Walliser Bote Montag, 20. Februar 2017 WALLIS 5 Grossratswahlen | Die Ziele der Parteien, heute: Die «Grünen» Oberwalliser Grüne streben ersten Grossratssitz an Unabhängige Tageszeitung, gegründet 1840 Herausgeber und Verleger: Nicolas Mengis [email protected] Mengis Medien AG OBERWALLIS | Die Senkung des Quorums auf acht Prozent bietet auch kleinen Parteien die Chance, Sitze für den Grossen Rat ergattern zu können. Für die Grünen ist das Quorum immer noch zu hoch angesetzt, wie Parteichefin Brigitte Wolf mitteilt. Pomonastrasse 12, 3930 Visp Tel. 027 948 30 30, Fax 027 948 30 31 [email protected] Geschäftsleiter: Kurt Zuber [email protected] Chefredaktor: Herold Bieler (hbi) Mitglieder der Chefredaktion: Werner Koder (wek), David Biner (dab) Redaktion: [email protected] Die Oberwalliser Grünen sind eine noch junge Partei. Wie vor vier Jahren treten sie nicht mit eigenen Listen bei den Grossratswahlen an, sondern kandidieren erneut zusammen mit den Sozialdemokraten auf gemeinsamen Listen. Im Bezirk Brig sind es Parteichefin Brigitte Wolf und Ralph Manz, im Bezirk Leuk Peter Kälin, welche für die Oberwalliser Grünen die Kohlen aus dem Feuer holen wollen. Weshalb verzichten die Grünen auf Kandidaturen in den übrigen Bezirken? «Es macht durchaus Sinn, die linken Kräfte zu bündeln. Kommt hinzu, dass wir immer noch Probleme haben, mögliche Kandidaten zu finden, die sich politisch exponieren wollen.» Lokal: [email protected] Thomas Rieder (tr), Franz Mayr (fm), Martin Kalbermatten (mk), Melanie Biaggi (meb), Daniel Zumoberhaus (zum), Fabio Pacozzi (pac), Martin Schmidt (mas), Matthias Summermatter (msu). Stagiaire: Daniel Theler (dt) Sport: [email protected] Hans-Peter Berchtold (bhp), Roman Lareida (rlr), Alban Albrecht (alb), Alan Daniele (ada), Karl Salzmann (sak) Ausland/Schweiz: Stefan Eggel (seg) [email protected] Kultur: Lothar Berchtold (blo) [email protected] Ständige Mitarbeiter: Hildegard Stucky (hs), Dr. Alois Grichting (ag.) Online-Redaktion, 1815.ch: [email protected], [email protected] Ressortleiter: Norbert Zengaffinen (zen) Perrine Andereggen (pan), Manuela Pfaffen (map), Philipp Mooser (pmo), Andrea Noti (noa) «Das Quorum gehört abgeschafft» Ein Alleingang würde laut Brigitte Wolf auch darin münden, dass man an der Acht-Prozent-Hürde scheitert. «Wenn wir allein in den Bezirken antreten würden, schaffen wir aller Voraussicht nach nirgends das Acht-Prozent-Quorum. Deshalb bin ich auch der Meinung, dass das Quorum ganz abgeschafft werden sollte. Auch wenn eine Partei im Extremfall nur ein Prozent der Wählerschaft anspricht, dann sollte sie halt wenigstens einen Sitz erhalten. Im Wallis haben wir gar nicht so viele etablierte Parteien. Der eine oder andere Sitz für die Grünen oder die Piraten würde doch gar nicht schaden.» Themenbeilagen: Beilage zum Walliser Boten Redaktion: Perrine Andereggen (pan) Philipp Mooser (pmo) Auflage: 20554 Expl. (beglaubigt WEMF 2016) Aboservice: [email protected] Jahresabonnement: Fr. 384.– (inkl. 2,5% MwSt.) Einzelverkaufspreis: Fr. 3.00 (inkl. 2,5% MwSt.) Jahresabonnement digital: Fr. 269.