi enzprogramm fortzuentwickeln. Diese Fortschreibung wurde nun vom Bundes kabinett unter dem Titel „Deutsches Res sourceneffizienzprogramm II“ beschlos sen. Auch ProgRess II setzt insbesondere auf Marktanreize und die Stärkung frei williger Maßnahmen und Initiativen in Wirtschaft und Gesellschaft. Eine we sentliche Weiterentwicklung gegenüber ProgRess I ist, dass nun verstärkt Materi al- und Energieströme gemeinsam be trachtet werden sollen, um Synergieef fekte zu nutzen und Zielkonflikte recht zeitig zu erkennen und zu reduzieren. Beispiele für Maßnahmen sind der Ausbau der Beratung für KMU, die Unter stützung von Umweltmanagementsyste men, die verstärkte Beschaffung ressour ceneffizienter Produkte und Dienstleis tungen durch die öffentliche Hand, ver besserte Verbraucherinformationen sowie ein stärkerer Technologie- und Wissens transfer in Entwicklungs- und Schwellen länder. Zusätzlich zu einem intensiven Kon sultationsprozess mit den Bundeslän dern, Verbänden und anderen gesell schaftlichen Akteuren wurde im Rahmen von ProgRess II ein bundesweiter Bürger dialog durchgeführt. Auf Grundlage der Ergebnisse dieses Dialogs formulierten Bürgerinnen und Bürger einen Bürger ratschlag zur Ressourcenschonung, der in den Anhang von ProgRess II aufge nommen wurde. www.gespraechstoff-ressourcen.de www.umweltinnovationsprogramm.de W www.dwa.de/KW Bodensee so warm wie noch nie So warm wie dieses Jahr war der Boden see Anfang Februar noch nie. Die Tempe ratur des Oberflächenwassers in der Bre genzer Bucht liegt derzeit um rund zwei Grad über dem langjährigen Mittelwert. Auch die bisher gemessenen Maximal werte an diesen Kalendertagen werden laut der Internationalen Gewässerschutz kommission für den Bodensee (igkb) überschritten. Mit rund 6 °C wurden die bisher Anfang Februar gemessenen maxi malen Tagesmittelwerte der Temperatu ren des Oberflächenwassers an der Mess station Bregenz um bis zu 1,3 K übertrof fen. Seit dem 1. November wurde das bisher am jeweiligen Kalendertag gemes sene Maximum an 20 Tagen überschrit ten. Die aktuellen Messdaten bestätigen die Prognosen aus der Studie „Klima wandel am Bodensee – KlimBo“, die die zu erwartende Entwicklung der Wasser temperatur im Bodensee bis zum Jahr 2085 simuliert. Die wärmeren Temperaturen bewir ken, dass die vertikale Durchmischung des Bodenseewassers eingeschränkt wird. Diese Durchmischung ist für die Sauerstoffversorgung am Seegrund be deutend. So gelangt sauerstoffreiches Wasser von der Oberfläche in die tiefen Seezonen. Die aktuell sehr gute Wasser qualität mit naturnah niedrigen Phos phorgehalten bewirkt aber laut der ig kb, dass die Sauerstoffzehrung im Tie fenbereich des Sees gering ist und ein kritischer Sauerstoffmangel auch bei eingeschränkter oder ausbleibender Durchmischung absehbar nicht zu er warten ist. W DWD analysiert Starkregenrisiko in Städten und Stadtteilen Starkregen stellt ein zunehmendes Risi ko für städtische Infrastrukturen dar. Zur gezielten Vorbereitung werden vor allem detaillierte Daten über Niederschläge be nötigt. Der Deutsche Wetterdienst hat sich jetzt diesem Thema intensiv ange nommen. Der DWD habe seine flächen deckenden, wetter-radarbasierten Nie derschlagsanalysen nochmals komplett durchgerechnet, berichtete DWD-Vize präsident Paul Becker Mitte März auf der jährlichen