Donnerstag, 10. März 2016, 9.00 Uhr Variation in der Phonologie des Deutschen am Beispiel von Allophonien Caroline Féry (Frankfurt) Die Variation in der Phonologie ist lange ein Thema gewesen, das – oft als sogenannte externe Variation – ausschließlich in der soziolinguistischen Literatur behandelt wurde. Der Grund dafür ist in der relativen Gewichtung der Faktoren (als Variablen ausgedrückt) zu suchen, die die Variationen auslösen und die mit dem Formalismus der regelbasierten Phonologie inkompatibel waren. Die interne Variation beruht auf morphologischen und lexikalischen Faktoren. Der Lexikalischen Phonologie zufolge (Kiparsky 1985) können nur post-lexikalische Regeln optional sein, wie die Assimilation der Artikulationsstelle bei (koronalen) nasalen Konsonanten illustriert. Morphemintern ist die Assimilation obligatorisch und nicht-variabel, vgl. E[n]te und Ba[ŋ]k; über Morphemgrenzen hinweg ist sie dagegen optional, a[n]/[ŋ]kommen, sei[n]/[ŋ] Kind (Kohler 1977). Manche sehen in post-lexikalischen Prozessen das Ergebnis phonetischer Implementierung. Diese einfache Zweiteilung in phonologisch/lexikalisch/obligatorisch vs. phonetisch/post-lexikalisch/optional ist letztlich Theorie geleitet und hält keiner Prüfung anhand der Daten stand. Mit der Einführung der Optimalitätstheorie stand auf einmal ein theoretischer Rahmen zur Verfügung, der Variation und Optionalität erklären konnte und in dem Probabilität modelliert werden konnte. In meinem Vortrag werde ich diese theoretische Entwicklung anhand von segmentalen allophonischen Variationen illustrieren. Allophonien können kontext-sensitiv (ich-ach Laut), kontextinsensitiv (Auslautverhärtung) oder ‘frei’ sein. Zu prüfen ist, ob die Variation zwischen palatalem [ç], palato-alveolarem [∫] und alveolopalatalem [ɕ] in manchen Dialekten frei ist. Dasselbe gilt für die Alternation zwischen [ŋk] or [ŋ] am Ende eines Worts (wie Zeitung oder lang). Literatur Kiparsky, Paul (1985): Some consequences of lexical phonology. Phonology Yearbook 2, S. 85-138. Kohler, Klaus J. (1977): Einführung in die Phonetik des Deutschen. Berlin: Erich Schmidt Verlag.
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