WALLIS Walliser Bote Montag, 29. Februar 2016 5 Landwirtschaft | Graue Farbtupfer trübten das Jahr der Oberwalliser Schwarznasenzüchter Unabhängige Tageszeitung, gegründet 1840 Herausgeber und Verleger: Nicolas Mengis [email protected] Mengis Medien AG Seewjinenstrasse 4, 3930 Visp Tel. 027 948 30 40, Fax 027 948 30 41 [email protected] Verlagsleiter: Fabian Marbot [email protected] Chefredaktor: Thomas Rieder (tr) Stv. 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Seit einigen Jahren hat man vor Ort jedoch eine Abwanderung der Bevölkerung von 60 %…», so Rieder. Die zweite Geschichte spielte sich geografisch deutlich näher ab. Der in der Schweiz ausgestorbene Biber wurde im Thurgau in den Sechziger- und Siebzigerjahren neu angesiedelt. Das Tier ist komplett geschützt. «Die Thurgauer Regierung hat mittlerweile Schäden in Millionenhöhe zu beklagen.» Zwei düstere Szenarien, die der Nationalrat den Schäfern da vor Augen führte. Aber er stellte ihnen auch einen Lichtblick in Aussicht. Er habe dreieinhalb Stunden für eine Motion gekämpft, die nun am 9. März zur Abstimmung komme. «Damit soll die Kompetenz in Sachen Grossraubtiere vom Bund an die Kantone weitergegeben werden. Die komplexen Verfahren, um eine Abschusserlaubnis zu erhalten, stellen aktuell eine riesige Hürde dar. Der Ständerat wird entscheiden müssen, ob der Wolf weiterhin geschützt bleibt.» Der Wolf als roter Faden Die meisten Traktanden auf der Liste waren schnell abgehakt. So auch der Kassabericht: Der Verein steht finanziell sehr gut Im Amt bestätigt. Der Vorstand: Daniel Steiner, Martin Wyer, Rinaldo Pfammatter, Peter Imboden und Rolf Kalbermatten (von links). FOTO WB da und die Delegierten goutierten die grösseren Ausgabenpunkte auch für das kommende Jahr. Anschliessend liess Verbandspräsident Daniel Steiner das vergangene Jahr nochmals kurz Revue passieren. «Angefangen beim Widdermarkt in Visp am 14. März (bei dem es zu sieben Rekursen kam, von denen einer angenommen wurde), weiter zur Gründungsversammlung des Vereins ‹Lebensraum Wallis ohne Grossraubtiere› am 28. April in Lalden, dann folgte ein sehr schöner Sommer, glücklicherweise im Herbst von Regenfällen abgelöst, die die Alpen von Neuem ergrünen liessen.» Bei den Alpen angelangt, war man zwangsläufig wieder zurück beim Isegrim. Steiner berichtete von zwei Projekten, eines auf der Moosalp und das andere im Turtmanntal, bei denen die Verantwortlichen kaum einen Aufwand scheuten, um die Schafe vor dem Wolf zu schützen. Die Ergebnisse waren jeweils unbefriedigend. Schwarze Schafe und Herdenschutz Beim weiteren Jahresrückblick ging Steiner auch auf die Nutzung der Wolle ein. «Damit wird beispielsweise Bekleidung, Dämm- und Isolationsmaterial sowie Thermo-Unterwäsche für Frauen (Swiss Wool) hergestellt.» Neben all den positiv erwähnten Leistungen der Schwarznasenzüchter liess es sich Steiner aber nicht nehmen, die anwesenden Züchter an ihre Verantwortung gegenüber den Tieren zu erinnern. «Jeder, der so etwas wie den Fall mit den verhungerten Schwarznasen sieht, muss sofort intervenieren», legte er ihnen ans Herz. Moritz Schwery, Leiter des Landwirtschaftszentrums in Visp, sieht die Züchter, wenn es um die allgemeine Gesundheit der Tiere geht, aber auf einem sehr guten Weg. «Hier haben wir in den letzten 20 Jahren grosse Fortschritte gemacht», so Schwery. «Es gibt aber immer Verbesserungspotenzial; beispielsweise bei der Tierfütterung.» Das Landwirtschaftszentrum bietet in diesem Bereich Kurse an. Schwery fungiert auch als Herdenschutzverantwortlicher des Oberwallis: «Sobald es eines Tages keinen Herdenschutz mehr braucht – umso besser.» Bis dahin dürfen die Züchter den Herdenschutz nicht aus den Augen verlieren. Dann tauchte er wieder auf, der Wolf. «Wir hätten eigentlich grössere Probleme zu lösen. Der Bund will in der Landwirtschaft in den nächsten vier Jahren 700 Millionen einsparen», ordnet Thomas Egger, Direktor Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Berggebiete (SAB), die Raubtierproblematik ein. Er kritisierte in diesem Zusammenhang aber auch das Vorgehen der Umweltverbände. Diese zeigten keine Gesprächsbereitschaft: «Die Umweltverbände schickten unseren Mitgliedern und dem Kanton Briefe. Der Kanton solle sich aus der ganzen Raubtierthematik raushalten», so Eggel. «Wir haben den Verbänden ein Gespräch angeboten, aber nie eine Antwort bekommen.» Deshalb sei es umso wichtiger, dass der Verein Lebensraum Wallis ohne Grossraubtiere gegründet worden sei. Alle Anwesenden können hoffen, dass dem Wallis das Tiger- oder Biberszenario erspart bleibt. mas KOLUMNE Von der Dienstleistungskultur Kürzlich wurde ich gebeten, einen Gastvortrag zum Thema Dienstleistungskultur zu halten. In der Vorbereitung hat sich mir die Relevanz dieses Themas für die Oberwalliser Gastronomie und Hotellerie verdeutlicht, was zu dieser Kolumne geführt hat. Dienstleistungskultur wird verstanden als das individuelle Bestreben des Einzelnen, Dienstleistungen bereitzustellen. Dabei werden die Anforderungen des jeweiligen Gastes in den Vordergrund gestellt. Das klingt nun komplizierter, als es eigentlich ist: Dienstleistungskultur bezeichnet also die Bereitschaft bzw. das Wollen des einzelnen Mitarbeiters, gegenüber dem Kunden zu dienen und Leistung zu erbringen. Es geht also um das Rollenverständnis des Mitarbeiters, als Dienstleister und Gastgeber aufzutreten. Der Gast bewertet nicht nur die «Hardware», also etwa die Einrichtungen, die Speisen und die Getränke, wenn er konsumiert. Vielmehr spielt neben der stofflichen auch die persönliche Komponente eine zentrale Rolle im Gesamterlebnis Dienstleistung. Das gilt für alle persönlich erbrachten Dienstleistungen, ist jedoch in der Restauration und der Beherbergung von besonderer Bedeutung. Das Essen ist nur ein Teil des Gesamten, das Rollenverständnis der einzelnen Mitarbeiter als Gastgeber trägt einen grossen Teil zum Gesamtprodukt bei. Und von diesem Rollenverständnis gibt es nun herausragende Beispiele, sowohl im Positiven als auch im Negativen. Und im negativen Fall erinnert sich der Gast in der Regel nicht an die Leistung des einzelnen Mitarbeiters, sondern überträgt das Erlebte auf den gesamten Betrieb. Aber das ist nun nicht nur im Wallis so und trifft uns nicht mehr als andere, könnte man argumentieren. Gepaart mit starkem Frankenkurs und abnehmender Inlandsnachfrage jedoch kann die Dienstleistungskultur zu einem zentralen Thema für die hiesige Restaurations- und Beherbergungsbranche werden. In einem Preiswettkampf mit den Nachbardestinationen können wir nicht überleben, das ist klar. Also muss die Qualität des Angebots besser sein, um dem Gast den Mehrwert zu bieten, den er erwartet. Und genau hier kommt (neben der Hardware) die Dienstleistungskultur zum Tragen. Jeder kann sicher Beispiele zur Dienstleistungskultur aus dem selbst Erlebten geben, gute wie auch schlechte. Nun gut, könnte man sagen. Ein Kellner oder eine Kellnerin hat genauso wie zum Beispiel ein Taxifahrer das Recht, einen schlechten Tag zu haben. Auf der anderen Seite gibt es jedoch (zu) viele Restaurationsbetriebe im Oberwallis, bei denen Dienstleistungskultur eben nicht Thorsten Merkle [email protected] gelebt wird. Wo eben nicht dem Gast das Gefühl gegeben wird, er stünde im Mittelpunkt. Wo die Serviceangestellten sich lieber miteinander unterhalten, als aktiv nach dem Wohl des Gastes zu schauen. Nun, den einzelnen Mitarbeitern die Schuld zu geben, wäre jedoch falsch: Dienstleistungskultur ist auch Organisationskultur. Und wie im echten Leben beginnt auch hier der Fisch vom Kopfe an zu stinken. Was der Patron nicht vorlebt, darf er von den Mitarbeitern nicht erwarten. Der Gast muss also erwarten dürfen, dass er stets freundlich und kompetent bedient wird. Nicht nur das, Dienstleistungskultur heisst darüber hinaus, dem Gast das Gefühl zu geben, dass er willkommen ist. Und natürlich darf niemand einem Mitarbeiter das Recht absprechen, einen schlechten Tag zu haben. Aber Professionalität bedeutet eben auch, an einem schlechten Tag eine gute Leistung abzugeben. Und hier sind die Führungskräfte gefordert, ihren Mitarbeitern genau das vorzuleben. Thorsten Merkle lebt und arbeitet im Wallis als Dozent und Forscher im Hospitality Management
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