Klimapressekonferenz der Bundesbehörde in Berlin. Auf dieser Ba sis hat der DWD einen Datensatz erstellt, der alle extremen Niederschlagsereignis se in Deutschland seit 2001 erfasst. Der DWD betreibt seit Jahrzehnten ein bun desweites Bodenmessnetz zur Messung von Niederschlag. Da Extremnieder schläge häufig lokal sehr begrenzt auf treten, kann das Bodenmessnetz des DWD diese Ereignisse nur unzureichend erfassen. Das habe erst die Auswertung von Daten des Wetterradarverbunds deutlich verbessert. Aufgrund der we sentlich feineren Auflösung der radarba sierten gegenüber den stationsbasierten Niederschlagsanalysen könne man jetzt erstmals kleinräumige Unterschiede in der Häufigkeit von Starkniederschlägen erkennen, zum Beispiel in der Größen ordnung von Stadtteilen, führte Becker in Berlin aus. Der DWD will jetzt diesen Radardatensatz Schritt für Schritt aus werten und so immer mehr Regionen und Städte in Deutschland detailliert analysieren. Damit könne der nationale Wetterdienst mittelfristig das Starkre genrisiko deutschlandweit detailliert be werten und seine Partner vor Ort bei Schutz- und Anpassungsmaßnahmen be raten, so Becker. Mit der radarbasierten Niederschlagsklimatologie stelle der DWD gerade den Städten ein wirksames Werkzeug für die Anpassung an die loka len klimatischen Besonderheiten zur Ver fügung. W Fischtreppen fördern genetischen Austausch Fischtreppen können den genetischen Austausch zwischen verschiedenen Fischpopulationen deutlich verbessern. Ganz beheben können sie die Auswir kungen der Barrieren aber nicht. Dies konnte ein Forschungsteam der schwei zerischen Eawag in einer Studie an hand der Fischart Alet nachweisen. Ei ne künstliche Barriere ohne Fischtreppe wirkt sich ähnlich stark auf die geneti sche Differenzierung der Fische aus wie eine Distanz von rund 100 Kilometern in einem unverbauten Fluss. Bei den Barrieren, die mit Fischtreppe ausge stattet sind, liegt das Äquivalent dage gen nur bei rund zwölf Kilometern. Die detaillierten Ergebnisse der Studie „Fish population genetic structure shaped by hydroelectric power plants in the upper Rhine catchment“ hat die Ea wag in der Fachzeitschrift Evolutionary Applications veröffentlicht [2016, 9 (2), 394–408]. W w Korrespondenz Wasserwirtschaft · 2016 (9) · Nr. 4 194 Spektrum Donau-Konferenz beschließt Maßnahmenpaket Bei einer Konferenz der Internationalen Kommission zum Schutz der Donau (IKSD) einigten sich Vertreter von 14 Staaten am 9. Februar 2016 in Wien auf Pläne zur Bewirtschaftung und zur Hoch wasservorsorge für den gesamten Do nauraum. Beim Bewirtschaftungsplan für den Zeitraum 2015–2021 handelt es sich um die erste Aktualisierung des nach der EU-Wasserrahmenrichtlinie erstmals 2009 vorgelegten Bewirtschaftungs plans. Er enthält auch ein gemeinsames Maßnahmenprogramm. Ziel des Maß nahmenprogramms ist es, die Nährstoffund Schadstoffbelastung der Donau so wie strukturelle Defizite, wie zum Bei spiel Hindernisse für wandernde Fischar ten, zu verringern, um die Gewässer im Donaueinzugsgebiet in einen guten Zu stand zu versetzen. Der Hochwasserrisikomanagement plan deckt ebenfalls den Zeitraum 2015– 2021 ab. Er ist entsprechend der EUHochwasserrisikomanagementrichtlinie erstmals vorgelegt worden. Der Plan gibt einen Überblick über Ziele und Maßnah men für das gesamte Einzugsgebiet