– (inkl. 8% MwSt.) Annahme Todesanzeigen: Mo–Fr 8.00–12.00/13.30–16.00 Uhr Telefon 027 948 30 40 ab 16.00 Uhr und So 14.00–21.00 Uhr Telefon 027 948 30 80 [email protected] Wolfs Chancen sind durchaus intakt Indem man gemeinsam mit der SP ins Rennen steigt, erhöhen sich die Chancen hingegen massiv, erstmals einen Grünen Grossrat im Oberwallis stellen zu können, ist Brigitte Wolf überzeugt. «Wir sind nicht chancenlos. Inserateannahme, -verwaltung und Disposition: [email protected] Anzeigenpreise: Grundtarif Annoncen-mm: Fr. 1.21 Kleinanzeigen bis 150 mm: Fr. 1.28 Rubrikanzeigen (Auto-, Immobilienund Stellenmarkt): Automarkt Fr. 1.28 Immobilieninserate Fr. 1.30 Stelleninserate Fr. 1.30 Reklame-mm: Fr. 4.53 Textanschluss: Fr. 1.47 Alle Preise exkl. 8% MwSt. Technische Angaben: Satzspiegel 284 x 440 mm Inserate 10-spaltig 24.8 mm Reklame 6-spaltig 44 mm Zentrale Frühverteilung: Adrian Escher, [email protected] Zuschriften: Die Redaktion behält sich die Veröffentlichung oder Kürzung von Einsendungen und Leserbriefen ausdrücklich vor. Es wird keine Korrespondenz geführt. Urheberrechte: Abgedruckte Inserate dürfen von nicht autorisierten Dritten weder ganz noch teilweise kopiert, bearbeitet oder anderweitig verwendet werden. Insbesondere ist es untersagt, Inserate – auch in bearbeiteter Form – in Online-Dienste einzuspeisen. Jeder Verstoss gegen dieses Verbot wird gerichtlich verfolgt. ISSN: 1660-0657 Publikationsorgan CVPO Pionierin? Brigitte Wolfs Ziel ist es, als erste Vertreterin ihrer Partei einen Grossratssitz erobern zu können. Unser Ziel ist die Verteidigung der vier Sitze der Linksallianz im Oberwallis. Und wir wollen den ersten Grossratssitz eines grünen Kandidaten aus dem Oberwallis», sagt die Parteichefin. Am meisten Chancen hat wahrscheinlich sie selbst. Das sieht auch Brigitte Wolf so: «Im Bezirk Brig wird German Eyer nicht mehr kandidieren. Er hinterlässt eine grosse Lücke. Meine Chancen stehen gut, hinter Doris Schmidhalter-Näfen den zweiten Platz zu gewinnen. Kommt hinzu, dass es im Goms und östlich Raron auch wieder SP-Listen gibt. Diese Stimmen werden den Kandidaten in Brig zugutekommen. Wir sollten also unsere beiden bisherigen Sitze verteidigen können, auch wenn der Kuchen kleiner wird, weil der Bezirk Brig einen Sitz verliert.». Weil sie sich durchaus intakte Chancen ausrechnet, hat sie darauf verzichtet, ihren Suppleantensitz zu verteidigen und setzt nun voll auf einen Grossratssitz. Die Grünen als Vorreiter Die Grünen gibt es europaweit schon seit über vierzig Jahren. Im Oberwallis tut sich die Partei hingegen noch schwer, so richtig Fuss zu fassen. Weshalb ist dem so? «Bei den Abstimmungen holen wir stets viel mehr Stimmen, als wir bei den Wahlen gewinnen. Ich nenne die Abstimmung über die Raumplanung als Beispiel. Wir waren die einzige Partei im Kanton, die für diese Vorlage war. Rund zwanzig Prozent haben im Wallis die Initiative angenommen. Das ist aber mei- FOTO WB lenweit mehr, als wir jeweils bei den Wahlen abholen», erklärt die Parteipräsidentin. Vielleicht ist auch der Umstand mitverantwortlich, dass viele der typischen Umweltthemen der Grünen längst von anderen Parteien ins Programm übernommen wurden? «Ja, aber es brauchte immer Vorreiter. Nehmen Sie das Frauenstimmrecht. Da musste auch lange gekämpft werden, bis die Männer sich dazu durchrangen, dafür zu stimmen», sagt die Parteipräsidentin. Und sicher sei auch die Rückkehr des Wolfs dem Image der Grünen im Oberwallis alles andere als zuträglich. «Doch weshalb sollten wir unsere Sympathie für den Wolf verhehlen? Auch im Oberwallis gibt es viele Leute, die für den Wolf sind», sagt sie. wek KOLUMNE 1517 (3) Wir sahen letztmals, dass nicht (nur) grosse Glaubensfragen oder theologische Spitzfindigkeiten über Gedeih und Verderben des reformatorischen Impetus entschieden. Druck und Durchbruch der Bewegung gingen auch vom «Volk» und dessen recht weltlichen Beweggründen aus. Und natürlich von der classe politique und