Schwarznasenschafzüchter

WALLIS
Walliser Bote
Montag, 29. Februar 2016
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Landwirtschaft | Graue Farbtupfer trübten das Jahr der Oberwalliser Schwarznasenzüchter
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Publikationsorgan CVPO
«Wir hätten eigentlich
grössere Probleme zu lösen»
ERSCHMATT | Die Delegiertenversammlung des
Oberwalliser Schwarznasen-Schafzuchtverbands
fand heuer in Erschmatt
statt. Dem Anlass mangelte es nicht an prominenten Rednern.
Was der Indische Tiger, der
Thurgauer Biber und der Walliser Wolf gemeinsam haben?
Antworten darauf lieferte Nationalrat Beat Rieder. Er hatte
zwei Geschichten zu erzählen.
Die erste handelte vom einst in
Südindien ausgestorbenen Tiger. «Aus einer 30-jährigen Aufzucht resultierte schliesslich eine 35-köpfige Tiger-Population.
Im Katalog hübsch anzuschauende Tiere. Seit einigen Jahren
hat man vor Ort jedoch eine
Abwanderung der Bevölkerung
von 60 %…», so Rieder. Die zweite Geschichte spielte sich geografisch deutlich näher ab. Der
in der Schweiz ausgestorbene
Biber wurde im Thurgau in den
Sechziger- und Siebzigerjahren
neu angesiedelt. Das Tier ist
komplett geschützt. «Die Thurgauer Regierung hat mittlerweile Schäden in Millionenhöhe zu beklagen.» Zwei düstere
Szenarien, die der Nationalrat
den Schäfern da vor Augen
führte. Aber er stellte ihnen
auch einen Lichtblick in Aussicht. Er habe dreieinhalb Stunden für eine Motion gekämpft,
die nun am 9. März zur Abstimmung komme. «Damit soll die
Kompetenz in Sachen Grossraubtiere vom Bund an die Kantone weitergegeben werden.
Die komplexen Verfahren, um
eine Abschusserlaubnis zu erhalten, stellen aktuell eine riesige Hürde dar. Der Ständerat
wird entscheiden müssen, ob
der Wolf weiterhin geschützt
bleibt.»
Der Wolf als roter Faden
Die meisten Traktanden auf der
Liste waren schnell abgehakt.
So auch der Kassabericht: Der
Verein steht finanziell sehr gut
Im Amt bestätigt. Der Vorstand: Daniel Steiner, Martin Wyer, Rinaldo Pfammatter, Peter Imboden und Rolf Kalbermatten (von links).
FOTO WB
da und die Delegierten goutierten die grösseren Ausgabenpunkte auch für das kommende Jahr. Anschliessend liess Verbandspräsident Daniel Steiner
das vergangene Jahr nochmals
kurz Revue passieren. «Angefangen beim Widdermarkt in
Visp am 14. März (bei dem es zu
sieben Rekursen kam, von denen einer angenommen wurde), weiter zur Gründungsversammlung des Vereins ‹Lebensraum Wallis ohne Grossraubtiere› am 28. April in Lalden, dann
folgte ein sehr schöner Sommer,
glücklicherweise im Herbst von
Regenfällen abgelöst, die die Alpen von Neuem ergrünen liessen.» Bei den Alpen angelangt,
war man zwangsläufig wieder
zurück beim Isegrim. Steiner
berichtete von zwei Projekten,
eines auf der Moosalp und das
andere im Turtmanntal, bei
denen die Verantwortlichen
kaum einen Aufwand scheuten,
um die Schafe vor dem Wolf zu
schützen. Die Ergebnisse waren
jeweils unbefriedigend.
Schwarze Schafe
und Herdenschutz
Beim weiteren Jahresrückblick
ging Steiner auch auf die Nutzung der Wolle ein. «Damit
wird beispielsweise Bekleidung, Dämm- und Isolationsmaterial sowie Thermo-Unterwäsche für Frauen (Swiss Wool)
hergestellt.»
Neben all den positiv erwähnten
Leistungen
der
Schwarznasenzüchter liess es
sich Steiner aber nicht nehmen,
die anwesenden Züchter an ihre Verantwortung gegenüber
den Tieren zu erinnern. «Jeder,
der so etwas wie den Fall mit
den verhungerten Schwarznasen sieht, muss sofort intervenieren», legte er ihnen ans Herz.
Moritz Schwery, Leiter des
Landwirtschaftszentrums in
Visp, sieht die Züchter, wenn es
um die allgemeine Gesundheit
der Tiere geht, aber auf einem
sehr guten Weg. «Hier haben
wir in den letzten 20 Jahren
grosse Fortschritte gemacht»,
so Schwery. «Es gibt aber immer Verbesserungspotenzial;
beispielsweise bei der Tierfütterung.» Das Landwirtschaftszentrum bietet in diesem Bereich
Kurse an. Schwery fungiert
auch als Herdenschutzverantwortlicher des Oberwallis: «Sobald es eines Tages keinen Herdenschutz mehr braucht – umso besser.» Bis dahin dürfen die
Züchter den Herdenschutz
nicht aus den Augen verlieren.