der Donau. Er setzt besondere Schwerpunk te auf das Solidaritätsprinzip (kein Ex port von Hochwasser in andere Regio nen), natürliche Wasserrückhaltemaß nahmen, die auch im Rahmen des Be wirtschaftungsplans eine wichtige Rolle spielen, und die Bereitstellung der dafür nötigen finanziellen Ressourcen. In Deutschland sieht das Hochwasser schutzprogramm von Bund und Ländern zahlreiche Maßnahmen für die Flussregi on Donau vor. www.icpdr.org W Versalzung von Gewässern wird weltweit unterschätzt Die Versalzung von Gewässern ist nach Einschätzung zahlreicher Experten ein weltweit unterschätztes Problem. 23 Wissenschaftler von allen Kontinenten fordern in dem Artikel „Saving fresh water from salts: Ion-specific standards are needed to protect biodiversity“ Po litik und Behörden auf, die Versalzung künftig in ihrem Gewässermanagement zu berücksichtigen. Die Forscher haben in dem Artikel Ursachen und Lösungen für verschiedene Versalzungsphänome ne zusammengetragen und schlagen ein Konzept vor, wie die Versalzung re guliert werden sollte. Grundsätzlich bewirken Landwirtschaft, Abwässer aus der Gewinnung von Ressourcen wie Berg- und Salzabbau sowie das Ausbringen von Salz auf Straßen er höhte Salzkonzentration in den Gewäs sern. In Deutschland liegen die Gründe für die Gewässerversalzung hauptsäch lich in den Abwässern aus der chemi schen und Kali-Industrie. Versalzen Ge wässer, sterben gewässertypische salz empfindliche Arten wie Eintags-, Steinund Köcherfliegen. Dadurch nehmen Ökosystemdienstleistungen wie das Be reitstellen von Trinkwasser und Biodi versität ab. Begünstigt wird dagegen eine massenhafte Entwicklung salzro buster Tierarten, Algen und Wasser pflanzen. Auch die Einwanderung ge bietsfremder Arten wird begünstigt. Der Artikel „Saving freshwater from salts: Ion-specific standards are needed to protect biodiversity“, Cañedo-Ar güelles M., Hawkins C. P., Kefford B. J., Schäfer R. B., Dyack B. J., Brucet S., Buchwalter, D. B., Dunlop, J. E., Frör, O. et al. ist in der Zeitschrift Science er schienen. Detaillierte Informationen zu dem Thema bietet zudem das Schwer punktheft „Versalzung von Gewässern“ der KW Korrespondenz Wasserwirtschaft (Februar 2016). www.gfa-news.de/gfa/ webcode/20160229_001 W Grüne wollen Fracking gesetzlich unterbinden Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen strebt ein Verbot der Fracking-Technik in Deutschland an und hat dazu den Ent wurf eines Gesetzes zur Änderung des Bundesberggesetzes zur Untersagung der Fracking-Technik (Bundestags-Drucksache 18/7551) vorgelegt. Damit soll das Verbot des Einsatzes dieser Technik zur Aufsuchung und Gewinnung von Kohlen wasserstoffen im Bundesrecht verankert werden. Ziel des Gesetzes sei der Schutz von Umwelt und Menschen vor den durch Fracking verursachten Gefährdun gen sowie die Umstellung auf eine das Klima und die Umwelt schonende Ener gieversorgung, erläutern die Abgeordne ten in der Begründung des Gesetzent wurfs. www.gfa-news.de/gfa/ webcode/20160224_001 w Korrespondenz Wasserwirtschaft · 2016 (9) · Nr. 4 W Regierungspräsidium Gießen genehmigt Wasserkraft an der Lahn An der Lahn entsteht eine neue Wasser kraftanlage. Das Regierungspräsidium Gießen hat im Februar den Bau und Be trieb einer neuen Wasserkraftanlage am ehemaligen Buderuswehr an der Lahn in Lollar-Ruttershausen