jenen, die gerne dazugehört hätten. Mit im Spiel waren also auch sozialgeschichtliche Momente und politische Intentionen der Akteure. Etwa, dass man sich des bisherigen Stadtherrn entledigen konnte (den Bischof oder die Äbtissin verjagen und selber regieren). Oder dass eine Stadtbehörde die Rechtsprechung an sich reissen wollte (selber die Macht ausüben, kontrollieren und abkassieren). Und dass die Übernahme der Güter und Vermögen von Kirchen und Klöstern lockte (restrukturieren und hemmungslos alle Gewinne einstreichen – kennen wir das?). Damit stelle ich keineswegs in Abrede, dass der neue Glaube nicht auch dank seiner Überzeugungskraft auf erstaunlich rasche Annahme fiel, wie Hans Trümpy bei der Untersuchung der Reformation als Innovation feststellte. Nun gelangte aber die Reformation nicht überall in der damaligen Schweiz zum Durchbruch. Solothurn, Luzern, die Innerschweizer Orte und weitere Gebiete der Eidgenossenschaft blieben beim alten Glauben – weil sie konservativ waren? Aber weshalb waren sie das? Die leere Worthülle «konservativ» erklärt dies nicht. Da wirkten im Hintergrund gleich mehrere Faktoren. In den Landorten, und das war bis in die einzelnen Gemeinden hinein so, kontrollierten die Behörden die Kirche bereits einigermassen; die Kirche war hier nicht so verselbstständigt wie in den Städten. Folglich war es obsolet, hier organisatorisch alles auf den Kopf zu stellen und neu eine linientreue Staatskirche à la Reformation zu errichten. Die Obrigkeit der katholischen Orte verzichtete aber auch darum auf die Reformation, ja schätzte sie als gefährlich ein, weil ihre radikalen Forderungen denjenigen der Bauernkriege nahestanden – Revolten! Das möge der Herr verhindern… Auch der alte Stadt-Land-Konflikt war noch nicht ausgestanden und die ländlichen Regionen riskierten, mit der Übernahme des neuen Glaubens noch mehr unter die Dominanz der Städte zu geraten. Und das nun wollten auf dem Lande weder Herr noch Knecht. Und war da, last but not least, nicht noch etwas mit der Kriegsmaterialausfuhr? Diese erfolgte damals mitsamt Personal. Die eidgenössischen Söldner zählten zu den gesuchtesten europaweit. Selbst vom Papst war man für die militärischen Einsätze immer wieder fürstlich belohnt worden, mit barer Münze und seidenen Bannern. Und wenn wir schon vom Säbelrasseln sprechen: Auch das grosse Habsburg blieb katholisch – ja Herrgott noch mal: Musste man denn diesen starken Nachbarn Werner Bellwald [email protected] unbedingt provozieren, wo man ihn endlich zum Lande hinausgeworfen hatte und einigermassen Ruhe eingekehrt war? Und logo konnten die Salonreformatoren der grossen Städte, wo fette Krämerärsche auf Säcken voller Gewürze und auf brokatenen Tuchrollen sassen, die Nase über den Solddienst rümpfen. Dort blühten Handel und Gewerbe. Was aber war hier, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen? So weit, so gut. Wir haben nun das eine oder andere über die Reformation, ihren Erfolg und ihren Misserfolg erzählt, haben den grossen Rahmen abgesteckt und beginnen zu begreifen. Aber wir wissen immer noch nicht genau, was hier im Wallis alles abging. Literatur zu dieser wikipediafreien Kolumne Hans Trümpy: Die Reformation als volkskundliches Problem. In: Kontakte und Grenzen. Probleme der Volks-, Kultur- und Sozialforschung. In: Festschrift für Gerhard Heilfurth zum 60. Geburtstag. Göttingen 1969, S. 249ff. Thomas Maissen: Geschichte der Schweiz. Baden 2010. Werner Bellwald ist Kulturwissenschafter
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