Afrikas Gigant am Abgrund

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Nigeria. Der Terror der Extremisten von Boko Haram hat die größte Wirtschaftsmacht Afrikas in einen
verlustreichen Krieg gestürzt. Präsident Goodluck Jonathan stellt sich heute, Samstag, einer Schicksalswahl.
THEMEN
Afrikas Gigant am Abgrund
FEUILLETON
Von unserem Mitarbeiter
CHRISTIAN PUTSCH
Perfekte Bedingungen für Boko Haram
Nigeria ist der wichtigste Ölexporteur des
Kontinents und hat Südafrika als größte
Volkswirtschaft überholt. Allerdings sind die
regionalen Unterschiede enorm. Während
der überwiegend christlich dominierte Südwesten um Lagos floriert, ist etwa der weitgehend muslimische Nordosten weiterhin
kaum entwickelt. Dort findet Boko Haram
perfekte Bedingungen vor: Perspektivlosigkeit der Jugend, geringe Bildung und lange
Zeit kaum Sicherheitspersonal. Die Miliz
kämpft für die Errichtung eines Gottesstaates
Die TV-Serien
„American Crime“
und „Show Me a
Hero“ wenden sich
sozialen Fragen zu,
die man in den USA
gern verschweigt.
S. 25
INLAND
Die Tricks der
Hinterzieher
Ein Coiffeur mit
frisierten Daten.
Ein Lokal, in dem
es doppelt funkt.
Steuerbetrug gab
es immer; die Politik
will ihn stoppen. S. 6
SPECTRUM
Rent a Womb
Mächtiger Präsident: Goodluck Jonathan möchte erneut Oberhaupt des bevölkerungsreichsten Landes Afrikas werden.
und damit für den Sturz der Regierung. Es
wäre überraschend, würde sie Anschläge bei
den Wahlen unterlassen. Die Armee wird bei
Personenkontrollen vor den Wahllokalen
helfen, obwohl dafür rechtlich allein die Polizei vorgesehen ist. Schon jetzt hat Boko
Haram Einfluss auf das Ergebnis genommen.
Über 1,5 Millionen mussten flüchten, viele
davon werden wohl nicht wählen können.
Zwei Drittel leben in extremer Armut
Im Jänner hatten die Terroristen noch ein
Gebiet der Fläche Belgiens dominiert und
auch auf den Staatsgebieten Tschads und
Kameruns Massaker angerichtet. Das könnte
Jonathan letztlich das Amt retten, denn die
Nachbarstaaten griffen daraufhin in den
Kampf ein. Boko Haram hat seitdem erhebliche Verluste erlitten. Viele Extremisten sind
geflüchtet, entweder in die Wälder oder in
Nachbarländer, andere sind auch in ihre
Heimatdörfer zurückgekehrt. Die vor einigen
Tagen verkündete Allianz mit dem sogenannten Islamischen Staat (IS) in Syrien und
im Irak vermochte die Krise von Boko Haram
bislang nicht zu stoppen.
Für Nigerias Demokratie sind diese Wahlen der bislang größte Test. Seit der Rückkehr
zu einer zivilen Regierungsführung im Jahr
1999 ist Jonathans Partei, People’s Demo-
NIGERIA
Kapstadt/Abuja. Nigeria ist der Gigant Afrikas,
das bevölkerungsreichste und wirtschaftsmächtigste Land des Kontinents mit pulsierenden Metropolen. Seine 177 Millionen Einwohner könnten in Wohlstand leben. Denn
das Land am Niger sprudelt vor Öl über.
Doch den Fluch der Ressourcen hat Nigeria
nie abgeschüttelt. Korruption vergiftete die
Nation wie eine Seuche und bereitete den
Boden für ein anderes Krebsübel: Die radikalen islamistischen Terrormilizen der Boko
Haram haben das riesige Land an den Rand
des Abgrunds gebracht.
Goodluck Jonathan versagte eklatant im
Kampf gegen die Extremisten. Er könnte
dennoch Präsident bleiben. Würde er die
Wahlen heute, Samstag, gewinnen. Jonathan
hat elf Gegenkandidaten, doch eigentlich ist
es ein Zweikampf mit dem 72 Jahre alten
Muhammadu Buhari, einem ehemaligen Militärdiktator Nigerias. Seine Kandidatur ist
aussichtsreich, mit seiner Partei All Progressives Congress (APC) gelang es ihm, die Opposition wie bei keiner vorangegangenen
Wahl zu einigen.
Buhari unterlag bereits in den Jahren
2003, 2007 und 2011 und legte jeweils vor
Gericht Einspruch ein. Ohne Erfolg. Beim
letzten Mal gab es nach volksverhetzenden
Aussagen von Buhari 800 Tote. Einer seiner
Sprecher kündigte nun bereits im Voraus die
Bildung einer Parallelregierung an, falls die
Partei die anstehenden Wahlen für manipuliert halten sollte.
Ganz Afrika blickt auf die Wahlen in Nigeria. „Wenn die Resultate von den meisten
Bürgern akzeptiert werden, wird das Land
zum Hoffnungsträger für den ganzen Kontinent, in dem demokratische Wurzeln weiterhin schwach sind“, schrieb der ehemalige USBotschafter in Nigeria, John Campbell, in
einem Beitrag für die US-Denkfabrik Council
on Foreign Relations (CFR). Sollten die Resultate aber religiöse und ethnische Spannungen
nach sich ziehen, könne dies eine größere humanitäre Krise auslösen. „Bei diesen Wahlen
ist beides möglich“, so Campbell.
Fernsehen
gegen den
Eskapismus
[ Reuters ]
cratic Party (PDP), an der Macht. Sie schien
ihre Dominanz gesichert zu haben – dank
eines komplizierten Systems, in dem Führungspositionen zwischen Christen und
Muslimen wechseln.
Die Eliten sicherten sich die Öleinnahmen, ohne die Infrastruktur des Landes ausreichend zu entwickeln. Zwei Drittel der Bevölkerung leben von weniger als 1,25 Dollar
am Tag – und damit in extremer Armut.
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SCHÖNBORN TÖCHTERLE
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