genehmigt und den entsprechenden Bescheid an die Wasser kraft Lollar GmbH & Co. KG übergeben. Mit der Genehmigung wird Wasserkraft Lollar erlaubt, mittels eines festen Weh res das gestaute Wasser in einer Menge von maximal 17 m³/s, zuzüglich der ständig zu leitenden Wassermengen von mindestens 300 l/s über den Fischab stieg und mindestens 360 l/s über den Fisch-Kanu-Pass, zum Betrieb zweier Wasserkraftmaschinen mit einer Leis tung von insgesamt 250 kW zu gebrau chen und wieder in die Lahn abzuleiten. Bei einem Ausbaudurchfluss der Wasser kraftanlage von 17 m³/s ist mit einer mittleren jährlichen Energiemenge an Strom von etwa 1,1 Millionen kWh zu rechnen. Die Investitionskosten werden nach der in den Antragsunterlagen ent haltenen Kostenberechnung mit 1 445 000 Euro beziffert. W Hochwasserschutz an der unteren Nahe ausgebaut Mit der Deichrückverlegung in Bretzen heim und der Fertigstellung des Deiches in Langenlonsheim hat Rheinland-Pfalz im März ein wichtiges Zwischenziel beim Hochwasserschutz an der unteren Nahe abgeschlossen. Der Bretzenheimer Deich wurde auf einer Länge von einem Kilo meter zurückversetzt. Jetzt kann sich das Hochwasser wieder in einem 50 Hektar großen Raum ausbreiten. Innerhalb der Deichrückverlegung entsteht außerdem ein neues Fließgewässer. Das sorgt dafür, dass die untere Nahe wieder durchgän gig für Fische ist. Zum Schutz von Lan genlonsheim wurde entlang der L 242 ein neuer Deich errichtet. Außerdem wurde der bestehende alte Nahedeich auf einer Länge von 2,5 km erneuert und zum Teil erhöht. Die Deichkrone ist nun 3,00 Meter breit. Auf der Landseite führt ein asphaltierter Weg entlang, der den Deich zusätzlich unterstützt. Insgesamt haben Land, Bund und EU laut dem Um weltministerium von Rheinland-Pfalz für die Maßnahmen rund 13,7 Millionen Eu ro investiert. W www.dwa.de/KW Spektrum 195 Bayern: Gesteuerte Flutpolder wichtige Zukunftsaufgabe Experten gehen davon aus, dass es im Süden Deutschlands aufgrund des Kli mawandels bis zum Ende des Jahrhun derts häufiger zu großflächigen starken Niederschlägen kommen wird. Dadurch steigt auch die Hochwassergefahr. Dar auf wies die Bayerische Umweltministe rin Ulrike Scharf am 5. Februar 2016 hin. Internationale Experten haben in den letzten drei Jahren in einem grenz überschreitenden Forschungsprojekt ausgewertet, welche Wetterlagen ab 1951 hochwassergefährliche Starkregen in Mitteleuropa ausgelöst haben. Im Herbst sind die Starkniederschlä ge in Folge von Westwetterlagen bereits tendenziell häufiger geworden. Ein Blick in die Zukunft nach 2050 zeigt aber vor allem im Winter und Frühjahr eine Zunahme der Starkniederschläge um bis zu 20 Prozent. Im Sommer könn te es infolge vermehrter HochdruckWetterlagen über Mitteleuropa – bei ei ner gleichzeitigen Zunahme der Luft feuchtigkeit – zu selteneren aber hefti geren Niederschlägen in Süddeutsch land kommen. Solche Niederschläge können extreme Hochwasser an großen Flüssen verursachen, wie zum Beispiel an der Donau. Zu einem derartigen Hochwasser kommt es vor allem dann, wenn Böden über Tage und Wochen hin weg bereits stark mit Wasser gesättigt sind. Um auch in Zukunft den bestmög lichen Schutz der Menschen in Bayern zu gewährleisten, setzt Bayern deshalb auf die Errichtung gesteuerter Flutpol der. Derzeit plant der Freistaat insbe sondere