Dann tauchte er wieder
auf, der Wolf. «Wir hätten eigentlich grössere Probleme zu
lösen. Der Bund will in der
Landwirtschaft in den nächsten
vier Jahren 700 Millionen einsparen», ordnet Thomas Egger,
Direktor Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Berggebiete (SAB), die Raubtierproblematik ein. Er kritisierte in diesem Zusammenhang aber auch
das Vorgehen der Umweltverbände. Diese zeigten keine Gesprächsbereitschaft: «Die Umweltverbände schickten unseren Mitgliedern und dem Kanton Briefe. Der Kanton solle
sich aus der ganzen Raubtierthematik raushalten», so Eggel.
«Wir haben den Verbänden ein
Gespräch angeboten, aber nie
eine Antwort bekommen.» Deshalb sei es umso wichtiger, dass
der Verein Lebensraum Wallis
ohne Grossraubtiere gegründet
worden sei.
Alle Anwesenden können
hoffen, dass dem Wallis das
Tiger- oder Biberszenario erspart bleibt.
mas
KOLUMNE
Von der Dienstleistungskultur
Kürzlich wurde ich gebeten, einen Gastvortrag zum Thema Dienstleistungskultur zu halten. In der Vorbereitung
hat sich mir die Relevanz dieses Themas für die Oberwalliser Gastronomie und Hotellerie verdeutlicht, was zu dieser Kolumne geführt hat.
Dienstleistungskultur wird verstanden als das individuelle Bestreben des Einzelnen, Dienstleistungen bereitzustellen. Dabei werden die Anforderungen des jeweiligen Gastes in den Vordergrund gestellt. Das klingt nun
komplizierter, als es eigentlich ist: Dienstleistungskultur
bezeichnet also die Bereitschaft bzw. das Wollen des einzelnen Mitarbeiters, gegenüber dem Kunden zu dienen
und Leistung zu erbringen. Es geht also um das Rollenverständnis des Mitarbeiters, als Dienstleister und Gastgeber aufzutreten.
Der Gast bewertet nicht nur die «Hardware», also
etwa die Einrichtungen, die Speisen und die Getränke,
wenn er konsumiert. Vielmehr spielt neben der stofflichen auch die persönliche Komponente eine zentrale
Rolle im Gesamterlebnis Dienstleistung. Das gilt für alle
persönlich erbrachten Dienstleistungen, ist jedoch in
der Restauration und der Beherbergung von besonderer
Bedeutung. Das Essen ist nur ein Teil des Gesamten, das
Rollenverständnis der einzelnen Mitarbeiter als Gastgeber trägt einen grossen Teil zum Gesamtprodukt bei.
Und von diesem Rollenverständnis gibt es nun herausragende Beispiele, sowohl im Positiven als auch im Negativen. Und im negativen Fall erinnert sich der Gast
in der Regel nicht an die Leistung des einzelnen Mitarbeiters, sondern überträgt das Erlebte auf den
gesamten Betrieb.
Aber das ist nun nicht nur im Wallis so und trifft
uns nicht mehr als andere, könnte man argumentieren.
Gepaart mit starkem Frankenkurs und abnehmender
Inlandsnachfrage jedoch kann die Dienstleistungskultur zu einem zentralen Thema für die hiesige Restaurations- und Beherbergungsbranche werden. In einem
Preiswettkampf mit den Nachbardestinationen können
wir nicht überleben, das ist klar. Also muss die Qualität des Angebots besser sein, um dem Gast den
Mehrwert zu bieten, den er erwartet. Und genau hier
kommt (neben der Hardware) die Dienstleistungskultur
zum Tragen.
Jeder kann sicher Beispiele zur Dienstleistungskultur aus dem selbst Erlebten geben, gute wie auch schlechte. Nun gut, könnte man sagen. Ein Kellner oder eine Kellnerin hat genauso wie zum Beispiel ein Taxifahrer das
Recht, einen schlechten Tag zu haben. Auf der anderen
Seite gibt es jedoch (zu) viele Restaurationsbetriebe im
Oberwallis, bei denen Dienstleistungskultur eben nicht
Thorsten Merkle
[email protected]
gelebt wird. Wo eben nicht dem Gast das Gefühl gegeben
wird, er stünde im Mittelpunkt. Wo die Serviceangestellten sich lieber miteinander unterhalten, als aktiv nach
dem Wohl des Gastes zu schauen. Nun, den einzelnen
Mitarbeitern die Schuld zu geben, wäre jedoch falsch:
Dienstleistungskultur ist auch Organisationskultur. Und
wie im echten Leben beginnt auch hier der Fisch vom
Kopfe an zu stinken. Was der Patron nicht vorlebt, darf
er von den Mitarbeitern nicht erwarten.
Der Gast muss also erwarten dürfen, dass er stets
freundlich und kompetent bedient wird. Nicht nur
das, Dienstleistungskultur heisst darüber hinaus, dem
Gast das Gefühl zu geben, dass er willkommen ist. Und
natürlich darf niemand einem Mitarbeiter das Recht
absprechen, einen schlechten Tag zu haben. Aber Professionalität bedeutet eben auch, an einem schlechten
Tag eine gute Leistung abzugeben. Und hier sind die
Führungskräfte gefordert, ihren Mitarbeitern genau
das vorzuleben.
Thorsten Merkle lebt und arbeitet im Wallis
als Dozent und Forscher im Hospitality Management