Kleinteile effizient strahlen (136 kB )

STRAHLEN
J OUR NAL FÜR OBER FL ÄCHEN T ECHNIK
Schleuderrad-Strahlanlage für Kleinteile
Kleinteile effizient strahlen
Moderne Strahltechnik ist die Basis für eine wirtschaftliche Bearbeitung von Kleinteilen. Durch den
Einsatz einer speziellen Schleuderrad-Strahlanlage lässt sich die Effizienz deutlich erhöhen. Die
durchschnittliche Bearbeitungszeit konnte gegenüber dem konventionellen Handstrahlverfahren um
mindestens 75 Prozent reduziert werden.
S
trahlen wird in vielen Bereichen der
Wirtschaft zum Putzen, Säubern,
Strukturieren und Verfestigen von
Oberflächen metallischer Teile eingesetzt. Zunehmend gewinnt die Strahltechnologie auch bei der Bearbeitung
nichtmetallischer Teile an Bedeutung.
Die Bearbeitung von Kleinteilen mittels Strahlen erfolgt gegenwärtig zumeist mit Hilfe kleiner druckluftbetätigter Ausrüstungen in aufwendiger
handwerklicher Arbeit.
Die Arbeitsergebnisse beim Strahlen von Hand können dabei in Abhängigkeit vom Geschick des Werkers unterschiedlich ausfallen. Stetig steigende Energiekosten – die Kosten für die
Druckluft-Erzeugung werden oft nicht
real berücksichtigt – und die ebenfalls
immer höheren Personalkosten sind
ebenfalls ein entscheidender Faktor in
der Bilanz.
Das Unternehmen BMF hat nun
eine Lösung entwickelt, die das Strahlen kleiner Werkstücke unabhängig
der Losgrößen energieeffizient, bedienerunabhängig und mit wesentlich reduzierten Personalkosten ermöglicht.
Die neuentwickelte Anlage schließt die
bestehende Lücke zwischen werkstattcharakteristischer Druckluftstrahltechnik und an Großanlagen ausgerichteter Schleuderradtechnik. Der
sehr geringe Platzbedarf (circa 1,5 m²)
und die relativ geringen Anschaffungskosten entsprechen den Forderungen
nach einer anwendungsspezifischen
kleinen und effektiven Anlage.
Zuführung des Strahlmittels
Die Schleuderrad-Strahlanlage (BMFTwister) verfügt über ein Schleuderrad
mit einer speziellen Geometrie. Diesem
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Die Rasierpinsel der Firma Mühle werden
vor der Beschichtung glasperlengestrahlt
Gestrahltes Kleinteil aus der
Uhrenindustrie
Rad wird das Strahlmittel durch die
Antriebsnabe zugeführt. Das Zentrum
des Schleuderrades wurde so gestaltet,
dass das Strahlgut strömungstechnisch
günstig eingeblasen und schonend zu
den Schaufeln geleitet wird. Ein speziell entwickelter Injektor, der auch bei
vergleichsweise geringen Strömungsgeschwindigkeiten störungsfrei funktioniert, gewährleistet die kontinuierliche Vermischung von neuem und
gebrauchtem Strahlgut und dessen Zuführung in den Luftstrom.
Die Strahlzeit, die Einstellung der
Zudosierung neuen Strahlmittels, sowie die Schleuderraddrehzahl werden
über ein Touch Panel programmiert.
Den Antriebsmotor des Schleuderrades steuert ein Frequenzumrichter an.
Es können Schleuderrad-Drehzahlen
zwischen 4000/min und 9000/min, sowie bei Bedarf 12 000/min vorgegeben
werden.
Der Werkstück-Bewegungsapparat
der Anlage ermöglicht es, die zu bearbeitenden Teile allseitig mit Strahlmittel zu beaufschlagen, ohne dass diese
umgespannt werden müssen. Die vorhandenen zehn Werkstückträger werden satellitenartig um die eigene Achse und um das Schleuderrad bewegt.
Sie nehmen in Abhängigkeit der Teilegröße 4 oder mehr zu bearbeitende
Teile auf. Während eines Strahldurchlaufes können weitere Werkzeugträgersätze außerhalb der Maschine leicht bestückt und dann sehr schnell auf die
dafür vorgesehenen Achsen aufgesteckt werden.
Weniger Bearbeitungszeit,
mehr Oberflächenqualität
In Abhängigkeit des Materials und der
Anforderungen an die Oberfläche der
Werkstücke beträgt die Strahlzeit nur
wenige Minuten. Kleinteile aus Aluminium konnten somit in weniger als 3
Sekunden pro Teil bearbeitet werden.
Die durchschnittliche Bearbeitungszeit
konnte bei den verglichenen Teilen bei
gesicherter Oberflächenqualität gegenüber dem konventionellen Handstrahlverfahren um mindestens 75 Prozent
reduziert werden. Bezogen auf die Anzahl der zu bearbeitenden Teile reduzieren sich die Energiekosten pro Teil
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auf unter 5% des Energieverbrauches
herkömmlicher Strahlverfahren. Unter
Vernachlässigung von Strahlmittelkosten und der Abschreibungskosten für
die Ausrüstungen sind die Lohn- und
die Gesamtstrahlkosten auf 10 Prozent
der bisherigen Werte reduziert.