mehrere gesteuerte Flutpolder entlang der Donau. Das grenzüberschreitende For schungsprojekt WETRAX (Weather Pat terns, CycloneTracks and related preci pitation Extremes) wurde mit insgesamt rund 390 000 Euro vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Ver braucherschutz, der Bundesanstalt für Gewässerkunde und dem Österreichi schen Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasser wirtschaft (BMLFUW) finanziert. Pro jektträger waren das Bayerische Landes amt für Umwelt (LfU) und die Zentral anstalt für Meteorologie und Geodyna mik (ZAMG). Mit der Projektdurchfüh rung waren die ZAMG und die Universi tät Augsburg unter Beteiligung des www.dwa.de/KW Deutschen Wetterdiensts (DWD) be traut. Die meisten großräumigen Starknie derschlagsereignisse in Süddeutschland und im Alpenraum sind mit zwei typi schen Mustern zu erklären: Tiefdruckge biete, die von Oberitalien über den Ostrand der Alpen nach Polen ziehen (Vb-Tiefs) und für den gesamten Alpen raum intensiven Niederschlag bringen sowie rascher vom Atlantik nach Mittel europa durchziehende Tiefdruckgebiete (Westwetterlagen), die an der Nordseite der Alpen sowie den Mittelgebirgen Nie derschlag bringen. www.gfa-news.de/gfa/ webcode/20160205_003 den. Mikroplastikpartikel sind nach aktu eller Definition kleiner als 5 mm. Über den Wasserpfad kann Mikro plastik über die Flüsse bis ins Meer ge langen. Bei vielen Meereslebewesen wird von Kunststofffunden, im Mikround Makroplastikbereich in deren Mä gen berichtet, was eine verminderte Nahrungsaufnahme bedeuten und zu mechanischen Verletzungen führen kann. Im Rahmen des Forschungsvorha bens sollen Maßnahmen und Verfahren entwickelt werden, um die Auswirkun gen von Mikroplastik in der Umwelt zu reduzieren. W Umweltausschuss sieht Arzneimittelhersteller bei Spurenstoffreduzierung BMBF-Forschungsvorhaben zur in der Pflicht Entfernung von Mikroplastik Der Umweltausschuss des Bundesrates aus dem Wasserkreislauf sieht die Hersteller von Arzneimitteln W Wie die jüngste öffentliche Diskussion zeigt, gefährdet Mikroplastik die aquati sche Umwelt. Unter Leitung der TU Ber lin, Fachgebiet Siedlungswasserwirt schaft, und der Firma Gebrüder Kuffe rath AG (GKD) fördert das BMBF das zweijährige Verbundforschungsvorhaben „OEMP – Optimierte Materialien und Verfahren zur Entfernung von Mikroplas tik im Wasserkreislauf“ im Rahmen der Fördermaßnahme „Materialien für eine nachhaltige Wasserwirtschaft – Mach Was“. Gemeinsam mit den Partnern Invent Umwelttechnik und Verfahrenstechnik AG, Umweltbundesamt, Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung, Kompetenzzentrum Wasser Berlin, Berli ner Wasserbetriebe, Funke Kunststoffe GmbH, MeierGuss Limburg GmbH, Me cana Umwelttechnik GmbH soll die Ent wicklung neuer Materialen und Verfah renstechniken erfolgen, um den Rückhalt von Mikroplastikpartikeln aus verschie denen Eintragspfaden der Siedlungswas serwirtschaft wie Kläranlagenablauf, Mischwasserüberlauf oder Straßenab fluss zu gewährleisten. Neben der Stoff strombilanzierung wird eine reprodu zierbare Untersuchungsmethodik entwi ckelt. Bei Mikroplastik wird zwischen pri märem Mikroplastik (zum Beispiel aus Kosmetika, Pflegeprodukten sowie Reini gungsmitteln) und sekundärem Mikro plastik, das aus Zerkleinerung von grö ßeren Plastikteilen entsteht, unterschie in der unmittelbaren Pflicht, zur Redu zierung von Spurenstoffen in den Ge wässern aktiv beizutragen. Dies bezieht sich sowohl auf Informationspflichten als auch auf eine direkte finanzielle Be teiligung am Spurenstoffabbau. In sei nem Beschlussvorschlag an den Bun desrat für die Sitzung am 18. März (Bundesrats-Drucksache 627/1/15 vom 7. März 2016) verweist der Umweltaus schuss auf den Erwägungsgrund 38 der EU-Wasserrahmenrichtlinie und for dert, dass die Hersteller und Inverkehr bringer von Arzneimitteln bzw. Arznei mittelwirkstoffen in die finanzielle Ver antwortung zur Entfernung problemati scher Stoffe aus der aquatischen Um welt einbezogen werden. Der Umwelt ausschuss fordert die Bundesregierung konkret auf, eine mögliche Regelungs perspektive vorzuschlagen. Des Weite ren fordert der Umweltausschuss von der Bundesregierung, sich auf EU-Ebe ne dafür einzusetzen, dass Hersteller und Inverkehrbringer von Arzneimit teln bzw. Arzneimittelwirkstoffen mit möglicher Umweltrelevanz verpflichtet werden, sämtliche Informationen be züglich der absoluten Einsatzmenge, des Umweltverhaltens, der Toxizität so wie zur Entfernbarkeit in der Abwasser reinigung und zur Wasseraufbereitung den Mitgliedstaaten zur Verfügung zu stellen. www.gfa-news.de/gfa/ webcode/20160309_002 W w Korrespondenz Wasserwirtschaft · 2016 (9) · Nr. 4 www.dwa.de Vorteile einer DWA-Mitgliedschaft Kostenlos Weitere Informationen zu einer Mitgliedschaft finden Sie unter http://de.dwa.de/ mitglied-werden. html Eine der beiden monatlich erscheinenden Verbandszeitschriften – KA Korrespondenz Abwasser, Abfall inkl. der Beilage Betriebs-Info (4 x jährlich) oder als Printversion, Online unter www.dwa.de/direkt und mobil als App. Zusätzliche Exemplare oder die zweite Verbandszeitschrift gibt es zu günstigen Konditionen. DWA-Branchenführer Wasserwirtschaft, Abwasser, Abfall Auskünfte zu Fragen im Bereich Abwasser- und Abfallwesen sowie Wasserwirtschaft und Bodenschutz, Literaturrecherche Mitgliederbereich im Internet – KA oder KW online lesen – KA oder KW im iPad®-Abo lesen – Literaturdatenbank – Fachwörterbücher in vielen Sprachen – Mitgliederverzeichnis – Arbeitsberichte und Fachinformationen Kostenlos Fort- und Weiterbildungsangebote Als Mitglied der DWA und der European Water Association (EWA), des BWK und der Partnerverbände in der Schweiz (VSA, SVW) und Österreich (ÖWAV) Option, das Logo "Mitglied in der DWA" im Firmen-Briefbogen zu nutzen (www.dwa.de/direkt) Ermäßigt 20 % Ermäßigung beim Erwerb des DWA-Regelwerks und vieler weiterer DWA-Publikationen Fort- und Weiterbildungsangebote für alle Mitarbeiter Teilnahme an den DWA-Erfahrungsaustauschen für Kommunen oder Ingenieurbüros 50 % Ermäßigung auf den Mitgliedsbeitrag für Anmeldungen von Niederlassungen, wenn der Hauptsitz bereits Mitglied ist Günstige Konditionen für eine Umwelt-Strafrechtsschutzversicherung für Kommunen, Kreisverwaltungen und Abwasserzweckverbände DWA-Jahrbuch (auf Anforderung) Ermäßigt Zusätzlich für fördernde Mitglieder Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) Theodor-Heuss-Allee 17 · 53773 Hennef Telefon: 02242 872-123 · Fax: 02242 872-200 [email protected] · www.dwa.de 2015 – KW Korrespondenz Wasserwirtschaft inkl. der Beilage Gewässer-Info (3 x jährlich)
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