Neben dem Strahlen mechanisch
gefertigter Kleinteile vor Beschichtungsvorgängen bietet die Anlage
auch Funktionen zur Entgratung von
Druckguß- oder Spritzgußteilen, der
Verrundung von Schneidkanten und
Polierfunktionen.
Allseitig entgraten
Bei einem Anwender kommt die Anlage für Trägerwerkzeuge für Wendeplattenfräser zum Einsatz. Hier ist es gelungen, direkt nach der mechanischen
Bearbeitung sehr energieeffizient und
allseitig zu entgraten. Gegenüber dem
manuellen Entgraten dieser Trägerwerkzeuge lassen sich in gleicher Zeit
circa 75 Prozent mehr Teile bearbeiten.
Fehler, die beim manuellen Entgraten
entstehen, werden um ein Vielfaches
minimiert und eine weitaus höhere
Stückzahl mit gleichbleibend hochwertiger Qualität kann weiteren Bearbeitungsprozessen, zum Beispiel dem Auftragen spezieller Beschichtungen, zugeführt werden.
Durch das Strahlen mit speziellem
Strahlgranulat ist es mit der Strahlanlage auch möglich, Spritzgussteile aus
Kunststoff für den Elektromotorenbau schonend und ohne Beschädigung
zu entgraten. Da diese Teile in großen Stückzahlen benötigt werden, ist
es wichtig, den feinen, durch die Gussformkante entstehenden Grat, rückstandsfrei, prozesssicher und schnell
zu entfernen. Dies wird durch die satelitenartige Drehbewegung
des Werkstückträgers um
das Schleuderrad und die
fest einstellbaren Strahlparameter gewährleistet.
Optisch einwandfreie
Oberfläche durch
Dekorstrahlen
Die Schleuderrad-Strahlanlage ermöglicht eine
energieeffiziente, wirtschaftliche und schonende
Behandlung kleiner Werkstücke
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Bei der Herstellung hochwertiger Uhren werden sehr
viele Kleinteile verarbeitet,
bei denen besonders großer
Wert auf eine optisch einwandfreie Oberfläche gelegt
wird. Hier werden mit der
Twister-Strahlanlage Komponenten mit einer Gesamtf läche unter 1 cm² mittels
Strahlen bearbeitet. Zielsetzung war dabei das Entfernen der Frässpuren auf den
Bauteilen und ein gleichmäßiges Strahlbild, wie es
mittels Druckstrahlen von
Hand nur sehr schwierig
und mit viel Erfahrung zu
erzielen ist.
Bei der Herstellung von
Türknäufen, welche mittels Druckstrahlen manuell
satiniert wurden, um diese anschließend zu eloxieren, konnte die Strahlbearbeitungszeit von 1000 Stück
pro Woche (manuelle Bearbeitung) auf
vier Stunden bei gleicher Werkstückzahl reduziert werden. Dadurch konnten zusätzlich Energie- und Lohnkosten deutlich gesenkt werden.
Ein weiterer Anwender stellte die
Anforderung, seine Werkzeugaufnahmen ohne große Staubentwicklung in
der Fertigung zu strahlen. Durch die
Strahlbearbeitung im Vakuum wird bei
der Twister-Strahlanlage die Staubentwicklung auf ein Minimum reduziert.
Als positiver Nebeneffekt reduzierten
sich auch die Energiekosten gegenüber
der Druckstrahlanlage von 0,34 Euro/
Stück auf 0,01 Euro/Stück. Somit ist es
dem Kunden möglich, bei einer Jahresproduktion von 120 000 Teilen fast
40 000 Euro weniger für Energie zu bezahlen.
Durch die Drehzahlregelung des
Schleuderrades und die Anwendbarkeit verschiedener Strahlmittel ist es
mit der Maschine auch möglich, Hydroforming-Bauteile aus besonders
dünnwandigem Edelstahl für die Medizintechnik schonend und ohne nennenswerten Verzug zu satinieren.
Schonende Entlackung für
Kleinteile mit Schutzlack
Mittels spezieller Abrasivmittel ist es
möglich, Kleinteile in großen Stückzahlen schonend zu entlacken. Dieser Einsatzzweck wird bei Kleinteilen
angewendet, die mit einem speziellem
Schutzlack oder einer Schutzbeschichtung (PTFE als Anti-Haft-Beschichtung) versehen sind und von Zeit zu
Zeit aufgearbeitet werden müssen. Der
Strahlprozess ist hier eine umweltschonende Alternative zu Säuren und Laugen.
An einer weiteren Ausführung, bei
der nicht die Energieeffizienz, sondern
die Abtragsleistung bei harten Werkstoffen im Vordergrund steht, wird gearbeitet.
Kontakt:
BMF GmbH, Grüna, Ronny Bernstein,
Tel. 0371 2831191, [email protected], www.bmfgmbh.de
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